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Von Kunstgewerbeschulen.

Aus dem Jahresbericht und Programm der gewerblichen Fortbildungsschule und Fachschule für Edelmetallindustrie in Schwäb. Gmünd 1905/06 entnehmen wir Folgendes:

Das verflossene Berichtsjahr war für die Geschichte und Entwicklung der Anstalt von ganz besonderer Bedeutung, wurde doch im August vorigen Jahres die Trennung der noch zusammenhängenden Schulen definitiv beschlossen und im Februar 1906 der obligatorische Unterricht für die gewerbliche Fortbildungsschule festgesetzt.

Mit beiden Beschlüssen sind einschneidende Veränderungen verbunden, die sich bei der Fachschule im Uebergang der Verwaltung in die Hände des Staats, bei der gewerblichen Fortbildungsschule im vollen Tagesunterricht in allen Fächern äußern.

Beiden Schulen ist auf dieser neugeschaffenen Basis eine Entwicklungsfähigkeit gegeben, die sich vornehmlich in größtmöglicher Rücksichtnahme und Anpassung an die Gewerbe zeigen wird und muß.

Am 24. August 1905 fand in Anwesenheit des Herrn Präsidenten v. Mosthaf und des Herrn Regierungsrats Kälber eine Sitzung der bürgerlichen Kollegien und des Gewerbeschulrats statt, in welcher der Ausbau der Fachschule und Uebergang in staatliche Verwaltung beschlossen wurde, unter der Bedingung einer Mindestzahl von 14 Stunden wöchentlichen Besuchs seitens der noch nicht 18jährigen Schüler.

Die Fachschule wird vom 1. April 1907 an dem Ministerium des Innern resp. der Zentralstelle für Handel und Gewerbe unterstellt und als Fachschule für Edelmetallindustrie mit dem Hauptaugenmerk auf den Werkstattunterricht ausgebildet.

Ein mit den nötigen Räumlichkeiten ausgestatteter Neubau ist in Aussicht genommen, der außerdem die umfangreichen städtischen Sammlungen und das Gewerbemuseum aufnehmen soll.

Um in engster Fühlung mit der Industrie zu bleiben, wird einem Kuratorium, in dem besonders auch Industrielle vertreten sein werden, die Aufsicht übertragen. Hand in Hand mit der Fachschulfrage ging die Frage des obligatorischen Unterrichts an der gewerblichen Fortbildungsschule, welche ihre Erledigung in dem Beschluß der bürgerlichen Kollegien vom 22. Februar 1906 fand, dergestalt, daß der Schulzwang auf nahezu alle Gewerbe bis zum vollendeten 17. Jahre ausgedehnt wird mit der Verpflichtung von 8-10 wöchentlichen Unterrichtsstunden.

Das diesbezügliche Ortsstatut wird für den I. Jahrgang des Edelund Unedelmetallgewerbes mit dem 15. April ds. Js., für den I. Jahrgang der sonstigen Gewerbe mit dem 15. April 1907 in Kraft treten.

Von einer Erhebung des Schulgeldes wird für die beiden ersten Kurse der gewerblichen Fortbildungsschule abgesehen, im III. Kurs bleibt der bisherige Satz von 6 Mk. bestehen.

Mit Beginn des Sommersemesters 1905 war die Angliederung einer Mädchenabteilung an die Fachschule geplant, doch konnte dieselbe mangels der geforderten Mindestzahl von 15 Schülerinnen nicht verwirklicht werden.

Die Fachschule war mit Zeichnungen und ausgeführten Arbeiten bei der vom 2 bis 19. Juni 1905 dauernden Ausstellung „Gmünder Kunstgewerbe" im Landesgewerbemuseum in Stuttgart vertreten. Die Ausstellung wurde von einer überaus großen Anzahl Interessenten, ca. 3000 Personen, besucht.

Am 1. und 2. Oktober fand im Aktsaal der Schule de übliche Ausstellung der eingelaufenen Arbeiten um die „Wilhelm Müllerstiftung" statt; die mit Preisen und Belobungen bedachten Arbeiten wurden größtenteils in der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" veröffentlicht.

Zur Besichtigung von industriellen Anlagen wurden mit den Schülern der Fachschule Exkursionen gemacht, von den Herren Fabrikanten resp. Betriebsleitern in entgegenkommenster Weise empfangen und geführt.

Außerdem wurden während der Sommermonate zu anschaulicher Illustration der Stilkunde und Kunstgeschichte Besichtigungen und Aufnahmen an den Kirchen, Museen und alten Häusern der Stadt gemacht.

Die Aufnahme in die gewerbliche Fortbildungs- und Fachschule erfolgt zu Beginn jedes Semesters zu den in den Tageszeitungen festgesetzten Stunden.

Besondere Vorbedingungen sind zur Aufnahme in die gewerbliche Fortbildungsschule nicht erforderlich, doch soll der Aufzunehmende in der Regel das 13. Lebensjahr zurückgelegt haben.

Ein Schulgeld wird im I. und II. Kurse nicht erhoben, im III. Kurse ein solches von 2 Mk. im Sommersemester und 4 Mk. im Wintersemester. Dasselbe ist bei der Anmeldung zu entrichten.

