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Wir gedenken unseren Lesern von Zeit zu Zeit den Abdruck in Entwurf und Ausführung künstlerischer und eigenartiger Ex libris zu bieten. Ein allgemeines Interesse dafür setzen wir voraus und geben uns der Hoffnung hin, einen oder den anderen unserer Leser zum Sammeln von Ex libris anzuregen. Eine sachgemäße Auswahl derselben wird ohne Zweifel eine Fülle gedanklicher und zeichnerischer Anregung geben, stellt doch ein Ex libris, wie es sein soll, ein Kunstblatt en miniature dar.

Als besserer Ersatz für die im Mittelalter bis Ende des 15. Jahrhunderts gebräuchliche handschriftliche Eintragung in Bücher, durch welche der Eigentümer derselben kenntlich gemacht werden sollte, traten von da ab in Holzschnitt, Kupfer- und Stahlstich oder mit Typen gedruckte Bücherzeichen, Ex libris (aus den Büchern).

Je nach Art ihrer Ausführung wiesen sie durch Wappen, Symbole oder Namen auf den Besitzer des Buches hin.

Ex libris.

Da berühmte Künstler, wie Lukas Cranach, Chodowiecki, Ludwig Richter, die Herstellung der Druckplatten übernahmen, und auch hervorragende Künstler unserer Zeit sich mit Ex libris befassen, haben viele davon Kunstwert und werden in neuerer Zeit viel gesammelt und auch literarisch behandelt.

Das in der vorliegenden Nummer wiedergegebene dürfte unsere Leser um so mehr interessieren, als es das Ex libris eines Graveures ist, der es selbst, allerdings vor Jahren, entworfen und gezeichnet hat.

In klarer und schöner Weise läßt die Zeichnung erkennen, daß es einem Graveur und Zeichner gehört. Der Name Felgenträger nennt uns einen Leipziger Graveurs, der es durch eigene Kraft, unterstützt durch seltene Begabung, zu einem hervorragenden Vertreter seines Berufes gebracht hat.

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Q.

Kleine Mitteilungen.

Prämiierungen auf der 3. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung zu Dresden. Mit der Staatsmedaille" wurde ausgezeichnet: Georg Hitl, Inhaber der Prägeanstalt Carl Poellath, Schrobenhausen (Oberbayern). Außerdem erhielten noch das Diplom für die goldene Medaille": das Fürstlich Stolbergsche Hüttenamt in Isenburg, für kunstvolle Gefäße in Eisenguß; Karl Rothmüller, Kunstgewerbliche Werkstatt, München, Müllerstraße 44. Das Diplom für die „silberne Medaille": J. H. Schmidt Söhne, Profanund Kirchenbeleuchtungs-Gegenstände, Iserlohn.

Ausstellungen. Die in Nr. 28 bereits angekündigte Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung für Kunst- und Kunstgewerbe, Karlsruhe 1906, welche am 21. Juli geschehen sollte, ist endgültig auf Sonnabend, den 28. Juli, verlegt worden.

Für die Jubiläums - Ausstellung in Karlsruhe haben die Herren Professoren Riester und Kleemann, sowie Herr Montierlehrer Zahn von der Kunstgewerbeschule in Pforzheim verschiedene Schmuckstücke entworfen, die Herr Zahn sämtlich ausgeführt und die im Kunstgewerbe-Museum ausgestellt sind. Herr Prof. Riester hat einen Anhänger, einen Kamm und einen Gürtel mit Schließe entworfen, die von ganz prächtiger Wirkung sind; Herr Prof. Kleemann die Entwürfe zu drei Broschen, einem Kollier und einem Anhänger geliefert, von denen besonders letzterer an die besten französischen Arbeiten erinnert; und Herr Zahn selbst hat vier Anhänger mit flach geschnittenen Steinen entworfen, die vortrefflich montiert sind.

Luzerner Goldschmiedekunst. Der von der offiziellen Verkehrskommission und vom Hotelierverein Zürich gestiftete Herausforderungspreis für die Achterserie der Zürcher Regatten ist gegenwärtig in Zürich bei Grieder & Cie. ausgestellt. Der Aufsatz zeigt als Fuß vier in Relief gehaltene Seeschnecken. Aus der als Wasserfläche gedachten Schale springt eine Forelle, eine Welle nach sich ziehend. Der Rand des Bassins mit ziselierten Barockmotiven trägt vier getriebene Fischotterköpfe. Das Kunststück macht seinen Spendern, und seinem Schöpfer, Herrn Goldschmied Bossard in Luzern, alle Ehre:

Ausstellung industrieller und landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Huesca (Spanien). In Huesca wird für Mitte November ds. Js. eine Ausstellung industrieller und landwirtschaftlicher Erzeugnisse geplant. Näheres dürfte bei dem Präsidenten der Handelskammer (Presidente de la Camara de Comercio) in Huesca zu erfahren sein.

