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Verantwortlich für die Redaktion des volkswirtschaftl. Teiles: Syndikus Hermann Pilz, Leipzig; für den kunstgewerbl. Teil: Professor R. Rücklin, Pforzheim; für den fachtechnischen Teil: Goldschmied Paul Axthelm, Leipzig. Druck: Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Fachtechnischer und wirtschaftlicher Teil

Redaktion: Kunstgewerblicher Teil: Professor Rudolf Rücklin, Leiter der
Goldschmiede-Schule, Pforzheim Fachtechnischer Teil: Goldschmied Paul
Axthelm, Leipzig Wirtschaftlicher Teil: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig

Über die Färbung von Edelsteinen durch Radium.

Von Dr. phil. A. Miethe, Professor an der Techn. Hochschule in Charlottenburg.
(Aus den Annalen der Physik, Bd. 19, Leipzig, Johann Ambrosius Barth) *).

Wiederholt sind Färbungen anorganischer Substanzen durch Kathoden- und Radiumstrahlen beobachtet worden. Glas färbt sich durch Bestrahlung mit Radium stark braun bzw. violett, Chlornatrium färbt sich graubraun und Chlorkalium je nach Umständen und Reinheit bräunlich bzw. gelb. Es lag nahe, die natürlichen durchsichtigen Mineralien, welche zu Schmucksteinen Verwendung finden, einer Bestrahlung mit Radium auszusetzen, wie es bereits Crookes mit dem Diamanten versucht hatte.

Bei diesen Versuchen stellte sich heraus, daß eine unerwartet große Anzahl von Edelsteinen durch kürzere oder längere Bestrahlung mit stark radioaktiven Präparaten ihre Färbung ändern. Irgend welche gemeinsamen Gesichtspunkte konnten dabei vorerst nicht ermittelt werden, nur soviel läßt sich aus der großen Reihe der ermittelten Tatsachen ableiten, daß die Färbung wesentlich bei hell gefärbten Steinen leicht und auffällig geändert wird, während stark gefärbte Mineralien geringe bzw. gar keine Farbänderungen zeigen. Vielleicht kann man diese Tatsachen mit der den Mineralogen bekannten Erfahrung in Verbindung bringen, daß hell gefärbte Edelsteine häufig keinerlei chemische Beimischungen erkennen lassen, die die Färbung bedingen, während bei dunklen Färbungen färbende Metallsalze oder auch angeblich organische Körper aus der Reihe der Kohlenwasserstoffe sich als färbendes Prinzip nachweisen lassen. Vielleicht sind die beobachteten Tatsachen später geeignet auf die Natur der Färbungen solcher Mineralien einen Schluß zu ziehen, welche in verschiedenen lichten Färbungen vorkommen, und bei denen sich ein färbendes Prinzip chemisch nicht nachweisen läßt.

Dem Versuche wurden teils geschliffene, teils rohe Edelsteine unterworfen, die möglichst ihrem Fundorte nach genau bekannt waren. Es wurde zur Bestrahlung einerseits eine größere Menge eines sehr stark radioaktiven Baryumbromides benutzt, welches in zwei durch dünne Aluminiumfolien bedeckten Dosen oberhalb und unterhalb der zu untersuchenden Steine angebracht wurde. Das benutzte radioaktive Baryumpräparat wog im ganzen etwa 4 g und dürfte etwa 30 mg reines Radiumbromid enthalten. Ferner wurden 60 mg reines Radiumbromid benutzt, welches ebenfalls in zwei Dosen unter Glimmerblättchen aufbewahrt wurde. Letzteres Präparat verdanke ich der Güte des Herrn Rubens, der es mir für diesen Zweck freundlichst zur Verfügung stellte. Im einzelnen wurden folgende Beobachtungen gemacht:

1. Diamant. a) Farbloser Stein von Borneo. Es zeigte sich nach achttägiger Bestrahlung mit dem erstgenannten Präparat eine leichte Gelbfärbung, die nach weiterer achttägiger

