Page images
PDF
EPUB

mitzufingen, als wenn ihm gar nichts fehlte, und seine Stimme klang so lieblich, wie die eines Seraphs. Reine Himmelsfreude, tiefe Anbetung Gottes drückte sich unter dem Singen dieses Lieds auf seinem Angesichte aus, so daß sichs nicht beschreiben läßt, aber werth gewesen wäre, abgemalt zu werden. Nicht lange darauf verschied er.

(Basler Sammlungen. 1822. S. 264-286.)

M. Johann Christian Schlip alius, Diafonus an der Kreuzfirche zu Dresden vom 3. 1741-1764, dessen liebstes Geschäft das Lob Gottes war und der sich nicht satt genug freuen konnte auf das vollkommene Lob Gottes, wenn er einmal als Ueberwinder seine Krone vor dem Throne des Lammes niederlegen werde, rief den lezten Vers dieses Lieds auf der Kanzel unzähligemal aus, sagte auch den Seinigen fast täglich: „Kinder! gewöhnet euch doch an das herrliche Lob Gottes, tas wird ja in der Ewigkeit einmal unsere vornehmste und liebste Verrichtung seyn. Ach! hier, hier muß noch der Anfang gemacht werden." Darum lernen wir ihn auch bei Nr. 28 nech näher kennen, wie er Gott auch im Feuer und im Ofen des Elends hat loben können.

Die Melodie cac dcbag f findet sich zuerst in Königs harmonischem Liederschaß. 1738. unter dem Namen: „Ach sagt mir nichts von Gold und Schäßen.“ Im Frl. G. 1744. findet sich eine besondere M. mit Repetition des dritten Taktes im ersten und des dritten und vierten Taktes im zweiten Theil

cccg_fis gaga add hg.

5. Womit soll ich dich wohl loben.

Der 91. Psalm aus dem Pfalter Davids, welchen vom J. 1697 an der Hof- und Assistenzrath L. A. Gøtter zu Gotha (Bd. II, 74) in bekannte Melodeyen überjeßt hat. Er findet sich zum erstenmal gedruckt im Halleschen geistreichen G. vom 3. 1697.

Der Bibelgrund:

Vers 3: Esra 9, 6. Nöm. 9, 22.

Luc. 15, 4. Matth. 6, 33.
Weish. 11, 22.

[blocks in formation]

-

Vers 5:

Vers 7: Pf. 25, 10. Vers 8. (fehlt):
Vers 9. (8.): Rëm. 2, 4.
Vers 11. (10.): 5 Mof. 32, 11.

6, 4.
Bf. 91, 7-12.

Hos. 5, 15 Vers 12. (11.):

Der Refrain: „tausend, tausendmal 2c." ist entlehnt aus dem Liede Ernst Christoph Hemburgs in Naumburg (Bd. I, 298), das sich im 1. Thl. seiner geistlichen Lieder. Jena 1658." findet:,,Jesu, meines Lebens Leben." Nur ist,,liebster Jesu", dem Liede angemessen, umgewandelt in großer König“ (Ps. 47, 3.). Dieser Refrain mag

Gottern um so wichtiger gewesen seyn, als damals der schöne Tod des Superintendenten Nikolaus Röser zu Quedlinburg bekannt war. Der hatte nämlich am Charfreitag des Jahrs 1684 mit den Seinigen dieses Homburg'sch Lied gesungen und sich mit besonderer Rührung und Erguß des Herzens an dem Refrain erbaut. Des Abends legte er sich gesund zu Bette und des Morgens in der Frühe wurde er mit gefalteten Händen todt in seinem Bette gefunden.

Den eilften (zehnten) Vers: „Mich hast du 2c.“ als Dankopfer vor den Herrn im Gebet zu bringen, dazu hatte ganz besondere Ursache Carl Heinrich v. Bogazky (B. II, 89), der für das Reich Gottes und zur Erbauung und Erweckung heilsbedürftiger Seelen viele Reisen machte, namentlich in Böhmen, und dabei auf manchen gefährlichen Wegen über Berge und Thäler und Flüsse und an tiefen Abgründen vorbei stets wohlbehalten geführt, namentlich auch mehreremal, z. B. als er auf einem schmalen Steg über eine tiefe Schlucht zu Boden fiel, von augenscheinlicher Todesgefahr errettet wurde. So erzählt er: „Ich fuhr einst mit noch einer Person in einer offenen Chaise. Als wir durch das Thor des Gasthofes fuhren, schlug der Wind mit Gewalt den Thorschwengel zu, und der gieng zwischen mir und der Person mitten durch. Wäre er nur etliche Finger breit zur Rechten oder Linken umgeschlagen, so wäre Einer von uns Beiden ums Leben gekommen. So hatte ich abermals Ursache, den Vers zu beten:,,,,Mich hast du 2c.“

(Lebenslauf, von ihm selbst beschrieben. 1801. S. 118.)