Zur Aufnahme in die Fachschule ist notwendig der Nachweis derjenigen Kenntnisse, die in dem zweijährigen Kurs der gewerblichen Fortbildungsschule erworben werden können.

Außerdem in der Regel das zurückgelegte 15. Lebensjahr.
Das Schulgeld beträgt pro Semester:

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Königl. Zeichenakademie zu Hanau. Aus dem Jahresbericht der Handelskammer ist folgendes zu ersehen:

An Stelle des ausgeschiedenen Direktors, Professor Wiese, übernahm am 1. April 1905 der erste Lehrer Prof. Offterdinger, vertretungsweise die Leitung der Anstalt.

Der Unterrichtsplan erfuhr einige wesentliche Erweiterungen. So wurde die im letzten Jahresbericht erwähnte Fachklasse für Lithographie und Buchdruck eingerichtet (vorläufig bis zum nächsten Jahre allerdings auf Lithographie beschränkt). Um auch solchen älteren Meistern und Gehilfen, welche die Akademie nicht mehr besuchen, Gelegenheit zu weiterer künstlerischer Ausbildung zu geben, wurde an zwei Abenden pro Woche Unterricht im Aktzeichnen eingeführt. Das Schulgeld hierfür beträgt halbjährlich 15 Mk.; die Beteiligung ist sehr rege und der Erfolg durchaus zufriedenstellend. Neben den wöchentlichen kunstgeschichtlichen Lichtbildervorträgen wurden auch kunstgeschichtliche Uebungen veranstaltet. In der Ziselierwerkstatt wurde ein Kursus für Hammerarbeit eingerichtet, um die Schüler auch mit der Herstellung der Rohform der Geräte und Gefäße vertraut zu machen. Seine Wiederholung im Sommerhalbjahr 1906 ist bereits genehmigt. Für die Stickereiklasse ist Erweiterung durch Aufnahme der Maschinenstickerei und der Webetechnik beantragt und wahrscheinlich im nächsten Jahre ausführbar. Studienreisen mit staatlicher Beihilfe unternahmen einzelne Lehrer zur Ausstellung von Schülerarbeiten der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, nach den kunstgewerblichen Museen und Bibliotheken in Leipzig, Berlin, Hamburg und Köln, zum Studium der Einrichtung von Fachklassen für graphische Künste nach Leipzig, Berlin und Barmen, ferner nach England und zum Besuch der JubiläumsGewerbeausstellung in Kassel, auf welcher die Anstalt auch ihrerseits mit zahlreichen Schülerarbeiten in eigenem Raum vertreten war. Die Frequenz und sonstige Entwicklung der Anstalt während des abgelaufenen Schuljahres bringen nachstehende Zahlen zum Ausdruck: Das Schuljahr begann mit 286 männlichen und 31. weiblichen, zusammen 317 Zöglingen. Der Rückgang gegen das Vorjahr (um 25) erklärt sich aus dem Inkrafttreten der neuen Aufnahmebedingungen, wonach nur noch Schüler, die das 15. Lebensjahr vollendet haben, in die Zeichenakademie eintreten können, jüngere dagegen der gewerblichen Fortbildungsschule zugewiesen werden.

Von den Schülern waren: Tagesvollschüler im Sommerhalbjahr 83 mit durchschnittlich 46 Wochenstunden, Tagesvollschüler im Winterhalbjahr 73 mit durchschnittlich 40 Wochenstunden. Von den Schülerinnen waren: Tagesschülerinnen im Sommerhalbjahr 6, Tagesschülerinnen im Winterhalbjahr 12 mit 36 Wochenstunden, während die übrigen an 18 Wochenstunden durchschnittlich teilnahmen.

Ihrem Beruf nach gehörten die meisten Schüler der Edelmetallindustrie an; es waren im Sommerhalbjahr: Ziseleure 59, Goldschmiede 126, Silberschmiede 16, Graveure 13, Zeichner und Modelleure 40.

Von anderen Berufszweigen war namentlich die Lithographie vertreten mit: im Sommerhalbjahr 20, im Winterhalbjahr 17 Schülern.

Besucht waren: die Ziseleurklasse von 29, die Goldschmiedewerkstatt von 29, die Klasse der Graveure von 27 Schülern, die Klasse für Emailmalerei von 10 Schülern und Schülerinnen, die Klasse für Kunststickerei von 13 Schülerinnen.

*

Ausstellung der Gmünder Fortbildungs- und Fachschule. Die gewerbliche Fortbildungsschule und die Fachschule für Edelmetallindustrie veranstalteten als Abschluß des Wintersemesters im kleinen Stadtgartensaal eine Ausstellung von Schülerarbeiten. In derselben waren auch die an den Lehrwerkstätten der Fachschule angefertigten Gegenstände für die 3. deutsche Kunstgewerbeausstellung in Dresden ausgestellt, an welcher sich erfreulicherweise die hiesige Fachschule in der Abteilung für Fachschulen beteiligte. Samstag vormittag wurde die Ausstellung eröffnet; der Besuch war über die Osterfeiertage außerordentlich groß, der beste Beweis für das allgemeine Interesse, das diese Schulen genießen.

In der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Altona soll auch eine Fachklasse für Gold- und Silberschmiede eingerichtet werden.

Patente und Gebrauchsmuster.

