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Hierauf sprechen sich noch weitere Herren gleichfalls gegen die Gründung einer Ortsgruppe aus. Es werde sich auch wohl schwerlich jemand finden, der die Arbeit zu übernehmen bereit sei. Die Hauptsache werde sein, möglichst viele neue Mitglieder für den Verband zu gewinnen. Jedenfalls genüge es vollständig, wenn man einen Obmann oder Vertrauensmann aufstelle, der die Wünsche der Fabrikanten übermittele und den Verband in Pforzheim vertrete. Vorsitzender Emil Foehr schlägt nochmals vor, eine Vereinigung zu gründen und einen Ausschuß zu wählen, der zur Beratung der wichtigsten Fragen von Zeit zu Zeit zusammentrete. Mehrere Herren unterstützen diesen Antrag warm. Die Bildung einer Ortsgruppe sei für Pforzheim wünschenswert.

Die Abstimmung über den Antrag ergibt die vorläufige Ablehnung der Bildung einer Ortsgruppe Pforzheim. Nach hierauf folgender längerer Debatte, in der Herr Foehr dafür eintrat, daß die Pforzheimer Mitglieder des Verbandes auch ohne

engeren Zusammenschluß dann wenigstens einen kleinen Ausschuß von zwei Herren wählen, welche die Interessen des Verbandes in Pforzheim und wiederum die Interessen der Pforzheimer Mitglieder dem Verband gegenüber in wirksamer Weise vertreten könnten, einigten sich die Anwesenden in diesem Sinne, und es wurden hierfür die Herren

Fabrikant Schmidt-Staub i. Fa. W. Frey & Co. und
Fabrikant Lerch i. Fa. F. Zerenner

bestimmt, welche die Wahl annahmen. Ihre Aufgabe wird auch die Werbung weiterer Mitglieder für den Verband sein.

Die anwesenden Herren, welche noch nicht Mitglied waren, traten sämtlich dem Verband als Mitglied bei.

Nachdem Herr Foehr noch nähere Mitteilungen über den diesjährigen Verbandstag in Köln gegeben und zu zahlreicher Beteiligung aufgefordert hatte, schließt er unter nochmaligem Danke für das Erscheinen der Herren die Versammlung um 51⁄2 Uhr.

Bekanntmachungen des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

Bekanntmachung.

In dem Protokollbericht der Vorstands- und Ausschußsitzung vom 8. Februar 1903 des Verbandes wurde unter anderem bekannt gegeben, daß auf Grund des § 6 der Satzung der Antrag gestellt worden ist, die Firma M. Baumert & Co. aus dem Verbande auszuschließen. Dies wurde nach genauer Beratung mit allen gegen eine Stimme beschlossen.

Gegen die Form dieser Ausschließung richtet die Firma Baumert & Co. eine Beschwerde dahingehend. daß nicht die Firma Baumert & Co., sondern die Inhaber der Firma M. Baumert & Co., Max Baumert und Martin Tschirn, der Goldschmiede-Innung in Glogau angehören und in dieser Form Mitglied des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede geworden sind. Obgleich wir annehmen, daß jeder Leser der Bekanntmachung sofort erkannt haben wird, daß es sich lediglich um den Ausschluß der Teilhaber handelt, denn eine Firma kann gar nicht gegen den § 6 verstoßen, bringen wir auf Wunsch der Firma Baumert & Co. die Richtigstellung.

Dieser $ 6, auf den sich die Ausscheidung bezieht, lautet folgendermaßen: „Das Ausscheiden erfolgt durch Ausschließung, wenn das Mitglied durch unwürdiges Verhalten die Standesehre verletzt, den Interessen des Verbandes zuwiderhandelt oder andere Verbandsmitglieder absichtlich und wiederholt schädigt.“

Auf Grund dieser Bestimmung ist nicht die Firma Baumert & Co., sondern die Inhaber Max Baumert und Martin Tschirn ausgeschlossen worden.

Die Aenderung des Protokolles wird durch den Vorstand in der nächsten Ausschußsitzung niedergelegt werden.

Die Firma Baumert & Co. teilt uns in dem Schreiben weiter mit, daß die Inhaber der Firma M. Baumert & Co. Ende Februar aus der Glogauer Innung ausscheiden und sich somit die Angelegenheit dem Wunsche des Vorstandes und Ausschusses des Verbandes entsprechend erledigt.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin, S., Oranien-Strasse 143.

Fischer.

Bekanntmachung.

Am 4. März fand in Berlin eine Sitzung statt, einberufen von dem Vorstand des Kunstgewerbe-Vereins zu Berlin, um über das Detaillieren der Professoren an den Kunstgewerbeschulen in eine Besprechung einzugehen.

Anwesend waren die Herren Hofjuwelier Schaper, Juwelier Schluttig und Weichmann.

Vom Vorstand des Verbandes waren Herr O. M. Werner, Herr Oscar Müller und der Vorsitzende Fischer geladen und erschienen. Der Vorsitzende sprach dem Kunstgewerbeverein zunächst seinen Dank aus dafür, daß die Einladung ihm Gelegenheit gebe, die Stellungnahme des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede richtig zu stellen. Es entspreche den Tatsachen, daß sich der Verbandstag in Stuttgart sehr eingehend mit der Frage beschäftigt habe und daß ebenfalls in Dresden über die gemachten Schritte verhandelt worden ist. Die Angelegenheit wird auch für die Folge die Verbandstage beschäftigen, wenn eine Besserung der Verhältnisse nicht eintritt.

