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Fachtechnischer und wirtschaftlicher Teil

Redaktion: Kunstgewerblicher Teil: Profeffor Rudolf Rücklin, Leiter der Goldschmiede-Schule, Pforzheim Fachtechnischer Teil: Goldschmied Paul Axthelm, Leipzig Wirtschaftlicher Teil: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig

W

Die „soziale Mission" der Pfandleihgeschäfte.

Jährend sich der deutsche Handelstag in seiner Ausschußsitzung am 4. Dezember damit einverstanden erklärt hat, daß das Vorrecht der öffentlichen Pfandleihanstalten, die ihnen verpfändeten Sachen, auch die gestohlenen, nur gegen Bezahlung des auf die Sache gewährten Darlehns herauszugeben, aufgehoben werden soll, daß Pfandleihanstalten keine neuen Waren in ganzen Posten beleihen dürfen und daß sie in Läden, wo die versetzten Pfänder verkauft werden, keine anderen Waren feilzubieten berechtigt sind, während man also von dieser Seite teilweise die Bestrebungen um Aufhebung der Mißstände im Leihauswesen anerkannt und gefordert hat, haben natürlich auch die bedrohten Pfandleiher einen Vorstoß unternommen und den seinerzeit bahnbrechenden Broschüren des Dr. Rocke und Dr. Grambow eine Schrift entgegengesetzt, welche die Darlegungen der genannten Handelskammersyndici zu widerlegen versucht. Die Broschüre ist im Auftrage des Vereins Breslauer Pfandleiher von dessen Ehrenvorsitzenden E. v. Splitgerber herausgegeben worden, der sich ja von vornherein durch seine Gegenpropaganda der angeblich schwer bedrohten Pfandleiher angenommen hat. Leider hat sich Herr v. Splitgerber diesmal nicht sachlich gehalten, sondern die Schrift gleich mit gehässigen persönlichen Bemerkungen und faden Verdächtigungen eingeleitet. Daß die Schriften Rockes und Grambows aus den Verhandlungen der beiden großen Interessentengruppen der Uhrmacher und Goldschmiede heraus erwachsen sind, gereicht diesen Schriften nur zum Vorteil, denn man darf ihnen infolgedessen praktische Bedeutung beimessen. Die vom,,Verein Breslauer Pfandleiher" aber bei Herrn v. Splitgerber,,bestellte Arbeit" erweckt von vornherein Mißtrauen, weil sie gleich mit vergifteten Pfeilen den Kampf beginnen will. Einen Kampf gegen Windmühlenflügel führt v. Splitgerber, wenn er die Pfandleiher gegen den Vorwurf der Unreellität in Schutz nimmt. Es ist gar keinem Menschen eingefallen, diesen Vorwurf gegen den Stand als solchen zu erheben und es ist nach unserm Dafürhalten ein kindliches Vergnügen, ein Kartenhaus aufzubauen, um es dann mit einigem Eklat umzublasen. Aber Herr v. Splitgerber zeigt auch, daß ihm die Uhren- und Edelmetallwarenfabrikation eine terra incognita ist. Wenn es auch richtig ist, daß der Uhrmacher, wie auch der Goldschmied vorwiegend heute die Waren vom Grossisten beziehen, so erfordert doch die Tätigkeit des Uhrmachers und Goldschmiedes in den Reparaturwerkstätten ein ebenso,,hohes Maß technischen Könnens und Wissens an sich", wie das des Uhrenproduzenten selbst. Um das zu begreifen, muß man freilich über die vier Wände eines Pfandleihgeschäfts hinausgeblickt haben! Im weiteren sucht nun Herr v. Splitgerber sein Mütchen an der Statistik der Rockeschen Broschüre zu kühlen. Da keine amtlichen Erhebungen in Frage kommen, ist es natürlich nicht zu verlangen, daß diese Statistik nun lückenlos und fehlerfrei ist. Es handelte sich ja zumeist nur darum, an