Patent - Anmeldungen. 7c. S. 19933. Verfahren und Maschine zur Herstellung von nahtlosen Hohlgefäßen aus Metall. Eugene Hugo Sloman, Detroit, V. St. A. Vertr.: Dr. S. Hamburger, Pat.-Anw., Berlin W. 8. 16. 8. 04.

44a. W. 24426. Klemmvorichtung für Halsbänder und dergl. Herbert Louis Wagner, Toronto, Kanada. Vertr.: Heinrich Neubart, Pat.-Anw., Berlin SW. 61. 7. 9. 05.

49 b. B. 41911. Bezugfeile, deren Körper mehrere Feilenblätter trägt. Bautzener Industriewerk m. b. H., Bautzen. 12. 1. 06. 67 c. St. 9472. Verfahren zur Herstellung von Poliermaterial, bei welchem ein mit Bindemitteln, wie z. B. Harz, Wachs, Oelsäure, Oel und dergl., versetztes Poliermittel einem Poliermittelträger, wie z. B. Leder, Gewebe und dergl., einverleibt wird. Alex Stam, Berlin, Lützowstr. 59. 5. 4. 05.

Patent - Erteilungen. 49f. 171071. Verfahren zum Löten von Aluminium und aluminiumreichen Legierungen. Leonhard Fries, Zürich. Vertr.: R. Deißler, Dr. G. Döllner und M. Seiler, Pat.-Anwälte, Berlin SW. 61. 6. 10. 04.

Gebrauchsmuster - Eintragungen. 21b. 272730. Docht-Trockenelement, bei welchem die Salzlösung im unteren Teil durch einen Docht dem Sägemehl im oberen Teile zugeführt wird. Gottfried Spennrath, Weitmar b. Bochum. 24. 1. 06. S. 13404.

44 a. 272782. Sicherheitsnadel für Broschen u. dgl., mit einem den die Nadelspitze aufnehmenden Haken verschließenden, unter Federdruck stehenden doppelarmigen Hebel. Lewin Fraser, Bromley; Vertr.: M. Schmetz, Pat.-Anw., Aachen. 14. 2. 06. F 13599.

44 a. 272792. Verschluß für Armbänder und Kolliers, bestehend aus zwei ineinander schiebbaren Teilen, von welchen der eine Teil eine durch ein Scharnier befestigte und mit einem Dorn versehene Klappe besitzt. Theodor Baer, Hanau. 17. 2. 06. B. 30213.

31 a 272837. Tiegel-Schmelzofen mit seitlicher Luftzuführung. Maschinenbau - Anstalt Humboldt, Kalk b. Köln. 15. 2. 06. M. 21 262. 31 a. 272838. Tiegel-Schmelzofen mit aufklappbarem Deckel. Maschinenbau-Anstalt Humboldt, Kalk b. Köln. 15. 2. 06. M. 21263.

31 a. 272839. Tiegel-Schmelzofen, dessen Deckel durchbrochen und mit einem Nachfülltrichter versehen ist. Maschinenbau-Anstalt Humboldt, Kalk b. Köln. 15. 2. 06. M. 21264.

44 a. 272958. Armbandverschluß, bei welchem beim Niederdrücken des in einem Gehäuse geführten Verschlußriegels die Verschlußzunge eingeschoben und beim Freigeben des Riegels. der Verschluß selbsttätig herbeigeführt wird. Friedrich Kolb, Oetisheim. 29. 12. 05. K. 26903.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in Ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezelt kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den aus. glebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu betelligen. Die Aufnahme einer Antwort erfolgt in jedem Einzelfalle auf ausdrücklichen Wunsch. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen:

Frage 537. Wer ist der Fabrikant des Ohrlochstechers „Schmerzlos"? K. & W. in P. Frage 551. Welche Firma liefert die Email-Aufsätze für SilberOhrringe? E. B. in O. Frage 564. Wer liefert Preßteile für Kirchensachen billigst? E. F. in L. Frage 568. Wie verhindert man das Braun- und Schwarzwerden unechter Bijouterie- und Metallgegenstände in wirksamer Weise? Das sogen. Zaponieren hat sich nicht immer zweckdienlich erwiesen. F. H. in B.

Frage 570. Wer ist der Fabrikant, der Reklame - EheringStänder, wo die imitierten Trauringe so arrangiert sind, daß dieselben einen Turm bilden? Das Ganze in unecht und vergoldet. F. O. in M. Frage 571. Wer fabriziert Siegelstangenhalter in Silber mit Pfanne und Spirituslampe? R. F. in P. u. L. Frage 574. Wer bitten um Mitteilung, wer Reliefpressen verschiedener Größen von Tierfiguren, speziell Hundefiguren, liefert? A.-S.-W. in Z. E. K. in P.

Frage 575. Wer liefert Haarketten?

Antworten:

Zu Frage 552. Maschinen für Patent wie auch für deutsche Brissuren fertigt: Wilhelm Feiler, Maschinenfabrik, Pforzheim. Zu Frage 554. Die fragl. Artikel für Bienenzüchter in Silber fabrizieren: Gebr. Kraus, Schwäb. Gmünd.

