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Anträge an den Vorsitzenden, Hofjuwelier Ludw. Bertsch-Karlsruhe, recht bald gelangen zu lassen.

Die Kunstschule für Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Berlin hat eine Ausstellung von Schülerarbeiten eröffnet. Die Ausstellung, die sich im oberen Stockwerk des KunstgewerbeMuseums befindet, gewährt einen erfreulichen Einblick in das rege Schaffen der Anstalt. Die Schule ist erst im Mai v. J. eröffnet worden, als zweite Anstalt dieser Art in Preußen, und von der hiesigen Goldschmiedeinnung mit städtischer Unterstützung begründet. Die jungen Leute, die sich der Juwelierkunst widmen wollten, waren auf den allgemeinen kunstgewerblichen Unterricht angewiesen, der nicht immer die Eigenart eines mit den kostbarsten Metallen und Steinen arbeitenden Handwerks zu berücksichtigen vermag. Was die Ausstellung selbst betrifft, so verdienen besondere Beachtung die Entwürfe der Meisterklasse, die vom Direktor der Anstalt, Herrn Schleusing, geleitet wird. Aber auch die Arbeit manches 15jährigen Schülers, der erst knapp die Schule verlassen und die Laufbahn des Handwerkers begonnen hat, läßt den künftigen Meister ahnen. Es sei jedoch bemerkt, daß Gegenstände nicht ausgestellt sind, sondern daß alles Geschmeide nur als farbenreiche Zeichnungen von dem Geschmack und der Phantasie der Kunstschüler Zeugnis ablegen.

Die Ausstellung wurde von dem Vorsitzenden des Schulausschusses, Herrn Verbandsvorstand und Obermeister Fischer, im Beisein des Herrn Geheimrat Lessing und Herrn Lissner, Mitglied der General deputation des Magistrats, mit herzlichen Worten eröffnet. Mit der Preisverteilung wurde dieselbe am 10. März geschlossen. Als Preisrichter fungierten die Herren: Schleusing, Direktor der Kunstgewerbeschule, Hofjuweliere Schaper und Werner, Juweliere Telge, Menzel, Weichmann und Nachtigall. Der erste Preis konnte zweimal zuerkannt werden. Es erhielten diese Auszeichnung die Gehilfen Eidmann und Komarowsky. Der zweite Preis wurde fünf und der dritte zwei Gehilfen erteilt. Von den Lehrlingen wurden vier mit dem zweiten und sieben mit dem dritten Preis bedacht. Außerdem waren fünf Gehilfen und vier Lehrlinge lobend erwähnt worden. Mit ermahnenden, kernigen Worten gedachte Herr Menzel insbesondere der Schüler, welchen der Bündert-Lettré-Preis (für die besten Leistungen) zuerkannt war. In seinem Schlußworte wies Direktor Schleusing darauf hin, wie durch die Rührigkeit des Lehrerkollegiums, das aus besten Kräften bestehe, und dank dem Eifer der Zöglinge die Schule trotz ihres kurzen Bestehens bereits so Anerkennenswertes zu bieten vermocht habe. Bereits 200 Schüler besuchten die Anstalt, und unter diesen gebe es offenbar viele Kräfte, an deren weitere Entwickelung die deutsche Goldschmiedekunst gute Hoffnungen knüpfen dürfe. Das Sommersemester der Schule beginnt Anfang Mai.

Freie Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz. Sitzung am 7. März 1903. Dieselbe wurde vom Vorsitzenden Kollegen Finster eröffnet. Ueber den ersten Punkt der Tagesordnung, der Taits-Schwindel" berichtet der Vorsitzende. Auch hier in Görlitz seien solche Waren von der Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegt worden, er habe dieselben taxiert und sei es erfreulich, daß man auch außerhalb Berlins von den betrügerischen Manipulationen der Taits-Gesellschaft überzeugt sei. Eine Metallwarenfabrik, welche an fast alle hiesigen Goldschmiede ihre Waren abgibt, gibt auch ihre Fabrikate seit Jahren an ein Galanteriewarengeschäft am hiesigen Platze ab. Dieser Punkt der Tagesordnung ruft eine lebhafte Aussprache herbei. Es sprechen sich verschiedene Kollegen zu dieser Sache aus und betonen, daß es angebracht wäre, diese Firma zu veranlassen, doch nur an Goldschmiede in einer Stadt ihre Fabrikate abzugeben. Da es sich auch um Feststellung der Werk-Preise handelt, so wird diese Sache vertagt. Schon voriges Jahr war man mit Feststellung der Preise für den Detail -Verkauf von Panzerketten und Trauringen zu keinem Ziele gelangt. Heute, wo es wieder auf der Tagesordnung stand, wurde es auf Antrag einer Kommission überwiesen, dieselbe wird die Ausarbeitung übernehmen und in der nächsten Versammlung berichten. Unter Allgemeines kommen noch verschiedene Schreiben zur Verlesung und nach Aussprache vorgekommener Mißstände wird die Sitzung geschlossen. Am 4. April findet die nächste Versammlung statt, es wird heute schon darauf aufmerksam gemacht, daß die Berichte des Kassierers und Schriftführers, sowie die Wahlen an diesem Tage laut Statut stattfinden müssen.

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München, Neuhäuserstraße 22, ist erloschen. Die dem J. C. H. Deibel für die Firma Brahmfeld & Gutruf, Goldwaren-Geschäft in Hamburg, Jungfernstieg 12, erteilte Prokura ist erloschen. Die Firma Aichele & Co. in Pforzheim gibt bekannt, daß sie die bisher von ihr betriebene Fabrikation von Silberwaren Herrn Oskar Schoelkopf, dem bisherigen Mitinhaber der Firma, übertragen hat. Derselbe ist aus der Firma ausgetreten und firmiert jetzt Oscar Schoellkopf, Silberwarenfabrik, Pforzheim. Aichele & Co. widmen sich ausschließlich nur noch der Fabrikation von Metallwaren (Massenartikel). Kollmar & Jourdan, Uhrkettenfabrik in Pforzheim. Die Dividende für das am 30. April ablaufende Geschäftsjahr wird wieder auf 15% geschätzt. Das JuwelenGeschäft von Karl Blum in München, Linienstraße 69, ist nach Ableben des Inhabers Karl Blum in den Besitz von dessen Witwe Thekla Blum und dessen Kinder übergegangen, die es unter der unveränderten Firma weiterführen. Die Firma Sittel & Fritz, Bijouteriewaren-Fabrik in Pforzheim, ist nach Auflösung der offenen Handelsgesellschaft erloschen. Anton Seyboldt in Schwäb.-Gmünd gibt durch Rundschreiben bekannt, daß er, nachdem sich die Gesellschaft Ant. Seyboldt & Schmerle aufgelöst hat, diese unter seiner Firma: Anton Seyboldt, Silberwarenfabrik, fortführt.