Lohnerhöhungen. Der jüngst ins Leben getretene Lokalverband von Gold- und Silberarbeitern in Pforzheim, der sich bereits viele Sympathien erworben hat, hat sich mit dem Arbeitgeberverband daselbst zwecks Lohnverbesserungsfragen ins Benehmen gesetzt, und letzterer hat mit großer Majorität beschlossen, in den Betrieben der Verbandsmitglieder vom 1. Oktober ab eine Höherbezahlung der Weilarbeit um 20% eintreten zu lassen. Als Weilarbeit gilt, was über die übliche Arbeitszeit von wöchentlich 60 Stunden hinausgeht.

Reform der Einfuhrzölle in Holland. Die Regierung gedenkt eine Reform der Einfuhrzölle vorzubereiten, die das Frei

handelsprinzip und das Wertzollsystem beibehält, jedoch einige zweckmäßige Änderungen in der Nomenklatur einführt. Auch die Auswahl zollfreier Artikel soll eine Revision erfahren. Mehrere nicht in Holland produzierte Luxusartikel sollen, wie der Frankf. Ztg." geschrieben wird, neu mit Zöllen belegt oder der Tarif für sie erhöht werden, woraus ein Gewinn von einigen hunderttausend Gulden für die Staatskasse erhofft wird.

Australischer Bund. Zolltarifentscheidung für Edelsteine - Opal, Türkis, Chrysolith, Topas (auch kugelförmig und wie eine Perle durchlöchert) als Juwelierwaren usw. - sind frei.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Geschäfts-Verlegungen. Herr Joh. Dix, Hofjuwelier in Bonn, verlegte sein Juwelen-, Gold- und Silberwaren - Geschäft von Markt 33 nach seinem neuerbauten Hause Remigiusstr. 1. - In Göppingen verlegte Herr Juwelier Jacques Zimmer sein Goldund Silberwaren-Geschäft von Pfarrstr. 37 nach Grabenstr. 16. Herr Franz Germann, Stahlgraveur in Pforzheim, verlegte sein Geschäft nach Gymnasiumstr. 60.

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In die Firma Ludwig Ballin, Bijouterie - Fabrik in Pforzheim, ist Herr Carl Ballin als Teilhaber eingetreten. - Die Bijoutericfabrik W. Deiß in Pforzheim ging auf die Söhne des bisherigen Inhabers, die Herren Techniker Wilhelm Deiß jr., Techniker Oscar Deiß und Kaufmann Karl Deiß, über. Die Handelsgesellschaft besteht seit 1. Juli 1906.

Firmen-Eintragungen. Die Firma Herm. Bensch, Juwelier und Graveur in Danzig, ist seit 1. Mai ds. Js. erloschen. An dessen Stelle wurde die Firma Carl Hämmerling, Juwelier und Graveur in Danzig, handelsgerichtlich eingetragen. Die Firma W. Hofmann & Co. in Leipzig, Löhrstr. 35, vorher in Altenburg, wurde eingetragen. Gesellschafter sind die Kaufleute Ludwig Max Grollimund und Willy Hofmann, beide in Leipzig. Angegebener Geschäftszweig: Großhandlung mit Bijouteriewaren.

Die Firma Zahler & Räuchle in Pforzheim wurde eingetragen. Persönlich haftende Gesellschafter: Kaufmann Adolf Zahler und Techniker Julius Räuchle. Offene Handelsgesellschaft seit 1. Juli 1906. Angegebener Geschäftszweig: Bijouteriefabrikation. Die Firma Albert Beß in Pforzheim wurde eingetragen. Inhaber ist Kaufmann Albert Beß daselbst. Angegebener Geschäftszweig: Edelsteinhandlung. Zu der Firma Semi-Emaille-Company Wolff & Kornblum, offene Handelsgesellschaft in Berlin wurde eingetragen: Der Kaufmann Franz Atzpodien, Berlin, ist in das Geschäft alz persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Zu der Firma L. Harnisch, Goldwaren, Berlin wurde eingetragen: Offene Handelsgesellschaft, und als Gesellschafter: Franz Schüssel, Juwelier, und Paul Roy, Graveur, beide in Berlin. Die Firma August Veeck & Sohn in Idar (Oberstein) wurde eingetragen. Inhaber sind: Kaufmann August Veeck und Kaufmann Karl Peter Veeck, beide in Idar. Offene Handelsgesellschaft, begonnen am 1. Juli 1:06. Als Geschäftszweig ist angegeben: Edelstein- und Halbedelsteinschleiferei. — Zu der Firma Ernst Stein & Co. zu Oberstein wurde eingetragen: Die Angabe des Geschäftszweigs ist dahin berichtigt, daß derselbe in Einkauf, Fabrikation und Export von Metall- und Bijouteriewaren und Import unechter Steine besteht. - Die Firma Lieberknecht & Schurg in Ketschendorf bei Coburg ist eingetragen worden, unter welcher die Kaufleute Felix Lieberknecht, Kurt Lieberknecht und Wilhelm Schurg, wohnhaft in Coburg, seit dem 1. ds. Mts. in offener Handelsgesellschaft eine Etuis- und Holzwarenfabrik in Ketschendorf betreiben. Zu der Firma F. A. Schmidt & Sohn, Perlmutterwarenfabrik in Adorf (Vogtl.) ist eingetragen worden: Camilla Selma verw. Schmidt, geb. Seifert, in Adorf ist ausgeschieden und der Perlmutterwarenfabrikant Louis Nicolai daselbst Inhaber geworden.

