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2. Erhöhung der Preise um 5% und 10% bei großen Uhren. Man sprach sich für die Erhöhung aus und regte an, daß in der Fachpresse für dieselbe möge eingetreten werden.

3. Detaillieren von Grossisten und Fabrikanten. Auch bei der Besprechung dieses Punktes handelte es sich um das Detaillieren von Uhrengrossisten und Genfer Uhrenfabrikanten. Man wird auf dieselben einzuwirken suchen, sich den Beschlüssen des Uhren-Grossistenverbandes zu fügen. Ferner soll auf Mittel und Wege gesonnen werden, wie man der Union horlogère entgegentreten kann.

4. Maßnahmen zum Schutze gegen die schwindelhaften Ausverkäufe. Der Vorsitzende des Goldschmiede-Ver

bandes, Obermeister Fischer, hatte einen Gesetzentwurf vorgelegt, der von der Versammlung akzeptiert wurde. Der Entwurf Dr. Biberfelds war ausgeblieben.

5. Die Turmuhr-Frage bot für Goldschmiede kein weiteres Interesse und haben wir auch hier keine Veranlassung dieselbe weiter zu berühren.

6. Versenden offener Preislisten. Hier wurde ein wunder Punkt berührt. Man erwähnte, daß sogar Postbeamte Einsicht in die Drucksachen bei stillem Geschäftsgang nehmen. Die Chiffreschlüssel sind zu dem kein Geheimnis mehr, sondern nur allzusehr schon in weiteren Kreisen bekannt geworden. Ein Beschluß wurde in dieser Angelegenheit nicht gefaßt.

Der Werdegang eines Goldschmiedemeisters der Gegenwart.

Eine Osterbetrachtung eines alten Goldschmiedemeisters.

Im nachstehenden soll die Ausbildung eines Goldschmiedemeisters der Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung seiner Tätigkeit im Mittel- und Kleinbetrieb erörtert werden. Die Mittelund Kleinbetriebe, welche im Goldschmiedegewerbe den Handwerkerstand vertreten, sind durch ihre geschäftlichen Verhältnisse gezwungen, wollen sie nicht aus ihrer bis jetzt geachteten und auskömmlichen Stellung verdrängt werden, den Handwerksbetrieb beizubehalten, weshalb eine gründliche Fachausbildung für die Inhaber desselben geboten ist.

Die Goldschmiedekunst zerfällt in zwei Hauptzweige, der eine umfaßt die Anfertigung von Schmuckwaren, der andere die Anfertigung von Zier-, Tafel- und sonstigen Geräten für den weltlichen und religiösen Gebrauch in Gold und Silber. Beide Zweige zu erlernen ist nur den Wenigsten möglich, während die meisten Goldschmiede sich für den einen oder andern zu entscheiden haben. Für die Meister im Mittel- und Kleinbetrieb ist die Anfertigung der Schmuckwaren von größter Bedeutung, daher eine tüchtige Ausbildung in der Anfertigung dieser Waren für sie eine Notwendigkeit ist.

Der Lehrling, der sich zum Goldschmied ausbilden will, muß wahre Lust und Liebe zur Arbeit, Ausdauer und gute Begabung, sowie eine gute körperliche Gesundheit haben und eine tüchtige Lehrzeit durchmachen. Ganz besonders muß der Lehrmeister durch einen entsprechenden Betrieb und tüchtige fachmännische Befähigung imstande sein, durch Rat und Tat, sowie durch gutes Beispiel die Ausbildung in selbstlosester Weise zu fördern. Sind diese Bedingungen vorhanden, dann ist die Möglichkeit gegeben, daß der Lehrling zum tüchtigen Goldschmied herangebildet werden kann.

Der beste Zeitpunkt zum Eintritt in die Lehre ist mit 14 Jahren, nachdem der Schulpflicht genügt ist. Eine Elementarschulbildung genügt, um in die Lehre zu treten, denn was der Goldschmied mehr können muß, um als Geschäftsleiter zu bestehen, kann sich derselbe in der Lehre und im späteren Leben selbst aneignen. Eine höhere Schulbildung schadet ja gewiß nicht, nur muß dieselbe mit dem 14. oder 15. Lebensjahre beendet werden, sonst ist der junge Mensch für das Handwerk nicht mehr brauchbar, wie die Erfahrung schon oft lehrte. In der Regel ist eine vierjährige Lehrzeit nötig, um den Lehrling zum Gehilfen auszubilden. Während der Lehrzeit soll der Lehrling kein Geld verdienen, höchstens ein von Jahr zu Jahr mit den Leistungen steigendes Taschengeld erhalten, damit derselbe auch lernt, mit Geld in haushälterischer Weise umzugehen. Da, wo die Lehrlinge gleich Geld verdienen, wird die Ausbildung oft einseitig, auf Spezialarbeiten zugespitzt. Die ersten Monate der Lehre sollen Probemonate sein, in welchen der Lehrmeister die Fähigkeit des Lehrlings beobachtet und beurteilt. Kommt der Meister zu der Überzeugung, daß der Lehrling aus Gründen seiner Veranlagung sich nicht recht zum Goldschmied eignet, so soll er nach Rücksprache mit den Eltern oder deren Vertretern von einer weitern Lehre abraten. Denn um ein tüchtiger Goldschmied zu werden, ist vieles erforderlich, was nur der Lehrmeister in der Lage ist, zu beurteilen.

I.