Zu Frage 558. Wenn sich an den betreffenden Gegenständen noch Zinn befindet, so ist es ratsam, dieselben vor dem Färben zu verkupfern oder vermessingen und verfährt man dann nach folgenden Rezepten. Graufärben von Messing: Es geschieht dies mit der sogenannten Arsenikbeize, welche man folgendermaßen herstellt: Man mischt im Freien in einem Glasgefäße Salzsäure (1000) mit Salpetersäure (125), fügt weißen Arsenik (42,5) und Eisenfeile (42,5) zu. Nachdem die festen Körper vollständig gelöst sind, werden die sauberen, blanken Messinggegenstände so lange in die Beize getaucht, bis die gewünschte Färbung eingetreten ist. Dann gut abspülen, trocknen und lackieren. — Stahlgrau, namentlich für kupferreiche Legierungen erhält man mit folgender Beize: Salzsäure (11), Salpetersäure (0,150 1), Arsenik (50) und Eisenspäne (50). Die Säuren werden gemischt, die arsenische Säure darin gelöst und endlich die Eisenfeilspäne zugesetzt. Braune Färbung von Messing wird erzielt durch Einlegen in eine Lösung von Kupfer in Ammoniak. Diese erhält man, indem man Kupferabfälle bis zu 2 Höhe in eine Flasche und dann in gleichen Gewichtsteilen mit Wasser und Salmiakgeist übergießt, so daß ein Teil des Metalles von der Flüssigkeit nicht berührt wird. Man rührt dasselbe von Zeit zu Zeit um, damit immer neue Metallschnitzel mit der Luft in Berührung kommen. Nach einigen Tagen erhält man so eine schöne, blaue Lösung von Kupferoxydammoniak, der auf Messing alle Schattierungen vom hellsten Ocker bis zum dunkelsten Kastanienbraun hervorruft. Sollte aber Schwarzfärbung eintreten, so muß man der Flüssigkeit Salmiakgeist zusetzen, während sie bei körnigem Ansätzen mit Wasser verdünnt wird. Für Messing oder Kupfer erhält man ein Braun durch Auftragen folgender Mischungen: Grünspan (3 Teile), Eisenoxyd (3 Teile), Salmiakgeist oder Eisenoxyd (1 Teil), Graphit (1 Teil) mit Spiritus angerührt. Dann erhitzen, bürsten und abreiben mit Wachslappen oder Bürste und wenn nötig Wiederholen des Anstrichs. (Lexikon der Metalltechnik, Dr. Joseph Bersch, A. Hartlebens Verlag.) Braunfärben von Messing: Man verquickt das Messing und färbt dann die Quecksilberschicht durch eine Bildung von Schwefelquecksilber mittels einer sehr verdünnten SchwefelammoniumLösung. (Georg Buchner, Die Metallfärbung.)

Zu Frage 559. In Messing-Firmaschilder wird die Schrift auf folgender Weise eingelassen: Man läßt über eine Spiritus- oder Gasflamme (Blau-Brenner) schwarzen Siegellack einlaufen, indem das Schild über die Flamme gehalten wird bis der Siegellack schmilzt. Nach Erkalten wird mit einer Schmirgelfeile (die Schmirgelfeile wird hergestellt, indem man Schmirgelpapier auf einen flachen Holzstab leimt) das überflüssige an Siegellack abgefeilt, hierzu ist erforderlich, daß die Feile in Petroleum getaucht wird. Petroleum löst den Siegellack auf. Zu empfehlen ist, die Schrift vor dem Einlassen des Siegellacks recht rauh zu gravieren, dadurch hält der Lack besser. Wenn recht straff gefeilt wird, dann erhält man ein sehr schönes Firmenschild. Jul. Köhler, Goslar.

Zu Frage 560. Billige hübsche Photographie-Rahmen liefern: Robert Ungerer, Pforzheim. Rudolf Rein & Co., Gablonz.

Zu Frage 562. Wenden Sie sich bitte an Herrn Oskar Dietrich, Nadelfabrik in Burkhardtsdorf. Derselbe wird Ihnen Auskunft geben. Jedoch teilen Sie dem Herrn mit, ob der Artikel roh oder blank gearbeitet ist; ob selbiger aus blauem, grauem oder gehärtetem Stahlblech besteht.

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Zu Frage 565. Rosenkranz-Schnüre, Rosenkränze in Silber, verschiedene Ausführungen, fabrizieren: Jung & Grimm, Pforzheim. Zu Frage 566. „Slave bangles" liefern: J. H. Schoepf, Pforzheim. Rudolf Rein & Co., Gablonz. Gebrüder Stern, G. m. b. H., Oberstein. - Fr. Wilh. Gödecke, Offenbach a. M. Zu Frage 567. Manschettenknöpfe in der Preislage von 18 bis 45 Mk. (Verkauf nur an Grossisten) erzeugen: F. Robitschek Söhne, Metallwaren-Fabrik, Karbitz (Böhmen).

Zu Frage 569. Zu dieser Frage empfehlen sich Kirchgäßner & Kraft, Pforzheim. Die Firma hat ein ständiges Lager in nur tadellos ausgeführten Alpaka-Silber-Griffen für Stöcke und Schirme.

