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Graphitwerk und Schmelztiegelfabrik „Eckmühle" der Niederbayerischen Graphit-Verwertungsgenossenschaft Untergriesbach.

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uf der Nürnberger Jubiläums-Ausstellung hatte auch die Niederbayerische Graphit-Verwertungsgenossenschaft Schaibing, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, beziehungsweise deren Graphitwerk und Schmelztiegelfabrik Eckmühl bei Untergriesbach i. B. Wald (Werkdirektor Friedr. Putz) ihre Produkte ausgestellt. Die Genossenschaft ist eine Vereinigung von 22 Graphitbergwerkbesitzern verschiedener Gemeinden, welche sich vor drei Jahren vereinigt haben, um der immer empfindlicher sich geltend machenden Konkurrenz des eingeführten Ceylon-Graphites zu begegnen. Die Genossenschaft arbeitet mit dem Patentverfahren von Professor Dr. Lutz in Passau, wodurch der Graphit des Bayerischen Waldes künstlich eine für Schmelztiegel besonders geeignete großschuppige Beschaffenheit erhält, nachdem er auf hohen Prozentgehalt an Kohlenstoff gereinigt wurde; Eigenschaften, welche dem CeylonGraphit von Natur aus eigentümlich sind, und ihm immer mehr den Vorzug verschafften. Zur Herstellung der kleineren Tiegel für das Schmelzen von Gold, Silber und Güldisch wird nur das beste Material verwendet, so daß die Dauerhaftigkeit derselben gewährleistet erscheint. - Auf einem Sockel von Rohgraphit-Blöcken erhebt sich eine imposante Pyramide, aus Eisen- und Spiegelglasplatten konstruiert. Dieselbe ist entworfen von dem Kgl. Professor Röhrl in Passau, deren Eisenkonstruktion von Schlossermeister Weidmann in Passau ausgeführt worden. In diese Pyramide sind die verschiedenen Sorten des gereinigten oder Raffinade-Graphites eingeschichtet. Im obersten Teil der Pyramide befindet sich der durch Ausscheidung und Reinigung von den beigemengten fremden Mineralien isolierte natürliche Graphit in Form kleiner und kleinster Schüppchen. Aus diesen werden durch kolossalen Druck endlose papierdünne Blätter geformt, wie in dem untersten Teil der Pyramide enthalten. Davon werden alsdann durch Zerteilen beliebig große Blättchen oder Schuppen, wie für Schmelztiegel besonders geeignet, hergestellt. Auch wird der Graphit nach dem Verfahren von Dr. Putz noch weiter

gereinigt und ganz sandfrei gemacht. Dies ist der Fleckengraphit, welcher zum Schmieren gewisser schnellaufender Maschinen gebraucht wird. Abfall von der Aufbereitung, welcher geeignete Beschaffenheit hat, gibt noch den sogenannten Gießereigraphit zum Ausschmieren der Gußformen bei Eisen- und Metallguß. Rings um die Pyramide stehen Graphittiegel verschiedener Größe, auch schr große, deren Fabrikation erst jüngst von dem Werke Eckmühl begonnen wurde. Bewährt hat sich der hierzu verwendete Graphit bereits im großen in den bedeutendsten Gießereiwerken, welche die Graphittiegel aus solchem Graphit des Werkes Eckmühl selbst machen. Die Genossenschaft hat also mit Hilfe der neuen Aufbereitungsart ihren sich vorgesetzten Zweck erreicht, und ein Absatzgebiet sich erobert, welches noch bedeutend erweiterungsfähig ist, so daß der Graphitbergbau des Bayerischen Waldes, von dem zu befürchten war, er möchte wegen mangelnden Absatzes in absehbarer Zeit teilweise erliegen, einen neuen Aufschwung nehmen dürfte, wenn die Graphitgrubenbesitzer dazu das Ihrige beitragen. Der Graphit gehört nicht zu den mutbaren Mineralien. Jeder Grundbesitzer ist daher Eigentümer des daselbst vorkommenden Graphites. Die Gewinnung von Graphit ist uralt im Bayerischen Walde, an eine Erschöpfung trotzdem noch lange nicht zu denken. Andere Fundstätten in Deutschland gibt es nicht. Der Abbau der Graphitlager hat sich infolge der eigenartigen Verhältnisse auch etwas eigenartig und abweichend von anderen Bergwerksbetrieben ausgebildet. Auffallend lange blieb die Aufbereitung des Rohgraphites und damit des bayerischen Graphites überhaupt Monopol einiger weniger Werke. Ohne Reinigung ist der Graphit eben nicht zu gebrauchen und versendbar. Eine gesunde Konkurrenz kann der künftigen Entwicklung der Graphitindustrie und des Bergbaues im Bayerischen Walde gewiß nur förderlich sein. Die bereits genehmigte Eisenbahn Erlau-Untergriesbach-Wegscheid, welche durch das Graphitgebiet geht und in 2-3 Jahren voraussichtlich dem Betriebe übergeben werden kann, wird hierzu ebenfalls sicher beitragen.

Offener Sprechsaal.

Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir Einsendungen von Abonnenten und Fachkollegen, die in sachlicher Weise auf Übelstände aufmerksam machen und zur Diskussion darüber auffordern. Wir bitten alle unsere Leser, von dieser Einrichtung recht häufig Gebrauch machen zu wollen, mit der Bemerkung, daß diese Einsendungen ohne unsere redaktionelle Verantwortung erscheinen. § 56, Abs. 2, Ziffer 3 der Gewerbeordnung und Jahrmärkte.

I'

dem Artikel „Aus der Werkstatt für die Werkstatt" in Nr. 42 (Seite 398 a) der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung“ vom 20. Oktober d. J. wurde die Petition der vereinigten Verbände des Edelmetallgewerbes erwähnt, nach welcher das in § 56, Abs. 2, Ziffer 3 der Gewerbeordnung ausgesprochene Verbot des Feilbietens von Gold- und Silberwaren, Bruchgold und Bruchsilber, sowie Taschenuhren im Umherziehen auch auf den Verkehr auf Jahrmärkten erstreckt werden soll.

