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Preisausschreiben

für moderne Bestecke.

Die Deutsche Goldschmiede - Zeitung erläßt im Auftrage der Bremer Silberwarenfabrik Aktiengesellschaft in Sebaldsbrück bei Bremen nachfolgendes Preisausschreiben:

Aufgabe.

Verlangt werden Entwürfe zu zwei Bestecken (Messer, Gabel, Löffel), deren eines im modernen Stil gehalten sein soll, während die Formen des anderen den Charakter des Louis XVI. oder Empire-Stiles tragen sollen. Für jedes Besteck muß für einen Griff und einen Stiel ein plastisches Modell beigefügt werden. Besonderer Wert wird auf praktische Gestaltung der Besteckteile und wirkungsvolle, aber einfache Dekoration gelegt werden.

Preise:

Es werden an Preisen ausgesetzt:

Ein I. Preis von M. 350.-
Ein II. Preis von M. 220.-
Ein III. Preis von M. 130.-

außerdem sind Ankäufe nach Vereinbarung vorgesehen.

Preisrichter.

Als Preisrichter haben folgende Herren zugesagt:
Maler W. Lucas von Cranach, Berlin.
Juwelier C. E. Keyser, Leipzig.
Professor A. Offterdinger, Leiter der Königlichen
Zeichen-Akademie zu Hanau, I. V.

Prof. R. Rücklin, Vorstand der Goldschmiedeschule
in Pforzheim und Redakteur der Deutschen Gold-
schmiede-Zeitung.

Juweliere Th. Strube & Sohn, Leipzig.

Weitere Bestimmungen.

Die Herren Künstler, Zeichner und Modelleure der Gold- und Silberwaren - Branche, welche sich an dem Preisausschreiben beteiligen wollen, sind gebeten, ihre Arbeiten bis spätestens

1. März 1906

an die,,Redaktion der Deutschen Goldschmiede-Zeitung" in Leipzig 28, Dresdener Straße 2 einzusenden. Die Arbeit darf nur durch ein Zeichen oder Motto kenntlich gemacht werden. Die Adresse des Absenders ist in einem verschlossenen Briefumschlag, welcher das entsprechende Zeichen oder Motto trägt, beizufügen.

Die Arbeiten des Preisgerichts, sowie die Auszahlung der Preise und Honorare müssen innerhalb des Monats März erledigt sein. Die Auszahlung der Geldbeträge erfolgt durch die Bremer Silberwarenfabrik Aktiengesellschaft in Sebaldsbrück, und zwar gelangt die ausgesetzte Gesamtsumme (M. 700.-) unter allen Umständen zur Verteilung. Jedoch hat das Preisrichter - Kollegium die Befugnis einer anderweitigen Verteilung. Die preisgekrönten und angekauften Arbeiten gehen mit allen Rechten in das Eigentum der Bremer Silberwarenfabrik Aktiengesellschaft in Sebaldsbrück über. Die „Deutsche GoldschmiedeZeitung" hat das Recht und die Verpflichtung, die preisgekrönten, bezw. angekauften Arbeiten zu veröffentlichen. Der Name des Urhebers, sowie der ausschreibenden Firma müssen dabei genannt sein.

Sebaldsbrück b. Bremen und Leipzig, den 2. Januar 1906.

Bremer Silberwarenfabrik Aktiengesellschaft, Sebaldsbrück bei Bremen. Deutsche Goldschmiede-Zeitung, Wilhelm Diebener, Leipzig.

Verantwortlich für die Redaktion des volkswirtschaftl. Teiles: Syndikus Hermann Pils, Leipzig; für den kunstgewerbl. Teil: Professor R. Rücklin, Pforzheim. Druck: Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Prokuren. Herrn Eugen Porcher jr., wurde für die Firma Eugen Porcher, Bijouteriefabrik in Pforzheim Prokura erteilt. - Die Firma Heinrich Blessing, Großhandlung und Fabrikation von Bijouteriewaren in Gmünd erteilte dem Kaufmann Karl Grözinger in Gmünd Prokura.

Todesfall. Am 10. ds. Mts. starb plötzlich in Reichenstein der Kommerzienrat, Ritterguts- und Bergwerksbesitzer Hermann Gürtler. Seine Familie hatte seit vielen Jahrzehnten bei Hochzeiten im königlichen Hause das Vorrecht, die Trauringe aus schlesischem Golde zu liefern, und so war der nun Verstorbene seinerzeit auch der Spender der Trauringe unseres Kaiser- und des Kronprinzenpaares gewesen.

Aus Innungen und Vereinen.

