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zu worten komen ließen. Denn das urteil schon geschlossen war, das sie den guten Henricum brennen wolten. Beschieden sie sich zusamen auf den andern tag nach Conceptionis gen Hemmingstet, ein halbe meil von Meldorf, und belegten mit vleiß die straßen zu Meldorf, auf das sie niemand warnet, ward auch verordnet, das auf allen dorfen, als die nacht kam und man Ave Maria leutet, so zusamen kemen, und kamen zusamen bei die fünf hundert bauren. Als sie nun zusamen komen waren, ward offentlich angezeigt, aus was ursach sie gerufen weren, denn niemand on die haubtleut wusten die ursach und was sie thun solten. Als der gemein man das höret, wolten sie zurücke ziehen und solche böse that nicht begeben. Aber die haubtleut geboten in bei leib und gut, fortzuziehen, hatten auch gesoffen daselbs drei tunnen Hamburger bier, das sie deste mütiger weren, und kamen in der mitternacht um rij schlege mit gewapenter hand gen Meldorf.

Die Jacobiter oder Predigermünch gaben in liecht und fackeln, das sie ja sehen künden und der gute Henricus nicht entlaufen künde. Hatten auch einen verreter bei sich mit namen Hennigshans, welcher alle ding verraten hatte. Fielen mit gewalt in die pfarr, zuschlugen alles, was da war, als der vollen unsinnigen bauren gewonheit ist, kannen, kessel, kleider, becher. Was sie aber funden von silber und gold, namen sie mit. Fielen auch zu dem pfarrer ein mit gewalt, hiewen und stachen und schrieen, schlah todt, schlah todt. Eins teils stießen in auf die straße nackend in den dreck und namen in gefangen, er solte mit in gehn. Das ander teil schrei, man solt in gehn lassen, denn sie hetten keinen befehl in zu fangen. Darnach als sie iren mutwillen mit dem pfarrer geübt hatten, fielen sie zu dem guten bruder Henrich ein und namen ihn nacket aus dem bette, schlugen, stachen wie die unsinnigen vollen bauren und bunden seine hende fast hart auf den rucken, zogen und stießen in also lange, das auch Peter Nannen mit barmherzigkeit bewegt, der sonst ein giftiger feind des wort Gottes war, und sagt, das man in gehn ließe, er würde wol volgen. Bevolhen in Balke Johan zu leiten, der in mer schleppet, denn furte. Als sie in gen Hemmingstet brachten, fragten sie in, wie er ins land komen were und was er da suchte. Antwort er in freundlich mit der warheit, das sie auch bewegt wurden und riefen, nur weg mit im, wo wir lange in höreten, würden wir mit ihm kezer werden.

Do begerte er, das man in auf ein pferd seßen wolt, denn er sehr müde und matt war und seine füße im ganz wund waren, denn er in dem kalten und eise die nacht nackent und barfuß gegangen und gefüret war. Als sie das höreten, spotten sie und verlachten in, und sprachen, ob man dem kezer pferde halten soll, er müste doch wol laufen. Schlepten in also dic nacht bis zu der Heyde, da brachten sie in in eines mans haus mit namen Raldenes und wolten im einen stock mit eisern ketten angehenget haben. Aber der hausvater hatte mitleiden und wolt solchs nicht leiden. Da er iren mutwillen nicht wolt gestatten, brachten sie den guten Henrich in eins pfaffen haus, mit namen herr Reimer Hozeken, ein diener des Officials von Hamburg, schlossen in in einen keller und gaben in den vollen bauren zu verwaren, die in fortan die ganze nacht verspotteten und verhöneten. Unter andern kam zu im herr Simon, pfarrer von Aldenworden, und herr Christian, pfarrer von der Neuenkirchen, beide fast ungelerte vervolger des wort Gottes, frageten in, aus was ursach er das heilige kleid abgelegt hette, welchen er freuntlich aus der schrift antworte, aber sie verstundens nicht, was er saget.

Kam auch zu im M. Günter, fraget in, ob er wolt lieber an den Bischof von Bremen geschickt sein, oder lieber in Diedmar seinen lohn empfangen. Antwort Henricus, hab ich was unchristlichs geleret oder gehandelt, künden sie mich wol darum strafen, der wille Gottes geschehe. Antwort M. Günter, höret, lieben freunde, er wil in Diedmar sterben. Aber das volk in gemeine warteten die ganze nacht ires saufens. Des morgens um achte giengen sie auf dem markt zu rate, was in zu thun stünde. Da riefen die vollen bauren, imer verbrent, zum feuer zu, so werden wir heute von Gott und den leuten ere gewinnen, denn je lenger wir in leben lassen, je mer er mit seiner keßerei verkert. Was hilft vil langs bedenken, er muß doch sterben. Also ward der gute Henrich unverhört zum feuer verdamt.

Darnach ward ausgerufen, alle die in hetten helfen fangen, solten mit irer were mit zum feuer hin ausziehen. Da waren auch die grauen münch oder barfuser, sterkten die armen leute und sprachen, itund geht ir der sachen recht nach, und heßten das arme elende trunken volk. Do namen sie in und bunden in mit hals, füße und henden, fürten in mit großem geschrei zu dem feuer. Als dis geschach stund ein frau in irer hausthür und sah dieses elend und jamer und begund bitterlich zu Luther.