Neuetablierung. Julius Asch eröffnete in Heilbronn, Lohthorstraße 18, ein Uhren- und Goldwaren - Geschäft.

Ehrung. Se. Heiligkeit Papst Leo XIII. haben aus Anlaß seines Jubiläums den päpstlichen Hofgoldschmied, Herrn Brems-Varain in Trier, in Anerkennung seiner Verdienste um Förderung der kirchlichen Kunst zum Ritter des St. Gregorius - Ordens ernannt.

In Mainz starb am 9. März der Senior-Chef der Firma Martin Mayer. Mit ihm ging ein unermüdliches, schaffensfreudiges Leben dahin. Die Bijouteriebranche verliert in ihm einen seiner würdigsten und zielbewußten Vertreter, der auch seinen Untergebenen ein selten edler und gerechter Chef war. Möge ihm die Erde leicht sein. Sein Wirken aber möge unvergessen, jedem ein leuchtendes Vorbild sein.

Vermischtes.

Wegen Platzmangels mußte der Bericht über die Leipziger Engros-Messe, welche außerordentlich reich beschickt und von Einkäufern nicht minder zahlreich besucht war, für die nächste Nummer zurückgestellt werden. Es sei aber gesagt, daß man, soweit wir die Stimmung erfahren konnten, den Erfolg einen zufriedenstellenden nennen konnte. Namentlich hat das Ausland recht belangreiche Aufträge gegeben. Seit langer Zeit war England wieder ein guter Auftraggeber.

Zu unserem Bericht über die Geschäftslage in Rußland schreibt uns ein treuer Abonnent in Moskau folgendes: Ihre Mitteilung in No. 5 Vermischtes“, „Geschäftliches aus Rußland" ist leider wahr, jedoch noch zu gelind bemessen. Nicht nur allein, daß mehrere Juwelier- und Silberwarengeschäfte sich billigere Lokale suchen und von den Hauptstraßen fortzugehen gedenken, es werden auch die Verfalltermine nicht eingehalten und Prolongationen gehören zur Tagesordnung. Für Ostern ist eine Belebung des Geschäftes nicht zu erwarten, da in allen Branchen großer Geldmangel herrscht und für Luxusgegenstände keine Geldmittel vorhanden sind. Die Herren Ausländer täten gut, wenn sie doppelte Vorsicht beobachten würden und lieber bis zu einer Besserung der Branche warteten, und nicht ihr schönes Geld, welches sie in ungedeckten Reisespesen verausgaben, zum Fenster hinauswerfen.

Diebstähle und Einbrüche. In Spandau wurde in der Nacht vom 23. zum 24. Februar der Laden von Brose von Einbrechern vollkommen ausgeraubt. Die Diebe, die Gold- und andere Wertsachen im Werte von 12000 Mk. mitnahmen, sind noch nicht ermittelt. Sie hatten sich auf bisher noch nicht aufgeklärte Weise in einen an den Broseschen Geschäftsladen anstoßenden, zur Zeit leerstehenden Laden am Abend Zutritt verschafft und sich dort unbemerkt bis nach Mitternacht aufgehalten. Darauf durchbrachen sie mit ihren Instrumenten die trennende Mauer und gelangten so in den Juwelierladen, den sie bis auf einen kleinen Rest plünderten. Den Rückzug traten sie auf demselben Wege mit der Beute an und gelangten ins Freie. Dieser Einbruch beweist wieder einmal, welche große Vorsicht beobachtet werden muß, wenn sich über, neben oder unter dem Verkaufslokale des Goldschmiedes leerstehende Räume befinden. Ein weiterer größerer Diebstahl wurde am 26. Februar in Innsbruck beim Juwelier Höfel verübt. Der Schaden beträgt 18000 Kronen. Gestohlen wurden u. a. Herren- und Damenringe, Kravattennadeln, Ohrringe, Broschen und Armreife. Aus London wird ebenfalls ein Einbruch in einem Juwelierladen (wieder einmal von oben durch die Decke!) gemeldet, wobei für 80000 Mk. Waren gestohlen worden seien.

Verloren gegangen sind in einem Berliner Hotel am 1. d. M. nachfolgende Wertsachen: ein Herren-Brillantring mit zwei großen

Brillanten im Gewicht von je 2, Kar., einer derselben hatte ein kleines schwarzes Pünktchen, Wert 2300 Mark, ferner eine goldene Kravattennadel mit einem Brillanten, 13, Kar. schwer, Wert 1000 Mark, und zwei Hemdknöpfe je mit einem gelblichen Brillanten à 1/2 Kar. schwer. Die Knöpfe haben durchbrochene Mechanik und einen Wert von 1100 Mark.

Begüterten Goldschmieden zur Nachahmung bestens empfohlen! Der unlängst verstorbene Pariser Juwelier Hamelin hat sein Besitztum zu Tilmont bei Montreuil-sous-Bois zu einem Altersasyl für Pariser Goldarbeiter bestimmt und hat es einem Freund mit der Aufgabe überlassen, es zu diesem Zweck einzurichten.

Eine Gedächtnismedaille soll anläßlich der Weihe des Denkmals für Richard Wagner in Berlin, deren Feier am 1. Oktober beginnen und bis zum 5. Oktober andauern wird, geprägt werden. Binnen Kurzem wird vom Komitee ein Preisausschreiben an Deutsche Künstler zu einem Wettbewerb ergehen, bei welchem die Herren Professor Cuno von Uechtritz, Berlin, Dr. Georg Hirth und Professor Franz Stuck, München, Hofrat Dr. von Haase, Leipzig, Julius Dietz und Angelo Jank, München, und Bildhauer C. Bernewitz, Berlin, als Preisrichter fungieren werden.