Zu Frage 572. Mechaniken für Brust- und Manschettenknöpfe (Verkauf nur an Grossisten) liefern: J. W. Reinholdt, BijouterieFabrik, Pforzheim. Paul Hübner, Berlin O., Márkus-Str. 5. Muster gern zu Diensten.

Zu Frage 573. Stahlbürsten liefert: Chr. Schütz, Pforzheim, Jahnstraße 30b.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet.

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Unsere Eingabe an den Deutschen Reichstag in Sachen der Diamanten-Imitationen.

An den

Hohen Deutschen Reichstag

Leipzig, den 27. April 1906.

Berlin.

Dem Hohen Deutschen Reichstag erlauben sich Redaktion und Verlag der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" im Nachstehenden einen Antrag zu unterbreiten, der gegen einen schweren Krebsschaden im modernen Handelsverkehr gerichtet ist. Er betrifft den mit unlauterer Reklame betriebenen Handel mit Diamanten-Imitationen.

Antrag.

In § 5 des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1896 ist ein Zusatz zu schaffen des Inhaltes: "Im Handel mit Diamanten - Imitationen dürfen keine Bezeichnungen gewählt werden, welche den Glauben erwecken können, daß es sich um echte Steine handelt. Die Worte „Diamanten“ oder „Brillanten" dürfen daher bei Imitationen nur in Verbindung mit einer Bezeichnung gebraucht werden, welche die Nachahmung als solche klar und deutlich erkennen läßt".

Begründung.

In § 5 des obgedachten Gesetzes werden Kautelen gegen Schädigungen im Handel einzelner Branchen gegeben. Dieser Paragraph ist daher auch der Platz, um einen Übelstand im Handel

mit Diamanten - Imitationen zu beseitigen, der nachgerade besorgniserregende Dimensionen angenommen hat. Zahlreiche Händler des Auslandes errichten im Deutschen Reiche überall Verkaufsstellen von Diamanten - Nachahmungen, in denen sie wertlose Glassteine, unter Zuhilfenahme einer unlauteren Reklame, zu schwindelhaften Preisen unter das Publikum bringen. Bislang sind solche Geschäfte in Berlin, Hamburg, Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M., Hannover, Magdeburg, Nürnberg, München, Breslau, Görlitz, Wiesbaden, Kiel, Bremen, Stuttgart, Elberfeld, Düsseldorf, Oldenburg usw. gegründet worden und haben den ansässigen Goldschmieden schweren Schaden bereitet, das Publikum aber in unerhörter Weise übervorteilt. Diese Diamanten bekommen, um den Anschein zu erwecken, als ob es sich um verschiedene Waren handle, abweichende Namen, z. B. Taits-, Bera-, Lucios-, Hauß-, Korona-, Transvaal-, Rands-, Victoria-, Sarita- usw. Diamanten, immer aber handelt es sich nur um Zweiggeschäfte einer großen Zentralgesellschaft, die im Auslande ihren Sitz hat, so daß diesen Geschäften gegenüber auch keine Schonung und kein Schutz am Platze ist.

Die Bezeichnung „Diamanten" führt das minder gebildete Publikum irre. Das ist in verschiedenen Prozessen dargetan worden.

Wenn behauptet wird: Die Diamanten kämen an Härte, Feuer und Leben den echten Steinen gleich, so haben die Sachverständigen dagegen bekundet, daß sie sogar weit hinter den bisher im Handel befindlichen Similisteinen zurückstehen.

Wenn behauptet wird: Die Diamanten könnten gewaschen und gereinigt werden wie echte Diamanten, so haben die Sachverständigen dagegen bekundet, daß sie nicht einmal das Waschen mit Wasser und Seife aushalten.

Wenn behauptet wird: Die Diamanten behielten ihren Glanz, so haben die Sachverständigen dagegen bekundet, daß sie sehr bald blind und unscheinbar werden.

Wenn behauptet wird: Die Diamanten könnten selbst von Fachleuten von den echten nicht unterschieden werden, so ist in dem Münchener Prozesse gerade das Gegenteil dargetan worden.

Der ganze Handel beruht also auf Schwindel-Manövern. Das geht schon daraus hervor, daß Steine, die anfangs zu 12, 10, 6 Mk. in den Handel kommen, später 75 Pf. kosten, die Kora-Diamanten in Dresden sogar nur 25 Pf. Die Käufer, welche die hohen Preise zahlten, sind die Betrogenen. Im Sächsischen Landtag hat der Regierungskommissar erklärt, daß der Verkaufspreis dieser SimiliDiamanten den wahren Wert derselben um 600-800% übersteigt, und das Landgericht Hannover hat in einem Prozesse gegen die Sarita-Compagnie dieses sogenannte „amerikanische System" als

eines bezeichnet, welches dem Anstandsgefühl billig und gerecht denkender Kaufleute zuwider sei.

