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großem Maßstabe gehört. Alle sind sie Spieler in Perlstadt, aber ernste Verbrechen sind selten, weil die Leute zu angestrengt arbeiten müssen, um noch Lust zum Raufen zu haben.

Das Leben des Perltauchers ist ein mühevolles. Um 2 Uhr früh schon ertönt ein Kanonenschlag und noch vor Sonnenaufgang eilen die Araber in ihren langen Röcken und mit ihrer Kopfbedeckung von Kamelhaar hinunter an die Bucht. Unter wüstem Geschrei begibt sich dann auf den Weg nach den Perlbänken die Fischerflottille, die aus allen möglichen Sorten von Booten besteht, wie sie zwischen Jeddah und Koweit und von Bahrein bis Karikal in Mode sind. Die aufgehende Sonne beleuchtet mit warmen Strahlen die geschwellten Segel, die sich prächtig von der türkisblauen See abheben. In wenigen Stunden sind die Boote bei der abzufischenden Bank angelegt, welche durch Flaggenbojen bezeichnet ist. Jedes Fahrzeug ist überfüllt mit Männern und wie wir von der Dampfyacht des Oberaufsehers in eins von ihnen hinabsteigen, haben wir ein interessantes Bild vor uns.

Das riesige lateinische Segel ist herabgelassen und neben dem Baum verstaut, über welchem die aus den verschiedensten Stoffen und Farben zusammengesetzten Kleidungsstücke der Taucher zum Wärmen in der Sonne hängen; mittschiffs befinden sich große Körbe und Säcke für die Muscheln, über ein besonderes Bollwerk hinweg beobachten die „Manduks❝ die Tätigkeit der Taucher; es mögen an die 300 Boote unterwegs sein. Ein schön gebauter Sohn des Propheten macht sich zum Tauchen fertig. Seine Kleidung ist sehr einfach und besteht hauptsächlich aus einer beinernen Nasenklammer, um das Wasser von dieser abzuhalten und aus einem Netz um den Nacken herum für die Muscheln. Er schwingt sich über die Seite des Schiffes, setzt seine Füße auf einen Senkstein, nimmt dessen Tau in die Hand, schöpft mächtig tief Atem und springt dann mit den Füßen voran ins Wasser. Man kann ihn in dem klaren blauen Element 30 Fuß tief beobachten, bis er unten angelangt ist. Er läßt den Senkstein los, behält aber den Strick in der Hand, dessen anderes Ende oben der Manduk festhält; halb kriechend, halb schwimmend, wie ein großer schwarzer Frosch gleitet er über den Meeresboden und sammelt die Perlaustern dabei in sein Netz.

Uns Zuschauern erscheint es eine Ewigkeit, bis er wieder heraufkommt. Die Leine wird plötzlich angezogen, der Manduk holt sie ein und ein triefender, angstvoll nach Luft schnappender Kopf schießt aus der Tiefe empor, nach 85 Sekunden harter Arbeit auf dem Grunde des Meeres. Eine kurze Pause zum Luftschnappen und dann geht es wieder hinunter, immer wieder mit wenig Ruhepausen, bis zu Mittag ein Kanonenschuß das Ende der Arbeit für den heutigen Tag ankündigt.

Der Anker wird gelichtet und es beginnt eine wilde Jagd nach Hause. Der Wind ist stark und günstig, die Masten biegen sich unter dem Drucke der geblähten Segel und die Mannschaften nutzen jeden Vorteil aus, um zuerst am Lande einzutreffen.

Die Rückkehr der Boote verursacht am Lande eine große Aufregung, sie scheinen wie eine große weiße Wolke von Möven dem Hafen zuzustreben. Nach der Landung eilen die Taucher mit ihrer Beute zu den Regierungsplätzen und ein jeder teilt seine Austern in drei gleiche Teile, zwei davon nimmt die Regierung als ihr Eigentum in Anspruch und den dritten erhält der Taucher. Die Ceylon-Perlfischerei ist uralt; schon zu Salomos Zeiten blühte sie und heutzutage arbeitet man noch in derselben Weise wie damals: es werden Baumstämme ausgehöhlt, in Schuppen untergebracht und mit tausenden von Muscheln gefüllt, die dann der Verwesung überlassen werden. In diesem tropischen Klima dauert das nicht lange, Millionen von Fliegenmaden helfen dabei, bis schließlich nichts mehr übrig ist, als trockene Austermuscheln, Sand und Perlen. Diese werden sorgfältig gewaschen, die Muscheln fortgeharkt und der perlenhaltige Rest von Mädchen genau durchsucht. Während der 48 Tage dauernden Fischerzeit im Jahre 1905 waren 300 Boote unterwegs und die Regierung erhielt Perlen im Werte von über drei Millionen Mark.

