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19 000 000 Doll. im Jahre 1904 und 26000 000 Doll im Jahre 1903. Von den importierten Steinen waren solche im Werte von 10 Millionen ungeschliffen, die erst in den Schleifereien in den Vereinigten Staaten geschliffen und geschnitten werden sollten, während der Wert der bereits geschnittenen aber nicht gefaßten Steine über 24 Millionen Doll. betrug.

Die Zunahme der Einfuhr betrifft besonders die ungeschliffenen Diamanten, während die Einfuhr der geschliffenen ziemlich schwankend ist. Im Jahre 1900 belief sich der Gesamtwert der eingeführten ungeschliffenen Steine auf wenig über 4 Millionen Doll., im Jahre 1902 auf etwas über 6 Millionen Doll., im Jahre 1903 stieg er auf 8 Millionen Doll., im Jahre 1904 auf 82 Millionen Doll., im Jahre 1905 auf 9 Millionen Doll.

und im Jahre 1906 auf 10 Millionen Doll. Die Einfuhr ungeschliffener Steine hat sich überhaupt erst in den letzten Jahren entwickelt und betrug vor dem Jahre 1896 nicht einmal eine Million Doll.

Von den Diamanten im Werte von 35 Millionen Doll. abgesehen, wurden während des letzten Jahres andere geschliffene und ungeschliffene Edelsteine und natürliche Perlen, im Werte von mehr als 5 Millionen Doll. in die Vereinigten Staaten importiert, so daß das Land während des letzten Jahres Preziosen im Werte von über 40 Millionen Doll. bezog, gegen solche im Gesamtwerte von 33 Millionen im Jahre 1905 und 31 Millionen im Jahre 1903, wobei selbstverständlich immer nur die legitim zur Verzollung gebrachten in Betracht kommen.

Von der III. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden.

I. Kunsthandwerker und Künstler.

ie gegenwärtige Kunstgewerbe-Ansstellung in Dresden ist von Künstlern nach rein künstlerischen Gesichtspunkten eingerichtet und organisiert worden, nicht von geschäftlich tätigen Kunsthandwerkern in derem Sinne. Das muß für unsere Berichterstattung zunächst und in erster Linie konstatiert werden, damit Klarheit gegeben ist über den Gesichtswinkel, von dem aus die nachfolgenden Ausführungen aufgenommen und wiedergegeben sind, und damit festgelegt ist, daß diese einschneidende Besonderheit der Dresdener Ausstellung klar erkannt und im Auge behalten worden ist. Freilich darf dabei nicht vergessen werden, daß das Prinzipielle an dieser Erscheinung keineswegs eine Erfindung etwa der Dresdener Ausstellungsleitung ist, sondern daß die Absicht, eine kunstgewerbliche Ausstellung nach ausschließlich künstlerischen Tendenzen zustande zu bringen, schon mehrfach vorlag, daß aber erst eine konsequente und entschiedene Ausführung dieses Gedankens zu konstatieren ist, eben in der Gestalt der Dresdener Ausstellung.

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Die Energie und Folgerichtigkeit, mit der dieses Mal vorgegangen wurde, hat aber auch die Schwächen enthüllt, welche diesem Prinzip nicht etwa der diesmaligen Ausführung desselben anhaften. Doch davon wird noch des Weiteren gesprochen werden. Die Hauptsache ist, daß wir uns unter diesen Umständen fragen: Was soll uns die Dresdener Ausstellung? Die „Deutsche Goldschmiede-Zeitung“ ist keine Kunstzeitschrift. Sie hat kunsthandwerkliche und kunstindustrielle, oder, wenn ich mich so ausdrücken darf, geschäftskünstlerische Tendenzen zu vertreten. Es wäre also möglich, daß wir es für notwendig hielten, gegen das Prinzip der Dresdener Ausstellung im Interesse des geschäftlich tätigen Kunsthandwerkers Protest zu erheben, wie es das „Journal der Goldschmiedekunst" bereits getan hat, oder daß wir zum mindesten uns auf den Standpunkt stellten, daß uns die ganze Veranstaltung Hekuba sein könnte.