Prokura - Erteilung. Die Goldwarenfabrik Fr. Kohlrausch in Pforzheim erteilte dem Kaufmann und seitherigen Mitarbeiter, Herrn Ludwig Ziegler, Prokura.

Prokura-Löschungen. Die Doubléketten- und Bijouteriefabrik Rodi & Wienenberger, A.-G., Pforzheim hat die Gesamtprokura der Herren Florian Heß und Josef Bauer für beendigt erklärt. Die Prokura des Kaufmanns Albert Pfleiderer in Eẞlingen, in der Bijouterie - Fabrik Jakob Agner daselbst, ist erloschen.

Todesfälle. In Münster i. W. starb der Goldschmied Joseph Osthues. In Bern starb der Goldschmied Jacques Widmer.

Aus Innungen und Vereinen.

Jahresbericht des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Schleswig-Holstein. Am Sonntag, den 15. Juli dieses Jahres fand in Schleswig im Hotel Stadt Hamburg die 4. Hauptversammlung des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Schleswig-Holstein unter lebhafter Teilnahme der aus allen Städten der Provinz zusammengekommenen Kollegen statt. Unser Vorsitzender, Herr E. Hansohm, begrüßte die Anwesenden mit herzlichen Worten und wünschte, daß die Verhandlungen, die geführt werden würden, unserem Gewerbe zum Segen und Wohl gereichen möchten. Herr Hofjuwelier Hansen-Kiel erstattete den Geschäftsbericht, dem wir folgendes entnehmen: Der Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Schleswig-Holstein bestand am Schluß des verflossenen Vereinsjahres aus 65 Mitgliedern. Da im letzten Jahre keine Neuaufnahmen stattfanden,

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Außerdem weist unsere Unterstützungskasse einen Bestand von 175.— Mk. auf, welcher auf der Kieler Spar- und Leihkasse niedergelegt ist. Zu Revisoren wurden die Herren Butt-Flensburg und Petersen-Schleswig gewählt. Dieselben walteten sofort ihres Amtes, indem sie Entlastung des Kassierers beantragten, welche einstimmig angenommen wurde. Die Neuwahl des Vorstandes erfolgte durch Wiederwahl. Demnach besteht der Vorstand aus folgenden Herren: E. Hansohm-Kiel, 1. Vorsitzender; Hofjuwelier M. Hansen-Kiel, 2. Vorsitzender; F. Rühr-Kiel, Kassierer, und W. Stein-Kiel, Schriftführer. Als Beisitzer wurden die Herren H. G. Heegard-Flensburg und Silberwarenfabrikant Spliedt-Itzehoe wiedergewählt. Der Bericht über den Verbandstag in München wurde von Herrn Stricker-Ratzeburg in wohldurchdachter Rede erstattet. Als Vertreter unseres Vereins auf dem diesjährigen Verbandstage des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold und Silberschmiede in Eisenach wurde Herr Stricker-Ratzeburg gewählt. Hierauf wurde über Statutenänderung verhandelt. Nach längerer lebhafter Debatte erhält der Paragraph 2 unserer Satzungen den folgenden Zusatz: „Die Aufnahme erfolgt durch den Vorstand mit einfacher Stimmenmehrheit. Der Vorstand ist verpflichtet, wenn angängig, bei Ortskollegen des Angemeldeten Erkundigungen einzuziehen, ob gegen die Aufnahme Einwendungen zu machen sind. Wird ein Aufnahmegesuch abgelehnt, so steht dem Betreffenden frei, durch ein Vereinsmitglied bei der nächsten Generalversammlung Berufung einlegen zu lassen und kann dann hier die Aufnahme mit einfacher Stimmenmehrheit beschlossen werden." Sodann wird über den Antrag Splied t-Itzehoe verhandelt, welcher folgenden Wortlaut hat: „Bewilligung eines Betrages aus der Kasse für versuchsweise Kontrolle des Feingehalts von Gold- und Silberwaren, welche die Vereinsmitglieder von ihren Lieferanten resp. Fabrikanten beziehen." Referent begründet seinen Antrag und hebt hervor, daß der Detaillist laut Gesetz ebensogut für den Feingehalt seiner Waren verantwortlich ist wie der Fabrikant. In letzter Zeit ist von ihm festgestellt worden, daß z. B. Bestecke von 11löt. Silber (welches hier in SchleswigHolstein immer noch sehr gangbar ist) einen Mindergehalt von 240 Tausendteilen hatten. Das Silber sollte 685 halten und war nur 445. Ferner Löffel mit dem Reichsstempel und der Zahl 800 enthielten nur 480. Antragsteller wünscht daher, daß unsere Vereinigung das Probenehmen in die Hand nimmt und dies für ihre Mitglieder ohne weitere Kosten ausführen läßt. Da die Mittel nun ja immer nicht so groß, wird erstmal vorgeschlagen, für dieses Jahr 60 Mk. auszuwerfen; wofür etwa die Kosten für vier Gold- und Silberproben gedeckt werden können. Die Mitglieder, welche Waren zur Probenahme einsenden, haben ihre Bezugsquelle nicht zu nennen, auch sind seitens des Vorstandes Resultate nicht bekannt zu geben. Veröffentlichungen dürfen nur mit Genehmigung der Interessenten stattfinden. Referent hofft, daß durch diese Einrichtung dem Verein noch mehr Mitglieder und Freunde zugeführt werden. Der Antrag fand in jeder Weise Unterstützung und wurde einstimmig genehmigt. Um 3 Uhr wurde die Versammlung von dem Vorsitzenden Herrn E. Hansohm geschlossen, nachdem derselbe seinen Dank ausgesprochen für das rege Interesse, welches alle Anwesenden bei den Beratungen gezeigt hatten. Der Versammlung folgte ein fröhliches Festmahl im Hotel Stadt Hamburg, bei dessen Verlauf die Herren Chr. Lamp-Kiel und W. Boll-Lütjenburg mit einer humorvollen Rede des Herrn Hofjuwelier Hansen-Kiel zu Ehrenmitgliedern des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von SchleswigHolstein ernannt wurden. Nach dem Festessen wurde ein Spaziergang nach der nahegelegenen Stampfmühle gemacht und daselbst der Kaffee eingenommen sowie eine photographische Aufnahme gemacht. Von der Stampfmühle ging es zurück nach Hotel Stadt Hamburg, wo mit einem flotten Tänzchen die 4. Hauptversammlung