Geselligkeitsverein Dinglinger, Dresden. Am 14. Januar feierte der Verein sein erstes Weihnachtsfest und zugleich auch den 241. Geburtstag unseres Altmeisters Joh. Melchior Dinglinger. Der großen Mühe und Arbeit des Vergnügungsausschusses, sowie auch der Opferfreudigkeit aller Mitglieder und Freunde des Vereins ist es zu verdanken, daß das Fest als durchaus wohlgelungen und schön bezeichnet werden kann. Der Saal im Restaurant „Kronprinz Rudolf“ war tatsächlich bis auf den letzten Platz gefüllt. Herr Poock feierte in seiner Ansprache unseren Altmeister als leuchtendes Vorbild aller Gold- und Silberschmiede; auch bat er die immer noch fernstehenden Kollegen, sich dem Verein anzuschließen, um das schöne Ziel, „die Kollegialität“, gemeinsam zu fördern. Zum Schluß laden wir noch alle hiesigen Kollegen zu dem am 27. Januar im Vereinslokal „Kronprinz Rudolf" stattfindenden Vortrag eines Kollegen über Edelsteine herzlichst ein, in der Erwartung, daß die Kollegen die wissenschaftlichen Veranstaltungen ebenso besuchen, als es bei den Vergnügungen der Fall ist.

Schützt Eure Läden vor Einbruchsdiebstahl!

Ein raffinierter Einbruchsdiebstahl wurde vor kurzem in das Goldwarengeschäft von Grieger in Lipine verübt. Die Diebe hoben die Jalousie, schnitten ein Stück Schaufensterscheibe heraus und entwendeten aus dem Schaufenster 60 silberne und metallene Uhren, an 100 Doubléringe, silberne Stockgriffe, Broschen, Ketten usw. im Werte von ca. 3000 Mk. Der Bestohlene ist gegen Einbruch leider nicht versichert. Das bestohlene Geschäft befindet sich auf der hellerleuchteten Beuthenerstr., wo die elektrischen Bogenlampen die ganze Nacht brennen, zwei derselben befinden sich in unmittelbarer Nähe derselben. Die Polizei hielt in mehreren Leihämtern Haussuchungen ab. Von den Einbrechern fehlt bis jetzt jede Spur.

Patente und Gebrauchsmuster.

Patent - Erteilungen. 7a. C. 12072. Walzwerk zum Walzen von Fassonstücken von wechselnder Breite und Dicke mittels segmentförmiger Walzen. Fritz Wilh. Clever, Haspe i. W. 8. 9. 03.

48a. L. 21617. Verfahren zur Herstellung galvanischer Zinkoder zinkhaltiger Niederschläge auf Drähten, Bändern, Blechen, Röhren und anderen Metallgegenständen unter Zusatz von stickstoffhaltigen Stoffen. Dr. G. Langbein & Co., Leipzig-Sellerhausen. 9. 10. 05. Auszüge aus der Gebrauchsmuster-Eintragung.

Nr. 263 301. Robert Brüche, Charlottenburg, Weimarer Str. 29. Regimentsringe mit auf der Platte des Ringes aufgelötetem Monogramm oder Nummer irgend eines Regiments, in Gold oder plattiert und zu billigsten Preisen.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesso höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausglebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Die Aufnahme einer Antwort erfolgt in jedem Einzelfalle auf ausdrücklichen Wunsch. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen. Fragen:

Frage 452. Wer fabriziert Pressungen für Fassungen von Freimaurersteinen in 9 karat. Gold? E. K. in J. Frage 463. Wer liefert billigen Bernsteinschmuck? G. W. in G. Frage 465. Wer fabriziert besonders schwere Siegelringe in 18 karat. Gold? A. A. in A.

Frage 467. Wer fabriziert oder liefert Füllfederhalter mit der Marke „The Monarch" (14 karat. solid Gold)? B. B. Co. in L. Frage 468. Wer fabriziert Armbänder mit Musikvorrichtung? J. E. P. P. S. in R. Frage 471. Wie treibe ich am besten unreines Gold auf Feingold? E. F. in H. Frage 472. Welcher von den Herren Kollegen kann mir eine billige Bezugsquelle für Korallseide, weiß und farbig, angeben? P. A. T. in H. Frage 473. Wer ist der Fabrikant versilberter Bestecke mit nebenstehendem Warenzeichen? Frage 480. Wer baut Maschinen zur Herstellung fugenloser Herstellung in H. Kapseln für Karabiner? S. Frage 481. Wer ist der Fabrikant der Bestecke, die ein schräges, auf der Spitze stehendes Viereck mit Punkt in der Mitte tragen? Frage 482. Wer fabriziert Dosen und Schmuckkästchen in Gold und Silber? K. S. in O. Frage 483. Welcher Kollege sagt mir den Vorteil, beim Gießen von goldenen Ringen und dergl. die lästigen Poren zu vermeiden? Frage 484. Wie sind kleine Gegenstände am leichtesten und besten zu färben; wer sagt mir gegen ev. Entschädigung genaue Anweisung? W. K. in L.