Die Dresdener Ausstellung zu ignorieren, geht nun schon gar nicht an; sie ist eine Kulturbegebenheit wichtigster Art, zu der sich jeder, der sich für die moderne kunstgewerbliche Entwicklung interessiert, in irgend einer Weise stellen sollte. Außerdem aber haben sich eine ganz beträchtliche Anzahl größerer und kleinerer Goldschmiedefirmen mit Objekten beteiligt, die für uns gar nicht zu übersehen sind und die außerdem teilweise sich vollkommen in den Rahmen des gegebenen Ausstellungsprogrammes einfügen. Dieser letztere Umstand mußte für uns in erster Linie maßgebend sein. Diese Goldschmiede, Juweliere und Fabrikanten, deren Anzahl ohne die gleichzeitig stattfindenden Ausstellungen in Nürnberg und Karlsruhe unzweifelhaft noch

viel größer geworden wäre, müssen ja wohl auch gewußt haben, was sie taten.

Wir glauben also, dem praktisch tätigen Kunsthandwerker unserer Branche mehr zu nützen, wenn wir ihm ein deutliches Bild davon geben, was diese hochinteressante Ausstellung für ihm bietet, und wenn wir die Einzelgesichtspunkte klar zu formulieren suchen, die sich für ihn aus ihrem Studium ergeben, als wenn wir allgemein ihre Tendenz verdammen.

Nicht eben erfreulich ist es, daß der Besucher über den Namen des entwerfenden oder leitenden Künstlers zwar nirgends im Zweifel gelassen ist, während andererseits die Namen der ausführenden Kunsthandwerker oder Geschäfte in einzelnen Fällen nur wit Umständen zu erfahren waren. s muß aber das Wort „einzelne" betont und in Erwägung gezogen werden, daß bei der Organisation des ganzen Unternehmens immer ein Künstler für einen ganzen oder mehrere Räume verantwortlich war; es gab also sehr viel weniger Künstlernamen, als solche von Gewerbtreibenden zu nennen; das Anbringen von Schildern oder Zetteln an den einzelnen Gegenständen, das wohl am schnellsten zum Ziel geführt hätte, war aus ästhetischen Gründen unterlassen worden, um den wohnlichen Eindruck der einzelnen Räume nicht zu stören. Daß dem die Absicht zugrunde lag, die Kunstgewerbetreibenden an die Wand zu drücken und ihre Mitwirkung vor den Besuchern zu verschleiern, kann aus dem vorliegenden Tatbestand keinesfalls geschlossen werden.

Auch eines anderen Mangels, der dem gewählten Ausstellungsmodus anhaftet, muß Erwähnung getan werden, weil er besonders für das Auftreten der Goldschmiede- und Feinmetallkunst schädigend war. Es ist das Prinzip, die ausgestellten Gegenstände zur Ausstattung von Innenräumen zu verwenden. Die moderne Ausstellungskunst tut sich auf diese neue Art und Weise, Gegenstände dem Publikum vorzuführen, etwas zugute, und sie bedeutet in der Tat einen unschätzbaren Fortschritt gegenüber dem früheren Kasernierungssystem. Dieser Fortschritt kommt aber bis jetzt nur den Werken der Wohnungsausstattungen zugute; für die Werke der Kleinkunst ist dieser Ausstellungsmodus nicht nur unzweckmäßig und sonderbar, sondern in vielen Fällen direkt unwürdig. Es sollen hier nur einige Beispiele angeführt werden.