Verkaufsresultate der Ersten Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902. Die in der deutschen Abteilung der Turiner Ausstellung abgeschlossenen Verkäufe ergaben folgendes Resultat:

Gerahmte Zeichnungen und Bilder

Uhren.

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leidigender Absicht, sondern lediglich zur Wahrung seiner berechtigten, geschäftlichen Interessen den Brief geschrieben habe. In solchen Fällen aber sei die Bezweiflung der Kreditwürdigkeit nicht strafbar.

Patente.

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 44 a. 191502. Sicherung für Taschenuhren, bestehend aus einer Kupferdrahtschlinge, deren Enden gegeneinander derart zusammengebogen und verlötet werden, daß auf einer Seite ein zur beliebigen Befestigung geeigneter Ring gebildet wird. Joh. Carl Otto, Dresden, Pillnitzer Str. 49. 27. 12. 02. O. 2525.

44 a. 191872. Ohrlochstecher in Zangenform mit federndem Hebel und abklappbarem Schenkel. Koch & Co., Elberfeld. 3. 1. 03. K. 18189.

44 a. 192444. Ohrlochstecher mit in einem Röhrchen vorzuschiebender loser Spitze und federnder, den Ohrring durchziehender Oehrnadel. Marcus Wieprecht, Friesack i. M. 29.12.02. W. 13826. 44a. 192708. Stereoskopmedaillon, das mit einer mehrere Bilder in sich aufnehmenden Drehvorrichtung versehen ist. Fa. Christoph Bauer, Pforzheim. 14. 1. 03. B. 21 107.

44a. 192718. Spannvorrichtung für elastische Armbänder mit geschlossenen Gliedern, bestehend aus in den hohlen Gliedern angeordneten Federn. August Kiehnle, Pforzheim. 29.3.02. K.16345. 44b. 193592. Zigarrenspitze mit aus einer Glashülse bestehendem Aschfänger. Paul Scharschmidt, Niederhäslich, Post Deuben b. Dresden. 13. 1. 03. Sch. 15691.

44b. 192731. Metallhülse für schwedische Streichholzschachteln u. s. w. mit eingefügtem Behälter für Eisenbahnfahrkarten u. dergl. Pforzheimer Silberwarenfabrik Beck & Burgschneider, Pforzheim. 12. 12. 02. P. 7486. 19

Verkauft wurden 11 vollständige Zimmereinrichtungen 56 438 Lire
Einzelne Möbel (deren nur sehr wenig ausgestellt waren) 2 225
Metallarbeiten (Kupfer, Zinn, Eisen u. s. w)
22.000
Keramische Arbeiten (Gläser, Vasen, Porzellan)
2752
Glas-Fenster und Bilder
3100
1.100
4.700
2.900
5 300
100 575 Lire
Nicht verkäuflich waren verschiedene ausgestellte Muster-
Kollektionen und Gegenstände, auf Grund derselben umfangreiche
Bestellungen in Turin abgeschlossen wurden, für die sich natür-
licherweise keine Ziffer ergibt, welche in den Verkaufsbüchern der
Ausstellung figurieren kann.

Gold- und Silberarbeiten, Schmucksachen
Diverse andere Gegenstände

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Es war von vornherein nicht anzunehmen, daß Italien ein vorzügliches Absatzgebiet bilden würde, vielmehr handelte es sich darum, Deutschlands Entwicklung auf dem Gebiete der dekorativen Kunst den Arbeiten des Auslandes gegenüber zu stellen. Daß Deutschland hier einen bedeutenden moralischen Erfolg davongetragen hat, steht außer allem Zweifel; französische und englische Fachblätter (The Studio, The Art Journal, Art et Décoration u. s. w.), ebenso die ausländische Tagespresse haben dies in unumwundener Weise anerkannt. Bloß einigen deutschen Zeitschriften bleibt das zweifelhafte Verdienst, die Arbeit ihres Landes heruntergewürdigt zu haben. Das Verkaufsresultat, obwohl es keine sehr hohe Ziffer aufweist, muß aber immerhin, zieht man einen Vergleich mit der Pariser Weltausstellung, als günstig .bezeichnet werden.

So

Schlittschuhe aus Gold und Silber sind in Rußland und Amerika nichts seltenes, und es gehört nicht zu dem Ungewöhnlichen, daß man für solche 2-10 000 Mk. ausgibt. Auch solche mit kostbaren Steinen, mit Diamanten, Rubinen, Smaragden, Saphieren u. s. w. besetzt, kommen insbesondere in Rußland zur Verwendung. werden z. B. die Schlittschuhe der Gattin eines bekannten russischen Diplomaten auf 220 000 Mk. geschätzt. Ueber die Einführung einer solchen Mode in Deutschland würden unsere Juweliere gewiß nicht böse sein. Aber damit dürfte es wohl gute Weile haben, denn unsere Landsleute sind für derartig überspannten Luxus kaum zu haben.

Pz. Ist die Verweigerung des Kredits eine Beleidigung? Ein Grossist erhielt von einem Goldschmied eine größere Bestellung. Vor Effektuierung derselben erkundigte er sich über die Vermögensverhältnisse des Bestellers und da er über denselben nichts Günstiges in Erfahrung brachte, verweigerte er die Ausführung der Bestellung und schrieb dem Besteller einen Brief des Inhalts, daß er die verlangte Ware nur gegen vorherige Einsendung des Betrages oder gegen Nachnahme liefern werde, da ihm der Besteller ja zur Zeit noch unbekannt sei und sich Bedenken über die Kreditwürdigkeit nach einer erhaltenen Auskunft ergeben hätten. Wegen dieses Briefes erhob der Besteller Privatklage wegen Beleidigung, die vor dem Amtsgericht entschieden wurde. Der Besteller führte aus, daß die Bezweiflung seiner Kreditwürdigkeit eine Ehrverletzung für ihn bedeute und daß sich der Gegner dessen auch bewußt gewesen sei. Es stellte sich nun bei der Beweisaufnahme heraus, daß der Besteller selbst gar keinen Anteil an dem Geschäft hatte, daß vielmehr seine Frau Alleininhaberin desselben war und er die Bestellung zweifellos nur gemacht hatte, um die Waren in das Geschäft seiner Frau zu geben. Das Gericht entschied unter solchen Umständen zu Gunsten des Beklagten, welcher hier nicht in be

44a. 193344. In die Westentasche einzunähender, aus zwei Drahtbügeln bestehender, die Uhr einklemmender Halter. C. M. Schürer, Geyer. 26. 1. 03. Sch. 15769.