Der ganze Handel ist daher gemeingefährlich und muß durch gesetzliche Maßnahmen unterdrückt werden. Wohl sind bisher in einigen Städten Verurteilungen wegen Betruges, unlauterem Wettbewerbs, Wanderlagersteuer-Hinterziehung, falscher Stempelung von Goldwaren usw. ergangen, wohl haben einige Polizei-Verwaltungen im öffentlichen Interesse vor dem Ankauf solcher Steine gewarnt (Elberfeld, Hamburg, Leipzig usw.), aber das hindert die Händler nicht, ihr Unwesen weiter zu treiben. Haben sie doch bereits auch nach dem Auslande (Prag, Zürich usw.) ihre Fühler ausgestreckt, wo der Kampf gegen sie begonnen hat. Unser Antrag ist daher geeignet, zum Schutze des Publikums wie des soliden deutschen Goldschmiedes zu wirken, und hoffen wir, daß ein Hoher Deutscher Reichstag demselben nahetreten wird, da sich durch die Parlamente der Einzelstaaten eine Maßregel gegen den betreffenden Handel nicht erzielen läßt, vielmehr nur eine reichsgesetzliche Regelung angebracht ist.

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Monogramme.

Von Carl Schnell, Frankfurt a. M.

Die Monogramme stellen sich als Erkennungszeichen und Handsiegel dar, welche so alt sind, wie unsre Kultur selbst. Bis in die weit zurückliegenden Epochen des klassischen Altertums können wir sie verfolgen, bald in naiver Formensprache auftretend, bald die höchsten Blüten der derzeitigen Stilperioden zum Ausdruck bringend. Jeder Wechsel dieser Stilperioden dokumentiert sich naturgemäß in der Darstellung der Monogramme und bis in die allerneuste Zeit haben sich, als herrliche Zeugen alter, von Kunst gesättigter und durchdrungener Zeitabschnitte der Weltgeschichte, Monogramme erhalten, um von berufenen Händen gesammelt und wieder erneut in den Dienst der Allgemeinheit gestellt zu werden. Wer mit Liebe die Anwendung der Monogramme in den verschiedenen Stilepochen verfolgt, wird staunen, mit welch enger Anpassungsfähigkeit die Verfertiger von Monogrammen in alter und ältester Zeit begabt waren. Bis in die geheimsten Tiefen des Stiles ihrer Zeit eindringend, spiegeln sie auch in der Wiedergabe dieser Signets das getreue Ebenbild ihres künstlerischen Zeitempfindens wieder. Weit strenger als es die Künstler unsrer Tage für nötig erachten, finden wir den Monogrammen ihren Zeitstil aufgedrückt und Stilwidrigkeiten wie sie unsre Zeit skrupulös zu produzieren geneigt ist, findet man nicht. Auf kunstgewerblichen Gegenständen, seien es nun Keramiken, Metall- oder Holzarbeiten, Werke der Buchkunst oder künstlerische Frauenarbeiten aller Gattungen und Provenienzen, finden wir diese Namenszüge stets in der Formensprache zum Ausdruck gebracht, die der Stil eben dieser Gegenstände erheischte und es darf nicht Wunder nehmen, daß diese Objekte in ihrer Ebenmäßigkeit des Aufbaues und der Durchführung tatsächlich wie Offenbarungen eines reinen, keuschen Kunstempfindens auf den Beschauer wirken.

Heute ist dieser einheitliche Zug nur noch in Kunstwerken höherer Gattung zu verspüren und in Werken, welche der großen Allgemeinheit dienen nur noch wenig mehr hiervon zu finden. Das Publikum unsrer Zeit ist nicht allein gewöhnt, künstlerischen Maßstab an solche Objekte zu legen nein, ist auch geradezu nicht fähig, in dieser Sache ein Urteil abzugeben. Man beobachte nur einmal die Anwendung der Monogramme, wie sie heute überall gang und gäbe ist, nirgends eine Einheit, nirgends wohltuendes

Verständnis, wohl aber vielfach geradezu grasse Regellosigkeit, gänzlich unkünstlerisch wirkende Zusammenstellungen. Auf Bestecken klassischer Formen machen sich sogenannte moderne oder sagen wir in diesen Fällen lieber richtiger Jugend stil"-Insignien breit und auf Gegenständen moderner Formen werden Monogramme in Rokoko- oder meinetwegen Renaissancecharakter ohne jeden Skrupel angebracht. Und was das Beschämendste dabei ist, weder der Verfertiger noch der Käufer nimmt Anstand daran, ja, aufmerksam darauf gemacht, werden beide nur ein viel- oder wenigsagendes Achselzucken dafür haben. Es nimmt ja niemand Anstand daran, warum soll man es deshalb nicht fertigen bzw. kaufen. Übrigens, man empfindet heutzutage „moderner" und hat sich „Gott sei Dank“ von dem engen Gesichtskreis ängstlicher Kunsttüpfelein der Klassik emanzipiert und derartige Antwort hört man mehr.