Der Einsender dieses ist kein Händler, glaubt aber doch, auch eine Gegenstimme zum Worte bringen zu sollen. Die Petition entbehrt seines Erachtens der eigentlichen Grundlage, da die in Betracht kommenden Jahrmarkthändler - wie jeder Kundige zugeben wird überhaupt nicht Gegenstände von Wert, sondern nur die allerbilligsten Gold- und Silberwaren, und zwar nur in beschränktem Quantum, führen. Selbst dieses

aber verbieten zu wollen, wäre ein Beginnen, für das doch eine andere Motivierung erbracht werden müßte, als es in der Petition geschehen ist. Allerdings ist anzunehmen, daß die übrigens immer nur einige Tage dauernden Jahrmärkte den am Orte ansässigen Händlern etwas Schaden bringen, aber nicht viel. Im anderen Falle müßten doch die Jahrmarkthändler so gute Geschäfte machen, daß sie bald reiche Leute würden. Solche Händler gibt es aber doch nicht oder nur in sehr geringer Anzahl. Die allermeisten Händler sind zufrieden, wenn sie bei den Jahrmärkten so viel verdienen, daß sie eben leben können. Ferner ist zu bemerken, daß die betreffenden Jahrmarkthändler unmöglich unreelle Waren für gute verkaufen können.

Nach seinen Erfahrungen muß der Einsender die Existenz eines solchen unreellen Verkaufes für den allergrößten Teil der Händler unbedingt verneinen. Er stützt sich dabei auch auf die

Tatsache, daß die Händler zu den Jahrmärkten doch immer wiederkehren; sie würden sich aber hüten, das zu tun, wenn sie sich bewußt wären, Unrechtes getan zu haben.

Und nun ein Gesichtspunkt, der die in der Petition und auch von der Redaktion der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" verlangte Maßnahme zu einem scharfen zweischneidigen Schwert machen würde.

Würde die Maßnahme durchgeführt, dann würden ganz sicher nur die Warenhäuser dadurch gewinnen. Es sei daran erinnert, daß der Beginn der Blütezeit für die Warenhäuser in die Zeit fiel, in der viele Kirmessen aufgehoben wurden. Was das Publikum auf dem Jahrmarkt nicht mehr kaufen könnte, würde es sicher im Warenhause beziehen, dieses aber würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Kundschaft der

Jahrmarkthändler an sich zu ziehen. Darüber wird niemand im Zweifel sein, wenn er bedenkt, wie billig die Warenhäuser einkaufen können; mit ihnen können die Juweliere nicht konkurrieren. Für die ortsansässigen Händler wäre auch noch zu befürchten, daß sich die event. vom Jahrmarkt ausgeschlossenen Händler nun am Orte dauernd niederließen und so den ersteren eine ständige Konkurrenz bereiten würden, neben den Warenhäusern.

Übrigens bringen die Jahrmarkthändler den Gemeinden doch auch einen schönen Batzen Geld ein, ob das aber auch der Fall sein würde, wenn sie die Anzahl der nicht gerade mit Überschüssen gesegneten Händler am Ort vermehren würde?

Nun, der Wunsch der Petenten wird ja noch nicht gleich Gesetz werden, und auch im Bundesrat und in den Parlamenten weiß man zu prüfen. F.

Kleine Mitteilungen.

Radium und Edelsteine. In der letzten Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften berichtete Professor Berthelot über Forschungen bezüglich der Färbung der Edelsteine. Es ist ihm gelungen, durch hohe Hitzegrade gewisse Edelsteine zu entfärben und ihnen dann mit Hilfe des Radiums ihre ursprüngliche Farbe wiederzugeben. Diese eigenartige Erscheinung erklärt der berühmte Gelehrte auf die einfachste Weise. Er hat nämlich seine Versuche mit Amethystquarz, Orientamethyst und ähnlichen Edelsteinen angestellt und dabei erkannt, daß deren Färbung auf eine sehr kleine Masse von Mangan zurückzuführen ist. Indem man die Steine auf 300° erhitzt, entoxydiert man das Mangan, das sich entfärbt; unterwirft man sie darauf der Wirkung des Radiums, so oxydiert man sie wieder langsam und sie nehmen darauf ihre Farbe wieder allmählich an. Diese Behandlung mit dem Radium muß wochenlang fortgesetzt werden, um seine völlige Wirkung zu erzielen. Eine ähnliche Erscheinung ist von Professor Berthelot bei einfachem Glas festgestellt worden, das unter dem ebenfalls lange fortgesetzten Einflusse des Radiums eine stark violette Färbung einnimmt und sich dann wieder entfärbt, wenn man es erhitzt. Die bekannte Erscheinung der Färbung des Glases, das lange Jahre der Sonne ausgesetzt bleibt, kann somit durch ein Phänomen der Radio-Aktivität erklärt werden. Man weiß ja ferner, daß Glas sich sehr schnell unter der Wirkung der Röntgenstrahlen färbt; alle kathodischen Röhren nehmen schnell eine violette Färbung an. Die erwähnten Versuche wurden im Dunkeln vorgenommen, was den Schluß gestattet, daß die gleichen Erscheinungen der Radio-Aktivität im Innern der Erdmassen vor sich gehen konnten. Eine Ausnahme, die aber nur die obige Tatsache bestätigt, hat der Gelehrte bei dem grünen Fluorin festgestellt. Die Entfärbung ging bei diesem durch Erhitzung zwar gleichfalls prompt von statten, aber das Radium vermochte ihm seine ursprüngliche Farbe nicht wiederzugeben. Die Erklärung liegt darin, daß der Farbstoff dieses Edelsteines ein organischer ist, der durch die Hitze völlig aufgelöst wird. Das Gleiche gilt von den Smaragden. Einige Edelsteine zeigten sich übrigens auch der Erhitzung gegenüber unempfindlich und behielten ihre Farbe, beispielsweise der Korund.