Die bei der Einladung ausgesprochene Meinung, daß der Verband verlangt, daß die Ausbildung der Kunstgewerbejünger Lehrern anvertraut werden soll, die lediglich Schulmeister sind, ist insofern

unzutreffend, als dies weitgehende Verlangen nicht gestellt worden ist. Man ist aber der Meinung, daß in den Großstädten, die nur dafür in Frage kommen können, Lehrer, selbst wenn dieselben lediglich auf das Lehrfach beschränkt würden, nicht ohne weiteres zu Schulmeistern in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes herabsinken brauchen.

Man setze einmal voraus, daß Männer, die an eine Kunstgewerbeschule als Lehrer angestellt werden, einen gewissen Fonds in sich haben, aber auch genügend Gelegenheit finden, in den Kunstwerkstätten der Großstädte so viel in sich aufzunehmen, daß sie auf der Höhe der Zeit bleiben. Ausgesprochen müsse werden, daß seit Bestehen des Verbandes die Uebergriffe einzelner Lehrer sich gemildert haben und daß die Klagen sich jetzt hauptsächlich gegen den Lehrer an der hiesigen Kunstgewerbeschule, und zwar gegen Herrn Professor Rohloff richten. Man höre fortgesetzt, daß größere Privataufträge von demselben übernommen werden; und wenn sich die größeren Juweliere und die Silberwarenfabriken, die ja allein nur hierbei in Frage kommen, sich darüber beschwert fühlen, so ist dies verständlich, denn man muß doch einräumen, daß es Jahrzehnte langer Anstrengungen bedarf, um eine Firma oder die Werkstatt auf eine solche Höhe zu bringen, um große kunstgewerbliche Arbeiten ausführen zu können. Wenn nun durch das Hervor drängen Einzelner diese Werkstätten für große kunstgewerbliche Aufträge ausgeschaltet werden, so ist es nicht allein der entgangene Gewinn, wodurch man unangenehm berührt wird, sondern es ist den betreffenden Firmen insbesondere peinlich, daß das Ansehen ihrer Werkstätten dadurch Einbuße erfährt.

Leider hat der Verband bei der Direktion des KunstgewerbeMuseums wenig oder gar kein Entgegenkommen gefunden, weil man in die Würdigung der Verhältnisse überhaupt nicht einge gangen ist, und wenn auch von Seiten des Kultusministeriums ein ablehnender Bescheid eingegangen ist, so liegt die Ursache darin, daß von den Ministern einfach der Bericht, welcher von der Direktion der Kunstgewerbeschule eingegangen ist, wahrscheinlich wortgetreu wiedergegeben wurde.

Es ist bedauerlich, daß eigentliche Instanzen für Beschwerden bei einem Teil unserer Behörden nicht vorhanden sind.

Da aber nicht nur von dem Verband Beschwerden laut geworden sind, sondern, wie uns erst kürzlich zur Kenntnis gelangt ist, auch noch von andrer Seite, so wird der Vorstand sich einer gemeinsamen Agitation mit den übrigen Vereinen ganz energisch anschließen.

Hinzuweisen sei noch auf einen Artikel in der No. 7 der Woche", worin der Geheimrat Professor Dr. Jul. Lessing über die Angelegenheit geschrieben hat. Es wird in dem Artikel ausgeführt, daß überall Hand in Hand mit den besten Werkstätten gearbeitet wird. Wenn dies auch bezüglich unserer Branche nicht zutreffend ist, so glauben wir aber, uns auf diesem Wege, wenn er beschritten wird, verständigen zu können. Die Lehrer an den Kunstgewerbeschulen sollen nicht in einen Wettbewerb treten, sondern Hand in Hand mit den bestehenden Werkstätten arbeiten.

Nachdem noch sämtliche Redner, die dem Kunstgewerbe angehören, sich darüber geäußert, daß Mißstände vorhanden sind, wurde vom Vorsitzenden des Kunstgewerbe-Vereins gebeten, die Forderung des Verbandes genau zu präzisieren, damit diese auf dem nächsten Verbandstage der Deutschen Kunstgewerbe-Vereine am 28. März in Leipzig vorgelegt werden könne. Berlin, den 7. März 1903.

Verband Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
Berlin S., Oranienstrasse 143.

Fischer.

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und SilberwarenGewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, der Goldschmiede - Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier-Vereinigung, der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.Bezirks Stettin, der Goldschmiede-Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim, des Gewerbemuseums Gmünd, der Zentralstelle Schmuck und Mode. Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15 Verantwortliche Redakteure: Sür den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim

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Für den volkswirtschaftlichen Teil: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig - Für den Fachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

Syndikus Berm. Pilz, Leipzig

VI. Jahrgang | Ersbeint am 1. und 15. eines jeden Monats Leipzig, 1. April 1903

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Nachdruck aus dem Inhalt vorliegender 3eitung ist nur mit Erlaubnis der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet

Internationale Rundschau.