44a. 193346. An beliebiger Stelle der Kleidung einsteckbarer, beliebig verzierter Damenuhrträger mit aufklappbarem Deckel und auf der Rückseite angeordneten Befestigungsnadeln. Joseph Maier, Schw.-Gmünd. 27. 1. 03. M. 14641.

44a. 193347. Am Gürtel befestigter, beliebig verzierter Damenuhrträger mit aufklappbarem Deckel und an der Rückseite angebrachten Tragstangen. Joseph Maier, Schw. -Gmünd. 27. 1. 03. M. 14642.

44a. 193 534. Zweiteiliger Ring mit Schraubenmutterverschluß. Richard Vetterlein, Hannover, Meterstr. 25. 22. 12. 02. V. 3373.

Büchertisch.

Frisch vo der Laber! Gedichte in schlesischer Mundart von Max Waldenburg. Ein Poet aus dem Kreise der schlesischen Goldschmiede, der auf den Bahnen Holteis und Max Heinzels wandelt. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich unser Kollege Max Peschmann in Waldenburg i. Schl., von dem bereits früher verschiedentliche Dichtungen in schlesischer Mundart, ebenfalls im Verlag von Georg Brieger in Schweidnitz, erschienen sind (,,Spoaß muß sein!", "Fidele Feste", „De Pfingstreese", ,,'s Iberbraatl"). Auch in dem vorliegenden neuen Werkchen dokumentiert sich ein frischer, natürlicher, urwüchsiger Humor, und auch derjenige, der sich erst in den Dialekt einarbeiten muß, findet bald seine Freude an den drolligen „Läuschen und Riemels" in schlesischer Mundart. Es sind Bilder aus dem täglichen Leben, die vor uns entrollt werden, und immer weiß unser Dichter seinen Sachen eine glückliche Pointe zu geben. Wir, die wir zu den Verehrern Holteis gehören, haben an dem Büchlein unsere helle Freude gehabt. Besonders gelungen ist die lustige Paschergeschichte „Ei's Biehmsche". H. Pz.

Die Feingehaltskontrolle der Staaten Europas von Franz Chudoba und G. Horzetzky. Verlag des Fachblattes „Die Edelmetall-Industrie" in Wien. Seit alten Zeiten ist die Erzeugung der Edelmetallwaren unter eine Kontrolle gestellt. In neuerer Zeit hat Frankreich den Anfang mit einem Gesetz über den Feingehalt gemacht (Gesetz vom 9. November 1797), und ihm sind eine ganze Reihe anderer Kulturstaaten gefolgt. Es liegt also ein überaus reichhaltiges Material vor, das in dem obengenannten Werke dargestellt ist. Es werden Auszüge aus den Punzierungsgesetzen von Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Oesterreich, Portugal, Rußland, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien, Türkei und Ungarn geboten und die Feingehaltsstempel bildlich vorgeführt. Das Werk ist ein treffliches Nachschlagebuch, das namentlich unseren Exporteuren gute Dienste leisten wird. H. Pz.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen und Antworten:

Frage 446. Wer liefert Fassungen für 10- und 20-Markstücke ganz moderner Art in Gold und für Emaillebildchen? K. I. in K. Antwort: Die Firma O. Benkendörfer in Pforzheim fertigt Fassungen für 10- und 20-Markstücke, sowie für Emailbildern im Rohmetall.

Frage 447. Wie stellt man bei Löffeln und bunten, gepreßten Kleinsilberwaren das Aussehen von Altsilber her, wie solches von den Gmünder- und Bremer Firmen erzeugt wird? L. L. in Schw. Antwort: In der Rubrik: „Für die Werkstatt" in der Nummer vom 1. April wird Ihre Frage eingehend beantwortet werden.

Frage 448. Welcher Fabrikant fabriziert Anhänger, zwei gekreuzte Bergmannshämmer darstellend. Stiel im amerik. oder Silber-Doublé und die 2 Hämmer in Blutstein. E. B. in D.

Antwort: Die angefragten Berlockes fabriziert die Firma Emil Büxenstein in Pforzheim.

Frage 451. Welcher Fabrikant liefert silberne Anhängsel (Bismarck mit Helm vorstellend, gepreßt oder massiv ausgehauen). Bitte um Antwort baldigst. J. K. in F.

Antwort: Außer den Ihnen direkt zugegangenen Offerten empfehlen sich zur Lieferung der angefragten Anhängsel die Firmen: Fritz Ohneberg in München II, Franz Pacchiaffe, Bijouteriefabrik in Cilli i. d. Schweiz, Heinrich Scholl, Bijouteriefabrik in Pforzheim und Carl Karner in Marburg a. D.

Frage 452. Welche Fabrik liefert billige vernickelte Leuchter für Kommunikanten, Höhe 22-25 cm. Vier Dutzend würden mindestens bestellt. A. Sch. in K.

Antwort: Die Firma Becker & Sturm in Lüdenscheid i. Westf. liefert einen sehr hübschen Leuchter (in Altsilberfarbe) per Dtz. zu Mk. 9.60. Die Fabriknummer ist 173. E. L. in C.

Fragen:

Frage 442. Wer liefert sogenannte Münzbronze für künstlerisch ausgeführte Medaillen? A. B. in H. Frage 443. Welches ist das praktischste Verfahren für Oxydation bezw. Herstellung von Altsilber, Ueberzug auf versilberten Messing- bezw. Kupfermedaillen? M. Z. in K.

Frage 444. Empfiehlt es sich, für Herstellung von Altsilbermedaillen Kupfer, Similor, Tombak oder Messing für die rohen Münzplättchen zu verwenden? K. Sch. in L. Frage 445. Welches ist die haltbarste und praktischste Versilberung unter Berücksichtigung des Altsilberverfahrens? L. F. in G. Frage 449. Wer ist in der Lage, mir ein gutes Rezept zum Aetzen von Messing-Zifferblättern anzugeben? Es handelt sich also um das Verfahren, die Verzierungen auf den Zifferblättern erhaben darzustellen. E. St. in S.