Frage 470. Wie poliert man matt gewordene Opale?

Frage 485. Gibt es einen Fabrikant für Ringschienen, die, mit einer Rinne auf der Mitte versehen, einen schmal getragenen Trauring darin aufnehmen können? F. K. in E. Frage 486. Wer fabriziert versilberte und braune Nippsachen und Figuren (echt oder imitierte Bronze)? R. S.

Antworten:

Zu Frage 464. Als Spezialist in dieser Branche empfiehlt sich Wwe. Ludwig Engel, Oberstein a. d. N.

Zu Frage 469. Wie wird Elfenbein tiefschwarz gefärbt? Dasselbe wird in Sodawasser gespült und dann in eine Höllensteinlösung getaucht; das Elfenbein schwärzt alsdann am Lichte, weil Höllenstein lichtempfindlich ist. Das Verfahren wird dann solange wiederholt, bis das gewünschte Schwarz erreicht ist.

Zu Frage 476. Versilberte Muffketten in Erbsmustern liefern sehr vorteilhaft: Gebrüder Levin, Bijouteriefabrik, Braunschweig. Versilberte Muffketten aller Art liefert: O. Kirchgäßner & Kraft, Pforzheim. — Muffketten in Erbsmuster, versilbert, liefert: Wilhelm Becker, Bijouteriefabrik, Oberstein. Versilberte Muffketten in Erbsmuster liefert: Adolf Köhler, Pforzheim. — Muffketten, Erbsmuster und versilbert, in allen Größen, liefern: Schumann & Vahl, Weißenfels i. Thür. — Muffketten in Erbsmuster, Alpaka versilbert, in verschiedenen Stärken, liefert: Eduard

44 a. 261755. Anmelder: Paul Hübner, Berlin O. 27, Markusstr. 5. Zweiteiliger Manschettenknopf mit ineinander zu schiebenden sich selbsttätig schließenden Stegen. Schutzanspruch: Lohss, Stuttgart, Geisburgstraße 2B. Zweiteiliger Manschettenknopf mit ineinander steckenden

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Stegen, dadurch gekennzeichnet, daß der den Steg b des_anderen Knopfteiles a aufnehmende Steg d des einen an seinem Ende mit Krallen f zum Umfassen ausgestattet ist und eine unter Federwirkung stehende scharnierartige Klappe mit einer ansteigenden Nut zum selbsttätigen Schließen beim Ineinanderstecken der Stege besitzt.

Zu Frage 477. Das aus der Feilung gewonnene Gold ist fast immer zur Verarbeitung zu spröde. Nachdem die Feilung gut mit Pottasche oder besser noch mit Schmelzpulver (kalziniertes Soda) geschmolzen ist, schmelze man es nochmals in einem reinen Tiegel unter Anwendung starker Hitze mit Borax. Hält sie die Stichprobe, so kann das Gold im besten Falle zu Blech oder Trauringen verwendet werden. Dem zweiseitigen Druck der Drahtwage wird es nie widerstehen. Am bewährtesten ist es, das Gold auf eine geringere Legierung zu bringen und etwas mehr Kupfer beim Legieren zu verwenden, als sonst beim Neulegieren üblich ist. Manchmal hält das Gold auch, wenn es während der Bearbeitung nicht geglüt wird. Meist versäumt man aber mit derartigen Versuchen nur die kostbare Zeit.

Zu Frage 478. Zur Lieferung billiger Kompasse empfiehlt sich die Firma Hugo Wildner, Gablonz a. N.

Bekanntmachungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

Bekanntmachung.

Nachstehend bringen wir nochmals den Vertrag zur Kenntnis unserer verehrten Mitglieder, welchen wir im Interesse derselben mit der Akt.-Ges. „Hammonia", Glas-Versicherungs-Gesellschaft des Verbandes von Glaser-Innungen Deutschlands seiner Zeit abgeschlossen haben.

Daraus geht hervor, daß jedem Mitgliede ein Rabatt von 10% der Prämie gewährt wird.