des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von SchleswigHolstein beendet wurde. Begrüßungstelegramme zu unserem Fest sandten die Firmen Kindervatter & Schwerzel-Frankfurt a. M., C. F. Hahn & Comp. - Berlin und Paul Winkelsesser-Berlin. Denen, die unseres Vereins gedacht, sowie allen Festteilnehmern sprechen wir unsern herzlichsten Dank aus und hoffen auf frohes Wiedersehen im nächsten Jahre in Ratzeburg.

E. Hansohm. W. Stein.

Mitteilungen aus dem Geschäftsverkehr.

(Außer Verantwortlichkeit der Redaktion.)

Ketten - Maschinen. Es wird gegenwärtig in Fachkreisen so viel über Ketten - Maschinen geschrieben und gesprochen, und man begegnet so vielfachem Unglauben und Mißtrauen in die Leistungen dieser Maschinen, daß wir glauben unseren Lesern einen Gefallen zu erweisen, wenn wir ihnen, nach uns gegebenen Angaben, die vollkommenste dieser Maschinen - das Bruckmannsche Patent - im Bilde vorführen. Über dem Arbeitstisch sehen wir eine Art Uhrwerk und darüber eine Drahtspule, von welch letzterer die Maschine den Draht abwickelt, um ihn zu Ankerketten zu verarbeiten. Die Leistung kann bis

und Patentinhaber dieser Maschinen ist Herr Ludwig Bruckmann. In Verkehr gebracht werden dieselben von der Firma Schmidt & Bruckmann in Pforzheim, welche auch immer eine größere Anzahl Maschinen im Gange hat.

Rechtsrat, Rechtsschutz für Goldschmiede. Wichtige gerichtliche Entscheidungen.

Kündigung zu jeder Tagesstunde. Ein Gewerbetreibender hatte mit seinen Arbeitern vereinbart, daß sie zu jeder Tagesstunde entlassen werden könnten. Als nun die Arbeiter Montag morgen zur Arbeit kamen, wurden sie, ohne an diesem Tage überhaupt noch beschäftigt zu werden, sogleich entlassen. Die Arbeiter waren der Ansicht, daß ihnen von der Entlassung bereits am Sonnabend abend hätte Kenntnis gegeben werden müssen; sie verlangten deshalb die Zahlung einer Entschädigung für entgangenen Arbeitsverdienst, da sie am Montag andere Arbeit nicht mehr hätten finden können. Von dem Gerichte wurde festgestellt, daß der Arbeitgeber sehr wohl in der Lage war, den Arbeitern schon am Sonnabend von ihrer Entlassung Mitteilung zu machen. Er habe sonach die Möglichkeit gehabt, sein Recht auszuüben, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Beklagter müsse daher den Klägern den Schaden ersetzen, der ihnen dadurch entstanden sei, daß er sie verhindert habe, sich für Montag andere Arbeit zu besorgen. Was die Höhe der Entschädigung angehe, so sei der volle Lohn für einen Tag zu gewähren. Wenn auch vereinbart sei, daß das Arbeitsverhältnis zu jeder Tagesstunde aufgekündigt werden könne, so dürfe doch eine Auflösung desselben nicht mitten am Tage oder gar schon eine Stunde nach begonnener Arbeit ohne jedes ersichtliche Interesse stattfinden. Eine solche willkürliche Auflösung würde dem mutmaßlichen Willen der Parteien widersprechen und als ein Verstoß gegen die guten Sitten anzusehen sein.