Frage 453. Es werden Adressen von Berliner Fabrikanten gesucht, welche als Spezialität silberne Cigarettendosen erzeugen, jedoch nur im billigen Genre. Suchender ist ein Grossist in Oesterreich. Offerten an die Redaktion erbeten.

Frage 454. Grossisten in der Schweiz wünschen Adressen von leistungsfähigen Fabrikanten für hohlgepreßte Knopf- Mechaniken zu erfahren.

Frage 455. Fabrikant von hochmodernen figürlichen BroncePetschaften wird um Angabe seiner Adresse an die Redaktion ersucht. Frage 456. Wo erhalte ich guten schwarzen Treib-Kitt zum Ciselieren silberner Kirchengeräte? C. G. in P. Frage 457. Welcher Fabrikant erzeugt runde gepreßte Steinfassungen von 1', mm Durchmesser und aufwärts in Gold und Silber? R. Schl. in Am.

2

Die Organisation des Grossherzogtums Baden.

I. Die Versammlung in Karlsruhe am 1. März 1903.

Auf Anregung des Ausschußmitgliedes des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede, Herrn Emil Foehr-Stuttgart, fand am Sonntag den 1. März, nachmittags 2 Uhr eine Versammlung badischer Juweliere in Karlsruhe im Concordiasaal zum Moninger statt. Die Beteiligung aus allen Teilen Badens war eine lebhafte.

Als Gast war anwesend der Vertreter der Innung pfälzischer Gold- und Silberarbeiter, Herr Lautemann-Neustadt an der Haardt.

Auf der Tagesordnung stand:

1. Die Organisation Badens.

2. Die Besteckkonvention.

3. Verbandsangelegenheiten.

4. Wünsche der anwesenden Herren.

Nachdem Bertsch-Karlsruhe die Erschienenen begrüßt und Herrn Emil Foehr für seine Bereitwilligkeit, die Juweliere Badens zu einer Organisation zusammenzuführen, den Dank ausgesprochen hatte, wurde Herr Foehr zum Leiter der Verhandlungen gewählt. Es wird hierauf sofort in die Tagesordnung eingetreten.

1. Die Organisation Badens.

Der Vorsitzende, Herr Foehr, führte aus:

Nachdem sich die Vereine in Württemberg, Bayern, Frankfurt am Main, Wiesbaden u. s. w. gebildet und dem deutschen Verbande_angeschlossen haben, fehle in Süddeutschland hauptsächlich noch Baden. Es sei dringend zu wünschen, daß auch da ein Zusammenschluß der Juweliere, Gold- und Silberschmiede zustande komme, damit die gemeinsamen Interessen kräftiger gewahrt werden können.

Für Baden kommen zwei Faktoren in Betracht: die Detailleure und die Fabrikanten (in Pforzheim). Für letztere sei die Bildung einer besonderen Gruppe in Aussicht genommen. Was die Detailleure betreffe, so gehen die Ansichten in Baden darüber auseinander, ob die badischen Kollegen einen eigenen (badischen) Verein bilden, oder ob sie sich an den württembergischen Verein anschließen sollen, der in diesem Fall den Namen „,württembergischbadischer Verein“ anzunehmen hätte. Der erstere Vorschlag erscheine ihm (Herrn Emil Foehr) entschieden zweckmäßiger, da die

Interessen der badischen Juweliere von Württemberg aus doch nicht in der gewünschten und notwendigen Weise vertreten werden könnten. Dazu komme, daß z. B. die Mitgliederversammlungen, die doch wohl wegen der Zahl der Mitglieder in Stuttgart abgehalten werden müßten, von Baden ziemlich schwach beschickt würden u. s. w. Er stelle deshalb den Antrag:

für Baden eine eigene, selbständige Vereinigung zu bilden. Netter-Mannheim hat Bedenken gegen den Antrag. Ihm persönlich sei er sehr sympathisch, aber bei der praktischen Durchführung werde man auf große Schwierigkeiten stoßen. Soweit er die Stimmung kenne, seien gerade die ersten Firmen Badens dem Gedanken abgeneigt, einen eigenen Verein zu gründen. Die Mehrzahl der Mannheimer Kollegen werde sich zum Eintritt kaum entschließen.

Vorsitzender Emil Foehr teilt mit, daß er von einzelnen Mannheimer Firmen bereits eine zusagende Antwort erhalten habe. Wenn der Beitritt dieser Firmen erfolgt sei, so werden auch die übrigen nicht zurückbleiben.

Netter-Mannheim: Wenn nicht alle beitreten oder nicht einmal die überwiegende Mehrheit, so ist das nachteilig. Aus der Tatsache, daß ein größerer Teil der Herren, obwohl eingeladen, nicht zur Versammlung erschienen ist, ist doch wohl zu schließen, daß sie der Sache kein oder jedenfalls wenig Interesse entgegenbringen.

Vorsitzender Emil Foehr: Auch dem württembergischen Verein ist anfangs nur ein Teil der Kollegen beigetreten; der Verein ist aber rasch gewachsen.

Lautemann-Neustadt an der Haardt schildert die Gründung und das Wachstum der pfälzischen Innung und führt mehrere Erfolge an, die sie errungen. Die pfälzische Innung könne dem geographisch ferner liegenden bayerischen Verein nicht beitreten, wohl aber sei es ihr möglich, mit dem näher gelegenen badischen Verein in wichtigen Fragen Hand in Hand zu gehen. Die Gründung eines eigenen badischen Vereins empfehle sich auch deshalb, weil man häufig in die Lage komme, sich an die Landesregierung wenden zu müssen, z. B. wegen Abänderung landesgesetzlicher Bestimmungen.

Lodholz- Freiburg macht einen Vermittelungsvorschlag, dahingehend, sich so lange, bis eine genügend große Zahl von Mitgliedern vorhanden ist, dem unter der bewährten Führung des

Herrn Emil Foehr stehenden württembergischen Verein anzuschließen.

Netter-Karlruhe ist der Ansicht, daß man die Entscheidung der Frage davon abhängig machen sollte, wie groß die Mitgliederzahl wird.