Der Maler Heinrich Vogeler hat die Entwürfe zu Innenräumen, aber auch für Schmuck, der ausgestellt war, geliefert. Damit dieser Schmuck in dem betreffenden Raum untergebracht werden konnte, wurde eine Tischplatte in einen blau ausgeschlagenen, verglasten Schaukasten verwandelt und in diesem der Schmuck zur Schau gestellt. Ich kann nicht finden, daß diese Einrichtung dem Raum zum Vorteil gereicht hätte. Noch viel weniger konnte

sich aber der Schmuck auf diese Weise zu entsprechender Geltung bringen. In mehreren Räumen waren Silberarbeiten in verglasten Möbelfächern aufgestellt. Das sieht ja ganz nett aus. Aber ausgestellt sind die Arbeiten auf diese Weise nicht, von einem genießenden oder studierenden Anschauen der Silberarbeit kann gar keine Rede sein. Geradezu unbegreiflich ist es aber, daß man die prächtigen, kirchlichen Silberschmiedearbeiten aus München und die dazu gehörige Ausstellung moderner Plaketten in der dunkelsten Ecke des katholischen Kirchenraumes ausstellte, der ohnehin schon dämmerig genug war. Durch eine derartige Ausstellungsweise leistet man der Kleinkunst gewiß keinen Dienst.

Denn es zeigt sich gerade bei der Dresdener Ausstellung, daß das neue Prinzip, die auszustellenden Objekte ausschließlich zu Bestandteilen der Raumdekoration zu machen, nicht für die Gegenstände der Kleinkunst paßt, daß er für diese zu einer unkünstlerischen Kaprice wird. In einem Wohnraum, und wenn derselbe noch so künstlerisch ist, wird man Gegenstände der Kleinkünste niemals so aufstellen können, daß sie ihre volle Wirkung als Einzelkunstwerk entfalten. Dazu gehört es, daß für dieselben ein besonderer, künstlerisch durchgebildeter Kleinraum geschaffen wird, anders ausgedrückt, eine künstlerische Ausstellungsvitrine. Und ich möchte bei dieser Gelegenheit den Vorschlag zur Diskussion stellen, daß bei künftigen kunstgewerblichen Ausstellungen eigene Ausstellungsräume für Gegenstände der Klein- und Goldschmiedekunst angestrebt würden. denke sich etwa einen Raum für eine Ausstellung von Goldschmiedearbeiten, der als idealer Goldschmiedeladen ausgestattet und durchgebildet wäre; gewiß würde dadurch eine zweckmäßigere und würdigere Schaustellung gewährleistet, als wenn die Arbeiten in verschiedene Innenräume verteilt erscheinen.

Man

Ein vorzüglicher Ansatz zur Verwirklichung dieses Gedankens existiert schon in den Verkaufsräumen für kunsthandwerkliche Einzelerzeugnisse und in den Läden, die an der Rückfront des Ausstellungspalastes angebaut sind. Noch näher kommen wohl die Ausstellungsräume für die „Techniken“ mit den historischen Arbeiten, und am allernächsten das Kabinett für Meißner Porzellane, wie es Professor Kreis im „Sächsischen Haus“ eingegerichtet hat. Hier ist der Raum für die kunsthandwerklichen Arbeiten da und nicht umgekehrt, und so wäre es für die Erzeugnisse der modernen Gold- und Silberschmiedekunst auch am Platze. Damit auch der historische Beleg nicht fehle, betrachte man sich noch die Räume im „Grünen Gewölbe", um ein Beispiel aus alten Zeiten vor sich zu haben, welche prunkvollen Räume geschaffen worden sind, nur um als Hintergrund für Erzeugnisse der edeln Goldschmiedekunst zu dienen.

Ich glaube, daß das Kleinkunsthandwerk, gerade im Feinmetallgewerbe, auf der Dresdener Ausstellung so wenig zu Worte kam, liegt nicht an den künstlerischen Tendenzen derselben, sondern an der Einseitigkeit, mit welcher die Wohnungskunst bevorzugt wurde. Damit hat unser Gewerbe nur ganz ausnahmsweise etwas zu tun, und bei einer künftigen Kunstgewerbeausstellung wird es unsere wichtigste Aufgabe sein müssen, dafür zu wirken, daß hier Wandel geschaffen wird. Wir müssen eine Abteilung, wir müssen Räume haben, die nur für die Ausstellung und Betrachtung unserer Erzeugnisse geschaffen, in denen wir allein die Herren sind.