Bestrahlung in ein leuchtendes Zitronengelb überging. Durch nachträgliches Erhitzen des Steines auf 2500 wurde die gelbe Färbung verringert. Es konnte aber selbst durch Rotglühhitze der Stein nicht wieder vollkommen entfärbt werden.

b) Farbloser Diamant aus Brasilien. Nach 14 tägiger Bestrahlung keine Veränderung. Nach weiteren 14 Tagen Bestrahlung mittels des reinen Radiumbromides keine Veränderung. 2. Korund. Der Behandlung wurde eine große Reihe verschieden gefärbter Korunde unterworfen. Hier zeigten sich sehr eigentümliche Verhältnisse:

a) Hellblauer Saphir aus Ceylon. Schon nach zweistündiger Bestrahlung mit reinem Radiumbromid zeigt der Stein eine deutliche Farbenveränderung. Er wandelt sich allmählich aus Grün in helles Gelb um, welch letzte Farbe in ein tiefes Goldgelb mit rötlichem Stich übergeht; die Färbung schreitet von außen nach innen fort. Ein stationärer Zustand wird nach etwa 14 Tagen erreicht. Der Stein ist dann dunkelgelb gefärbt mit einem Stich ins Kastanienbraune. Durch Erhitzen auf diejenige Temperatur, bei welcher die hellblaue Farbe ceylonischer Saphire verschwindet, wird der Stein farblos und bei allmählichem Abkühlen zunächst bläulich, dann wieder farblos und schließlich hellgelb. Diese letztere Farbe ist selbst nach Erhitzen auf Rotglut nicht mehr zu beseitigen. Der ausgeglühte Stein färbt sich wieder nach einigen Stunden der Bestrahlung dunkelgelb. Durch Aufbewahren während 14 Tage an einem mäßig warmen Ort bleicht derselbe langsam aus, behält aber eine schöne goldgelbe Farbe, die unveränderlich zu sein scheint.

b) Zehn verschiedene helle, bläulich oder farblose Saphire aus Ceylon; Verhalten wesentlich wie unter a). Die Steine nehmen allerdings sehr verschieden schnell gelbe oder orangegelbe Farbe an. Diese Farben sind haltbar und verändern sich scheinbar nicht, wenn die Steine nicht wie unter a) erhitzt werden. In einzelnen Fällen bleiben kleine blaue Stellen, die der ursprünglichen Farbe entsprechen, zurück. Im allgemeinen aber nehmen die Steine eine sehr gleichmäßige schöne Färbung an.

c) Zahlreiche dunkle Saphire aus Siam, Australien, Kaschmir, von der Isarwiese, sowie aus Colorado zeigen keine Farbenänderung.

d) Roter Korund (Rubin) aus Birma. Es wurde ein dunkelroter und ein etwas hellerer Stein 12 Tage lang bestrahlt. Eine Veränderung der Farbe konnte nicht nachgewiesen werden. Beim Erhitzen der Steine auf etwa 2500 tritt eine schwache Lumineszenz auf. Neben diesen natürlichen Rubinen wurden

*) Daselbst auch im Einzeldruck zu beziehen.

eine Reihe von künstlich dargestellten Rubinen verschiedenen Ursprunges, die mit Chrom gefärbt waren, untersucht; ein angeblich von Fremy hergestellter Kristall geht etwas ins Violette, doch zeigt selbst wochenlange Bestrahlung keine weitere Veränderung.

e) Dunkler Rubin aus Siam. Selbst nach langer Bestrahlung keinerlei Farbenveränderung.

f) Grüner Korund aus Ceylon. Der schön grasgrüne Stein zeigt nach 20 tägiger Bestrahlung eine schwache Trübung ohne merkbare Farbenveränderung. Bei starker Erhitzung

schwache Lumineszenz.

g) Violetter Korund aus Ceylon. Der ziemlich hell gefärbte Stein verändert seine Farbe nach 20 tägiger Bestrahlung in ein schmutziges Graublau. Die Farbenveränderung bleibt nach starkem Erhitzen bestehen. Schwache Lumineszenz.

