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des

Kirchenlieds und Kirchengesangs

der

christlichen,

insbesondere der
deutschen evangelischen Kirche.

Von

Eduard Emil Koch,

Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig.

Erster Haupttheil.

Die Dichter und Sänger.

Erster Band.

Dritte umgearbeitete, durchaus vermèhrte Auflage.

www

Stuttgart.

Druď und Verlag der Chr. Belser'schen Verlagshandlung.

1866.

BV310 K72

vil

Aus dem

Vorwort zur zweiten Auflage.

Wenn es einmal dazu käme, daß Gott zur Strafe ver„hängen würde, daß durch die Tyrannei das göttliche Wort zu „predigen nicht gestattet würde: so hätte man doch die ganze " christliche Lehre in solchen unsern Liedern, und da man auch, „diese öffentlich zu singen, mit Gewalt verbieten wollte, so könn= „ten und sollten sie doch, neben den schönen Sprüchen der heil. "Schrift, nimmermehr aus unsern Herzen gerissen werden." So hat Cyriakus Spangenberg schon im J. 1569 in seinen Predigten über Dr. Luthers Lieder, genannt,,Cythara Lutheri", geredet. Aehnliche Gedanken waren es auch, die mir in unsern schweren Zeiten Muth und Kraft immer frisch erhalten haben, unermüdet fortzuarbeiten an dem begonnenen Werke, die köstlichen Glaubenslieder unserer evangelischen Kirche durch ihre geschichtliche Belebung und durch die Aufstellung der Lebensbilder ihrer Dichter in Herz und Leben des Volkes einzuführen.

Nur um so nöthiger erschien mir dieses Werk in den grundstürzenden Bewegungen der Neuzeit, wo auf der einen Seite als Hauptfaktor der widerchristliche und kirchenfeindliche Geist fich fundgiebt, in welchem zwar die Freiheit des Glaubens ausgerufen, nichts Anderes aber als die Freiheit des Unglaubens und die Knechtung des Glaubens angestrebt wird, während auf der andern Seite der Romanismus uns wieder manches Stück Aberglauben aufdrängen will und eine immer feindlichere Stellung gegen die evangelische Kirche einnimmt.

Sehr ermuthigend waren für mich die freundliche Aufnahme und Beurtheilung, welche meine eben genannte Arbeit

vielfach gefunden hat, so wie die sichtbaren Spuren des Segens, mit welchem der Herr der Kirche den Gebrauch derselben in Kirchen und Schulen des deutschen Landes, in Familienkreisen und bei Zusammenkünften christlicher Vereine, in Prediger- und Schullehrerseminarien, selbst sogar in Irrenhäusern begleitet hat. Bereits hat auch die erste Auflage anderweitigen hymnologischen Arbeiten und erbaulichen, für den Volks- und Schulgebrauch berechneten Lieder-Erklärungen und Erzählungen zur Quelle gedient, aus der mehr oder minder geschöpft worden ist. Und wenn auch da und dort diese Quelle völlig ungenannt blieb, so hat mich das nicht geirrt; suche ich ja einzig nur die Ehre des Herrn und die Erbauung seiner Gemeine, der wesentlich dadurch gedient ist, daß auf die mannigfaltigste Weise die Glaubenslieder und ihre Dichter zur allseitigsten Kenntniß und Werthschätzung gebracht werden.

So ließ ich mir denn troß meiner gehäuften Amtsgeschäfte in dem größern Wirkungskreis, in welchen ich unterdessen · seit mehr denn fünf Jahren eingetreten bin, die Mühe nicht verdrießen, eine zweite, durchaus vermehrte Ausgabe meiner Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs" nach einem erweiterten Plane auszuarbeiten.

Insbesondere suchte ich dießmal jeden Lebenslauf eines Dichters so viel möglich durch Einflechtung seiner eigenen Liederflänge, die ihm in den verschiedenen Lagen seines Lebens Freud oder Leid, Dank oder Schmerz, Trauer oder Hoffnung entlockt hatten, noch charakteristischer und belebter zu machen, wobei ich zugleich auch am Schlusse seine verbreitetsten und gediegensten Lieder aufzuzählen für passend hielt.

"

Im Ganzen aber fühlte ich mich bei der Verbreitung, welche die erste Auflage in weitern Kreisen Württembergs nicht bloß, sondern Deutschlands gefunden hat, gedrungen, Plan und Anlage des Werks zu vergrößern und mich nicht mehr durch die ausschließliche Rücksicht auf das Württembergische Gesangbuch und Choralbuch beengen zu lassen, daß ich auch fortan bloß solchen Dichtern und Sängern Berücksichtigung sollte angedeihen Lassen, welche dort bedacht sind. Es hat nun jeder Dichter und Sänger eines Kernlieds oder auch minder bedeutende Dichter

und Sänger, sofern nur ihr Lebensgang etwas interessantere Seiten darbot, Aufnahme und Berücksichtigung gefunden, wodurch ich diese Ausgabe für den Gebrauch der nun sicherlich in - der nächsten Zeit in den einzelnen Landeskirchen Deutschlands erstehenden neuen Landesgesangbücher nußbarer gemacht zu haben glaube.b

So wurde z. B. der erste, die Dichter und Sänger umfaffende Haupttheil dieser neuen Ausgabe mit mehr denn 120 neuen Biographien zuvor noch nicht geschilderter Dichter und Sänger vermehrt. Auch die Dichter der Neuzeit habe ich dießmal viel umfassender berücksichtigt, wobei ich vielfach um autobiographische Notizen bemüht war. Und wie die neuesten, so sind auch die ältesten Dichter durch Mittheilungen charakteristischer, den verschiedenen Zeiten angehöriger Proben ihrer Hymnen- oder Leisendichtung berücksichtigt worden.

Für den zweiten, die Lieder und Weisen umfassenden Haupttheil sind mir zum erquicklichen Lohn über meinen oft unerquicklichen und mühsamen Geschichtsforschungen und Quellenstudien nicht wenige neue Liedergeschichten als köstliche Früchte in den Schooß gefallen. Neben der Darreichung dieser golde nen Aepfel in filberner Schale zur allgemeinen Nußnießung werde ich zugleich bei diesem zweiten Theil auf die Originalfafsung und auf die biblische Begründung der Lieder sorgfältigen Bedacht nehmen.

Und nun bitte ich den Herrn, er möge diese neue Arbeit segnen, auf daß Zion allewege wieder aufgebaut werde in unserem armen deutschen Vaterlande.

Heilbronn, im Oktober 1852.

Vorwort zur dritten Auflage.

Das Bedürfniß einer dritten Auflage meines Werkes und die deßhalb schon seit geraumer Zeit an mich ergangene Aufforderung zur Ausarbeitung einer solchen galt mir als heilige Mah-, nung, die von mir selbst am meisten erkannten Fehler und Ge

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