Das erste Jahr der Lehre ist von ganz besonderer Wichtigkeit. Es ist grundlegend oft fürs ganze Leben. Dem Lehrling, dem alles neu und fremd ist, muß mit Güte und Strenge die Arbeitsund Werkstattordnung beigebracht werden. Den Namen, den Zweck und die Handhabung des Werkzeuges hat er sich nach und nach anzueignen. Dabei ist dem Lehrling die aufmerksame Behandlung des Materials zu erklären und der Wert der verschiedenen Abfälle, welche durch die Verarbeitung entstehen, die Wichtigkeit derselben für den Goldschmied, sowie die Art und Weise, dieselben zu sammeln, rein zu halten und was dazu sonst noch gehört, einzuprägen. Dabei ist zu beachten, daß der Lehrling die tägliche Reinigung des Werkbrettes, das Sammeln des Brett- und Bodenkrätzes, die sorgfältige Bewahrung des Schliffes und der Poliermittel usw. nicht außer acht läßt.

Als Übungsarbeiten im ersten Jahre sind zu empfehlen: die Anfertigung von Broschösen und Broschscharnieren auf Plättchen, Broschnadel und sonstige Ösen an Stiften zu Reparaturzwecken und Neuarbeitung, zuerst aus Messing oder Neusilber, dann aus Silber und Gold. Durch die Anfertigung dieser Artikel wird das Drahtziehen, das Blechwalzen, das Schneiden und Sägen, das Scharnierziehen und Löten geübt. Dabei ist daruuf zu achten, daß der Lehrling sich das Abputzen der Hände mit der Brettbürste angewöhnt und die Feilung und Abfälle der einzelnen Metalle getrennt in Büchsen sammelt (Goldfeilung, Güldisch). Nach und nach ist zwischen diesen Arbeiten das Reinigen und Aufpolieren geeigneter Reparaturen und Neuarbeiten anzulernen und dabei dem Lehrling einzuprägen, daß das Auffrischen und Aufpolieren der Reparaturen mit zur Empfehlung der Werkstatt dienen muß.

Ist durch diese oder ähnliche Arbeiten der Lehrling schon etwas in der Handhabung des Werkzeuges geübt, so kann man zur Anfertigung anderer Artikel schreiten, als da sind: Boutons in Silber in Form von Kugeln mit Haken (Schwänzchen) und Sicherheitsöse; Silberohrringe, wie solche oft getragen werden usw. Durch letztere Arbeiten wird das Einsägen des Scharniers mit der Brissursäge und das Bohren mit kleinem Bohrer geübt, Arbeiten, welche sehr zweckdienlich sind und tüchtige Übung beanspruchen. Gleichzeitig ist hierbei die Herstellung der Bohrer zu üben, auch lasse man Oberteile (halbe gestampfte oder gepreßte Kugeln) zu Korallpendeloques anfertigen. Diese Artikel sind alle im Geschäft zu verwerten und als Übungsarbeiten dienlich, womit das erste Jahr der Lehre auszufüllen ist. Selbstverständlich müssen im letzten halben Jahre des ersten Lehrjahres auch leichtere Reparaturarbeiten mit vorgenommen werden.

Durch Hilfeleistungen beim Schmelzen, Schmieden, Walzen, Drahtziehen, Vergolden, Versilbern u. dgl. bekommt der Lehrling annähernd einen Begriff von diesen Arbeiten und ist dabei das Wort des Lehrmeisters oder seines Vertreters zur Aufklärung von größter Bedeutung, wie überhaupt die mündlichen Belehrungen bei allen Arbeiten nicht oft und deutlich genug gegeben werden können eine schwierige, anstrengende, oft die Geduld des Meisters hart erprobende Arbeit, welche sich aber auch dafür in den meisten Fällen reichlich lohnen wird!

Soll die Lehre der Gegenwart entsprechen, so muß der Lehrling angehalten werden, und muß der Meister strenge darauf achten, daß der Lehrling seine Arbeiten von Stunde zu Stunde in ein Arbeitsbuch einträgt, spätestens nach dem ersten Vierteljahr der Lehre zu beginnen. Am Ende der Lehrzeit sind die Arbeitsbücher des Lehrlings für jeden Fachmann der beste Ausweis über die Fähigkeit und den Fleiß des Lehrlings, wie der gewissenhaften Beaufsichtigung des Lehrmeisters. Da, wo das Eintragen der Arbeiten unterlassen wird, fehlt ein wichtiges Mittel zur zeitgemäßen Ausbildung, eine geordnete Kontrolle, welche gleichzeitig eine

Bohren. Leicht herzustellende Ringe in Gold und Silber werden gerne angefertigt. Die verschiedensten Reparaturarbeiten sind zu üben und vorzunehmen. Bei Anwendung des Zinnlotes achte der Lehrmeister auf sauberste Ausführung. Sodann ist im zweiten Jahre mit Gravierübungen zu beginnen und überlasse man dem Lehrling hierzu 1-1 Stunde täglich. Die erste Stunde des Tages ist die bestgeeignete, da später öfter dazu keine Zeit übrig bleibt. Im dritten Jahre der Lehre müssen gepreßte Artikel schon sauber fertig hergestellt werden können, ebenso Trauringe, und ist hierbei darauf zu achten, daß der Lehrling ein paar

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Diplom der Weltausstellung St. Louis, erteilt für das von Wilhelm Diebener herausgegebene Werk Monogramme und Dekorationen.

Vorübung zur Buchführung ist. Neben der praktischen Ausbildung ist aber auch für eine theoretische Ausbildung zu sorgen, und hat der Lehrling von Anbeginn der Lehre den Unterricht einer Lehrlings-Fortbildungs- oder Handwerkerschule zu besuchen, worin ihm Gelegenheit geboten wird, sich auch im Zeichnen zu üben, denn in der Goldschmiedekunst ist das Zeichnen unbedingt nötig.

