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Neue Arbeiten von Hugo Schaper in Berlin.

Wir bringen heute einige Abbildungen hochinteressanter, eigenartiger Arbeiten von Hofjuwelier Hugo Schaper in Berlin, die mit noch mehreren Stücken dieser Art in einer der letzten Quartals-Versammlungen der Freien Vereinigung zu Berlin ausgestellt waren. Ihre Entstehung und Bestellung verdanken dieselben einem reichen Kunstmäcen, der als Antiquitätenliebhaber seltene Steine, Plaketten, Emaillebilder, Elfenbeinschnitzereien usw. sammelt und dann zu derartigen Arbeiten verwenden läßt. Es gehört eine reiche Phantasie, umfassende Stilkenntnis und sicherer Geschmack dazu, diese Aufgabe in so mannigfaltiger und gefälliger Weise zu lösen, wie es hier geschehen ist.

Keinem eigentlich praktischen Zweck dienend, tragen die Stücke das Gepräge alter Arbeiten, wie wir sie vielfach aus dem Grünen Gewölbe in Dresden und der reichen Schatzkammer in München kennen und bewundern.

Abb. 1. Der Obelisk, dessen Grundform von gelblichem, antikem Marmor ist, trägt auf jeder der 4 Seiten 4 Gemmen in Onyx. Kugeln, Gliederungen, Festons sind, wie die Fassungen der Gemmen selbst, aus leicht oxydiertem Silber gefertigt.

Abb. 2. Eine antike Gemme bot auch den Anlaß zu der reichen Renaissance-Fassung in Kartuschen-Form. Vier Kriegerköpfe, nach den Schlütermasken vom Berliner Zeughaus in Emaille ausgeführt, Opale und Perlen heben sich herrlich von dem wechselnd in Vergoldung und oxydiertem Silber gehaltenem Ornament ab.

Abb. 3 stellt eine ovale Kristallplatte dar mit den vier Lebensaltern, nach dem bekannten Relief von Thorwaldsen geschnitten; sie wird, reich gefaßt, von einem kleinen, sehr schön ziselierten Amor auf großer Bernsteinhalbkugel getragen.

Der beschränkte Raum gestattet uns, nur einen kleinen Teil der ausgestellten Arbeiten zunächst wiederzugeben, die selbstverständlich in der Originalausführung weit reicher wirken als es die Abbildung wiedergeben kann. Auf die übrigen hoffen wir zurückkommen zu können. Das Ganze liefert den erfreulichen Beweis, daß die reichen Kunstliebhaber auch in unserem Deutschland sich mehren, und auch hier begabte, tüchtige Künstler für ihre Aufträge finden zum Segen unseres deutschen Kunstgewerbes. L. P.

Aus dem Pariser Schmuckgeschäft.

Mit Logik gibt sich eine der interessantesten Spezies der heurigen Nouveautés nicht ab je trübseliger, je jämmerlicher, es in den gewaltigen Hallen der Pariser Börse aussieht, desto leuchtender, desto luxuriöser werden die Börsen der Pariser Damen, in die sich der Goldstrom ergießen sollte. Da sehen wir kleine Säcke, deren Goldringe so kunstvoll ineinander gefügt werden, daß sie ein Damastdessin bilden, andere wieder, die wie ein Goldvolant, oben in Falten gezogen, sich um ein Rahmenschloß gruppieren, dann glatte Goldsäcke, bei denen ein Flamingo mit ausgespannten Flügeln den Verschluß maskiert und dessen Gefieder rosig schimmernde Opale bilden. Einige Goldsäckchen bergen ein Geheimfach; es enthält den Lippenstift, Puder für die Wangen, Kohle für die Augenbrauen und einen Spiegel mit einem in der Ecke eingeritzten Frauenköpfchen, das die Wahrheit darstellen soll. Ganz neu sind Portemonnaies aus Goldplatten mit Kettchen, in der Form den traditionellen Lederportemonnaies nachgebildet, ihre Frontseite zieren Pfauen in getriebener Arbeit mit offenem Rade, dessen aus Rubinen und Diamanten gebildete Augen sich über die ganze Fläche ausbreiten, oder Eulen, die mit verschlafenen Smaragdenäuglein zwinkern, oder Schlangen, welche sich gleich Riemen um die Börsen schlingen, als wollten sie gewaltsam deren Öffnen verhindern. Bei den Ringen, Armbändern, Gehängen taucht nun häufig die lange vernachlässigte Herzform auf, ein Fingerzeig der neuen Richtung, die nach größerer Pause den Franzosen auf der Bühne, im Roman, ja selbst im Leben wieder gestattet, etwas Gefühl zu zeigen, ohne dadurch lächerlich zu werden. Reizend sind Ringe, deren Herzen aus Rubinen, Smaragden, Saphiren, Diamanträhmlein umgeben, die

