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über. Man machte sich feine Metallstäbchen, welche man genau mit Rund- und Flachzangen in der Form der gewünschten Zeichnung bog, stellte dann diese Stäbchen nach der Zeichnung auf einem Karton zusammen, um dadurch einen Überblick zu erhalten von der gemachten Arbeit, und trug nun zum Schluß das Ganze auf die zu emaillierende Fläche über, um es dann mit Hartlot festzulöten. Durch diese Maßnahme werden Zellen gebildet, und in diesen Zellen konnte man gut und bequem emaillieren. Diese Manier, also Abgrenzung des Emails durch aufgelötete Metallstäbe oder Metalldrähte, nennt man ZellenEmail oder, wie die französische Bezeichnung lautet, Email cloisonnée. Diese Technik stammt aus dem Orient. Eine Abart von dieser Technik ist die sogenannte Filigran-Email, welche hauptsächlich in Ungarn und Rußland in Blüte war. Man versteht darunter dieselbe Vorbereitung für eine Emaillierung, wie vorhin angegeben, nur sind es nicht glatte Metallstäbchen, sondern gekerbter Draht. Eine zweite Hauptart, welche genau denselben Zwecken dient wie das ZellenEmail, ist das sogenannte Gruben-Email. Es werden bei dieser Vorbereitung aus der ebenen Metallfläche mittelst Stichels, Ätzens oder, wie dies in unserer Zeit hauptsächlich bei Geschäftsartikeln geschieht, vermittelst Pressung Zellen herausgearbeitet und dabei nur Trennungsstege stehen lassen, natürlich ganz in der Form und Art und Weise der Zeichnung. Das Gruben-Email, das den französischen Namen Email- champlevé führt, entwickelte seine Technik hauptsächlich am Rhein, und in Limoge im 11. und 12. Jahrhundert. Diejenigen Erscheiungen, bei welchen es kommt, daß ausgehobene Grubenfelder von größerer Ausdehnung durch aufgelötete Drähte in kleinere Felder

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vor

Metallunterlage, in transparenten Farben, also daß die Zellen so erschienen und die gleiche Wirkung geben, wie bunte Glasfenster. Dieser Zweig der Emailkunst, welcher sehr große Technik und Sicherheit verlangt, wird ebenso behandelt, wie eine Emaillierung auf Metallunterlage, es fällt natürlich sehr in die Wagschale, daß das verwendete Email nicht zu trocken und nicht zu naß ist, wenn es in die freien Zellen eingetragen werden soll. Alle diese verschiedenen Arten von Email, die ich Ihnen mitgeteilt habe, werden alle in der Weise emailliert,

wie ich es am Anfang meiner Ausführung mit dem Beispiel einer ebenen Platte erörtert habe. Man kann diese verschiedenen Techniken zusammenfassen, weil sie alle im Dienste der Goldschmiedearbeit stehen, in den Namen Goldschmiede-Email. Ein anderer Zweig der Emaillierkunst ist dasjenige Gebiet, das nicht immer als Hilfsmittel des Goldschmiedes zu sein braucht, sondern als selbständiges Kunstwerk betrachtet werden kann, es ist das MalerEmail. Allerdings ist es auch nicht ausgeschlossen, daß das Maler-Email auch als Hilfsmittel einer Goldschmiedearbeit dienen kann. Wenn ich das Maler-Email in nähere Beleuchtung bringe, so kommt in erster Linie die Limoger Emailmalerei in Betracht und hernach die Emailmalerei auf weißem Grund. Die Technik der Limoger Emailmalerei werde ich bei der geschichtlichen Besprechung näher anführen, weil die Technik mit der Geschichte in diesem Kunstzweig so eng verbunden ist, daß beides bei getrennter Anführung nur ein unvollkommenes und unklares Bild geben würde. Im 17. Jahrhundert bildete sich eine neue Art Technik, die Emailmalerei oder, wie ich sagen möchte, eine Malerei auf Email, also auf einen weißen Emailgrund. Zum Gegensatze der Emaillierung werden hier in dieser Technik die Emailfarben, welches ausschließlich Metalloxyde sind, mit ätherischem Öle angemischt und mit einem Pinsel aufgetragen oder vielmehr aufgemalt. Es ist das ganze eine Technik, wie ähnlich bei der Porzellan- und Ölmalerei, und erfordert sehr große Erfahrung, Sicherheit und viel Geduld. Die Malfarben, die gewöhnlich ein anderes Aussehen haben, als sie den Namen führen, erhalten erst ihren schönen eigentlichen Ton durch das Einbrennen, und dieser Ton verändert sich unter dem Fondant, also dem schon erwähnten farblosen transparenten Glasfluß meistens nochmals, entweder in Steigerung oder Reduzierung der Farbe. Die Malfarben werden auch wie die Emaillen von den chemischen Laboratorien bezogen. Wenn nun ein Emailmaler ein Gemälde anfertigt, so muß er genau voraussehen, was für Wandlungen seine Farben durch das Brennen

