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Der Rats-Silberschatz der Stadt Frankfurt a. M.

Zeit einigen Jahren wird der Rats-Silberschatz der Stadt Frankfurt am Main durch Stiftungen verschiedener Frankfurter Adels- und Bürgerfamilien um wertvolle Kunstgegenstände immer mehr bereichert. Da ist zunächst ein prachtvoller Prunkpokal; nach einem Entwurf des verstorbenen Prof. Linnemann, eines hervorragenden Glasmalers, gefertigt. Derselbe ist etwa 1 Meter hoch, in reichornamentalem gotischen Stil und in antiker Vergoldung gehalten. Am Fuß dieses großartigen Pokales ist das Wappen des Stifters in Emaille und eine Widmung desselben angebracht; rund herum sind Münzen der deutschen Kaiser Römischer Nation von Kaiser Karl dem Großen an, eingelassen und über jeder Münze das Wappen des entsprechenden Herrschers, ebenfalls in Emaille. Weiter sind noch auf dem Fuße gotisches Blattwerk von fein modellierten Engeln gehalten, angebracht. Um den Korpus herum sind wieder große Münzen der deutschen Kaiser angebracht und zwar so, daß dieselben drehbar sind und man somit auch die Reverse der Münzen sehen kann. Die Ränder des Korpus ober- und unterhalb der Münzen sind wieder mit freistehendem Blattwerk, zwischen welchen in Abständen gotische Adler angebracht sind, reich verziert. In dem Korpus befindet sich ein herausnehmbarer Einsatz, welcher das eigentliche Trinkgefäß bildet. Der Deckel ist mit einem Burgfried gekrönt, auf welchem ein in feinster Emaille ausgeführter St. Georg mit dem Drachen steht. Dieser Pokal macht in seiner ganzen Erscheinung einen imposanten Eindruck.

Ferner ist ein großes Schaustück in Silber, welches ein Stück des alten Frankfurt darstellt und zwar an der alten Mainbrücke; dasselbe ist naturgetreu wiedergegeben. Das Modell für dieses schöne Stück ist von dem ebenfalls verstorbenen Bildhauer Wilhelm Schwind geschaffen. Ein großartiges, eigentlich mehr gigantisches Ansehen gewährt ein großer Tafelaufsatz, welcher so schwer in Silber und so groß ist, er mißt circa 2 Meter in der Länge und die Mittelfigur ist etwa / Meter hoch, daß dieser Aufsatz auf einem eigens dazu konstruiertem Tische stehen muß. Das Modell zu diesem Aufsatz stammt von Herrn Professor Ch. Hausmann, Lehrer an der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt am Main und hervorragender Bildhauer. In der Mitte des Aufsatzes erhebt sich die Figur der Frankofurtia; eine liebliche Frauengestalt, zu deren Füßen mehrere Putten gruppiert sind. Rechts und links von der großen Mittelfigur läuft der Aufsatz in je einer Muschelschale aus, an deren einer Seite wiederum je eine größere allegorische Figur sich befindet. Das ganze Stück ist in einem

feinabgetöntem Oxyd gehalten. An dem glatten Rand des Unterbaues ist eine Widmung des Stifters angebracht.

Ein besonders schönes und wertvolles Kunstwerk ist eine große Figur in Silber in einer Höhe von zirka einem Meter, welche einen massiv goldenen Pokal trägt. Der Fuß besteht aus den Nachbildungen von fünf alten Frankfurter Türmen, welche noch von den ehemaligen Festungswerken herrühren und noch heutigen Tages erhalten sind. Dieselben sind der Eschenheimer Turm, die Galluswarte, die Bockenheimer- Sachsenhäuser- und die Friedberger Warte. Diese Türme sind naturgetreu in Silber nachgebildet. Zwischen denselben sind die emaillierten Wappen der Frankfurt eingemeindeten Vororte, wie Bockenheim, Bornheim, Ober- und Niederrad, sowie das Wappen des Stifters angebracht. Aus den Zinnen und Türmen des Fußes schwebt eine herrliche Idealgestalt der „Frankofurtia“ heraus, welche in den Händen ihrer erhobenen Arme einen Sockel trägt, auf welchem lose das eigentliche Kleinod, der massiv goldene Pokal steht. Dieser Pokal ist mit reichen Ornamenten ziseliert und teilweise wundervoll emailliert. Auf dem Deckel befindet sich die deutsche Kaiserkrone mit Diamanten und Farbsteinen ganz ausgefaßt. Es ist dies ein herrliches Stück deutscher Gold- und Silberschmiedekunst. Aus diesem goldenen Pokal wurde Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. anlässlich seiner Anwesenheit in Frankturt am Main zum Deutschen Sängerfest im Jahre 1903 im neuen Rathaussaale von den Vertretern der Stadt der Willkommentrunk kredenzt. Der Entwurf zu diesem kostbaren Stücke stammt von Herrn Professor Ferdinand Luthmer, Direktor der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt am Main und Bezirkskonservator von Nassau. Das Modell rührt von Herrn Professor Hausmann her.

