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Gewehrdekorationen.

Fig. 1.

bwohl die Graveurbranche in eine Anzahl Spezialfächer zerfällt, gibt es eine Menge Graveure, die, wie man sagt, alles machen. Neben Gold- und Silberstich fertigen sie Petschafte, Prägestempel in Stahl, Bronze usw. als Wappen u. dgl. an. Ebenfalls Schablonen, Schlagstempel, Ziselierungen und manche andere Artikel. Selbst Holzschnitte werden von diesen vielseitigen Berufsgenossen ausgeführt. Man könnte unter Umständen nicht einmal behaupten, daß ein Spezialist entsprechend Besseres leistet. Ist mancher Graveur über die Ausführungsmanier einer Arbeit unterrichtet, so ist er auch imstande, dieselbe auszuführen, weil ihm die Handhabung des Stichels, des Meißels und des Ziseleurpunzens geläufig sind. Es ist aber selbstverständlich, daß ein Spezialist, ein Graveur, der stets ein und denselben Artikel anfertigt, Vorteile bei der Arbeit ausfindig macht, die von großer Wichtigkeit sein können. Diese Vorteile können die Einspannemanier des Werkstückes betreffen, die Schliffmanier des Stichels oder des Meißels, die Schabe- oder Riffelmethode, die Art, wie die Zeichnung aufgepaust wird, ob der Stichel oder Meißel zur Anwendung gebracht wird und vieles andere.

Auch muß man wissen, wo die Anwendung einer Maschine in Frage kommt, welches Metall und welche Sorte von diesem verwendet wird. Die Arbeitsmethode eines Spezial

faches unserer Branche läßt sich sehr oft mit Vorteil für andere Artikel verwenden, weshalb hier näher darauf eingegangen werden soll.

Die Gravierarbeiten für Gewehrdekorationen sind Spezialarbeiten, die manchem Kollegen zu Gesicht kommen, deren Arbeitsmethode aber schon deshalb wenig bekannt ist, weil die Arbeiten nur von wenigen ausgeführt werden.

Fig. 2.

Fig. 3.

Fig. 4.

Wenn man bei den Gewehrdekorationen von Gravieren und Stechen spricht, so versteht man darunter Meißeln. Nur die winzigsten Arbeiten werden mit der Hand gestochen. Als Meißel werden Stichel verwendet, die in ein Holzheft geschlagen sind, das in der Länge die Hand ausfüllt. Selbst Fädenstichel finden auf diese Weise Verwendung. Der Hammer ist dem Ziselierhammer ähnlich. Die Schlagfläche an demselben ist etwas gewölbt und die Kante abgerundet. Je nach der

Feinheit der Striche arbeitet man mit dem Hammerstichel oder sticht mit der Hand und benutzt hierbei fast immer einen Messerstichel.

Mancher könnte nun in dem Glauben sein, mit der Hand dasselbe leisten zu können, wie mit dem Hammerstichel. Bei näherer Besichtigung der Arbeit wird man sich aber überzeugen, daß man auf die Dauer solch kräftige Stiche mit der Hand nicht ausführen kann. Auch geht bei einiger Übung der Glattheit des Striches nichts ab. Das Aufzeichnen auf das Metall geschieht mit

Spezialfächer seine Fähigkeiten im Entwerfen benutzen.

Die Arbeitsstücke werden fast alle auf einen Kittklotz aufgekittet und in einen Schraubstock gespannt. Dieser ist derart gelagert und verankert, daß er eine halbe Drehung um die Längsachse zu machen imstande ist. Paralellschraubstöcke, die auch Verwendung finden, können eine ganze Drehung machen. Die Befestigung des Schraubstockes muß so sein, daß derselbe den Hammerschlägen beim Meißeln nachgibt und der Stichel den gewünschten Bogen schneidet.

einer stumpfen Reisnadel, die das Eisen nicht ritzen soll. Tierfiguren u. dgl. werden meistens mittels einer Pause aufgetragen und werden oft Gruppen durch einzelne Pausen zusammengesetzt.

Die Pausen bestehen aus Gelatineblättern, in welche die Zeichnung eingeritzt ist. Das Blatt wird mit Zinnober eingerieben und auf das dünn eingewachste Werkstück aufgepaust. Die Blattverzierungen werden stets freihändig zugezeichnet und kann der Graveur entgegen den meisten Arbeitsge

pflogenheiten anderer

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Fig. 5.

Die Gewehrdekorationen werden in vielerlei Arten ausgeführt. Gestochene Arbeiten verschiedener Ausführungen, ziselierte, eingelegte und geätzte Dekorationen. Die einfachste und billigste Art ist das sogenannte ,,gestochene Laub" (Fig. 1). Die Art der Ausführung würde man mit Flachstich bezeichnen können. Wie aber schon beschrieben, wird die Arbeit mittels Hammer gestochen, auch die Schattierungen mit einem Fadenstichel in derselben Weise. Die Schattierung bei dieser Ausführung soll möglichst das Blatt bedecken, damit sich dieses gut von dem glatten Grund abhebt.