3. Beryll. a) Smaragd aus Columbia. Der dunkelgrüne Stein wird nach einigen Tagen heller und erreicht schließlich eine sehr hellgrüne Farbe. Das Absorptionsspektrum ist genau dasselbe geblieben wie beim unveränderten Stein, doch sind die Absorptionsstreifen wesentlich schwächer geworden. Erwärmung auf 2500 bringt keine Veränderung.

b) Beryll aus Mursinka (Rußland). Der hellgelb gefärbte Stein zeigt keine Veränderung.

c) Beryll aus Brasilien. Der hellblaue Stein zeigt keine Veränderung.

4. Topas. a) Farbloser Topas aus Brasilien. Nach mehrstündiger Bestrahlung mit reinem Radiumbromid färbt sich der Stein hellgelb; die Färbung geht selbst nach wochenlanger Bestrahlung nicht weiter. Durch Erhitzen auf 1500 entsteht eine prachtvolle Lumineszenz. Der Stein leuchtet zuerst grau, dann in schnellem Wechsel violett, rubinrot, orangegelb und graublau. Die Lumineszenz ist unvergleichlich stärker als unter gleichen Umständen beim Flußspat und gewährt einen prachtvollen Anblick. Im Spektroskop zeigen sich zahlreiche Linien, die scharf begrenzt erscheinen; eine Messung derselben konnte wegen der kurzen Dauer der Erscheinung nicht vorgenommen werden. Eine intensive Linie im Rot scheint identisch zu sein mit der am lumineszierenden Flußspat beobachteten.

b) Rosa Topas aus Mursinka (Rußland). Der Stein färbt sich in wenigen Stunden orangegelb. Die Farbe wird nach etwa zwei Tagen stationär und erreicht ein leuchtendes tiefes Orange mit rötlichem Strich; sie ist gegen Erwärmung bis auf 2500 unempfindlich. Keine Lumineszenz.

c) Blauer Topas aus Brasilien. Keine Farbenveränderung. d) Gelber Topas vom Schneckenstein in Sachsen. Schwache Veränderung der Farbe in ein mehr rötliches Gelb. Lumineszenz.

Keine

5. Chrysoberyll. a) Gelbgrüner Stein aus Ceylon. Keinerlei Veränderung.

b) Chrysoberyll-Katzenauge aus Ceylon. Der braungelbe Stein zeigt keinerlei Veränderung.

c) Alexandrit-Chrysoberyll aus Rußland. Der bei Tageslicht grüne, bei Gaslicht intensiv rote Stein zeigt keine Farbenveränderung.

16. Turmalin. Sehr merkwürdige Beobachtungen konnten bei verschiedenen Turmalinen gemacht werden. Während dunkel gefärbte Turmaline und zwar sowohl grüne als auch dunkelrote aus Brasilien, gelbgrüne aus Mursinka und tiefgrüne aus Nordamerika (?) keinerlei Farbenveränderung zeigten, ergaben farblose Turmaline starke Veränderungen. Es wurden zwei Turmalinkristalle aus Brasilien, von denen der eine am einen Ende rosa und der andere am einen Ende hellgrün gefärbt waren, während die beiden anderen Enden farblos waren, durchgeschnitten und die beiden farblosen Enden bestrahlt. Hierbei färbte sich der von dem grünen Kristall herrührende farblose Anteil prächtig dunkelgrün, der von dem rosenroten Kristall stammende farblose Anteil rein rosenrot. Die Färbung schreitet sehr langsam fort und wurde bei dem erstgenannten Stein spurenweise nach zwei Tagen, beim letzten Stein nach einem Tage sichtbar. Ein stationärer Zustand scheint noch nicht erreicht zu sein, obwohl die Bestrahlung mit reinem Radiumbromid 20 Tage lang fortgesetzt wurde.