Warum ein Perlkollier von 40-60 Perlen ein Vermögen von zuweilen 250 000 Mark und mehr darstellt, warum eine einzige Tropfenperle von ausgesucht schöner Farbe zuweilen ebensoviel wie ein solches Kollier kostet, ist eine interessante Frage für den, der die schwierige Gewinnung dieses von Alters her hochgeschätzten Juwels nicht kennt. Wir wundern uns über den Preis nicht mehr wenn wir wissen, daß unter tausenden von Perlen, welche die Taucher aus der Tiefe hervorbringen, vielleicht eine einzige würdig ist, einem Kollier eingereiht zu werden. Perlen sind die einzigen Edelsteine, welche der Hand des Schleifers nicht bedürfen, um ihre Schönheit zu erhöhen der angeborene Glanz kann durch keine menschliche Geschicklichkeit erhöht werden. Ebenso ist es unmöglich irgendwie die natürliche Form zu verändern und sie anderen Perlen anzupassen. Um ein Kollier zusammenzustellen, muß man hunderte und tausende von Perlen durchsuchen, um zwei passende zu finden, passend in Größe und Farbe denn Perlen unterscheidet man nach vier verschiedenen Farben, die in einem Kollier immer miteinander harmonieren müssen. Deswegen ist es für Steinhändler so unendlich schwer, zu einem vorhandenen Kollier auch nur eine gut passende Perle hinzu zu finden; dies und der Umstand, daß die Perlen durch viele Hände gehen, ehe sie in Privatbesitz kommen, erklärt den hohen Preis der dafür bezahlt werden muß. L. Schröder.

Die

Exzenterpressen mit selbsttätigem Druckregler.

ie Bauart und Arbeitsweise gewöhnlicher Exzenterpressen gestattet die Ausführung von Hohl- und Massivprägungen nicht. Hierzu mußten stets die viel langsamer arbeitenden Fallwerke und Friktionspressen verwendet werden. Erst die Anwendung des selbsttätigen Druckreglers hat hierin Wandel geschaffen. Ohne die Arbeitsweise der Exzenterpressen irgendwie zu beeinflussen ermöglicht er die volle Ausnützung aller Vorteile, welche diese Pressenart gegenüber Fallwerken und Friktionspressen bietet.

Da der selbsttätige Druckregler für die Bijouterie- und Metallwarenfabrikation yon größter Wichtigkeit ist, so möge an Hand der nachstehenden Darstellungen hier eine Beschreibung derselben Platz finden. Fig. 1 stellt eine geradstehende Exzenterpresse

dar, welche mit dem beim Patentamt angemeldeten selbsttätigen Wittlinger-Druckregler ausgestattet ist. Wie aus den Abbildungen ersichtlich ist, erleidet auch das Aussehen der Pressen keinerlei einschneidende Veränderungen. Fig. 2 zeigt die schematische Anordnung des Druckreglers im Stößel einer geradständigen Exzenterpresse, Fig. 3 die Anordnung im Tisch einer von drei Seiten zugänglichen Exzenterpresse. Hierbei ist vor allem noch zu beachten, daß das Durchfallen ausgeschnittener Stücke durch den Tisch ohne Hindernis möglich ist. Der Druckregler besteht aus dem oberen Gelenkteil a, dem unteren Gelenkteil b, der Federstange c und der Feder d. Das Gelenkteil a ist schwenkbar mit der Kugelpfanne e verbunden, während das

Gelenkteil b ebenfalls schwenkbar mit der Lagerplatte f verbunden ist. Diese wenigen, nur auf Druck beanspruchten Teile sind aus Stahl hergestellt, so daß die größte Haltbarkeit gewährleistet ist. Die Wirkungsweise ist nun folgende: Die Feder d

Fig. 1.

