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Personalien

und Geschäftsnachrichten.

Geschäftsnachrichten. a) Deutschland. Herr J. Beck in Schwäb. Gmünd hat neben seiner Fabrikation von Ketten und verwandten Artikeln in Silber nunmehr auch die Herstellung von Bechern und Serviettenbändern in seine Fabrikation aufgenommen.

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Herr Karl Friederich Ungerer in Pforzheim, der bisher in der Theaterstraße 33 seine Bijouteriemaschinenfabrik betrieb, läßt gegenwärtig in der Oestl. Karl Friedrich-Straße bei der Silberwarenfabrik Aichele & Cie. einen Neubau errichten, da die bisherigen Lokalitäten sich als zu klein erwiesen. Die Maschinenfabrik Karl Fr. Ungerer in Pforzheim hat für die dortige Bijouteriefabrikation die Vertretung der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, A.-G., übernommen. Die umfangreichen Gebäulichkeiten von Frau Wtwe. Kuttroff in Pforzheim in der Lindenstraße wurden von Herrn Bijouterie- und Kettenfabrikant Karl Braun um den Preis von 125 000 Mark. erworben. Die Firma Jacob Merz, Uhren- und Uhrfournituren-Handlung in Coblenz, verlegte ihren Geschäftsbetrieb nach Rhens a. Rh. Die Firma Schweigert & Rühle, Doublékettenfabrik, teilt mit, daß die Prokura des Kaufmanns Karl Richard Zügel erloschen sei. Die Bijouteriefabrikationsfirma M. Allgeier in Pforzheim ist erloschen. b) Russland. Die Firma Osias Mandelberg in Kiew (Südrußland), Juwelen und Bijouterie, ist auf dessen Frau und Sohn übergegangen. Das große Juwelengeschäft M. Puritz in Odessa, Deribastraße, erleidet durch den Tod des seit langen Jahren krank gewesenen Inhabers, des Herrn M. Puritz, keine Unterbrechung und bleibt unter der bisherigen Firma bestehen. c) Oesterreich-Ungarn. Die Firma Josef Reiners Erben, Gold-, Silber- und Juwelenhandlung in Wien I, Kohlmarkt 7, hat insofern eine Aenderung erfahren, als Herr Josef Kaltenbock ausgetreten und Herr Dr. Hermann Benda, Advokat in Wien, eingetreten ist. Die Prokura des letzteren ist damit erloschen. Die Firma S. Kramer, Handel mit Goldund Silberwaren und Schmucksachen in Prag, Altstädter Ring 22, wurde ins Handelsregister eingetragen. Wegen Geschäftsauflösung wurde die Firma Adolf Schimmerl, Bijouterie warenhandel in Gablonz i. V., im Handelsregister zu Reichenberg gelöscht. In die Etui- und Kartonagenfabrik Karl Hirschl in Teplitz ist Herr Ludwig Hirschl, Kaufmann daselbst, eingetreten. Jeder der beiden Inhaber ist zur Vertretung befugt.

Neuetablierungen. Der technische Leiter bezw. Teilhaber des Estamperie-Geschäftes Chr. Haulick, Herr Louis Arnold in Pforzheim, hat eine eigene Estamperie- und Prägeanstalt, Barfüßergasse No. 3 daselbst, eröffnet. Eine neue Bijouteriefabrik haben die Herren Kaufmann Franz Karl Eichler und Techniker Karl Pfaff unter der Firma Eichler & Pfaff in Pforzheim errichtet. Herr L. Heubuch errichtete unter der gleichen Firma in München, Herzog Rudolfstraße 24 II ein Gold- und Silberwarengeschäft en gros.