7. Quarz. a) Bergkristall. Farblose Bergkristalle färben sich bei langandauernder Bestrahlung sehr allmählich grau oder blaugrau. Steine von verschiedenen Fundorten zeigen ein etwas, wechselndes Verhalten, doch ist in jedem Fall die Färbung sehr schwach und schreitet lansam vorwärts. Ein stationärer Zustand ist noch nicht eingetreten.

b) Citrin. Ein goldgelber Stein aus Spanien färbte sich langsam rauchgrau. Nach zehn Tagen wird die Färbung stationär und schreitet nicht mehr fort.

c) Amethyst. Steine aus Brasilien färben sich nach 20 tägiger Bestrahlung nicht merklich. Ein Stein aus einer Achatmandel aus Oberstein färbte sich langsam rötlichviolett, doch scheint die Farbenänderung, nachdem sie eben merklich geworden ist, nicht weiter fortzuschreiten.

d) Rauchquarz vom Gotthardt. Die Farbe des ursprünglich rauchgrauen Steines verändert sich in ein gelbliches Braun. Die Farbenänderung ist schwach und langsam. Sämtliche Quarze erhalten ihre ursprüngliche Färbung durch Erwärmung wieder, doch kehrt beim Citrin die ursprüngliche leuchtend gelbe Farbe nicht vollständig zurück. Keine merkbare Lumineszenz. Die Versuche sollen weiter fortgesetzt werden, speziell soll das eigentümliche Verhalten der Saphire weiter untersucht werden.

Handelsminister Delbrück und das „Zusammenarbeiten"

von Industrie und Handwerk. *)

Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß die sogenannte „Handwerkerfrage" wohl die ernsteste ist, welche in der kommenden Zeit noch die Regierung beschäftigen wird. Wie kann dem Handwerke geholfen werden? Wieder und wieder taucht diese Frage überall da auf, wo wirtschaftliche Vereinigungen zusammentreten. Sie ist aber jetzt wieder besonders aktuell durch eine Rede geworden, welche der neue preußische Handelsminister Delbrück auf seiner Rundreise

*) Die hier behandelten Ausführungen des Handelsministers Delbrück stehen in schreiendem Widerspruch zu den nachstehenden Äußerungen des Staatsministers von Otto, und wir glaubten deshalb gut zu tun, beide Artikel hinter einander zur Veröffentlichung zu bringen. Die Redaktion.

durch Rheinland-Westfalen in Dortmund gehalten hat. Der Minister führte da unter anderem aus: „Ich habe mich besonders gefreut, daß der Oberbürgermeister dieser Stadt, von der man in der Ferne wohl weiß, daß sie auf dem Gebiete der Kohle und der Industrie etwas Ungewöhnliches ist, von dem warmen Interesse gesprochen hat, mit der die Bestrebungen des Handwerks unterstützt werden, und von den Mitteln gesprochen hat, die der Staat der Stadt zur Verfügung stellt für diesen Zweck. In diesem Zusammenarbeiten liegt ein unendlicher Segen. So lange es uns nicht gelingt, die widerstreitenden wirtschaftlichen Interessen der verschiedenen Stände zu vereinigen, so lange wird es uns

überaus schwer fallen, mit denen fertig zu werden, die unser aller schwer zu überwindende Gegner sind."