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Blick von der Hohen Sonne auf die Wartburg.

zerlegt wurden, nennt man Email-mixt oder gemischtes Email. Eine Unterabteilung des Grubenschmelzes ist die Emaillierung auf ein vertieftes flaches Relief, und zwar bald einfarbig, bald bunt, hauptsächlich auf silbernes Metall. Diese Art Emaille nennt man Email basse-taille, und blühte im 14. und 15. Jahrhundert in Italien. Ferner finden wir in der Bijouterie im 16. Jahrhundert Hochreliefs und Freifiguren in Gold, welche meistens mit buntem transparentem Email überzogen sind. Nun kommt noch ein weiterer Emaillierungszweig zur Sprache, Email à jour oder, wie solches oft fälschlich genannt wird, translucides Email. Email à jour oder besser Fenster-Email ist schon zu frühen Zeiten angefertigt worden, den ersten näheren Bericht über die Anwendung und Arbeitsweise desselben finden wir von Cellini, jedoch ist seine empfohlene Art nicht ausführbar. Bei dem Email à jour finden wir auch Zellen-Email, aber ohne

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und Überziehen mit Fondant mitmachen, wie sie sich verändern, und was für Einflüßen sie unterworfen sind usw. Auch muß er stets in Erwägung ziehen, wie die Farbe fließt, also wie sie schmilzt. Wenn nun der Emailmaler zu arbeiten beginnt, so mischt er seine benötigenden Farbtöne mittelst einer Spachtel auf einer Palette, die von Achat oder Glas sein kann, mit Lavendelöl an, und zeichnet fürs erste mit entsprechender Farbe das Bild auf den vom Emailleur hergestellten weißen Emailgrund mittelst eines kleinen feinen Pinsels auf. Hernach werden die verschiedenen Grundfarben angelegt, schattiert und ausgearbeitet. Es ist zur Fertigstellung eines Gemäldes während der Arbeit mehreres Einbrennen nötig, damit die gemalte Farbe wieder, ohne wegzugehen, nachgemalt und schattiert werden kann. So fährt man fort, bis das Gemälde die Zufriedenheit des Malers erreicht hat. Nach Beendigung der Arbeit wird jedes Gemälde mit Fondant überzogen, welcher dann der Malerei Schutz gegen äußere Einflüsse verleiht und dem Ganzen einen schönen Glanz gibt, und wird dann durch Feilen usw. fertig behandelt, wie ein anderes Emailstück. Natürlich gibt es auch hier sehr viele Arten in der Manier der Malerei, denn jeder Künstler hat einen anderen Geschmack und eine andere Farbenzusammenstellung und Mischung, wie Sie das auch bei Zusammengruppierungen von verschiedenen Ölgemälden der verschiedenen Maler wahrnehmen werden. Wenn es dem Emailmaler auch nicht immer möglich ist, alle gewünschten Farbtöne hervorzubringen, was auf die weit weniger reichliche Palette des Emailmalers zurückzuführen ist, so hat doch ein Emailgemälde vor allen Malereien, sei es nun in Öl, Pastell, Aquarell usw., den hohen Wert voraus, durchaus in seiner Farbenwirkung, Farbenzusammenstellung vollständig beständig zu sein. Ist einmal ein Emailgemälde eingebrannt und mit Fondant überzogen, so ist ein solches für Tausende von Jahren gesichert, immer mit derselben Leuchtkraft, mit demselben Glanze zu wirken und den Beschauer immer mit den gleichen unveränderlichen Empfindungen zu beseelen, wie vom ersten Angenblicke an, an welchem es hergestellt wurde.