II. Moderne und historische Kunst.

Die Kunstgewerbe - Ausstellung in Dresden hat sich die Prinzipien der modernen Dekorationskunst zur Richtschnur genommen und hat jeden Kompromiß mit historischer Formengebung oder Kunstanschauung abgelehnt. Trotzdem hat man nicht den Eindruck, als ob durch sie eine Kluft zwischen dem Kunstschaffen der heutigen und der vergangenen Zeiten festgelegt

würde. Was vielmehr der Dresdener Ausstellung ihren besonderen Stempel aufdrückt, was man als stärksten und befriedigendsten Eindruck mit fortnimmt, das ist die beglückende Überzeugung, daß die Erzeugnisse der modernen angewandten Kunst anfangen, den unangenehmen Charakter des Gewollten, des Beabsichtigt-Neuen zu verlieren, daß wir allem Anschein nach uns dem seit Jahrzehnten heiß umstrittenen Ziel nähern, im Geist und in der Empfindungsweise der guten Alten arbeiten zu lernen. Mit anderen Worten, wir scheinen auf dem Wege zu sein, den feinen, sicheren Geschmack zurückzuerobern, der uns an den ausgewählten Arbeiten unserer alten Meister so sehr entzückte.

Es sei gestattet, bei diesem Punkte, der für alle Zweige des modernen Kunsthandwerks, also auch für unsere Goldschmiedekunst, von einschneidender Bedeutung ist, einen Augenblick zu verweilen.

Jedes Werk der angewandten Kunst muß beurteilt werden in erster Linie nach der Höhe des künstlerischen Geschmacks, der sich in seiner Durchführung ausspricht, erst in zweiter Linie nach der Geschmacksrichtung, der sein Verfertiger angehört. Also nicht gotisch, oder Renaissance, oder Modern ist Trumpf, sondern künstlerisch, geschmackvoll oder geschmacklos. Und da wir jetzt nachgerade dahintergekommen sind, daß es sich in jedem Stil künstlerisch und unkünstlerisch, geschmackvoll oder geschmacklos arbeiten läßt, so könnten wir auch die Frage, welcher Stil der „schönere" sei, als gegenstandslos beiseite legen. Aber damit ist die Frage, welche Geschmacksrichtung für das künstlerische Schaffen unserer Zeit die geeignetste sei, doch noch nicht gelöst. Schätzen, studieren und genießen können wir schließlich die Erzeugnisse einer jeden Kunstepoche. Zum Neuschaffen, zum Suchen und Finden eigner Werke müssen wir uns eine eigene Geschmacksrichtung zu erringen suchen. Denn ohne eine ganz persönlich gefühlte, einseitige Begeisterung ist kein produktives Schaffen möglich: „Begeisterung ist alles," sagt ein bekanntes Wort und trifft für die künstlerische Arbeit jeder Art den Nagel auf den Kopf. Nur eine solche Richtung wird der Weiterentwicklung unserer Kunst frommen, die wir imstande sind, mit frischer Begeisterung, mit gespannter Phantasie zu verfolgen. Und es ist eine ganz allgemeine menschliche Erscheinung, daß etwas Altbekanntes und Längstvertrautes wohl die Empfindung der Bewunderung und der Liebe in stets steigendem Maße in uns auslöst, daß aber die schaffende Phantasie, die Neuland sucht, dadurch nur in geringem Maße Anregung erhält.

Es wird also dabei bleiben müssen, daß wir suchen, in der modernen Geschmacksrichtung weiter zu kommen, daß wir aus ihr und mit ihr die Bausteine zu einer neuen künstlerischen Kultur uns verschaffen. Denn nicht um neue Kunstformen, nicht um neue Pflanzenmotive oder eine neue Art der Pflanzenstilisierung handelt es sich in erster Linie bei der neuen Bewegung, sondern um das Finden und Pflegen neuer Geschmackswerte. Daß das Nachahmen der historischen Stilarten allein uns dazu nicht zu verhelfen vermag, das beweist sattsam die Geschichte unseres Kunstgewerbes in den letzten Jahrzehnten; und wunderbar ist es, dabei zu beobachten, wie die alten Meister, während wir ihre Werke nach äußerlichem Formenprunk durchsuchten, uns das Köstlichste schenkten, was sie selber dereinst besaßen: Den kräftigen Drang nach eigener, künstlerischer Ausdrucksweise. Wenn wir den festhalten, dann dürfen wir die langen Jahre, in denen wir hoffend und ringend in die Schule der historischen Stile gingen, nicht als „fruchtlose Stilhetze“ betrachten, wie man sie so leicht nennen hört, sondern dürfen sie preisen als zwar mühevolle, aber in ihren Ergebnissen unersetzliche Schul- und Lehrjahre.