Insbesondere aber ist festgesetzt, daß im Falle von Streitigkeiten zwischen unseren Mitgliedern und der Gesellschaft, dem Vorstand des Juwelier-Verbandes unter Ausschluß jedes gerichtlichen Verfahrens die alleinige Entscheidung zusteht.

Es leuchtet ein, daß wir in jedem einzelnen Fall die Interessen unserer Mitglieder in erster Linie wahren werden, und liegt in diesem, dem Vorstande des Verbandes gemachten Zugeständnis, die größte Bedeutung der Abmachungen.

Wir bitten daher unsere verehrten Mitglieder, auch dann ihre Versicherungen der „Hammonia“ zuzuwenden, wenn von Seiten einer anderen Gesellschaft durch Gewährung eines Rabatts versucht werden sollte unsern Vertrag für die „Hammonia“ wirkungslos zu machen.

Wir bitten insbesondere auch deshalb um Versicherungsnahme bei der „Hammonia", weil wir derselben eine große Beteiligung seitens unserer werten Mitglieder in sichere Aussicht gestellt haben, und dem Verbande für diesen Fall noch besondere Vergünstigungen seitens der Aktien-Gesellschaft zugesichert sind.

Zum Schluß richten wir an unsere verehrten Mitglieder die Bitte, uns in jedem einzelnen Fall Mitteilung zu machen, wenn irgend ein besonderes Angebot sie verhindert, mit der „Hammonia" abzuschließen, und zwar vor Abschluß der betr. Versicherung.

Berlin, den 10. Januar 1906.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin S., Oranien-Straße 143.

Fischer.

Bekanntmachung.

Entwurf einer Arbeits-Ordnung.

§ 1.

Die Annahme des Arbeitnehmers geschieht durch Aushändigung eines Exemplares dieser Arbeits-Ordnung, welche die Stelle eines zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgeschlossenen Arbeitsvertrages vertritt. Dieses Exemplar ist beim Austritt dem Arbeitgeber zurückzugeben. Durch seine Unterschrift erkennt der Arbeitnehmer an, daß diese Arbeits-Ordnung für ihn rechtsverbindlich ist. § 2.

Jeder Arbeitnehmer hat vor seinem Eintritt seine Ausweispapiere (d. i. Arbeitszeugnisse, Krankenkassenbuch, sowie die Quittungskarte über die zur Invaliden- und Altersversicherung gezahlten Beiträge) dem Arbeitgeber zu übergeben und seine Wohnung gleichzeitig anzugeben. Minderjährige (von 14-21 Jahr) dürfen ohne Arbeitsbuch nicht beschäftigt werden.

§ 3.

Eine gegenseitige Aufkündigung des Arbeitsverhältnisses findet nicht statt, vielmehr kann dasselbe von beiden Teilen zu jeder Zeit gelöst werden. Dasselbe gilt auch bei Akkordarbeiten.

§ 4.

Der Lohn wird nur nach einem vorher vereinbartem StundenJohnsatze bezahlt. Während der Dauer eines Akkords erhalten die Beteiligten ihren gewöhnlichen Stundenlohnsatz als Abschlagszahlung. Die Auszahlung des Restes erfolgt zur Zeit, wann der Akkord beendigt und abgerechnet ist, spätestens am nächsten Lohnzahlungstage.

§ 5.

Jeder Arbeitnehmer, der eine übernommene Akkordarbeit durch eigenes Verschulden (wozu auch Verstöße gegen die Arbeits-Ordnung gehören) nicht beendet, hat für die verwendete Zeit höchstens Anspruch auf Stundenlohn für die wirklich geleistete Arbeitszeit; im anderen Falle erhält er den Lohn, welcher sich nach Abschätzung seiner an dem Akkord gelieferten Arbeit ergibt; in

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Die Arbeitnehmer sind verpflichtet, über alle Geschäftsgeheimnisse stets Stillschweigen zu beobachten. Als solche sind insbesondere zu betrachten: alle Erfindungen, Muster, Gebrauchsmuster und Modelle, welche in Zeichnungen; Modellen, Schablonen, Stampfen, Pfaffen, Gesenken oder Abdrücken in Gips, Wachs oder irgend einem anderen Material in dem Geschäfte verwendet werden; ferner jede nicht allgemein bekannte Herstellungsweise, sowie Einund Vorrichtung an Maschinen und Werkzeugen aller Art.

Jede Nachahmung, Mitteilung oder Vorzeigung dieser Gegenstände an Andere hat die sofortige Entlassung und die Verbindlichkeit zum Ersatz für den dadurch entstandenen Schaden zur Folge. § 14.