wird auf eine der maximalen Druckwirkung der Presse entsprechende Spannung gebracht. Der Stößel erhält seine auf- und abgehende Bewegung vom Exzenterzapfen k. Solange die maximale Druckleistung der Presse nicht überschritten wird, kommt der Druckregler nicht zur Wirkung, tritt aber durch Verwendung von zu

hartem oder zu dickem Material eine Drucküberschreitung ein, so biegt sich das Kniegelenk nach vorwärts aus und leitet den schädlichen Überdruck auf die Feder ab, während die Exzenterwelle ungehindert ihre Umdrehung vollendet. Hierdurch wird nun folgender Vorteil gegenüber Exzenterpressen erzielt. Es kann kein sogenanntes Aufsitzen eintreten, welches zur Zerstörung von Presse und Werkzeug führt, so daß man Arbeiten auf Exzenterpressen vornehmen kann, die sich früher nur auf Fallwerken und Friktionspressen ausführen ließen. Gegenüber diesen letzteren Maschinengattungen haben Druckreglerpressen folgende Vorteile: Die Werkzeuge

e

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a

b

Fig. 2.

sind bedeutend mehr geschont; erstens tritt der Arbeitsdruck nicht in plötzlicher Weise auf wie bei Maschinen mit Schlagwirkung, weil er ziemlich nahe an der unteren Hubgrenze erfolgt, zweitens kann kein größerer Druck auftreten, als der zur Ausführung der Arbeit benötigte. Entgegen Fallwerken wird der Druck in der

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Werkzeuge, in denen gleichzeitig und nacheinander mehrere Operationen ausgeführt werden.

Druckreglerpressen eignen sich nicht nur zu Schneide- und Zieharbeiten, vielmehr können auf denselben alle Massiv- und Hohlprägungen in kaltem und warmem Zustand ausgeführt werden, wobei auch Pfaffen aus Preßmetall auf der Presse selbst hergestellt, zur Verwendung kommen können. Weiter kann auch auf denselben eingesenkt, d. h. harte Stahlpfaffen in weiche Stahlmatrizen zwecks Herstellung des Prägewerkzeugs eingedrückt werden. Sie bieten also die größten Vorteile für Metallwarenfabriken aller Art, Bijouterie-, Ring- und Besteckfabriken, Pressereien, Präge- und Gravieranstalten, für Massenartikel, Münzwerke usw. Für letztere ist noch von Bedeutung, daß die Pressen mit einer Vorrichtung versehen werden können, welche verhindert, daß die Prägestempel unter Druck aufeinander treffen, falls keine Münzplatte eingelegt ist. Ferner eignen sich Druckreglerpressen auch für Leder, Pappe und andere Stoffe, welche durch Pressen geformt werden. Die Bedienung der Presse ist genau dieselbe, wie die einer gewöhnlichen Exzenterpresse.

Dasselbe gilt vom Ein- und Ausspannen der Werkzeuge. Die Inbetriebsetzung geschieht mittels Hand oder Fuß.

Besondere Beachtung verdient noch die Drehkeilkuppelung, System Wittlinger, welche sich in der Praxis ganz hervorragend bewährt hat. Sie zeichnet sich vor allem durch größte Dauerhaftigkeit, sicheres und zuverlässiges Arbeiten und nahezu geräuschlosen Gang, selbst bei hoher Umdrehungszahl aus. Fig. 5 bis 9 veranschaulichen dieselbe. Beim Leerlauf dreht sich das Schwungrad nicht direkt auf der Welle, sondern auf den beiden Büchsen a und b, während die mittlere Büchse c, die aus Stahl gefertigt ist, die Nuten für den Drehkeil trägt (siehe Fig. 6).

Die ganze Kuppelung liegt in der Schwungradnabe eingeschlossen. Hierdurch ist sie vor Verunreinigungen geschützt. Auch treten keine großen schwingenden Teile und Federn heraus. Einzig und allein die kleine Nase g ist sichtbar, so daß das Schwungrad fast direkt am Lager angebracht werden kann. Von größter Bedeutung aber ist die an jeder Kuppelung angebrachte Doppelsicherung gegen unbeabsichtigtes Einrücken während des Werkzeug-Auswechselns und Einstellens und gegen unbeabsichtigten zweiten Stößelniedergang wärend der Bedienung des Werkzeugs. Diese Sicherung, welche den Beifall der Gewerbeinspektion gefunden hat, ist dem Verfasser unter D. R. G. M. Nr. 272 741 gesetzlich geschützt. Die erste Sicherung geschieht in einfachster Weise durch Lösen der Schraube d und Rechtsdrehen der Büchse b. Hierbei wird die in der Büchse befindliche Aussparung e unter der Nase ƒ des Drehkeils weggeführt, so daß sich letzterer nicht mehr drehen kann (Fig. 8 und 9).