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einzelnen Beispielen zu zeigen, welche soziale Schäden die Leihhäuser für die betreffenden Gewerbezweige mit sich bringen. Daß die eingeholten Auskünfte da nicht immer bis auf das I-Pünktchen richtig waren, kann nur den wundernehmen, der noch nie in der wenig beneidenswerten Lage gewesen ist, privatim Material zu beschaffen. Der Verfasser dieser Zeilen hat an der Beschaffung des Materials für die Enquête in Sachen der Privatbeamtenversicherung mitgearbeitet, und kann ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, die nötigen Auskünfte herbeizuziehen. Vollkommen neben die Scheibe schießt Herr v. Splitgerber, wenn er bei einer Reihe von Mißständen (Uhren-Nepperei, Schwindelauktionen usw.) emphatisch die Pfandleiher in Schutz nehmen will. Bekämpit werden Mißstände im Pfandleihgewerbe" und wenn bei einzelnen dieser Mißstände der Verfasser bemerkt, daß die Pfandleiher sich selbst freuen würden, wenn sie beseitigt würden, nun, so kann man ja nur ein Triumvirat Rocke-GrambowSplitgerber konstatieren! Man versteht aber nicht, warum sich trotzdem bei dem letzten der Triumviren die Haare sträuben. Eine Überraschung hat jedenfalls die Auskunft der Berliner Lombard-Anstalt vom 22. September 1905 gebracht, wonach bei ihr die Inhaber von Uhren-Engrosgeschäften nicht als Verkäufer, wie Dr. Rocke angenommen hatte, sondern als Käufer aus- und eingehen, was wir vorläufig noch immer in Zweifel ziehen, solange keine Beweise angegeben werden. In den Ausführungen über den Versatz neuer Waren stellt Herr v. Splitgerber einfach Behauptung gegen Behauptung und es erübrigt sich daher, hierauf näher einzugehen. Wenn Dr. Rocke es als ein Mangel im Schätzungswesen bezeichnet, daß Uhren nicht von Uhrmachern taxiert werden, so ist das mit Rücksicht auf die vielen Miẞtaxationen geschehen, und der Einwand Splitgerbers, daß dies unnötig sei, weil die Uhrmacher ja nicht mehr wirkliche Uhrmacher seien, ist schon oben in seiner Haltlosigkeit zurückgewiesen worden. Über die Daseinsberechtigung der Leihhäuser ist Verfasser dieses nicht derselben Meinung wie Dr. Rocke. Wir halten die Leihhäuser für eine wirtschaftliche Einrichtung, die oft Existenzen erhält, denen ohne sie der Lebensnerv durchschnitten würde. Doch hätten wir erwartet, daß in dieser Hinsicht die Schrift v. Splitgerbers nach ihrem pompösen Titel eingehender gehalten sein würde. Über die ,,Soziale Mission" der Pfandleihgeschäfte bekommen wir recht wenig zu hören. Es schwimmen nur ein paar Fettaugen auf der ganzen Suppe! Im zweiten Teil wendet sich v. Splitgerber gegen die Broschüre Dr. Grambows. Hier ist es hauptsächlich die Forderung, daß neue Waren nicht beliehen werden dürfen, welche v. Splitgerber bekämpft, indem er hervorhebt, daß durch diese Beleihung oft ein bedrängter Goldschmied vor dem Ruin bewahrt bleibe. Auch würde nach seiner Ansicht das Verbot nichts nützen, da es ,,Partiekäufer" genug gibt, in deren Hände dann die Waren wandern und für den Grossisten unwiderbring

lich verloren sein würden. Auch die Ausführungen Dr. Grambows über die Nachteile, welche Pfänderauktionen bringen, wenn der Inhaber der Pfandleihanstalt zugleich mit Waren gleicher Art handelt, bestreitet der Verfasser. Vollständig verfehlt ist die Abwehr auf den Vorwurf, daß in Pfandleihgeschäften Hehlerei und Wucher ihren Sitz haben. Die Gerichtsverhandlungen im Reiche haben uns gelehrt, daß sich leider sehr, sehr viele Pfandleiher leicht vom Pfade der Tugend ablenken lassen, wenn ihnen ein vorteilhaftes Geschäft winkt. Dieses ist gerichtsnotorisch und darüber ist nicht zu disputieren. Gegen den Vorschlag Dr. v. Grambows, die Beleihung von Waren der Edelmetallbranchen dem Bankier vorzubehalten, wendet der Verfasser ein, daß dadurch eine Besserung der Lage nicht einträte, da auch der Bankier bei seinen Informationen nicht weiter gehen werde als der Pfandleiher, der es in seiner Stellung gewissenhaft versucht. Auch bestreitet er die Notwendigkelt einer Verschärfung der Vorschriften über die Legitimation der Versetzenden. Aber

dies geschieht nur, um den Pfandleiher gegen Unbequemlichkeiten zu schützen, die er aber in seiner Stellung mit in Kauf nehmen muß. Werden keine Kautelen gegen die Mißstände im Pfandleihwesen geschaffen, so kann man allerdings so weit kommen, wie der Vorschlag, der im Handelstag auftauchte: Völliges Verbot der privaten Leihhäuser zu gunsten kommunaler Anstalten! Das heißt aber vorläufig das Kind mit dem Bade ausschütten! Eigenartig berührt es, daß die Entgegnung auf die Rocke-Grabowschen Vorschläge gerade aus Breslau kommt, der Stadt, in welcher der neueste Leihhaus - Skandal von sich reden macht, der allerdings das dortige Stadtleihamt betrifft. Man brachte dort ein Paar Knöpfe mit Perlen, die der Taxator auf 16 Mk. schätzte und auf die 12 Mk. gegeben wurden. In der Auktion gingen sie zum Taxwert weg, obwohl sie 600 Mk. wert waren. Der Taxator ist natürlich entlassen worden. Zeigt das aber nicht, wie berechtigt es ist, wenn man Sachverständige für die Taxationen fordert!

