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Töne verachtend, die Nothwendigkeit einer innigen Verknüpfung reinmenschlicher Empfindung und der Fabel selbst mit seinen Tönen einsah. Von jener Herrscherhöhe, auf welcher sich der gemeine Musikus brüstet, daß die Poesie seiner Kunst diene, stieg er hinab und ließ, soweit es der Geschmack der Nation, für die er in Lönen dichtete, zuließ, den Worten der Empfindung, der Handlung selbst seine Töne nur dienen. Er hat Nacheiferer; und vielleicht eifert ihm bald jemand vor. Daß er nämlich die ganze Bude des zerschnits tenen und zerfeßten Opern Klingklangs umwerfe, und ein Odeum aufrichte, ein zusammenhangend lys risches Gebäude, in welchem Poesie, Musik, Action, Decoration Eins sind.

Bei den Griechen war die ganze Sprache Gesang, (ueλoo;) in die kleinsten Theile und Wortfügungen derselben, in die verschlungensten Gänge der poetis schen Erzählung erstreckte sich die eben so verschlun, gene Kunst des Rhythmus und der Metrik. Leset Pindar, Aeschylus, ja alle tragische und komische Chore. Wer Eurer getrauet sich, verschlungene Ers zählungen solcher Art mit Wirkung zu componiren? Die Griechen thatens, und mit großer Wirkung. Euch müssen die Empfindungen abgerupft und ausge, pflückt in die sanftesten Perioden verfaßt oder in eins zelnen Worten als Interjectionen aufgetragen wers Das mio ben, das Idolo mio, mia sposa oder die fedeltà, il fà, felici, amici u. f. Die Au

den.

Au- und Wau Wau- Arien, die Niese- und stummen Hum: Hum, Dumm Dumm Duetto,

auch die Liedchen:

Hurre, Rädchen, hurre,

Schnurre, Mädchen, schnurre,

habt ihr so gern! Vor allen die Liebeszotteleien

Reich mir dein Händchen,

O füßes Pfändchen,

Gib mir dein Mündchen,

O süßes Kindchen u. f.

In wie anmuthsreichen Zeiten leben wir in züchtigs unzüchtigen musikalisch - theatralischen Zeiten, da der Tonkünstler seine musikalischen Gedanken und Em. pfindungen, Mir nichts, Dir nichts, jedem Unsinn anpasset, und der decorirte Schauspieler sein Gieb mir ein Schmäßchen,

O Du mein Kätzchen,
Gieb mir ein Mäulchen,

Du mein Eulchen

ohne alles Erröthen singt, indeß Parterre und Gales rieen in Empfindungen lieblicher Töne zerschmelzen.

Wie wäre es, wenn wir eine Olla Potrida sols cher musikalischer Gedanken und Empfindungen unsrer neuesten deutschen Oper zur Probe gåben? Groß kann sie nicht werden: denn in jeder sind fast dieselben Worte, dieselben Reime. Auch mag ja jede suppliren. daß sie gegeben, werden kann yo wers den muß! So entweih sind Sprache und Töne!

Olla Potrida

musikalischer Gedanken und Empfindungen;

oder

die neueste Deutsche Oper.

Ouverture.

Der Musika zu Ehren

Läßt das Orchester sich hören:

Denn Decorationen,

Processionen,

Zartaren, Janitscharen,

Kalmuken und Husaren,

Völker aus allen Zonen
Werden dort ziehn und thronen.

Wohlauf, ihr Geigen,

Zum Schwirren und Steigen!

Wohlauf, Trompeten,

Zu morden und tädten,

Und ihr Posaunen,

Zum Staunen!

Auch ihr Schalmeien,

Müsset drein schreien

Hobo❜n, Hoboen,

Quiecken und drohen,

Die Flöte klagt,

Das Hifthorn jagt,

Der Brummbaß brummt,

Auf der Vorhang! Klass! Alles verstummt. •ng!

Erste Scene.

Duett.

1. In lieblichen Flammen

Treten wir zusammen. 2. Zusammen,

In Flammen,

1. Herzlich,

2. Schmerzlich.

1. O süßer Schmerz 2. O süßes Herz!. 1. Schmachtend, sehnend, 2. Seufzend, thrånend. 1. 2. O Liebespein!

1. Muß es so seyn?

2. Es muß so seyr.

1. So geb' ich mich darein.

I. 2. Darein.

3 weite Scene.

Zerzett,

3. Die Liebe fodert Kraft und Muth,

So wie der dürre Zunder Glut.

Hier Stahl! hier Stein! hier Stein! hier

Ping, pang!

Stahl!

Twing, twang! (Genau accompagniret.)

Da brennt das Zünderlein!

1. 2. Zünderlein!

Ach da brennt das Zünderlein. 1. Wohlan! Ich habe Muth!

2. Wohlan! Ich habe Glut! 1. Frischen Muth!

2. Junges Flut!

3. Send auf der Hut!

I. 2. Schon gut! schon gut!

Wuth! (Ein fchrecklich • wütender Käufer erhebt sich im ganzen Orchester. Die Liebeswuth bei der Liebenden schildernd. Der Vorhang fällt.)

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1. Lieschen, wie heißt Du?

2. Hånschen, wie beißt Du!

Wie beißt Du. (Alle Instrumente drücken den Lie,

besbiß schmerzlich aus; die Sän.

gerin cadenzt ihn entzückend.)

1. Es war nur Scherz.

2. Nur Scherz? (Ein schrecklicher Zank erhebt sich

Sextett.

auf der Bühne und durch alle In strumente. Die Nachbarn samm len sich allmählich.)

I. O welch ein Lårmen.

2. Ich beschwöre den Himmel!
I. welch ein Schwärmen!
2. Welch ein Getümmel.

3. Hört ihr die Lüfte pfeifen?

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