Todesfälle. In Heilbronn a. N. wurde hochbetagt Frau Pauline Härle Wwe. zu Grabe getragen. Sie hat für die Arbeiter der Peter Bruckmannschen Silberwarenfabrik, an der sie beteiligt war, schon zu Lebzeiten große Stiftungen für soziale Einrichtungen gemacht. In Pforzheim starb nach stattgehabter Operation im schönsten Mannesalter Herr Thomas Kepfler, Besitzer eines Juwelier- (Fasser-) Geschäftes. In Odessa entschlief nach langem, schwerem Leiden Herr Juwelier Jaques Puritz, Inhaber der Juwelierfirma M. Puritz in Odessa. In Würzburg starb am 16. Dezember infolge eines Schlaganfalles Herr Juwelier Carl Schleicher.

Vermischtes.

Berichtigung. Von den am 1. Oktober in unserer Deutschen Goldschmiede-Zeitung veröffentlichten Schmuckstücken sind die Entwürfe nicht von Eduard Schöpflich in München, sondern von dessen Vorgänger H. N. Thallmayr dortselbst, was wir hiermit richtig stellen.

Eine ganze Anzahl Doubléketten fielen einem Dieb durch Einbruch in eine Pforzheimer Kettenfabrik in die Hände. Der Dieb wird steckbrieflich verfolgt.

Als verloren und zweifellos vom Finder unterschlagen bezeichnet die Pforzheimer Staatsanwaltschaft 30 neue goldene 8 karätige Ringe und eine Anzahl Reparaturringe. Es wird um Mitteilung ersucht.

Raubanfall in einem Pariser Juwelenladen. Am 24. November abends erschien in der Rue Chateaudun in Paris im Laden des Juweliers Romeuf ein gut gekleideter Mann und wurde von Romeuf und dessen Frau empfangen. Plötzlich zog der Fremde einen Revolver, richtete die Waffe auf Frau Romeuf, nahm rasch ein mit Juwelen gefülltes Kästchen von einem Tisch neben der Ladentür und ergriff die Flucht. Nun entstand infolge der Hilferufe des Ehepaares Romeuf eine tolle Jagd auf der Straße, und die Verfolger holten auch schliesslich den Raubgesellen ein. Die Juwelen freilich fand man bei ihm nicht mehr vor, er hatte sie angeblich unterwegs verstreut. Scheffer zu Der Festgenommene gab an, heißen und Deutscher zu sein, doch trug er eine französische Wählerkarte bei sich. Die Pariser Polizei glaubt in dem Burschen das Haupt einer internationalen Diebesbande gefaßt zu haben.

Ein Einbruchsdiebstahl wurde in Richmond am 20. November in dem Juwelengeschäft des Herrn Coulander verübt. Die Diebe entkamen trotz aller möglichen Alarmvorrichtungen und eines Polizisten, der die Bewachung des Geschäftes zu versehen hatte, mit einem Raube von angeblich 80 000 Mark. Der Besitzer des Geschäftes ist Mitglied des Stadtrates. Unter den gestohlenen Sachen befinden sich 700 wertvolle Ringe, eine Anzahl goldene Uhren und ein kostbares Juwelenhalsband.

Eingebrochen wurde in der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember beim Juwelier Hahlweg in Czarnikau. Der Dieb erbeutete eine Anzahl Uhren und Ketten im Werte von 1500 Mark. Als er merkte, daß jemand kam, floh er. Die sofort aufgenommene Verfolgung hatte leider keinen Erfolg, da der Dieb schon einen zu großen Vorsprung hatte.

Beitragsmarken für die Invalidenversicherung werden fortan bei den Postanstalten gegen Marken einer anderen Lohnklasse unter folgenden Bedingungen umgetauscht werden. Die Marken, deren Umtausch gewünscht wird, müssen unbeschädigt sein. Es findet nur ein Umtausch gegen andere Marken statt. Der etwaige höhere Wert der letzteren muß vom Empfänger bar zugezahlt werden. Eine Barzahlung aus der Postkasse ist ausgeschlossen. Jede Postanstalt hat nur die Marken derjenigen Versicherungsanstalt zum Umtausch anzunehmen, deren Marken sie verkauft. Der Umtausch von verdorbenen oder unbrauchbar gewordenen Versicherungsmarken bleibt, wie bisher, den Versicherungsanstalten vorbehalten.

