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Generalversammlung des Kunstgewerbevereins

Pforzheim.

Am 23. April hielt der Kunstgewerbeverein zu Pforzheim im Saale des Brauhauskeller" seine jährliche Generalversammlung ab, in welcher Herr Kunstgewerbschuldirektor Waag den Vorsitz führte und an Stelle des auf einer Reise begriffenen zweiten Vorsitzenden, der sonst alljährlich den Jahresbericht erstattete, Herr Kommerzienrat Gesell über das abgelaufene Geschäftsjahr referierte. Sonach hatte der Verein auch im Berichtsjahr wieder Gelegenheit, für seine Mustersammlung passende Anschaffungen zu machen, zu denen noch eine Reihe von Geschenken kamen. Die Einrichtungen und Sammlungen des Vereins wurden von einer Reihe auswärtiger Fachmänner aus Amsterdam, London, Erfurt, Köln u. s. w. besucht und hatten sich deren Beifall zu erfreuen. An Sonntagsausstellungen sind 45 zu verzeichnen, von welchen die während des Kreisturnfestes veranstaltete von über 1100 Personen besucht wurde. Die Fachzeitschrift, von welcher auch eine Jubiläumsnummer erschien, konnte auch letztes Jahr wieder allen Anforderungen entsprechen und sich zu den alten Freunden neue erwerben. Die Mitgliederzahl stieg im Jahre von 1693 auf 1760, während der Besuch der Sammlungen mit 5503 Personen um 500 hinter dem des Vorjahres zurückblieb. Die Entleihungen bezifferten sich auf 130 gegen 126 im Jahre zuvor. Die Absicht des Vorstandes, im Jubiläumsjahr des Vereins eine Festfahrt nach Düsseldorf zu unternehmen, mußte angesichts der zu geringen Anmeldungen aufgegeben werden. Dagegen war die Teilnahme am Vereinsausflug nach Karlsruhe zum Besuch der Jubiläumskunstausstellung eine überaus große. Unter der Führung des Herrn Prof. Dr. Marc Rosenberg-Karlsruhe beteiligten sich 945 Personen daran. Einen prächtigen Verlauf nahm die Jubiläumsfeier des Vereins im November v. J. Der Herr Referent sprach nochmals allen, welche zu deren Gelingen beigetragen, den Dank des Vereins aus, und gab der Erwartung Ausdruck, daß die allseitige Anerkennung, welche die Festgäste von hier und auswärts den Bestrebungen des Vereins gezollt, hoffentlich auch später der Förderung der Vereinsziele dienlich sein werde. Nachdem für einen Neubau der Kunstgewerbeschule ein entsprechender Platz erworben, sei zu wünschen, daß entweder im neuen oder im alten Anstaltsgebäude auch dem Verein ein größerer Raum gewährt werde. Verhandlungen darüber seien im Gange. Auf eine Anregung des Redners hin werde auch die Gewerbeschule, deren GoldschmiedeAbteilung einen Stillstand in ihrer Entwickelung habe wahrnehmen lassen, einen wichtigen Schritt vorwärts tun. Infolge der darüber eingereichten Denkschrift habe die Regierung eine eingehende Untersuchung angestellt; die Herren Reg.-Rat Maier und Gewerbeschulinspektor Gräff verweilten einige Tage hier, konferierten mit den in Betracht kommenden Persönlichkeiten und anerkannten das Bedürfnis für eine Erweiterung der Gewerbeschule. Schon im neuen Schuljahr begann der Unterricht nach einer neuen Methode, von welcher ein segensreicher Einfluß auf die Entwickelung der Schule zu erhoffen sei. Die Hauptveränderung betreffe den Zeichenund Modellierunterricht, welch letzterer von jetzt ab von der ersten Klasse an schon obligatorisch sein werde. Der Unterricht werde sich enger an den Beruf des Schülers anschließen. Das Bijouteriezeichnen werde eingehender betrieben, der wirtschaftliche Unterricht sich mehr den örtlichen Bedürfnissen anpassen. Der Montierunterricht der Kunstgewerbeschule werde demnächst eröffnet. Für die repräsentative Beteiligung der hiesigen Edelmetallindustrie an der Weltausstellung in St. Louis, über welche hier s. Zt. eine eingehende Aussprache gepflogen wurde, werde der Verein die Führung übernehmen, sobald von Staat und Reich die auf jener Konferenz von den anwesenden Regierungsvertretern in Aussicht gestellte Beihilfe zugesagt sei. Vor kurzem erst habe der Vorstand an die badische Regierung in diesem Betreff eine Denkschrift gerichtet, auf welche die Antwort noch ausstehe. Ueber die umfassende Tätigkeit der Bibliothekkommission verbreitete sich Herr Kunstgewerbelehrer Rücklin. Die Bibliothek habe eine ansehnliche Bereicherung erfahren. Die Vorbildersammlung zähle nunmehr etwa 4000 Blätter, von welchen die modernen Vorlagen gebunden und den Bibliotheksbesuchern bequem zugänglich gemacht werden sollen. Die Benutzung des Lesesaals an Wochentagen erreiche die Zahl von 3444, die Entleihungen von Werken seien von ca. 1100 auf 1664 gestiegen. Um für Neuanschaffungen eine Richtschnur zu haben, werde eine Statistik über die Bücher, die entliehen werden, aufgenommen. Nach dem vom Kassierer, Herrn W. Fühner, gegebenen Kassenbericht wurden im vergangenen Jahr durch die Einwirkung der Jubelfeier die Gelder des Vereins stark in Anspruch genommen. Der Barsaldo fiel von 5404 Mk. auf 204 Mk. Jubiläum verschlang beiläufig 6000 Mk. Die dadurch gespannten Finanzverhältnisse zwangen den Vorstand, einerseits eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge für ordentliche Mitglieder von 8 auf 10 Mk., für auswärtige Mitglieder von 6 auf 8 Mk. vorzuschlagen, während der Beitragssatz der außerordentlichen Mitglieder bestehen bleibt, andernteils verschiedene gewohnte Ausgaben für dieses Jahr fallen zu lassen. Die Anträge wurden mit der Aenderung, daß für Vor