Die Dresdener Ausstellungsleitung scheint selbst die Empfindung gehabt zu haben, daß es an der Zeit sei, die Leistungen der modernen Zierkunst mit entsprechenden, anerkannten Leistungen alter Meister in Vergleich zu setzen. Aus diesem Gefühl

heraus ist wohl die historische Abteilung eingerichtet worden, die im Ausstellungsprogramm unter dem Titel: „Techniken" figuriert. Man hat also damit keinerlei wissenschaftliche oder geschichtliche Absichten verfolgt, sondern man wollte damit ausschließlich zeigen, bis zu welcher künstlerischen Ausdrucksfähigkeit die verschiedenen kunsthandwerklichen Techniken in den Perioden kunstgewerblichen Hochstandes entwickelt worden waren. Wir brauchen also diese kunsthistorische Abteilung nicht etwa nach neuen Techniken zu durchsuchen, die in Vergessenheit geraten waren; diese sind ja an und für sich wohl genügend durchforscht. Noch weniger sollen dadurch alte Zierformen wieder zu Ansehen kommen; nach einer Bereicherung unseres Vorrates an Zierformen suchen wir gegenwärtig wohl am allerwenigsten. Welch eine Änderung der Situation seit 1878, als „Unserer Väter Werke" zum ersten Male im Zusammenhang in München ausgestellt wurden! Was uns damals das Wichtigste an diesen Zeugen einer blühenden Kunstkultur war, steht heute für uns so ziemlich in letzter Linie. Und doch haben wir heute noch so unendlich viel von ihnen zu lernen wie damals, nur anderes. Alle denkbaren Techniken, alle möglichen künstlerischen Gesichtspunkte finden wir an diesen alten Arbeiten vertreten. Nur nicht die mühsame, korrekte, unsicher tastende

Härte manches modernen Kunsthandwerkers, nur nicht den hochfahrenden, schludrigen Primitivismus, mit der so viele moderne Künstler nach äußerlichem Erfolg streben. Wie sicher war der Geschmack, wie gewissenhaft die Hand dieser alten Kunsthandwerker! Und wie weit ist diese Gewissenhaftigkeit von ängstlicher, formaler Korrektheit entfernt! Besonders an den großen Emailarbeiten der Renaissance ist diese naive, frische Unbekümmertheit um formale Genauigkeiten zu studieren und zugleich die höchste Sicherheit und Solidität in der technischen Darstellung. Man vergleiche nur damit eine Sammlung moderner Emailarbeiten. Wieviel Korrektheit und technisches Raffinement geht in der modernen Härte und Geschmacksunsicherheit verloren, wieviel formale Fehler und Häßlichkeiten werden siegreich von der sicheren Geschmackswirkung der alten Meister überstrahlt! Wie ruhig und weich ist die Silbertreibarbeit der Alten, wie sicher, fest und rein die Strichgravierung; wie verschwinden die großen, knolligen Steine, der üppige Reichtum an Einzelheiten in der einfachen Ruhe der Gesamtwirkung!

So zeigt die Dresdener Ausstellung das schöne Bild, wie die moderne Kunst ehrfurchtsvoll die alten Werke studiert und dann wieder an die Arbeit geht, um auf eigenem Wege zum gleichen Ziele zu gelangen. R. Rücklin.

Eine in Eisenach auf dem Verbandstage nicht gehaltene Rede von Herrn Otto Drechsler-Görlitz.