Der Arbeitnehmer ist für das ihm anvertraute Material verantwortlich und hat jeden von ihm verursachten Schaden und Verlust zu ersetzen. Edelmetallreste, Gekrätz, Stich, Schnipsel u. dergl., welche sich bei der Arbeit aus Material oder an Gegenständen, die der Arbeitgeber geliefert hat, ergeben, gehören unter allen Umständen dem Arbeitgeber.

Schluß: Abänderungen dieser Arbeits-Ordnung oder Nachträge zu derselben werden zur Kenntnis der Arbeitnehmer gebracht und treten frühestens 14 Tage danach in Kraft.

*

Die Kommission zur Schaffung einer Arbeits-Ordnung für deutsche Juweliere, Gold- und Silberschmiede, für mittlere und kleine Betriebe, hat in Verfolg des Beschlusses auf dem Verbandstag München seine Arbeit beendet, und bringen wir vorstehend die von derselben ausgearbeitete Arbeits-Ordnung.

Einwendungen dagegen oder Vorschläge zur Verbesserung usw. sind an die unterzeichnete Geschäftsstelle einzureichen. Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede Berlin S., Oranien-Straße 143.

Fischer.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender Zeitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet.

Fachtechnischer und wirtschaftlicher Teil

**** Redaktion: Fachtechnischer und wirtschaftlicher Teil: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig **** Kunstgewerblicher Teil: Professor Rudolf Rücklin, Direktor der Goldschmiede-Schule, Pforzheim

Der Gold- und Silberarbeiter vor einem Vierteljahrtausend.

Nach zeitgenössischem Originalberichte.

In einem 1698 erschienenen für die ältere Geschichte des Ilandwerks- und Kunstgewerbes wichtigen Werke von Christoph Weigel: „Abbildung der gemeinnützlichen Hauptstände", finden sich auch Kupferstiche, welche uns die Arbeit und Tätigkeit des Goldschmiedes vor Augen führen. Die Kupferstiche tragen symbolische Unterschriften, so lautet die Unterschrift unter der Abbildung des Silberarbeiters:

Der Silberarbeiter.

Durch die Trübsals Glut läutert Gott den Mut.
Getrost mein Herz, dir wird nicht schaden,
Obgleich die Kreuzglut spritzt und kracht;

Der weise Himmelskünstler macht

Aus dir nur ein Gefäß der Gnaden.

Wohlan, mein Geist, schmelz mich ganz um
Zu meinem Heil und deinem Ruhm.

In der beigegebenen historischen Erläuterung verbreitet sich unser Autor zunächst über den Bereich des Geschäftskreises der Goldschmiede, unter denen man sowohl Goldarbeiter als Silberarbeiter verstehe. Der Goldarbeiter ist lediglich mit dem Golde, mit Edelsteinen und Perlen beschäftigt: mit dem Gold nämlich gießt er Ringe, allerlei Arten von Spangen und Geschmeid, Bruststücke und Anhängstücke, Ohrengehänge, Halsbänder und Armbänder, Brasseletnadeln und Zitternadeln, allerhand Arten von Panzerketten, Blockketten, Hohlketten und Flachketten sowie auch andere Stücke, die auch der Silberarbeiter von Silber macht; ferner faßt er Edelsteine in Ringe und das erwähnte Geschmeid und seine Künstlerhand besetzt damit selbst die Insignien und Kleinodien der Majestät, Krone Szepter und Reichsapfel, ferner besetzt er damit andere hohe Ritterzeichen, Pourtrait, Degen und manche Gnadengeschenke. Die Perlen endlich binden sie auf diesen Schmuck auf und verzieren sie damit je nach dem Stande und dem Wunsch kostbar oder weniger kostbar; ganz zu geschweigen von dem Amulieren, womit sie vielfach ihre Arbeiten auszieren und Konterfei usw. dem Leben nach sehr anmutig abzubilden und zu kolorieren pflegen.