Bei einer anderen Ausführung tritt das Mattieren des Grundes hinzu. Dies geschieht entweder durch Einschlagen einer Hohlperle oder durch flaches Ausnehmen des Grundes mit einem feineren Fadenstichel. Bei dieser Methode wird das Laub selbstverständlich sparsamer schattiert, damit sich die glatten Blätter gut von dem matten Grunde abheben.

Wie aus den beigefügten Abbildungen ersichtlich, ist meist ein mehr oder weniger reich ausgeführtes Akanthusblatt verwendet, oftmals aber auch Wein- und Eichenlaub. Fig. 2 zeigt eine Gravierung mit reichem Akanthusblatt, welches mit eingestochenen Rippen versehen ist. Diese Art wird mit,,Prager Gravierung" bezeichnet. Blattformen wie bei gestochenem Laub werden auch zu Gravierungen,,mit Grund" zur sogenannten ,,Wetzgravierung" (Fig. 3) verwendet. Die Blätter werden hierbei wenig schattiert und nach dem später beschriebenen ,,Einsetzen", wobei die

dieser Arbeit werden die Figuren in stahlstichartiger Strichmanier schattiert und zwar mit dem Handstichel. Die feinsten Jagdstücke werden wie Stahlstiche behandelt. Zur Erzeugung der feinen Tönung des Grundes benutzt man besondere Rouletten. Bei Laub, kleinen Tannen, Fichten usw. verwendet man Stahlpunzen. Diese Arbeiten behalten die Färbung, die sie durch das Einsetzen erhalten, ganz bei und werden danach mit einem durchsichtigen Lack überzogen, wie alle besseren Stücke.

Eingelegte Arbeiten: Bei diesen Arbeiten werden die Figuren, Tiere, Ornamente, Blätter, Wappen, Monogramme und dergleichen mit Gold oder Silber, oder abwechselnd mit beiden

Fig. 6.

Fig. 7.

Fig. 8.

Eisenteile eine dunklere Färbung erhalten, mit Holz und Schmirgel wieder weiß geschliffen. Das Muster kommt hierbei in bester Weise zur Geltung.

Die Figuren- und Jagdstücke werden in derselben Art hergestellt. Sie sind alle Wetzgravierung und füllen den zur Verfügung stehenden Raum aus oder werden auch mit den Laubmustern zusammengebracht. (Fig. 4 und 5.)

Eine weitere Sorte, auch Damaszierung genannt, ist die „englische Gravierung" (Fig. 8). Auch diese wird mit Jagdstücken oder Figuren, Monogrammen, Wappen usw. in Verbindung gebracht.

Die „ziselierten Arbeiten" werden wie bei der Ausführung ,,mit Grund" erst angestochen und der Grund alsdann ausgehoben. Hierauf modelliert man die Figuren mit Meißel und Punzen und mattiert den Grund. Nach der Fertigstellung

Metallen ausgelegt. Zu diesem Zwecke bringt man zunächst die Konturen der Zeichnung auf den Gewehrteil und meißelt dieselben an. Im Gegensatz zu den ziselierten Arbeiten, bei welchen man außerhalb der Konturen bleibt, arbeitet man bei diesen eingelegten Stücken innerhalb der Konturen. Ist die Figur ausgemeißelt, so werden alle Konturen nach außen hin mit einem kleinen Meißel leicht unterhauen und ergänzt man diese Arbeit event. durch Nachstechen mit einem Messerstichel.

Es entsteht hierbei ein feiner Grat, der das eingelegte Feinmetall festhalten soll. Von der peinlichen Ausführung dieser Arbeit hängt in erster Linie das gute Gelingen, das gute Aussehen und die Dauerhaftigkeit der Einlegearbeit ab. Die Kontur muß straff und sauber dastehen. Die auszunehmende Fläche wird nun mit dem Fadenstichel leicht ausgehoben. Die Tiefe richtet sich nach der Größe der

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Fläche. Hierauf wird der Grund mittels eines Meißels mit sich kreuzenden Linien versehen. In diesen Linien soll sich das eingelegte Metall festhalten. Es ist darauf zu achten, daß die Linien nicht zu stark aufgehauen werden und der Grat die Fläche überragt. Zwischen dem eingelegten Gold oder Silber würde bei dem Fertigstellen das untere Metall zum Vorschein kommen und die Zeichnung sehr stören.