Veröffentlicht durch den Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, Berlin.

urch die Verteuerung der gesamten zur Haushaltung notwendigen Artikel, Erhöhung der Mieten, Steuern usw. steigern sich naturgemäß die Ansprüche der Gehilfen und sonstigen Angestellten, wie dies nicht nur in Pforzheim und Hanau, sondern auch in den letzten Nummern der Fachpresse seitens einiger Gehilfenvereinigungen bereits in Erscheinung getreten ist. Überall werden Lohnerhöhungen angestrebt, insbesondere für Überstunden 25%, sogar bis 50%.

Ich bitte nun in erster Reihe die Vertreter der Goldschmiedekunst, mit dazu beitragen zu wollen, daß Fabrikanten resp. Inhaber von Arbeitsgeschäften, die sehr viel mit Reparaturen und kleinen Neuarbeiten zu tun haben, in die Lage kommen, den Gehilfen einen auskömmlichen Lohn zahlen zu können. Es wäre dabei zu berücksichtigen, daß sich solche Geschäftsinhaber bezüglich aller Unkosten, z. B. Kontorpersonal, Miete, Gas, Heizung, Schreib- und Packmaterialien in einer viel schwierigeren Lage befinden, als die Herren Juweliere und Goldarbeiter, von denen manche vergessen, den größten Teil dieser Unkosten bei den Kalkulationen in Anrechnung zu bringen. Gerade darauf bezugnehmend ist vor einigen Wochen in der Fachpresse ein besonderer Artikel in zwei Abschnitten erschienen, welcher seitens aller Herren Kollegen die größte Beachtung verdiente. (Vgl. Deutsche Goldschmiede-Zeitung: Die Kalkulation im Bijouteriegewerbe von Otto Jürgensen, Nr. 30 und 32. Die Redaktion.)

Sie werden sich vielleicht erstaunt fragen, wieso und warum gerade Sie dazu beitragen können, hierin eine Verbesserung zu schaffen; doch ist die Sache ziemlich einfach. Notwendig wäre dabei, daß auch in mittleren und kleinen Plätzen darauf gehalten wird, daß Reparaturen und Extraanfertigungen nicht zu Schleuderpreisen dem Publikum angeboten und gemacht werden. Schreiber dieses könnte Fälle mitteilen, wo kaum die Auslagen verlangt wurden, ebenso aber

auch Beweise geben, daß bessere Preise erzielt werden können. Ich selbst mußte für einfaches Löten einer Brille 1.50 Mk. und für Reparaturen eines Brillantbouton 1.75 Mk. zahlen, während in meinem eigenen Geschäft für derartige Arbeiten den Kunden höchstens 40 Pf. berechnet werden dürfen, wenn ich mich nicht der Gefahr einer Reklamation aussetzen will, was leider bei noch geringeren Arbeiten und Preisen öfter vorkommt.

Nun komme ich zu einem anderen Teile von Kollegen, durch welche die Preise sehr gedrückt werden. Es sind dies die Inhaber von Arbeitsgeschäften in kleinen Plätzen, welche ihre freie Zeit benutzen, um sich außer ihrem Verkaufsgeschäft einen Nebenverdienst zu schaffen. Es ist dies ja sehr anerkennenswert, aber leider kalkulieren diese Herren gar nicht oder so niedrig, daß sie jetzt kaum soviel verdienen, als sie früher Lohn bezogen resp. verlangt haben, und welches mitunter noch als nicht ausreichend zum Lebensunterhalt bezeichnet wurde. Gerade diesen Herren möchte ich zu bedenken geben, daß sie mit solch billigen Preisen ihren früheren Kollegen den größten Schaden zufügen, weil dadurch die größeren Arbeitsgeschäfte nur schwer in die Lage kommen, die Löhne entsprechend erhöhen zu können. Ferner bekommen die Herren in kleinen Plätzen leichter Lehrlinge und können sich solche halten, da sie nicht den Beschränkungen unterliegen wie die Fabrikbetriebe, denen von den Gewerbeinspektionen immer höhere Ansprüche gestellt werden. Für die Gehilfen ist es auch ohne Interesse, Lehrlinge auszubilden, und die Werkführer allein sind dazu außerstande, da sie durch ihre anderen Arbeiten genügend in Anspruch genommen sind.