Das

träge wieder ein Betrag eingestellt wurde, mit großer Mehrheit angenommen, nachdem von einer Seite die Ausgabenüberschreitung im vorigen Jahr und der Voranschlag für das laufende nach verschiedenen Richtungen bemängelt und von anderer Seite die Beitragserhöhung bekämpft worden war. Der diesjährige Voranschlag rechnet einschließlich des im letzten Jahr ausgebliebenen Staatsbeitrages auf eine Einnahme von 16446 Mk. und bemißt die Ausgaben etwas knapp mit 16 250 Mk. An Stelle der turnusmäßig ausscheidenden Herren V. Mayer, F. Hart, F. Friedrich, W. Silbereisen und E. UnterEcker und der vor Ablauf ihrer Dienstzeit ausgeschiedenen Herren E. Binder, F. Rieth und H. Schmidt wurden die Herren Mayer, Hardt, Friedrich, Silbereisen wieder, und die Herren Alb. Lutz, O. Bentner und H. Schmidt-Staub neu in den Vorstand gewählt. Die sonst übliche Gratisverlosung fiel wegen der Ebbe in der Kasse dieses Jahr aus. Die Jäger-Kiehnle-Stiftung des Vereins hat ein Vermögen von 26016 Mk., wovon noch 11018 Mk. in Bankguthaben vorhanden sind.

Das Sommersemester der Kunstschule für Juweliere, Goldund Silberschmiede, Graveure, Ciseleure in der städtischen Schule Mohrenstraße 41 zu Berlin beginnt am 1. Mai. Wie im vorigen Jahre werden auch dieses Jahr Meister- und Gehilfenkurse an jedem 1. und 15. eines jeden Monats beginnen, in denen sich Besucher Fertigkeiten und Kenntnisse im Fachzeichnen, Modellieren, Ciselieren, Gravieren, sowie auch in Fachwissenschaften und Buchführung aneignen können. Die Kurse sind in Tages- und Abendunterricht geteilt. Nähere Auskunft erteilt der Leiter der Anstalt, Herr Fachschuldirektor Schleusing, Berlin W.-Schöneberg, Sedanstraße 18, oder auch in der Kunstschule.

Für die Werkstatt.

Streichmasse für schwedische Zündhölzer kann man nicht fertig beziehen. Es dürfte das Vorteilhafteste sein, die fertigen Dosen an den betreffenden Stellen mit der flüssigen Sreichmasse zu bepinseln. Dieselbe wird wie folgt dargestellt: 30 Teile Leim läßt man über Nacht in Wasser quellen, gießt das überflüssige Wasser ab und erwärmt in Wasserbade bis zur Schmelze der Masse. Dann mischt man alle Substanzen als feines Pulver verwandt - mit einem Löffel oder Kartenblatt auf einem Bogen Papier nicht in einem Mörser, weil bei der Mischung sonst Explosionen eintreten können 10 Teile Umbra, 5 Teile Schwefelnatrium, 50 Teile chlorsaures Kali und 5 Teile roten Phosphor. Das Gemisch trägt man in den Leim ein, rührt gut durch und streicht sofort auf die Streichflächen auf. Andere Massen für die Reibeflächen bestehen aus 4 Teilen Dextrin gelöst in 24 Teilen Wasser, 10 Teilen roten Phosphor, 4 Teilen Umbra und 10 Teilen Antimontrisulfid, oder aus 40 Teilen Dextrin gelöst in 25 Teilen Wasser und 10 Teilen roten Phosphor, 8 Teile Antimontrisulfid. Bereitung wie oben angegeben. (Zu Frage 463.)

Mattvergoldung. Wer da annimmt, daß die Matt vergoldung durch Vergoldung zu erzielen sei, dürfte nicht richtig unterrichtet sein. Für eine gute Mattvergoldung ist die Hauptsache, daß der Grund gut mattiert ist. Je nach der Ausführung der Mattierung des Grundes fällt nämlich auch das Aussehen der späteren Mattierung des vergoldeten Gegenstandes aus. Eine gute Mattvergoldung ist also niemals durch eine Vergoldung zu erzielen. Die Mattierung kann bei Messing, Kupfer oder dessen Legierungen, nachdem man sie gelb gebrannt hat, auf chemischem Wege erzielt werden, indem man den betreffenden Gegenstand mit Säure ätzt. Die Mattierung kann aber auch auf chemischem Wege erfolgen, besonders bei Tombak, Neusilber und Silber, indem man die betreffenden Gegenstände mit der Stahlbürste behandelt. In großen Betrieben wendet man das Sandstrahlgebläse an. Von der Grobkörnigkeit des angewendeten Sandes hängt es nun ab, wie die Mattierung ausfällt. Man kann aber auch auf galvanischem Wege den Untergrund mattieren, indem man ihn mit einer Kupferschicht überzieht bei 0,75 bis 1 V. Spannung im Bade. Hierbei fällt der Kupferniederschlag matt aus. Vergoldet man dann den Gegenstand schwach, so wirkt die Mattierung durch den Goldniederschlag hindurch. Von der Spannung und von dem Goldgehalt des Bades, sowie von der Länge des Verbleibens des Gegenstandes im Goldbade oder von der Menge des niedergeschlagenen Goldes hängt dann die Farbe ab, welche der betreffende Gegenstand erhalten hat. (Zu Frage 447.)

Eine gute Rotvergoldung auf Doublégegenständen erzielt man, indem man das Objekt zunächst verkupfert, poliert und dann in ein Goldbad hängt ohne jeden Kupferzusatz. Der Ton der erzielten Rotvergoldung ist abhängig von der Dicke des Goldniederschlages, und der Glanz entspricht der Politur, welche der Gegenstand vor der Vergoldung gehabt. (Zu Frage 448.)