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Dieser Sitzung der Akademie wohnte auch der Direktor der Berliner Sternwarte Professor Förster bei, dem von den französischen Gelehrten ein sehr sympathischer Empfang bereitet wurde.

Die Amtskette des Oberbürgermeisters von Frankfurt a. M. Vor einigen Jahren wurde dem Oberbürgermeister von Frankfurt a. M., Herrn Dr. Adickes, von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser bei seiner Anwesenheit daselbst die Bürgermeisterkette verliehen. Damit ist nun aber nicht gesagt, daß Seine Majestät eine solche Kette in natura verleiht, sondern erteilt nur die Genehmigung zum Tragen einer solchen, und ist die Kette selbst von der betreffenden Stadt aus eigenen Mitteln zu beschaffen. Durch reichliche Spenden und Stiftungen seitens der Frankfurter Haut-Finance wurden sehr schnell diese Mittel aufgebracht, und ging es auch sofort an die Ausführung. Zunächst

wurde Herr Professor Ferdinand Luthmer, Direktor der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt a. M., mit der Aufgabe betraut, einen Entwurf für diese Bürgermeisterkette anzufertigen, welcher Aufgabe sich Herr Professor Luthmer in großartiger Weise entledigte. Herrn Hofjuwelier Adolph Schürmann, ebenfalls in Frankfurt a. M., aus dessen Atelier schon so manches schöne Kunstwerk unserer Branche hervorgegangen ist, wurde die Ausführung übertragen, und hat auch Herr Schürmann, wie ja nicht anders zu erwarten war, wiederum Großartiges geleistet. Die Amtskette besteht aus 16 Teilen, respektive Gliedern und einem Mittelstück mit Anhänger, und zwar bildet die Mitte das Porträt Seiner Majestät des Deutschen Kaisers in etwa Fünfmarkstück-Größe, ganz in massivem Golde geschnitten und in zartem, matten Tone gehalten. Dasselbe ist von gedrehten Stäben mit schönem, freistehendem Blattwerk eingerahmt. Unter diesem Porträt hängt an drei Ketten, welche mit Rubinen und Diamanten abwechselnd besetzt sind, die deutsche Kaiserkrone, ebenfalls mit Diamanten gefaßt. Dicht unter dieser Krone hängt wieder ein Wappenschild, welches in farbigem Email den Preußischen Adler trägt. Dieses Wappenschild wird wiederum von der Kette des Schwarzen Adlerordens in genauer Nachbildung umrahmt. Dieses ganze Gehänge, also Kaiserkrone mit Wappenschild, ist in einer Größe von etwa 8 cm gehalten. Zu den beiden Seiten des KaiserPortäts reihen sich die Glieder der Kette an, und zwar auf jeder Seite acht Stück. Zuerst ein gotischer Adler in feinster Modellierung, ebenfalls umrahmt von gedrehten Stäben, mit feinem Blattwerk dazwischen. Dieses Glied ist lang viereckig gehalten in Größe von ca. 8 cm Länge respektive Breite und 4 cm Höhe. Das nächste Glied zeigt die Attribute des Handels; nämlich den Merkurstab und die Wage, wiederum von gedrehten Stäben mit Blattwerk eingefaßt. Dieses Glied hat eine Größe von ca. 4×4 cm. Das dritte Glied weist die Krönungs-Insignien auf, und zwar die des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, als die Kaiserkrone, den Reichsapfel, das Szepter und das Reichsschwert, und sind diese Insignien auch wieder mit den gleichen gedrehten Stäben und Blattwerk wie bei den anderen Gliedern umgeben; die Größe dieses Gliedes ist wie das vorhergehende. Nun kommen wieder die Glieder in derselben Reihenfolge, und ist die andere Seite ebenso angeordnet. Das Schloß besteht aus einem langen schmalen, viereckiggeschliffenen Rubin, von gotischem Blattwerk eingefaßt. Die ganze Kette ist aus massivem Golde und in einer feinen matten Tönung gehalten, repräsentiert einen Wert von 30000 Mk. und ist in einer Palisanderholzkassette aufbewahrt; ein Kleinod von seltener Schönheit G.

Preiserhöhungen. Infolge der außerordentlichen Preiserhöhung aller Metalle, Rohmaterialien und Fabrikations- Unkosten haben die Vereinigten Manschetten-, Hemd- und KragenknopfFabrikanten Österreichs und Deutschlands beschlossen, vom 3. November ab die Preise ihrer Erzeugnisse je nach Qualität um mindnstens 10-15% zu erhöhen.

Von Ausstellungen. Die Ausstellung von GoldschmiedeArbeiten in Breslau, die bis zum 19. November d. J. dauert, weist über tausend Stücke im Gesamtwerte von mehr als drei Millionen Mark auf. Neben dem Bestande des Schlesischen Museums haben namentlich die Kirchen, Innungen und Gesellschaften, sowie besonders die alten Familien Schlesiens beigesteuert. Die Ausstellung selbst zerfällt in vier, geschichtlich gegen einander abgegrenzte Teile und reicht vom Funde von Sacrau, den in einer Sandgrube gefundenen Kleinodien einer germanischen Fürstenfamilie, bis zu dem originellen Silberpokal, den Tillmann Schmitz in Breslau nach dem Entwurfe von Ignatius Taschner für das Herrenstübel des Schweidnitzer Kellers geschaffen hat. Auch diese Ausstellung zeigt wieder, welche Fülle kunsthandwerklichen Könnens von jeher in Schlesien bestanden hat und noch besteht.

