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AUS UNSEREM WETTBEWERB ZUR ERLANGUNG VON SCHMUCKMUSTERN FÜR DEN KLEINGOLDSCHMIED.

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Japanische Heraldik.

Von H. G. Ströhl.

Aus der Zeitschrift Deutscher Buch- und Steindrucker", Berlin.

Alles, was mit Daï Nipon oder Japan in Verbindung steht, ist durch den verblüffenden Siegeszug der „roten strahlenden Sonnenscheibe" durch die Gefilde der südlichen Mandschurei für uns zum Glücke Fernewohnenden höchst interessant geworden und so möge es gestattet sein, hier einiges über ein Produkt der Graphik vorzuführen, das zwar mit dem modernen japanischen Kriegswesen nur einen mehr losen Zusammenhang besitzt, dafür aber mit dem alten bis über den Schluß der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr innig verwoben war.

Ich hatte schon einmal Gelegenheit, auf die eigentümliche Erscheinung des japanischen Wappens hinzuweisen, das mit unserm europäischen Wappen, trotz der auffallenden Verschiedenheit in der äußeren Formation, doch so manches

gut heraldischen, mustergültigen Wappenbildern, welche wir aus dem 13. und 14. Jahrhundert kennen.

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Während das europäische Wappen seine Heimat auf dem Banner und dem Schildgrunde zu suchen hat, dürfte das japanische aller Wahrscheinlichkeit nach der Musterung der Stoffe seine Entstehung verdanken. So wie das Wort „Wappen" in alter Zeit mit „Waffen" identisch war man sagt ja heute noch: „ich bin gewappnet", so besitzt das Wort „Mon" außer Wappen" noch die Bedeutung Muster" oder Dessin (Jimon Stoffmuster), sicherlich ein Hinweis auf den Ursprung dieses graphischen Gebildes. Durch die Vorliebe von seiten einer Familie für ein bestimmtes Muster, das sie auf ihren Kleiderstoffen, Tapeten usw. anbringen ließ, kann sich sehr

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Gleichartige aufzuweisen hat. Die Figur des europäischen Wappens ist, wie bekannt, stets innerhalb eines Schildes zu sehen, der hingegen bei dem japanischen Wappen oder Mon ganz in Wegfall kommt, weil der Schild in Japan niemals eine besondere Rolle gespielt hatte, während er bei uns im Mittelalter von ganz hervorragender Bedeutung für die kriegerische Ausrüstung gewesen war. Ein zweites auffallendes Merkmal der japanischen Heraldik ist die untergeordnete Stellung, die den Tinkturen zugewiesen wird, während das europäische Wappenbild im hohen Grade von seinen Tinkturen abhängig ist und ohne diese gar nicht existieren könnte. Das Mon dagegen erhält erst auf den Bannern, Flaggen oder auf gleichem Zwecke dienenden Dingen feststehende Farben, um es weithin sichtbar und kenntlich zu machen. So führte z. B. die alte Daïmyo-(Fürsten)Familie Satake von Oshiu-Akita eine schwarze Flagge mit einem weißen Faltfächer oder Ogi in der Mitte, der mit einer schwarzen Kreisfläche belegt ist (Bild 1), die Daïmyo-Familie Matsudaira von Ise-Kuwana in Blau eine weiße kleine Kreisfläche, um die fünf große von der gleichen Farbe angeordnet sind (Bild 2); die Daïmyo-Familie Ikeda von BizenOkayama aber führte in Gelb einen fliegenden weißen Schmetterling (vergleiche das Bild 3) usw.

Sonst erscheint im allgemeinen das Mon entweder bloß licht auf dunklem Grunde oder umgekehrt und wirkt nur durch seine Silhouette. Diese Art und Weise der Darstellung bedingt von selbst eine höchst einfache und klare Form, ähnlich den

Bild 3

leicht allmählich das betreffende Gebilde zu einem Wappenbilde dieser Familie entwickelt haben. Die große Liebe, die das japanische Volk, hoch und niedrig, der Natur und ihren Erscheinungen entgegenbringt, eine Liebe und Zartheit der Empfindung, von der wir Europäer leider nur ein sehr geringes Maß besitzen, läßt diesen Vorgang in der Entstehung der Wappen nicht so unwahrscheinlich finden. Selbstverständlich ist diese hypothetische Annahme nicht für alle existierenden Mon gedacht, aber sehr viele von ihnen können auf diese Art entstanden sein.

Die Motive der japanischen Wappenbilder, die in ihrer Einfachheit an unsere gewerblichen Marken erinnern, die ja auch an keine Farben gebunden werden, sind zumeist der Pflanzenwelt, der Welt der kleinen Tiere (Vögel, Amphibien, Insekten), der kriegerischen Ausrüstung, dem Hausrate oder dem geometrischen Formenschatz entnommen. Größere Tiere sind weit seltener, menschliche Figuren überhaupt nicht in Verwendung. Alt- chinesische Schriftzeichen (Kakuji) werden hie und da ebenfalls als Mon gebraucht; ihre graphische Form, die einem geometrischen Ornamente nicht unähnlich ist, läßt ihren Gebrauch als Mon nicht störend erscheinen (Bild 40). Diese verschiedenen Wappenmotive finden sich einzeln oder in der Mehrzahl zu einer Figur zusammengestellt, frei schwebend oder von einer Kreislinie (Kokumochi, Bild 21), einer Ringfläche (Maru, Bild 29), einem Vierecke (Kaku, Bild 40), einem Sechseck (Kikko) usw. umschlossen. Auch Motive von verschiedener

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