Eine schöne rote Farbe der Vergoldung erzielt man nach Mitteilung des Kollegen Th. O. in B. durch eine Mischung von 5 g Grünspahn und 5 g pulv. Weinstein, mit welcher man den

=

Gegenstand bestreicht und alsdann auf gelindem Kohlenfeuer abbrennt. Im Wasser lösche man ab, tauche den Gegenstand in Beize oder Weinstein, kratze denselben und man wird eine schöne rote Farbe erzielen, welche die Vergoldung durchaus nicht angegriffen hat. (Zu Frage 452.)

Personalien und Geschäftsnachrichten. Geschäftsnachrichten. Die Inhaber der Doublékettenfabrik Gebr. Malteur in Pforzheim haben ihre seit 1. Juli 1896 bestehende Handelsgesellschaft handelsgerichtlich eintragen lassen. Desgleichen die Herren Friedrich Ripp und Hermann Ripp, welche die Ringfabrik von Fix & Weber daselbst käuflich übernahmen. Die Stein- und Glasschleiferei des Herrn Albert Frey in Pforzheim wurde nach dessen eigenem Hause, Enzstraße 13, verlegt und aufs neueste eingerichtet. Die Silberbijouteriefabrik Jul. Th. Kiehnle in Pforzheim hat Herrn Kaufmann Gustav Schuller, bisher im Hause Maischhofer & Cie., als persönlich haftenden Gesellschafter aufgenommen. Die offene Handelsgesellschaft hat am 1. April begonnen. Die Firma Fix & Weber, Ringfabrik in Pforzheim, welche an die Herren Ripp überging, wurde im Handelsregister gelöscht. Die Bijouteriehandlung Ernst Friedrich Funk in Pforzheim hat aufgehört zu existieren. Die Bijouteriefabrikationsfirma Heh. Stieß in Pforzheim hat dem Kaufmann Rudolf Neuhäußer Prokura erteilt. Die Firma J. Friedmann's Nachfolger in Frankfurt a. M. teilt mit, daß sie ihren langjährigen Mitarbeiter Herrn Paul H. Löwenthal als Teilhaber aufgenommen hat. Die Ersten Elektrochemischen Kunstanstalten Storr & Stein in Berlin teilen durch Zirkular mit, daß der bisherige Teilhaber Herr Wilh. Storr aus der Firma ausschied. Herr Leo Stein, als nunmehriger alleiniger Inhaber, wird das Geschäft unter der alten Firma in bisheriger Weise weiterführen. — Die Etuis-Etalagenfabrikationsfirma Rösch & Cie. in Pforzheim mit Fabrikfiliale in Hamberg (Wurmtal) teilt mit, daß die Prokura des Herrn August Rösch erloschen sei. Dagegen wurde der Ehefrau Frieda Rösch Prokura erteilt. Seit 15. April besteht in Pforzheim die Firma Gebr. Ayaße offene Handelsgesellschaft des Herrn Peter Ayaße und Gottlieb Ayaße. Die Firma widmet sich der Ringfabrikation. Die große Ulrichsche Etuis- und Etalagenfabrik in Unterreichenbach (Württemberg) wird gegenwärtig durch einen Anbau vergrößert, in dem eine Filzfabrik untergebracht wird. Herr Rob. Bub in Pforzheim hat seine vor kurzem errichtete Besteckfabrik nach der Sophienstraße 10 daselbst verlegt. Die Ringfabrikationsfirma Huber & Oelschläger in Pforzheim tritt in Liquidation. Herr L. A. Rodi in Pforzheim hat seine Oxidierungsanstalt nach Ispringerstraße 4 daselbst verlegt. Die Firma Gebr. Koch, Kettenfabrik in Pforzheim teilt mit, daß die Prokura des Kaufmanns Karl Haußmann erloschen ist. Eine neue Firma in der Bijouteriewarenbranche ist Koch & Rempf in Pforzheim. Teilhaber der Gesellschaft sind Kaufmann Salli Koch und Techniker August Rempf. Letzterer war viele Jahre technischer Leiter im Hause A. Daub in Pforzheim. Diese Firma, wie auch die Firma Bernhard Engelmann in Pforzheim wurden handelsgerichtlich eingetragen. - Gelöscht wurde dagegen im Handelsregister zu Pforzheim die Firma Engelmann & Reiß. Infolge Ablebens ist die Prokura der Frau Karl Nikolaus Hüffner in Firma Carl Hüffner, Bijouterieexport, in Pforzheim erloschen. Zur Fabrikation von Goldwaren haben sich die Techniker Georg Wilhelm Sautter und Georg Sieber unter der Firma Sautter & Sieber zu einer offenen Handelsgesellschaft vereinigt. -- Die Bijouteriefabrikationsfirma G. H. Kröner in Pforzheim hat Herrn Karl Ludwig Arnold als technischen Sozius aufgenommen. Die Silberwarenfabrik Wilh. Mack in Pforzheim wurde handelsgerichtlich gelöscht.

Auf ein 40 jähriges Bestehen blickt die Firma Ludwig Rudloff, Hofjuwelier, in Halberstadt in diesem Jahre zurück. Gegründet wurde das Geschäft von dem Vater des jetzigen Inhabers, Ludwig Rudloff, im Jahre 1863. Nach 33jähriger Tätigkeit übergab er dasselbe seinem Sohn, welcher bestrebt ist, das Geschäft auf seiner Höhe zu erhalten. Hierzu wünschen wir demselben den besten Erfolg.

Ehrung. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden hat dem Vorstand der Großherzoglichen Landesgewerbehalle, Herrn Prof. Dr. H. Meidinger, welcher sich auch schon vielfach für die Edelmetallindustrie verdient gemacht hat, den Titel als Geheimer Hofrat verliehen.

Vermischtes.

Ein großer Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht vom 22. zum 23. April in Schwerin verübt. Einbrecher zerschlugen ein Fenster der nach dem Hofe belegenen Werkstatt des Juweliers Ratfisch

in der Friedrichstraße, stiegen in die Werkstatt hinein und versuchten die in den Laden führende eiserne Tür aufzubrechen, was ihnen indessen nicht gelang. Sie brachen daher in die zwei Steine dicke Mauer eine mannsgroße Öffnung, gelangten durch diese in den Laden und entwendeten Uhren, massive Goldwaren und Brillantschmuck im Werte von etwa 30 000 Mk. Billigeren Schmuck und Doublé ließen sie unberührt, woraus zu schließen ist, daß die Diebe Kenner sind. Die Staatsanwaltschaft hat den Tatbestand aufgenommen, jedoch fehlt bisher jeder Anhalt über die Verbrecher, welche verschiedenes Handwerksgerät, als Stemmeisen, Meißel etc. am Tatorte zurückgelassen haben. Herr Ratfisch ist gegen Einbruchsdiebstahl bei der Norddeutschen Versicherungsgesellschaft versichert.