Meine Herren, ich habe Ihnen nun ein Bild gegeben von der ungefähren Arbeitsausführung der verschiedenen Emailarten, es gibt allerdings gar viele Klippen, die bei der Arbeit selbst im Wege stehen, und wo nur gründliche Erfahrung und Technik dazu verhelfen können, diese Klippen glücklich zu umgehen. So ist es nötig, die verschiedenen Metalle mit verschiedenen Emaillen zu behandeln, die Eigenschaften der verschiedenen Metalle genau zu studieren, ihren Einfluß zu beobachten, den sie auf

das Email ausüben usw. So hat z. B. das Silber die unangenehme Eigenschaft, das Email gelb zu färben, was oft sehr schwer oder gar nicht zu verhüten ist. Bezüglich der transparenten Farben kommt das Metall auch sehr in Betracht, so erhält man auf Feinsilber sehr schöne blaue und grüne transparente Töne, während schöne leuchtend rote Töne auf Silber sich nicht erzielen lassen. Zu letzterem Zwecke muß die entsprechende Stelle mit Feingoldfolie unterlegt werden. Hat man aber eine Goldplatte zum Emaillieren, so sind natürlich die roten und gelben Töne gesichert, während blaue und grüne Töne, um sie brillant zu erzeugen, eine Feinsilberfolie-Unterlage benötigen. Der zu emaillierende Grund ist bei allen Fällen besser geeignet, ein Email gut zu halten, wenn derselbe vorher etwas rauh gemacht worden ist, durch Gravieren usf., und gerade eine schöne Gravierung oder Guillochierung kommt dann bei einem transparenten Email mit ihren Effekten ganz besonders zur Geltung. Ein böser Mißstand ist oft der, daß im Metall während der Arbeit Blasen aufsteigen und dadurch das Email wegdrängen oder aussprengen. Dieses kommt oft vor bei Fehlern, welche beim Schmelzen des Metalls gemacht werden, wenn sich also im Metall ganz kleine Poren befinden. In solchen Fällen ist es für den Emailleur oft vollständig unmöglich, eine gute Arbeit zu erzielen; und meistens sind bei solchen Metallflächen die vorhandenen Poren weder mit bloßem noch mit bewaffnetem Auge vorher sichtbar, und kommen eben erst durch den Prozeß des Emaillierens zum Vorschein. Ist ein Metall zu schwach, dann ist die Gefahr vorhanden, daß das Metall seine Fasson verliert, daß sich der Gegenstand verzieht. Zur Verhütung dieses wird der zu emaillierende Gegenstand mit einem Email, sogenannten Contre-Email, auf der Rückseite betragen, und gibt dadurch dem Ganzen einen Halt, die verschiedenen Temperaturwechsel besser auszuhalten. Zu ContreEmail nimmt man meistens Fondant. Ich habe die verschiedenen Malheur-Situationen mit Absicht erwähnt, weil ich denke, daß es für jeden, der in der Gold-, Silber- und Metallbranche in dieser oder jener Hinsicht tätig ist, von Interesse sein wird, das Für und Wider des Emails und der Emailmalerei zu erfahren, um bei eigenen vorkommenden Fällen einen Über- und Einblick in die Art und Weise dieser Technik zu haben.