Im zweiten Jahre der Lehre sind die Anfertigung der verschiedensten Artikel in Gold und Silber, welche durch Pressen, Stampfen teilweise hergestellt werden, sowie leichtere montierte Arbeiten vorzunehmen. Bei Broschen ist auf gutes Scharnier und auf eine nicht zu feste und nicht zu lose Beweglichkeit der Nadeln zu achten, auch lasse man den Lehrling an Ohrgehängen die Brissuren selbst anfertigen. Diese Arbeit übt im genauen Sägen und

Trauringe in kurzer Zeit schnell und tadellos herstellt. Ferner ist mit der Anfertigung montierter Schmuckware zu beginnen, und eignen sich hierzu Herren- und Damenringe mit Steinchen, Perlen usw., Broschen, Medaillons, Kreuze, Anhänger und Phantasieartikel. Man präge dem Lehrling mit besonderm Nachdruck ein, daß jeder Teil eines montierten Gegenstandes genau nach Muster oder Zeichnung bearbeitet sein muß, daß die geringste Unaufmerksamkeit nach Fertigstellung des Gegenstandes bemerkt wird und die Arbeit als eine ungenügende stempelt.

Im Mittel- und Kleinbetrieb ist der tüchtige Schmuckwarenmonteur befähigt, für seinen Betrieb ganz besonders gut lohnende Artikel anzufertigen, daher auf tüchtige Ausbildung auch in dieser Beziehung Wert zu legen ist. Auch lege man Gewicht auf gutes Werkzeug, welches zur guten Ausführung wesentlich beiträgt.

Daß mit diesen Arbeiten die Übung im Schleifen, Polieren, Fassen und Gravieren verbunden wird, ist eine zwingende Notwendigkeit. Besonders das Fassen, die Kunst des Juweliers, muß im dritten Lehrjahre mit Fleiß geübt werden. Das Gravieren ist unausgesetzt weiter zu üben, hauptsächlich in Schrift und Monogramm, man übe dabei nur nach guter Vorlage. Da im dritten Lehrjahre bei manchem Lehrling die Lust, den Schulunterricht zu besuchen,

durch Nebensächlichkeiten sich oft in Unlust verwandelt, so achte der Lehrmeister auf das strengste, daß der Unterricht nicht versäumt wird, kontrolliere die Arbeiten, ganz besonders das Zeichnen. Auch muß jetzt der Unterricht in der Buchführung, wenn derselbe in den erwähnten Schulen nicht schon erteilt wird, nachgeholt werden. Die Erlernung der Buchführung ist in der Jetztzeit ein dringendes Erfordernis. Sch.

Überlistet.

Novelle von O. Molinero.

Die erste Zeit saß ich fortwährend mit verschränkten Armen, und zwar so, daß die rechte Hand in der Brusttasche des Rockes war, und hielt mit derselben krampfhaft das Heft meines Revolvers umklammert. Als jedoch geraume Zeit verstrichen war, ohne daß sich etwas ereignet hätte, gewann ich meine gewohnte Kaltblütigkeit wieder und begann zu überlegen, wie ich den Kerl noch besser kirren könne. Lange wollte mir nichts einfallen. Endlich glaubte ich das Rechte gefunden zu haben. Der Gauner schien nämlich vor einem Gewaltstreich zurückzuschrecken und sich seiner Schußwaffe nur im Notfalle bedienen zu wollen. Er würde also wahrscheinlich darauf warten, daß ich die Tasche einmal außer Acht ließe, so daß er sich unbemerkt den Inhalt aneignen und damit verschwinden könne. Darauf baute ich meinen Plan.

Langsam erhob ich mich und begab mich mit meiner Tasche in den nebenanliegenden Abort. Dort nahm ich hastig fast sämtliche Portefeuilles heraus und füllte den leergewordenen Raum mit Reisemütze, Zeitungen usw. wieder aus. Obenauf legte ich dann einige weniger wertvolle Rosenpartien, damit bei eventuellem Verlust der Tasche, der Schaden kein zu großer sei. Nachdem ich die übrigen Portefeuilles dann sicher in den Brusttaschen von Rock und Weste untergebracht hatte, ging ich mit der unschuldigsten Miene wieder hinaus, begab mich auf meinen Platz und legte die Tasche wieder ins Netz. Kurz vor X. ging ich noch einmal in den Abort, diesmal, ohne die Tasche mitzunehmen. Als ich kurz darauf wieder herauskam, saß der schwarze Exgraf noch auf seinem Platze, scheinbar in seine Zeitung vertieft. Ein verstohlener Blick nach meiner Steintasche halt, der Fuchs war in die Falle gegangen. Meine Tasche lag zwar noch oben, aber nicht mehr so wie ich sie hingelegt hatte. Das Vexierschloß konnte er in der kurzen Zeit nicht geöffnet haben. Es war also nur anzunehmen, daß er sich entweder vergeblich bemüht hatte, oder daß er meine Tasche gegen seine, die ganz ähnlich war, vertauscht hatte. Das war mir indessen jetzt einerlei, und das würde sich ja auch noch herausstellen; die Hauptsache war mir jetzt, daß der Geheimpolizist rechtzeitig zur Stelle sei.