Für die jetzige Saison wurde von der Firma Kollmar & Jourdan A.-G. Uhrkettenfabrik in Pforzheim ein Artikel auf den Markt gebracht, der in Fachkreisen weitgehendstes Interesse erwecken dürfte. Es sind dies Panzer-Armbänder, hohl, ohne jegliche sichtbare Fuge, und ist mit diesem Artikel ein Problem gelöst, an dem schon lange gearbeitet wurde. Dadurch, daß die Armbänder nicht teurer zu stehen kommen, als in ihrer früheren Ausführung mit der häßlichen Längsfuge, ist dem Artikel eine große Zukunft beschieden, und es ist anzunehmen, daß er die alte Machart mit der Zeit ganz aus dem Markte verdrängen wird. In Deutschland unter D. R. P. No. 137 868 geschützt, ist dafür auch schon in fast allen Kulturstaaten patentamtlicher Schutz erteilt. Näheres ist aus dem heutigen Inseratenteil zu ersehen.

Vorsicht beim Einkauf von Rubinen wird neuerdings von den verschiedensten Seiten anempfohlen, nachdem ein sachverständiges Urteil, gelegentlich eines Prozesses in Brüssel, vom Professor Berge bekannt geworden ist. Derselbe sagt in seinem Urteil aus, daß

der künstliche Rubin im Laboratorium genau so hergestellt werden kann wie der echte, natürliche, und habe derselbe auch genau dieselben chemischen Bestandteile. Den ihm vorliegenden Stein, der tatsächlich ein falscher war, müsse er als echten Rubin anerkennen. Gescheiter als der Herr Professor war aber das Gericht, das den Verkäufer des unechten Steines zu einer nicht unerheb lichen Strafe verurteilte.

Vorsicht! Ein neuer Erwerbszweig. Unter dieser Spitzmarke veröffentlicht der St. Petersburger Herold folgende Notiz: „Auf dem Altai im Dorfe Tuckta wurden unlängst „Goldfälscher" arretiert. Anstatt Gold fand man bei ihnen fünf Pfund Kupfer auf, das oxydiert ganz die Farbe von Gold angenommen hatte. Die Leute gaben an, daß die ganze Einwohnerschaft des Dorfes Puckta vermittelst dieser Betrügerei, die folgendermaßen vorgenommen wird, sich ihren Lebensunterhalt erwirbt. Sie gewinnen nämlich selbst auf den Kupferlagern in der Nähe des Dorfes dieses Metall, welches dann in ges: hmolzenem Zustande durch ein aus Ruten geflochtenes Sieb hindurchgelassen und in kaltem Wasser aufgefangen wird. Hierdurch erhält das Kupfer die Form von Getreidekörnern, Erbsen und anderen dem echten Golde sehr ähnlichen Formen. Um den Betrug vollständig zu machen, werden diese „Goldkörner" dann noch oxydiert, damit auch die Farbe völlig echt sei, und in dieser Gestalt wohl vorbereitet, werden sie dann auf den Märkten für teures Geld verkauft." Wir glauben zwar nicht, daß einer unserer deutschen Goldschmiede auf diesen „dicken Leim“ hineinfallen würde; immerhin ist es aber ganz gut. wenn man von solchen Gaunerstückchen auf alle Fälle unterrichtet ist.

Liebig. Am 12. Mai sind es 100 Jahre, da Justus Liebig zu Darmstadt das Licht der Welt erblickte. Seine Arbeiten haben nicht nur die chemische Wissenschaft ungemein gefördert, sondern auch viele industrielle Unternehmungen in andere Bahnen geleitet. Die Spiegelfabrikation, wie sie heute betrieben wird, beruht auf einem Verfahren Liebigs, welches darin besteht, salpetersaures Silber in ammoniakalischer Lösung mit einem Aldehyd zu reduzieren. Dieses Verfahren verdrängte nach und nach die Methode der Spiegeldarstellung, auf Glasscheiben ein Quecksilber-Zinnamalgam zu befestigen.

Liebigs Arbeiten über Knallsilber sind bekannt, ihm verdanken wir auch die Bestimmungsmethoden für Blausäure, Cyankali, Cyansäure u. s. w., auch mancher chemischer Apparat trägt Liebigs Namen.

Mit 21 Jahren war er Professor der Universität Gießen und seine populär wissenschaftlichen Veröffentlichungen, welche als „Chemische Briefe" herauskamen, in andere Sprachen übersetzt wurden und dann in Buchform erschienen, haben viel dazu beigetragen, den Namen des großen Chemikers bekannt zu machen. Seine Arbeiten zur Erforschung der Vorgänge im Pflanzen- und Tierkörper, welche damals Aufsehen erregten, und heute ihrem Inhalt nach allgemein bekannt sind, gehören zum Allgemeingut der Nation. Heute ist es uns nichts Neues mehr, wenn wir hören, daß der Atmungsprozeß, der Verdauungsvorgang im Magen, im Darm, die Veränderung des Blutes im Organismus, überhaupt der