Zum Einlegen verwendet man Feinsilber und bei Gold mindestens Dukatengold. Das legierte Metall würde zu hart sein und sich nicht in der gehörigen Weise verarbeiten lassen. Das Feinmetall wird zu Draht gezogen und gut geglüht. In feinere Linien wird der Draht eingelegt und mit einem entsprechend zarten Mattpunzen eingeschlagen. Der weiche Draht wird hierbei in die unterhauenen Konturen getrieben und auf diese Art befestigt. Breitere Linien, Figuren und dergleichen

werden durch nebeneinandergelegte Drahtstückchen, die eins nach dem andern leicht eingeschlagen werden, ausgefüllt. Ist die ganze Fläche ausgefüllt, so wird das Ganze mit dem Hammer nochmals festgeklopft. Danach wird das eingelegte Metall mit einer feinen Schlichtfeile abgezogen, so daß sich eine glatte Fläche bildet. Die etwa nötige Schattierung wird zum Schluß mit dem Messerstichel aufgestochen.

Ziselierte Einlegearbeit: Figuren, Jagdstücke, Wappen usw. werden auch zu erhabenen Dekorationen ausgearbeitet. Die ausgenommenen Flächen werden dann mit ziemlich starkem Draht ausgefüllt, der dann nach dem Festklopfen die Fläche etwa überragt. Um die plastische Wirkung noch zu erhöhen, wird der Grund um den betreffenden Teile herum etwas ausgenommen. Die Gold- und Silberteile werden alsdann ebenso wie die Eisenziselierung behandelt.

Das Einsetzen hat den Zweck, die weichen Eisenteile

hart und widerstandsfähiger zu machen und ihnen eine marmorierte, blaugraue Farbe zu geben.

Die fertigen Gewehrteile werden in einem Eisenkasten zwischen Lederkohle verpackt und hierin geglüht. Haben die Teile den nötigen Hitzegrad erreicht, so werden dieselben wie Stahl gehärtet, sie werden in Wasser rasch abgelöscht.

Hierdurch erlangt das Eisen eine so große Härte, daß es nicht mehr zu bearbeiten ist. Gleichzeitig bildet sich aber auch eine schöne von hell bis dunkelblaugraue marmorierte Färbung. Manche Arbeiter wollen durch entsprechendes Legen der Lederkohle die Färbung etwas bestimmen können. Wie schon gesagt, werden nach dieser Prozedur einzelne Teile der Gravur ausgeschliffen, damit sich dieselben von dem dunklen Grund gut abheben. Alle besseren Arbeiten werden mit einem durchsichtigen Lack überzogen. Der moderne Stil hat sich bei den Gewehrdekorationen noch nicht einzudrängen vermocht.

Von der dritten gemeinschaftlichen Konferenz unserer Fachverbände.

Am 23. September hat in Dresden im Goldenen Engel, wo einst Schiller Wohnung nahm, als er in Dresden ankam, um bei seinem Freunde Körner ein Heim zu suchen, eine Konferenz der Verbände des Edelmetallgewerbes stattgefunden, welche durch den Vorsitzenden des Goldschmiedeverbandes, Herrn Wilhelm Fischer, eröffnet wurde. In Sachen des Versicherungswesens

teilte derselbe mit, daß auf das erlassene Rundschreiben folgende Gesellschaften geantwortet haben: Niederländischer Lloyd, Hamburg-Bremer Feuerversicherungsgesellschaft, Winterthurer Versicherungsgesellschaft, Versicherungsgesellschaften Hamburg und Oldenburg, Globus, Schweizer National-Versicherungsgesellschaft, Oberrheinische Versicherungsgesellschaft, Magdeburger Versicherungsgesellschaft, Vaterländische FeuerversicherungsAktien-Gesellschaft, Feuerassekuranz-Compagnie in Hamburg, Kölnische Unfall-Versicherungsgesellschaft, der Londoner Phönix in Hamburg, die deutsche Transport-Versicherung in Köln, die Niederrheinische Gütertransport - Versicherungsgesellschaft in Wesel und die Thuringia in Erfurt. Die Gesellschaften haben ohne Ausnahme eine ablehnende Haltung eingenommen. An der folgenden eingehenden Debatte nahmen auch die Vertreter der Mannheimer und Frankfurter Versicherungsgesellschaften teil. Es wurde lebhaft bedauert, daß sich zurzeit Vorteile in der erhofften Weise bei den Versicherungsgesellschaften hinsichtlich des Abschlusses einer Feuer-, Einbruchs-, Transport- und Valoren-Versicherung nicht erreichen lassen. Von einem der Versicherungsbeamten wurde hervorgehoben, daß große Juweliere mit ausreichenden Sicherheits-Einrichtungen überall unterkämen und es sich nur um die kleineren Geschäfte handle. Herr Fischer hob im Anschluß daran hervor, daß für die kleineren Geschäfte eine

Unterstützungskasse

geschaffen werden solle, aus welcher ihnen bei Einbruchsdieb

stählen eine Hilfe gewährt werden kann. Die Gründung einer solchen Kasse wurde auch von Herrn Baumert namens der Grossisten befürwortet. Es wurden verschiedene Vorschläge über die Aufbringung der Mittel gemacht. Die Angelegenheit wird von den Verbänden weiter bearbeitet werden. Man beschäftigte sich sodann mit der

Preiserhöhung und Zielfrage.