Eigene Melodien hat das Lied erst in neuerer Zeit erhalten, und zwar eine von J. H. Knecht, g g h g h h d h, im J. 1797, und eine von Fr. Silcher, hg dd ga h h, im J. 1824 zu Tübingen componirte. Beide sind in das W. Ch.-B. aufgenommen, die erste aus dem vom J. 1798, die zweite aus dem von 1828. Die Knecht'sche M. hat viel Volksthümliches, die Silcher'sche viel Klang und Kraft. Ursprünglich wurde dieses Lied nach: Jesu, meines Lebens Leben" oder: „Alle Menschen müssen Sterben" gesungen.

6. Herr, höre! Herr, erhöre!

Gedichtet von Benj. Schmolke im 3. 1715 zu Schweidniß, nachdem er das Jahr zuvor Oberpfarrer daselbst geworden war (Bd. II, 408). Es steht in seiner Liedersammlung, die den Titel hat:,,Das in gebundnen Seufzern mit Gott verbundene andächtige Herz vor den Thron der Gnade geleget. Breslau 1715.", und hat daselbst unter den

Kirchengebeten nach der Predigt die Ueberschrift: „Die Gott vorgetragene Nothdurft der Heiligen.“

Das Original ist in der sechsten Zeile nach dem Metrum des Úrlieds: „Innsbruck! ich muß dich lassen“ bloß sechssylbig. In demselben. steht bezeichnend:

V. 1. 3. 4: „Behüte die drei Stände“ und V. 4. 3. 1-3: „Cieb unserm Kaiser Glücke, laß seine Gnadenblicke auf unser Zion geh'n.“ V. 6. fehlt ohne Schaden.

* 7. Ach, bleib mit deiner Gnade.

Gedichtet von Dr. Josua Stegmann, Professor der Theologie auf der Universität Rinteln (Bd. I, 237), und zum erstenmal gedruckt in dessen, erneuerten Herzensseufzern, darinnen Zeitgebetlein auf die bevorstehende betrübte Kriegs-, Theurung- und Sterbezeiten gerichtet. Rinteln 1630.", als ein einem Gebet,,um Benedeiung und Erhaltung des lieben Predigtamtes" angehängter Schlußreim. In diesem Gebet betet er unter Anderem:,,Herr Jeju, du Doktor mit der gelehrten Zungen, du Lehrer der Wahrheit! ... siehe an unsere Noth und hilf uns, unser Elend und errett' uns. Deine Kirche stehet wüste, die Engel des Friedens weinen bitterlich, die Mundboten des Heils geben traurig, die Wächter deines Volks rufen erbärmlich, daß deine Kirch zum Bett der Drachen und dein Erbe zur Weiden der Straußen gemacht wird, die Feinde deiner Kirche fahren daher gewaltiglich, die falschen Lehrer verführen unzählich; ihr Mund redet Lügen, ihre Zunge dräuet Verderben; für solchen Seelenverderbern behüt uns gnädiglich; schneide ab die Zunge, die wider dich frieget, daß wir uns nicht bewegen lassen von dem rechten Sinn, sondern festhalten ob dem Wort, das gewiß ist und lehren kann, ob dem Wort, das unsere Seelen jelig machet."

[ocr errors]

Der durch alle Verse dieses Liedes sich durchziehende Grundton ist das Wort der zwei Emmahuntischen Jünger: Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget." Luc. 24, 29.

Der Bibelgrund jedes einzelnen Verses nach dem Original ist folgender:

B. 1. Jesaj. 54, 10.

V. 2.

V. 3.

„Ach bleib mit deinem Worte ... daß uns beid, hie und

[merged small][ocr errors]

1 Petr. 5, 8.

Jerem. 15, 16.

„Ach bleib mit deinem Glanze”

Joh. 1, 9. 8, 12.

Jesus, der im Alten Bunde schon der Welt als Sonne der

V. 4.

V. 5.

V. 6.

Gerechtigkeit verheißen war (Maleach. 4, 2.), wurde ihr in der Fülle der Zeit geschenkt als das Licht, das alle Menschen erleuchtet, als der Glanz der Herrlichkeit des Vaters und das Ebenbild feines Wesens (Ebr. 1, 3.)

„Dein' Wahrheit uns umschanze“ sey wie eine Schanze, wie ein Wall und Graben um uns her, daß wir aus der Wahrheit gar nicht herauskënnen und vor allen Berführungen und Angriffen des Vaters der Lüge gesichert sind Sprüchw. 10, 22.

„Du starker Held" Jesaj. 9, 6.

„Daß uns der Feind nicht truße“ sich nicht wider
uns sege, nicht seinen Troß und Bosheit an uns ausübe und
uns schade. Luc. 11, 22.
Und fäll' die böse Welt" Pf. 37, 14.
1 Cor. 10, 13. Ebr. 10, 38. 39.

V. 7. Ein neuer Zusaß.

--

[ocr errors]

2 Tim. 4,

18.