I".

Die Beschäftigungs- und Lohnverhältnisse der Arbeitnehmer in der Hanauer Edelmetall- und Edelstein-Industrie.

II. (Schluß.)

In der Silberwarenindustrie hat sich Dr. Grambows Untersuchung auf 670 Personen erstreckt, die sich auf 19 Betriebe verteilten. Es waren beschäftigt:

Betrieben mit bis je 5 Personen

Person in

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Man sieht aus diesen Zahlen, daß sich auch in der Silberwarenfabrikation heraus kein Bestreben zur Bildung von Großbetrieben oder zur Konzentration geltend macht. Auch die Lehrlingsverhältnisse sind nach Dr. Grambows Ausführungen in den Silberwarenfabriken günstige. Wenn die Lehrlingszahl eine besonders hohe ist, so hat dies darin seinen Grund, daß es sich in der Silberwarenfabrikation um eine größere Anzahl verschiedenartiger Arbeitsfunktionen handelt, als in der Goldbranche. Man muß Heimarbeiter, Monteure, Ziseleure, Silberarbeiter, Former, Drucker, Polierer und Schleifer unterscheiden, während unter den Goldarbeitern nur Bijoutiers, Goldschmiede, Fasser, Kettenmacher und Graveure mit Spezialbeschäftigungen in Frage kommen. Die Dauer der Beschäftigung bei ein und demselben Unternehmer war auch hier eine erfreuliche und sprach für die Herausbildung eines festen Arbeiterstammes, wenn auch das Verhältnis nicht so günstig war wie in der Goldwarenbranche.

Was die Lohnverhältnisse anbelangt, so verdienten von den Arbeitern

39 oder 7,5% mehr als 1500 Mk.
41,6% von 1000-1500
19,8%

216

103

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650-1000

31,1% weniger als 650

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Der Durchschnittsverdienst war für Kabinettmeister 2450 Mk., Silberschmiede 1200 Mk., Ziseleure 1240 Mk., Silberarbeiter 1150 Mk., Former 1290 Mk., Schleifer 1045 Mk., Drucker 1590 Mk., Hilfsarbeiter I 1170 Mk., Hilfsarbeiter II 890 Mk., Ausläufer 900 Mk., Lehrlinge 220 Mk., Polisseusen 780 Mk. Wenn man

nun weiter sieht, daß die Höchstverdienste bei den Kabinettmeistern sich auf 3300 Mk., bei Ziseleuren auf 2680 Mk., bei Silberschmieden auf 1993 Mk., bei Silberarbeitern auf 1806 Mk., bei Formern auf 1768 Mk., bei Polisseusen auf 947 Mk. usw. belaufen (die Pfennige haben wir weggelassen), so wird man zugeben müssen, daß auch hier die Lohnverhältnisse angemessene sind. Kommt ein Kabinettmeister doch durchschnittlich auf 8,14 Mk. pro Tag, ein Silberschmied auf 3,91 Mk., ein Ziseleur auf 3,94 Mk. usw.

Die dritte Abteilung des Werkes faßt die Verhältnisse der Arbeitnehmer in der Edelsteinschleiferei ins Auge. Hier erstrecken sich die Erhebungen auf 257 Arbeitnehmer. Es herrscht durchweg die Form der Kleinbetriebe vor, und nur ein Betrieb erhebt sich mit 56 Personen über die untere Grenze des Mittelbetriebes. Die Zahl der Lehrlinge findet Dr. Grambow in dieser Branche niedrig. Es herrscht ein ausgesprochener Mangel an Lehrkräften in der Diamantenschleiferei, der im Interesse dieses Industriezweiges sehr zu beklagen ist. „Um einen dauernd ausreichenden Nachwuchs zu sichern," sagt Dr. Grambow, ,,muß jedenfalls eine weitere Vermehrung der Lehrlingszahl als wünschenswert bezeichnet werden, zumal bei der starken Beschäftigung dieser Branche ein Unterbieten der Löhne dann nicht zu erwarten sein dürfte. Auch die Stündigkeitsverhältnisse sind in der Schleiferei nicht so vorteilhafte wie in der Gold- und Silberwarenbranche. Von den Schleifern verdienten 12 mehr als 2050 Mk. 53 von 1500-2000 1200-1500 99 900-1200 62 weniger als 900