wieder eine Rubinlinie und nebstbei eine Diamantwand einsäumt, also kleine, wohlbehütete Herzen. Sehr modern sind Ringe mit spitzig zugeschliffenen Steincabochons, Katzenaugen, Saphiren oder Opalen, noch neuer sind ein bis zwei Zentimeter breite Ringe, die ein durchbrochenes Grecquemuster aus Diamanten zeigen, durch das die weißen, modernen Finger schimmern.

Die sehr begehrten Platinringe sind dem starken Geschlechte reserviert, das heuer so viele Artikel von Juwelen bezieht, daß ihm in der Rue de la Paix von je zwei Schaufenstern meist je eines ausschließlich gewidmet wird. Da funkelt das Heer der Knöpfe, die bei den hohen Gilets immer zahlreicher auftreten müssen, birnenförmige Perlen, graue oder rosa, bilden Krawattennadeln, die man, so deren Preis unerschwinglich, seufzend durch birnenförmige Opale ersetzt. Die Zigarettentaschen sind meist ihrer ganzen Goldfläche entlang graviert, mit einer Rahmenlinie aus Email über Edelsteinen. Oft delogiert man einige Zigaretten, um im Innern des Etuis für einen schmalen Zündhölzchenbehälter Platz zu machen. Denn seit man die zweite Westentasche für das Goldetui benötigt, sind die Zündhölzchenschachteln, und wären sie noch so kostbar, in Gefahr, obdachlos zu werden. Die Goldetuis mit zwei Federnbettchen für Zehn- und Zwanzig-Francsstücke kleidet man außen in rötliches, sehr glänzendes Gold und dekoriert sie der ganzen Länge nach mit Streifengruppen oder Hämmerarbeit. Zigarrenabschneider, Bleistift, Füllfeder, Zahnstocher und Nagelfeilen, Schlüssel- und Zwickeretui müssen bei einem eleganten Pariser von heute gleichfalls vom Juwelier kommen, rechnen wir noch Uhrkette, Hand- und Manschettenknöpfe, Stock- und Schirmgriff und die Schnallen der Sockenhälter

hinzu, sieht man, daß der Herr der Schöpfung schon nach außen hin, einen ganz respektablen Wert repräsentiert. Warum sollen angesichts dieser Tatsachen nicht auch die Damen Freude an glitzerndem Tand zeigen und nicht mit Vergnügen nach den, aus Diamanten gefügten oder aus Gold ziselierten Louis XV.Lorgnons greifen, warum sollten sie kein Verlangen nach den neuen Armbändern tragen, die meist ein absichtlich bunt ungeordnetes Gemisch von farbigen Edelsteinen bieten und die man ja bei den modernen kurzen Ärmeln wirklich dringendst benötigt.

Unsere Großväter und Großmütter, für welche der Besitz einer schweren goldenen Uhr der Inbegriff des gediegenen Komforts bildete, würden die modernen Taschenuhren nur kopfschüttelnd betrachten; man stellt sie meist im Profil ins Schaufenster, auf daß man bewundern könne, wie dünn sie geworden, ein Silbergulden ist im Vergleiche mit ihnen der prädestinierteste Marienbader Kurgast. Auch vom Golde sieht man wenig mehr an ihnen, es verschwindet unter kunstvollem Email oder unter einem Sprühregen von Edelsteinen.

Ideen-Wettbewerbe.