Diese Worte klingen viel tröstlicher und aufmunternder, als das, was wir in letzter Zeit wiederholt, gerade von ministerieller Stelle aus, über die Zukunft des Handwerkes hören mußten. Minister Delbrück weist mit Recht auf das Zusammenarbeiten von Industrie und Handwerk hin, während man sonst leider oftmals der Anschauung begegnet, als ob die Pflege und Förderung des deutschen Handwerks ein überwundener Standpunkt sei, als ob die Industrie die alleinige Beherrscherin des produktiven Wirtschaftslebens werden müsse und zum Teil schon geworden sei. Nicht feindlich sollen sich Industrie und Handwerk gegenüberstehen, sondern nach den Anschauungen des preußischen Handelsministers einander ergänzend zusammenarbeiten. Es ist dem Handwerke so viel überlassen, was industrielle Unternehmungen nicht zutage fördern können. Auch in unserer Branche ist das der Fall. Wo es sich nicht um schablonenhafte Massenartikel handelt, sondern um eine individuelle Arbeit, die einem ganz besonderen Zwecke angepaßt werden muß, da wird der Meister der Werkstatt selbstverständlich dem Fabrikbetrieb überlegen sein. Darin liegt das Schwergewicht des Handwerks, daß es von Fall zu Fall schafft, während die Großindustrie für die Bedürfnisse des Großhandels auf besondere Wünsche einzelner nicht Rücksicht nehmen kann, sondern die Allgemeinheit ins Auge fassen muß. Will das Handwerk aber prosperieren, so muß bei der Ausbildung des jungen Handwerkers auf eine möglichst umfassende Kenntnis und Fertigkeit im Fache, eine volle Beherrschung der Technik, ein selbständiges Disponieren und Kalkulieren gesehen werden, denn ohne diese Gaben wird auch der beste Handwerksmeister, der geschickteste Goldschmied nicht vorwärtskommen. Die sorgfältige Kalkulation, die wir in den großen industriellen Etablissements überall als eine Hauptaufgabe behandelt sehen, muß auch in der Werkstatt noch mehr gepflegt werden als es bisher der Fall war.

Welche Ursachen werden heutzutage für den Niedergang des Handwerks angeführt? In erster Linie die Gewerbefreiheit mit ihren Auswüchsen und das Erlöschen des alten Zunftwesens. Das freie, ungehemmte Spiel der wirtschaftlichen Kräfte, nur gebunden an die allgemeinen Gesetze der Moral, wie Fr. Richter in einem Vortrage über die Handwerkfrage im Chemnitzer Handwerkerverein sagte, die ungehinderte Bewegung des Kapitals und der Arbeitskräfte haben zweifellos dem Handwerk geschadet, denn für die Erfolge war plötzlich nicht mehr die persönliche Tüchtigkeit, sondern die Kapitalkraft ausschlaggebend. Aber die Gewerbefreiheit war es nicht allein, welche die Schuld an den veränderten Verhältnissen trug. Die Verschiebung der Bevölkerung trug auch das ihrige dazu bei. Das Anwachsen einzelner Ortschaften zu Großstädten brachte es mit sich, daß dort ein Massenbedarf eintrat, den der Handwerker nicht mehr befriedigen konnte. Der Konzentration und Verdichtung des Konsums konnte eben nur die Industrie gerecht werden. Das brauchte aber zu keiner völligen Verdrängung des Handwerks zu führen. Das Zurückgehen ganzer Handwerksbetriebe auf das Reparaturgewerbe mit Ladengeschäft ist eine beklagenswerte Erscheinung. Auch in unserem Kunstgewerbe sehen