gesamte Stoffwechsel in nichts anderem besteht, als in einer Kette chemischer Reaktionen. In seiner Düngerlehre hat Liebig sich bei den Landwirten ein unvergängliches Denkmal geschaffen, und wenn wir heute überall Plakate sehen mit dem Bilde Liebigs und darunter zwei Fleischextrakttöpfe, so sollten wir uns stets daran erinnern, daß Liebig noch mehr geschaffen und mehr hervorgebracht hat. Unsere englischen Vettern haben es meisterhaft verstanden aus dem Vorschlage Liebigs die ungeheuren Fleischmassen Südamerikas nicht umkommen zu lassen, sondern zu verwerten, ein ausgezeichnetes Geschäft zu machen. Es steht den Söhnen Albions aber nicht wohl an, wenn sie unseren Liebig in dieser Weise für sich in Anspruch nehmen. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit noch bemerkt, daß schon Liebig darauf aufmerksam gemacht hat, daß Fleischextrakt nicht etwa Fleisch ersetzen kann. Fleischextrakt selbst besitzt keinen Nährwert, sondern ist lediglich ein Gewürz. Liebig ist einer unserer hervorragendsten, chemischen Schriftsteller gewesen und es ist eigentlich zu verwundern, wie der Mann, der tagsüber im Laboratorium seine Schüler, die ihm aus allen Weltteilen zugeströmt waren, unterrichtete, noch Zeit fand zu wissenschaftlichen und feuilletonistischen Veröffentlichungen. Viele von seinen Schülern bilden heute noch Zierden unserer Hochschulen.

Liebig wurda 1845 vom Großherzog Ludwig I. von Hessen in den Adelstand erhoben und folgte schließlich einem höchst ehrenvollen Ruf als Professor nach München. Petersburg, Wien und Heidelberg hätten ihn auch gern an ihren Hochschulen gesehen. Liebig starb am 13. April 1873 in München, wo sich heute sein Denkmal erhebt, ebenso wie in Gießen.

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 44 a. 196844. Sicherheitsverschluß für Broschen, Vorstecker o. dgl., dessen Verschlußbügel zur Sicherung der Nadel mit nach außen und innen drehbaren, beim Freigeben selbsttätig sich schließendem Verschlußdaumen versehen ist. Louis Neuburger, Pforzheim. 13. 3. 03. N. 4276.

44 a. 197029. Zerlegbarer Knopf (bezw. Gürtelschloß, Schnalle, Schließe, Agraffe, Brosche u. dgl.) mit durchbrochenem, mit einer beliebig zu wählenden Zwischenschicht zu hinterlegendem Oberteil und einem leicht daran zu befestigenden Unterteil. Heinrich Borchard, Berlin, Bülowstr. 18. 5. 2. 03. B. 21307.

44 a. 197041. Medaillon (Uhrkettenanhänger) für Reservisten, zum Oeffnen, mit eingeprägten militärischen Abzeichen und Kaiserbildnis. K. Remus, Halle a. S., Friedrichstr. 55. 18.2. 03. R. 11836. 44 a. 197 271. Klappenschloß mit einer aus der Klappenverbindung vortretenden Hakenbiegung am Scharnierende der einen Klappe. Louis Bub, Hamburg, Büschstr. 2. 18. 3. 03. B. 21 694. 44 b. 197 295. Karabinerhaken mit in der Kapsel drehbarem Ringzapfen. Fa. G. Rau, Pforzheim. 20. 3. 03. R. 11 991.

44 a. 197 428. Etuisständer für Schmuckgegenstände, bestehend aus einem Etui, dessen Deckel mit dem Unterteil an einer Seite mittels Riemen verbunden ist, so daß derselbe gleichzeitig als Untersatz für den Unterteil dienen kann. Jakob Geist, Mainz, Willigisstr. 6. 24. 2. 03. G. 10 745.

44 a. 197 431. Halskettenhalter, bestehend aus einer mittels angelenktem Hebel an dem Halskragen festzulegenden Platte mit Haken o. dgl. zum Einhängen der Halskette. Frau Emma Felber, Berlin, Bernburger Str. 3. 26. 2. 03. F. 9632.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen. Fragen und Antworten:

Frage 447. Woher kommt es, daß bei Mattvergoldungen bei dem einen Vergolder die Farbe besser und gelb-intensiver ausfällt, als bei dem anderen, obwohl beide vom besten Feingolde zur Vergoldung nehmen?

Antwort: Sie müssen Ihre Frage mehr präzisieren. Diese Bezeichnung ist sehr weitgehend und ein spezielles Walzensystem kann darunter nicht verstanden werden.

Frage 463. Gibt es eine feste Streichmasse für SchwedenStreichhölzer, welche man durch Aufnieten auf silberne Wachsholzdöschen befestigen kann? K. Schl. in S.

Antwort: In der Rubrik Für die Werkstatt" finden Sie Anweisung zur Herstellung der Masse. Außerdem empfiehlt sich Herr Gg. Fritsch, Hof-Silberarbeiter in München, zur Mitteilung über fragliche Angelegenheit.

Frage 464. In No. 5 der Zeitschrift: „Zur guten Stunde“ befindet sich ein Artikel mit Abbildungen über eine neue Metallkomposition, angeblich aus Silber und Zinn zusammengestellt und durch ein besonderes Verfahren gehärtet, welches unter dem Namen „Osiris“ oder „Isis“ in den Handel kommt. Erzeuger ist die Firma Walter Scherf & Co. in Nürnberg. Die Komposition soll so schön wie Silber wirken. Ist einem meiner werten Kollegen dieses Metall bekannt und kann er mir seine Erfahrungen über Haltbarkeit u. s. w. darüber mitteilen? Besten Dank im voraus.

B. C. in D.-E. Antwort: Wir werden in einer der nächsten Nummern eingehend auf deren Fabrikate zu sprechen kommen.

Frage 466. Leistungsfähige Firma von Grossisten für vergoldeten norwegischen Filigranschmuck, speziell Broschen, gesucht. Frankicrte direkte Offerten an die Redaktion erbeten. Antwort: Es empfehlen sich hierfür: Rud. Basson in Hamburg, Colonnaden 92 II, Carl Müller & Co. in Hamburg, FerdinandStraße 18, Kurr-Schüttner in Hanau.

Fragen:

Frage 449. Kann mir jemand eine Bezugsquelle für billige Kirchengeräte in Zinn angeben? Besten Dank im voraus.

Frage 450. Wer fabriziert „Trensenuhrketten" und gepreßte Pferdchen als Anhänger in Silber für Grossisten?