Laut der vom Altmeister Goethe ausgesprochenen Formel sind ebenso wie seit uralten Zeiten auch in diesem Jahre durch des Frühlings holden belebenden Blick Strom und Bäche vom Eise befreit worden und die Natur geht neuem Blühen und Reifen entgegen, bis dann wieder der böse Winter aller Herrlichkeit ein Ende bereitet. Auch im geschäftlichen Leben unseres Faches scheint es nun endlich wieder einmal Frühling werden zu wollen; der Druck, der so lange auf unseren wirtschaftlichen Verhältnissen gelastet hat, fängt an, nachzulassen, und die ersten Anzeichen einer schwachen Besserung liegen vor, die durch das Ostergeschäft noch weiter verstärkt wird. Auch aus dem Auslande lauten die Nachrichten nicht mehr ganz so ungünstig, wie seither, und abgesehen von Amerika, welches keine Krisis durchzumachen hatte und nach wie vor prosperiert, kommen aus den uns näher liegenden europäischen Ländern Nachrichten, die im allgemeinen eine Besserung des Absatzes in Gold- und Silberwaren annehmen lassen.

Februar war allerdings in England z. B. wie immer ziemlich ruhig, doch hat der März schon eine ziemliche Erhöhung der Geschäftstätigkeit gebracht, die um so angenehmer empfunden wird, als auch der Januar noch vieles zu wünschen übrig ließ. Da um

diese Jahreszeit Miete und Steuern in England zahlbar sind, so hat dies einen gewissen Einfluß auf die Kaufkraft des großen Publikums, zumal man noch nicht weiß, ob nicht das neue Budget auch wie bei uns, erhöhte Ausgaben für Heer und Flotte und damit neue Steuern bringen wird. Man erwartet aber zuversichtlich, daß der Wegfall der Kriegssteuer dem Lande eine gewisse Erleichterung bringen wird, und wenn die dadurch bewirkte Ersparnis für den Einzelnen keine sehr große ist, so wird der moralische Effekt doch ein guter sein und die Unternehmungs- und Kauflust beleben. Die Arbeitslosigkeit der großen Massen, die sich in England bis vor kurzem noch sehr bemerkbar machte, hat bereits nachgelassen, und dies ist wichtig namentlich für die das billige Genre herstellende Birminghamer Industrie, die im letzten Jahre für 270 Millionen Mark gegen 256 Millionen Mark Schmuckwaren und Tafelgeräte herstellte. Der Exporthandel Englands, der in diesen Zahlen einen beredten Ausdruck findet, wird aber trotzdem als zur Zeit nicht günstig geschildert, da die ausländischen Aufträge bisher nicht so zahlreich waren, wie im vorigen Jahre. In Indien hat die Krönung zu Delhi denselben Einfluß auf das Geschäft gehabt, wie im vorigen Jahre die Krönung in London; ein

plötzliches Aufflackern und dadurch Schädigung des normalen Geschäfts und dann wieder Ruhe, die nach dem vorübergehenden Aufschwung um so fühlbarer war. Von dem Besuche Chamberlains in Südafrika erwartet man auch eine Belebung des dortigen Geschäfts; zweifellos hat die Reise des englischen Ministers sehr zur Beruhigung des Landes beigetragen und die Versöhnung zwischen Briten und Buren ist eingeleitet. Die Buren sind gute Rechner und werden aus den neuen Verhältnissen möglichst viel für ihren eigenen Vorteil herauszuschlagen wissen.

In Frankreich macht sich ebenfalls ein Vorwärtsschreiten bemerkbar, und die schon im Januar eingetretene Aufwärtsbewegung hat auch im Februar und März angehalten, wie es die Ostersaison mit sich bringt. In Juwelenarbeiten ist der Umsatz durch die Festlichkeiten der Ballzeit ein verhältnismäßig guter gewesen und hat für einige Zeit den im neuen Stil gehaltenen Goldschmuck zurückgedrängt, doch wird dieser bald wieder seinen alten Platz im öffentlichen Interesse einnehmen. Was Silberwaren anbetrifft, so hat der beständig fallende Preis des weißen Metalles die einschlägigen Fabrikanten beunruhigt, und sie haben neuerdings ein Syndikat gegründet, um durch gegenseitige Verpflichtung die Preise der fertigen Gegenstände auf einer gewissen Höhe zu erhalten, die ihnen einen angemessenen Verdienst sichert. Man sieht, die deutsche Besteckkonvention macht Schule, und es liegt für uns wahrlich kein Grund vor, wegen des Widerstandes einzelner, wenn auch bedeutender Firmen, unsere Konvention nicht durch ganz Deutschland einzuführen. Sie muß und wird sich Bahn brechen, davon sind wir fest überzeugt. Das Syndikat der Pariser Edelsteinhändler feierte jüngst sein 25 jähriges Bestehen durch ein großes Bankett, auf dem die bedeutendsten Häuser vertreten waren; und, was uns besonders interessieren dürfte, haben die Juweliere ferner einen Ball zum Besten ihrer Zeichenschule abgehalten, dessen pekuniäres Ergebnis ein sehr zufriedenstellendes gewesen sein soll.