Es ist wirklich die Empfänglichkeit für gute" Kunst, wenn man sich so ausdrücken darf, im Volkscharakter zurückgegangen. Der wirtschaftliche Niedergang, welcher sich so recht in den siebziger Jahren bemerkbar machte und erst heute seine Schattenseiten zu verlieren beginnt, hat das Interesse für die Kunst auf das minimalste Maß zurückgedrängt. Es ist dies erklärlich, daß das Auge in der Beurteilung künstlerischer Dinge nahezu ganz versagte, soweit die breite Masse des Volkes in Betracht kam. Nachdem aber jetzt ein Schritt zum besseren überall zu konstatieren ist, selten alle Personen und Geschäfte, welche durch Beruf oder Geschäftsvertrieb auf den künstlerischen Geschmack des Publikums einzuwirken in der Lage sind, nicht verfehlen an der Verbesserung desselben mitzuarbeiten; jeder kann sein Scherflein beitragen, denn das Publikum ist heute in gewissem Sinne aufnahmefähiger denn je. Um nun wieder auf unser Thema zurückzukommen, müßten alle, welche Monogramme, in den verschiedenen Anwendungen wie solche auf den Markt kommen, herstellen oder herstellen lassen, dahin wirken, unter ein gewisses künstlerisches Niveau nicht zu gehen. Und beim guten Willen werden alle die Wahrnehmung machen, daß das Publikum sich keineswegs ablehnend diesen Bestrebungen gegenüber verhält. Man weiß doch wie schnell sich unser Publikum neuen Einflüssen hingibt, ja, wenn einige bedeutende

Namen bei einer neuen Sache genannt werden, geradezu enthusiasmiert sind; wenn sich daher diejenigen Firmen, welche an ihrem Domizil das diesbezügliche Geschäft in der Hand haben, mit Ernst und festem Willen entschließen, nur solche Arbeiten aus den Ateliers gehen zu lassen, welche nicht unter einem gewissen Maße künstlerischer Einheit und Vornehmheit gefertigt sind. Auf diese Weise läge es tatsächlich voll und ganz in den Händen der Mitglieder unsres Faches Wandlung auf diesem Gebiet zu schaffen.

Nun kommen wir zur Kehrseite der Medaille. Ist neben dem Willen auch die Macht vorhanden, alle Arbeiten in dieser gewünschten künstlerischen Auffassung und Feinheit herstellen zu können? Sind alle Arbeitskräfte diesen Aufgaben gewachsen?

Wir glauben, daß nur wenige diese Frage mit dem Brustton der Überzeugung bejahen werden; viele werden ablenken, und manche werden schweigen. Es könnte in Punkto „Qualität“ noch etwas in dem Graveurfach geschehen und man braucht weder zu gut noch zu schlecht vom Fach zu denken, um dies zuzugeben. Künstlerische Leistungen sind rar.

Werfen wir nun einen Blick auf die Ursachen, welche auf die Verschlechterung der Monogrammformen nach der künstlerischen Seite hin von einschneidender Bedeutung sind. Es ist der Mangel einer überall durchgeführten künstlerischen Erziehung, die doch das Lebenselement der Gravierkunst bildet oder doch bilden sollte. Wir haben gewiß gute klassische Vorbilder und auch in Vorlagewerken für Monogramme sind einige, aber auch nur einige, vorhanden, welche dem Drang nach künstlerischer Durchbildung als Stütze dienen könnten. Aber wieviele haben denn diese Werke mit oder ohne Lehrer mit ernstem Fleiß durchgearbeitet, um sich die Darstellungsweise zum geistigen Eigentum zu machen, um die Formen in der Praxis tatsächlich wie etwas Eigenes anzuwenden. Wohl die wenigsten. Es wird meist als Eselsbrücke benutzt und maßgebend ist meist der Umstand, ob die Größe sich gerade genau übernehmen läßt, damit keine lange Zeichnerei" notwendig wird. Nun kommen aber noch in vielen Fällen die „Verbesserungen" (besser hieße es: Verböserungen), die oft reiche und ziemlich sichtbare Blüten treiben. Es steckt etwas „Künstlerstolz" in manchem Kollegen, der nach außen drängt, sich um jeden Preis betätigen muß, ohne mit der notwendigen Befähigung Hand in Hand zu gehen. Wir wollen noch nicht einmal so scharf von Befähigung oder Nichtbefähigung reden, sondern einfach von einem Mangel an künstlerischer Erziehung, die eine sichere Beurteilung einer Schriftform auf ihren künstlerischen Wert eben nicht zuläßt. Haben wir nun aber auch damit gezeigt, wo ihm der Schuh drückt, dann lassen sich aber auch leichte Wege finden, welche Abhilfe in dieser Hinsicht versprechen. Es ist dies eine

Verbesserung der künstlerischen Fähigkeiten unsres Nachwuchses. Es fällt diese Aufgabe in erster Linie den Kunstgewerbeschulen zu, denn in den wenigsten Ateliers kann der Lehrling alles das lernen, was man unter künstlerischer Bildung zusammenzufassen pflegt. Es fehlt das Material, die Lehrmethode, die systematische und progressive Durchführung, die Zeit, ja vielen sehr tüchtigen Graveuren fehlt jede Gabe, andere zu lehren. Die Kunstgewerbeschulen sind diejenigen Stätten, von denen der belebende Strom ausgehen muß, und es ist Sache des Graveurstandes, überall daraufhin zu wirken, daß die Einrichtungen in den zuständigen Kunstgewerbeschulen derart getroffen werden, daß die Graveurlehrlinge den beabsichtigten hohen Nutzen aus der Inanspruchnahme dieser Institute ziehen können. Es genügt in heutiger Zeit nicht, daß der Graveur schlecht und recht sticheln kann, es werden heutzutage größere Ansprüche gestellt. Die gesamte Fabrikation aller möglichen Erzeugnisse in Edel- und Halbedelmetallen hat Wandlungen erfahren, die man nicht vorausgesehen hat, und Formen, welche noch vor zehn Jahren beim Publikum Anklang gefunden haben, werden heute mit Entrüstung zurückgewiesen, die moderne Bewegung hat auch in der Masse an Boden gewonnen und ein gewisses, wenn auch meist noch ungeklärtes und unfertiges Bewußtsein von dem Wesen der Kunst bricht sich Bahn. Die neuen und klassischen Formen der Erzeugnisse verlangen naturgemäß auch ein entsprechend edleres Dekor, wie früher zu dem Bazargeschmack, und der Graveur muß hierzu künstlerisch reif sein, wenn er reüssieren und vorwärts kommen will. Und dazu gebraucht er künstlerische Schulung.