Vorsitzender Emil Foehr schätzt nach den ihm bis jetzt schon zugekommenen Mitteilungen die Zahl derjenigen, die sofort beitreten werden, auf mindestens 30. Eine solche Zahl genüge für den Anfang für einen badischen Verein.

Selbstverständlich sei, daß die Vereine von Rheinland und Westfalen, von Baden, Württemberg und event. auch von Bayern in allen wichtigen Fragen gemeinsam vorzugehen haben.

Netter-Karlsruhe vermutet, daß ein Teil der Eingeladenen deshalb nicht erschienen sei, weil auf der Tagesordnung auch die Besteckkonvention stehe und weil sie sich noch nicht binden wollen. Es gebe aber außerhalb der Besteckkonvention eine Reihe von Mißständen, denen mit vereinten Kräften entgegengetreten werden müsse.

Bertsch-Karlsruhe: Durch die Besteckkonvention werden ja auch die Fabrikanten gebunden. Das kann also keinen Grund bilden, einer Vereinigung nicht beizutreten.

Vorsitzender Emil Foehr stellt hierauf formell den Antrag: einen ,,Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Großherzogtums Baden“ zu gründen.

Dieser Antrag wird einstimmig angenommen.

Es folgt die Beratung und Beschlußfassung über die
Vereinssatzung,

welcher die Satzung des württembergischen Vereins zu Grunde gelegt wurde.

Hervorzuheben sind folgende Punkte:

1. Der Verein wird in das Vereinsregister eingetragen.

2. Betreffs Jahresbeitrag bleibt es jedem Mitglied überlassen, sich nach seinen Verhältnissen selbst einzuschätzen; der Mindestbeitrag ist jedoch 5 Mk. jährlich.

3. Die Geschäfte des Vereins leitet der Ausschuß, welcher aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und 5 weiteren Mitgliedern besteht. Kooptation ist zulässig.

4. Die Bekanntmachungen des Vereins erfolgen in der „Deutschen Goldschmiede - Zeitung" und im „Journal der Gold

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Auch mit dem weiteren Vorschlag des Vorsitzenden: aus der Vereinskasse an die Kasse des deutschen Verbandes einen jährlichen Beitrag von 2 Mk. pro Mitglied abzuführen, erklärt sich die Versammlung einverstanden.

Sodann richtet Herr Emil Foehr noch folgende 3 Bitten bezw. Mahnungen an die Mitglieder des Vereins:

1. sie möchten im Interesse der Erhaltung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Verbandskasse möglichst auch Einzelmitglieder des Verbandes bleiben bezw. werden (diese Bitte wird von Herrn Lodholz-Freiburg unterstützt);

2. sie möchten mindestens auf eines der beiden Verbandsorgane (Deutsche Goldschmiede-Zeitung" und „Journal der Goldschmiedekunst") abonnieren, und

3. es möchte sich an dem diesjährigen, in den Tagen vom 1.-4. August stattfindenden Verbandstag in Köln a. Rh. eine möglichst große Zahl von Kollegen aus Baden beteiligen.

Für das Programm des Verbandstages sei bis jetzt folgendes in Aussicht genommen:

31. Juli (Vorabend): Begrüßung.

1. August: Beginn der Verhandlungen, Eröffnung derselben mit einem Festvortrag,

abends: echte Kölner Karnevalsitzung,

2. August, vormittags: Fortsetzung der Verhandlungen,
abends: großes Festmahl im Gürzenich,

3. August: Fortsetzung und Schluß der Verhandlungen,
abends: Gartenfest,

4. August: Festfahrt auf dem Rhein.

Herr Emil Foehr gibt dann noch das Versprechen ab, die Interessen des badischen Vereins im Ausschuß des Verbands zu vertreten. Die Anwesenden sprechen Herrn Foehr ihren Dank für diese Bereitwilligkeit aus.

2. Die Besteckkonvention.

Zu diesem Punkt führte der Vorsitzende, Herr

Emil Foehr aus: Wie Ihnen wohl bekannt, wurde auf dem Dresdner Verbandstag der Beschluß gefaßt, eine Besteckkonvention, ähnlich wie sie in Rheinland und Westfalen schon besteht, für ganz Deutschland einzuführen. Den Entwurf habe ich Ihnen zugesandt.

Der württembergische Verein hat sich bereit erklärt, der Konvention beizutreten, und soviel aus den mir zugegangenen Zuschriften aus Baden zu schließen ist, ist auch der Beitritt der badischen Kollegen in ziemlich sichere Aussicht zu nehmen.

Der bayerische Verein erkennt zwar das Bedürfnis einer Konvention an, will aber vorerst noch eine abwartende Haltung einnehmen. Der Vorsitzende dieses Vereins äußerte mir gegenüber verschiedene Bedenken, die er beseitigt wissen möchte.

Was Frankfurt a. M. betrifft, so macht ein Teil der dortigen Firmen ihren Beitritt davon abhängig, was in Berlin geschieht.

Wiesbaden ist für den Beitritt zu einer süddeutschen Besteckkonvention gesichert. Der Vorsitzende will aber in dem Wortlaut der Konvention noch mehreres geändert und sämtliche Besteckarten aufgeführt wissen.

(Herr Foehr verliest sodann verschiedene Zuschriften, die sich auf die Besteckkonvention beziehen: so z B. von dem Vorsitzenden des bayerischen Vereins, von dem des Vereins in Frankfurt a. M., in Wiesbaden u. s. w., ferner Briefe von ersten deutschen Fabrikanten, die ihre Unterstützung gleichfalls in Aussicht stellen, wenn auch teilweise unter gewissen Bedingungen.)

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In der Debatte wurden als Beweis für die Notwendigkeit einer Konvention zahlreiche Fälle von unlauterem Geschäftsgebaren angeführt.

Der Vorsitzende wies darauf hin, daß alle diese Fälle eine Besteckkonvention nicht bloß wünschenswert, sondern dringend notwendig erscheinen lassen. Die Fabrikanten und Grossisten müssen verpflichtet werden, an derartige Firmen keine Waren mehr zu liefern.

(Zustimmung.)