Die zweite Sicherung geschieht sebsttätig ohne Zutun des Arbeiters in folgender Weise. Sobald die Exzenterwelle sich dreht, drückt der gebogene, durch die Nase g des Drehkeils n betätigte Hebel h das Auge i der Zugstange so weit nach links, daß der Ausrückhebel k unter der Einwirkung seiner Feder / in die Höhe schnellt und den Drehkeil n nach vollendeter Umdrehung ausrückt. Vor dem nächsten Einrücken muß erst der Fußtritt oder Handhebel freigegeben werden, so daß der Arbeiter stets aufmerksam wird, bevor er wieder einrückt. Soll die Sicherung bei Anwendung eines selbsttätigen Materialvorschub außer Wirkung gesetzt werden, so geschieht dies einfach durch Wagerechtdrehen des Hebels m, worauf der Stößel so lange auf- und niedergeht, als der Fußtritt niedergedrückt wird.

Exzenterpressen mit selbsttätigem Druckregler baut die Maschinenfabrik Wittlinger & Cie., Zuffenhausen bei Stuttgart.

Eir

Was ist „Fußtol"?

in Staubsammler, gesunde, reine Luft in Fabrikräumen, Läden, Korridoren, Sälen usw. schaffendes Präparat, welches ich namentlich den Herren Juwelieren und Bijouteriefabrikanten recht empfehlen möchte, weil besonders die letzteren einen wesentlichen Vorteil daraus ziehen dürften. Da ihnen bei Anwendung des „Fußtol" auch kein Atomchen ihres zum Teil sehr wertvollen Bodenkehrichts (,,Gekrätz") verloren geht, sondern die Luft der Räume frisch und gesund wird, was bei Anwendung der bisher benutzten nassen Sägespäne gewiß nicht erreicht wurde, im Gegenteil eine ganz rationelle Züchtung gewisser kleiner Springer bezweckt wurde, um deren Habhaftwerdung manche halbe Stunde der betreffenden Besitzer zum Nachteil des Geschäftsinhabers in Anspruch genommen wird. Ferner wird durch die Benutzung des „Fußtol" das Volumen des aufbewahrten Gekrätzes wesentlich vermindert, da das Auf

streuen des „Fußtol" nur geringe Mengen erfordert und zweibis dreimal verwendet werden kann. Infolge dieser ausgiebigen Benutzung und der obenerwähnten Vorteile ist „Fußtol" wirklich jedem Fabrikanten auf das angelegentlichste zu empfehlen. Als eine noch sehr wertvolle Eigenschaft des „Fußtol" wäre in der Selbstverbrennung des Fußbodengekrätzes zu suchen, da die Fett enthaltende Masse im Schmelzofen leicht zu Asche verbrannt werden kann. Ein Versuch mit „Fußtol" wird jeden der Herren Kollegen befriedigen, was ich aus eigener Erfahrung gern bestätigen kann. Das Präparat Fußtol ist zu haben bei: Herren Mumm & Frerichs, Hamburg, Hopfenmarkt 26. Proben in Hamburg frei ins Haus, 25 Pfd. 3 Mk.; 50 Pfd. 5.50 Mk.; 100 Pfd. 10 Mk.; für auswärts nur in 100 Pfd.-Kisten. Probe-Postkolli von 10 Pfd. gegen Einsendung von 2 Mk. versendet E. v. Khuon, Hamburg 5.

Kleine Mitteilungen.

Lohnbewegung in der Etuisbranche. Schon seit einigen Wochen sind die Arbeiter und Arbeiterinnen der Etuis- und Etallagenbranche in Unterhandlung mit den Fabrikanten behufs Erhöhung der Löhne, Festsetzung von Mindestlöhnen und Höherbezahlung der Weilarbeit. Der Kardinalpunkt war die seitens der Lohnkommission verlangte Erhöhung von 20% aller Löhne. Verschiedene Sitzungen auf beiden Seiten und gemeinschaftlich führten zu keinem Resultat. Die vereinigten Etuisfabrikanten,

19 an der Zahl, konnten sich im Interesse ihrer Selbsterhaltung nicht dazu entschließen, eine solche gewaltige Erhöhung von 20% eintreten zu lassen, und da von seiten der Gauleitung des Verbandes mit Streik gedroht wurde, mit einer Aussperrung und Schließung aller Etuisgeschäfte zu antworten. Zu einem Streik kam es, wie vorauszusehen, nicht, und man nahm die von seiten der Arbeitgeber angebotene Lohnerhöhung von 5% am 1. Oktober und weitere 5% am 1. Januar 1907 an.