Kunstauktion. In München gelangt am 10. Dezember d. J. eine außergewöhnlich umfangreiche Kunstsammlung aus dem Nachlaß der Frau Berta te Kock in Dessau zur Versteigerung. In der zweiten Abteilung befinden sich kostbare Elfenbein- und Zinnsachen.

Preiserhöhungen im Bijouteriegewerbe. Die neueste Erhöhung der Preise bringen die Lieferanten der Bürsten, Schleifartikel usw., welche zur Herstellung der Bijouterie dienen. Teilweise 10%, 15%, ja auch 20% beträgt der Aufschlag der Pforzheimer Hilfsgeschäfte. Angesichts dieser und bereits früher bekannt gegebener Erhöhungen ist es nicht ausgeschlossen, daß die Bijouterie-Fabrikanten mit einem weiteren Aufschlag an die Grossisten und diese wieder an die Detailleure herantreten.

Zur Konkurrenz unserer Karlsruher Kollegen. Die vorausgesagte Reklame der Firma Strieder in Karlsruhe hat eingesetzt. In seinen seitenlangen Annoncen gibt Herr Strieder sogar an, daß er das Konkurslager der Firma Carl Flügge, Berlin, übernommen habe. Wir ergänzen nun diese Mitteilung. Der Kreditoren-Verein Pforzheim hat sämtliche Bestände der Firma Flügge an einen Herrn Weber aus Schwäb. Gmünd für 30000 Mk. veräußert. Dieser Käufer hat nun während eines vierwöchentlichen Aufenthaltes im Hotel International zu Pforzheim diese Waren an jedermann verramscht (sogar der Hausdiener erhielt davon), ein Teil ging auch überseeisch. W. soll aus dieser Partie Waren 50 000 Mk. gelöst haben. Somit ergibt sich ein Verdienst von 20000 Mk., gewiß ein schöner Verdienst für vier Wochen. Alles hat Herr Strieder nicht erworben, und enthält also die Annonce Unrichtigkeiten.

Entflohen aus dem Gefängnis in Odessa ist der seinerzeit unter Mitnahme von Juwelen im Werte von 400 000 Mk. aus Hamburg geflüchtete Kaufmann Elkan.

Zum Erdbeben in Chile. Bei dem großen Unglück, das die Republik Chile betroffen hat, haben auch manche Bijouteriebezw. Juweliergeschäfte Not gelitten und großen Schaden gehabt. So ist das Geschäftshaus eines in Pforzheim sehr bekannten Käufers einfach verschwunden, das heißt ins Meer gestürzt. Andere hatten wieder Glück im Unglück. So schreibt ein Teilhaber der Firma Kohn, Schwager & Cie., Herr Carl Schwager, daß in ihrem Geschäft, trotzdem der ganze Laden mit Figuren, Spiegeln, Uhren usw. voll ist, lauter zerbrechlichen Sachen, morgens beim Aufschließen alles noch so gestanden habe, wie abends zuvor. Glücklich der Gefahr entronnen sind auch die Herren Kappler und Krebs aus Pforzheim, letzterer auf einer Geschäftstour für die Bijouterie - Exportfirma Rud. Kollmar in Pforzheim, die am Abend des Unglücks mit den Herren Gebrüder Schwager beim Abendessen im Deutschen Klub zusammen waren und sich rasch flüchten konnten.

Die Produktion der Smaragdminen von Kolumbien stellte sich für die Zeit vom 1. Mai 1904 bis 31. Januar 1905 in Karat wie folgt: Smaragde 1. Klasse 262 548, 2. Klasse 467 690, 3. Klasse 22 700 und 4. Klasse 16000. Es wurden also insgesamt 768 938 Karat gewonnen, die nach Bogotá gesandt wurden. Der Wert der Produktion wird auf 153784 £ geschätzt; rechnet man die Löhne und sonstige Ausgaben in den Minen mit 10784 Lab, so ergibt sich ein Nettoverdienst von 143000 £.

Vom Diamanten-Markt. Die Diamantenproduktion hat eine weitere bedeutende Steigerung erfahren. Unter anderem haben Waschungen der New-Vaal-River-Gesellschaft Ergebnisse geliefert, die in bezug auf Güte und Menge der Steine alles bisher in Südafrika Dagewesene übertreffen sollen. Trotzdem scheint der Preis der Diamanten nicht niedriger zu werden, sondern es sind Anzeichen vorhanden, daß er noch weiter in die Höhe gehen wird.

Eine bedeutende Entwicklung hat die Edelstein-Produktion in Brasilien erfahren. Im Staate Minas Geraes wurden im Jahren 1904 von roten (Rubinen), blau-grünen und grünen Edelsteinen große Mengen gefunden, die geschnitten wurden und Absatz fanden. In demselben Staate entdeckte man ferner BeryllEdelsteine, und zwar blaue und grüne Aquamarine.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Auszeichnungen. Dem ehemaligen Botenmeister der Firma Wilh. Müller, Großhandlung in Goldwaren, Silberwaren und Edelsteinen, Berlin C. 19, Gertraudtenstraße 10/12, Herrn Paul Hoffmann, Glogauerstr. 17, welcher 40 Jahre dem genannten Hause mit unermüdlichem Fleiße treu gedient hat, ist von Sr. Majestät dem König das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. Die Ueberreichung der Dekoration fand vor versammeltem Personal der Firma und in Gegenwart des Chefs derselben durch Herrn Polizei-Hauptmann Stephan in feierlicher Weise statt. Herr Hoffmann hat im Feldzuge 1870/71 für das Vaterland geblutet und trotz der störenden Folgen der erlittenen Verwundung seinen verantwortungsreichen Posten in oben genanntem Hause mit seltener Pflichttreue und unermüdlichem Eifer ausgefüllt. Möge dem allseitig geachteten und beliebten Manne in seinem wohlverdienten Ruhestande ein langer Lebensabend beschieden sein!