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Schöner Taler, du mußt wandern" in den Schmelztiegel nämlich, denn die Frankfurter Gold- und Silberscheideanstalt schmilzt schon seit längerer Zeit die von den öffentlichen Kassen angehaltenen, d. h. nicht wieder verausgabten Talerstücke ein. Dreimal wöchentlich wird diese Operation an Tausenden von Talern vorgenommen. Und so wird die Zeit nicht mehr fern sein, wo der letzte preußische Taler" das Zeitliche gesegnet hat. Die Nelidowsche Sammlung. In der nächsten Woche wird aus der Feder des gegenwärtig in Rom weilenden Prager Archäologen Dr. Ludwig Pollak ein bedeutsames Buch erscheinen, das die im Besitze des russischen Botschafters beim Quirinal, des Grafen A. J. von Nelidow befindlichen Schätze der Goldschmiedekunst für die Kunst sowie für die Wissenschaft bekannt gibt. Graf Nelidow, einer der reichsten und kenntnisreichsten Sammler der Gegenwart, besitzt wahre Unika klassisch-antiker Goldschmiedearbeiten, zumeist Schmucksachen, die der Botschafter während seiner Amtstätigkeit in Konstantinopel aus den Gebieten des Balkans, aus Kleinasien, Syrien und den griechischen Inseln, ferner aus Südrußland aufkaufte; zusammen geben diese Schätze in ihrer Beschränkung auf Fundorte des östlichen Mittelmeerbeckens einen gewichtigen Typus der kunstgeschichtlichen und kunstgewerblichen Entwickelung. Dr. Ludwig Pollak, der an dieser Publikation seit mehreren Jahren arbeitet, hat seine reichen archäologischen Erfahrungen, die schon gelegentlich des Erscheinens seines Werkes "Zwei Vasen aus der Werkstatt des Hieron" unter den Fachgenossen Aufsehen erregten, diesem überaus kostbaren Material gewidmet; abgesehen von dem historischen Ergebnisse der zu erwartenden Publikation, wird dieselbe auch einen unmittelbar praktischen Erfolg haben: für das Kunstgewerbe unserer Tage entströmt aus der Nelidowschen Sammlung eine Fülle von klassischen Vorlagen, die befruchtend auf die weitere Entwickelung dieser ganzen Kunstrichtung wirken werden. Das Werk, das bei C. Hiersemann in Leipzig erscheinen wird, kommt nur in 200 numerierten Exemplaren in den Handel. Es wird auf Büttenpapier gedruckt sein, 25 Bogen Text und 20 Tafeln in Farbendruck, nebst einer großen Zahl von kleineren Illustrationen enthalten.

Das

Einfuhrfirmen für Juwelierwaren, Bijouterien, Gold- und Silberwaren in Johannesburg (Südafrika) kann die Deutsche Exportbank A.-G., Berlin W., Lutherstr. 5, namhaft machen. „Exportbureau“ dieses Institutes ist in der Lage, derartige Firmenangaben für alle größeren Handelsplätze in Südafrika zu verschaffen und sind diesbezügliche Anfragen an die erwähnte Firma zu richten.

Anstellung in Gold- und Silberwaren, Bijouterien, GerbereiArtikeln verlangt. Ein Agentur- und Kommissionshaus in Warschau (Rußland), deren Chefs lange Jahre in der Gold- und Silberwarenbezw. Lederbranche gearbeitet haben, sucht noch Verbindungen in obigen Artikeln. Die Firma ist eventl. auch bereit, Geschäfte auf eigene Rechnung abzuschließen, falls die Bedingungen hierfür annehmbar sind.