53

28

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Durchschnittlich wurden bezahlt für Leiter 3000 Mk., Schleifer 1540 Mk., Steingraveure 1850 Mk., Ausläufer 900 Mk., Lehrlinge 220 Mk. und Arbeiterinnen 750 Mk. Als höchste Verdienste kommen in Frage bei Leitern 3600 Mk., Schleifern 2377 Mk., Steingraveuren 2313 Mk., Ausläufer 1049 Mk., Lehrlinge 294 Mk. und Arbeiterinnen 890 Mk. Es verdienten durchschnittlich pro Tag Leiter 9,62 Mk., Schleifer 5,06 Mk., Steingraveure 6,01 Mk., Ausläufer 2,96 Mk., Lehrlinge 0,57 Mk., Schleiferinnen 3,76 Mk. und Lehrmädchen 0,99 Mk.

Im vierten Teil setzt sich Dr. Grambow mit der vom deutschen Metallarbeiterverband publizierten Statistik auseinander. Wenn wir die Objektivität dieser Darstellung seinerzeit in Zweifel gezogen haben, weil ausdrücklich hervorgehoben wird, daß sie zu Agitationszwecken verfaßt sei, so steht auch Dr. Grambow auf diesem Standpunkte. Er hebt hervor, daß das Material, welches dem Verband zur Verfügung gestanden hat, ein unzureichendes gewesen ist. Wenn man die Erhebungen Dr. Grambows mit jenen vergleicht, so tritt allerdings die Lückenhaftigkeit der Untersuchungen des Arbeitnehmerverbandes klar zutage, denn während er nur 493 Arbeitnehmer berücksichtigen konnte, sind es bei Dr. Grambow 2503. Das ist ein wesentlicher Unterschied. durch wird auch die Berechnung des Arbeitsverdienstes eine ganz andere. So führt z. B. bei den Bijoutiers die Arbeiterstatistik an, daß im Jahre nur zwei bis 1600 Mk., vier bis 1700 Mk., sechs bis 1800 Mk., vier bis 1900 Mk. und zwei über 1900 Mk. verdient haben. Das ergibt die lückenhafte Statistik. Nach Dr. Grambow stellt sich das Verhältnis weit günstiger insofern, als 34 bis 1600 Mk., 30 bis 1700 Mk., 10 bis 1800 Mk., 11 bis 1900 Mk. und 17 über 1900 Mk. verdienten. Und so ist es auch bei allen übrigen Stellungen der Branche. Die seinerzeit um ihrer Kritik willen vielgeschmähte

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F

Praktische Anleitung zur Ausführung der Glasätzung
in ihren verschiedenen Arten.

III. Die Herstellung matter und gekörnter Ätzungen auf blankem Glase.

ür den Glasätzer sind die beiden, in der Überschrift genannten Ätzungsmethoden von besonderer Wichtigkeit, da sie beide vielfach zur Anwendung kommen; die erstere mehr für sich allein, die zweite namentlich in Verbindung mit der ebenfalls häufig vom Schriftenmaler geübten Technik der Vergoldung hinter Glas. Matte Schriften, auch Ornamente, Linien usw. in einfarbigmatter Ätzung sind auf dem blanken transparenten Glasgrunde stets von guter Wirkung und zugleich von unbegrenzter Haltbarkeit. Solange eben das Glas selbst hält, solange hält auch die Ätzung.

Der Vorgang des eigentlichen Ätzens ist nun hierbei durchaus nicht verschieden von dem schon im vorhergehenden Artikel Nr. 49 angegebenen Verfahren, es kommen auch keine anderen Materialien als die dort angegebenen zur Verwendung. Von Wichtigkeit aber sind die Mittel, die angewendet werden, um die Wirkung der ätzenden Säuremischung nur auf die Stellen zu beschränken, die eben matt gewünscht werden, die Schrift also entweder ein Ornament oder was es nun sein mag.

Es sind zu diesem Zwecke zwei verschiedene Methoden im Gebrauch. Bei der einen, der einfacheren, werden die Teile des Glases, die blank bleiben sollen, mit Asphaltlack zugedeckt (Asphalt wird, wie schon mehrmals erwähnt, von der Flußsäure nicht angegriffen) und, wenn dieser gut trocken ist, der Ätzprozeß in der üblichen Weise durchgeführt. Diese Methode wäre, wie gesagt, die einfachste; sie hat aber, soweit es sich um Anwendung kräftiger Säurepräparate zur Erzielung eines scharfen, opaken Matt handelt, ihre Nachteile und findet deshalb weniger hier, als bei der Ätzung in mehreren Tönen Anwendung, wo das schon vorhandene kräftige Matt nur gemildert werden soll und wo zu diesem Zwecke nicht die eigentliche Mattsäure, sondern die schwächere Vorsäure zum Ätzen benutzt wird.