Nun kommt noch ein Tintenfaß in feinster kiselierter Arbeit, von welchem Entwurf und Modell ebenfalls von vorgenannten Professoren gefertigt wurden. Dieses Tintenfaß wurde erstmalig von Sr. M. Kaiser Wilhelm II. bei seiner Anwesenheit im Jahre 1903 in Frankfurt am Main benutzt um im Rathaussaale seinen Namen in das „Goldene Buch von Frankfurt am Main“ einzutragen. Weitere Stiftungen stehen noch bevor und sind teilweise schon in Arbeit.

Sämtliche Kunstwerke gingen aus dem Atelier des Herrn Hofjuwelier Adolf Schürmann, des früheren Inhabers der Firma E. Schürmann & Co. in Frankfurt am Main hervor mit Ausnahme des Schaustückes, einen Teil des alten Frankfurts darstellend, welches aus dem Atelier der Firma Lazarus Posen Wwe, ebendaselbst, stammt. G.

Moderne französische Zinnarbeiten.

Von Dr. Heinrich Pudor.

er Zinnguß ist seit alters her in Frankreich heimisch. War doch von den Hauptmeistern des Edelzinngusses, Caspar Enderlein und François Briot, der letztere, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte, ein Franzose. Man unterschied in Frankreich bei der „art du potier d'Etain" die gewöhnliche poterie d'étain und die orfévrerie d'étain, die letztere gravierte und mit Zeichnungen bedeckte Zinnarbeit als die künstlerische.

Kein Geringerer als Lessing hat über die beiden Meister eine Abhandlung geschrieben. Bezüglich Enderleins sagt er, daß wir von ihm nicht mehr wissen, als was Doppelmayr von ihm schreibt das ist nämlich das folgende: „Caspar Endterlein, ein Kannengießer*), von Basel gebürtig, machte sich, weil er sowohl auf

*) Die Zinngießer und Kanelgießern werden schon 1363 in Nürnberg erwähnt. Man mischte damals 10 Teile Zinn und 1 Teil Blei.

die Beförderung seiner Profession fleißig bedacht war, als daß er das Poussieren, Steinschneiden und Gießen allerhand Figuren mit vieler Geschicklichkeit triebe, bei allen Kunstverständigen zu seiner Zeit beliebt und belobt. Starb den 19. April 1633.“ Wir besitzen heute über beide Meister François Briot und Caspar Enderlein eine treffliche Monographie von Hans Demiani (Leipzig 1897, bei Karl W. Hiersemann). Wir können hier nicht weiter darauf eingehen, nur soviel sei gesagt, daß von beiden Meistern eine Reihe beglaubigter prächtiger Arbeiten erhalten sind, die, was Enderlein betrifft, auch für die Felderdekoration (Flächendekoration) der deutschen Renaissance von großer Wichtigkeit sind. Im übrigen war der damals geübte Stil natürlich von dem heute geübten ebenso verschieden, als die Technik sich geändert hat. Damals bestand die Kunstfertigkeit darin, daß man so viel wie möglich minutiös durchgeführte Details in die Flächen eingravierte, so daß die Arbeit wie gepreßt aussah. Heute dagegen sieht man mehr darauf, daß die Flächen in reiner runder, plastischer Form hervortreten. Und zweifellos kommt man damit dem Charakter des Materials mehr entgegen, denn diese das Licht vollkommen aufnehmenden und spiegelnden, plastisch herausgearbeiteten Flächen sind es, welche wirken, ähnlich wie beim Silber. Die minutiöse Detailarbeit paßt dagegen beim Silber besser als beim Zinn, weil ersteres alsdann wie oxydiert wirkt, während man beim Zinn das rohere Material herausfühlt, und der so bearbeitete Gegenstand mehr wie ein Modell wirkt. Zudem läßt sich jene minutiöse Detailarbeit beim heutigen Maschinenzinnguß schon aus technischen Gründen nicht durchführen. Deshalb sehen auch unsere großen deutschen Zinnwerkstätten, vor allem E. Kayser-Köln auf die plastische Wirkung. Und ebenso in Frankreich. Von den beiden französischen Meistern, von denen wir hier einige Arbeiten in Abbil

dungen wiedergeben, Jean Bouffier und Louis Boucher, erstrebt der erstere noch breitere plastische Formen als der letztere. Doch scheint uns der letztere den Charakter des Zinnmaterials noch besser zu verstehen als der erstere. Boucher weiß, daß das Zinn dann am günstigsten wirkt, wenn an einer rund gearbeiteten Fläche eine Rippe leise sichtbar wird, wie z. B. an der einen der beiden der Stadt Paris gehörigen Kannen in dem Museum Galliera (auf der Abbildung links). Dann nämlich sieht man auch und erkennt es schon an der Abbildung, daß kein anderes Material als Zinn vorliegen kann. Und man geht fehl, wenn man diese Modellierung, wie es z. B. bei silbernen Leuchtern häufig geschieht, auf das Silber anwendet; man übersieht alsdann, daß das Zinn viel weicher ist als das Silber, und daß das letztere infolgedessen eine gewissermaßen härtere Arbeit verlangt. Hierauf aber, wie wir nicht müde werden zu betonen, also auf die Materialeigentümlichkeit, kommt in der Technik des Kunstgewerbes alles an.