Frankreich gilt von altersher als das Land, das für die Fabrikation von Gold- und Silberwaren maßgebend ist, und die Auffassung herrscht vielfach, selbst in Fachkreisen, als ob es auch für den Export in erster Reihe in Betracht komme. Nun wissen wir aber aus Schätzungen ziemlich verläßlicher Art, daß Deutschlands Ausfuhr der Edelmetallindustrie sich auf ca. 66 Millionen Mark beziffert, während Frankreich in den Jahren 1902 (bezw. 1901) an Bijouterie, Gold- und Silberwaren, vergoldeten oder versilberten Waren für 33 500 000 Frcs. (38 617000 Fres.) und an Uhren 21 663 000 Frcs. (21 591000 Frcs.) nur ausführte, dagegen für 18 303 000 Frcs. (18 840000 Frcs.) Bijouterie und so weiter und für 17 209000 Fres. (17 241000 Frcs.) Uhren aus dem Auslande bezog. Von dieser Einfuhr kamen aus Deutschland Bijouterie aus Gold und Silber für 5 439000 Fres. (5 672000 Fres.), Bijouteriewaren aus unedlen Metallen, vergoldete und versilberte Waren für

3 091000 Frcs. (2 670000 Frcs.); dagegen gingen von Frankreich nach Deutschland an Bijouterie waren aus Gold und Silber für 6172000 Fres. (6 315000 Frcs.), so daß in den letzten zwei Jahren mehr deutsche Bijouterie nach Frankreich als französische nach Deutschland ging, eine erfreuliche Wahrnehmung, welche nur zu weiterem Fortschreiten auf dieser Bahn anspornen kann.

Auch Frankreich hat seinen Taitsschwindel. In Nancy hatte ein gewisser Schellsky in derselben Weise wie Taits ein Geschäft eröffnet und durch seinen Betrieb die dortigen Juweliere derart geschädigt, daß sie gegen den Inhaber gerichtlich vorgehen mußten. Es handelt sich auch hier darum, daß die Glassteine als Diamanten, wenn auch mit dem Zusatz eines beliebigen Namens angepriesen worden sind und dadurch das Publikum irregeführt wurde. Die Entscheidung der französischen Gerichte in dieser Sache ist noch nicht bekannt geworden, doch werden wir unseren Lesern sofort davon Mitteilung machen, sobald sie erschienen sein wird.

In der Schweiz hat am Sonntag, den 15. März eine Volksabstimmung über den neuen schutzzöllnerischen Zolltarif stattgefunden, und von 25 Kantonen haben sich 17 mit großer Stimmenzahl für den neuen Tarif entschieden. Verworfen haben denselben die Grenzkantone Genf und Neuenburg, wo die Uhrenund Gold warenindustrie zu Hause ist und eine große Zahl von Arbeitern beschäftigt; hier finden schutzzöllnerische Tendenzen um so weniger Anklang, als man von einer Erhöhung des Zolles auf diese Waren Gegenmaßregeln der anderen Länder befürchtet, die dem großen Export darin schaden müssen.

In Österreich-Ungarn haben bereits 100 Firmen ihren Beitritt zu dem neugegründeten Verbande der Edelmetall- und Uhrenbranche angemeldet; die Statuten sind der Behörde eingereicht worden, und die neue Einrichtung wird voraussichtlich Anfang April ins Leben treten. Der Verband will als Schutz-, nicht aber als Trutzbündnis gelten; er will die in der Monarchie sehr im Argen liegenden Verhältnisse unseres Faches einer Gesundung entgegenführen, das reelle Geschäft fördern und Schädigungen desselben hintanhalten. Er will wie unser Kreditorenverein Auskünfte erteilen und bei eintretenden Zahlungsschwierigkeiten für die Interessen der Gläubiger eintreten. Wir wünschen diesem neuen Verbande im befreundeten Nachbarstaate ein ebenso kräftiges Gedeihen wie dem deutschen Verbande und hoffen es noch zu erleben, daß sich aus den Verbänden der verschiedenen Länder Europas recht bald ein internationales Komitee entwickelt, welches die gemeinsamen Interessen bearbeitet und fördert. Den Ausdehnungsgelüsten der Vereinigten Staaten Nordamerikas gegenüber, die auch in unserer Branche uns mit ihrer Konkurrenz in absehbarer Zeit bedrohen werden, dürfte ein gemeinschaftliches Handeln der europäischen Länder zur Festigung und Erhaltung ihrer Absatzgebiete unabweisbar sein.

JP

Der österreichische und russische Zolltarif-Entwurf.

Bereits in No. 5 dieses Jahrganges der GoldschmiedeZeitung hat der Verband die Sätze des österreichischen Zolltarifes wiedergegeben, welche für die Gold- und Silberwarenbranche in Frage kommen. Wir dürfen jedoch die Zeit nicht verstreichen lassen, ohne zu diesen geplanten Sätzen Stellung zu nehmen. Zu dem österreichisch- ungarischen Tarif hat sich alsbald der russische gesellt. Beiden Tarifen ist die Absicht gemein, Waffen gegen den deutschen Zolltarif zu schaffen und mit ihnen sich günstige Handelsverträge zu erkämpfen. Daraus macht man gar kein Hehl. Österreich-Ungarn hat uns gegenüber die Stellung des borghesischen Fechters eingenommen und Rußland hat seine hohen Zollsätze nicht nur gegen die Einfuhr aus Deutschland, sondern auch aus Österreich-Ungarn aufgestellt. Die drei Nationen sind zu einem Zollkrieg gewappnet, hoffen wir aber, daß es nicht zum Lanzeneinlegen kommt, sondern im

Wege der Handelsverträge die notwendige Verständigung gefunden wird.