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zu 15000 Gliedern in der Stunde gesteigert werden. Einen besonderen Vorteil erreicht aber die Bruckmannsche Maschine durch ihre Fangvorrichtung mit Lötapparat. Diese Fangvorrichtung bewirkt, daß die Ketten „gefangen" eingehängt werden, wie der Fachausdruck lautet, d. h. jedes zweite Glied wird gedreht, so daß nun immer die Fugen zweier Glieder sich berühren. Verwendet man nun Draht mit Loteinlage und leitet die Kette, wie auf der Abbildung ersichtlich, durch den Lötapparat, so wird die Kette in einem Arbeitsgang zugleich auch gelötet. Der Lötapparat besteht aus einem Behälter mit Lötflüssigkeit und einem Gehäuse, in welchem die Kette mittelst Gas zur Glühhitze erhitzt wird, wodurch das Lot zum fließen kommt und die Fugen schließt. Die Leistung beträgt in diesem Falle gegen 5000 gelötete Glieder in der Stunde. Es ist anerkannt, daß die Bruckmannsche Maschine hinsichtlich Leistung und Formschönheit der Ketten die vollkommenste ist. Dieselbe befindet sich in den meisten Pforzheimer Kettenfabriken in Betrieb. Erfinder

Patente und Gebrauchsmuster.

Patent-Bericht,

mitgeteilt vom Patentanwalt Dr. Fritz Fuchs, diplomierter Chemiker und Ingenieur Alfred Hamburger, Wien VII., Siebensterngasse 1. Auskünfte in Patentangelegenheiten werden Abonnenten dieses Blattes erteilt. Gegen die Erteilung unten angeführter Patentanmeldungen kann binnen zweier Monate Einspruch erhoben werden. Auszüge aus den Patentbeschreibungen werden von dem angeführten Patentanwaltsbureau mäßigst berechnet.

Oesterreich:

Ausgelegt am 1. Januar 1902, erteilt am 1. April 1902. Kl. 48a. Gustav Ad. Alvert, Schriftsetzer in Arnsdorf bei Haida (Böhmen). Verfahren zum plastischen Dekorieren von Glas und keramischen Gegenständen auf galvanischem Wege: Auf einer, in bekannter Weise durch Einbrennen von Silberoxyd auf dem zu dekorierenden Gegenstand erzeugten, eventuell galvanisch behandelten Metallschichten werden vorher modellierte, durch Galvanoplastik, Stanzen oder Gießen hergestellte plastische Figuren, wie Vögel, Blumen usw. mechanisch befestigt und dann mit einem starken galvanischen Niederschlag überzogen und gefaßt. Pat. Nr. 7327.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Fragen:

Frage 639. Ich bitte um gefällige Mitteilung, wer kupferemaillierte Nippsachen anfertigt? J. G. in J.

Frage 642. Ist man gesetzlich verpflichtet, bei der zuständigen Innung noch ein Meisterexamen zu machen, um sich Lehrlinge halten zu dürfen und bei einer evt. Etablierung sich Meister zu nennen, wenn man schon über 11 Jahre Werkmeister in einer Silberwarenfabrik (über 40-50 Personen) war. Während meiner Werkmeisterschaft habe ich die ersten Jahre 5 Lehrlinge an- und ausgelernt. Ich habe selbst 4 Jahre gelernt und bin von der Innung freigesprochen. O. S.

Frage 646. Welches ist die einfachste und leichteste Art und Weise, das Zapon von versilberten Waren zu entfernen? L. in W.

Frage 648. Frage 648. Welcher Fabrikant von silbernen Bestecken führt als Warenzeichen ein gotisches S, wie nebenstehend? Frage 653. Ein Bijouterie-Engros-Geschäft hat ein Detail-Geschäft eröffnet; beschäftigt einen Gehilfen und eine Polisseuse. Darf der Mann, welcher Kaufmann ist, auf sein Fenster schreiben: „Verkaufsstelle der Goldwarenfabrik usw."?

Frage 656. Wie verhindert man das Braun- und Schwarzwerden unechter Bijouterie- und Metallgegenstände in wirksamer Weise? Das Zaponieren hat sich nicht immer zweckdienlich erwiesen. P. H. in B.