Jubiläen. Das 50 jährige Bestehen ihres Geschäfts feierte die altrenommierte Juwelierfirma R. Höer in Görlitz. — Anläßlich des 35jährigen Geschäfts-Jubiläums der Bijouterie - Fabrik Hischmann & Koch in Pforzheim gab dieselbe ihrem gesamten Geschäfts- Personale ein Festessen, das in sehr gemütlicher Weise verlief. In verschiedenen Reden wurde hierbei der Wunsch ausgesprochen, daß auch fernerhin ein angenehmes Einvernehmen zwischen den Geschäfts-Inhabern und dem Arbeiter-Personal bestehen möge. Der frühere Goldschmiedemeister, jetziger Rentier, Herr Karl Sohr in Danzig feierte sein 50 jähriges Meisterjubiläum. Am 26. Oktober gab die Goldschmiede-Innung zu Ehren des Jubilars ein Festessen, und am 29. Oktober überreichte eine Deputation der Innung dem Jubilar in einer kostbaren Mappe den Ehrenmeisterbrief.

Fabrik - Neubau. Herr Fabrikant Jäckle von Schwenningen errichtete in St. Georgen eine Metallwaren - Fabrik.

Firmen-Änderungen. Die Firma Paul Stotz, kunstgewerbliche Werkstatte, G. m. b. H., in Stuttgart wurde geändert in ,,Kunstgewerbliche Werkstätten und Erzgießereien von Paul Stotz und Otto Schlee, G. m. b. H." Zweck des Unternehmens ist die Herstellung und der Verkauf von Gegenständen aller Art, in Bronze und anderen Metallen oder Metallverbindungen. Das Stammkapital wurde um 417000 Mk. auf 700 000 Mk. erhöht. Firmen - Eintragungen. Die Firma Karl Butt (Inhaber: Karl Emil Johann Butt, Goldschmied) in Flensburg wurde in das Handelsregister eingetragen. Zu der Firma J. Güntzburger in Idar wurde in das Handelsregister eingetragen: Mit dem 9. Septbr. 1906 ist der Kaufmann Petzall aus dem Handelsgeschäft ausgetreten, und wird dasselbe von dem bisherigen Mitinhaber Güntzberger unter der bisherigen Firma allein fortgeführt.

Geschäfts-Eröffnungen. In Linz a. d. D., Landstr. 85, eröffnete Herr Juwelier Moritz Rujder ein Juwelen-, Gold- und Silberwaren-Geschäft verbunden mit Uhren und optischen Waren. Die Bijouterie - Fabrik Stockert & Cie. (Pforzheim) hat_in Meinsheim (Württ.) eine Filiale errichtet und hofft ihr Geschäft daselbst weiter ausdehnen zu können. Herr S. Issermann eröffnete in Leipzig, Wintergartenstr. 15, ein Juwelen-, Gold- und Silberwaren-Geschäft. Mitte November eröffnete Herr Otto Daum in Graudenz, Grabenstr. 31/32, ein Juwelen-, Gold- und Silberwaren - Geschäft.

Geschäfts-Übernahmen. Wie uns mitgeteilt wird, hat Herr A. Kühn, Juwelier und Goldschmied in Freiburg (Breisgau) das altrenomierte Gold- und Silberwaren-Geschäft L. Herrmann, Hof-Goldschmied, ebendaselbst am 1. November übernommen und wird dasselbe unter L. Herrmann, Hof-Goldschmied, Nachf. A. Kühn, weiterführen. Herr Kühn wird sein eigenes, bereits seit

16 Jahren bestehendes Geschäft, Salzstr. 45, als Zweiggeschäft weiterführen. In Rudolstadt (Thür.) übernahm am 1. d. M. Herr Ernst Klapper, Juwelier aus Eisenach, das Gold- und Silberwaren-Geschäft der Frau Hedwig verw. Böttger und lautet die Firma nunmehr O. Böttger Nachf., Inhaber Ernst Klapper.

Geschäfts-Veränderungen. In die Firma H. H. Knies, Gravierund Präge-Anstalt in Iserlohn wurde Herr W. Knies jr., Kaufmann und Bruder des derzeitigen Alleininhabers, als Teilhaber aufgenommen. Das Geschäft wird unter der Firma F. W. Knies Söhne weiterbestehen. - Herr Georg Schielin ist durch Ableben aus der Firma Schielin & Georgii, Exporthandel mit Porzellan-, Glas- und unechten Bijouteriewaren in Wien IX., Türkenstr. 25, Hauptniederlassung mit der in Smyrna bestehenden Zweigniederlassung, ausgeschieden.

Geschäfts-Verlegung. Die Firma F. C. Anselm Nachfolger (Inhaber: Fabrikant Gottlieb Wünsch in Nürnberg), Gold- und Silbermanufaktur-Geschäft, hat ihre Niederlassung von Offenbach a. M. nach Weißenburg i. B. verlegt.

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Todesfälle. In München verschied nach langem, schwerem Leiden Herr Goldarbeiter Theodor Zeller. Unerwartet rasch an einem Hirnschlag starb Herr Albert Gengenbach in Pforzheim, langjähriger Geschäftsführer und später Inhaber der Ringfabrik Steinbrenner.