Frage 451. Wer liefert elektrische Klingeln in moderner Ausführung versilbert und vergoldet? Ferner wer liefert moderne Neuheiten in versilberten Notes, Spiegeln, aparten Necessaires, Anhängern etc. für Damen und Herren?

Büchertisch.

Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148 000 Artikel und Verweisungen auf über 18 240 Seiten Text mit mehr als 11 000 Abbildungen, Karten und Plänen im Text und auf über 1400 Illustrationstafeln (darunter etwa 190 Farbendrucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen) sowie 130 Textbeilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mk. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.)

,,Astilbe bis Bismarck" lesen wir auf dem Rücken des soeben erschienenen II. Bandes unsers Großen Meyer". Wie nahe beisammen auch diese beiden Wörter in der Buchstabenfolge zu stehen scheinen, so erweisen sich doch 1824 eng gedruckte Spalten nötig, um die alphabetische Brücke zwischen ihnen zu schlagen. In 8 Zeilen erfahren wir, daß „Astilbe" zur Gattung der Saxifragazeen gehört, wie sie aussieht, blüht, in welchem Verbreitungsgebiet sie anzutreffen ist, sowie auch, daß eine aus Java eingeführte Art bei uns als Zierpflanze gedeiht. Und in 550 Zeilen ist Otto von Bismarck geschildert, sein Werden und Wirken und damit auch im großen Umriß die Geschichte seiner, durch ihn gestalteten Zeit, wir finden seine literarischen Werke und die Schriften verzeichnet, die sich mit ihnen beschäftigen, endlich auch die hauptsächlichste über Bismarck selbst entstandene Literatur. Ein interessantes Kunstblatt mit vier verschiedenen Bismarckbildnissen ist dieser Abhandlung beigegeben. Wir haben bei Erwähnung der beiden Artikel den ihnen zugeteilten Raum mit 8 und 550 Zeilen festgestellt, weil in der Raumfrage die größte Schwierigkeit für ein Lexikon und die größte Meisterschaft gerade des Meyerschen Werkes liegt. Das Unbedeutende kurz, das Wichtige ausführlich zu behandeln, erscheint freilich als etwas durchaus Selbstverständliches. Aber nur selten lassen sich die Wertverhältnisse so leicht gegeneinander abschätzen, wie in dem Fall „Astilbe-Bismarck". Allen Wissenschaften bis ins Einzelne den ihnen gebührenden Raum zuzuweisen; unter dem vielen Neuen das wirklich Bedeutende als solches zu erkennen und das oft recht anspruchsvoll auftretende Unbedeutende auf seinen wirklichen Wert zurückzuführen; bei Wahrung des Gesamtumfanges dafür zu sorgen, daß die Abhandlungen der ersten Bände sich nicht auf Kosten der letzten ausdehnen: das sind Aufgaben, die an die Urteilskraft der Redaktion die höchsten Anforderungen stellen, die aber auch im Großen Meyer" mustergültig gelöst sind. Nur schwer widerstehen wir der Versuchung, auch noch über die wundervollen Farbendruck- und Holzschnitt-Tafeln sowie über die ausgezeichneten Kartenbeilagen zu sprechen. Doch unser Raum ist gemessen, und füglich werden gerade diese Dinge am besten

Frage 448. Wie erreicht man bei Doublégegenständen nach deren Rotvergoldung eine intensive Politur?

Antwort auf Frage 447 und 448 finden Sie in der Rubrik „Für die Werkstatt".

Frage 452. Kann mir einer meiner Herren Kollegen ein Rezept für eine gute rote Vergoldung mitteilen? Besten Dank im voraus. J. T. in D. Antwort finden Sie in der Rubrik „Für die Werkstatt". Frage 454. Grossisten in der Schweiz wünschen Adressen von leistungsfähigen Fabrikanten für hohlgepreßte Knopf-Mechaniken zu erfahren.

Antwort: In Knopf-Mechaniken ist die Firma Paul Hübner in Berlin besonders leistungsfähig. Auch die Firma Rob. Hasenmayer in Pforzheim fertigt Mechanik füße an.

Frage 462. Gibt es ein Walzensystem und wo kann ich solches erhalten? K. & B. in M.

von jedem selbst beurteilt. Gelegenheit dazu bieten die Buchhandinngen.

Ornament 1902. P. Bürck. Hauskunst-Verlag, O. Schulze-Köln, Darmstadt. Unter diesem Titel ist ein neues Ornamentwerk herausgekommen, das sich so originell, so einfach und so großzügig präsentiert, wie sein Titel. Ornament 1902 P. Bürck" enthält Ornamente, welche P. Bürck, einer von den 7 Mitgliedern der weiland Darmstädter Künstlerkolonie, entworfen hat. Wer die künstlerische Eigenart dieses so vielversprechenden jugendlichen Künstlers kennt. wird mit freudiger Erwartung nach dem Werke greifen, um jedenfalls seine Erwartung noch übertroffen zu finden. Es ist wirklich etwas durchaus Neues und Eigenartiges, was uns hier geboten wird. In weiser Selbstbeschränkung gibt der Autor nur Flächenmuster ohne jede Schattierung. Die dadurch bedingte einfache Herstellungsweise des Werkes hat jedenfalls den sehr mäßigen Preis desselben ermöglicht; und außerdem wirken derartige abstrakte Ornamente, bei denen gar kein Gedanke an ein bestimmtes Material aufkommt, in vielseitigster Weise anregend, und mußten besonders solchen Zeichnern willkommen sein, die ausschließlich für ein bestimmtes Fach des Kunstgewerbes tätig sind, und somit einem gewissen Einseitigwerden besonders ausgesetzt sind. Druck und Ausstattung sind gleichmäßig gediegen. R. Liebhaberkünste, Zeitschrift für häusliche Kunst. Verlag von O. Schulze-Köln, Hauskunst-Verlag Darmstadt. Liebhaber der häus