Frage 657. Ich erlaube mir hiermit die höfliche Anfrage, ob mir einer der Herren Kollegen eine genaue Methode der Behandlung von Doublé - Gegenständen mit Borsäure nennen kann. Die Borsäure soll nämlich einen gleichmäßigen, während der ganzen Fabrikation haftenden Ueberzug bilden. Sie soll jedoch während dem Löten nicht steigen, da man sonst keine saubere Arbeit liefern kann, soll aber auch nicht abspringen. Für genaue Rezepte der zu verwendenden Substanzen, als auch sonst zu beachtende Vorteile würde ich sehr dankbar sein. Im voraus bestens dankend R. T. in P.

Frage 660. Kann mir einer der Herren Kollegen die genaue Zusammensetzung eines Schmelzpulvers angeben? Es gibt davon mehrere Sorten, für Feilung und Schliff usw. A. F. K. in P.

Frage 662. Wer ist der Fabrikant von Flaschentellern, die ein Monogramm (A. S.) als Warenzeichen tragen? C. G. in D.-H.

Frage 663. Kann mir einer der Herren Kollegen eine genaue Nachbildung oder auch Originalmodell eines der historischen, eisernen Trauringe von 1813 verschaffen, worin die Worte eingraviert sind: „Gold gab ich für Eisen"? Es wäre mir event. mit einer genauen Zeichnung, um einen Anhaltspunkt zu haben, gedient. Ich bitte um gefl. Nachricht. W. Frage 665. Wo kann ich Aluminium - Armbänder für Export, direkt ab Fabr.k, beziehen? H. O. T. in M.

Frage 667. Wer ist der Fabrikant des Lackes, womit die Buchstaben auf Schildern ausgefüllt werden? B. Z. in M.

Frage 668. Ich habe in verschiedenen Schaufenstern eine sehr anziehende Reklameuhr gesehen. Dies ist eine Standuhr, unter deren Zifferblatt sich ein Tierkopf befindet, der imitierte Wasserstrahlen in ein darunter befindliches Becken speit. Wer liefert diese Uhren? G. J. in W.

Frage 669. Wer liefert silber-vergoldete Autoanhänger (kleinen Wagen mit beweglichen Rädern)? O. A. in R. Frage 670. Kann mir einer der Herren Kollegen eine Bezugsfirma nachweisen, welche gute, schwer versilberte Metallwaren, ähnlich der Württemberger Waren, liefert? W. Sch. in G.-S.

Frage 671. Wer fabriziert Weihwasserkesselchen in Silber in den verchiedensten Arten, und Weihwasserbüchsen in Silber für die Tasche (kleine, schimale Büchsen mit Schwamm-Einlage)? A. W. in C. Frage 672 Ich bitte um Nennung einiger leistungsfähiger Firmen, die Doppelpanzerketten, sowohl in Neusilber als auch Messing roh anfertigen? W. T. in W.

Frage 673. Wer kann mir eine Firma angeben, die feine und mittlere Galanterie-Waren (Bronzen-, Holz- und Lederwaren) liefert, welche man neben dem Verkauf von Gold- und Silberwaren führen kann? A. V. in E. Frage 674. Wer fertigt feine Drahtgeflechte für SchlangenBracelets? F. B. Frage 675. Wer ist der Fabrikant, welcher silberne Kordelarmbänder anfertigt? A. O. in St.

Antworten:

Zu Frage 654. Als leistungsfähige Bezugsquelle empfiehlt sich: Carl Rose, Glas- und Thermometerfabrik, Altenfeldi. Th.

Zu Frage 655. Pressungen von Handwerkeremblemen in den verschiedensten Arten können Sie in beinahe alle Estamperien haben. Sehr viel Muster hierin haben: Ferd. Wagner, A.-G., Pforzheim; Wilh. Mayer & Fr. Wilhelm, Stuttgart; L. Chr. Lauer, Nürnberg. Fertige Emblemesachen beziehen Sie vorteilhaft von Aug. F. Richter, Hamburg.

Zu Frage 658. Hierzu empfehlen sich: Goldwarenfabrik Mülheim a. Rh., Freiheitstr. 78. Jung & Grimm, Bijouterie

Fabrik, Pforzheim. Karl Mauser, Pforzheim. Jul. Albrecht (May & Palma), Pforzheim. Jacques Güntzburger, Idar. Emil Purper, Import und Export roher und geschliffener Edel- und Halbedelsteine, Idar. Carl Wild, Graveur, Idar.

Zu Frage 659. Silber- und Kupferniederschläge liefert Ihnen Wilhelm Weingard, Galvan. Anstalt, München, Carlsstr. 39.

