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des

sechzehnten Jahrhunderts.

Mit Einleitungen und Worterklärungen.

Herausgegeben

bon

Karl Goedeke und Julius Tittmann.

Achtzehnter Band.

Dichtungen von D. Martin Luther.

Leipzig:

F. A. Brockhaus.

1883.

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Lebensbild Luther's.

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Martin Luther, der thüringische Bergmannssohn, der erfurter Student und Augustinermönch, der wittenberger Professor und Doctor der Theologie, der deutsche Bibelübersetzer und Kirchenreformator, bezeichnet wie in der abendländischen Kirchen- und Culturgeschichte so auch in der Geschichte der deutschen Sprache, Poesie und Literatur den Anfang einer neuen Epoche.

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Luther's Leben und Luther's Theologie ist seit nahezu vier Jahrhunderten und ist insbesondere in den letzten Jahrzehnten der Gegenstand so eingehender Untersuchungen und so zahlreicher Darstellungen gewesen, daß es für unsere Zwecke genügt, die Hauptdaten seines Lebens kurz zusammenzustellen, um daran eine Betrachtung seiner literaturgeschichtlichen Bedeutung zu knüpfen.

* Siehe: Julius Köstlin, Martin Luther. Sein Leben und seine Schriften. Zweite, nen durchgearbeitete Auflage (Elberfeld 1883), 2 Bde.; Luther's Theologie in ihrer geschichtlichen Entwickelung und ihrem innern Zusammenhang dargestellt. Zweite Ausgabe (Stuttgart 1883); die ältere Literatur verzeichnet bei E. G. Vogel, Bibliotheca biographica Lutherana, 1851.

I. Luther's Leben.

I. Luther's Leben zerfällt in drei Hauptabschnitte:

1. die Zeit der Vorbereitung 1483—1517;

2. die Zeit der großen reformatorischen Zeugnisse 1517—21; 3. die Zeit des Kämpfens und Bauens 1521-46.

1. Geboren den 10. November 1483 zu Eisleben in der Grafschaft Mansfeld, aus schlichtem, aber ehrbarem biirgerlichem Geschlecht, als Sohn des Bergmanns Hans Luder (Ludher, Lüder=Chlotachar) aus Möhra bei Salzungen und seiner Ehefrau Margarethe geborenen Ziegler, aufgewachsen in Mansfeld unter strenger älterlicher Zucht und unter mancherlei Entbehrungen, erhielt er seine Vorbildung zuerst auf der Schule zu Mansfeld, dann bei den Nollbrüdern zu Magdeburg 1497, zuletzt seit 1498 zu Eisenach, wo er als Currend- oder Singschüler anfangs kümmerlich sich fortbringt, aber durch Fleiß und Talent schöne Kenntnisse sich erwirbt und freundliche Gönner (besonders im Hause der Frau Urfula Cotta) findet. Zum Studium der Humaniora und der Rechte bestimmt, bezog er 1501 die Universität Erfurt. Hier schloß er Freundschaft mit den Humanisten und beschäftigte sich neben dem Studium der Classiker mit scholastischer Philosophie, worin die beiden Nominalisten Jodokus Trutvetter aus Eisenach und Barth. Arnoldi aus Usingen seine Lehrer waren. Bald nachdem er die Magisterwürde erlangt (1505), trat er infolge eines plöglichen Entschlusses und eines in der Todesangst ausgesprochenen Gelübdes ohne Wissen und gegen den Willen seines Vaters ins Augustiner - Eremitenkloster zu Erfurt ein (17. Juli 1505): „er wollte fromm werden und einen gnädigen Gott kriegen.“

Den Herzensfrieden, den er im Kloster suchte, fand er nicht, trotz seines übertriebenen Eifers in allen Werken mönchischer Askese und trotz der Priesterweihe, die er 1507 em= pfängt. Vielmehr steigert sich seine Seelenangst mitunter

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