lichen Kunst sind meistens Leute, die gerne für sich etwas "basteln". Wir glauben daher, gerade bei unseren Abonnenten mit der Besprechung einer Zeitschrift für die „häusliche Bastelei" ein besonderes Interesse zu erregen, weil die Eigenschaft des „Bastelns" doch eigentlich jedem Goldschmiede mehr der weniger von Hause aus im Blut steckt. Die Liebhaberkünste" verfolgen das Ziel, allen denen, welche sich mit irgend einem Zweige der Handwerkskunst praktisch beschäftigen wollen, ohne sich ihr beruflich zu widmen, mit Anregungen, Vorbildern und Anleitungen an die Hand zu gehen. Die Zeitschrift bringt belehrende und unterhaltende Aufsätze, bringt eine Menge, meist eigens für sie entworfene Vorlagen von tüchtigen Künstlern, und bringt endlich als besonders wertvolle Beilage, naturgroße Detailzeichnungen, welche ein direktes Nachbilden ermöglichen. Dem Dilettantismus sollen mit alledem keine Eselsbrücken gebaut werden, sondern die künstlerische Qualität der hier gebotenen Vorlagen ist wohl geeignet, dem dar nach Arbeitenden jenes warme Verständnis für wahre Kunst, und jene weise Selbsterkenntnis und Selbstbeschränkung anzuerziehen, welche das schönste Ergebnis jeder dilettantischen Kunstpflege im wahren Sinne des Wortes ist. Häufige Preisausschreiben spornen die selbständige Tätigkeit des einzelnen an und suchen die in der Zeitschrift gegebenen Anregungen ins Praktische zu überführen. Alles in allem muß man den „Liebhaberkünsten" das Zeugnis geben, daß sie ihrer schönen Aufgabe mit feinsinnigem Verständnis und rühriger Energie nachkommen.

JP

R.

Bekanntmachungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

Bekanntmachung.

Kürzlich wurde aus Guben von einem neuen Schwindel berichtet, wonach zwei Leute dort mit einem großen Handkoffer in einem Hotel abgestiegen sind. Der eine hatte eine ausgeklagte Forderung in Händen, nahm sich einen Gerichtsvollzieher, verlangte Zahlung, welche nicht erfolgte, und ließ den Koffer mit Goldwaren pfänden. Kurze Zeit darauf wurde von beiden gemeinschaftlich eine große Auktion veranstaltet, die sonst nach den heutigen Bestimmungen nicht hätte abgehalten werden können. Dieser neue Trick wird sich zweifellos wiederholen.

Vor kurzem sind diese Gauner nun in Eberswalde aufgetaucht, operierten dort genau in derselben Weise, wie seiner Zeit in Guben, und geht uns darüber folgende Mitteilung zu:

Eberswalde. Polizeilich inhibiert wurde heute Vormittag die angekündigte Uhren- und Goldwaren-Auktion im Grundmannschen Lokale. Nachdem einige Sachen ausgeboten waren, erschien Polizei auf der Bildfläche und untersagte den weiteren Verkauf der Waren. Da sich weder Schuldner noch Gläubiger sehen ließ, wurden die Sachen beschlagnahmt, um erst festzustellen, ob dieselben auch rechtmäßig erworben sind. Zweifellos ist diese Zwangsversteigerung von denselben Personen in Szene gesetzt, die, wie wir berichteten, in Guben eine Scheinpfändung herbeiführten, um minderwertige Goldsachen und Uhren auf amtlichen Wege verauktionieren und zu hohen Preisen an den Mann bringen zu können. Der Gepfändete hat hier im Petrickschen Gasthof logiert und war anscheinend etwas erstaunt, als ihm der Gerichtsvollzieher den Schuldtitel eines „zufällig" auch hier logierenden Herrn Kirchheim vorlegte. Auf die Frage des Gerichtsvollziehers, ob er pfändbare Sachen besitze, holte er dann schnell den Koffer mit den Talmi - Goldsachen herbei.

Wir richten an unsere Mitglieder das höfliche Ersuchen, bei Auftauchen dieses sauberen Paares sofort der nächsten PolizeiBehörde Kenntnis zu geben.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin S., Oranien-Strasse 143.
Fischer.

Bekanntmachung.

Hierdurch machen wir den Herren Juwelieren, Gold- und Silberschmieden von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz bekannt, daß gestern am 19. April in Güstrow im Hotel de Russie der Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede für Mecklenburg begründet wurde. Trotz furchtbarstem Unwetter, Schneegestöber und Sturm, wie er seit 1872 nicht vorgekommen ist, waren dennoch 25 Herren erschienen. Der Beschluß erfolgte einstimmig und ist zum Vorsitzenden der Vereinigung Herr Juwelier L. Schmieth, Schwerin, einstimmig gewählt worden.

Wir richten an sämtliche Juweliere, Gold- und Silberschmiede, die zu der Versammlung nicht erscheinen konnten, das höfliche

Ersuchen, ihre Beitrittserklärung zu dieser Standesvereinigung an den Vorsitzenden gelangen zu lassen.

Der Versammlungsbericht folgt.

Berlin, den 20. April 1902.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin S., Oranien-Strasse 143.

Fischer.

Bekanntmachung.

Nachstehendes Zirkular gelangt in Kürze an unsere Mitglieder und bitten wir um Beachtung.

Werter Herr Kollege!

Wir beehren uns hierdurch, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß wir im Interesse unserer Mitglieder einen Vergünstigungs-Vertrag mit der größten deutschen Glas-Versicherungs-Gesellschaft, der Aktien-Gesellschaft „Hammonia“ in Hamburg, abgeschlossen haben.

Dieser Vertrag gewährt unseren Mitgliedern nicht nur 10% auf ihre Versicherungsprämie, sondern schützt sie auch gleichzeitig vor jeder Benachteiligung dadurch, daß unser Vorstand in streitigen Fällen, unter Ausschluß jedes gerichtlichen Verfahrens. die alleinige Entscheidung hat.

Wir hoffen, daß unsere Mitglieder recht zahlreich von dem Vertrage und seinen Vergünstigungen Gebrauch machen.

Da die stipulierten Vorteile nur dann gewährt werden, wenn die Vermittelung des Abschlusses durch die Geschäftsstelle des Verbandes bewirkt wird, bitten wir Sie, die einliegende Postkarte auszufüllen und mit Ihrer werten Unterschrift versehen an uns zurückzusenden.