Zu Frage 661. Wir fabrizieren diese Scherenarbänder in unecht, vergoldet und Stahl oxydiert: Jung & Grimm, Bijouterie - Fabrik, Pforzheim. Nürnberger Scherenarmbänder, in unecht und zu den billigsten Preisen, fabriziert als Spezialität: Julius Schaan, Bijouterie-Fabrik, Wurmberg (Württ.).

Zu Frage 664. Herren- und Damenketten in ganz billiger Ware fabriziert: Jung & Grimm, Bijouterie-Fabrik, Pforzheim. Hermann Loewenthal, Berlin O. 27, Wallnertheaterstr. 7. Friedrich Wörner, Kettenfabrik, Berlin, Neue Grünstr. 23. Josef Kuhn, Pforzheim. Sogenannte Obersteiner Ware fabriziert: Klein & Quenzer, Oberstein.

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Zu Frage 666. Fabrikant des Normalringmaßes ist Oswald Fritsch in Jöhstadt (Erzgebirge).

Zu Frage 668. Die fraglichen Standuhren liefert die Firma Bernhard Paschen, Uhren-Engros, Hagen i. W.

Bekanntmachung.

Gründungs-Protokoll des Vereins der Juweliere im Gewerbekammerbezirk Plauen i. V. am Sonntag, den 8. Juli 1906, im Restaurant „Hopfenblüthe" in Plauen, nachmittags 4 Uhr.

Nach ergangener Einladung von seiten des Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, Herrn Fischer-Berlin, haben sich 13 Herren eingefunden. 4 Herren, welche nicht erscheinen konnten, haben zugestimmt, dem Verein beizutreten, wenn die Gründung erfolgt. Herr Fischer hieß die Anwesenden und insbesondere den erschienenen Herrn Vertreter der Gewerbekammer Plauen, Zschoch, willkommen und eröffnete die Versammlung mit einer Bekanntgabe des § 3 der neu einzuführenden Arbeitsordnung, sprach dann in eingehender Weise u. a. über Konkursausverkäufe, Besteckkonvention, Feuerversicherung, Versicherung gegen Einbruch, über das vom Verband herausgegebene Nachschlagebuch, Mitgliedsurkunde, über die Frage, ob sich ein Uhrmacher auch Goldschmied nennen darf, sowie über Vertrauensmann-Angelegenheit, Hausierhandel usw.

Nachdem der Herr Vorsitzende seinen Vortrag beendet, appellierte er an die Anwesenden, einen Verein zu gründen, der die Bestrebungen des Verbandes mit unterstützt. Nach ergangener Aufforderung des Herrn Fischer erklärten sich nachstehende Herren zur Gründung des „Verein der Juweliere im Gewerbekammerbezirk Plauen i. V." durch gegebene Unterschriften bereit: Gustav Thorn, Plauen; Alfred Kolbe, Plauen; Otto Wege, Zwickau; Rob. Hüttel, Plauen;

Herm. Lorenz, Plauen;

Alfred Gruner, Schwarzenberg;
Max Herm. Gruner, Reichenbach;

A. H. Dunzelt, Zwickau;

Karl Uhlmann, Zwickau;

Fr. Louis Gnauck, Werdau i. Sa.;
Julius Kurz, Reichenbach;

Richard Meinhold, Reichenbach;
Otto Mahler, Plauen.

Die Anmeldung zum Verein des Herrn E. Kirsch, Zwickau, ist unterm 11. Juli erfolgt, so daß der Verein bis jetzt 14 Mitglieder zählt.

Hierauf schritt man zur Wahl eines provisorischen Vorsitzenden und wurde hierzu Herr Gustav Thorn einstimmig gewählt. gez. R.. Meinhold. gez. Gustav Thorn. Veröffentlicht durch den Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, Berlin S., Oranienstraße 143. gez. Fischer.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet.

Fachtechnischer und wirtschaftlicher Teil

Redaktion: Kunstgewerblicher Teil: Profeffor Rudolf Rücklin, Leiter der Goldschmiede-Schule, Pforzheim Fachtechnischer Teil: Goldschmied Paul Axthelm, Leipzig Wirtschaftlicher Teil: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig

Der Verband in Eisenach!

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Am Fuße der Wartburg, in dem freundlichen Städtchen des Thüringer Waldes, das eine große Rolle in der deutschen Geschichte gespielt hat, in Eisenach, versammeln sich in diesem Jahre die deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede, um in ernstem Gedankenaustausch die Interessen des Standes wahrzunehmen, daneben auch die Bande der Geselligkeit wieder zu festigen. Es ist eine gesegnete Gegend, in welcher der diesjährige Verbandstag abgehalten wird. Das volle Zaubergold der Poesie ist darüber ausgegossen. Eisenach ist von je ein Anziehungspunkt für die Reiselustigen gewesen, und wir sind fest überzeugt, daß auch die deutschen Goldschmiede in dieser Stadt großer Überlieferungen und Erinnerungen schöne Tage, reich an bleibenden Anregungen, verleben werden. Auf nach Eisenach! Willkommen in Eisenach! Das ist die Parole der Tage vom 4. bis 6. August, wo der Verbandstag alle Freunde des Verbandes deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede zu gemeinsamer Arbeit versammeln wird.

