Page images
PDF
EPUB
[graphic][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

säure, und erhitzt dieses langsam bis zum Siedepunkt, so bilden sich weiße Nebel von Fluorwasserstoffgas; dieses Gas wird in ein mit Wasser versehenes, ebenfalls aus Blei oder Platin hergestelltes zweites Gefäß geleitet; das Wasser nimmt das Gas in sich auf und verbindet sich damit zu der Fluorwasserstoffsäure, auch Flußsäure und Flußspatsäure genannt. Wie aus dieser kurzen Angabe ersichtlich, ist die Selbstherstellung der Säure keineswegs so einfach, daß sie jeder Laie ohne weiteres ausführen könnte; es gehören besondere Apparate dazu und auch Kenntnisse in der Chemie; es ist jedenfalls mehr zu empfehlen, die fertige Säure zu beziehen, und es kann deshalb hier von einer genaueren Beschreibung der Herstellungsmethode abgesehen werden.

Eines aber sei hier von vornherein bemerkt, daß nämlich die Säure, sowie alle ihre Verbindungen mit anderen Substanzen und namentlich auch die Dämpfe der Säure auf den menschlichen Organismus eminent schädlich einwirken. Eingeatmet ruft sie schwere Erkrankungen der Lunge und des Halses hervor, kann unter Umständen selbst den Tod herbeiführen. Auf der Haut erzeugt die Säure schwer heilende und sehr schmerzhafte Brandwunden; es ist also bei allen Hantierungen mit der Säure und ihren Präparaten große Vorsicht geboten. Wenn trotzdem äußerliche Verletzungen entstehen, so wasche man die Wunde sofort mit viel frischem Wasser ab und wende dann als Mittel, um die trotz des Waschens noch etwa zurückbleibenden Spuren von Säure zu neutralisieren, eine Lösung von doppelkohlensaurem Natron in Wasser an. Bei Blasenbildung wird empfohlen, essigsaures Ammonium unter die Blase einzuspritzen; es dürfte aber geraten sein, dies nicht selbst zu tun, sondern es einem Arzt zu überlassen. Daß bei inneren Verletzungen infolge Einatmens der Säuredämpfe sofort ein Arzt zu Rate zu ziehen ist, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Die Hände kann man übrigens gegen die Wirkung der Säure dadurch schützen, daß man Handschuhe oder doch wenigstens Fingerlinge aus Guttapercha (Kautschuk) benützt.

Die Fluorwasserstoffsäure greift aber nicht nur den menschlichen Körper in zerstörender Weise an, sie ist auch imstande, fast alle Metalle zu zerstören; nur Gold und Platin werden von der Säure gar nicht angegriffen, Blei wird zwar angegriffen davon, es bildet sich aber hierbei sofort eine Schicht von unlöslichem Fluorblei, die das Metall vor der weiteren Einwirkung der Säure schützt. Auch Kautschuk, sowie einzelne andere Substanzen organischer Herkunft, wie Asphalt, Paraffin, Wachs usw. werden von der Säure nicht angegriffen und bieten dadurch Hilfsmittel in der Anwendung der Säure. Die Zubereitung der Säure kann aus diesem Grunde nur in Blei- oder Platingefäßen erfolgen, ebenso kann sie nur in solchen Gefäßen oder Guttaperchaflaschen aufbewahrt und versandt werden.

Glasflaschen kann man für die Aufbewahrung der Säure präparieren, indem man das Innere der Flaschen mehrmals mit warmem Asphaltlack ausgießt; so lange die Asphaltschicht unversehrt bleibt, ist dabei nichts zu befürchten, sobald aber die Asphaltdecke eine Lücke erhält, durch die die Säure an das Glas gelangen kann, ist es um die Flasche geschehen, denn die Säure zerstört an der freien Stelle das Glas und zwar um so leichter, als die meisten Flaschen aus stark bleihaltigem Glase angefertigt werden, welches, wie schon gesagt, von Säuren stärker angegriffen wird als die anderen Glassorten. Man muß also, wenn man solche mit Asphaltlack ausgegossene Flaschen verwenden will, stets darauf sehen, daß der schützende Überzug unversehrt ist, und wenn man etwa Zweifel hat, lieber gleich noch einmal von neuem ausgießen, als so lange damit warten, bis es zu spät ist.