Meine Aufregung wuchs von Minute zu Minute, je langsamer der Zug fuhr. Endlich hielt er. Rasch zog ich ein großes gelbes Kuvert aus der Tasche― den Umschlag eines amtlichen Schreibens, das ich kurz vor meiner Abreise erhalten hatte und stellte mich damit in die offene Coupétüre, um, wie ich meinem Gegenüber erklärte, jemand aufzutreiben, der mir das Ding in den Briefkasten würfe.

Unaufhaltsam wälzte sich der Strom der Reisenden den Zug entlang. Männer, Frauen und Kinder im bunten Durcheinander und mit den verschiedenartigsten Gepäckstücken beladen; ein fortwährend wechselndes, interessantes Bild. Und doch durfte ich nicht den müßigen Zuschauer spielen, mein Hauptaugenmerk mußte darauf gerichtet sein, einen Menschen zu entdecken, der ein gelbes Kuvert unser Erkennungszeichen in der rechten Hand trug. Vergebens spähte ich umher, nichts zu sehen. Schon glaubte ich, daß mein Telegramm nicht rechtzeitig angekommen sei da gewahrte ich plötzlich einen unscheinbaren Mann in mittleren Jahren, der langsam die Wagenreihe entlang schritt, aufmerksam jedes Abteil musternd, und in seiner Hand das gelbe Kuvert. Nun war alles gut. Den rechten Arm hochhebend, schwang ich mein Briefkuvert einige Male in der Luft, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das war mir auch glücklicherweise sofort gelungen, denn wie ich bemerken konnte, verschwand das gelbe Kuvert rasch in der Brusttasche des Gesuchten, während er selbst auf unser Coupé zukam. Wie zufällig ließ seine

(Schluß.)

Hand dabei das kleine Schildchen' sehen, das ihn als Geheimpolizisten legitimierte. Ein bedeutsames Blinzeln der Augen verständigte ihn, daß der Betreffende noch im Coupé sei. Ich hatte unterdes mein Kuvert auch unbemerkt verschwinden lassen und folgte dem rasch Einsteigenden auf dem Fuße. Der Schwarzbärtige schien sich gerade zum Aussteigen fertig zu machen, denn er hatte schon seinen Mantel angezogen, als sich eine eiserne Hand auf seine Schulter legte und eine ruhige Stimme neben ihm sprach: „Im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie." Im nächsten Augenblick hatte der Schwarzbärtige seinen Revolver hervorgerissen, ließ ihn jedoch sofort mit einem Wut- und Schmerzenslaut zu Boden fallen; die Faust des Polizisten hatte mit wuchtigem Schlage seinen Oberarm getroffen. Gleich darauf hatte auch ich meine Waffe gezogen und hielt sie mit gespanntem Hahn dem Gauner vor die Stirn. „Keinen Widerstand, Mann," hörte ich die ruhige Stimme meines Begleiters, „er kann Ihre Lage nur verschlimmern. Sie zwingen mich dadurch, Ihnen die Handschellen anzulegen." Bei diesen Worten schien der Exgraf wieder aufbrausen zu wollen. Ehe er jedoch nur an ernstlichen Widerstand denken konnte, hatte sich der Beamte blitzschnell auf ihn geworfen, ich hörte ein dumpfes, wutersticktes Ächzen, dem gleich darauf ein leichtes, metallisches Knacken folgte, und als sich der Dedektiv aufrichtete, stand der Verbrecher zähneknirschend und mit gefesselten Händen vor uns.

„Eine Leibes visitation des Verbrechers wird erst im Polizeipräsidium erfolgen", erklärte Dolz, der Detektiv. „Darf ich Sie also ersuchen, mich zu begleiten, damit Ihre Aussagen zu Protokoll genommen werden können." Ich bat ihn, einen Augenblick zu warten, da ich noch einen wichtigen Zeugen oder vielmehr eine Zeugin mitbringen könne, und eilte zum Coupé meiner schwarzgekleideten Witwe, die unterdes in leicht begreiflicher Aufregung die Entwicklung des Dramas erwartet hatte. Sie stand schon in der Coupétür, als ich ankam. „Gott sei Dank, daß Sie da sind," rief sie mit einem Seufzer der Erleichterung, „ich fürchtete schon, es sei Ihnen etwas zugestoßen."

,,Gnädige Frau", erwiderte ich galant, „für einen Blick aus Ihren schönen Augen ist mir keine Gefahr zu groß:“

Sie blickte mich vorwurfsvoll an, litt es aber doch, daß ich ich ihr den Arm bot und sie zu einem der draußen harrenden Wagen führte, der uns nach dem Polizeipräsidum bringen sollte. Dolz hatte mit seinem Gefangenen inzwischen einen andern Wagen bestiegen. Es hatte sich dabei bei dem Schwarzbärtigen der Aermel des Überziehers etwas verschoben, wodurch man deutlich die gefesselten Hände des Verbrechers sehen konnte. Als ich meine Begleiterin beim Vorüberschreiten darauf aufmerksam machte, schrak sie heftig zusammen, mehr aber noch vor dem unheilkündenden Blick, den der Exgraf uns zuschleuderte. Gleich darauf zogen die Pferde an, und wir rollten der Stadt zu.