Der bekannte Stadtpfarrer M. Christian Gottlob Pregizer zu Haiterbach auf dem würtembergischen Schwarzwald (Bd. III, 195), ließ es fast regelmäßig in den Betstunden fingen, die er hinten in den 1790er Jahren während der größten Kriegsnoth alle Morgen unter großem Zudrang Einheimischer und Auswärtiger hielt. Hatte der Dichter dieses Liedes es doch auch unter den,,Zeitgebetlein" dargereicht, die er unter den Kriegsnöthen seinen geistlichen Amtsbrüdern so gerichtet, damit sie dadurch zu herzgründlicher Andacht und eifriger Uebung des lieben Gebets in den betrübten Zeiten Anlaß hätten und im Heiligthum des Herrn bei den täglichen Betmessen wohlklingende Glöcklein wären.

Ein wackerer Mann erzählt im,,christlichen Hausfreund" folgende Geschichte:,,Als im J. 1815 Paris das zweitemal von den Verbündeten eingenommen war und die siegreichen Heere in die Heimath zurückmarschirten, kam ein russischer Oberst zu mir ins Quartier. Das war ein lieber, freundlicher Mann; er hatte die Brust voll blanker Ordensbänder; aber die schönsten Orden waren doch seine beiden treuen Augen; die hatte sein rechter Kaiser, der Herrgott im Himmel, ihm aus Gnaden verliehen. Und mit diesen Augen sprach er viel mehr, als mit dem Munde. Wie wir nun den zweiten Tag zu Mittag gegessen und er ein wenig ausgeruht hatte, was solch einem Kriegsmann selten genug kommt, rief er mich in seine Stube herein. Er öffnete einen Koffer und brachte ein schönes Kästchen heraus. In dem aber lag ein Buch in blauen Sammt gebunden und mit filbernen Figuren kostbar verziert. Er schlägt es auf, zeigt es mir und spricht:,,,,Das is Bibel das ich alle Tag les."""" Ich sah hinein, es war eine russische Bibel. Er wollte mit mir davon reden, aber fand die deutschen Worte nicht; bloß an seinen Augen ließ

fich merken, daß er von der Herrlichkeit und dem Trost des Evangeliums reden wollte. Abends sizen wir abermals beijammen, und weil die Musil eine Sprache ist, die Russe und Deutscher und Jedermann versteht, der ein menschlich Herz in seiner Brust trägt, so seße ich mich an mein Clavier und spiele ihm etwas vor, wie es mir in den Sinn kommt. Der Oberst bört eine Weile zu und spricht dann: „,,,Du spiel fick so, wie thun die Leut, wenn sie beten zu Gott in der Kirk!" Drauf merke ich, daß er einen Choral hören will, und fange einen solchen an. Der Oberst geht still in die Nebenstube, läßt aber die Thür ein wenig offen, daß er Alles hören kann, und ich spicle meinen Choral weiter. Wie er zu Ende ist und drinn Alles still bleibt, schau ich hinein und siehe! da liegt der alte Kriegersmann auf den Knieen, hat das Geficht auf seine gefalteten Hände gedrückt und betet. Mir fährt ein Schauer durch meine Seele, ich kehre um und stimme das Lied an: „,,,Ach, bleib mit deiner Gnade."""" Wie ich das zu Ende gesungen, kommt der Oberst herein.,,,,Nun ick dank!" fagt er, fällt mir um den Hals, küßt mich und spricht: „Iesus Christ mit Dir!" und drückt mir die Hand, schaut mich an und sagt:,,,,Gott jegne! Wir jagen uns gute Nacht. Aber ich konnte lange nicht schlafen. Ist das nicht auch eine Weihnachtsstunde gewesen ?"

(Beiblatt der fliegenden Blätter aus dem rauhen Hause. 1850. Nr. 24.) Dieses Lied war das Lieblingslied der am 14. April 1846 im Glauben an den Heiland der Sünder verschiedenen Prinzessin Maria Anna, Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen.

Zur Melodie vgl. Nr. 606. Dieses Lied hat auch seine eigene Weise, chaga fe, von Hermann Fink, auch Birnensem genannt, aus Pirna gebürtig und ums J. 1558 Musikus zu Wittenberg. Sie war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.'s in W. gebräuchlich und findet sich in den Ch. BB. von 1744 und 1777.

8. So lang ich hier noch walle.

geistlichem Liederkästlein. Ich bin dein, hilf mir" in Psalm Saß voran: „Wer eine Ansprache

Aus Phil. Fr. Hillers II. Thl. 1767." über die Worte: 119, 94. Hiller schickt dem Liede den ,,an Gott hat, daß er sein eigen sey, und wo eine willige Uebergabe an ,,Ihn ist, da fehlt es nicht an einem zuversichtlichen Gebet, Er wolle und ,, werde helfen."

Die hiefür vorgezeichnete Melodie: „Dieweil ich auferstehe", dggahchh, ist eine Hallesche M. aus dem Frl. G. Thl. 1. 1704. Es

« PreviousContinue »