Ich trete nun zum geschichtlichen Teil über, und Sie werden bei dieser Abteilung verschiedene Punkte, die Ihnen vielleicht noch nicht ganz verständlich sind, wieder in anderem Aufbau erläutert sehen. (Fortsetzung folgt.)

Neueste Reklame in der Bijouteriebranche.

or einiger Zeit brachten wir eine Notiz über eine bewegliche Schaufenster-Einrichtung der Firma Richard Lohmüller, Köln a. Rh., welche, abgesehen von der erstklassigen Reklame, die der Gegenstand bildet, auch sonst große praktische Vorzüge in sich schließt. Heute sind wir in der Lage, das Schaufenster genannter Firma im Bilde vorzuführen und das rollende Regal näher zu erläutern.

Das Geschäft befindet sich in einer der Hauptverkehrsstraßen zu Köln, im Prachtbau Antoniterhof, Schildergasse 72/74, und hat das Ladenlokal eine Front von etwa 6 m. Die Breite des eleganten Schaufensters beträgt über 4 m.

Die unleugbar großen Vorzüge des rollenden Regals sind folgende:

1. Durch das fortwährende von oben nach unten Wandern der einzelnen Bahnen wird jeder auf dem Regal ausgestellte Gegenstand dem Auge des Beschauers bequem vorgeführt.

2. Keine festliegende Schaufenstereinrichtung läßt sich mit Schmucksachen bis zu einer Höhe von über 2 m so dekorieren, daß sämtliche Gegenstände gut gesehen werden, was gewiß als ein sehr wichtiger Faktor bei einem Schaufenster bezeichnet werden darf.

3. Von besonders großer Bedeutung ist es, daß, indem sich die zwei Fronten des rollenden Regals (also die je

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In der Mitte des Schaufensters befindet sich das rollende Regal, welches eine Breite von ca. 2 m und eine Höhe von 21/2 m besitzt.

Das Regal besteht aus 12 Bahnen, von welchen stets 6 von der Frontseite des Schaufensters aus sichtbar sind. Diese 12 Bahnen sind dekoriert mit Ständern und Tabletts, worauf die Schmucksachen klassenweise geordnet sind. Auf einigen der Bahnen befinden sich Kleinsilbersachen und Gegenstände in Etuis. Rechts und links ist das Regal von Spiegeln eingekleidet, die das Kettengetriebe verdecken. Ferner sind an der Vorderseite des Regals rechts und links je sechs effektvoll leuchtende elektrische Osmiumlampen angebracht. Die Bahnen des Regals wandern von oben nach unten in einem ruhigen, dem Auge wohltuenden Tempo.

Der ganze Gegenstand wird durch einen kleinen 1% PSMotor getrieben, und ist der Stromverbrauch ein ganz minimaler. Rechts und links neben dem Regal sind in dem Schaufenster auf Kristallglasplatten alle denkbaren Gegenstände geschmackvoll dekoriert. Zur Bequemlichkeit beim Schaukastenreinigen ist das Regal unten auf Rollen laufend bequem ausfahrbar.

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Es ist erfreulich, daß auch bezüglich Reklame in der Goldwarenbranche mit anderen Branchen Schritt gehalten wird, und sind wir überzeugt davon, daß das rollende Regal, welches inzwischen in jeder Beziehung vervollkommnet worden ist, eine große Zukunft haben wird. Wie wir auf Anfrage hin erfahren, wird dieses rollende Regal in allen Dimensionen, also selbst für die ältesten Schaufenster passend, konstruiert; doch soll der Gegenstand, welcher geschützt ist, in Städten unter 100000 Einwohnern möglichst nur an eine Firma der Branche abgegeben werden. Nähere Auskunft erteilt Emil Lohmüller, technisches Bureau, Köln a. Rh.

Brief aus La Chaux-de-Fonds.