Man lasse sich vorstehende Ausführungen nur einmal durch den Kopf gehen und man wird beistimmen müssen, daß jede Branche an ihrer Vervollkommnung arbeiten muß, um höhere Wertung zu erzielen. Man überlege, daß man auch die moralische Verpflichtung hat, einen Lehrling jede Gelegenheit zu bieten, die geeignet erscheint, essen Ausbildung zu verfeinern. Das ist der schlechteste Meister, welcher annimmt, daß der Lehrling bei ihm allein selig werden könne und daß mit der Erteilung seiner Lehren jede weitere Ausbildung unnötig werden würde. Der Lehrling selbst kann es noch nicht merken, da er keine Vergleiche zu ziehen vermag und später, im Gehilfenleben, wenn er dies kann, dann fehlt meist Gelegenheit, Zeit, Lust - eben alles, um noch nachträglich eine Verbesserung seines Könnens anzustreben. Wir haben in unserem schönen Kunsthandwerk neben tüchtigen Kräften so viele halbe Kräfte, daß es wirklich not tut, über Mittel und Wege zu sinnen, welche eine verläßliche Abhilfe garantieren. Unserem Stande kann es nur zur Zierde und geschäftlichem Vorteil gereichen wenn Wandlungen eintreten, die eine allgemeine Hebung des inneren Wertes der Branche herbeiführen.

Offener Sprechsaal.

Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir Einsendungen von Abonnenten und Fachkollegen, die in sachlicher Weise auf Übelstände aufmerksam machen und zur Diskussion darüber auffordern. Wir bitten alle unsere Leser, von dieser Einrichtung recht häufig Gebrauch machen zu wollen, mit der Bemerkung, daß diese Einsendungen ohne unsere redaktionelle Verantwortung erscheinen.

Werte Redaktion!

Bezugnehmend auf die in Nr. 9 Ihres geschätzten Blattes veröffentlichte Zuschrift aus Berlin, betreffend die statistischen Erhebungen über die Lohn- und Arbeitsbedingungen der Goldund Silberarbeiter, gestatten Sie mir nachträglich noch folgende Richtigstellung.

Laut dieser Statistik ist für die 707 in Berlin daran Beteiligten ein durchschnittlicher Jahresverdienst von 1358 Mk. für männliche Arbeiter und von 735 Mk. für weibliche Arbeiter konstatiert.

Für Goldarbeiter ist der Jahresverdienst wie folgt angegeben. Fasser 1362 Mk., Bijoutiers 1371 Mk., Reparateure 1293 Mk., Kettenmacher 1457 Mk. Für Arbeiterinnen: Polisseusen 785 Mk., Hilfsarbeiterinnen 600 Mk.

Also von 1150 Mk. ist nirgends die Rede und wie sich dieser Durchschnittsverdienst durch Ueberstunden auf 1900 Mk. erhöhen kann, ist mir ein Rätsel. Angenommen ein Arbeiter hat bei neunstündiger täglicher Arbeitszeit 47 Wochen im Jahr Beschäftigung, so würde dies bei 1150 Mk. Jahresverdienst einen Stundenlohn von 45,3 Pfennigen ausmachen.

Rechnet man nun für Ueberstunden einen 15 prozentigen Aufschlag hinzu, also pro Stunde 52 Pfennige, so würde ein Arbeiter um 750 Mk. Mehrverdienst für Ueberstunden zu erzielen, 1442 Ueberstunden leisten müssen.

Das würde, das Jahr ebenfalls zu 47 Wochen gerechnet, pro Woche 30, Stunde, also Tag für Tag 5 Stunden sein.

Daß diese Zahlen nicht stimmen können, ist wohl einleuchtend und in der in Frage kommenden Statistik und Versammlung sind dieselben auch nicht enthalten und gebraucht worden.

In dem Eingesandt in Nr. 9 weist nun der Verfasser auf die in seinem Geschäft gezahlten Löhne hin.

Nun mu ja zugegeben werden, daß die in diesem Geschäft gezahlten Löhne keine schlechten sind, aber zweifellos steht auch fest, daß daselbst nur ganz tüchtige Kräfte beschäftigt werden, die natürlich auch eine entsprechende Bezahlung verlangen.

Allerdings scheinen auch die Lohnangaben nicht so recht zu stimmen. Der Herr Einsender rechnet für seine Gehilfen einen durch Ueberstunden erzielten Mehrverdienst von 124 Mk. heraus. Rechnen wir ebenfalls eine Arbeitsdauer von 47 Wochen pro Jahr

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