Verschiedenes. In Raschau bei Schwarzenberg (Sachsen) beabsichtigt die Firma Gottschalk aus Leipzig eine Fabrik für Tischlerei mit Maschinenbetrieb neben der bereits im Gange befindlichen Etuisfabrikation zu errichten. Die Herren Gebr. Maltheur, Doubléketten-Fabrikanten in Pforzheim, kauften das Anwesen Kaiser Friedrichstr. 18 für 61 000 Mk. Die von Herrn Goldketten-Fabrikant Hch. Witzenmann sen. gegründete Metallschlauch-Fabrik in Pforzheim, deren Erzeugnisse auch vielfach bei Herstellung von Bijouterie benutzt werden, hat mit zwei anderen Firmen der Branche ein Syndikat gebildet mit einem Stammkapital von 40 000 Mk. Der Sitz des Syndikats ist Pforzheim. Wegen Geschäftsaufgabe hält Herr Juwelier Otto Gindorfer in Augsburg einen Ausverkauf seines Juwelen-, Gold- und Silberwarenlagers ab. In letzter Nummer teilten wir mit, daß Herr Kunstgewerbelehrer Hardt in die Firma Emil Hettler, Bijouterie - Fabrik in Pforzheim, als tätiger Teilhaber eingetreten ist. Hierzu wäre noch zu ergänzen, daß Herr Hardt selbstverständlich das Amt eines Kunstgewerbelehrers nun nicht mehr inne hat.

Aus Innungen und Vereinen.

Die Generalversammlung des Kunstgewerblichen Vereins Vorwärts Schwäb. Gmünd am 30. Oktober vereinigte etwa 30 Mitglieder im Vereinslokal; Vorstand Herr Fabrikant Wöhler gedachte nach Eröffnung der Versammlung der im abgelaufenen Berichtsjahre dahingeschiedenen Mitglieder Herren H. Ritter und Fabrikant C. L. Köhler, in welchen der Verein zwei eifrige und um die Sache des Vereins verdiente Anhänger verlor, besonders was Herrn Köhler anbelangt. Die Anwesenden erhoben sich ihnen zu Ehren von ihren Sitzen. Anschließend hieran verlas Schriftführer Herr Reger das Protokoll über die Veranstaltungen des abgelaufenen Jahres, beginnend mit der am 6. November v. J. stattgehabten Generalversammlung. Aus der reichen Vereinschronik seien kurz die wichtigsten Vorträge erwähnt, in denen wurden behandelt: am 4. Dezember 1905 „Renaissance und Louis XVI.- Periode in Parallele zur Neuzeit“ von Herrn Direktor Klein; „Die Baukunst“ von Herrn Kies im Vereinsabend vom 11. Dezember; „Die Dresdener Ausstellung" von Herrn Keck am 12. Februar; „Die Emailmalerei" von Herrn Schmidt am 11. April; „Die hl. Kreuzkirche“ von Herrn Kaplan Weser am 7. August. Am 9. September wurde die Strafanstalt Gotteszell und am 23. September die ausgestellten Konkurrenzarbeiten im Stadtgarten besichtigt. Die Mitgliederzahl des Vereins ist 170. Dem von Herrn J. Bauer verlesenen Kassenbericht ist zu entnehmen, daß einer Einnahme von 1519,78 Mk. Ausgaben in Höhe von 1083,82 Mk. gegenüberstehen, wonach ein Kassenbestand von 435,96 Mk. verbleibt, und zwar sind 118,67 Mk. in bar vorhanden und 317,29 Mk. auf der Oberamtssparkasse angelegt. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt und ihm ebenso wie dem Schriftführer — namens der Versammlung vom Vorstand der Dank für die pünktliche Geschäftsführung ausgesprochen. Dem Vorstand, Herrn Fabrikant Wöhler, brachte Herr Holbein den Dank der Versammlung

aus für die tatkräftige Förderung der Bestrebungen des Vereins. Aus den Wahlen gingen hervor: als Vorstand Herr Fabrikant Wöhler, Stellvertreter Herr Holbein, als Ausschußmitglieder die bisherigen, mit Ausnahme des freiwillig ausscheidenden Herrn Bauer, für den Herr Weingand gewählt wurde. Als Kassierer wurde Herr Reger gewählt, da Herr Bauer um Enthebung von diesem Posten bat, als Schriftführer Herr Keck.

Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs (E. V.). In der letzten Ausschußsitzung des Vereins wurde beschlossen, die Mitglieder in ordentliche und außerordentliche einzuteilen. Ordentliche Mitglieder sind diejenigen, welche das Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Gewerbe selbständig als Laden- oder Arbeits-Geschäft betreiben. Außerordentliche Mitglieder sind die Fabrikanten und Grossisten. Stimmberechtigt und wahlfähig in den Ausschuß sind nur die ordentlichen Mitglieder. Die Beiträge bleiben für alle Mitglieder dieselben wie bisher. Die erforderliche Satzungsänderung soll in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Monat Januar vorgenommen werden. Es ist dringend zu wünschen, daß nun vollends alle Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs dem Verein beitreten, wenn etwas wirklich Ersprießliches geleistet werden soll. Nähere Auskunft erteilt der Vorsitzende des Vereins gerne.

Freie Vereinigung des Gold- und Silberwaren-Gewerbes zu Berlin. (Protokoll der Sitzung vom 6. Novbr. 1906.) Die Sitzung wird von Herrn Schmidt um 9 Uhr 25 Min. eröffnet. Das Protokoll der Generalversammlung vom 2. Mai wird verlesen und genehmigt. Als neue Mitglieder werden aufgenommen die Herren M. Böhm (Firma Reinh. Wankel), N., Brunnenstr. 163, C. Siegele, NW., Friedrichstr. 99,

Carl Scheffer, SW., Friedrichstr. 16,
Bruno Grunwald, W., Friedrichstr. 135 a.

In der letzten Vorstandssitzung sind 300 Mk. für die Fachschule der Innung bewilligt worden, was die Versammlung genehmigt. Herr Winter gibt eine kurze Übersicht über die Verhandlungen in Eisenach, welche in den Fachblättern ausführlich behandelt waren. Nachdem der Wortlaut der Arbeitsordnung in Eisenach genehmigt wurde, ist dieselbe in zwei Ausführungen A und B (mit und ohne Kündigung) gedruckt worden und sind die Exemplare von Herrn Fischer zu beziehen.