-rk- Soeben erscheint der Bericht des eidgenössischen Bureaus für Gold- und Silberwaren über die Tätigkeit der Uhrmacherei während des ersten Halbjahres 1906. Es ist für unsere Fabrikanten eine der günstigsten Perioden, die sie je gehabt haben. So haben z. B. die eidgenössischen Stempelungsbureaus 198 109 goldene und 884 245 silberne Uhrgehäuse kontrolliert, also 34637 goldene und 160 982 silberne Gehäuse mehr als während des gleichen Zeitraumes 1905! Dieser Mehrbetrag zeichnet sich für La Chaux-de-Fonds mit 26000, für Le Locle mit 3000, Biel 2000 und Genf 1000 Stücken.

Es wäre zu hoffen, daß das zweite Halbjahr mit einem solchen Aufschwung der Uhrenindustrie schließe! Doch können wir es kaum behaupten, denn es ist zu erwarten September wird uns eine Abnahme bringen, sobald die Versendungen nach Japan, wo, wie man weiß, am 1. Oktober die Einführung des Prohibitiv - Zolltarifes eintritt, ein Ende nehmen werden. Andererseits, die mit Frankreich so ermüdenden Unterhandlungen für den Abschluß eines Handelsvertrages haben viele

Fabrikanten veranlaßt, ein großes Quantum Uhren auf Lager zu bringen. In Rußland stellen sich die Verhältnisse noch zu schlecht, um sichere Geschäfte zu erlauben; dort ist noch auf nichts zu rechnen.

Eine andere Frage, deren Lösung für die Goldund Silberwarenindustrie Deutschlands sehr wichtig ist, ist die Kontrollierung der goldenen und silbernen Schmucksachen in der Schweiz. Bekanntlich ist diese Kontrollierung gegenwärtig fakultativ. Nun haben die Schweizer Goldschmiede, die letztens in Zürich versammelt waren, dem Bundesrat ein Gesuch eingereicht, er möge diese Kontrollierung für alle in der Schweiz verkauften und fabrizierten 18 karät. Goldund Silberschmucksachen einführen. Seitdem wurden noch zwischen Bundesrat Comtesse und den Vertretern der schweizerischen Goldschmiede weitere Unterhandlungen fortgeführt, so daß zu glauben ist, daß die obligatorische Kontrolle bald eintreten wird.

Pochwadts neues Aluminium-Lötverfahren. D. R. P.*)

Obgleich Bunsen bereits 1852 Aluminium auf elektrischem Wege hergestellt hatte, blieb doch bis zur Mitte der 80er Jahre vergangenen Jahrhunderts die Fabrikation des Aluminiums eine so umständliche und kostspielige, daß die Verwendung dieses beliebten Metalls nur eine beschränkte sein konnte. Als dann etwa vom Jahre 1886 an infolge einer wesentlichen Verbesserung der elektrischen Darstellung die Herstellungskosten des Aluminiums sich erheblich niedriger stellten und 1891 die „Aluminiumindustrie A.-G. Neuhausen" beispielsweise den Preis des Aluminiums von 15,2 Mk. auf 5 und 1900 sogar auf 2 Mk. herabsetzen konnte, erfuhr naturgemäß die ganze Aluminiumindustrie einen gewaltigen Aufschwung. Beim Schiffs- und Luftballonbau, in der chemischen und physikalischen Industrie, zu Gebrauchsund Luxusgegenständen, in Frankreich sogar beim Bau von Eisenbahnwagen, fast überall fand das Aluminium eine ausgedehnte Verwendung. Wenn trotzdem die Entwickelung der Aluminiumindustrie hinter den von manchen gehegten Erwartungen noch zurückblieb, so lag dies teils an der schwierigen Bearbeitung des Metalls, teils an dem bisherigen Fehlen eines Lötverfahrens, wenigstens eines solchen, das sich in der Technik hätte behaupten können. Es waren allerdings eine ganze Anzahl, ca. 20-30, Lötverfahren und Lote bekannt geworden, z. B. ein Lot bestehend aus Aluminium, Kupfer, Silber, Zink, Zinn, Cadnium, Woodmetall und Gold, das schon wegen seiner komplizierten Zusammensetzung für die Technik nicht viel Wert haben konnte, sogar Quecksilberverbindungen wurden zum Löten in Vorschlag gebracht.