Gebrauchsmuster - Eintragungen. 44 a. 187 666. Lösbare Befestigung für Mützenwappen, Vereinsabzeichen u. dergl. aus einer mit Nadeln versehenen Platte und einem auf ihr geführten Schieber mit den Nadeln auf der Platte entgegen gerichteter Nadel. C. G. Ulrich Nachf., Hamburg. 28. 4. 02. U. 1340.

44 a. 187 753. Schmuck in Form einer Person mit gelenkig angeordnetem Höcker zum Oeffnen und verschiedenartigem Inhalt wie Zahlen, Schriften, Bildern oder dergl. Fa. Adolph Eisenmenger, Pforzheim. 22. 9. 02. E. 5593.

44 a. 187 763. Schieber für Damen-, Herrenhalsketten oder dergl., mit oben und unten nach innen springenden Platten als Sicherung für die Korkeinlagen oder dergl. Fa. Adolf Feiler, Pforzheim. 20. 10. 02. F. 9212.

44 a. 138 425. Verfahren zur Herstellung von Schmucknadeln ohne Anwendung eines Lötverfahrens. Ludwig Esslinger, Pforzheim. 1. 12. 01.

44 a. 188 973. Tuchnadel für Reservisten, mit aufgeprägten militärischen Abzeichen. K. Remus, Halle a. S., Friedrichstr. 55.

17. 11. 02. R. 11 445.

44 a. 189 098. Fingerschmuck, bestehend aus mehreren Ringen und einer mit diesen durch Kettchen zusammenhängenden Fingernagelhülse. Frau Emma Felber, Berlin, Bernburgerstr. 3. 7. 11.02. F. 9274.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen:

Frage 419. Der Besteckfabrikant wird um Angabe seiner Adresse gebeten, welcher sein Fabrikat mit einem, einem Steuerrad ähnlichen Kreis mit daranhängender Tierfigur (scheinbar ähnlich dem goldenen Vlies) zeichnet. Größte Eile ist nötig! J. D. S. S. in H.

Frage 420. Könnte mir jemand eine Adresse angeben, von welcher man billige, komplette Stöcke, deren Holzkrücken etc. eine Silbereinlage haben, beziehen kann. Die Stöcke werden im Handel schon mit 5 Mk. verkauft. C. K. in E. Frage 421. Wer fabriziert oder liefert mattgoldene Broschen, bestehend aus Fuchskopf und Peitsche, der Kopf soll von der Peitschenschnur umschlungen sein? Ed. K. in H. Frage 412. Würde mir jemand angeben können, wie man kleine Messingbleche einseitig oder zweiseitig färbt oder auch emailliert (kleine Massenartikel)? B. C. in Sch. Antwort auf die Fragen 412, 421 bis 426 finden die Fragesteller in der Rubrik „Für die Werkstatt“ in der heutigen Nummer.

Bekanntmachungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

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8. An die Königl. Oberstaatsanwaltschaft am
21. September 1902.

9. Eine Beschwerde an den Herrn Justizminister
am 20. März 1902.

10. Eine Beschwerde an die Königl. Oberstaats-
anwaltschaft am 26. März 1902.

11. Antrag auf öffentl. Warnung und Schließung
der Geschäfte an das Königl. Polizeipräsidium
am 12. Mai 1902.

12. Nochmaliger Antrag auf öffentliche Warnung
und Schließung der Geschäfte an den Herrn
Polizeipräsidenten am 15. Dezember 1902.

