Vorrhede D. Mart. Luth. Der revj. Psalm spricht, Singet dem HERRN ein neues lied, Singet dem HERrn alle welt1. Es war im alten Testament unter dem Gesetz Mose der Gottes dienst fast schwer und mühselig, da sie so viel und mancherlei Opfer thun musten, von allem, das sie hatten, beide zu hause und zu felde. Welchs das volk, so da faul und geizig war, gar ungerne that, oder alles um zeitlichs genießes willen that, Wie der prophet Maleachi am j. sagt, Wer ist unter euch, der umsonst eine thür zuschließe oder ein liecht auf meinem Altar anzünde? Wo aber ein solch faul unwillig herze ist, da kan gar nichts oder nichts guts gesungen werden. Frölich und lustig muß herz und mut sein, wo man singen fol. Darum hat Gott solchen faulen und unwilligen Gottes dienst faren lassen, wie er daselbst weiter spricht, Ich habe kein lust zu euch, spricht der HERR Zebaoth, und euer speisopfer gefallen mir nicht von euern henden. Denn vom aufgang der Sonnen bis zu ihrem nidergang ist mein Name herrlich unter den heiden, und an allen orten wird meinem Namen reuchwerk geopfert und ein rein speisopfer, denn groß ist mein Name unter den heiden, spricht der HERR Zebaoth. Also ist nu im neuen Testament ein besser Gotts dienst, davon hie der Psalm sagt, Singet dem HERRN ein neues lied, Singet dem HERRN alle welt. Denn Gott hat unser herz und mut frölich gemacht durch seinen lieben Son, welchen er für uns gegeben hat zur erlösung von sunden, tod und 1 alle welt; in der ersten Ausgabe des Psalters 1524: alle land. Teufel. Wer solchs mit ernst glaubet, der kans nicht lassen, er muß frölich und mit lust davon singen und sagen, das es andere auch hören und herzu komen. Wer aber nicht davon singen und sagen wil, das ist ein zeichen, das ers nicht gleubet und nicht ins neu fröliche Testament, sondern unter das alte, faule, unlustige Testament gehöret. Darum thun die drucker sehr wol dran, das sie gute lieder vleißig drucken und mit allerlei zierde den leuten angeneme machen, damit sie zu solcher freude des glaubens gereizet werden und gerne singen. Wie denn dieser druck Valentin Babsts sehr lustig zugericht ist. Gott gebe, das damit dem Römischen. Babst, der nichts denn heulen, trauren und leid in aller welt hat angericht durch seine verdamte, untregliche und leidige geseße, großer abbruch und schaden geschehe. Amen. Ich muß aber das auch vermanen, das lied, so man zum grabe singet, Nu laßt uns den leib begraben, füret meinen namen, aber es ist nicht mein und sol mein name hinfurt davon gethan sein. Nicht das ichs verwerfe, denn es gefellet mir sehr wol, und hat ein guter Poet gemacht, genant Johannes Weis1, on das er ein wenig geschwermet hat am Sacrament, Sondern ich wil niemand sein erbeit mir zu eigen. Und im De profundis 2 sols also stehn, Des muß dich fürchten jederman. Ist versehen oder ist übermeistert, das fast 3 in Büchern stehet, Des muß sich fürchten jederman. Vt timearis. Denn es ist Ebreisch geredt, wie Mat. rv. Vergeblich fürchten sie mich mit menschen lere. Und Pfal. riiij. und Psal. liij. Sie rufen den HERRN nicht an, da fürchten sie, da nicht zu fürchten ist. Das ist, sie können viel demut, bucken und tucken a in irem Gottes dienst, da ich keinen Gottes dienst wil haben. Also ist hie auch die meinung, Weil sonst nirgend vergebung der sunden zu finden ist, denn bei dir, So müssen sie wol alle abgötterei faren lassen und thuns gern, das sie sich für dir bucken, tucken, zum creuz kriechen und allein dich in ehren halten und zu dir zuflucht haben und dir dienen, als die deiner gnaden leben und nicht irer eigen gerechtigkeit 2c. 1 Johannes Weis, d. i. Michael Weisse, dessen Gedicht bei Nr. 80; Luther hat dasselbe überarbeitet. 2 Nr. 28, 2. 3 fast, sehr, häufig. Schöber (Erster Beytrag S. 99) meint, es müsse heißen: fast in allen Büchern. - 4tuden, ducken. |