Die betreffenden Lötverfahren waren jedoch meist zu umständlich, die Lote entsprechen auch gewöhnlich nicht den Anforderungen, und die Lötungen selbst waren nicht haltbar genug.

Aluminium überzieht sich schon beim Liegen an der Luft mit einer dünnen, kaum sichtbaren Oxydschicht, die beim Erhitzen, dem Grade und der Dauer der Erhitzung entsprechend, zunimmt und ein Haften des Lotes entweder sehr erschwert oder ganz unmöglich macht. Werden nun zum Löten stark

*) In Nr. 22, Seite 178 a brachten wir bereits eine Notiz, daß es gelungen sei, ein neues Aluminiumlot zu legieren. Durch freundliches Zuvorkommen des Erfinders, Herrn Adolf Pochwadt dem Jüngeren, Görlitz, sind wir heute in der Lage, ein Referat des Herrn Dr. Franz Freund, Chemiker in Werder a. H., wiederzugeben. Wir bemerken noch, daß die geschäftliche Verwertung des Aluminiumlotes Herr Rob. Salinger, Wilmersdorf bei Berlin, Nassauische Straße 16 a, übernommen hat. Die Redaktion.

aluminium- bzgl. kupferhaltige, schwer schmelzbare Lote verwendet, so wird infolge der erforderlichen andauernden großen Hitze nicht nur die Aluminiumfläche, sondern auch das Lot an sich beträchtlich oxydiert, die zu lötenden Stellen werden dabei stark verschmiert und infolgedessen ein gutes Verbinden derselben unmöglich gemacht. Eine gleichzeitige Verwendung von sogenannten Flußmitteln, wie Borax, Salmiak, Kolophonium usw. oder von Lötwasser trägt noch weiter zum Verschmieren der Aluminiumteile bei, anstatt dieselben, wie beabsichtigt ist, vor Oxydation zu schützen oder das Anfließen des Lotes zu erleichtern. Bei derartigen Lötungen wird eine wirklich metallische Bindung selten, in den meisten Fällen nur ein Zusammenpappen der Metallflächen erzielt.

Für die Aluminiumtechnik kann nur ein Verfahren und Lot ernstlich in Betracht kommen, das möglichst einfach und billig ist, und bei welchem außerdem ein hoher Grad von Festigkeit erreicht wird. Diese Vorzüge vereinigt das Pochwadtsche Verfahren in der überraschensten und einfachsten Weise.

Die zu verbindenden Aluminiumteile werden, nachdem sie in die gewünschte Form gebracht sind, an den Lötstellen rein geschabt, dann wird das ebenfalls patentierte Pochwadtsche Lot, welches aus einer ziemlich leichtfließenden Legierung besteht, ohne jedes verschmierende Flußmittel auf die Lötstellen gebracht und unter nicht zu starker Erhitzung, welche jedoch genügt, das Lot zum Schmelzen und Anfließen zu bringen, mittels scharfkantiger Werkzeuge aufgeschabt. Das Pochwadtsche Lot fließt, im Gegensatz zu anderen Lotmischungen oder Zinn, fast sofort, ohne jede Schwierigkeit und absolut fest bindend an das Aluminium metallisch an, sobald die, das Aluminium bedeckende Oxydschicht unter dem bereits haftenden, ebenfalls patentierten Pochwadtschen Lot fortgeschabt wird. Die Entfernung des Oxyds geschieht demnach auf mechanischem Wege, d. h. das Aluminium wird unter dem geschmolzenen Lot nochmals metallisch rein geschabt, so daß die Arbeitskante des scharfen Instruments mit dem flüssigen Lot in steter Berührung bleibt, wobei das Lot auf der frisch gesäuberten Aluminiumfläche sofort anfließt. Die so vorbereiteten Lötstücke werden aneinander gehalten und erhitzt, wenn nötig unter Hinzufügen von weiterem Lot.