13. Zusatz-Antrag an den Herrn Polizeipräsi-
denten am 17. Dezember 1902.

Alle diese Anträge hatten den Zweck, die unlauteren Manipulationen der Firma zu verfolgen. In welcher Weise die Angelegenheit hier in Berlin von der Staatsanwaltschaft behandelt wird, geht zur Genüge aus dem am 12. Dezember 1902 eingegangenen Schriftstück hervor. In diesem Fall hatte der Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede den Antrag gestellt, gegen die Firma Tait wegen Betruges vorzugehen, weil an Herrn Zscherlich in Chemnitz ein Ring für 72 Mk. verkauft, und bei dem Umtausch ihm vorgespiegelt wurde, daß er einen besseren Stein für 102 Mk. erhalten könne und infolge Ueberredung auch kaufte. Die Staatsanwaltschaft schreibt: „Wegen Betruges kann nicht eingeschritten werden, da die Personen, welche den anbei zurückfolgenden Ring an den Kaufmann Zscherlich verkauft haben, nicht zu ermitteln waren. Wahrscheinlich war einer der Verkäufer Herr Jack Raphael aus England, der sich zur Zeit in Canada aufhalten soll."

Der Vorstand des Verbandes ist in diesem Fall der Meinung, daß es sich nicht um den Betrug eines einzelnen Angestellten handelt, sondern um systematische, täglich vorkommende Uebervorteilungen seitens der Firma und ist in dem Schreiben vom 15. und 17. Dezember nochmals energisch darauf hingewiesen.

Ferner ist von der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung Privatklage erhoben, die noch schwebt.

Außerdem von einem Konsortium Berliner Interessenten eine Privatklage, welche zurückgenommen werden mußte, weil die Inhaberin, Mildred Tait in New York, wo sie ihren Wohnsitz haben soll, nicht zu ermitteln war, die auch wahrscheinlich überhaupt nicht existiert.

Schließlich ist eine Broschüre vom Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, von der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede - Innung, Berlin, und der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-Gewerbes zu Berlin auf gemeinschaftliche Kosten verteilt.

Wenn in dem Artikel gesagt wird, daß diese Broschüre nach dem Urteil Aller gänzlich zwecklos war, so ist das ein großer Irrtum, denn tatsächlich haben die drei Taits-Geschäfte abgewirtschaftet und nicht zum wenigsten infolge dieser Broschüre, die aufklärend gewirkt hat und nur aus diesem Grunde wendet sich die Firma jetzt an die Juweliere in der Provinz. Der Verband hat nicht nur in den Fachblättern vor einem Eingehen mit dieser Firma gewarnt, sondern auch Zirkulare an sämtliche Vertrauensmänner verschickt.*)

Bekanntmachung vom Verbandstag Dresden.
Punkt 12 der Tagesordnung:

Besprechung über Mißstände im Reparaturwesen. Referent Aug. Richter-Hamburg: Meine sehr geehrten Herren! Wenn hier steht: „Besprechung über Mißstände im Reparaturwesen", so liegt schon in der Bezeichnung der Sinn, daß ich nicht erschöpfen kann all das Unwesen, welches bezüglich der Reparaturen in unserem Gewerbe besteht. Ich meine, ich will hier nur den Reigen eröffnen und Tadel loslassen über alle Mißstände, die speziell mich als Fabrikanten betreffen, und neben mir gewiß eine ganze Anzahl anderer Fabrikanten auch.

Es betrifft dies vornehmlich die courante billige Ware. Es ist ja zweifellos, daß nichts darüber zu sagen ist, wenn ein wertvoller Gegenstand kaput gegangen ist und er ist reparaturbedürftig geworden, daß das gemacht werden kann und werden muß. Auch unterliegt es keinem Zweifel, daß der Fabrikant allemal für das, was er geliefert hat und was nicht vorschriftsmäßig gewesen ist, woran Fehler sind, haftbar bleibt und dafür einzutreten hat, daß die Ware in den Zustand gesetzt wird, in welchem sie bei der Lieferung sein sollte. Aber es kommen so unendlich viele Reparaturen an uns Fabrikanten heran, die wirklich und tatsächlich die

*) Es freut uns, durch diese Nachricht des Verbandes den Inhalt unseres Artikels, in dem wir dem Verbande vollste Gerechtigkeit widerfahren liessen, bestätigt zu sehen und bedauern nur, dass die erwähnte Broschüre nicht schon vor zwei Jahren erschien, dann hätte Taits nicht soviel Unheil angerichtet.