Von seiten des Herrn Stöffler wurde auf die veränderte Sachlage im Handel unserer Branche hingewiesen, auf die Überproduktion, welche zu „ziellosen Zielen" geführt habe, auf die sozialdemokratische Agitation, die in Pforzheim Fuß gefaßt und den Arbeitgeberverband bereits zu Konzessionen bewogen habe, usw. Eine Reform der Zielverhältnisse sei unter diesen Verhältnissen mehr denn je notwendig. Es müßten dabei alle der Branche Angehörigen mitwirken, besonders auch die Grossisten. Herr Baumert betonte die Notwendigkeit einer Aufbesserung der Preise, meinte aber, daß für die Regelung der Zielfrage jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt sei. Sollte jetzt ein Zwang ausgeübt werden, so würde der gesamte Grossistenstand dagegen sein. Nach Herrn Stöfflers Ausführungen soll auf verlustfreie Kasse bei 30 Tagen 4% Skonto, statt jetzt 3%,

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2%

90 od. 3 Mon. 3 Monatsakzept rein Netto gewährt werden. Als Termin sei der 1. Januar 1907 ins Auge gefaßt. Herr Wilhelm Fischer stimmte mit Herrn Baumert darin überein, daß gegenwärtig die Regelung der Zielfrage großen Schwierigkeiten begegnen würde. Dies wurde noch mehrfach betont und schließlich von der Festsetzung des Termins für die Einführung vorläufig noch abgesehen. Die anwesenden Vertreter der Verbände gestanden zwar übereinstimmend zu, daß eine Regelung der Zielfrage nötig sei und daher die Angelegenheit auch in den Verbänden weiter erörtert werden müsse, daß jedoch die Art der Reform und die Festsetzung des Einführungstermines noch späteren Beschlüssen vorbehalten bleiben müsse.

Kleine Mitteilungen.

Von der Lohnbewegung. Der Arbeitgeberverband in Schwäb. Gmünd beschloß, daß mit Einführung der neunstündigen Arbeitszeit diese von allen Arbeitsgruppen voll einzuhalten sei und daß nur Schleifern, Formern, Schmelzern und Goldpoliseusen gestattet sei, mittags mit der Arbeit fünf Minuten vor 12 Uhr aufzuhören, um notwendige Waschungen vorzunehmen. Bis jetzt war ein vorzeitiges Aufhören von 10–15 Min. auch abends gestattet.

Lohnbewegung in Oberstein. Den Fabrikanten von Oberstein wurde eine Forderung der Metallarbeiter übermittelt, nach der eine Lohnerhöhung von 15% gewünscht wird.

Lohnbewegung. Unter den Arbeitern der Bremer Silberwarenfabrik, Aktiengesellschaft, Sebaldsbrück b. Bremen sind Lohndifferenzen ausgebrochen.

Preiserhöhungen in Oberstein. Die Uhrkettenfabriken in Oberstein sehen sich nunmehr auch veranlaßt, infolge der andauernden Preissteigerung der Rohmaterialien einen Zuschlag von 5% eintreten zu lassen. Dieser Aufschlag tritt für sämtliche vom 9. Oktober d. J. ab einlaufende Aufträge in Kraft. Die 5% werden dem Endbetrag der Faktura aufgerechnet.

Preiserhöhungen der Hilfsgeschäfte in Pforzheim. Die Fabrikanten von Chatons, Galerien, Kugeln usw. haben sich zusammengeschlossen und neue, erhöhte Preise festgelegt. Ziel wird nur vier Wochen gewährt, alle späteren Zahlungen werden mit aufgelaufenen Zinsen, 1% über dem Reichsbanksatz entgegengenommen.

Preiserhöhung in der Metallwarenbranche. Die Metallwarenfabrik Werdau teilt ihrer Kundschaft mit, daß sie den Nettopreis-Aufschlag von 5% auf 10% erhöhen muß.

Ausstellungen. In Olmütz findet im Sommer nächsten Jahres die dritte Gewerbeausstellung statt.