Die kräftige Mattsäure ist nämlich bei längerer Einwirkung imstande, das Glas an den Rändern der Asphaltdeckung, d. h. also unter die schützende Asphaltschicht hinein, anzugreifen und dadurch entstehen dann unsaubere Ränder an der Ätzung, die nicht wegzubringen sind und die ganze Wirkung der Arbeit verderben. Dann hat ferner die Asphaltdeckung den weiteren Nachteil, daß bei Ätzungen, wo das Ornament oder die Schrift matt in blankem Glase stehen soll, der Hintergrund gedeckt werden muß, die Schrift, oder was es eben ist, also ausgespart werden muß. Das aber ist eine äußerst heikle Arbeit, die nicht nur größte Aufmerksamkeit und sauberstes Arbeiten erfordert, wenn alle Ecken und Linien scharf und exakt sein sollen, sondern auch sehr viel Zeit beansprucht.

Man wendet deshalb bei Arbeiten dieser Art ein mehr Sicherheit versprechendes Verfahren an, das ist das Abdecken der nicht matt zu ätzenden Teile durch Asphalt und Stanniolbelag. Hierbei wird zuerst die ganze Glasfläche mit Asphaltlack überstrichen, und auf diesen Anstrich sodann, wenn er soweit trocken ist, daß er beim leichten Antupfen den Finger nicht mehr beschmutzt, aber doch noch stark klebt, mit starkem Stanniol oder auch mit Bleifolien belegt. Das Stanniol muß überall fest auf dem Asphaltgrund aufliegen, es dürfen nirgends Blasen oder lose Stellen vorhanden sein, und man tut deshalb gut, es gleich nach dem Auflegen mit einer kleinen Holzwalze, die mit Tuch oder Gummi überzogen ist, fest anzudrücken. Ist die abzudeckende Glasfläche so groß, daß ein Stanniolbogen nicht ausreicht, so müssen die einzelnen Bogen an den Zusammenstößen etwa 1-1 cm breit übereinander gelegt werden. Damit ein festes Haften an diesen Kanten möglich ist, streicht man die zuerst aufgelegten Bogen etwa 1 cm breit ringsum mit Asphalt vor. Ist alles mit Stanniol belegt, so läßt man noch eine Zeitlang trocknen und geht dann daran, die Schrift oder das Ornament aufzupausen. Ist es eine Schrift,

so muß selbstverständlich darauf geachtet werden, daß so aufgepaust wird, daß die Schrift von der richtigen Seite aus gelesen werden kann. Kommt z. B. die Schrift an die Innenseite einer Ladentür oder eines Fensters, wo sie von außen gelesen werden soll, so muß natürlich die Schrift auf das Stanniol verkehrt, in Spiegelschrift, gepaust werden; wird die matte Inschrift auf der Außenseite gewünscht, was jedoch seltener vorkommt, so muß man in normaler Weise aufpausen. Jedenfalls ist es wichtig, diesen Umstand zu beachten. Das Aufpausen geschieht am einfachsten in der bekannten Weise durch Durchdrücken der auf der Rückseite geschwärzten Zeichnung.

Wenn dann das Aufpausen beendigt ist, so schneidet man die Schrift mit einem scharfen Feder- oder Schablonenmesser sauber und scharf aus. Für längere gerade Linien bedient man sich eines eisernen Lineals, kleinere Linien und alle gebogenen müssen natürlich aus freier Hand geschnitten werden. Um bequem arbeiten zu können, benutzt man zum Auflegen des Armes eine Bank oder Brücke nach Art der bei den Lithographen gebräuchlichen. Es ist dies ein einfaches, etwa 10 bis 15 cm breites Holzbrettchen von ungefähr 60 cm Länge, das an beiden Enden einen entsprechend hohen Fuß hat (15 bis 20 cm hoch) und deshalb über die Scheibe gelegt werden kann, ohne sie zu berühren und so auch der arbeitenden Hand eine Stütze gewährt. Bei diesem Ausschneiden ist noch besonders zu erwähnen, daß man an den Ecken der Buchstaben nicht zu weit schneiden darf, also nicht über die Grenze des Buchstabens hinauskommen darf, da sonst an diesen Stellen das Glas vom Messer bloßgelegt wird und dadurch die später aufgegossene Säure Zutritt zum blanken Glase erhält. Wo dies der Fall ist, wird natürlich das Glas angeätzt und so entsteht dann eine unsaubere Arbeit. Kommt es trotz aller Aufmerksamkeit vor, daß man zu weit schneidet, so müssen diese kritischen Stellen gesichert werden, indem man sie erst mit Asphalt bestreicht und dann. kleine Stanniolfleckchen auflegt.