Reparatur nicht wert sind. Es wird Ihnen zum großen Teil wohl gar nicht einmal bekannt sein.

Knöpfe sind ganz besonders betroffen von diesem Unwesen, Zwei machen immer noch ein Paar, und eins davon geht in der Regel hierbei verloren, und beim Händler wird nun immer der zweite dazu bestellt. Nun geht der Knopf erst einmal vom Detailleur an den Grossisten, der Grossist weiß nicht: wo ist der gemacht. Da laufen dann bei uns täglich eine Unzahl von diesen Reparaturgütern ein, und es soll einer dazu gemacht werden, soll das und das wieder heil gemacht werden, und wir sind dann gar nicht die Erzeuger dieses Gegenstandes. Dann läuft dieser unselige Knopf hin und her, wird von uns zurückgeschickt an den Grossisten, der versucht wieder sein Heil und schickt das Ding an einen Fabrikanten in einer anderen Stadt, dieser wieder an einen anderen Fabrikanten u. s. w., und es ist da an einem solchen unseligen Geschöpf eine Unmenge von Porto schon verschwendet, das mehr repräsentiert, als der Gegenstand jemals in seinem Leben wert gewesen ist. Ich sage nicht zu viel, daß wir in unserem Geschäft im Jahre Tausende für diese Reparaturen einfach an Portis dem Fiskus in die Tasche tragen.

Wenn man nun bedenkt, daß um eines solchen einzelnen Gegenstandes willen die Werkzeuge, die oft sehr mannigfaltig und vielseitig sind, sich in Bewegung setzen sollen, daß sie eingespannt werden wollen, und was das für ein komplizierter Organismus ist, wenn sie durch die Fabrik laufen, dann wieder in die Goldschmiede zum Vergolder, dann wieder zum Fassen, bis das unglückselige eine Ding dann fertig ist, so werden Sie verstehen und mir glauben, daß ich nicht zu viel sage, daß wir im Jahre Tausende ausgeben. Das kann man gar nicht berechnen. Wenn ein Knopf vielleicht sonst im Verkauf 50 Pfg. wert ist, so kann ich doch unmöglich für so ein Ding hernach 2 Mk. rechnen. Dann müssen wir die Reparatur von vorn herein ablehnen.

Ich glaube, daß nach dieser Richtung sehr viel Wandel geschaffen werden kann, wenn die Herren Detailleure ein bißchen mehr das Publikum darauf aufmerksam machen wollten, daß es nicht der Mühe wert ist, wenn die Leute sich solche Sachen reparieren lassen und daß sie wirklich besser tun, wenn sie sich einen neuen Gegenstand kaufen. Es kostet wahrhaftig weniger Geld, als eigentlich die Reparatur kosten sollte.

Ich meine, daß, nachdem ein engerer Zusammenschluß der Fabrikanten einmal stattgefunden haben wird, daß dann von seiten der Fabrikanten diesem Unwesen auch näher gerückt werden kann. Das ist ja aber leider bis jetzt immer noch nicht genügend der Fall. Ich glaube, daß man zunächst einen Hebel ansetzen kann, wenn die Detailleure uns ein bißchen befreien von dieser unglückseligen Last, die uns doch immerhin bedrückt, und ich halte dafür, daß es uns abhält von unserer regelmässigen Beschäftigung, denn unsere Aufmerksamkeit müssen wir diesem Zweige des Geschäftes auch widmen. Ich sehe noch ganz ab von den vielen Unannehmlichkeiten, daß es vorkommen kann, daß durch den umfangreichen Betrieb Gegenstände verloren gehen. Meine Heeren! die muß man ersetzen. Aber ich möchte zunächst nach dieser Richtung hin das Reparaturunwesen beleuchten, glaube aber, daß von andêren Herren hier noch manches vorgebracht werden kann, was verbesserungsbedürftig ist. (Beifall.)