Die Fluorwasserstoffsäure bildet, wie eingangs erwähnt, den Ausgangspunkt für alle zum Glasätzen dienenden Präparate, wie sie auch bei allen das allein wirksame Prinzip ist. Ihre Wirk

+

samkeit beruht darauf, daß sie die Kieselsäure des Glases angreift und damit unlösliche Kieselfluorverbindungen eingeht; dieses und die Einlagerung dieser unlöslichen Verbindung in die aufgeätzten Flächen hat die Aufhebung der Transparenz des Glases zur Folge: das Glas wird matt.

Beim Ätzen von Glas kann man nur in verschiedener Weise verfahren. Man kann das Glas den sich beim Übergießen von Flußspat mit Schwefelsäure bildenden Dämpfen aussetzen, man kann sodann die reine, nur mit Wasser entsprechend verdünnte Säure auf das Glas wirken lassen, und man kann endlich die Säure mit einem, an sich auf das Glas nicht wirkenden, daher gewissermaßen als Füll- oder Streckmaterial der Säure dienenden Mittel vermischen und in dieser Form anwenden. Letzteres Verfahren ist am meisten zu empfehlen und auch allgemein üblich, einmal weil die Säure allein zu teuer ist, dann weil durch die beigemischten Substanzen die enorme Schärfe und Schädlichkeit der Säure gemildert wird und weil endlich auch das Arbeiten damit einfacher und doch sicherer ist als mit reiner Säure.

Da dieses Vermischen der Flußspatsäure mit dem Zusatzmittel nichts anderes als eben nur eine einfache Mischung ist, so kann man es ganz gut selbst vornehmen; man bezieht also die Säure fertig von einer chemischen Fabrik und zwar am besten möglichst konzentriert, bewahrt sie in reinem Zustande und unter gutem Verschluß auf und bereitet sich das zum Ätzen dienende Präparat von Fall zu Fall frisch. Hat man Guttaperchaflaschen zum Aufbewahren, so ist es gut, sie an einen kühlen Ort, am besten in einen Keller zu stellen, da in warmen Räumen die Flaschen weich und biegsam werden, es ist dann schlecht damit zu hantieren.

Als Zusatzmittel zu der Säure kommen verschiedene Substanzen in Betracht; um einen ziemlich vollständigen Überblick zu geben, seien hier die gebräuchlichsten Mischungen angeführt; voraus bemerkt sei noch, daß zum Mischen kleinere Mengen, zum Schreiben z. B., ein ausgehöhltes Stück Paraffin benützt wird, für größere Mengen nimmt man bleierne oder hölzerne Gefäße, Eimer usw., die man auf der Innenseite [zweckmäßig mit geschmolzenem Paraffin oder Ceresin ausgießt.

Vornehmlich sind es mehrere Kohlensäure - Verbindungen kohlensaure Salze, die als Zusatz zur Flußsäure geeignet sind und zugleich mit dieser eigene Verbindungen eingehen, das kohlensaure Kalium, das kohlensaure Natrium und das kohlensaure Ammonium. Setzt man der Flußsäure kohlensaures Kali, im gewöhnlichen Leben als Pottasche bekannt, zu und zwar so viel, daß die Säure davon gesättigt ist, so bildet sich hierdurch Kaliumfluorid, auch Fluorkalium genannt. Ob die Säure gesättigt ist, erkennt man daran, daß kein Aufbrausen mehr stattfindet und ferner daran, daß Lackmuspapier davon nicht mehr in der bekannten Weise verfärbt wird. Wenn man diese Kaliumfluoridlösung eindampft, so bilden sich würfelartige Kristalle, die in trockenem Zustande aufbewahrt werden können und in Wasser leicht löslich sind.

Nimmt man anstatt der Pottasche kohlensaures Natrium (Soda) oder doppelkohlensaures Natron, so erhält man die Natriumverbindung des Fluors, Fluornatrium oder Natriumflorid genannt; nimmt man kohlensaures Ammonium, unter dem Namen Hirschhornsalz bekannt, so entsteht Fluorammonium. Beide Produkte können ebenso wie das Fluorkalium durch Abdampfen zum Kristallisieren gebracht und dann trocken aufbewahrt werden. Das Fluorammonium ist von besonderer Wichtigkeit, weil es Eigenschaften aufweist, die es für die sog. Trockenätzung besonders geeignet machen; hiervon wird später noch zu reden sein.