Einer gefälligen Rückäußerung sehen wir baldigst entgegen.
Mit kollegialem Gruß

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede

Fischer

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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großherzogtums Baden, der Goldschmiede Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
J✅ des Gewerbemuseums Gmünd, der Zentralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim Für den volkswirtschaftlichen Teil:
Verantwortliche Redakteure: Syndikus Berm. Pilz, Leipzig - Sür den Sachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

No. 10 - VI. Jahrgang

Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats

Inhalt dieser Nummer:

für die Werkstatt.

Aus der Werkstatt
Willkommen in Köln!

Chemische Spaziergänge.

Minderung des Arbeitslohnes bei mangelhafter Arbeitsleistung.

Leipzig, 15. Mai 1903

Abonnementspreis

für die grosse Ausgabe mit Einschluss des Beiblattes ,,Schmuck und Mode" pro Quartal M. 1.75 für Deutschland, 2 Kronen für Oesterreich, M. 8. pro Jahr für das Ausland.

Einzelpreis der grossen Ausgabe 50 Pfg. pro Nummer bei freier Zustellung. für die kleine Ausgabe mit kleinem Text und den Amtlichen Bekanntmachungen der Verbände und Vereinigungen pro Halbjahr M. 1.50 für Deutschland, 2 Kronen für Oesterreich, M. 4.- pro Jahr für das Ausland. Einzelpreis der kleinen Ausgabe 20 Pfg. pro Nummer bei freier Zustellung.

Pflicht zur Lohnzahlung während militärischer Übungen. Reklamationen
Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung des
Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
von Rheinland und Westfalen.

Berichte aus Innungen, Vereinen und Fachschulen.
Rechtsrat, Rechtsschutz für den Goldschmied.

Vermischtes.

Büchertisch.

Frage und Antwortkasten.

Gebrauchsmuster-Eintragungen, Patente.

Unsere Rätselecke.

über nicht rechtzeitiges Eintreffen sind seitens unserer verehrlichen Kreuzband-Abonnenten stets bei dem Verlag anzubringen, für Abonnenten, welche die Deutsche Goldschmiede-Zeitung durch die Post (offen) erhalten, sind indes stets bei dem Post-Zeitungs- Amt zu machen. Die Zeitung wird stets rechtzeitig am 14. bez. letzten Tag des Monats zur Post gegeben.

Insertionspreis

die 4 gespaltene Nonpareillezeile 25 Pfg., 14 Seite M. 150 brutto. Bei Wiederholungen wird Rabatt gegeben. Beilagen nach Uebereinkunft, gefälligen Anfragen wolle man stets Muster beifügen. Arbeitsmarkt die 4 gespalt Nonpareillezeile 20 Pfg.

Inseratannahme

in Leipzig: bei Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstrasse 15.
in Berlin: durch die Firma Hagenmeyer & Kirchner, Berlin C..
Unterwasserstrasse 9a.

Mitteillungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- Schluß für die nächste Nummer:

und Silberschmiede.

Arbeitsmarkt.

Inserate.

in Leipzig: 29. Mai morgens 10 Uhr
in Berlin: 28. Mai abends.

Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender 3eitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

Aus der Werkstatt

Der deutsche Kaiser weilte kürzlich im Lande Italien. Man hat ihn in Rom enthusiastisch aufgenommen und die deutsche Nationalhymne erklang im „Lande, wo die Zitronen blühn". Das hindert freilich nicht, daß man, während man mit der einen Hand Kußhändchen wirft, die andere drohend zur Faust ballt, weil man unsere Zollmaßnahmen nicht gutheißt. An Gold- und Silberwaren wurden im verflossenen Jahre 112 dz., 1901 96 dz. und 1900 122 dz. aus Deutschland nach Italien ausgeführt, in Bijouterien aus vergoldeten und versilberten Metallen betrug diese Ausfuhr 1900 121 dz., 1901 162 dz. und 1902 193 dz. Das ist zwar kein Umsatz, wie er mit anderen Staaten gemacht wird, aber wir haben doch ein Interesse, uns dieses Absatzgebiet erhalten zu sehen, ohne vor unseren Dreibundfreunden am Po und Tiber den Kotau zu machen. Italien fördert seinen Export in vielerlei Hinsicht weit intensiver als wir, durch Zuhilfenahme der Beamten des auswärtigen Dienstes und italienischer Handelskammern im Auslande, durch die Einrichtung von Stipendien für kommerziell tätige junge Leute, die bei großen Firmen des Inund Auslandes praktische Schulung erworben haben und den

für die Werkstatt!

Interessen des italienischen Außenhandels dienen, sowie schließlich durch pekuniäre und moralische Unterstützung der von einzelnen wirtschaftlichen Korporationen, insbesondere Handelskammern, nach ausländischen Märkten entsandten Studienreisenden. Italien hat jetzt schon 14 Handelskammern im Auslande, ein Beweis seiner Rührigkeit. Darin müssen wir ihm nacheifern. Auch die Schweiz gilt's wohl im Auge zu behalten. Der neue Zolltarif, der mit 329000 Stimmen gegen 223000 Stimmen angenommen worden ist, steigert die Einfuhrzölle wieder um ein beträchtliches. So ist der Zoll bei vergoldeten und versilberten Waren (Christofle u. s. w.) von 80 Fr. auf 150 Fr. gestiegen, bei echten Gold- und Silberschmiedearbeiten und Bijouterien aber unverändert (300 Fr. per dz.) geblieben. An Gold- und Silbersachen wurden 1902 72 dz., 1901 72 dz. und 1900 80 dz. nach der Schweiz ausgeführt, an Bijouterien 1900 283 dz., 1901 363 und 1902 342 dz. Auch in der Schweiz soll der erhöhte Tarif natürlich nichts weiter sein als eine Handhabe für die künftigen Handelsverträge, wegen deren man im Reichstage in der 300. Sitzung vom 29. April den Reichskanzler interpelliert hat. Bülow, der Schlaue," ließ jedoch durch

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