Medaillen und Münzen. Die anläßlich der goldenen Hochzeit des badischen Fürstenpaares hergestellten Jubiläumsmünzen, Fünfund Zweimarkstücke sind als hervorragende Erzeugnisse der Medailleurkunst begrüßt worden. Auf der Rückseite sind sie von den anderen Zwei- und Fünfmarkstücken nicht verschieden, auf der Vorderseite aber zeigen sie in vortrefflicher Komposition das wohlgelungene Doppelbildnis des Großherzogs und der Großherzogin. Der Entwurf dazu stammt von Professor Rudolf Mayer, dem Schöpfer zahlreicher Medaillen und Plaketten.

Wir berichteten bereits über das Jubiläum des Herrn Stadtrat Clemens Veltmann in Pforzheim. In einer Sitzung des Rates sprach Herr Bürgermeister Habermehl herzliche Worte der Anerkennung an den Jubilar, dem er zu seiner silbernen Hochzeit mit der Stadt den Glückwunsch des Kollegiums und der Stadtgemeinde aussprach, und überreichte ihm. sodann ein paar prächtige silberne Leuchter als sichtbare Erinnerung an diesen Tag. Herr Veltmann, der von dieser Ehrung sichtlich gerührt war, wies in seiner Antwort auf die große Wandlung hin, die Pforzheim in diesen 25 Jahren und nicht zum wenigsten unter der Führung des Herrn Oberbürgermeister Habermehl erfahren, und erinnerte daran, daß er unter drei Oberbürgermeistern, den Herren Groß, Kraatz und Habermehl, und in drei Rathäusern, dem alten abgebrannten Rathaus, dem provisorischen im Reuchlinschulhaus und seit 11 Jahren im gegenwärtigen Rathaus, in den Dienst der Stadt gestanden hat. Die obenerwähnten Leuchter sind aus der SilberwarenFabrik von Lutz & Weiß in Pforzheim hervorgegangen.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Auszeichnungen. Dem Herrn Professor Stier vom Württ. Kunstverein wurde vom König von Württemberg die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Ordens der Württembergischen Krone verliehen. Dem Oberbürgermeister der Goldstadt Pforzheim, Herrn Ferdinand Habermehl, wurde vom Großherzog von Baden die Friedrich-LuisenMedaille verliehen. Dem Goldschmied Herrn Friedrich Stein in Hanau, der seit 50 Jahren in der Firma A. Grubener daselbst beschäftigt ist, wurde das „Allgemeine Ehrenzeichen“ verliehen. Wir gratulieren!

Jubiläen. Herr E. Kleucker, Direktor der Geislinger Metallwarenfabrik, Zweigniederlassung Göppingen, konnte am 15. Oktober auf eine 25 jährige Tätigkeit zurückblicken. Aus diesem Anlaß wurde ihm von den Sängern der Fabrik ein Ständchen dargebracht. Im Laufe des Vormittags begab sich eine Abordnung der Geislinger Fabrikleitung in die Wohnung des Jubilars, um ihm die Glückwünsche des Direktoriums und des Aufsichtsrats zu übermitteln. - Auf ein fünfzigjähriges Bestehen konnte am 21. Oktober die Firma Gustav Jähne, Kgl. Sächs. Hofjuwelier, Gold- und Silberschmied in Dresden zurückblicken. Das Geschäft, das gegenwärtig mit zu den ersten und vornehmsten Dresdens gehört, hat sich aus kleinen Anfängen durch ernstes Streben und Reellität zu seiner Größe und Bedeutung entwickelt. Genießt doch die Firma seit langer Zeit den besonderen Vorzug, sowohl die Königin -Witwe Carola als

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Firmen-Löschung. Die Bijouteriefirma Gustav Sickinger in Pforzheim wurde von Amts wegen gelöscht.

Geschäfts- Eröffnungen. Herr Emil Jabulowsky hat in Pforzheim eine Silber- und Stahlwarenfabrik eröffnet. Herr Karl Kammerer in Pforzheim hat ein Bijouterie - Engrosund Exportgeschäft gegründet.

Geschäfts-Veränderungen. Die Goldwarenfabrik Mößner & Wellendorf in Pforzheim ging infolge Todesfall des Herrn Wellendorf auf Herrn Georg Mößner allein über. Aus der Firma Moritz Armány & Neffe, Edelsteinschleiferei in Wien VII., Kirchengasse 11, ist Herr Gerson Armány ausgetreten. Nunmehriger Alleininhaber ist Moritz Armány.

Geschäfts- Übernahmen. Zu der bereits in Nr. 41 (Seite 392 a) gemeldeten Geschäftsübernahme der Firma J. P. Plücken in Neuß durch Herrn Franz Vell ist noch nachzutragen, daß dieselbe unter der bisherigen Firma weiterbestehen wird. Das Gold-, Silber- und Juwelen-Geschäft von K. Scharrer in Nürnberg ist auf dem Juwelier Mathias Schaller daselbst übergegangen und wird unter unveränderter Firma weitergeführt.

