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Die

Huldigungs-Adresse der Königl. Technischen Hochschule zu Aachen

zur Silberhochzeit unseres Kaiserpaares.

ie Königliche Technische Hochschule zu Aachen widmete unserem Kaiserpaare zum silb. Jubelfeste eine Adresse, die als ein Meisterwerk der Kleinkunst bezeichnet werden muß. Sie besteht aus einem reichverzierten Texte, künstlerisch ausgeführtem Bilderschmuck und einer überaus kostbaren Umrahmung. Unsere Original - Aufnahme zeigt sie in geöffnetem und geschlossenem Zustande. Das große Mittelbild stellt die Huldigung der Fakultäten dar, ein sprudelnder Brunnen versinnbildet die ewig junge Wissenschaft. Auf dem linken Seitenbild erleuchtet die Lichtgestalt des Lebens die düstere Klause der Buchgelehrsamkeit; auf der rechten Seite überreicht Pallas, als Lehrerin der Technik, den Bergleuten einen Bohrturm. Der Schöpfer dieser lebensvollen Bildwerke ist Professor Alexander Frenz-Aachen. Ganz besonderes Interesse aber erweckt auch das kostbare Schreinwerk, welches die Adresse umschließt. Es hat die Form eines Triptychons, ist aus edlem Holze hergestellt und reich mit Kupfer beschlagen. Ganz hervorragend aber ist die Vorderseite geschmückt, auf welcher ungefähr sämtliche Techniken der Goldschmiedekunst, als Gravuren, Ziseluren, Treibwerk, Email, Niello, Emailbrun und Filigran, sich zu einem Ganzen von bestrickender Schönheit und Farbenpracht vereinigen. Offiziell wird das Schreinwerk beschrieben:

,,Auf mattsilbernen, mit Adlern bemusterten Grundflächen ziehen sich nach der Mitte hin vier vielfarbige, ornamentale Emailbänder, aus Grubenschmelz hergestellt, die mit feinem Filigran eingefaßt sind. Inmitten der beiden Türflügel sind zwei allegorische Email-Gruppenbilder, gleichfalls aus Grubenschmelz hergestellt, angebracht, die Vorbereitungen zur Festfeier des Kaiserpaares und somit den Hinweis auf die im Innern dargestellte Huldigung enthaltend. Umrahmt werden diese Emailbilder von einem prächtigen Rand, der in der sogenannten Emailbrun-Technik ausgeführt ist. Die goldenen Kronen des Kaiserpaares zieren die oberen silbernen Türflächen. Nach oben hin wird das Triptychon in einem Halbbogen von einem kräftigen Profilwulst, der mit getriebenem Ornament verziert ist, abgeschlossen, wohingegen ein feiner Niellostreifen als Verzierungsleiste die beiden Türflügel abgrenzt. Die Tür- und Schließvasetten sind mit prächtiger Filigranarbeit und feinem Niello-Ornament verziert. Malachite, Lapis-Lazuli, Türkise und Bergkristalle erhöhen in dezenter Weise den Farbenreiz des ganzen Werkes. Zwei reich emaillierte Säulen, auf denen sich große fackeltragende Engelfiguren, von Herrn Bildhauer Piedboeuf modelliert, erheben, flankieren zu beiden Seiten mächtig das fast ein Meter hohe Kunstwerk."

Unsere Bilder.

Der Gegenstand unserer ersten Tafel, das prächtige Ehrengeschenk der technischen Hochschule Aachen zur silbernen Hochzeit des deutschen Kaiserpaares, wird in einer gesonderten Besprechung eingehend erläutert. Wir begnügen uns an dieser Stelle damit, unserer Freude darüber Ausdruck zu verleihen, wie schön hier Goldschmiedekunst und Malerei, Kunsthandwerker und Künstler zusammengearbeitet haben, um ein Werk, würdig deutschen Kunstvermögens zu schaffen. führende Goldschmiedefirma, Stiftsgoldschmied Aug. WitteAachen, ist unseren Lesern nicht fremd. Wir haben schon bei Gelegenheit des Kölner Verbandstages und der damit verbundenen Ausstellung rheinischer Goldschmiedearbeiten Werke derselben veröffentlicht.

Die aus

Schmuckentwürfe bringen wir heute von drei jüngeren Zeichnern, von V. Saucerotte-Hanau, von H. Büntemeyer-Hanau, und Bruno Siebmann-Berlin. Es ist interessant, zu beobachten, wie jeder derselben auf andere Art aus dem Formenschatze moderner Schmuckkunst zu schöpfen weiß, und wie jeder zu anders gearteten, in ihrer Art gleichguten Ergebnissen kommt.

Zeigen diese Arbeiten, wie die meisten unserer Schmuckentwürfe und Schmuckabbildungen, einen typisch deutschen Charakter, so hoffen wir das Interesse unserer Leser damit zu erregen, wenn wir auch einmal Schmuckstücke abbilden, welche als Typen des modern englischen Künstlerschmuckes angesehen werden können. Sie zeigen deutlich die Neigung des Engländers, sich auf eine engbegrenzte Richtung zu beschränken, und diese bis zur äußersten Konsequenz durchzubilden. Edgar

Simpson schließt seine Perlen und Steine nur durch das Mittel phantasievoll und elegant geschwungener Drahtzüge zu fertigem Schmuck zusammen, C. R. Ashbee bervorzugt die getriebene Blecharbeit. Jeder weiß in der von ihm gewählten Arbeitsweise künstlerisch hochoriginelle, aparte Wirkungen zu erzielen, wenn auch die Einseitigkeit der Ausdrucksweise manchmal befremdend wirkt.

Den Beschluß unseres heutigen Heftes bildet wieder ein Ehrengeschenk, einen Kunstschrein, den elsässische Kreise dem deutschen Linienschiff „Elsaß" gestiftet haben, und der in seinem Inneren Ansichten aus dem Elsaß birgt. Der Goldschmied und Lehrer an der städtischen Kunstgewerbeschule, Herr Philipp Oberle, hat das ebenso prunkvolle wie schöne Werk geschaffen. In oxydiertes Silber geschnitten und getrieben, zeigt der Schrein auf seiner Stirnseite die Ansicht der Hohkönigsburg, das Wahrzeichen der Vogesen. Stechpalmenranken in Altgold, schlingen sich als Rahmen um die Burg. Darunter ein Spruchband in Gold: „Gruß aus dem Elsaß an S. M. Linienschiff Elsaß". Unter dem Spruchbilde ein Wappen mit drei erhabenen in Gold getriebenen Kronen, der Querbalken mit Stechpalmenranken, der Grund in Emaille ausgelegt. Die vordere, untere Schmalseite ist belebt durch ein Silber gestochenes Ornament, dessen Motiv wieder Stechpalmblätter bilden. Die Ecken und Füße des prächtigen Schreins sind aus Altgold. Das Innere des Prunkkastens birgt Ansichten aus dem Elsaß, angefertigt in der berühmten Kunstanstalt Braun & Co. in Dornach. R. R.

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