Nach längerer Debatte faßt die Versammlung einstimmig folgende Resolution:

„Die heute in Karlsruhe versammelten badischen Juweliere erklären sich mit der von dem württembergischen Verein vorgeschlagenen süddeutschen Besteckkonvention im Prinzip einverstanden. Die definitive Festsetzung des Wortlautes und die Annahme soll jedoch von dem Zustandekommen der Berliner Konvention abhängig gemacht werden.

An die Berliner Kollegen ergeht die Bitte, unter einen Zuschlag von mindestens 25 Prozent auf den Gesamtselbstkostenpreis keinesfalls herabzugehen.“

3. Verbandsangelegenheiten.

Vorsitzender Emil Foehr teilt mit, welche Fragen gegenwärtig vom Verband aus behandelt werden und welche Mißstände er zu beseitigen sucht.

In erster Linie handle es sich um das Detaillieren der Fabrikanten und Grossisten und die Lieferung von Waren an Geschäfte, welche mit der Branche nichts zu tun haben.

Fabrikanten und Grossisten, die auf wiederholte Aufforderung das Detaillieren nicht aufgeben, werden in den Verbandsorganen namhaft gemacht.

Netter-Mannheim fragt an, ob der badische Verein bei denjenigen Fällen, die ihm bekannt werden, immer auf den Verband angewiesen sei, oder ob er auch selbständig vorgehen dürfe.

Emil Foehr beantwortet die Frage dahin, daß kleinere Fälle am besten von dem badischen Verein selbst behandelt werden, daß es sich aber empfehle, bei größeren Mißständen und bei Fragen, die von allgemeinem Interesse sind, nicht bloß dem Vorsitzenden des Vereins, sondern auch dem Verband, bezw. einem Ausschußmitglied desselben unter genauer Darlegung der Verhältnisse Mitteilung zu machen.

Weiter werden von dem Verband Schritte unternommen dagegen, daß ein Detailleur in den letzten Wochen vor Weihnachten an irgend einem Platz ein Wanderlager errichtet und Gold- und Silberwaren verkauft.

(Das Vorgehen des Verbandes in dieser Richtung wird gutgeheißen.)

4. Wünsche der anwesenden Herren. Netter-Karlsruhe hält eine Abänderung des Stempelgesetzes für dringend wünschenswert. Nirgends existieren in dieser Hinsicht solche Mißstände wie in Deutschland. Waren mit einem Feingehalt unter 585 sollten nicht als „gesetzlich gestempelt" bezeichnet werden dürfen.

Vorsitzender Emil Foehr: In einer Ausschußsitzung des Verbandes habe er diesem Wunsch auch Ausdruck gegeben; die Berliner Kollegen sagen aber, es gebe eine Menge kleiner Juweliere, die nicht mehr bestehen könnten, wenn eine derartige Aenderung des Gesetzes beschlossen würde. Ein diesbezüglicher Antrag würde also von den Berliner Herren abgelehnt werden.

Netter-Karlsruhe: Ich bin bloß gegen die Stempelung. Durch das Gesetz, wie es besteht, werden die schlechten Waren sanktioniert.

Lodholz-Freiburg macht den Vorschlag, auf dem nächsten Verbandstag einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Der Vorsitzende, Emil Foehr-Stuttgart, gibt noch seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Verhandlungen zu einem so schönen Resultat geführt haben, und wünscht dem neuen Verein kräftiges Wachsen, Blühen und Gedeihen.

Lodholz-Freiburg dankt im Namen der Anwesenden Herrn Emil Foehr für seine freundlichen Bemühungen, für die treffliche Leitung der Verhandlungen und für seine Bereitwilligkeit, dem Verein des Großherzogtums Baden auch ferner beizustehen.

Hierauf wird die Versammlung geschlossen. Schluß: abends 1/47 Uhr.

II. Die Versammlung in Pforzheim am 4. März 1903.

Ebenfalls auf Anregung des Herrn Emil Foehr-Stuttgart fand am Mittwoch, den 4. März nachmittags 3 Uhr in Pforzheim im Städtischen Saalbau eine von den Pforzheimer Mitgliedern und von Freunden des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede zahlreich besuchte Versammlung statt mit der Tagesordnung:

Bildung einer Ortsgruppe Pforzheim.

Herr Foehr begrüßte die Anwesenden, dankte für ihr Erscheinen und eröffnete dann die Versammlung. Auf seine Bitte, einen Herrn zur Leitung der Verhandlungen zu bestimmen, wird ihm selbst dem Vorschlag des Herrn Waag entsprechend der Vorsitz in der Versammlung übertragen.

Herr Foehr leitet nun die Beratung des auf der Tagesordnung stehenden Gegenstands mit folgenden Worten ein: „Hochgeehrte Herren! Als i. J. 1900 der Verband Deutscher Juweliere, Goldund Silberschmiede gegründet wurde, wußte man schon damals, daß, um etwas Großes zu erreichen und um eine durchgreifende Hebung unseres Gewerbes in allen Teilen zu erzielen, die Herren Fabrikanten mit den Detailleuren Hand in Hand gehen müssen, was auch in der Sitzung seinen Ausdruck fand. Gar bald merkte man, daß auch das Bindeglied, die Herren Grossisten, zur Mitarbeit erforderlich sind, und es wurde deshalb auf dem letzten Verbandstag in Dresden die Satzung in diesem Sinne erweitert.

Meine Herren! Wir alle, Fabrikanten, Grossisten und Detailleure, müssen zusammenstehen, um die vielen Krebsschäden, die sich mit der Zeit in unsere Branche eingeschlichen haben, wieder zu beseitigen, und hauptsächlich, um unsere Branche wieder in solidere Bahnen zu bringen.

Wenn der Detailleur den Wunsch hegt, daß ein Teil der Waren nicht immer billiger und infolgedessen geringer in Qualität wird, sondern wieder besser und gediegener wie in früheren Jahrzehnten, so ist doch der Fabrikant in erster Linie mit berufen, diesen gewiß berechtigten Wunsch zu erfüllen zu suchen und mit dem Hebel anzusetzen an der Verbesserung der gegenwärtigen Verhältnisse.