Geschäfts-Vergrößerung. Die Silberwarenfabrik von Hermann Bauer in Schwäb. Gmünd hat die, durch einen Anbau an die Fabrik gewonnenen großen neuen Räume bezogen. Es ist dies der 4. Anbau an die im Jahre 1863 gegründete Fabrik, ein Beweis, auf welch gesunder Basis dieselbe vorwärts schreitet.

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Geschäfts-Verlegungen. In Duisburg a. Rh. verlegte Herr Aloys Haal seine Goldwarengroßhandlung ab 10. Oktober nach Sonnenwall 741 und hat derselbe bei dieser Gelegenheit sein Lager bedeutend vergrößert. - Herr Wilhelm Berner, Juwelier und Goldschmied in Lübeck, verlegte sein Geschäft nach Breitestr. 7. Herr Wilhelm Pfannkuch, Goldschmied und Juwelier in Kiel, verlegte sein Geschäft von Faulstr. 3 nach Holstenstr. 46. Die Fabrik feiner Lederwaren für die Etuisbranche und Bijouterie-Exporteure Hermann Stöhr, Offenbach a. M., hat ihre Pforzheimer Verkaufsstelle bzw. ihr Export-Musterlager nach Leopoldstr. 12 daselbst verlegt. Herr Gottlieb Gulden, Fassergeschäft in Pforzheim, wohnt jetzt Kiehnlestr. 10 daselbst. Die Edelsteinhandlung S. Berger, Paris-Pforzheim, hat ihr Pforzheimer Geschäft nach der Zerrennerstr. 5 verlegt. Das Bijouteriehilfsgeschäft (Samte Engros) Gustav Zenkert in Pforzheim hat Leopoldstr. 12 daselbst neue Lokalitäten bezogen. Herr Joh. Aug. Ulrich in Pforzheim hat sein Vergoldungsgeschäft nach der Goethestraße verlegt. Herr William Posner, Bijouterie - Engros, Pforzheim, verlegte sein Geschäft nach der Durlacherstr. 67 daselbst. Herr Carl Jock in Karlsruhe hat sein UhrenGold- und Silberwarengeschäft nach der Kaiserstr. 141 daselbst verlegt. Herr Emil Rothschild in Pforzheim, hat seine Ringfabrik nach dem eigenen Neubau, Durlacherstr. 67 verlegt. Die mechanische Werkstätte des Herrn Friedrich Bauer in Porzheim, befinden sich nunmehr Westl. Karl-Friedrichstr. 157. Die Silberwarenfabrik W. Frey & Cie. in Pforzheim, bezog bis zur Fertigstellung ihres Neubaues provisorische Räume, Durlacherstr. 1. Herr Bijouterie-Exporteur Georg Bujard in Pforzheim, verlegte seine Geschäftslokalitäten nach der westlichen Karl-Friedrichstr. 93. — Gebr. Brodersen, GoldwarenEngros Hamburg, haben ihre Bureaus vergrößert und nach Mühlenstr. 52 (Stadtteil Mühlenburg) verlegt. Wir teilten in vor. Nummer S. 402 a irrtümlicherweise mit, daß die Firma Ernst Ve eck ihr Edel- u. Halbedelsteingeschäft nach Hettenrodt bei Idar verlegt habe. Hierzu wäre nun zu berichten, daß die genannte Firma von Hettenrodt nach Idar übergesiedelt ist

Todesfälle. Am 18. Oktober verschied in Schwäb. Gmünd nach langem, schweren Leiden Herr Privatier Julius Kuttler, früherer Teilhaber und Mitbegründer der Firma Gebr. Kuttler, im Alter von 68 Jahren. Der Verstorbene war von einer unermüdlichen Arbeitskraft bis ihn ein schweres Augenleiden, welches völlige Erblindung zur Folge hatte, zwang, sich ins Privatleben

zurückzuziehen. Durch sein biederes, liebenswürdiges Wesen, wie durch seinen ausgesprochenen Wohltätigkeitssinn hat sich Herr Kuttler ein dauerndes Andenken gesichert. Möge ihm die Erde leicht werden! Einen weiteren, schweren Verlust hat die Gmünder Edelmetallindustrie und das Kunstgewerbe durch den am 19. Oktober erfolgten Tod des Herrn L. C. Köhler, Inhaber der gleichnamigen Ringfabrik, zu verzeichnen, welcher im 48. Lebensjahre einer schmerzlichen Venen-Entzündung erlag. Als tüchtiger Techniker und umsichtiger Geschäftsmann hat der Verblichene es verstanden, sein Geschäft aus kleinen Anfängen heraus zu seiner jetzigen Blüte und Bedeutung emporzubringen und sich die Achtung und das Vertrauen seiner Mitbürger zu erwerben. Außer verschiedenen Ehrenämtern, welche Herr Köhler inne hatte, war er Mitglied des Gewerbeschulrates und Vorsitzender der Gewerbebank seit einer Reihe von Jahren. Sein allzufrühes Hinscheiden erregt allgemeines Bedauern. Ehre seinem Andenken! In Villingen starb Herr Handelskammersekretär Dr. Knorz an einem Lungenleiden nach achtjähriger Wirksamkeit im Dienste der Schwarzwälder Handelskammer und damit der Uhren-Industrie. Wir kondolieren!