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wir mit Leidwesen die echte schöne Werkstattarbeit zurückgehen, obwohl sie neben unserer so mächtig aufgeblühten Industrie wohl bestehen könnte. In solcher Zeit ist ein Wort, wie es Minister Delbrück gesprochen hat, wohl beachtenswert. Wir wollen uns im Kleingewerbe, im Kreise des Mittelstandes, nicht mit dem schlechten Troste abfinden, daß die Entwicklung der menschlichen Kultur sich regelmäßig auf Kosten einzelner vollzieht, über welche das Rad des Fortschritts hinwegrollt, sie leider zermalmend, aber zum Heile und Wohle der Gesamtheit". Wir würden im Gegenteil diese Zermalmung für einen sehr schweren Schaden unserer nationalen Entwicklung halten, einen Schaden, den andere Völker bereits an ihrem Leibe gespürt haben. Von diesem Gesichtspunkte mag auch Minister Delbrück ausgegangen sein, als er jene goldenen Worte sprach. Unser Kunsthandwerk bewegt sich auf einem Arbeitsfeld, auf dem die menschliche Hand wohl durch Maschinen unterstützt, aber niemals ersetzt und ganz verdrängt werden kann. Das ist gerade in unserem Gewerbezweige das Tröstliche, daß hier immer Handwerk und Industrie sich die Hand reichen müssen, um die Gebilde zu schaffen, welche heute unserer vaterländischen Produktion zum Ruhme gereichen. Das Zusammenarbeiten von Industrie und Handwerk, das der preuBische Handelsminister so nachdrücklich betont hatte, ist gerade für uns von erhöhter Bedeutung. Soll aber dieses Zusammenarbeiten zu einer Kräftigung des Handwerkes führen, so muß auch auf Seiten der Regierung dem deutschen Handwerke der nötige Schutz werden. Daß es in letzter Zeit in dieser Hinsicht besser geworden ist, müssen wir dankbar anerkennen, wenn auch noch immer viel zu wünschen übrig gelassen worden ist. Auch die großen Arbeitgeberverbände können viel zur Förderung von Gewerbe und Industrie beitragen. In erster Linie liegt es ihnen dabei ob, das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Weise zu regeln, welche den fortwährenden Beunruhigungen der Erwerbstätigkeit ein Ziel setzt. Handwerk und Industrie müssen beide im Arbeitgebertum so organisiert sein, daß sie dem Arbeitnehmer gegenüber zu jedem Kampfe gerüstet dastehen, einem Kampfe, dem freilich der Friede vorzuziehen ist. Es gilt aber auch hier das Wort: „Si vis pacem, para bellum", wenn du Frieden haben willst, sei zum Kriege vorbereitet! Die Arbeitgeber müssen in ihrer Organisation ebenso machtvoll werden, wie die Arbeitnehmer! Dann werden die großen Fragen der Tarifgemeinschaften, Tarifämter, Regulierung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkte, Bemessung der Löhne, Bildung von Genossenschaften und Syndikaten, Regulierung der Produktion usw., viel glücklicher gelöst werden. Das sind Fragen, in denen aber auch nach Delbrücks Worten Industrie und Handwerk zusammenarbeiten können. Wir freuen uns dieses Ministerwortes, das an ein anderes Wort Prof. Büchers erinnert, der gesagt hat: „Es ist ein köstliches Ergebnis aller ernsteren Geschichtsbetrachtung, daß kein, einmal ins Leben der Menschen eingeführtes Kulturelement verloren geht, sondern daß jedes, auch wenn die Uhr seiner Vorherrschaft abgelaufen ist, mitzuwirken fortfährt an dem großen Ziele, an das wir alle glauben, dem Ziele, die Menschheit den vollkommeneren Daseinsformen entgegenzuführen."

P.

Staatsminister Dr. von Otto und die Existenzberechtigung von Kleinhandel und Kleingewerbe.

Auch Minister entgleisen.

Nicht nur andere Sterbliche ohne Portefeuille. Zu den neuesten Entgleisungen gehört die Rede des Braunschweigischen Staatsministers Dr. von Otto in

der Braunschweigischen Landesversammlung, die auch in den Kreisen der deutschen Goldschmiede einen energischen Protest herausfordert. Der deutsche Handwerks- und Gewerbevereins

tag hatte bekanntlich den Landtag ersucht, den Staatsbeamten durch Gesetz zu verbieten, sich an der Verwaltung von Erwerbsgesellschaften, insbesondere Konsumvereinen und Konsumanstalten, zu beteiligen, und die Landtagskommission hatte anheimgegeben, diese Petition der Staatsregierung zur Prüfung und eventuellen weiteren Veranlassung zu unterbreiten. Der Abgeordnete Kleye führte als Referent aus, daß die kleineren und mittleren Geschäftsleute durch derartige Vereine und Anstalten schwer geschädigt würden. Die Staatsbeamten, welche in wirtschaftlich sicheren und auskömmlichen Verhältnissen sich befinden, hätten keine Veranlassung sich an solchen Vereinen zu beteiligen, welche eine ganze Bevölkerungsschicht in ihrer Existenz bedrohe. Der Abgeordnete Nieß wies darauf hin, daß ein braunschweigischer Finanzbeamter für einen Sonntag einen sogenannten „Einkaufstag" angesetzt habe. Die braunschweigischen Beamten beteiligten sich also in führender Weise an solchen Manövern, welche den soliden Kleinhandel und das Kleingewerbe bedrängten.