Setzt man einer gesättigten (konzentrierten) Lösung von einem dieser Fluorsalze ein gleiches Quantum reiner, ebenfalls konzentrierter Fluorwasserstoffsäure zu, so erhält man sehr wirksame Mischungen, das Fluorwasserstoff-Fluorkalium, Fluorwasserstoff-Fluornatrium, Fluorwasserstoff-Fluorammonium. Je

[graphic][graphic][graphic][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][merged small][subsumed][merged small][graphic][merged small][graphic][subsumed][subsumed][subsumed][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][graphic][graphic][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small]
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Eine andere Mattätzflüssigkeit wird bereitet, wenn man in einem Gefäß in 200 g Wasser 100 g Fluorkalium oder Fluornatrium löst, in einem zweiten in ebenfalls 200 g Wasser 80 g schwefelsaures Kali. Sind in beiden Mischungen die Salze vollständig aufgelöst, so gibt man sie in ein Gefäß zusammen und setzt dann noch 60-70 Teile Salzsäure hinzu.

Hiermit sind Rezepte genug angegeben; einige andere, speziell für die Ätzung mittels Feder und Pinsel, werden bei der Besprechung des betreffenden Verfahrens angegeben werden. Bemerkt sei noch, daß unter „Wasser" stets destilliertes oder reines Regenwasser zu verstehen ist und daß bei allen Mischungen das Auflösen der einzelnen Ingredienzien durch Umrühren mit einem Holzstab gefördert werden kann. -chg

We

Der Eigenbecher.

Der Weihnachtsbroschüre „Schmuck- und Mode - Almanach" entnommen.

Wenn wir vor den hübschen Auslagen der Reiseutensilien-Geschäfte stehen und hier Gläser, Flaschen usw. in eleganten Lederetuis betrachten, dann denken wir wohl zuweilen seufzend der Bestimmungen für Hand- und Reisegepäck, die dem Menschen nicht mehr gestatten, eine Habe mit sich zu führen, die seinem eigenen Durchschnittsgewicht auch nur annähernd entspricht, und seufzen und verzichten auf die Annehmlichkeit, mit eigenem Trinkgerät zu reisen. Daß aber die Handhabung der Gläser und Tassen auf überfüllten Eisenbahnstationen gerade sehr antiseptisch und vertrauenerweckend wäre, wird niemand behaupten. Wie wenige überlegen sich da, daß sie doch einen „Patenbecher" sicherlich haben, der, ohne den geringsten Schaden zu nehmen, ohne auch Koffer oder Tasche zu belasten, den Reisebegleiter spielen könnte. Ich reise, seitdem ich erfuhr, daß ein hübscher, vergoldeter Becher mir ganz speziell seit meiner Taufe gehöre, nie mehr ohne diesen Becher. Das sind mehr als zwanzig Jahre. Ich bin mit ihm durch manche Choleragegend gefahren. Er ist mein Bierbecher in Norddeutschland, dann spüle ich ihn aus zum sächsischen Kaffee, später dient er mir für tiroler Wein oder Chianti, den ich nicht lerne aus der Flasche zu trinken. Im Hotel ist er mein Wasserglas, - denn ich traue diesen Wassergläsern nicht, die niemals ihre geschwisterliche Beziehung zum übrigen Waschgerät des Hotelzimmers verleugnen! Er ist mein Teebecher bei Nachtfahrten und bringt mir des Morgens den ersten, erfrischenden Trunk. Er hat sogar unterwegs schon als Vase besonders zärtlich gehegter Blumen gedient was läßt sich alles von ihm sagen! Nie ist er zerbrochen oder zerbeult in diesen zwanzig Jahren, immer erstand er wieder frisch geputzt in neuem Glanze. Zuweilen aber, bei festlichen Gelegenheiten, insbesondere jenen stillen Festen der Familie oder der Freunde,

[ocr errors]
[ocr errors]