Die

Verschiedenes. Herr Dr. Kretschan in Dresden, Direktor des Historischen Museums, wurde als Leiter des Kunst- und Gewerbemuseums nach Weimar berufen. In Geislingen St. ist Prof. Ziegler, der schon 15 Jahre lang als Zeichenlehrer an der dortigen Gewerbeschule wirkte, vom Gemeinderat und Gewerbeschulrat zum Vorstand bestellt worden. Die Silberwarenfabrik Franz Mosgau, Berlin, errichtet für die Exportkundschaft am Pforzheimer Platz ein großes Musterlager. Firma Theodor Friesinger in Pforzheim, Erbprinzenstr. 12, hat die Vertretungen der Firmen Koch & Bergfeld, Silberwarenfabrik in Bremen, der Mittweidaer Metallwarenfabrik Rudolf Wächter & Lange in Mittweida (Sachsen), und der Lüdenscheider Metallwerke, A.-G., vorm. Jul. Fischer & Basse in Lüdenscheid (Westf.) für den Pforzheimer Platz übernommen. Die vereinigten Thüringer Metallwarenfabriken, A.-G., in Mehlis wollen dieses Jahr wie im Vorjahre 12% Dividende verteilen. — Die A.-G. für Metallindustrie vorm. Gustav Richter in Pforzheim erzielte einen Reingewinn von 83 465 Mk. gegen 48 064 Mk. im Vorjahr, woraus nach 34046 Mk. (i. V. 20 221 Mk.) Abschreibungen 10% Dividende gegen 8%, im Vorjahre verteilt werden. Herr Stephan Bing ist als Mitglied der Direktion in den Vorstand der Nürnberger Metall- und Lackierwarenfabrik vorm. Gebrüder Bing, A.-G., in Nürnberg eingetreten. Herr Hugo Rentzsch, langjähriger Vertreter der Württembergischen Metallwarenfabrik (Zweigniederlassung Göppingen), ist in den Vorstand der Berliner Metallwarenfabrik H. A. Jürst & Co., A.-G. in Adlershof-Berlin eingetreten.

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Aus Innungen und Vereinen.

Im Badischen Kunstgewerbeverein in Karlsruhe hielt am 4. Oktober Herr Geh. Regierungs- und Gewerberat Dr. Muthesius von Berlin einen höchst interessanten Vortrag über das Thema: „Die nationale Bedeutung der kunstgewerblichen Bewegung." U. a. führte der Redner aus, daß ein offener Protest gegen den französisch-romanischen Kulturkreis um die Mitte des 19. Jahrhunderts zuerst in England entstanden sei, habe sich aber nur langsam Bahn gebrochen und erst in den 90 er Jahren auf Deutschland hinübergegriffen. Rasch sei aber da eine verborgene Energie ausgelöst worden, die sich in den besten deutschen Köpfen als Gegenwirkung gegen die Stil-Imitationen seit Jahren angesammelt hätte. Nach etwa 10jähriger Arbeit könnten wir heute auf eine große einheitliche Entwickelung zurückblicken. Als Verdienst der kunstgewerblichen Bewegung sei hervorzuheben, daß sie mit den Stil-Imitationen völlig aufgeräumt habe. Auf der Dresdner Ausstellung sähen wir, wie alles eine neue, selbständige Sprache rede. In sehr eingehender Weise besprach sodann der Redner die Vorteile und Mängel der neuen Bewegung, den Widerstand der Fabrikanten usw. Noch werde es lange dauern, bis der Stilformalismus völlig überwunden sei, aber gebrochen sei bereits seine Macht. Die kommenden Wege werden und müssen dieselben sein, die das neue Kunstgewerbe eingeschlagen hat. Das letzte Endziel könne nichts anderes sein, als die Architektur, denn im Grunde genommen gebe es kein Kunstgewerbe, sondern nur eine Architektur. Alle die Aufgaben, die jetzt das Kunstgewerbe löse, seien schon Teilaufgaben der Architektur; das Kunstgewerbe sei zur Raumgestaltung geworden, beschäftige sich also mit dem springenden Punkt der Architektur, der Ge

staltung des Raumes. Die neue künstlerische Gesinnung, die sich auf allen Kunstgebieten anmelde, könne auch nicht auf künstlerische Äußerungen allein beschränkt bleiben; eine echte, in der Zeit wurzelnde Kunst müsse in innerer Wechselwirkung zum ganzen Zeitgeist stehen, müsse sich widerspiegeln in unseren Sitten und Gebräuchen. In allen unseren Lebensäußerungen müsse eine Läuterung nach der Seite der Echtheit des Empfindens und der Wahrhaftigkeit des Ausdrucks erfolgen.