Ebenso berichtet Herr Winter über die Lohnbewegung, die in Berlin sehr schnell zum Abschluß gekommen ist. Die beiden Kommissionen (5 Meister und 5 Gehilfen) haben sich auf einen Tarif geeinigt. (Vgl. unseren Artikel: „Sozialpolitisches aus unsrer Branche".) Derselbe trat Montag, den 29. Oktober in Kraft, bei monatlichem Lohn am 1. November. Herr Menzel berichtet darauf, daß in Sachen des metrischen Karates Zustimmungen bereits aus Frankreich, Italien eingegangen seien und daß Hoffnung vorhanden ist, innerhalb dreier Jahre das metrische Karat international zu haben. Zwei Erfolge Karat Arbeitsordnung der Freien Vereinigung.

Ferner berichtet Herr Menzel über die bereits veröffentlichte Gründung einer Einbruchskasse, die notwendig ist, da die Versicherungsgesellschaften neue Juwelengeschäfte nicht annehmen und die alten Verträge kündigen (eine Gesellschaft, welche die Juwelier - Einbrüche extra behandelt, hat in einem Jahre 100000 Mk. zugesetzt), und verteilt Geschäftsordnung und Aufnahmescheine.

Von den Uhrenfabrikanten in der Schweiz ist eine Eingabe an das Ministerium gemacht, das deutsche Stempelgesetz in der Art zu ändern, daß auch 333, 33/1000 kar. Geräte (Uhrgehäuse) gestempelt werden dürfen, um die Fabrikation der Schleuderware (4 kar., 6 kar., 7 kar. Gold), die alle als minderkarätige Uhren verkauft werden, möglichst zu verhindern. Erhebungen sind darüber in der Handelskammer angestellt, über welche Sitzung Herr Müller berichtete. Auf Eingaben wegen unrichtiger Abschätzungen der Waren durch den gerichtlichen Sachverständigen hat der Landgerichtspräsident geantwortet, daß er jede Einmischung seinerseits ablehnt, da die Schätzungen als Privatgeschäft gemacht sind und er nur bei gerichtlichen Schätzungen einschreiten kann.

Zum letzten Punkt, der der vorgerückten Zeit wegen vertagt wird, wurde nur mitgeteilt, daß im Jahr 1910 (das zehnjährige Jubiläum) der Verbandstag wahrscheinlich in Berlin abgehalten wird, und bei diesem Anlasse eine Fachausstellung, die nur von Mitgliedern des Verbandes beschickt werden darf, geplant ist.

Ferner wird die Neuauflage der schwarzen Liste genehmigt und alle Interessenten werden gebeten, bis 1. Dezember ihre trüben Erfahrungen Herrn Oscar Müller mitzuteilen. M. Winter, Schriftführer.

Von Kunstgewerbeschulen.

Der Vorsitzende des Ausstellungs-Direktoriums der Dresdener Kunstgewerbe-Ausstellung, Herr Architekt Lossow, ist Direktor der Kunstgewerbeschule in Dresden geworden.

Vom Kunsthandwerk.

Ein Prunkstück für den Silberschatz des Senats in Hamburg hat Frau Laura Beit, die Mutter des unlängst verstorbenen Alfred Beit, daselbst, über denen wir in Nr. 30 eine Lebens- und Charakterbeschreibung brachten, geschenkt. Es besteht in einem Fruchtbehälter, dessen Untergestell aus reich ornamentiertem getriebenen Silber hergestellt ist; darauf liegt eine Kristallschale. Zum ersten Mal soll der Tafelaufsatz, der ein altes Familienstück der Familie Beit war, beim Festmahl zur Feier der Eröffnung des Hauptbahnhofes am 5. Dezember zur Verwendung kommen.

Für Export und Import.

Die Frankfurter Handelskammer hat eine Zollauskunftsstelle eingerichtet.

Zolltarif-Entscheidungen in Deutschland. Zigarettendosen. Zollsatz 13 Mk. für ein Dz. Die Ware besteht nach vorgelegten Mustern aus zwei flach gewölbten, etwa 10 cm hohen und 8 cm breiten rechteckigen Schalen aus oxydiertem Stahl, die an den vier Ecken abgerundet und an der einen Längsseite durch ein Scharnier miteinander verbunden sind. An der zweiten Längsseite ist ein kleiner Drücker zum Öffnen und Schließen der Dose angebracht. Auf der oberen, die Schauseite bildende Schale sind schmale, bandartige Verzierungen und Linien angebracht, die in den Stahl eingraviert und mit Silberbronze gefärbt sind. Außerdem sind mehrere himmelblaue Glassteinchen von etwa 2 mm Durchmesser eingelassen. Die Steinchen sollen Nachahmungen von Türkisen darstellen. Innen ist an jeder Schale ein Querbändchen aus einem schmalen Gummiband angebracht. Die Ware ist als anderweit nicht genannte, nicht fein bearbeitete Eisenware im Eigengewichte des Stückes von weniger als 3 kg zu verzollen. Herstellungsland: Österreich-Ungarn. Neusilberne Formstücke. Zollsatz 12 Mk. für ein Dz. Gewalzte und gestanzte, nicht weiter bearbeitete Formstücke aus Neusilber, die im Umriß die Gestalt von Teelöffeln zeigen und zur Herstellung von Tafelbestecken verwendet werden sollen. Herstellungsland: Vereinigte Staaten von Amerika. - Teller aus verniertem Messingblech. Zollsatz 60 Mk. für ein Dz. Die vorgelegten Warenmuster stellen sich als kreisrunde kleine Teller von 11,5 cm Durchmesser und 3 cm Tiefe dar. Sie sind in einem Stück aus Messingblech durch Pressen und durch Umbörteln des Randes geformt, auf der Innen-(Schau-)seite durch Prägen mit Verzierungen und Schriftzügen versehen und mit einem durchsichtigen, gefärbten Lacke überzogen, der ihnen eine goldähnliche Färbung verleiht, während die eingeprägte Schrift mit undurchsichtiger (schwarzer, blauer und roter) Lackfarbe kenntlich gemacht ist. Die Teller sind wegen des ihnen durch das Überziehen mit gefärbtem, durchsichtigen Lack verliehenen goldähnlichen Aussehens als verzierte Messingware zu verzollen. Sie dienen teils als Aschenbecher, teils als Untersätze für (Mineralwasser- usw.) Gläser und werden von den Lieferanten in der Regel unentgeltlich an ihre Kunden abgegeben. Herstellungsland England. Rosenkränze. Zollsatz 125 Mk. für ein Dz. Die Perlen der Rosenkränze bestehen aus nachgeahmten roten Korallen aus Knochen, die Zubehörteile (Kreuzketten) aus versilberten unedlen Metall. Herstellungsland: Holland.