Hat man nun alles ausgeschnitten, so hebt man mit dem Messer an den umschnittenen Formen das Stanniol auf und zieht es ab, so daß das Glas hier frei wird. Den am Glase hängenbleibenden Asphaltrest das meiste geht schon mit Idem Stanniol ab muß man nun gründlich beseitigen, um das Glas ätzen zu können. Dies geschieht durch Putzen mit einem Lumpen, den man mit Terpentinöl getränkt hat, und Nachreiben mit trockenen reinen Lumpen, worauf man dann noch mit Spiritus und Kreide das Glas vollends reinigt. Dieses alles muß natürlich mit der nötigen Vorsicht geschehen, damit die schützende Stannioldecke nicht beschädigt wird oder in ihrem Zusammenhange mit der Asphaltschicht gelockert wird.

Ist alles soweit vorbereitet, so beginnt man mit der Ätzung, die genau in der Weise durchgeführt wird, wie wir es in Nr. 49 bereits angegeben haben.

Nach Beendigung des Ärzprozesses und nachdem alle Säure abgewaschen ist, wird sodann der schützende Stanniolbelag entfernt, der Asphaltlack wieder mit Terpentinöl beseitigt und die Scheibe dann ebenfalls mit Kreidespiritus gründlich gereinigt. Wenn alles genau und sauber durchgeführt worden ist, so wird man dann eine scharfe und saubere, weißmatte Schrift auf blankem Glase haben.

Es sei hier gleich darauf hingewiesen, daß das helle weiße und undurchsichtige Matt, wie man es bei einer Ätzungsdauer

von 15 Minuten erreicht, nicht geeignet ist, um bei der Hinterglasvergoldung verwendet zu werden, d. h. also als Mattierungsmittel, um das Glanzgold in Mattgold zu verändern. Will man zu diesem Zwecke die Ätzung benutzen, so darf man, wie schon früher angegeben, die Säure nur kürzere Zeit auf das Glas wirken lassen, etwa fünf bis acht Minuten. Hat man schon mattiertes, geätztes Glas als Grund, so muß man das zu starke Matt abschwächen durch Nachätzen; hiervon wird noch bei Beschreibung des Ätzens in mehreren Tönen die Rede sein. Im übrigen aber ist die Manier, Mattgold mittels Ätzung zu erzielen, nicht vorteilhaft; sie wird zwar noch hier und da geübt und auch von manchen noch empfohlen; sie ist aber dennoch in Anbetracht des Umstandes, daß uns mehrere Ersatzmittel von gleicher Güte zu Gebote stehen, als unzweckmäßig und veraltet zu bezeichnen.

Ein anderes Verfahren, das ebenfalls sehr häufig zur Verschönerung von Vergoldungen hinter Glas angewendet wird und hierzu wirklich auch sehr geeignet ist, ist die körnige Ätzung.

Im wesentlichen ist dieses Verfahren dem zuvor beschriebenen ganz gleich; das Glas wird mit Asphaltlack und Stanniol abgedeckt, die Schrift aufgepaust, ausgeschnitten und dann das Glas gereinigt zum Ätzen. Bevor aber die Ätzung begonnen wird, überstreut man die Schrift ganz dicht mit Schmirgelpulver oder an Stelle dessen mit feinem Bleischrot oder feingehackten Bleistückchen. Alle Stellen der zu ätzenden Schrift müssen gleichmäßig bedeckt sein, und nun gießt man behutsam, um nirgends Lücken hervorzurufen, die Säure auf. Man darf aber hierzu nicht die als Mattsäure bezeichnete Mischung benutzen, sondern die sogenannte Vorsäure, aus 1 Teil Säure und 4 Teilen Wasser bestehend; auch darf man die Säure nicht so aufgießen, daß sie, wie bei der anderen einfachen Mattätzung, 2-3 cm tief auf dem Glase steht, sondern man gießt nur so viel Säure auf, daß der Schmirgel gründlich mit Säure benetzt ist.

Der Schmirgel und ebenso die etwa verwendeten Bleischrote werden von der Säure nicht angegriffen; an den Stellen, wo die einzelnen Körnchen des Schmirgels oder Schrotes an dem Glase aufliegen, wird auch dieses schwächer geätzt als an den freieren Stellen zwischen den einzelnen Körnchen und so entsteht dann eine unregelmäßig tiefe Ätzung, die gewünschte Körnung oder Granulierung des Glases.

Nach einer Ätzdauer von 15 Minuten wäscht man Säure und Schmirgel ab und reinigt das Glas in bekannter Weise. Den benutzten Schmirgel sammelt man wieder und hebt ihn auf, um ihn bei späterer Gelegenheit wieder zu verwenden, ebenso das Schrot usw.