Auf dem Polizeipräsidium waren die nötigen Formalitäten rasch erledigt. Die gestohlenen Ohrringe fanden sich noch in der Tasche des Inhaftierten und paßten auch, als der Versuch gemacht wurde, genau auf die noch in den Ohren meiner schönen Begleiterin hängenden kurzen Restteile, so daß die Identität zweifellos festgestellt war. Jetzt gab ich auch meinen Trick mit der Steintasche zum besten, und da stellte sich denn heraus, daß meine Tasche deutliche Spuren von Erbrechung zeigte, die aber zum Glück nicht gelungen war, und dabei behauptete der Beamte noch steif und fest, daß die Tasche, die ich als mein Eigentum reklamierte, bei der Verhaftung de Rodys vor diesem gestanden

habe, ja daß derselbe sie schon in der Hand gehabt habe. Es schien also alles so eingetroffen zu sein, wie ich kombiniert hatte, der Gauner hatte versucht, die Tasche zu erbrechen, und als ihm dies nicht gelungen, hatte er beabsichtigt, in X. mit der ganzen Tasche zu verschwinden. Um mich nun nicht zu früh darauf aufmerksam zu machen, hatte er seine ganz ähnliche Tasche über meinem Platz in das Gepäcknetz gelegt. Also hatten wir ihn wieder in der Falle, so daß er nach einigen Augenblicken, in die Enge getrieben, eingestand, meine Tasche an sich genommen zu haben. Na, da war ja jeder Zweifel beseitigt, das Übrige konnten wir ruhig den Beamten überlassen. Ein kurzer Blick in den Fahrplan überzeugte mich, daß wir noch eine halbe Stunde bis zum Abgang des nächsten Zuges nach B. Zeit hatten, und nachdem ich

meine Tasche wieder in Empfang genommen hatte, brachte ich meine resolute, hübsche Begleiterin zum Bahnhof. Ihrer stockend und errötend vorgebrachten Einladung, sie doch einmal in ihrem Heim in B. aufzusuchen, hatte ich das Glück, zufällig schon acht Tage später Folge leisten zu können, als mich meine Tour wieder über B. führte. Und als ich dann entdeckte, daß ich von L., meinem Wohnsitze, nur zwei Stunden mit dem Schnellzug nach B. zu fahren hatte, half ich dem Zufall öfter etwas nach und wiederholte meinen Besuch in B. wieder und wieder und heute . . . .

„Sind Sie etwa der beneidenswerte Gatte einer der hübschesten Frauen, die ich je das Vergnügen hatte, kennen zu lernen," ergänzte ich lachend. „Sie erraten den Schluß der Geschichte," erwiderte er nur.

Kleine Mitteilungen.

Die Ausstellung unseres Verlages auf der Weltausstellung von St. Louis ist, wie wir schon mitgeteilt haben, mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet worden. Dazu wird dem Aussteller jeweils noch ein künstlerisch ausgeführtes Diplom, in Photogravüre auf schwerem Kupferdruckpapier gedruckt, überreicht. Da wir annehmen, daß es unsere Leser interessieren wird, dieses Diplom kennen zu lernen, bringen wir (Seite 107) eine Abbildung desselben. Seine Ausführung ist überaus sorgsam und wirkungsvoll. In der Mitte der Komposition ist eine weibliche Figur mit der Freiheitsmütze dargestellt, welche sich durch die Sterne und Streifen ihres Gewandes als die Verkörperung der Vereinigten Staaten charakterisiert. Der allegorische Inhalt der übrigen Komposition ist nicht ohne weiteres klar. Soll die gekrönte Figur die alten Kulturstaaten Europas darstellen? Der Sinn der Darstellung ist jedenfalls der, daß die Güter des Erdballes auf allen Handelswegen nach Amerika zusammengeströmt sind, um dort mit der Fackel der Wissenschaft beleuchtet und geprüft zu werden. Der äußere Kranzfries birgt die Namen sämtlicher Einzelstaaten des nordamerikanischen Staatenbundes in seinen Verschlingungen.

Ausstellung. Wir bringen hierdurch unseren Lesern, allen Industriellen sowohl wie Künstlern zur Kenntnis, daß in diesem Jahre von Juni bis Oktober in Paris in den Champs-Elysées eine Internationale kunstgewerbiche Fachausstellung, umfassend: Keramik, Glas, Kristall und verwandte Industrien unter dem Titel: „Exposition Internationale des Arts et Industies du Feu" eröffnet wird. Die Klassifizierung der Maschinen, der Kunstwerke, der Ausstellungsarbeiten und Erzeugnisse umfaßt 12 Gruppen, die in 28 Klassen eingeteilt sind. Die Gruppen sind folgende: Gruppe 1: Rohstoffe; Gruppe 2: Maschinen, Einrichtungen, Oefen und gewerbliche Ofenbauerei; Gruppe 3: Bauliche und hygienische Keramik; Gruppe 4: Keramik im Hausgebrauch; Gruppe 5: Kunstund Dekorationskeramik; Gruppe 6: Glas- und Kristallfabrikation; Gruppe 7: Die Erzeugnisse der Keramik, Kristall- und Glasfabrikation im Dienste der Wissenschaften: Chemie, Physik, Optik, Photographie usw.; Gruppe 8: Kunstschmelzarbeiten und gewerbliche Emaillierkunst; Gruppe 9: Bau- und Dekorationskunst; Gruppe 10: Bibliographie: Gruppe 11: Volkswirtschaft, Gewerbeschulen; Gruppe 12: Künstlericher Nachtrag, Zurückblickende Ausstellung. Diese Ausstellung, deren internationaler Charakter keine geringe Anziehungskraft ausüben wird, steht sowohl unter dem Protektorat der französischen Ministerien des Handels, der öffentlichen Arbeiten, des Unterrichts und der schönen Künste, als auch unter dem eines Komitées, welches aus hervorragenden Persönlichkeiten gebildet ist. Diese zahlreichen und starken Unterstützungen und ganz besonders die Wichtigkeit und Bedeutung des Programms, garantieren für einen vollen Erfolg. Man wolle sich zur Erlangung von Auskünften, Prospekten usw. an den Generaldirektor der Exposition Internationale des Arts et Industries du Feu, Herrn Ch. Biny, Paris, Rue St. Roch 19, wenden. Sowohl durch ihre Unermeßlichkeit, als auch durch die Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse gestatten die großen Weltausstellungen den Gewerbetreibenden nicht mehr, daß die Verdienste ihrer Arbeiten bekannt und gewürdigt werden. Um nun diese große Lücke auszufüllen, und um den vom französischen Parlament geäußerten Wünschen zu entsprechen, hat das Handelsministerium beschlossen, die Spezialausstellungen zu unterstützen, welche gestatten, sich sehr eingehend Rechenschaft über die wirklichen Fortschritte in den Gewerbeoder Kunstzweigen, die jemals den Gegenstand bilden, zu schaffen. Indem man ihnen einen internationalen Charakter verleiht, ergreift man das wirksamste Mittel, den Vervollkommnungsgeist zugleich mit der Erfindungsbegabung bei den Produzenten