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Unsere Ausfuhr hat Interesse an einem freien Zugang nach Österreich-Ungarn. Deutschland exportierte dahin rund: 1900: 96 dz. Waren aus edlen Metallen, 342 dz Bijouterien. 1901: 83 433 1902: 85 331 Der Wert betrug 1900 an 8 440 000 Mark, 1901 rund 7 220 000 Mark. Für 1902 liegen uns die Ziffern noch nicht vor. Dabei haben wir die Waren aus Bernstein, Perlmutter u. s. w. sowie Uhren außer Betracht gelassen. Bislang wurde auf Goldwaren nun in Österreich-Ungarn, desgleichen auf Silberarbeiten, wie Doublé, bekanntlich durchnittlich ein einheitlicher Zollsatz von 6 Kr. per 100 kg (4,76-7,14 Kr.) erhoben, der sich noch ertragen ließ, trotzdem, um sich das Absatzgebiet in Öster

reich zu sichern, wie die Handelskammer zu Hanau sehr richtig hervorgehoben hat, in Auswahl oder Mustern, sowie Reichhaltigkeit der gebotenen Sortimente die größten Anstrengungen gemacht werden mußten, um einen noch einigermaßen lohnenden Absatz zu erzielen. Jetzt aber sollen für Goldwaren 30 Kr. per 100 kg erhoben werden. Daß ein solcher Prohibitivzoll, denn anders kann er garnicht bezeichnet werden, geradezu lähmend auf den deutschen Export einwirken und damit unseren Volkswohlstand anteilig gefährden muß, bedarf keiner weiteren Ausführung. Auch die Handelskammer von Hanau hat in einer Eingabe an den Reichskanzler vom 6. Februar 1903 darauf hingewiesen, daß die deutsche Goldwarenindustrie ihren bedeutenden Export nach Österreich-Ungarn ohne weiteres verlieren würde, wenn dieser Zollsatz von 30 Kr. nicht im Vertragswege herabgesetzt werden sollte. Und genau so liegt es mit den Silberarbeiten. Der neue Entwurf sieht hier 12-30 Kronen per 100 kg Zoll vor (Bestecke und Löffel, auch Besteckhefte im Stückgewicht über 10 g 12 Kr. Bestecke und Löffel, auch Besteckhefte im Stückgewicht von 10 g oder darunter 15 Kr. In Silber gefaßter, echter Diamant- oder Perlenschmuck 30 Kr. Andere Arbeiten, ferner mit Gold plattierte Silberarbeiten, Doubléwaren 30 Kr.), während bislang auch auf diese Waren nur der obige Durchschnittszoll von 6 Kr. (4,76—7,14 Kr.) gelegt war. Es ist gar nicht daran zu denken, daß der Export in diesen Artikeln den 30 Kronen-Zoll ertragen kann, und das System der Prohibitivmaßregeln tritt bei diesen Positionen, wie auch bei anderen, klar zu Tage. Ja wir geben dem Verbandsvorstand recht, wenn er in der Bekanntmachung vom 2. Februar sagt, daß ganz besonders die Silberwarenbranche durch den Entwurf geschädigt wird. Dabei ist zu bedenken, daß in letzter Zeit die außerdeutschen Staaten dem Export noch insoweit große Schwierigkeiten in den Weg gelegt haben, als sie, wie z. B. in Rußland und den skandinavischen Ländern, dem Verkehr der deutschen Reisenden die größten Schwierigkeiten bereiten, und durch hohe Patenttaxen manchen mittleren und kleineren Häusern die Beschickung durch Vertreter unmöglich machen. In Bezug auf Österreich wird es Sache des Handelsvertrages mit diesem Staate sein, in Zukunft für die mit Reiselegitimationskarten versehenen Reisenden den Verkauf von Gold- und Silberwaren sowie Juwelen vom Reiselager zu ermöglichen, was bislang nicht der Fall ist.

Daß es nichts Leichtes sein wird, mit Österreich-Ungarn wieder das Interessengleichgewicht herzustellen, ist leider nur allzuwahr. Sind doch auch andere Branchen schwer gefährdet. So hat es z. B. Österreich vortrefflich verstanden, einen anderen Zweig unseres Handels durch exorbitante Zollsätze geradezu außer Wettbewerb zu setzen, den gewaltigen deutschen Samenhandel, von dessen Bedeutung sich Uneingeweihte nur eine schwache Vorstellung machen.