Nach anderen bisher bekannten Lötmethoden wurde das Lot mittels eines Kupfer- oder Eisenstabes oder Stahlbürsten oder

gar mit einer Asbestschlinge auf der Aluminiumfläche verrieben. Durch diese Instrumente wurde sicher ebenfalls ein ähnlicher Vorgang wie bei dem Pochwadtschen Verfahren bezweckt, doch nie erreicht; denn zwischen der Arbeitsleistung einer scharfen Stahlkante und einer Asbestschlinge usw. liegt doch wohl ein bedeutender Unterschied. Eine praktische Prüfung und ein Vergleich mit einigen der besseren bisherigen Methoden, die im Laboratorium des Kaiserl. Patentamtes stattfand, erwies klar die Vorzüge und die Überlegenheit des Pochwadtschen Lötverfahrens gegenüber den anderen, was ja auch unterdessen durch die Erteilung des Patentes bestätigt wurde.

Die mir vorgelegten Lötproben ergaben eine absolut feste, kaum sichtbare Verbindung von Aluminium, Aluminiumlegierungen, Zink, Messing, ja selbst zu meinem Erstaunen mit Eisen. Selbst mit Aufwendung großer Gewalt ist es nicht mehr möglich gewesen, die aneinander gelöteten Platten zu trennen.

Ich wiederhole daher kurz, das Pochwadtsche Verfahren zeigt im Gegensatz zu anderen weniger wertvollen Erfindungen folgende charakterische Merkmale:

I. Flußmittel kommen nicht zur Verwendung; mithin ist auch eine durch solche leicht stattfindende Oxydation ausgeschlossen.

II. Die Lötstellen werden auf schnellste Weise mit einer Schicht dauernd haftenden Lotes versehen, ein Vorgang, der leicht fabriks- oder handwerksmäßig betrieben werden kann.

III. Die nach II. vorbereiteten, gewissermaßen verzinnten Aluminiumflächen nehmen beim Erhitzen ungemein leicht weiteres Lot oder Zinn, sogar gewöhnliches Weichbleilot auf und lassen sich außerdem schon bei geringer Übung sehr fest miteinander oder anderen nach bekannter Weise verzinnten Metallflächen verbinden.

IV. Das Pochwadtsche Aluminiumlot ist mittels einer Gebläselampe binnen wenigen Minuten auf Kohle oder im Tiegel zusammengeschmolzen und vereinigt in sich die Vorteile einer einfachen und billigen Herstellungsweise, schnellsten Anfließens sowie äußerster Haltbarkeit.

V. Für die Ausführung des Verfahrens kann fast jede Art von Erhitzung, wie durch Spiritus- oder Gasbrenner, Gebläselampe, in Anspruch genommen werden.

VI. Das Pochwadtsche Verfahren kennzeichnet sich besonders durch die Benutzung eines scharfen Stahlinstruments, dessen Arbeitskante mit dem flüssigen Lot in steter Berührung bleibt, wodurch ermöglicht wird, daß das Lot stets mit rein geschabten Aluminiumstellen unter Ausschluß der Luft in Verbindung treten kann.

Das Pochwadtsche Verfahren stellt im Vergleich zu anderen einen bedeutenden Fortschritt dar und dürfte berufen sein, in der Technik der Aluminiumbearbeitung eine hervorragende Rolle zu spielen. Dr. F. Freund, Chemiker.

Über den Lokal-Verband der Gold- und Silberarbeiter
von Pforzheim und Umgebung.