1. Vorsitzender Fischer: Ich eröffne die Diskussion. Wünscht jemand der Herren das Wort. Meine Herren! Die Klagen des Herrn Richter sind ganz gewiß berechtigt, aber ich möchte doch betonen, daß wir daran, daß es zu einem Mißstande ausgeartet ist, nicht schuld sind, niemand von uns.

Es ist Gepflogenheit von uns Detailleuren, daß, wenn wir irgend einen Gegenstand zur Reparatur bekommen, der aus einer Fabrik stammt, die wir nicht kennen, und wünschen, daß derselbe möglichst sorgfältig wieder hergestellt werde, so schicken wir die Sache dem nächsten Fabrikanten oder Grossisten zu. Wenn es dahin gekommen ist, daß tatsächlich einige Herren, um sich dem Kunden angenehm zu machen, die Arbeit, die wirklich als Reparatur 50 Pfg., 75 Pfg., 1 Mk. oder 2 Mark, ja noch mehr wert ist, wenig oder fast gar nichts berechnen, so ist das eigentlich eine Schuld der Grossisten und auch der Fabrikanten, die sich eine derartige Bedrückung gefallen lassen.

Es ist ja unerhört, wenn der Fabrikant da Tausende jährlich zugeben soll, das wollen wir ganz gewiß nicht, und da Sie sich nicht weiter zum Wort melden, erkennen Sie dadurch auch das Recht der Klage an.

Herr Finster hat noch das Wort.

Herr Theodor Finster-Görlitz: Ganz so schroff ist die Sache wohl nicht. Meiner Meinung nach wird der Goldschmied mit dem Kunden vorher vereinbaren müssen, was die Reparatur ungefähr kosten kann. Dann werden wir nicht so viel unangenehme Sachen mit den Reparaturen erfahren.

Aber in erster Linie möchte ich sagen, daß die Reparaturen uns oft Jahre lang liegen bleiben. Ich habe Reparaturen über 30 Jahre lang liegen. Ich weiß nicht, was ich mit dem Zeug anfangen soll und ich habe gar keine Berechtigung darüber zu verfügen.

1. Vorsitzender Fischer: Diese Klage ist berechtigt, aber sie gehört nicht hierher.

2. Vorsitzender Menzel: Ich möchte den Herrn Kollegen Finster gleich erwidern: Es handelt sich hier um Mißtände im Reparaturwesen bei den Fabrikanten. Was Herr Finster sagt, ist sehr berechtigt, wir fühlen das vollständig mit, es ist aber eine andere Sache, die wir unter „Allgemeines" besprechen müssen.

Meine verehrten Kollegen! Ich erkläre Ihnen, die Sache ist schon fast zum Unfug ausgeartet. Ich kenne die Sache ganz genau. Es passiert den Fabrikanten, daß ein Ohrring, der vielleicht 7,50 Mk. herzustellen kostet, dem Manne 10 Mk. Porto und Botenlohn kostet. Wir Goldschmiede sollen durch dieses Referat etwas erzogen werden, daß wir nicht jeden Krimskrams im Laden annehmen und der Kundschaft versprechen, ihn wieder ergänzen zulassen. Wir müssen sagen: „Das lohnt sich nicht mehr".

Wir wollen doch den Fabrikanten ebenso schützen, wie die Detaileure. Hier wird also von den Fabrikanten der Wunsch zum Ausdrucke gebracht, wir möchten in Zukunft nicht allen Krimskrams zum Reparieren annehmen, um den Fabrikanten nicht in unnötige Spesen zu stürzen, wodurch kein Vorteil für das Geschäft entsteht.

Herr Karl Lützow-Berlin: Meine Herren! Ich muß mich dem Herrn Verbandsvorsitzenden anschließen. Ich glaube der Grossist hat die meiste Schuld. Wenn der die Sache nicht annehmen und nicht machen lassen würde, würde auch so etwas weniger vorkommen.