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Die Dekoration unserer Kollegen beim Jubelfeste in Karlsruhe. Daß unsere Kollegen bei dem schönen Familienfeste des greisen Großherzogs von Baden bezüglich der Dekoration nicht zurückstehen würden, war von Anfang an sonnenklar. Überall in den verschiedenen Stadtvierteln haben sie, mit den anderen Bürgern im Wetteifer, die Laden- und Häuserfronten aufs prächtigste geschmückt. Aber auch die Schaufenster zeigten die emsige, fleißige Hand des Goldschmieds, alles neu aufgefrischt, die neuesten Sachen im Vordergrund, überall die peinlichste Sauberkeit, die beste Reklame, um die vielen tausenden nach Karlsruhe geeilten Besucher zum Kaufe einzuladen. Auf besonderen Samtoder Plüschkartons lagen die Andenken an die Hochzeitsfeier, Münzen, Broschen, Löffel, Knöpfe, Nadeln, Anhänger, Feuerzeuge usw. mit den Bildnissen des hohen Paares, leere Broschenfassungen für die neugeprägten 2 Mark- und 5 Markstücke. Broschen müssen unseres Erachtens sehr viele abgesetzt worden sein, denn auf Schritt und Tritt sah man Damen, geschmückt mit den Großherzogsbroschen. Was Ihrem Berichterstatter besonders auffiel, das ist der Umstand, daß in den Schaufenstern der Juweliere Armbänder und Kolliers in Schlangenform im Vordergrund waren. Silberne, oxydierte, mehrreihige Reifen als Bänder und Kolliers in mattgold mit zwei Schlangenköpfen, mit Smaragden in den Augen gefaßt sah man mehrfach. Es scheint, daß dieser Artikel, wie auch auf Anfragen im Briefkasten der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" hervorgeht, wieder in Aufschwung und Mode kommt, hoffentlich in dem Umfange wie vor 25 Jahren, wo er zum Massenartikel wurde. Hübsche Ladendekoration hatte die Firma Schmidt-Staub aufzuweisen. Eine Plakette mit dem Großherzogspaar, vergoldet auf weißem bzw. cremfarbigen Plüsch, zu beiden Seiten goldene Lorbeerzweige und goldene Lorbeerbäume. Bezüglich Außendekoration darf das Kunstgewerbehaus Müller und die Hoflieferantenfirma Friedrich Blos mit an erster Stelle genannt werden. Ersteres hatte Zweige von Rosen, in Neurot gehalten, an allen Fenstern des in hellgrau gehaltenen Hauses angebracht, die allabendlich in feenhafter Beleuchtung erstrahlten. Jede Rose enthielt eine Glühbirne. Die ganze Ausschmückung präsentierte sich als ein Meisterwerk dekorativer Kunst. Das kunstgewerbliche Magazin Blos war unter Leitung des Herrn Prof. Gagel einzig in seiner Art geschmückt.

Kunstgewerbliche Arbeiten. Ein besonderes Kunstwerk unter den Ehrengaben zum Jubiläumsfeste in Karlsruhe ist diejenige der Kreisausschüsse des Großherzogtums. Sie besteht aus einer Truhe, die als kunstgewerbliches Meisterstück bezeichnet werden darf. Der Entwurf stammt von dem Direktor der Karlsruher Kunstgewerbeschule, Herrn Prof. Hoffacker. Der fein polierte eichene Schrank wird durch eine silberbeschlagene Türe verschlossen und von zwei silbernen Greifen bewacht. An den Flügeltüren sind die Wappen der elf Kreishauptstädte in malerischer Gruppierung angebracht. Auf der Vorderseite stehen die Jahreszahlen 1856-1906, auf der Rückseite die Initialen F. L.

Eine kunstvolle Emaillearbeit zeigt die Ehrengabe der Provinzialverwaltung der Rheinprovinz zur goldenen Hochzeitsfeier des Großherzogpaares von Baden. Es ist eine Gedenktafel aus Silber. Die Widmungsworte sind mit einem Wappen und Myrtenkranz umrahmt, der die kunstvolle Emaillearbeit zeigt. In lichten Gravierungen zeigen sich die Ansichten des Koblenzer Residenz - Schlosses, wo die Jubelbraut ihre Mädchenjahre verlebte, des Kaiser-Wilhelm- und des KaiserinAugusta-Denkmals in Koblenz.