ver

durch einen Wettbewerb anzufeuern, dessen Ergebnis sich immer unter der vielfachen Form von neuen und schnell umsichgreifenden Fortschritten offenbart. Nachdem man der eigentlichen Indusrie den sehr großen Platz, auf den sie Anspruch hat, gegeben, ist es unumgänglich, einen nicht weniger großen der Kunst zu reservieren, denn das Ziel der Ausstellung würde nur zum Teil erreicht sein, wenn sie nicht dazu beitragen würde, vor den Menschenmengen die Kultur des Schönen auszubreiten, den Sinn für die Aesthetik mit den Anforderungen des modernen Lebens in Einklang zu bringen und den künstlerischen Sinn, der bis jetzt nur einer ausgewählten Klasse vorbehalten war, immer mehr zu entwickeln. Die Exposition Internationale des Arts et Industries du Feu wird also zweifellos einen wirklichen internationalen Wettstreit von ganz besonderer Anziehung bilden. Zu jeder Zeit hat Deutschland bei den verschiedenen Ausstellungen den ersten Rang eingenommen. Zweifellos wird es auch diesmal den hohen Ruf, den es sich in der Industrie-, Kunst- und Handelswelt erworben hat, behaupten und wird die Zahl der deutschen Aussteller auf der Exposition Internationale des Arts et Industries du Feu wohl eine recht ansehnliche werden.

Eine Silberflotte wurde dem Kaiserpaar zur silbernen Hochzeit von den Seglern und Ruderern Deutschlands gewidmet. Die Flotte besteht aus acht in Silber hergestellten Schiffen, die verschiedene Größen von 50 cm bis über 1 m besitzen. Sie zeigen die historische Entwickelung des Segelschiffes von 1100 bis zur Jetztzeit, von dem Wikinger-Boot bis zur Segeljacht „Meteor Die Fahrzeuge sind mit außerordentlicher Genauigkeit den alten Schiffen nachgebildet. Das alte Normannenschiff mit den Schildern und Fähnchen der Ritter, die „Lübische Kogge", wie sie in der Blüte der Hansa die Meere befuhr, die venetianische Galeere", jenes große Ruderfahrzeug der Renaissance, in dem Tausende von Gefangenen an die Ruderbänke geschmiedet schmachteten, dessen See- und Kriegstüchtigkeit in der Schlacht bei Lepanto hervortrat, die bekannte „Victory" und so fort stellen die historische Entwickelung dar. Ob diese Silberflotte, die auch als Tafeldekoration dienen soll, im königlichen Schloß oder in einem Museum Aufstellung finden soll, darüber hat sich der Kaiser noch nicht entschieden.

Ein neuer Edelstein ist nach Berichten der englischen Blätter in Rhodesia entdeckt worden. Er ähnelt einem Topas, ist aber von sehr hellblauer Farbe, so daß die Sachverständigen nicht wissen, ob man ihn richtig als Topas bezeichnet. Gelbe Topas hat man in Rhodesia schon gefunden, aber ob die himmelblauen Steine der Gattung Topas angehören, ist noch zweifelhaft. Die Frage, welchen Wert der neue Edelstein besitzt, hängt natürlich davon ab, wie viele zu Tage gefördert werden und welche Aufnahme sie beim Publikum finden. Der Stein ist auf dem Boden des Südafrikanischen Options-Syndikats gefunden worden.

Die Stein-Industrie in Idar konnte mit dem Exportgeschäft im letzten Quartal zufrieden sein. Wenn auch der Umsatz gegen das vorletzte Quartal etwas zurückgegangen sein mag, so ist dieser Nachlaß keinesfalls groß gewesen. Vorwiegend war wieder Nordamerika der Hauptabnehmer, ebenso herrschte von England aus große Nachfrage nach gewissen Artikeln, so daß die Schleifereien stets vollauf beschäftigt waren. Ein großer Artikel ist immer noch der Amethyst, feine Steine sind immer gefragt, und da wenig wirklich feines Material an den Markt kommt, sind die Preise immer noch im Steigen. Noch größere Preissteigerungen brachte in den letzten Monaten der blaue Aquamarin, dieser Stein wurde bei jeder folgenden Auktion bei gleicher Qualität mit 25-33% teurer bezahlt. Der Opal hat seinen Stand immer noch behalten, wenn auch die große Nachfrage wie vor 2-3 Jahren nicht mehr besteht, sind wirklich gute Steine immer noch bei guten Preisen stets gefragt.