Es ist nun leicht zu begreifen, daß sich hierbei verschiedene Effekte erzielen lassen; je gröber der Schmirgel war (oder das Schrot), desto grobkörniger wird auch die Ätzung ausfallen. Man kann diesen Umstand auch zur Herstellung einer ganz hübschen Variation benutzen, indem man, bei Buchstaben z. B., von einer Seite beginnend (oben oder unten) zuerst groben Schmirgel streut, dann mittleren und zuletzt feinen und ganz feinen nimmt. Wird die Sache geschickt gemacht, so erzielt man einen ganz allmählichen Übergang vom groben Korn bis zum feinsten. Allerdings ist dieses nur bei größeren Buchstabenformen anzuwenden, da bei kleinen die Unterschiede nicht zur Geltung kommen können. -chg

Ein offenes Wort an Herrn „E. G.“

als Entgegnung auf seinen in der Nummer 23 des XVIII. Jahrganges der Zeitschrift „Die Edelmetall-Industrie" am 5. Dezember 1906 erschienenen Artikels unter dem Titel „Ein lustiges Stücklein“.

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achdem es dem Gefertigten nicht vergönnt ist, den anonymen Schreiber des obgenannten Aufsatzes mit seinem vollen Namen zu kennen, so muß er sich bescheiden, mit einem Herrn E. G.“ zu sprechen, der die Liebenswürdigkeit hatte, ihn an der Hand einiger aus seinem Aufsatze „Die österreichische Fabrikation von Edelmetallwaren, (der in der Nummer 47 der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" am 24. November erschienen war) ohne Zusammenhang herausgerissener Worte und Sätze anzugreifen und lächerlich zu machen. — Der Schreiber dieser Zeilen, welcher auf eine mehr als fünfundzwanzigjährige publizistische Tätigkeit als Volkswirtschafter und Referent in Handels,- Gewerbe- und Industrieangelegenheit zurückblickt, aus dessen Feder viele Hunderte von Abhandlungen, kritischen Aufsätzen und Fachartikeln den Weg in die große Öffentlichkeit nahmen und dessen Einblick in die gewerblichen und industriellen Verhältnisse jederzeit durch die amtlichen Erhebungen und Nachweisungen der Kammern gefördert worden ist, hatte bis zur Stunde niemals Veranlassung zur einer Polemik anonymen Anwürfen gegenüber; sollte sich doch einmal irgend eine Meinungsdifferenz ergeben haben, so wurde dieselbe stets in achtungsvoller Weise, wie dies unter anständigen Menschen üblich ist, erörtert und ausgetragen. Herr „E. G.“ scheint nun über die Gepflogenheiten einer vornehmen Fachpresse nicht genügend informiert und ebenso scheint sich die Redaktion der Zeitschrift „Die Edelmetall-Industrie“ der Tragweite ihrer Publikation nicht bewußt gewesen zu sein, sonst hätte dieser sagen wir es offen brutale Ausfall gegen einen im Dienste der Öffentlichkeit ergrauten Fachschriftsteller nicht in dieser Form in die Presse seinen Weg finden können. Um aber auch in fachlicher Richtung den Herrn „E. G.“ auf das richtige Niveau der Wahrheit zu weisen, sieht sich der Gefertigte lediglich im Interesse des vornehmen Blattes, in dessen Spalten der Artikel „Die österreichische Fabrikation von Edelmetallwaren“ abgedruckt war, verpflichtet, auf die Angriffe zu antworten. Vor allem sei festgestellt, daß er von einem „unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruche der österreichischen Edelmetallwarenbranche" in keiner Zeile geprochen, sondern nur behauptet hat, daß in diesem Spezialproduktionszweige in Österreich ein empfindlicher Rückgang und eine bedeutende Abnahme des Absatzes zu verzeichnen sei, und daß dieser Rückgang oder doch Stillstand fast auf sämtlichen Märkten der Kulturländer festzustellen ist. Mag nun Herr „E. G.“ neben dieser zitierten Behauptung auch noch so viele Rufzeichen setzen, um seinen Hohn zu bekräftigen, es ändert dies an der Tatsache nichts, und wenn er sich die Mühe nehmen wollte, die statistischen Nachweisungen der letzten fünf Jahre aus Frankreich, Italien, England, Amerika und Deutschland, sowie die einschlägigen Handels-Konsularberichte zu studieren und die Erzeugungs-, Export- und Importziffern zu einer vergleichenden Tabelle zu formen, so wird er sich aus eigener Wahrnehmung überzeugen, daß der Rückgang der Gold- und Juwelenbranche nicht abzuleugnen ist. Und was Österreich betrifft, so möge doch Herr „E. G.“ den im Juli 1905 von der Wiener Handels- und Gewerbekammer veröffentlichten Bericht lesen, der, vom Kammerpräsidenten Julius Ritter v. Kink und dem Kammersekretär Richard Riedl unterfertigt, dem k. k. Handelsministerium vorgelegt wurde und gegen welchen wahrscheinlich auch Herr „E. G." keine Einwendung erheben dürfte. Da heißt es in der Juwelen- und Goldwarenbranche ist keine günstige Entwicklung zu verzeichnen; die im Vorjahre angeführten Ursachen der Stagnation haben sich noch verschärft, es trat eine