Die ungemein vielseitige Tätigkeit des Silberarbeiters be steht in glatter Arbeit, also dem Tafelzeug, Schüssel, Teller, Becher, Löffel, Kannen usw., ferner in getriebener Arbeit, indem sie die Stücke also ausschlagen und auftreiben, daß sie zierliche Fruchtgehänge und Sestinen, anmutige Landschaften, schöne Zierarten und Laubwerke, ja selbst ganze Konterfein und Bildnisse vorstellen und zwar sogar manches, wie Äste und Zweige an den Bäumen, Arme oder Finger an den Bildern, Füße an den Pferden usw. frei und ledig ohne alle Beihilfe und Auflötung vorstellen; ferner besteht die Silberarbeit in kleiner Arbeit, wie Knöpfen, Gürteln, Schnallen, Haarnadeln, Bücherbeschlägen und tausenderlei kleineren Sachen; weiter dann in großer Arbeit, worin besonders die Augsburger kunstreichen Goldschmiede sehr geschickt sind, wie z. B. in allerlei großen Vasen und Tischgeschirren, welchen Namen sie auch tragen mögen, in Charidonen, Kronleuchtern und Wandleuchtern, Spiegelrahmen, Kaminschirmen, Fensterhunden, Aufsätzen und an hoher Potentaten Höfen vielfältigen Sachen; hierher gehören auch ganz silberne Altäre, silberne Baldachinen, Wiegen und Bettstätten für Prinzen und Prinzessinnen, wie denn unlängst in Augsburg eine solche Bettstatt verfertigt wurde, so 1600 Mark gewogen. Schließlich besteht die Tätigkeit des Silber

(Nachdruck verboten.)

arbeiters auch in Draht- und sog. Fi le grain-Arbeit (Filigran), woraus sehr artige und mannigfache Sachen zusammengeschlungen, gebogen und gelötet werden, welche ohne jeden Zusatz ganz rein, zart und fein ist.

Hierauf verbreitet sich unser alter Autor über das Goldschmiedegewerbe als solches: Die andere Arbeit der Silberarbeiter muß jedesmal, um allen Betrug zu vermeiden, die ordentliche Probe halten, durch das ganze Deutsche Reich 131ötig sein; und obgleich alle diese Goldarbeiter und Silberarbeiter eine freie Kunst haben, sind sie in den meisten Reichsstädten und anderen Orten an gewisse Gesetze doch gleichwohl gebunden, daß sie mit besonderen Bedingungen Gesellen fördern und Junge lernen, auch gewisse Meisterstücke machen, welche gewöhnlich in einem wohlgefaßten Ring nach alter Mode, einem getriebenen Becher und gegrabenen Sigill bestehen; diese Stücke müssen Goldarbeiter und Silberarbeiter ohne Unterschied verfertigen. In Nürnberg haben sie die Freiheit, daß einer aus ihnen von dem hochedlen Rate erwählt, mit zu Rate zu gehen vermag; auch sonst werden sie in vornehmen Reichsstädten mit in den Rat aufgenommen. Sodann führt dieser Autor „zum Ruhm dieser so wertgeschätzten und vortrefflichen Kunst" die Requisiten an, die zu einem guten Goldschmied erfordert werden und schließlich auch sein Werkzeug und Arbeitsgeräte. „Er muß nämlich wohl zeichnen können, um sowohl in der Goldarbeit mancherlei Arten des Geschmuckes zu inventieren oder erfinden, als auch besonders zur Silberarbeit und getriebenen Arbeit; er muß ferner mit dem Poussieren und Formen in Spat, Gips und Sand wohl umzugehen wissen, die Goldproben und Silberproben gründlich und nicht nur obenhin verstehen, wenn er nicht öfters „angeführt“ und zu seinem Schaden Lehrgeld zahlen will; er muß des Schmelzens und Lötens, des Ausglühens, Guldens und Weißsiedens erfahren sein, anbei einen guten Verstand von Edelsteinen und Perlen haben und was dieses Kunstgewerbe sonst noch erfordert. Ihr Werkzeug besteht in einer guten Esse, allerlei Ambossen, Zangen, Scheren, Ponzen, Feilen, Schraubstöcken, Drilleisen, Zungen, Zieheisen, Formflaschen, Schrauben, Drahtbürsten und Kratzbürsten, Schmelzöfen und Windöfen, Tiegeln, Tasten, Boraxbüchschen, Folien, Gips, Spat, Formsand, weißen Fischbein, guten Streichsteinen und Streichnadeln usw.

Ohne uns weiter über die Mitteilungen Weigels über berühmte Goldschmiede oder berühmte Leute, die von Goldschmieden entsprossen sind, sowie über seinen Exkurs über antike Goldschmiedekunst und den damaligen Stand dieses etliche Jahrtausende" alten Kunstgewerbes zu verbreiten, sei nur noch angefügt, daß er zum Schluß noch den Nutzen der Goldschmiede begeistert preist. Ihre Arbeit wird sowohl für Gefäße der Reliquien als zu Reichskleinodien gebraucht, sie dient zum Beweis eines rühmlichen Standes und merklichen Prärogativ, wie besonders an den Geschmeidund Ringen zu sehen, wie denn z. B. die goldenen Ringe anfänglich außer hohen Potentaten und Herren nur allein deren Abgesandten, später den Ratsherren und endlich auch den Rittern zu tragen erlaubt gewesen. „Aus den güldenen Geschirren SO schließt die historische Abhandlung soll sonderlich gesund sein, zu trinken, wie einige glauben, weil das Gold vielleicht, wenn man dasselbe viel in den Kisten und Truhen hat das Herz stärkt; meistenteils aber wird die gesamte Arbeit der Goldschmiede zur Zierde und Pracht angewandt und gebraucht.“

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Eine neue Sicherung der Goldschmiedeläden gegen Einbruch.