Für die Gratisabgabe des Offiziellen Leipziger Meß - Adreẞbuchs (Verkäufer-Verzeichnisses) zur Michaelis-Messe 1906 und zur Oster-Vormesse 1907 versandte der Meß-Ausschuß der Handelskammer Leipzig dieser Tage an alle ihm bekannten Meßeinkäufer einen Fragebogen, der zugleich auch der Neubearbeitung des Meßeinkäufer-Verzeichnisses dient. Da sich die Auflage des MeßAdreẞbuchs jedesmal nach der Zahl der ordnungsmäßig beantragten Vormerkungen richtet und Firmen, die nicht antworten, bei der Verbreitung des Buches nicht berücksichtigt werden können, empfehlen wir den Empfängern des Fragebogens dessen pünktliche Rücksendung, und evtl. noch nicht befragten Interessenten, sich beim Meß-Ausschuß der Handelskammer Leipzig baldigst zu melden. Den Inseratenteil für das Einkäufer-Verzeichnis besorgt wieder die Firma Haasenstein & Vogler, A.-G., Leipzig.

Ein silberner Schellenbaum. Großes Interesse erregte der in dem Kunstschaufenster der Fr. Königschen Hofbuchhandlung in Hanau ausgestellte silberne Schellenbaum, der bekanntlich als Jubiläumsgabe dem 97. Inf.-Regt. in Saarburg am 1. April überreicht wurde. Die Jubiläumsspende, von ehemaligen Kameraden und Freunden des Regiments gestiftet und in echtem Silber ausgeführt, ist aus dem kunstgewerblichen Atelier der Firma Wolf & Knell in Hanau hervorgegangen und dürfte dieses Meisterwerk einheimischer Edelmetallindustrie genannter Firma wieder alle Ehre machen.

Probieranstalt für Edelmetalle. Bei den Interessenten ist vielfach die Annahme verbreitet, daß die Königl. Probieranstalt für Edelmetalle in Frankfurt a. M. aufgehoben sei. Diese Annahme ist unzutreffend, vielmehr wird jene Anstalt nach der Bestimmung des Herrn Finanzministers beibehalten. Sie befaßt sich nach wie vor für Behörden und Private mit Ausführung von Feingehaltsbestimmungen, mit Schmelzungen und Wägungen von Gold und Silber sowie deren Legierungen. Die Amtslokalitäten befinden sich bis zur Fertigstellung eines geplanten Neubaues im Hause Münzgasse 9 und sind von 8—1 Uhr und von 2-7 Uhr geöffnet.

Der niederländische Diamantarbeiterbund hatte bekanntlich mit der Juwelier - Vereinigung ein Abkommen getroffen, durch welches der fortwährenden Steigerung der Arbeitslöhne, der ein Sinken einmal folgen muß, ein Ziel gesetzt würde. Dieses Abkommen ist jetzt wieder aufgehoben worden. Die Arbeitgeber sind also auch nicht mehr an das festgesetzte Lohnminimum gebunden. Zurzeit allerdings steigen die Löhne, wie wir aus einer Amsterdamer Zuschrift an die „Voss. Ztg." lesen, noch immer rapid.

Bestimmungen über den Feingehalt und die Stempelung von Gold- und Silberwaren in Rumänien. Ein am 1. April ds. Js. in Kraft getretenes Gesetz, betreffend die Einführung einer Kontrolle des Feingehalts von Gegenständen aus Edelmetallen, vom 13./26. Februar ds. Js., enthält u. a. folgende Bestimmungen: Alle Gegenstände aus Gold oder Silber, die in Rumänien hergestellt oder vom Auslande dorthin eingeführt werden, unterliegen hinsichtlich ihres Feingehaltes der staatlichen Kontrolle. Nachstehende Feingehalte sind zulässig: a) für Gegenstände aus Gold:

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Der fünfte Feingehalt bei Goldwaren ist nur zulässig für Heiligenbilder, Teile von Schirmen und Stöcken und für Ziselierarbeiten im Gewichte von wenigstens 1/4 Kilogramm. Gegenstände mit einem anderen als dem obigen Feingehalt, der aber nicht unter das gesetzlich festgesetzte Minimum herabgehen darf, werden mit dem unmittelbar niedrigeren gesetzlichen Feingehalt bezeichnet. Alle in Rumänien hergestellten Gegenstände aus Gold oder Silber müssen einem bei der Generalzolldirektion in Bukarest eingerichteten Prüfungsamte vorgelegt werden und erhalten, wenn sie dem gesetzlichen Feingehalt entsprechen, das amtliche Stempelzeichen; sofern sie den gesetzlichen Mindest-Feingehalt nicht haben, werden sie vernichtet und dem Eigentümer so zurückgegeben. Die Prüfungsgebühren für Goldwaren betragen 15 Lei und für Silberwaren 1.50 Lei für je 100 Gramm. Für goldene Uhren ist die Gebühr auf 4 Lei und für silberne auf 1 Lei für das Stück festgesetzt. Außerdem ist eine Stempelgebühr von 10 Bani für jedes Stück zu entrichten. Die aus dem Auslande eingeführten Gold- und Silberwaren werden von dem Eingangszollamte der Prüfungsstelle zugesandt, wo sie der nämlichen Prüfung und Behandlung unterzogen werden wie die im Inlande hergestellten Gegenstände. Die zu vernichtenden Gegenstände können auf Antrag ihres Eigentümers auf dessen Kosten nach Rückerstattung des Zolles ins Ausland zurückgesandt werden.