Auch Rußland gegenüber gilt es auf der Hut zu sein. Wir exportierten dahin in runden Ziffern:

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244,

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1900: 45 dz. Waren aus edlen Metallen, 235 dz Bijouterien u. s. w. 1901: 57 265 1902: 53 Dabei sind wieder die Waren in Bernstein, Perlmutter, Elfenbein u. s. w. nicht berücksichtigt, auch ist Finland außer Betracht gelassen. Bei den Waren aus edlen Metallen belief sich 1900 der Wert auf 5 951 000 Mark und 1901 auf 5615000 Mark. Wir haben also auch hier mit einem Lande zu rechnen, dessen Exportbedeutung für Exportbedeutung für uns verhältnismäßig bald ebenso groß ist, wie diejenige Österreichs. Man muß die Kulturverhältnisse der beiderseitigen Länder berücksichtigen. In Rußland kosteten Goldwaren bislang pro Pfund 44 Rubel Goldzoll, Silberarbeiten aller Art, auch vergoldet, das Pfund 6 Rubel Gold. Aber auch der russische Zolltarif sieht ganz bedeutende Erhöhungen vor, die unsere Ausfuhr dahin beeinträchtigen müssen. Namentlich die Bijouterien sehen ihren Zoll um die Hälfte vermehrt. Wertvolle Gegenstände aus vergoldeten und versilberten Metallen, Perlmutter, Schildpatt, Elfenbein, Korallen, Bernstein, Aluminium, Schmelz u. s. w. zahlten bisher nach dem Konventionaltarif pro Pfund 1 Rubel 80 Kop. Eingangszoll. Jetzt soll dieser Zoll auf 3 Rubel 60 Kop. erhöht werden. Diese Erhöhung ist ungefähr das Durchschnittsmaß der russischen Zollpolitiker, die der Abschreckungstheorie zu huldigen scheinen. Das schöne Schlagwort vom Schutze der nationalen Arbeit hat mit diesen Zöllen so gut wie nichts zu tun, denn was die Goldschmiedekunst in Rußland anlangt und die Bijouterie warenfabrikation dazu, so kann doch von einer wirklich bedeutenden Konkurrenz gar nicht die Rede. Der ganze russische Entwurf ist von vornherein gegen Deutschland ausgearbeitet und soll seiner Ausfuhr nach Rußland erneute Schwierigkeiten in den Weg legen, an denen es in letzter Zeit überhaupt nicht gefehlt hat. In dem russischen Communiqué wird zwar stets behauptet, daß sich Rußland auf kein „Abhandeln" einlassen werde, indessen dürfte man sich doch vielleicht bei guter Gelegenheit darauf besinnen, daß der Absatz russischer Erzeugnisse nach Deutschland eine derartig hohe Bedeutung für Rußland gewonnen hat, daß Rufland doch ein sehr langes Gesicht ziehen würde, wenn auch wir den Zollbogen noch etwas schärfer anspannen sollten. Bei den heutigen Verhältnissen zwischen Deutschland uud Russland sind sogenannte Kampfzölle die unsinnigste Maßregel, auf die ein Zolpolitiker verfallen könnte. Deutschlands Einfuhr aus Rußland betrug nämlich 1892, vor dem jetzigen Vertrage, 381,8 Millionen Mark, im Jahre 1901 waren daraus aber schon 682 Millionen Mark geworden. Und unsere Ausfuhr nach Rußland wuchs im gleichen Zeitraume von 130 Millionen auf 329 Millionen. Diese summarischen Ziffern zeigen doch, daß Rußland vor allem ein Interesse daran hat, uns ein guter Nachbar zu bleiben, ein freundwilliger Vetter! Wir nehmen es daher noch nicht tragisch, wenn man sich über der östlichen Grenze in Positur wirft und die Knute schwingt. Einst wird kommen der Tag, wo Alles ins Gleiche gebracht wird!

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Edelmetalle pflegen im allgemeinen die Eigenschaft zu besitzen, durch die atmosphärische Luft und deren Bestandteile nicht. verändert zu werden. Diese Regel hat aber nur für den Fall Geltung, daß sie auf chemisch reine Edelmetalle, nicht aber auf Metalllegierungen, sofern hierbei Schwermetalle Verwendung finden, Anwendung findet. Nur Silber macht eine Ausnahme, Die Oberflächenveränderung silberner Gegenstände, selbst solcher, die aus Feinsilber bestehen, ist weniger auf die Luft selbst zurückzuführen, als vielmehr auf einige Gasarten, die sich in der Luft finden. In erster Linie kommt die Einwirkung des Schwefel wasserstoffs in Betracht, der sich überall da findet, wo Menschen, Tiere und Pflanzen leben und verwesen. Vom chemischen Standpunkt aus

von Silber.

kann die Einwirkung des Schwefelwasserstoffgases auf Silber etwa dem Einfluß von Säuren gleichgestellt werden. Das Schwefelwasserstoffgas (H, S) enthält zwei Wasserstoffatome, welche durch Metalle ersetzbar sind. Das neue Produkt, das Schwefelsilber, besitzt in dünner Schicht eine braune, in dicker Schicht dagegen eine schwarze Farbe und das Entstehen dieser beiden Nuancen auf silbernen Gegenständen bezeichnet man als „Anlaufen“ oder „Oxydieren“. Um silberne Gerätschaften gegen den Einfluß des Schwefel wasserstoffes zu schützen, pflegt nicht nur der Goldschmied, sondern auch die Hausfrau ihre Silbergegenstände in einem besonderen Schrank aufzubewahren. Selbstverständlich kann man hierdurch das Eintreten der Reaktion nicht verhüten, sondern nur hinausschieben.