Eine weitere Schenkung ist dem Rats-Silberschatz der Stadt Frankfurt a. M. von zwölf Angehörigen alter Frankfurter Patrizierund Bürgerfamilien gemacht worden, und besteht dieselbe aus silbernen Bestecken für eine Tafel von 60 Personen und zwar aus: 60 Tafellöffeln, 180 Tafelgabeln, 180 Tafelmessern, 60 Dessertlöffeln, 60 Dessertgabeln, 60 Dessertmessern, 60 Obstmessern, 60 Kaffeelöffeln, 60 Mokkalöffeln, 6 Salatbestecken, 12 Saucenlöffeln, 6 Butter- und Käsebestecken, 60 Fischeßbestecken, 6 Fisch-Vorlegbestecken, 6 Spargelzangen, 6 Traubenscheren, 12 Kompotlöffeln und 6 Bratenspießen. Diese Bestecke sind im Barokstil gehalten, sehr massiv und schwer in Silber, und weisen auf der Vorderseite den Frankfurter Adler (ebenfalls dem Barokstil angepaẞt) in einem ovalen Medaillon auf. Die Rückseiten sind mit den Wappen und Namen der Stifter in wunderbarer, feinster Ausführung graviert, und zwar so, daß immer eine bestimmte Anzahl der Bestecke je ein Wappen trägt, so daß die Wappen der zwölf Stifter sich auf die Bestecke verteilen. Sämtliche Bestecke sind in einem schön geschnitzten Eichenschrank untergebracht, welcher eigens für diese Bestecke angefertigt wurde. Dieselben sind von der Firma Ohlenschlager & Riemann, Hofjuweliere in Frankfurt a. M. geliefert und gereicht diese großartige Lieferung der Firma zu hoher Ehre. Ferner ist vom Magistrat der Stadt Frankfurt a. M. geplant, in einem schönen Werke mit feinen Abbildungen und erläuternden Text die einzelnen Stücke des Rats-Silberschatzes zu publizieren, und sind Schritte hierfür bereits getan worden; doch soll dieses Werk nur als Ehrengeschenk Verwendung finden. Es wäre sehr schön und dankenswert, wenn sich der Magistrat entschließen würde, einmal eine Ausstellung des gesamten Rats-Silberschatzes an geeigneter Stätte, vielleicht im Kunstgewerbe-Verein zu arrangieren, um auch weiteren Kreisen diese schönen Kunstschätze zu erschließen. G.

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Einzelkelche wurden bei der letzten Abendmahlsfeier in der Berliner Nikolaikirche zum ersten Male verwendet. Es waren 60 Stück, die nach jedem Gebrauch in heißem Sodawasser gereinigt wurden. Auch andere Berliner Gemeinden wollen die Einzelkelche einführen.

Guter Ausgang der Nishnij-Nowgoroder Messe. Entgegen dem anfänglich gehegten Empfinden, als ob die Messe, die auch für unsere Industrie eine Rolle spielt, eine schlechte sein werde, ist erfreulicher Weise nicht eingetreten. Gegen den Schluß wurde sie sogar ausgezeichnet, auch in bezug auf die Zahlungen, wo die Barzahlungen überwogen. In den übrigen Fällen wurden kurze Kredite gewährt.

Absatzchancen für Edelmetallwaren in Brasilien. Unser Konsulat in Porto Allegro berichtet über die Absatzaussichten einiger Gattungen von Metallwaren wie folgt: Nachfrage herrscht besonders auch nach Erzeugnissen der Bijouterie warenIndustrie, besonders Finger- und Ohrringe, Halsketten. Alles ist in auffallender Ausführung und in möglichst niedriger Preislage erwünscht.

Export nach Rußland. Die seinerzeit gehegten Befürchtungen, der Geschäftsgang mit Rußland würde infolge der Unruhen usw. sehr ins Stocken geraten bezw. ganz einschlafen, haben sich glücklicherweise nicht erfüllt; im Gegenteil, das Geschäft ist sowohl in der Bijouterie- wie in allen anderen Branchen geradezu glänzend zu nennen, einen Umstand, den man sich nicht erklären kann. In Pforzheim sind fortgesetzt Einkäufer aus St. Petersburg, Tiflis usw., die reichlich bestellen; in St. Petersburg werden sogar neue Detailgeschäfte bzw. Filialen eröffnet. Ein Zeichen des guten Geschäftsganges ist der glatte Eingang der Außenstände; Wechselproteste und Prolongationen sind seltener geworden; die große Nishnij-Messe hat Geschäfte gemacht, wie schon seit Jahren nicht mehr.

Von der Lohnbewegung. Der Fabrikanten-Verein in Schwäb. Gmünd hat beschlossen, für den Fall, daß es in Hanau zum Streik kommt, keine Aussperrung eintreten zu lassen, aber auch keine Hanauer Arbeiter einzustellen.