Wie soll sich nun ferner der Geschäftsinhaber zu den zu erhöhenden Löhnen für Weilarbeit verhalten, welche in den Zeiten vor Ostern, Pfingsten und besonders Weihnachten fast unmöglich zu vermeiden ist. Wer soll dabei die Lohndifferenz tragen, der Geschäftsinhaber, der so schon bezüglich des Verdienstes nicht auf Rosen gebettet ist, oder der Kunde, dessen

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Die neue schweizer Stempelung der Goldgehäuse.

Am 1. September ist ein neues Gesetz über die Kontrollierung der 14- und 18 karätigen Gehäuse in Kraft getreten. Laut der Vorschriften des eidgenössischen Zoll- und Finanzdepartements werden nur noch mit dem amtlichen Stempel versehen die 14- und 18 karätigen Goldgehäuse, welche einen Feingehalt von mindestens 600 und 765 angeben.

Bis heutzutage haben einfach die Goldschalenfabrikanten das Karatgold, welches dem Feingehalt des Gehäuses entsprach, verwendet. Für 585 Goldgehäuse verwandten sie 585 Karatgold. Nun stellten sich mit diesem System verschiedene Nachteile ein, die das neue Gesetz vermeiden will. Z. B. kam es immer vor, wenn man leichte Gehäuse samt Lötmittel schmolz, daß die Kontrollierung einen minderen Feingehalt, als gesetzlich erlaubt ist, angab. Die neuen Vorschriften haben eben den Zweck, diesen unangenehmen Zuständen ein Ende zu machen.

So werden zukünftig die Goldschalenfabrikanten gezwungen, für leichte 585 und 750 Gehäuse 600 und 765 Karatgold zu verwenden. Solche verfertigten Gehäuse werden, wie das eidgenössische Bureau für Gold- und Silberwaren ausgerechnet

hat, nach der Schmelzung samt Lötmittel einen 585- und 750Feingehalt angeben. In den Goldschalenfabrikantenkreisen findet man diese Maßregel vortrefflich. Sie wird gegenüber den Forderungen des Kontrollamtes den Fabrikanten eine größere Sicherheit und gleichzeitig dem eidgenössischen Stempel ein geschätzteres Ansehen geben.

Nun kommt die Kehrseite. In Frankreich sind die Goldschalenfabrikanten solchen Vorschriften nicht unterworfen; dies erlaubt den französischen Fabrikanten, in besseren Verhältnissen Goldgehäuse zu verfertigen als in der Schweiz. Ein 18 karätiges und 20 g schweres Goldgehäuse würde dem Schalenmacher in Frankreich ungefähr zwei Frank billiger kommen als in der Schweiz. Rechnet man noch dazu ein viel zu schnelles und zu plötzliches Eintreten der Vorschriften, so versteht man, daß die Goldschalen- und Golduhrenfabrikanten von dem eidgenössischen Zoll- und Finanzdepartement einen Aufschub verlangt und gleichfalls dieser Autorität ein Gesuch eingereicht haben, sie möge noch die Verhältnisse studieren betreffs des Nettopreises zwischen Frankreich und der Schweiz.

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Kleine Mitteilungen.