Das Burschenschaftsdenkmal.

Wer durch das alte, aber in letzter Zeit neu hergestellte Nicolaitor das Weichbild von Eisenach betritt, kommt auf den geräumigen Karlsplatz, der früher den bescheidenen Namen „Sonnabendmarkt" führte und anläßlich des Regierungsjubiläums Karl Augusts 1825 seine stolzere Bezeichnung erhielt. In der Nähe erblicken wir die alte romanische Nicolaikirche. Sie stammt aus derselben Zeit, wo die über Eisenach thronende Wartburg, das Juwel Thüringens, erbaut wurde. Kein Goldschmied sollte versäumen, diese alten Bauwerke, auch die Eisenacher Nikolaikirche, aufmerksam zu betrachten. Eine Fülle von Motiven bietet auch die Baukunst für die Edelmetallkunst, wenn man in ihrer Ornamentik zu lesen und zu forschen weiß. Vom Karlsplatz führt der Weg zu dem großen Marktplatz, der auch der „Mittwochsmarkt" genannt wird. Hier tritt uns wieder die imposante Georgenkirche entgegen, die im Jahre 1188, vielleicht auch etwas früher, erbaut worden ist. Wie auf dem Karlsplatz Donndorfs Luther-Denkmal, so erblicken

wir hier sein Sebastian-Bach-Denkmal, beides hohe Kunstwerke von lebendiger Schönheit. Der große Musiker Sebastian Bach war ein Sohn der Stadt Eisenach, in der auch der Maler Preller geboren wurde. Die deutschen Goldschmiede befinden sich also an einem Platze, der zwar keine großstädtischen Eindrücke hervorruft, aber doch durch die Kunst geadelt und geheiligt ist. Vom Marktplatz steigt man durch alte trauliche Gäßchen und dann eine gemächlich ansteigende Straße hinauf nach der alten, sagenumwobenen Wartburg. Manch schöner Ausblick in die romantische Umgebung von Eisenach wird dabei eröffnet, namentlich über das Mariental, Eisenach und das stimmungsvolle Gelände der Hörsel. Durch eine Schlucht, den Zeisigsgrund, von dem Metilenstein getrennt, hebt sich dann 174 m über Eisenach auf einem kühn aufsteigenden Felsaltane das prangende Wartburgschloß in die blaue Luft. Über 80000 Menschen, jung und alt, Mann und Weib, vornehm und gering, arm und reich, Menschen allen Glaubens, Einheimische und Fremde, Deutsche und Ausländer, wandeln hier im Jahre den herrlichen Pfad, der diesmal auch von den deutschen Goldschmieden betreten wird. Und wenn man dann das erste Tor passiert hat, da schweift das Auge weit hinaus von den Zinnen auf ein wundervolles, farbenreiches Gemälde der Natur, wie es stimmungsvoller kein Künstler schaffen kann. Eine Zugbrücke geleitet in das Innere der stattlichen Landgrafenburg. Hier sollte jeder, der den Felsenweg aufwärts steigt, einen Rückblick werfen. Die ganze Romantik mittelalterlichen Burglebens taucht da vor einem in malerischer Schönheit auf. Und wenn wir schließlich durch die imposanten Torhallen das Innere der Burg selbst betreten, da weht uns der Geist der Geschichte von allen Seiten so mächtig an, daß niemand sich eines heiligen Schauers erwehren kann. In den Rüst- und Waffensälen, da erprobte einst das deutsche Rittertum Kraft und Macht, in den stillen Kemenaten feierte die schwärmerische Minne ihre stillen Liebesfeste, in dem Sängersaale stritt man um die Palme des Ruhmes und im Bankettsaal klangen bei fröhlichem Gelage die goldenen Becher aneinander. In der von Friedrich mit der gebissenen Wange eingerichteten Kapelle von 1319 erwartet uns wieder ein überraschender Eindruck. Das blaue Kreuzgewölbe ist mit goldenen Sternen übersät. Kostbare Malereien schmücken die hohen Fenster. Wände und Stühle, Altar und Kanzel vereinen in ihrer Ausstattung Pracht und Harmonie, und wenn die Sonne durch die Scheiben buntleuchtende Farben über den Raum ausgießt, die Orgel leise tönt, dann faßt's die Seele hier wie Traum und Leidvergessen und Jahrhunderte sinken wie ein Hauch vor dem sinnenden Blicke zurück. Man mag die herrlichen Bücher von Trinius („Ein Gang durch die Wartburg", „Eisenach und Umgebung") studieren, und man wird bald den Zauber spüren, der von dieser glorreichen Stätte einer denkwürdigen Zeit ausgeht. Auf der einen Seite Rittertum, Minnedienst und frommer Marien

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