Ein wirklicher Schutz gegen das Auftreten von Schwefelsilber ist nur ein Anstrich mit einem durchsichtigen Lack (Zapon), welcher durch Auflösung von Celluloid in Aceton und Amylacetat hergestellt wird.

Der Hochglanz und der matte Ton wird lediglich durch die mechanische Art der Bearbeitung erzeugt. Während der Hochglanz nur durch feinste Politur hervorgerufen wird, kann man das matte Aussehen des Silbers durch Ätzen mit Salpetersäure, durch Behandeln mit Bimsteinpulver oder durch die Einwirkung des Sandstrahlgebläses erreichen. Einem Gegenstand das Aussehen von Altsilber zu geben dagegen beruht auf der Einwirkung von Schwefelwasserstoff. Zur Erzeugung des Schwefelsilbers kann man zwei Wege benutzen, das trockene und das nasse Verfahren. Eine Hauptbedingung bei beiden besteht darin, den Silbergegenstand absolut fett- und oxydfrei herzustellen. Die Oxyde entfernt man am besten durch Behandlung mit Cyankali, Ammoniak, auf mechanischem Wege durch Anwendung irgend eines Putzmittels oder, wo dies möglich ist, durch Ausglühen und Abkochen in leichter Beize, d. h. mit verdünnter Schwefelsäure. Hierdurch werden unlösliche Silberverbindung in wasserlöslicher Silbersulfat übergeführt. Ist das erstere Verfahren angewendet, dann hat hinterher noch eine sorgfältige Reinigung mit Seifenwasser und ein gehöriges Abspülen stattzufinden. Würden nämlich einige Stellen des silbernen Gegenstandes fettige Stellen behalten, so würde das Fett die Einwirkung des Schwefelwasserstoffes verhindern und später ein fleckiges Aussehen hervorrufen. Das trockene Verfahren besteht darin, den betreffenden Gegenstand eine Zeitlang einer Atmosphäre auszusetzen, die zuerst wenig, später aber mehr Schwefelwasserstoff enthält. In primitivster Weise kann man seinen Zweck erreichen, wenn man die Ware in eine gut verschließbare Kiste stellt und ein Stückchen Schwefelleber mit hineinlegt. Es wird sehr bald ein brauner Überzug sichtbar werden, den man verstärken kann, wenn man einige Tropfen Essig auf das Stückchen Schwefelleber gibt, wodurch eine größere Menge Schwefelwasserstoff entbunden wird. Dies Verfahren ist aber deshalb nicht zu empfehlen, weil die Einwirkung eine ungleichmäßige ist. Weit bessere Resultate bringt. Weit bessere Resultate bringt

man mit dem nassen Verfahren zustande, welches darin besteht, die Silberwaren in einer dünnen Lösung von Schwefelkalium (Schwefelleber) zu erwärmen. In der Dosierung der Schwefelleber muß man recht vorsichtig sein. Würde man konzentrierte Lösungen anwenden, so würde sich zwar ein stärkerer Niederschlag von Schwefelsilber bilden, der aber die üble Eigenschaft besitzt, leicht abzuspringen und abzublättern. Um diesem Übelstand aber weiterhin vorzubeugen, gibt man der Schwefelkaliumlösung noch eine kleine Menge Ammoniumcarbonat (kohlensaures Ammonium oder Hirschhornsalz) zu. Als vorteilhafte Verhältnisse haben sich folgende Lösungen ergeben: 10 Gramm Schwefelkalium, 20 Gramm Hirschhornsalz in einem Liter Wasser gelöst, oder auch eine Auflösung von etwa 50 Kubikzentimeter gelber Schwefelammoniumlösung in einem Liter Wasser. Die erstgenannte Lösung erwärmt man auf etwa 70 bis 80 Grad und gibt den Silbergegenstand dann hinein. Von der Länge der Einwirkung ist die Tiefe des Farbtones abhängig und der Geschicklichkeit des Arbeiters muß es also überlassen bleiben, den Gegenstand im richtigen Moment wieder aus dem Bade herauszunehmen. Sollen nur einzelne Stellen gefärbt werden, so muß man die anderen Teile vor der Einwirkung mit einem Lack überziehen, den man später wieder entfernt. Wendet man Schwefelammonium zum Färben an, so ist eine Erhitzung der Lösung nicht nötig. Nach dem Färben muß der Gegenstand mit Wasser gut abgespült und in Sägespänen getrocknet werden. Nun kommt es darauf an, die erhabenen Stellen wieder von dem gebildeten Schwefelsilber zu befreien, denn der Gegenstand soll doch abgegriffen erscheinen. Feines Bimsteinpulver vermischt man deshalb mit etwas Wasser und bearbeitet mit dem Finger unter Zuhülfenahme dieses Breies die erhabenen Teile. Da tiefer liegende Stellen durch das Putzmittel nicht angegriffen werden, müssen jene selbstverständlich ihre dunkle Färbung behalten. Eine Bearbeitung mit anderen Putzmitteln, wie Wiener Kalk oder Engelrot ist nicht zu empfehlen, weil letztere Glanz erzeugen und der Gegenstand doch gerade mattes Aussehen behalten soll. Ist die Färbung schön gelungen, so kann man den gefärbten Gegenstand, um die Farbe zu erhalten, zaponieren.