Weitere Preiserhöhungen. Unter Hinweis auf das Rundschreiben des Arbeitgeber-Verbandes erklären vierzehn Pforzheimer Fabrikanten, daß sie vom 10. September ab gezwungen sind, bei allen neu einlaufenden Aufträgen auf Silberbijouterie eine Erhöhung ihrer seitherigen Preise um mindestens 10% eintreten zu lassen. Ebenso lassen auch die Fabrikanten der Goldbijouterie einen Zuschlag von 5% eintreten. Dem Beispiel von Pforzheim ist nunmehr auch Schwäb. Gmünd gefolgt. In einem Zirkular, unterzeichnet von 26 Fabrikanten, wird gesagt, daß die Gestehungskosten der Fabrikate durch die fortwährende Steigerung der Rohmaterialien und ganz besonders die in letzter Zeit stattgehabte Arbeiterbewegung für den Neunstundentag, verbunden mit bedeutenden Erhöhungen der Arbeitslöhne, wesentlich erhöht wurden. Sie seien deshalb, um diese überraschend eingetretenen Erhöhungen auch nur einigermaßen auszugleichen, gezwungen, auf die Preise sämtlicher Fabrikate sofort einen Zuschlag eintreten zu lassen, und zwar auf stempelfähige Goldwaren, ausgeschwemmte Goldwaren und Doubléwaren 5%, auf Silberbijouterie 10%. Die Firma Ed. Straubenmüller, Abteilung für Trauerbijouterie in Pforzheim, teilt ihrer Kundschaft mit, daß sie infolge der neuerdings erhöhten Lohnsätze und der Steigerung der Rohmaterialienpreise sich gezwungen sieht, anschließend an die von den Fabrikanten von Doublebijouterie geschlossene Konvention, die Preise von sämtlichen Artikeln von Trauerbijouterie um 5% zu erhöhen.

Herrmann ist ausgeschieden; der Uhrmacher Gustav Eduard Herrmann in Plauen führt das Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma allein fort. Die Firma P. B. Czaczkes in Wien II., Glockengasse 5, wurde eingetragen: Uhrmachergewerbe und Handel in Gold- und Silberwaren.

Geschäfts- Eröffnungen. Die Herren Karl Gille und Aug. Jakob gründeten in Pforzheim, Tunnelstr. 63, eine Kettenfabrik. Im Stadtteil Brötzingen zu Pforzheim, Bürgerstr. 2, eröffneten die Herren Heinz & Walter eine Bijouteriefabrik. Eine Bijouterie- und Abzeichenfabrik eröffnete Herr Emil Schweigert in Pforzheim, St. Georgenstr. 10. Die Herren Schwemmle & Wurster errichteten in Pforzheim, Erbprinzenstr., eine Bijouteriefabrik. In Dresden gründete Herr Eduard Cohne eine Gravier- und Prägeanstalt.

Geschäfts- Übernahmen. Das Gold-, Silber- und JuwelenGeschäft von C. L. Pfeffermann & Co. in Hamburg wurde von dem Kaufmann Herrn Max Carl August Otto Witthöfft, daselbst, übernommen und unter unveränderter Firma fortgesetzt.

Geschäfts-Verlegungen. Herr Jos. Ant. Volz hat seine Bijouteriefabrik in Pforzheim nach der Belfortstr. 3 verlegt. Herr Robert Friedrich in Pforzheim hat sein BijouterieExportgeschäft nach der Zerrennerstr. 51. verlegt. Die Bijouterie-Engrosfirma Emil Nicolai in Pforzheim verlegte ihre Bureaus nach der Bleichstr. 67. Herr Carl Drais in Pforzheim verlegte seine Metallfärbe-Anstalt nach der Bleichstr. 23. Prokura - Erteilungen. Die Firma Eduard Foehr, Königlicher Hofjuwelier in Stuttgart hat ihrem langjährigen Mitarbeiter, Herrn Richard Schnaufer, Prokura erteilt. Den Herren Lohnbewegung. Die Bijouteriefabrik Julius Bleyer Wwe. in Emil Hüttenbräuker und Felix Märckel in Hönningen Neuenbürg (Württemberg) hat nunmehr auch nach Pforzheimer a. Rh. ist von dem Nickelwerk G. m. b. H. daselbst Gesamtund Gmünder Vorbild neue Lohn- und Arbeitszeit-Bedingungen prokura erteilt worden. Herr Kaufmann Friedr. Hartekopp eingeführt. in Goslar ist als Gesellschafter ausgeschieden. Die Kettenfabrik J. Emerich in Mühlacker hat Herrn Max eine Lohnerhöhung für sämtliche Arbeiter eintreten lassen. Grothe, in Firma Gebr. Sommé, Gold-, Silber- und Juwelengeschäft in Breslau ist Prokura erteilt worden.