Ein Brillantengauner. In den Laden des Juweliers Felix Raub am Thomasring in Leipzig trat vor kurzem vormittags ein junger Elegant, angetan mit braunen Schuhen amerikanischer Form, engen, schneidig gebügelten Hosen und kurzem Jackett, beides großkarriert in mausgrauer Farbe. Mit prüfenden Blicken empfängt der Juwelier seinen Kunden, der ihm den Eindruck eines Ausländers macht. In langgezogener Aussprache, die aber ein gutes Deutsch verrät, wünscht er einen Solitär zum Preise von 400-500 Mk. zu kaufen, worauf ihm solche in ähnlichen Preislagen vorgelegt werden. Besonderes Gefallen zeigt er für zwei Ringe mit je einem Brillanten von etwa zwei Karat. Er steckt sich den einen an den kleinen Finger der rechten und den andern an denselben Finger der linken Hand. Wohlgefällig beschaut er seine beiden Hände, die der Arbeit schon seit langem vorsichtig aus dem Wege gegangen sein müssen; denn die Finger tragen samt und sonders Nägel, die der Gemahlin des Mikado alle Ehre gemacht hätten. „Ah“, sagt er, es ist doch wirklich etwas Großartiges cin so schöner Stein! Man sollte doch noch ein paar Wochen warten, bis man solchen Preis anlegen könnte." Bei diesen Betrachtungen und in der weiteren Unterhaltung, die darauf schließen ließ, daß der „Kunde" ein weitgereister und gebildeter Mensch sei, fiel es dem Juwelier auf, daß der junge Mann öfter seine Blicke der Türe zuwandte und sich anscheinend gar nicht wieder dazu verstehen konnte, die Ringe von der Hand zu ziehen, weshalb sich der Ladenbesitzer auf das Schlimmste gefaßt machte und seinen Kunden schärfer beobachtete. Dieser merkte anscheinend auch, daß er sich verdächtig gemacht hatte und legte nun einen der Ringe ab, um wieder Vertrauen zu erwecken. Dann verlangte er noch ein Stück aus dem Schaufenster zu sehen. In demselben Augenblick, als die Hand des Juweliers in der Auslage beschäftigt war, war der feine Herr mit ein paar langen Schritten auf den Zehen nach der Tür geeilt, öffnete dieselbe geräuschlos, und nach einem weiteren Schritte über zwei in den Laden führende Stufen stand er auf dem Fußsteig, um nun in langen, geübten Sätzen durch die Promenade und Lurgensteins Garten zu entfliehen. Der Juwelier ließ alles stehen und liegen und sprang dem Gauner nach, laut „Halt auf" rufend, was einige beherzte Männer zur Verfolgung veranlaßte. Ein Versuch, durch List

die Verfolger zu täuschen, mißglückte dem frechen Dieb, und nun wurde er definitiv gestellt und festgehalten. Als der Juwelier eintraf, streckte der Bursche auf dessen Forderung ihm die Hand mit dem Ring entgegen und ließ ihn sich vom Finger ziehen, worauf er unter Eskorte der wackeren Verfolger zur Polizei gebracht wurde. Hier stellte er sich wie völlig ohne Verstand und legte sich irgend einen oft vorhandenen Namen bei, während sich bei der Durchsuchung seiner Kleidung ein Notizbuch vorfand, in dem der wohl noch in aller Gedächtnis befindliche Name Graf von Wedel, sowie von Weede verzeichnet stand. An Barmitteln besaß er 10 Pf. Sollte hier vielleicht der Hochstapler erwischt worden sein, der im Vorjahre die Gerichts- und Bankbeamten düpierte und mit 24000 Mk. Banknoten das Weite suchte?

Preiserhöhungen in der Steinbranche. Die vereinigten neun Steinschleifereien Pforzheims wenden sich mit einem Rundschreiben an ihre Kundschaft. Infolge Preissteigerung aller Rohmaterialien, sowohl in echten Steinen wie in Imitationen, Gläsern, Spiegeln usw., und erfolgter allgemeiner Lohnsteigerung und Höherbezahlung der Weilarbeit, sehen sie sich genötigt, ab 1. Oktober d. J. eine allgemeine Preiserhöhung auf alle Schleifartikel eintreten zu lassen, die bei Imitations - Steinen, Gläsern, Spiegeln usw. bei knappester Kalkulation mindestens 10-20%, bei einzelnen Artikeln noch mehr betragen wird. Gleichzeitig stellen sie die dringende Bitte an die Kundschaft, längere Lieferfristen wie seither gewohnt, zu gewähren, da sie bei kurzen Lieferfristen höhere Preise notieren müßten.

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