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weinen, sagt der gute Henrich zu ir, Liebe frau weinet nicht über mich. Als er an die statt kam, da das feuer bereit war, saß er nider für großer schwachheit. Da kam der vogt, Schösser Waes, durch gelt dazu erkauft, als man gleublich saget, verdamt den guten bruder Henrich mit diesem sentenz oder urteil zum feuer, Dieser böswicht hat geprediget wider die mutter Gottes und wider den Christenglauben, aus welcher ursach ich in verurteile, von wegen meines gnedigen herren Bischofen von Bremen, zum feuer. Antwort der gute bruder Henrich, Das hab ich nicht gethan, doch HERR dein wille geschehe. Warf auf seine augen in den himel und sprach, HERR_vergib inen, denn sie wissen nicht, was sie thun, dein name ist allein heilig, himlischer vater. Da gieng hinzu ein gute christliche fraue, Claus Jungen frau mit weibs namen, ein schwester Peter Nannen, wonhaftig zu Meldorf, für das feuer und erbot sich, man solt sie zur staupen schlagen, auf das ir zorn gebüßet würde, darzu wolt sie tausent gülden geben, man solt den man nur wider einseyen bis auf den nehsten montag, das er von dem ganzen lande verhöret würde und dann verbrant. Do sie das hörten, wurden sie rasend und unsinnig und schlugen die frauen zu der erden, traten sie mit füßen, schlugen mit aller gewalt den guten merterer Christi, einer schlug in mit einem stostegen in den hirnschedel, aber Johan Holm von der Neuenkirchen schlug in mit einem fausthamer, die andern stachen in in seine seiten, in den rucken, in die armen, wo sie in nur erreichen kunden und nicht einmal, sondern als oft er begund zu reden.

Do ermanet und hezet das volk M. Günter und rief sie an und sprach, Frei zu, ir lieben gesellen, hie wonet Gott bei. Darnach brachte der selbig M. Günter einen ungelerten grauen münch zu im, das er beichten solt. Sprach aber zu im der merterer Christi, Bruder hab ich dir auch je was zu leide gethan oder je erzürnet? Antwort der münch, Nein. Sprach zu im der gute bruder Henrich, Was sol ich dir denn beichten? das du mir vergeben soltest. Da schemte sich der graue münch und trat zuruck. Das feuer aber wolt nicht brennen, wie oft sie es anzündeten. Nichts weniger übten sie iren mutwillen an im und schlugen in mit helbarten und spießen. Das verzog sich wol zwo stunde lang, in welcher zeit er in seinem hemd nackend für den bauren stund mit aufgehaben augen in den himel. Zulet kriegen sie eine große leiter, auf welche sie in fast hart bunden, auf das sie in in das feuer würfen. Da hub der gute

merterer Christi an, seinen glauben zu sprechen. Schlug aber einer her mit einer faust in sein maul und sprach zu im, er solt erst brennen, darnach möcht er lesen, was er wolt. Do trat einer mit eim fuß auf seine brust und band in also hart an einen sprüssen an seinen hals, das im maul und nase blute auf das er ersticken solte, denn er sah, das er von so viel wunden nicht sterben kunde.

Darnach richten sie in auf mit der leiter, da seßt einer die hellebarten an die leitern, die selbige helfen aufzurichten, denn das land keinen scharfrichter hat, da gleit der hellebart von der leitern ab und durchstach den heiligen merterer mitten durch, warfen also den guten man mit der leitern auf das holz, aber die leiter sprang zu der seiten ab. Da lief zu Johan Holm und nam den fausthamer und schlug ihn auf seine brust, also lang, das er starb, das er sich darnach nicht regete. Brieten in also auf den kolen, denn das holz wolt nicht brennen.

Das ist kürzlich die ware historien von dem leiden des heiligen merterers Henrici von Sudphen.

2.

Leonhard Keiser.

Lenhard Keiser ist von redlicher berümter freundschaft geborn zu Rabb vier meil von Passau im landgericht Scherding in Beyern und hat seiner person ein erbars züchtiges leben gefürt, als ein sonderlicher frumer priester, bei jederman darum lieb und wert gehalten. Als er aber zu Wazenkirchen Vicarius war bei sieben jaren (daselbst denn Doctor Perger thumher zu Passau pfarher) und er durch die gnad Gotts unterricht, dem volk die warheit des euangelii anzeigt, ward im sein pfarher, obgenanter Doctor Perger, ungünstig, als keme seine pfarr durch in in abnemen an gelt 2c. Endlich ist er für den bischof zu Passau angetragen 1, auch geladen und ins gefengnis des Officials zu Passau komen, bis an den dritten tag drinnen behalten und im aufgelegt, er solle nimer solcher lere als lutherisch oder euangelisch anhengig sein, nach laut eines langen orginal, so die pfaffen gestellet haben zu Regenspurg.

Nach solchem ist er widerum gen Wazenkirchen komen und an dem stand der pfarr nicht lenger blieben, dann bei einem halben jar 2c.

Als in aber sein gewissen schwerlich trückte, hat er sich aufgemacht und weck gezogen gen Wittemberg und anders, wo er

2. Von Er Lenhard keiser | ynn Beyern vmb des Euan- | gelij willen verbrandt Eine | selige geschicht. | Mart. Luther. | Wittemberg. | M. D. XXVIII. Am Schlusse: Gedruckt zu wittemberg | durch Hans Lufft. 6 Bogen. 4o. Rückseite des Titels u. leztes Blatt leer. (Göttingen. Autogr. Luth. S. 58.) Hier nur Luthers Antheil an der Schrift, die von A 4b bis F ja von Michael Stiefel verfaßt ist und die Acten und die Hinrichtungsgeschichte enthält. Vgl. Luthers Bücher. Wittemb. 1558. 9, 243, wo Luthers Brief an Stiefel (8. Oct. 1527) abgedruckt ist. -1 antragen, beschuldigen, anklagen.

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