Jetzt geschah das Wunderbare, was Ibsens „Nora“ vergeblich erwartet. Es wurde ein großes Wort gelassen ausgesprochen. Der es aussprach, war der Braunschweigische Staatsminister Dr. von Otto.

,,Inwiefern haben denn diese Mittelglieder im Handels,,verkehr, die kleinen Kaufleute und Gewerbtreibenden, noch ,,dieselbe Berechtigung wie früher? Die Verkehrsverhältnisse ,,sind total verändert. Es ist sehr wohl möglich, daß unsere ,,Zeitentwicklung dahin führen wird, diese Zwischenexistenzen ,,im Handel zu beseitigen. Mit der Zeit müssen sie eben ,,dazu übergehen, ihren Erwerb auf andere Weise zu ,,suchen."

Was sagen die braunschweigischen Ladengoldschmiede dazu? Was hat der deutsche Goldschmied darauf überhaupt für eine Antwort? Daß eben auch Minister ihre schwache Stunde haben, wo ihnen die Gedanken mit Töff-Töff-Geschwindigkeit durchgehen. Die Entgleisungsrede Minister von Ottos darf aber nicht so ruhig hingenommen werden, denn sie trägt doch einen eminent mittelstandsfeindlichen Charakter. Eine Regierung, welche sich erst zu der volkswirtschaftlichen Anschauung aufgeschwungen hat, daß der Kleinhandel und das Kleingewerbe und damit ein wesentlicher Bestandteil unseres gesunden Mittelstandes an sich verloren sei, wird natürlich alles gehen lassen, wie es geht, und der ganze Apparat der Mittelstandspolitik wird in ihrem Kreise versagen, in die Rumpelkammer gestellt und dem Verrosten preisgegeben werden. Es ist tief beklagenswert, daß eine so ernste Frage, wie die der Beteiligung von Beamten an Konsumvereinen und verwandten Organisationen durch den braunschweigischen Minister mit der kurzen und bündigen Antwort abgetan wurde, er sei nicht in der Lage, gegen Beamte, welche sich an Konsumvereinen beteiligten, einzuschreiten, solange sie nicht ihre Dienstpflicht verletzten. Auch sei nichts dagegen einzuwenden, daß ein Beamter eine führende Stellung in derartigen Vereinen einnehme, solange er damit nicht eine Beschäftigung betreibe, die mit der Würde des Amtes unvereinbar sei.

Ist es denn aber, so fragen wir, mit der Würde eines gut bezahlten, pensionsberechtigten Beamten vereinbar, daß er an Veranstaltungen sogar in leitender Stellung teilnimmt, die darauf abzielen, einem ganzen Stamm unserer Bevölkerung die kaufkräftigen Abnehmer zu entziehen und das Fortkommen zu erschweren. Wenn man allerdings als Nationalökonom ein Anhänger des Prinzipes ,,laisser faire, laisser aller" ist, wie es Dr. von Otto zu sein scheint, dann kann man mit Gleichmut die Augen schließen und abwarten, was schließlich daraus wird. „Das kann man der Zukunft überlassen", meinte der Herr Staatsminister.