Mit fünf nebenstehenden Abbildungen.

Bei der großen Zahl von Einbrüchen, welche in Goldschmiedeläden seit einiger Zeit verübt worden sind, und bei den Schwierigkeiten, welche die Versicherungsgesellschaften den Juwelieren und Goldschmieden bei Abschluß einer Versicherung bereiten, werden unsere Leser mit Interesse Kenntnis von einer neuen elektrischen Sicherungseinrichtung nehmen.

Die bisherigen Sicherungen sind vielfach von den Einbrechern, welche über derartige Einrichtungen aufs genaueste unterrichtet sind, einfach umgangen worden, so daß diese gar nicht in Tätigkeit treten konnten.

Die Firma Walter Blut, elektrische Signal- und Kraftanlagen, Berlin SW. 12, hat eine Sicherungsvorrichtung, „Elektresor“, zum Patent angemeldet, welche allen Anforderungen entsprechen soll. Die „Elektresor - Sicherungseinrichtungen" zerfallen in zwei Gruppen:

I. Elektresor-Systeme, umfassend: a) Kontaktapparate für Erschütterung; b) dieselben für Erschütterung und Erhitzung. c) dieselben für Erschütterung, Erhitzung und Belichtung; d) Signalapparate 1; e) Signalapparate II. Die Elektresor-Systeme sind durchweg nach Art der Wheatstone-Schaltung ausgeführt.

II. Elektresor-Netze. Die Elektresor-Netze sind an Wänden, Fußböden, Decken usw. auszulegende, nach einem besonderen Verfahren herzustellende Schutznetze.

Als Vorteile der „Elektresor-Sicherungseinrichtung" werden bezeichnet:

1. Die „Elektresor-Systeme" kontrollieren sich selbst.

Jeder Fehler, jede Veränderung oder Beschädigung der Sicherungsanlage, auch jedes Versagen der Betriebsbatterie wird selbsttätig durch Alarmsignal gemeldet.

2. Selbst dem Installateur der Anlage sind Eingriffe in die Wirkungsweise derselben nach erfolgter Abnahme ohne Herbeiführung eines Alarmsignales völlig unmöglich.

3. Gebäudeerschütterungen, z. B. durch in der Nähe fahrende Wagen, bewirken kein Alarmsignal, dagegen ruft jede den durch das System geschützten Behälter direkt treffende Erschütterung unbedingt ein solches hervor.

4. Jedes System kann mit Temperatur-Kontakt ausgerüstet werden, welcher das Alarmsignal auch auslöst, sobald die Temperatur der Umgebung eine bestimmte Grenze überschreitet.

5. Außer auf Erschütterung und Erhitzung kann das System sogar noch auf bloße Belichtung wirkend geliefert werden. 6. Die für den Betrieb der Elektresor-Sicherungsanlage erforderliche Stromstärke ist eine minimale und beträgt etwa vier Hundertstel Ampere. Die Stärke der Batterie selbst ist von den in Betracht kommenden Leitungslängen ganz unabhängig.

7. Zur Verbindung des Kontrollraumes mit dem zu sichernden Raume bzw. dem Kontaktapparat ist nur eine gewöhnliche Doppelleitung, ja, bei vorhandener guter Erdrückleitung sogar nur eine einzige Leitung erforderlich.

8. Ein Außertätigkeitsetzen des Kontaktapparates durch Umgießen desselben mit Klebstoff oder auf andere Weise ist unmöglich.

9. Durch ein „Elektresor-System" können gleichzeitig mehrere Behälter oder Räume gesichert werden, wenn dasselbe mit einem „Elektresor-Netze" verbunden wird oder mehrere Kontaktapparate verwendet werden.