Bouffier macht gerade gegen dies hier soeben erwähnte Gesetz Verstöße, wenn er eine Arbeit, wie er es öfter tut, für Zinn oder Kupfer modelliert. Sind denn Zinn und Kupfer nicht zwei ganz verschiedene Metalle? Ist nicht ersteres hell und blinkend, letzteres dunkel und gedämpft, ist nicht ersteres weicher als das letztere? Und ist nicht letzteres körniger als das erstere? So sieht man auch seiner hier abgebildeten Blumenvase nur das eine an, daß sie vom Künstler in Ton modelliert ist, nicht aber, ob sie in Zinn oder in einem anderen Material, z. B. Terrakotta, ausgeführt werden soll. Daß Bouffier ein sehr talentvoller, sympathischer Bildhauer ist, soll dabei durchaus nicht in Abrede gestellt werden. Im übrigen ist es eben der Materialinstinkt, den wir heute wie immer vom kunstgewerblichen Talente in erster Linie fordern müssen.

Unsere Bilder.

Wir eröffnen unser Heft mit einer Tafel von sorgfältig und gediegen durchgebildeten Entwürfen für Brillantschmuck von A. Hauser-Pforzheim. Ihr ruhiger und zierlicher Charakter läßt sie für Ausführung in Brillanten trefflich geeignet erscheinen.

Auch die vier Entwürfe zu Silberdosen sind tüchtige Arbeiten, schlicht und ruhig gehalten und in gutem Sinne modern. Auf die diskrete Verwendung des Steinmaterials sei aufmerksam gemacht.

Über die französischen Zinnarbeiten spricht sich ein besonderer Artikel aus. Auch über die „Neue Ladentüranlage" finden unsere Leser ebenfalls eine gesonderte und eingehende Besprechung. Auf die geschmackvollen Schutzbeschläge, die, wie die ganze Anlage, nach Entwürfen des Architekten P. Faulstich ausgeführt sind, machen wir besonders aufmerksam. R. R.

Neue Ladentüranlage: Zurückliegende Eingangstür.

Wie die Abbildung Seite 168 zeigt, liegt die Eingangstür von der Baufluchtlinie bedeutend zurück. Die vordere Öffnung mißt 220 cm von Pfeiler zu Pfeiler, letztere mit Kristallspiegel bekleidet. Die Tür, die zwischen den keilförmigen Schaukästen gesetzt ist, ist als Pendeltür gedacht und hat eine Breite von 95 cm und eine Tiefe von 130 cm. Das Material besteht aus Eichenholz und ist grau gebeizt und poliert. Die Facetteglas

scheibe ist aus einem Stück und wird durch das an beiden Rahmenhölzern befestigte Gitter geschützt; sie wirkt auch als Dekoration gut. Ferner ist das Gitter aus geschliffenem Schmiedeeisen (oxydiert) hergestellt. Der Türkämpfer hat eine Neuerung in sich, dieselbe besteht darin, daß er in der Mitte eine spitze Erhöhung erhalten hat, welche dann ausgeschnitten und von beiden Seiten mit farbiger Bleiverglasung zugedeckt wird. In dem hohlen Raum sind elektrische Birnen untergebracht; bei Erleuchtung derselben kann man den Effekt auf der Straße, sowie im Laden wahrnehmen. Das Oberlicht ist mit moderner Facetteverglasung in Messing gedacht und mit Patent-Oberlichtöffner (Lux) angeschlagen. Die Füllung der Kassettendecke ist mit Spiegelglas belegt. Die beiden keilförmigen Schaukästen haben eine Tiefe von 80 cm, eine Breite in dem hinteren Teil von 140 cm. Die Höhe der Eingangstür beträgt mit Oberlicht 360 cm. Über dem Eingang der Front ist ein Glasdach (Baldachin), auf Konsole liegend, vorgesehen; letztere sind an den eisernen Trägern befestigt. Die Breite des Glasdaches beträgt 240 cm, die Tiefe an beiden Enden 70 cm, in der Mitte 1 m. Die Konstruktion des Glasdaches besteht aus Eisen und ist mit starken facettierten Glasstreifen von oben eingelegt. Das Firmaschild ist einfach gehalten und in der Richtung der unteren Stützen, wo ein sinnreicher Arm die elektrischen Bogenlampen hält, geteilt aufgesetzt. Die gesamte Konstruktion ist in silbergrauem Anstrich gehalten. Die Pfeiler, sowie Firmenschilderflächen aus Glas, hellblau untermalt. Zur weiteren Aufklärung dient der darunter skizzierte Grundriß.

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