Aus der Zeitschrift „Der Kunstwart" München, entnehmen wir nachfolgende interessanten Ausführungen:

Wie fördern Konkurrenzen die Kunst? Im allgemeinen: schlecht. Darüber sind die Künstler und eine große Zahl von Kunstfreunden einig. Schlecht, nicht nur, weil schließlich das Ergebnis tast jeden Wettbewerbes in keinem rechten Verhältnis zu der aufgewendeten Arbeit steht, sondern auch, weil die Form des heute üblichen Wettbewerbes leicht lähmend wirkt: sie zwingt den Künstler auch dort, wo es nicht nötig wäre, Bedingungen auf, stellt ihrer Phantasie begrenzte Marschrouten mit Punkt eins, zwei, drei, und wehe ihnen, wenn sie im Eifer der Arbeit einen solchen „Punkt" unbeachtet lassen. Der „Kunstwart" hat deshalb schon vor Jahren freie Ideenwettbewerbe neben den üblichen beengenden Konkurrenzen zur Lösung einer gestellten Aufgabe vorgeschlagen. Soviel wir wissen, hat aber bisher nur die königlich sächsische Regierung ihren Jahressatz von 20000 Mk. zur Förderung von Kleinplastik unter den Bedingungen eines freien Ideenwettbewerbes vergeben.

Wie nun verlautet, stehen auf Anregung der Berliner Bildhauervereinigung die preußische Landeskunstkommission und der Kultusminister vor der Entscheidung, ob sie einen Teil des Landes- Kunstfonds von 300000 Mk. für derartige reformierte Wettbewerbe verausgaben wollen. Es wäre dringend zu wünschen. Nicht als ob das Gute auch mancher bindenden Auf

gaben verkannt werden sollte: die bildenden Künste haben mit Gebrauchszwecken zu rechnen und sollen auch an ihrer Bewältigung ihre lebendige Tüchtigkeit erweisen. Aber man sollte nicht beschränken, was nicht beschränkt werden muß, und man sollte die Beschränkungen nicht weiter treiben, als nötig ist. Wie könnten z. B. unsere reichen Städte oder die Kreisund Provinzialkörperschaften die örtliche Kunstpflege beleben, wenn sie regelmäßig ein paar tausend Mark im Jahre an solche freien Wettbewerbe wendeten!

Auch das Kunstgewerbe klagt. Die öffentliche Ausschreibung von kunstgewerblichen Arbeiten für öffentliche Gebäude und dergleichen, das sogenannte „Submissionswesen“, das auf gegenseitige Unterbietung der Handwerker und auf entsprechend minderwertige Arbeit hinausläuft, ist immer noch beliebt, weil es für den öffentlichen Säckel so sehr bequem ist. Gelder, die auf freierem Wege dem Kunsthandwerk zufließen, fördern nicht genug, so klagt R. Rücklin in der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung“ (VIII, 38), weil die „zielbewußten Aufträge fehlen. Anstatt der Wiederholungen alter Meisterwerke, wie sie z. B. unter den Hochzeitsgeschenken für den preußischen Kronprinzen so zahlreich zu finden waren, möge man dem modernen Kunsthandwerk Eigenes zumuten. Eine Forderung, die sich eigentlich so sehr von selber versteht, daß man nicht nötig haben sollte, sie immer noch zu wiederholen.

Unsere Bilder.

Die prächtigen Phantasiearbeiten des Altmeisters unserer deutschen Goldschmiede, Hofjuwelier Hugo Schaper in Berlin, erfahren ihre Würdigung und Erläuterung an gesonderter Stelle. Wir bringen diese Arbeiten nicht etwa deswegen, weil oder obgleich sie im Renaissancestil gehalten sind, sondern weil wir sie künstlerisch für so interessant und wertvoll halten, daß die

Stilfrage überhaupt dabei ausscheidet. Es sind Kunstwerke der modernen Goldschmiedekunst; das genügt für uns.

Die übrigen Abbildungen sind Entwürfe aus unserer Konkurrenz für Schmuckmuster für den Kleingoldschmied; eine besondere Besprechung derselben kann uns wohl erlassen werden. R. R.

EMENE MEME

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ENTWÜRFE VON GEORG OPPENLÄNDER, KITZINGEN (BELOBUNG).

AUS UNSEREM WETTBEWERB ZUR ERLANGUNG VON SCHMUCKMUSTERN FÜR DEN KLEINGOLDSCHMIED.

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