Rumänien (Gold- und Silberwaren). Goldwaren, die einen geringeren Feingehalt besitzen als 14 Karat absolut, werden in allen, also auch solchen Fällen, in welchen der Lieferant die Zurückziehung der Ware verlangt, bedingungslos (als Ware) vernichtet. (Julibericht des K. u. K. österr. Konsulates in Bukarest.)

Zollbehandlung der von Handlungsreisenden eingeführten Muster in Bulgarien. Zufolge von Beschwerden hat der bulgarische Finanzminister durch Erlaß vom 6./19. Juli d. J., Nr. 16841, die Zollämter angewiesen, von Handlungsreisenden eingeführte Muster von geringem Werte, die auf Kartons angebracht werden können, durch eine Schnur oder auf andere Weise an den Kartons zu befestigen und letztere auf der Rückseite mit dem Stempel des Zollamtes zu versehen. Über andere Muster soll, sofern dies nicht zu umständlich ist, ein von den Zollbeamten zu bescheinigendes Verzeichnis aufgenommen werden, das der provisorischen Einfuhranmeldung oder dem Zollabfertigungspapier anzuheften und dem Handlungsreisenden zu übergeben ist. Dieses Verzeichnis nebst der Einfuhranmeldung oder der Quittung ist von dem Handlungsreisenden bei der Wiederausfuhr der Muster vorzulegen und wird der Ausfuhranmeldung beigefügt. Überhaupt soll die Plombierung der Muster von geringem Werte unterbleiben und auf solche von größerem Werte beschränkt werden.

Rechtsrat, Rechtsschutz für Goldschmiede. Wichtige gerichtliche Entscheidungen..

Wie weit haftet die Ehefrau für Geschäftsschulden ihres Mannes? · Es kommt nur allzuhäufig vor, daß Eheleute, die ein Geschäft betreiben, die Rollen in der Weise unter sich verteilen, daß der mittellose Mann sich auf dem Ladenschilde und der Gewerbepolizei gegenüber als Inhaber bezeichnet, während die bemittelte Frau das Geschäft mit führt, vielleicht zum größten Teile allein führt, die Geschäftsgläubiger aber an ihren Mann verweist, da sie nicht Inhaberin sei. Das ist aber glücklicherweise auch juristisch verkehrt, und mehrere oberinstanzliche Entscheidungen haben sich in jüngster Zeit auf den Standpunkt gestellt, daß die Ehefrau jedenfalls dann für die Geschäftsschulden in voller Höhe haftet, wenn sie sich dem Gläubiger gegenüber bei Warenbestellungen wie eine Inhaberin benommen hat. In einem der den erwähnten Entscheidungen zugrunde liegenden Falle hatte der Gläubiger erfahren, daß die Ehefrau in den Besitz von Mitteln gelangt war und sie auf Zahlung der Geschäftsschuld verklagt. Die Beklagte brachte den üblichen Einwand, daß ihr Mann Inhaber sei, wie das Ladenschild und die Anmeldung beim Gewerbeamte auswiesen. Sie wurde aber dennoch verurteilt, und auch ihre Berufung wurde zurückgewiesen. Das Berufungsurteil führte aus, sie sei als Gesellschafterin ihres Mannes anzusehen. Denn die Frau habe sich im Geschäft nach innen wie nach außen als Gesellschafterin betätigt. Sie habe in der Hauptsache den Verkauf ans Publikum in der Hand gehabt. Bei Bestellungen an Lieferanten habe sie mitgewirkt, so daß die Rechnungen bald auf ihren, bald auf den Namen ihres Mannes, bald auf beider Namen ausgestellt worden seien. Da der Geschäftsbetrieb sich als der eines Minderkaufmanns darstelle, so liege zwar keine offene Handelsgesellschaft, wohl aber eine Gesellschaft im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches vor. Eine solche könne durch stillschweigenden Vertrag entstehen. Das Bürgerliche Gesetzbuch bestimme ausdrücklich, daß jeder Gesellschafter, der nach der hier stillschweigenden - Vereinbarung die Befugnis zur Geschäftsführung habe, auch den anderen Gesellschafter Dritten gegenüber vertreten könne. Habe also auch der Mann die Geschäfte abgeschlossen, die mit der Klage geltend gemacht würden, so befreie dieser Umstand die Frau nicht, da sie durch ihren Mann vertreten worden sei. Denn sie hafte mit ihrem Manne als Gesamtschuldnerin nach § 427 des Bürgerlichen Gesetzbuches: „Verpflichten sich mehrere durch Vertrag gemeinschaftlich zu einer teilbaren Leistung, so haften sie im Zweifel als Gesamtschuldner." Bei dieser tatsächlichen Sachlage sei es völlig gleichgültig, ob das Ladenschild nur den Ehemann als Inhaber des Geschäfts bezeichne, und ob der Ehemann den Gewerbebetrieb nur für sich zur gewerbepolizeilichen Anmeldung gebracht habe. Dr. -e

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