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Jubiläen. Am 27. September feierte Herr Silberwarenfabrikant Bernhard Hofelich und dessen Gemahlin in Schwäb. Gmünd das Fest der silbernen Hochzeit. Die Silberarbeiter Wilhelm Diehlmann, Johann Maisenbacher und Christ. Schaal konnten dieser Tage auf eine 20 jährige Tätigkeit bei der Firma Lutz & Weiß in Pforzheim zurückblicken. Sie erhielten aus diesem Anlaß schöne Geschenke seitens ihrer Chefs. - In Hanau feierte der Goldarbeiter Herr Wilhelm Weins und dessen Gattin das Fest der silbernen Hochzeit.

Firmen - Eintragungen. In das Handelsregister wurde eingetragen: Dresdner Gravier- und Prägeanstalt Amandus Northmann in Dresden. In Cöln a. Rhein wurde die Firma Reinhard Fehsenfeld & Cie., Fabrikation kunstgewerblicher Metallarbeiten, eingetragen. Persönlich haftende Gesellschafter sind Hans Stork, Kaufmann, und Reinhard Fehsenfeld, Modelleur und Ziseleur, beide in Cöln. Die Firma Eduard Herrmann, Gold-, Silber- und Juwelen-Geschäft in Plauen (Vogtl.) wurde eingetragen. Die Gesellschaft ist aufgelöst; Otto Eduard Edmund

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Verschiedenes. Der langjährige Mitinhaber der Firma W. Nothwang (Fabrik für Herren- und Damen-Medaillons in Gold) in Pforzheim, Herr Ludwig Näher, daselbst, hat sich infolge Krankheit vom Geschäft zurückgezogen und führt dasselbe Herr W. Nothwang unter gleicher Firma auf alleinige Rechnung weiter. Unter Mitwirkung der Bergisch-Märkischen Bank in Elberfeld wurden die Kupfer- und Aluminiumwerke in Eveking mit 3 Millionen Mark Kapital in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bei dem Westfälischen Kupfer- und Messingwerke vorm. Casp. Noell in Lüdenscheid sollen nach sehr reichlichen Abschreibungen und Rücklagen, sowie 10000 Mk. Rückstellung (wie im Vorjahre) für Arbeiterwohlfahrtszwecke, 8 Proz. Dividende verteilt werden. Auf der Tagesordnung der auf den 12. Oktober anberaumten Generalversammlung der Lüdenscheider Metallwerke, Akt.-Gesellsch. vorm. Jul. Fischer & Basse in Lüdenscheid steht auch ein Antrag auf Erhöhung des jetzt 1,2 Millionen Mark betragenden Aktienkapitals.

Von Kunstgewerbeschulen.

In Darmstadt wird ein „Großh. Lehratelier für angewandte Kunst" errichtet, als dessen Unterrichtsfächer Raumkunst, Innenarchitektur, Möbelbau, Flächenkunst, Kleinplastik und Edelmetallkunst gewählt sind. Letztere wird Herr Ernst Riegel aus München lehren. Die Anstalt wird zunächst eine Privatanstalt des Großherzogs von Hessen sein, in der eine beschränkte Anzahl von Schülern oder Schülerinnen nach einer Probelehrzeit auf dem Weg des Atelierunterrichtes zu selbständigem Arbeiten gefördert werden sollen.

Die Stadtgemeinde Pforzheim überwies aus den Sparkassenüberschüssen pro 1905 der Goldschmiedeschule Pforzheim 5000 Mk.

Aus Innungen und Vereinen.

Der Badische Kunstgewerbeverein (E. V.) hat für die kommende Wintersaison in Karlsruhe folgende Vorträge festgesetzt: „Die nationale Bedeutung der kunstgewerblichen Bewegung“, Herr Geh. Regierungsrat Dr. H. Muthesius-Berlin; „Kunst und Technik", Herr Prof. Dr. Max Schmid-Aachen; „Dänisches Kunsthandwerk", Herr Dr. F. Denekew-Krefeld. Zu den Vorträgen, die am 4. und 27. Oktober und 21. November stattfinden, haben Interessenten freien Zutritt.

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