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neuerliche Abnahme des Absatzes ein. Die Edelsteinpreise, vor allem für erstklassige Waren blieben im Steigen begriffen, das Juwelier und Goldschmiedgewerbe hat demnach unter den gegenwärtigen Verhältnissen hart zu kämpfen, um so mehr, als es unter der mit wesentlich günstigeren Produktionsbedingungen arbeitenden ausländischen Konkurrenz zu leiden hat. Auch der Umstand, daß manche unberufene und talentlose Elemente die Originalität der modernen Kunstrichtung in Übertreibungen suchten, mag beigetragen haben, daß die an sich gute Bewegung immer mehr Widerstand fand. Daß diese Verhältnisse für das Kunstgewerbe eine schwierige Lage hervorbringen und schwere Opfer auferlegen, ist ohne weiteres einzusehen."

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Über die Silberwarenbranche berichtet die Handels- und Gewerbekammer dem k. k. Handelsministerium wörtlich Folgendes: Was die Silberwarenbranche anlangt, so ist das letzte Berichtsjahr für diese Industrie geradezu schlecht zu nennen. Die Stagnation im Absatze machte weitere Fortschritte; in vielen Betrieben wurde die Arbeit auf ein Minimum beschränkt und in den Sommermonaten teilweise ganz eingestellt. Konstatiert wird, daß überhaupt nur allerbilligste Ware verlangt wurde. Beeinträchtigend wirkte ferner die fortwährende Steigerung des Silberkurses, da sich die Händler bei ihren Bestellungen große Reserve auferlegten." Dann heißt es im Kammerberichte „Empfindlich war auch im Berichtsjahre die Konkurrenz der Massenerzeuger Deutschlands, welche ihre Agenten auch die kleinsten Städte der Monarchie besuchen ließen und zu noch gedrückteren Preisen und mit leichter, minderwertiger Ware den inländischen Markt überschwemmten." An anderer Stelle: „In den aufnahmefähigen galizischen Absatzgebieten trat ein empfindlicher Rückgang ein; in Oberösterreich, Salzburg und Tirol ist infolge der deutschen Konkurrenz höchst selten ein Geschäft zumachen; in diesen Gebieten gehen hauptsächlich gepreßte und gestanzte Kleinsilberwaren und diese werden meistens von den dortigen Händlern vom Auslande bezogen. Die deutschen Fabrikanten liefern die Ware auf ziemlich lange Zeit, da sie kapitalskräftiger sind. Die inländischen Grossisten und Detaillisten kaufen lieber teurer auf sehr langes Ziel, als billig und gegen sofortige Kasse. sofortige Kasse. Für den Export kamen Aufträge aus Frankreich, Deutschland und Belgien, doch weil viele derselben direkt vom Detaillisten zum Erzeuger gelangen, haben die Grossisten auch da eine Einbuße erlitten.

In den erwähnten amtlichen Ausführungen heißt es ferner: Ein weiteres Steigen der Arbeitslöhne trat ein. Trotz der erhöhten Löhne sind qualifizierte Arbeiter sehr schwer zu finden. Der junge Nachwuchs will sich nicht dazu bequemen, Fertigkeit in der Handarbeit zu gewinnen, besonders Hammerarbeiten in Flach- und Abschlagarbeiten zu üben. Jeder hat das Bestreben, möglichst hohen Lohn zu erhalten; dies war bei den gepreßten und gestanzten Massenartikeln leicht möglich, denn diese einfache Montierung setzte jeden halbwegs flinken Arbeiter instand, im Akkord hohe Wochenlöhne zu erzielen. Auf der einen Seite die steigenden Arbeitslöhne, auf der anderen Seite die Fassonpreiseunterbietungen und ungleichmäßigen Silberberechnungen tragen Schuld, daß tüchtige Erzeuger ihr Auskommen nicht finden." - Hinsichtlich der Fabrikation von Silberschmuck und Galanteriewaren aus Silber charakterisiert der Kammerbericht diesen Produktionszweig als „nicht befriedigend." Er besagt: „Vor allem ist zu erwähnen, daß sogenannte Stapelartikel in dieser Branche nicht mehr bestehen; nur derjenige Fabrikant, welcher imstande ist, seiner Kundschaft fortwährend Neuheiten

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