1. Vorsitzender Fischer: Wünscht noch jemand hierzu das Wort, meine Herren? Da dies nicht geschieht, empfehle ich Ihnen, die Worte des Herrn Richter zu beherzigen und schließe diesen Punkt der Tagesordnung.

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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede

des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und SilberwarenGewerbes für Berlin und den Reg.- Bezirk Potsdam, der Goldschmiede - Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier - Vereinigung, der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.Bezirks Stettin, der Goldschmiede-Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren Vereins für die Gold, Silberwaren und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim, des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode. Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15 Verantwortliche Redakteure: Syndikus Berm. Pilz, Leipzig Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim Für den Volkswirtschaftlichen Teil: Für den Fachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

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Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender 3eitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

Von Werkstatt

In einer guten Waldwirtschaft wird die Axt oft gebraucht. Morsches Holz wird besägt, trockene Bäume werden umgeschlagen und wildes Gestrüpp niedergelegt. Man nennt das durchforsten". Auch im Wirtschaftsleben gibt es Zeiten, in denen Krisen,,durchforsten", leider aber schlägt diese Durchforstung auch manches gute Holz mit zu Boden. Das hat uns das vergangene Jahr gezeigt. Die Verhältnisse der meisten großen deutschen Erwerbszweige, auch der Goldschmiedekunst, waren im Laufe des Jahres unbefriedigende. Die gewaltige deutsche Eisenindustrie muß immer noch zu Schleuderpreisen in das Ausland „,abschieben", da im Inland die Kauflust gering ist. Das Koks- und Kohlensyndikat muß an die Eisenindustrie Ausfuhrvergütungen zahlen, um doch einen gewissen Umfang des Betriebes aufrecht zu erhalten. Die Jagd nach Aufträgen war die Signatur des geschiedenen Jahres. In der Elektrizitätsbranche führte der Konkurrenzkampf dahin, daß die Mehrzahl der Fabriken mit Verlust arbeitet. notleidenden Industrien war man mit der Preisunterbietung bis zur Selbstaufopferung gegangen. Eine deutsche Maschinenfabrik unterbot bei Lieferungen für eine spanische Eisenbahn die englische Gesellschaft um 48%! Verdienst natürlich Null! Die Maschinenindustrie lag überhaupt darnieder und nur in den wenigsten wurde. voll gearbeitet. In manchen Industrien war ein Unterschied von

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In den

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25 bis 30% gegen frühere Jahre zu konstatieren. Auch im Handel mit Schmuckwaren war eine Baisse zu verzeichnen. Die allgemein drückende Lage mußte notwendigerweise die Kauflust beeinträchtigen und namentlich die großen Aufträge kamen nur spärlich. Das Jahr wird im allgemeinen schlechter als 1901 geschildert. Der Jahresbericht der Handelskammer zu Hanau konstatiert ausdrücklich einen weiteren Tiefstand. Die Goldbijouterie-, Goldkettenfabrikation und Silberwarenfabrikation hatten ungünstige Resultate zu verzeichnen. Auch Pforzheim litt unter der allgemeinen Depression, doch hat sich hier das neue Jahr gut angelassen und die meisten Fabriken sind mit Aufträgen bis weit über die nächsten Wochen hinaus versehen. Das ist ein Lichtblick, der uns vertrauensvoll vorausschauen läßt. Wir werden auf die Charakteristik des verflossenen Geschäftsjahres gelegentlich noch zurückkommen. Daß die Gelder in solcher Zeit wirtschaftlicher Schwäche langsam eingingen, darf nicht Wunder nehmen. Die Bekämpfung des Borgunwesens hat in solcher Zeit ihre Schwierigkeiten. Trotzdem hat man sie in den Rheinlanden energisch fortgesetzt und die kaufmännischen Vereine des Handelskammerbezirks Bochum haben in einer Versammlung die Ausgabe monatlicher Rechnungen beschlossen. Man verhandelte bei dieser Zusammenkunft auch gleich über die

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