Nein und dreimal nein! Das kann man der Zukunft nicht überlassen! Eine Regierung hat die heilige Pflicht,

allen ihren Untertanen in ihrem Fortkommen nach Kräften beizustehen und unhaltbare Verhältnisse zu beseitigen. Noch sind wir nicht soweit, daß der deutsche Mittelstand, der im Kleinhandel und Kleingewerbe repräsentiert wird, in den letzten Zügen liegt, oder, wie es Dr. Otto so schön gesagt hat,,,seinen Erwerb auf andere Weise suchen muß!" Noch sind wir nicht soweit, daß etwa der Laden- oder Werkstatts - Goldschmied seine arbeitgeweihten Räume schließen, und sich um eine Stellung bei der Straßenbahn in Braunschweig, oder um andere schöne Positionen im Leben bemühen muß. Noch ist gerade der Mittelstand in Deutschland die festeste Stütze von Thron und Altar, und wenn erst die Tage angebrochen sind, wo vom Mittelstand ein Berufszweig nach dem anderen abbröckelt, bis schließlich der ganze Fels in Trümmer stürzt, dann werden sich die Herren Regierungsvertreter über das Fahrwasser wundern, in welches das Schiff unserer inneren Politik kommt. Dann werden sich die staatserhaltenden Parteien an Zahl geschwächt sehen, während die Umsturzpartei frohlocken wird. Daher arbeitet die Regierung verhängnisvoll, die dem Mittelstande, die dem Kleinhandel und Kleingewerbe gegenüber sich auf den Standpunkt des Gehenlassen und Geschehenlassen stellt, und ihre Aufgabe nicht vielmehr darin erblickt, dem deutschen Mittelstand Stützpunkte zu schaffen, welche zur Erhaltung seiner Existenz dienen. Die ,,Deutsche Goldschmiede-Zeitung“ hat schon früher darauf hingewiesen, daß mit der Aufopferung des Mittelstandes die glückliche Zeit für unser Vaterland dahin sein würde. Wir wissen, daß es Nationalökonomen gibt, die einen gegenteiligen Standpunkt einnehmen. Sie sind aber befangen in dem Glauben an die alleinige Mission des Großhandels und der Großindustrie. Das Einzige, was man der Regierung in Braunschweig abgerungen hat, war die Zusage, daß dafür gesorgt werden solle, daß bezahlte Stellen in Konsumvereinen von Beamten nicht mehr übernommen werden. Das ist herzlich wenig. Damit ist nichts getan. Minister von Otto meinte, es handle sich da um ein rein privatrechtliches Interesse der Beamten. Mit nichten! Es handelt sich um das Interesse eines großen Berufszweiges der deutschen Nation, um das Interesse weiter Kreise des Handels, um das Interesse des ganzen Mittelstandes, der in den Kleinhändlern und Kleingewerbtreibenden geschwächt wird. Wenn der Minister erklärt hat, daß die weniger gut gestellten Beamten einer solchen Vereinigung bedurften, so hat man darauf nur zu erwidern, daß der Staat seine Beamten so bezahlen soll, daß sie solcher Notanker nicht bedürfen, um sich auf Wasser zu erhalten und nicht vom Sturm fortgerissen zu werden.

Auch die total veränderten Verkehrsverhältnisse sprechen nicht für die Richtigkeit der wirtschaftlichen Anschauungen des Herrn Staatsministers von Otto. Diese Verkehrsverhältnisse kann sich der Kleinhändler und Kleingewerbetreibende als Sachkundiger viel eher zu Nutze machen als die einzelne Privatperson. Und das Publikum? Beim direkten Bezug kauft es die Katze im Sacke. Es muß nehmen, was es bekommt. Beim Kleinhändler und Kleingewerbetreibenden kann es wählen, prüfen. Hierin liegt aber der Vorteil des Konsumenten. Es ist ein Traumgebilde, daß wirklich für das Publikum ein wirtschaftlicher Nutzen bei den Einkaufsvereinigungen herausspringt. Der Kleinhändler bekommt die billigsten Preise, weil er größere Posten beziehen kann als die Einzelnen. So sind es recht dürftige Gründe, welche der Minister vorgebracht hat, um die Berechtigung der Konsumvereine und anderer ähnlicher Organisationen nachzuweisen. Wir hegen die Zuversicht, die Braunschweigische Regierung noch einen Witterungsumschlag erleben, und sich wieder für die Fortexistenz von Kleinhandel und Kleingewerbe und damit für die Aufrechterhaltung des Mittelstandes in seiner Gesamtheit erwärmen wird.

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