zu welchen zwei Menschen genügen und zwölf fast zu viel sind, wenn der Hausvater mit stillgeheimnisvollem Lächeln der ältesten Tochter und Hüterin des Weinkellers einen besonderen Schlüssel gab, der das Geheimkabinett der schönen Witwe Cliquot oder geistesverwandter Sektkobolde erschloß, dann stieg der silberne Becher mit seinen anderen Geschwistern zur Tafel und jeder trank aus seinem Eigenbecher seine besonderen Gedanken und sein besonderes Gedenken. Wie ein feines, kühles Blatt lag der Silberrand des Taufgeschenkes dann auf meinen Lippen und die goldenen Sektperlen stiegen aus goldenem Grunde auf. Zuweilen trank auch wohl bei solchen Gelegenheiten der Patenonkel aus dem Silberbecher auf des Patchens Wohl, das noch in gänzlicher Unkenntnis solcher Getränke schlummernd in den Kissen lag. Und jeder Festtag wob neue, liebe Erinnerungen um solchen Silberbecher. Letzthin sah ich aber einen in den Händen einer Krankenschwester. „Er begleitet mich immer", sagte sie, wo ich auch zur Nachtwache und Pflege bin. Er hat mich schon oft vor Fieber und Ansteckungen bewahrt," und ich dachte lebhaft an die verschiedenen Male, wo ich mir den Kopf zerbrochen hatte, womit ich wohl solchem liebenswürdigen und aufopferungsvollen Geschöpf für seine Pflege und Hilfe eine Dankespflicht von Herzen gern abgetragen hätte, ohne doch bei ihrer Anspruchslosigkeit den rechten Rat dazu gewußt zu haben. Ja freilich, an solchen Eigenbecher hatte ich wirklich noch nicht gedacht! Ich hatte meinen Becher wohl durchs Gebirge im Rucksack geschleppt, um an den kühlen Quellen mit ihm zu rasten, hatte ihn oft im Übermut oben auf den Bergstock gestülpt, aber daß er nicht nur im lachenden Sonnenschein, sondern auch im Dämmerlicht der Krankenstube seinen Segen behalten könne daran hatte ich noch nicht gedacht! M. L. K.-B.

"

Vor

Deutsche Armee-, Marine- und Kolonial-Ausstellung 1907.

Vor zehn Jahren, auf der Berliner Gewerbeausstellung, war zum ersten Male auch eine deutsche Kolonialausstellung größeren Stiles dem breiten Publikum vorgeführt worden. Seither sind in unseren Kolonien sowohl, als auch in unserer Heer- und Flottenorganisation so weitgreifende Veränderungen und Fortschritte zutage getreten, daß eine abermalige, zusammenfassende Schaustellung des ganzen Gebietes nicht unberechtigt erscheint. Zu zeigen, wie weit unsere Armee, Marine und die Kolonien gediehen sind, die Freude am Errungenen zu wecken, den Eifer für das noch zu Schaffende zu beleben, das sind die Motive gewesen, die den Plan zu einer Deutschen Armee-, Marine- und Kolonial-Ausstellung 1907" zur Tat reifen ließen. Für die Ausstellung steht ein ungewöhnlich günstiges Gebiet bei Schöneberg bei Berlin zur Verfügung. Die ganze Kalkulation ist so vorsichtig und genau aufgestellt, das Interesse, das sich in den Kreisen der beteiligten Geschäftswelt dafür gezeigt hat, ist ein so nachhaltiges, daß man mit Bestimmtheit auf eine glückliche Durchführung des Unternehmens rechnen darf.

„Vom Schuhnagel bis zur Kanone soll die Ausstellung alles das umfassen, was in Krieg und Frieden zu Land und zur See gebraucht wird, und von Nutzen ist. Und sie soll ferner vor Augen führen, in wie hohem Maße die schweren Opfer für die Kriegsrüstungen und die Kolonien befruchtend auf Handel und Industrie einwirken und dem werktätigen Bürger in gleichem Maße in Gestalt von Arbeit und Verdienst wieder zukommen." Dieser Satz des Arbeitsprogramms ist es, der die Schriftleitung der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" bewogen

hat, den Ausstellungsplan auch an dieser Stelle zu besprechen. Auch für uns erschließt sich hier eine Möglichkeit zur Beteiligung, insofern, als die Fülle der verschiedenen Abzeichen in Metall, welche in der Armee, der Marine und den Kolonien zur Verwendung kommen, für das Feinmetallgewerbe, namentlich für die Graveure, ein nicht zu unterschätzendes Arbeitsgebiet darstellen. Auch die Fabrikanten für Bestecke, Tafelgeräte, Gebrauchsgegenstände jeder Art für Kasino- und Meße-Einrichtungen usw. bietet sich ein großes Feld. Dazu kommen noch Medaillen, Fahnennägel, Ehrengeschenke, Ausstattungsstücke aller Art, so daß sicher angenommen werden kann, auch die Feinmetallkunst werde bei der geplanten Ausstellung eine Rolle spielen. Und es scheint uns ganz besonders wesentlich zu sein, daß unsere Branche hier ihre Leistungsfähigkeit vorwiegend an Gegenständen des praktischen Gebrauches, bzw. militärischer Eigenart, zeigen wird. Es kann ihrem allgemeinen Ansehen nur förderlich sein, wenn einmal in die Erscheinung tritt, wie vielfach ihre Erzeugnisse von der Armee-, Marine- und Kolonialverwaltung verwendet und in Anspruch genommen werden.