Das Bedürfnis zu einer Vereinigung der Gold- und Silberarbeiter von Pforzheim und Umgebung, unter Hinzuziehung der Arbeiter in den verwandten Berufen, war schon lange von vielen in der Bijouteriebranche in Pforzheim Beschäftigten anerkannt. Es war auch schon vor ca. 10 Jahren ein Lokal-Verband gegründet worden, der aber infolge der damals noch vorhandenen Interesselosigkeit seiner Mitglieder wieder aufgelöst bzw. dem Metallarbeiter-Verbande Deutschlands mit der Errichtung einer Zahlstelle in Pforzheim angegliedert wurde. Das Verlangen nach einer Lokal-Organisation wurde aber immer stärker, und nicht zum wenigsten aus dem Grunde, weil einer großen Anzahl der Bijouteriearbeiter das aufhetzende Gebaren des Metallarbeiter-Verbandes, der es nie verstanden hat, die politischen von den wirtschaftlichen Bestrebungen zu trennen, nicht behagte. Als dann noch der in Pforzheim ansässige Kassierer des Metallarbeiter-Verbandes, Alfred Weiß aus Wien, im Anfang des Jahres 1906 unter Unterschlagung von 2400 Mk. aus Vereinsgeldern das Weite suchte, und ein schon in dem Berliner Goldarbeitergehilfen-Verband bekannt gewordener Herrmann Faber zum Nachfolger des Weiß ernannt wurde, da glaubten eine größere Anzahl Pforzheimer Goldarbeiter den Zeitpunkt für gekommen, aus dem Metallarbeiter-Verband auszutreten und der Frage näher treten zu sollen: einen Verband der Gold- und Silberarbeiter von Pforzheim und Umgebung, mit Beiseitelassung aller politischen und religiösen Bestrebungen, auf rein wirtschaftlicher Basis zu gründen, der auf objektiv sachlichem Boden eine Besserstellung der Arbeiter und ihrer Lebenslage anstreben sollte.

Am 26. März d. J. wurde dann der Verband tatsächlich gegründet und folgende Goldarbeiter in den Gesamt-Vorstand gewählt:

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Die Wahl des Kassierers wurde noch ausgesetzt, weil dazu ein kautionsfähiger Mann gesucht werden sollte.

Es ist jetzt der Goldarbeiter August Reiß, hier, gewählt worden.

Der neugegründete Verband bezweckt statutengemäß die Förderung der materiellen und geistigen Interessen seiner Mitglieder, und will dies erreichen durch

1. Erzielung möglichst günstiger Arbeitsbedingungen auf Grund des § 152 der Gewerbeordnung;

2. Veranstaltung statistischer Erhebungen über Lohn- und Arbeitsverhältnisse;

3. Verkürzung der Arbeitszeit, Höherbezahlung der Überstunden resp. möglichste Beseitigung derselben;

4. Gewährung von Rechtsschutz in gewerblichen Streitigkeiten, nachdem der Vorstand die obwaltenden Umstände und Verhältnisse einer genauen Prüfung unterzogen hat;

5. Anschaffung einer Bibliothek.

Diese Ziele sollen auf rein wirtschaftlicher Grundlage, ohne jeden politischen oder religiösen Anstrich, im Wege der gegenseitigen Verständigung erstrebt und erreicht werden. Als Monatsbeitrag wurden 0,80 Mk. festgesetzt, die halbmonatlich erhoben werden. Bei der Gründung zählte der Verband 225 Mitglieder, heute gehören ihm bereits ca. 350 Mitglieder an.

In Verfolgung seiner Ziele hat dann der Vorstand des LokalVerbandes die Frage einer Verkürzung der Arbeitszeit bzw. Höherbezahlung der Überstundenarbeit erörtert und sich dieserhalb unterm 3. Juli cr. mit einem die diesbezüglichen Verhandlungen einleitenden Gesuche an den Arbeitgeber-Verband in Pforzheim gewendet, welcher auch in seinem Antwortschreiben vom 9. d. M. seine Bereitwilligkeit zu einer Konferenz zu erkennen gab.

Diese Konferenz hat inzwischen stattgefunden und haben an derselben teilgenommen:

a) seitens des Arbeitgeber-Verbandes die Herren C. W. Meier, Handelskammerpräsident und Vorsitzender, hier; Emil

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