Die Fachschule der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung Berlin, Koppenplatz 12 eröffnet am 18. April einen Gehilfenkursus für Fachzeichnen, Monogramm- und Schriftzeichnen, Gravieren, Ziselieren, Fassen und Treiben. Der Unterricht ist Abends und Sonntags und dauert bis 1. Oktober. Anmeldungen nimmt der Leiter der Schule, C. Schleusing, Schöneberg, Sedanstraße 18 oder in der Fachschule entgegen.

Eine Kollektion kunstgewerblicher Gegenstände stellt Kunstmaler Friedrich Adler in der Verkaufshalle des Münchener Kunstgewerbevereins aus. Sie sind so mannigfaltig, daß es fast selbstverständlich ist, wenn sie auch in ihrem Wert sich stark unterscheiden. Da ist goldenes und silbernes Geschmeide, besonders Halsgehäng, aparte Verbindung zarter Gesamtwirkung mit antikisierender Gediegenheit der Materialbehandlung und der Edelsteinfassung. Originelle und kraftvolle Formen zeigen auch die Gebrauchsgegenstände aus Metall, vornehmlich die Leuchter, die Tintenzeuge und das silberne Fischvorlagebesteck. Höchste Zweckmäßigkeit wirkt unwillkürlich als Schönheit.

Der Geschäftsführer der Nürnberger Filiale der bekannten SaritaGesellschaft ist flüchtig geworden, nachdem die Staatsanwaltschaft gegen ihn eine Untersuchung wegen Betruges durch Verkauf angeblich echter, jedoch minderwertiger Goldwaren eingeleitet hatte.

Personalien und Geschäftsnachrichten.

Auszeichnung. Der Handelsrichter Herr J. H. Werner, Seniorchef der Firma kaiserlicher Hofjuwelier J. H. Werner, Berlin, Friedrichstr. 173, ein um die Goldschmiedekunst hochverdienter Mann, ist zum königlich preußischen Kommerzienrat ernannt worden, wozu wir ihm an dieser Stelle unsere herzlichsten Glückwünsche darbringen.

Jubiläen. Am 1. April feierte Herr Hofjuwelier Alfred Roesner, Dresden, Schloßstr. 3, sein 25jähriges Geschäftsjubiläum. Der Jubilar erfreut sich des Rufes eines tüchtigen Geschäftsmannes. Zahlreiche Fürstlichkeiten des In- und Auslandes haben von ihm kostbare und kunstvolle Schmuckarbeiten anfertigen lassen. Der Jubiläumstag wurde in der Wohnung des Herrn Roesner auf der Marschall-Allee in Blasewitz festlich begangen. Im Laufe des Vormittags fanden sich daselbst neben zahlreichen Gratulanten der Obermeister der Dresdner Goldschmiede-Innung, Herr Eckert, ein, der die Glückwünsche der Innung aussprach. Herr Roesner stiftete für die Wohltätigkeitskasse der Innung 300 Mk. In herzlicher Weise hatte auch der preußische Gesandte Graf Dönhoff „seinen strebsamen Landsmann" beglückwünscht. Bei der Tafel wurden zahlreiche Trinksprüche ausgebracht, die dem Jubilar, seiner Familie und seinem in stetem Aufschwung begriffenen Unternehmen galten. Die Firma Schimming & Autenrieth in Stuttgart, Großhandlung von Gold- und Silberwaren, feiert am 15. April d. J. ihr 30jähriges Bestehen. Das Geschäft wurde durch die Herren Wilhelm Schimming und Wilhelm Autenrieth gegründet und ging am 1. April 1904 an den jetzigen Inhaber, Herrn Richard Wißmann über, dem wir gelegentlich dieses Gedenktages ein weiteres Blühen und Gedeihen dieses Unternehmens wünschen. — Herr Heinrich Deibel, Geschäftsführer und erster Verkäufer der Filiale Hessenberg & Co. in Homburg v. d. H. (Hauptgeschäft in Frankfurt a. M.), begeht am 19. April sein 25jähriges Jubiläum in diesem Hause. Wir möchten nicht verfehlen, Herrn Deibel bei dieser Gelegenheit die besten Glückwünsche der „Deutschen GoldschmiedeZeitung" darzubringen.

Firmen - Eintragungen. Im Handelsregister wurde eingetragen: Heinrich Steenaerts jun., Juwelier in Aachen ist unter Uebernahme der Aktiven und Passiven alleiniger Inhaber der Firma. Zu der Firma Giuseppe Knoll in Gmünd, Gold- und Silberwarenhandlung - Engros wurde eingetragen: In Alexandrien (Aegypten) wurde eine Zweigniederlassung errichtet."

Geschäfts-Eröffnungen. Die Herren Emil Riebel und Hermann Mürte eröffneten in Pforzheim eine Fabrik moderner Beschläge zur Etuis-, Zelluloid-, Kamm-, Buch- und Album-Fabrikation. — Herr E. Volland eröffnete in Eẞlingen, Obertorstr. 44, einen Laden mit Gold-, Silber- und versilberten Waren.

Geschäfts- Verlegungen. Die graphische Kunstanstalt von G. Rebner & Co. in Leipzig verlegte ihre Geschäftsräume von Lilienstr. 21 nach Josephinenstr. 15. In Memel verlegte Herr John Giese, Juwelier und Goldschmied, sein Geschäft von der Marktstr. 46 nach der Börsenstr. 5. Das Juwelier-Geschäft verbunden mit Gravier-Anstalt von Ch. Müller in Straßburg ist nach der Großen Kirchgasse 6 verlegt worden.

Verschiedenes. In die Bijouteriefabrik Carl Lay in Pforzheim ist Herr Jakob Beer als Teilhaber eingetreten.

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