10. Für die Installation des „Elektresor-Systems" ist keinerlei Veränderung der zu sichernden Behälter erforderlich. Der Kontaktapparat desselben wird vielmehr an seiner Leitungsschnur einfach mittels gewöhnlichen Steck-Kontaktes vor den zu schützenden Behälter gehängt, wo er sich infolge seiner besonderen Einrichtung selbsttätig in Arbeitslage einstellt. Durch Lösung des Steck-Kontaktes kann der Kontaktapparat, selbstverständlich nach vorheriger Ausschaltung des Alarmsignales, tagsüber entfernt und beliebig aufbewahrt werden.

Die „Elektresor-Netze" bestehen aus in Glasröhren bifilar gespannten Drähten, die derart untereinander und mit dem Elektresor-System verbunden sind, daß beim Zertrümmern irgend eines Rohres durch eintretende Berührung der Drähte desselben untereinander oder durch deren Zerreißen unfehlbar ein Alarmsignal verursacht wird.

Die „Elektresor-Netze“ können an Wänden, Fußböden und Decken fest verlegt werden, während dieselben vor Schaufenstern, Türen usw., einfach aufgehängt, mit dem übrigen Netze durch Stöpsel oder Einschraub- Kontakte so zu verbinden sind, daß ihr Entfernen nur gewaltsam oder nach Lösung der Verbindungs-Kontakte möglich ist, wodurch selbstverständlich in beiden Fällen das Alarmsignal in Wirkung gesetzt wird.

Vortrag über Rubine-Rekonstitue.

Gehalten von Wilhelm Fischer, am 25. Januar 1906 in der Freien
Vereinigung des Gold- und Silberwaren gewerbes zu Berlin.

Meine Herren! Einer unserer ersten Juweliere hier am Platz sagte kürzlich, daß man den neuauftretenden geschmolzenen Rubinen bezüglich seiner Erkennbarkeit ziemlich ratlos gegenüberstehe, und es wäre eigentlich richtig, daß ein Gesetz geschaffen würde, wonach alle diejenigen, welche Edelsteine nachahmen und dadurch den Wert der Edelsteine herunterbringen, totgeschosssn werden. Da mir das aber so ohne weiteres nicht anzugehen scheint, sind wir wohl um so mehr verpflichtet, diesem Rubin-Rekonstitue und allen noch anderen neu in die Erscheinung tretenden gemachten Edelsteinen unsere ganze Anfmerksamkeit zuzuwenden.

Diese Anschauung veranlaßte mich, und weil es ja in erster Linie meine Aufgabe sein muß, Fragen, die unser Gewerbe angehen, lösen zu helfen, mit Herrn Professor Scheibe in der Bergakademie über diese Steine zu verhandeln. Der Herr sagte sofort, daß diese Angelegenheit äußerst wichtig sei; denn wenn die Vervollkommnung noch weiter schreitet, daß es dann allerdings besondere Merkmale und bestimmte Anzeichen nicht mehr geben würde. Bis jetzt seien diese nachgemachten Rubine noch zu erkennen, jedoch gehört dazu, daß man sich ein Mikroskop anschaffe und Vergleiche anstelle mit den echten Rubinen; auch sei erforderlich, und manchmal auch ausreichend, eine gute Lupe.

Diese erste Unterredung veranlaßte mich, ein Mikroskop anzukaufen, eine Partie Rubine-Rekonstitue zu beschaffen, und zwar 17 Stück, und die erforderlichen Untersuchungen vorzunehmen, wofür mir Herr Professor Scheibe Anweisungen gegeben hatte. Ich stellte fest und fand bestätigt, was der Herr Professor über diese Rubine zu mir gesagt hatte. Bei dem zweiten Besuch in der Bergakademie nahm ich echte und Rubine-Rekonstitue mit und wurden durch Herrn Professor Scheibe und von mir die Versuche wiederholt. Die Ergebnisse sind folgende:

Der echte Rubin kommt vollständig rein nur äußerst selten vor; das heißt, wenn man ihn unter dem Mikroskop betrachtet. Fast bei allen findet man mehr oder weniger charakteristische Einschlüsse, die einer Kristallisation ähnlich sehen.

Ein zweites Unterscheidungsmerkmal bei dem echten Rubin ist die Zweifarbigkeit, die ganz besonders bei den dunklen Steinen mehr hervortritt, wie bei den hellen. Um dies zu beobachten, ist eine Dichro-Lupe (Zweifarbigkeitslupe) erforderlich. Setzt man diese auf die Prismenfläche und betrachtet das hindurchgehende Licht durch das geteilte Objektiv, so erkennt man deutlich die Zweifarbigkeit des Rubins; und zwar ist die eine Seite beider Bilder das eine hellrot, das andere dunkelrot, meist etwas ins Violette.

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