Der Fachverband für die wirtschaftlichen Interessen des Kunstgewerbes (Geschäftsstelle Berlin W. Jägerstr. 22) beschäftigte sich in seiner ersten Sitzung nach den Sommerferien mit den Ergebnissen des Delegiertentages des Verbandes Deutseher Kunstgewerbevereine in Dresden, auf welchem besonders die Frage der Konkurrenz, welche die Lehrwerkstätten und Leiter der staatlichen und staatlich unterstützten Kunstgewerbeschulen dem Kunstgewerbe durch Übernahme von Privataufträgen machen, und über welche von dem Fachverbande unter Angabe des tatsächlichen Materials bei der Regierung Beschwerde geführt ist, Gegenstand der Verhandlungen war. Mit großem Befremden und unter lebhaftem Protest wurde die Behauptung des preußischen Regierungsvertreters auf dem Delegiertentage aufgenommen, daß die von dem Fachverbande erhobenen Beschwerden „in nichts zerflossen" seien. Es wurde beschlossen, den beteiligten Ministerien diesen Protest zur Kenntnis zu bringen und gleichzeitig weiteres tatsächliches Material aus der neuesten Zeit zur Begründung zu unterbreiten.

Geselligkeitsverein,,Dinglinger", Dresden. Der Verein hielt am Sonntag den 7. d. M. sein erstes diesjähriges Wintervergnügen, durch einen Familienabend im Hotel Herzogin-Garten ab. Trotzdem der befreundete Uhrmachergehilfen-Verein, Chronologie am selben Tage sein Stiftungsfest feierte, war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Vergnügungsausschuß hatte es auch an nichts fehlen lassen, den Mitgliedern, deren Damen und Gästen einen recht genußreichen Abend zu bieten. Die Vorträge bei der Abendunterhaltung, welche sämtlich von Mitgliedern ausgeführt wurden, unter gütiger Mitwirkung einer jungen Dame, wechselten in gutgewählter Reihenfolge ab und endeten mit einem flott gespielten Theaterstück. Sämtliche Vorträge fanden den wohlverdienten Beifall der Anwesenden. Der darauf folgende Tanz hielt die große Mehrzahl bis zum Schluß noch in äußerst fideler Stimmung zusammen, und für viele folgte der Schlußtanz noch viel zu früh. Mit Freuden wurde wahrgenommen, daß viele Kollegen als Gäste anwesend waren, und der letzte Vereinsabend hat gezeigt, daß es ihnen im Kreise der fidelen Dinglinger gut gefallen hatte. Es hatten sich fünf Kollegen als neue Mitglieder angemeldet, die größte Anzahl an einem Abend seit dem Bestehen des Vereins, und so wurde zu aller Freude die 50. Aufnahme gefeiert. Daß der kollegiale Sinn immer so bleiben und dem Verein immer mehr Kollegen zuführen möge, daraufhin ein kräftig „Gut Borax"!

G. P.

Neues aus Hanau. Gollner-Gedächtnis-Ausstellung. Der Kunstverein beabsichtigt, mit seiner Weihnachts-Ausstellung eine Gedächtnis-Ausstellung von Werken des im April dieses Jahres verstorbenen Emailmalers Hermann Gollner zu vereinigen. Diese Ausstellung soll die Tätigkeit Gollners nicht nur als Emailmaler zeigen, sondern auch aus seinem früheren künstlerischen Wirkungskreis, der Genre- und Landschaftsmalerei, Werke in Ölund Aquarelltechnik enthalten. Aber gerade die Emailmalereien Gollners sind sämtlich in festen Händen, und so würde die Ausstellung ohne Emailarbeiten ein ganz ungenügendes Bild von der Tätigkeit des Künstlers geben, wenn es dem Vorstand nicht gelingt, einige größere und kleinere Stücke in Emailliertechnik leihweise zu erhalten. Der Vorstand des Kunstvereins richtet daher an unsere Mitbürger die Bitte, es möchten diejenigen, welche Emailbilder von Gollner besitzen und diese für etwa vier Wochen zur Verfügung stellen wollen, dem Vorsitzenden, Herrn Stadtbaurat Thyriot, baldgefälligst Mitteilung davon zukommen lassen. Erst bei genügender Zusage ist das Zustandekommen der Ausstellung gesichert.

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