B.

Das Aufschrauben von Perlen und Korallen.

Perlen und Korallen haben schon von altersher ausgiebige Verwendung bei der Herstellung von Schmuck gefunden; während sie indessen in früheren Jahrhunderten noch in Form von Schnüren getragen wurden, hat man in den letzten Jahrzehnten mit dem Fortschreiten der Industrie immer mehr Perlen und Korallen für sich allein zu Nadeln, Broschen, Ohrringen, Armbändern u. s. w. zusammengestellt, und da man die runden Kugeln beider Steingattungen nicht gut wie andere facettierte Edelsteine in Chatons fassen konnte, so war man darauf angewiesen, eine andere Befestigungsart zu suchen. So kam man mit der Zeit darauf, Perlen sowohl wie Korallen bis etwa zur Hälfte einzubohren und sie dann auf einem Stifte durch Kitt zu befestigen und erreichte auch schließlich die Kunstfertigkeit, Schraubengewinde in die Korallen und Perlen einzuschneiden, den Stift ebenfalls mit Gewinde zu versehen und die ersteren auf diesen aufzuschrauben; eine Befestigungsart also, die jede Gewähr dafür bot, daß die kostbaren Steine nicht verloren gehen konnten. Allein, so viele tüchtige Goldschmiede sich auch mit dem Aufschrauben beschäftigen, leider sind es nur wenige, die diese Kunst vollständig beherrschen und noch seltener sind die alten, eingelernten Arbeiter, die mit sicherer Hand und sicherem Auge die richtige Stelle zum Angriff mit dem Bohrer bei der Perle zu finden wissen, die das Gewinde nicht weiter treiben, als unbedingt nötig ist und die Befestigung zum Schluß absolut sicher bewirken.

Betrachtet man dagegen die landläufige Art des Aufkittens von Perlen und Korallen, so erweisen sich nur Nachteile. Um z. B. Korallen aufzukitten, muß man sie und den erforderlichen Schellack so warm machen, daß stets die Gefahr vorhanden ist, daß die Korallen unten feine Risse bekommen, durch welche sie leicht springen, bei wiederholtem Aufkitten jedoch ganz zerplatzen. Bei echten Perlen wiederum, die in letzter Zeit immer seltener geworden sind und deshalb sehr an Wert gewonnen haben, kann beim Aufkitten der Schellack die Farbe der Perle, da dieselbe durchscheinend ist, derart beeinflussen, daß sie ganz minderwertig

erscheint. Will man dies vermeiden, so setzt man dem Schellack etwas weißen Mastix zu, aber die dadurch erzielte Masse ist nur von geringer Haltbarkeit, und die Perlen sitzen weniger fest und gehen leichter verloren.

Deshalb ist die sicherste Befestigungsart die schon oben er. wähnte Einbohrung eines Gewindes und positives Aufschrauben der Perle oder Koralle unter Verwendung eines Tröpfchens Fischleim auf den mit Gewinde versehenen Stift; wenn diese Arbeit von geschulten Kräften sorgfältig gemacht wird, ist ein Verlorengehen der Steine nach menschlichem Ermessen ansgeschlossen. Um in den Perlen oder Korallen Gewinde einzuschneiden, bedient man sich eines Dreulbohrers, einer Reibahle und eines runden, scharfen Schneidebohrers. Das Loch bohrt man so tief zunächst, wie es die Beschaffenheit der Koralle oder Perle irgend gestattet, stets den Bohrer mit Wasser anfeuchtend, dann entfernt man mit der Reibahle den Bohrstaub und schneidet zum Schluß mit dem Schneidebohrer das Gewinde ein. Das hört sich alles ganz einfach an, aber die Schwierigkeit liegt darin, daß das Loch tadellos gerade gebohrt wird, die verwendete Reibahle hart ist, der Schneidebohrer genau paßt und ganz scharf ausgeschnitten ist, denn bei der geringsten Ungenauigkeit platzt die Perle oder die Koralle.

Am sichersten ist es, die Arbeit einem altbewährten Goldschmiede zur Ausführung zu übertragen, und wir glauben unseren Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen dafür die Firma Max Winter, Berlin W. 35, Lützowstr. 80 empfehlen, die das Aufschrauben von Perlen und Korallen seit 50 Jahren als Spezialität betreibt und deren Personal gerade hierfür besonders gut eingearbeitet ist. Am 1. April werden es 40 Jahre, daß der Goldschmied Herr Müller bei genannter Firma beschäftigt ist, ungezählte Tausende von Perlen und Korallen sind in dieser Zeit von ihm gebohrt worden, und er hat sich, wie auch seine jüngeren Kollegen, eine derartige Fertigkeit erworben, daß dem Hause Max Winter auch die kostbarsten Perlen ruhig anvertraut werden können, wie dies schon seit Jahren von den ersten Berliner Juwelieren geschieht: er übernimmt für die Haltbarkeit jede Garantie und werden alle Aufträge, die bis Mittag eingehen, noch an demselben Tage erledigt.

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