Die näheren Bedingungen und Angaben folgen an anderer Stelle (siehe Inserat). Wir möchten hier nur nachdrücklich auf das Unternehmen hinweisen und alle Angehörigen unseres Faches, die in irgend einer Beziehung zu den angeführten Spezialgebieten stehen, zur Beteilung an der Ausstellung auffordern. Kunst und Kunstgewerbe, die heutzutage in steigendem Maße alle Lebensgebiete erobern, dürfen auch der Deutschen Armee-, Marine- und Kolonial-Ausstellung nicht fern bleiben.

Die österreichische Fabrikation von Edelmetallwaren.
Von J. M. Turvóra, Wien.

aß in der Juwelen- und Goldwarenbranche schon seit einigen Jahren ein empfindlicher Rückgang oder doch Stillstand fast auf sämtlichen Märkten der Kulturländer festzustellen ist, bedarf heute gewiß keiner besonderen Begründung. Man kennt die Ursachen in allen Fachkreisen; die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung hat sich nicht gebessert, die schweren Kämpfe der Erzeuger von Edelmetallwaren um ihre Existenz dauern fort, die Verhältnisse haben sich verschärft. In Österreich, wo die Erzeugung von Goldbijouteriewaren noch vor zehn Jahren äußerst gewinnbringend gewesen ist, trat eine bedeutende Abnahme des Absatzes ein; die Edelsteinpreise, insbesondere für erstklassige Qualitäten, steigen, so daß die als reine Luxusgewerbe zu betrachtenden Juwelier- und Goldschmiedegewerbe bei der allgemein ungünstigen Wirtschaftslage nicht vorwärts kommen können. Was überdies die genannte Branche unter der mit wesentlich günstigeren Produktionsbedingungen arbeitenden ausländischen Konkurrenz zu leiden hat, läßt sich auch zum nicht geringen Teile auf die moderne Kunstbewegung und Geschmacksrichtung zurückführen, denen anfangs nur die strebsamen Elemente Zugeständnisse machen wollten und dadurch dem Auslande die Bahn zum Erfolge freigaben. Erst als die neue Richtung immer mehr Anhänger fand, mußten sich auch die Konservativsten dieser Bewegung anschließen, um das verloren gegangene Terrain wiederzugewinnen; man arbeitete mit Talent und Geschmack, allein die Anhänger der modernen Kunstanschauungen ließen sich zu Übertreibungen verleiten, und fanden bald in den Vertretern der alten Kunstgewerberichtung

energische Gegner, so daß schließlich die ganze Branche unter diesem Zwiespalt krankte und Opfer bringen mußte. Die Kunden folgten aufmerksam diesem Streite, doch ihre Anforderungen waren so verschiedene, daß die Lage der Goldschmiede immer schwieriger wurde. Schließlich sei auch noch des Umstandes Erwähnung getan, das viele unberufene und talentlose Elemente bei oft geschmacklosen Arbeiten das Recht der Originalität in Anspruch nahmen und die Grundlagen der modernen Kunstanschauungen erschütterten. Am empfindlichsten ist in Österreich der Rückgang in der Silberwarenindustrie; in vielen Betrieben ist die Arbeit auf ein Minimum beschränkt, in den Sommermonaten sogar teilweise eingestellt, an Waren werden nur die allerbilligsten verlangt, große Aufträge oder Stücke in feinerer oder reicherer Ausführung kommen, dem authentischen Kammerberichte nach, nur selten in Frage. Sogar in den Provinzen, namentlich in dem sonst aufnahmsfähigen Galizien und der Bukowina deckt man nur den augenblicklichen Bedarf; durch die fortwährende Steigerung des Silberkurses legen sich die Händler bei den Bestellungen große Zurückhaltung auf. Übrigens trat die deutsche Fabrikation, welche durch den Krieg und die darauffolgenden Wirren in Rußland einen bedeutenden Absatz verloren hatte, in Österreich als energische und kluge Konkurrentin auf und die leistungsfähigen Agenten, welche in allen, selbst den kleinsten Städten tätig waren, wußten, wenn auch zu gedrückten Preisen, in leichter Massenware den Markt zu erobern.

Da die Silberwaren in Östereich durchaus schwerer gearbeitet werden, die Produktionsbedingungen teuerer und die Preise daher höher anzusetzen sind, kann an einen namhafteren

« PreviousContinue »