Es gibt aber noch viele andere Punkte, in denen sich unsere Interessen berühren; denken Sie z. B. nur an die bestehenden Kreditverhältnisse, wo es ebenfalls dringend geboten ist, daß Fabrikanten, Grossisten und Detailleure sich vereinigen und miteinander bestrebt sind, die Kreditverhältnisse wieder auf eine solidere Basis zu stellen.

Auch dem berechtigten Verlangen der Detailleure, daß das Detaillieren der Fabrikanten und Grossisten ganz aufhört, wird gewiß eher nachzukommen sein, wenn wir alle in einem Bunde vereinigt und dann verpflichtet sind, im Frieden miteinander auszukommen.

Also, meine Herren, stehen wir alle zusammen und arbeiten wir alle mit vollem Ernst und mit allen unseren Kräften an der weiteren Entwicklung unseres Deutschen Verbandes und damit an der Hebung unseres schönen und edlen Gewerbes, und der Segen wird nicht ausbleiben."

Herr Foehr fährt nun fort: Um diesem Ziele näher zu kommen, halte ich, nachdem sich am letzten Sonntag in Karlsruhe die Detailleure Badens zu einem Verein zusammengeschlossen haben, für die Fabrikanten und Grossisten Pforzheims ebenfalls einen engeren Zusammenschluß derjenigen, die schon Mitglieder oder Freunde des Deutschen Verbandes sind, durch Bildung einer Ortsgruppe Pforzheim, welche sich direkt dem Deutschen Verbande anschließt, für erforderlich.

Hierauf ergreift Herr Stöffler-Pforzheim das Wort und führt aus: In der Form, wie Herr Foehr die Sache vorgetragen, kann ich sie nur voll und ganz unterstützen. Die Mißstände, die im wirtschaftlichen Leben der Gegenwart als naturgemäße Begleiterscheinungen der modernen Entwicklung des Großkapitalismus und der maschinellen Produktionsweise vorhanden sind, schreien vielfach sehr laut nach Abhilfe. Es ist daher nur zu begrüßen, wenn die einzelnen Gewerbe sich organisieren, um geordnete Zustände zu schaffen und das Handwerk wieder auf den alten, goldenen Boden zu stellen. Darum hat es uns auch gefreut, daß sich die Herren Detailleure in unserem Gewerbe zu einem Verband zusammengeschlossen haben. Soweit die Fabrikanten mit ihnen gemeinsame Interessen haben, werden sie freudig mitarbeiten, um gesunde Zustände herbeizuführen.

Dabei dürfen aber die divergierenden Interessen beider Gruppen nicht außer Betracht gelassen werden. Ich nenne z. B. das Kreditwesen: Der Kreditorenverein ist redlich bemüht, auf diesem Gebiet Wandel zu schaffen; es geht aber sehr schwer; denn während die Fabrikanten ein Interesse daran haben, möglichst bald Geld zu bekommen, haben die Abnehmer ein Interesse daran, recht lange nicht bezahlen zu müssen.

Von diesem Gesichtspunkt aus würde ich es begrüßen, wenn die hiesigen Mitglieder des Verbandes eine Organisation bilden würden, um die Fragen, die von der Zentralleitung beraten werden, auch in Behandlung nehmen zu können. Ein weitergehendes Interesse haben wir allerdings an der Sache nicht. Tatsächlich können wir ja nicht mit allem, was der Verband unternimmt, einverstanden sein. Unverständlich ist es uns z. B., wie man einem Mann, der in einem - vielleicht schon durch viele Generationen hindurch bestehenden Geschäft Uhren und Juwelen nebeneinander führt, die Aufnahme in den Verband verweigern kann, oder daß man gegen einen Fabrikanten, der Lieferungen an Warenhäuser macht, scharf vorgeht. Das Bestreben der Detailleure scheint dahin zu gehen, den Gegensatz zwischen Juwelier und Uhrmacher immer mehr zu verschärfen. Solche beengende Maßnahmen stoßen bei uns nicht nur nicht auf Sympathie, sondern auf Widerspruch. Mit diesen Faktoren muß gerechnet werden.

Soweit es sich aber darum handelt, die hiesigen Mitglieder des Verbandes zu organisieren und ihnen eine Leitung zu geben, kann ich den Antrag unterstützen.

Vorsitzender Emil Foehr: Meine Herren, die Krebsschäden in unserem Gewerbe können nur beseitigt werden, wenn Detailleure und Fabrikanten zusammenarbeiten. Nicht zu umgehen ist es, daß man im Verband einen Unterschied macht zwischen einem Juwelier und einem ausgesprochenen Uhrmacher. Bilden die Herren Fabrikanten hier eine Ortsgruppe, die dem Verband beitritt, so haben sie Gelegenheit, ihre Wünsche gegenüber dem Verband auszusprechen und zu vertreten, und sie haben mehr Gelegenheit, an der Hebung unseres Gewerbes, an der sie doch auch interessiert sind, kräftig mitzuwirken.

Lerch Pforzheim: teilt vollständig den Standpunkt des Verbandes bezüglich der Uhrmacher. Wenn eine große Zahl von Fabrikanten an dem Deutschen Verband und seinen Bestrebungen kein lebhaftes Interesse bekunde, so rühre das vielfach daher, daß sie in der Hauptsache nicht mit deutschen Grossisten und Detailleuren arbeiten, sondern mit dem Ausland. Nach seiner Ansicht sei die Zahl der Pforzheimer Verbandsmitglieder für eine eigene Ortsgruppe noch zu klein; es müßten zuvor noch weitere Mitglieder geworben werden.

Stöffler-Pforzheim: Die großen Fragen und Interessen sind bereits geschützt und gestützt durch die Organisation des Kreditorenvereins. Obwohl dieser nicht in den Verband aufgenommen wurde, darf der Deutsche Verband bei allen wichtigen Fragen doch auf seine Mitwirkung und Unterstützung rechnen.

Vorsitzender Emil Foehr: Der Kreditoren-Verein konnte aus zwei Gründen nicht in den Verband aufgenommen werden: einmal weil der in Aussicht gestellte Beitrag zum Verband im Verhältnis zu der großen Mitgliederzahl des Vereins zu niedrig bemessen war und deshalb der Satzung nicht entsprach, sodann weil der Verein zum Teil aus Uhrenfabrikanten besteht, die nach der Satzung des Verbandes nicht aufgenommen werden können.

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