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ZINN-FISCHTELLER VON FRANZ TOPP, BECKUM

unter allen Umständen behütet und geschützt werden muß. So lassen sich drei Restaurationsperioden nachweisen: am Anfang des 16., am Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert besorgte der auch am Schrein vertretene Meister J. R. vortreffliche Treibarbeiten, Goldschmied Aldenkirchen den St. Evergislusschrein in St. Peter. Im weiteren Verlauf des 18. und im Anfange des 19. Jahrhunderts wurde hervorragendes in Köln nicht mehr geleistet, aver an Arbeiten für die Kirche und das Haus, für die Andacht und den Schmuck hat es doch nicht gefehlt, wie noch zahlreiche Überbleibsel im öffentlichen und privaten Besitz beweisen, einfache Erzeugnisse ohne besonderes Gepräge. Als etwas später die Goldschmiedekunst, besonders die kirchliche, ihre Wiederbelebung erfuhr, hatten die Kölner Goldschmiede das Glück, an eine Vergangenheit voll Mannigfaltigkeit und Glanz anknüpfen zu können. Wenn man auf einem so ehrwürdigen und ruhmgekrönten, ich möchte hinzusetzen, schweißgetränkten Boden steht, wie Köln ihn besitzt, dann hat man meines Erachtens alle Veranlassung, sich nicht bloß den Eifer der Altvorderen zum Beispiel zu nehmen nach Maßgabe ihrer Anlagen und Verhältnisse, sondern sich auch der Art, wie sie gearbeitet haben, anzuschließen. Es ist von großer Wichtigkeit, daß man, zumal unter so glücklichen Umständen, die Tradition im Auge behält, und das ist in Köln der Fall gewesen. Darin liegt auch der Grund für die neue Glanzperiode, die hier entstanden ist und auf die wir mit freudigem Stolz hinschauen und hinweisen dürfen.

Als die Romantiker die mittelalterlichen Kunstformen, namentlich die der frühen Gotik, wieder in den Vordergrund zogen, als man in den 20 er Jahren des vorigen Jahrhunderts anfing, sich für den Ausbau des Domes zu begeistern, da stellten sich im Zusammenhang mit dieser idealen Strömung bald auch die Goldschmiede ein, die Köln zum Vorort für die kirchlichen Bedürfnisse machten. Es war namentlich Kramer, der für den Dom die Schweizerstäbe, Weihrauchgefäße usw. lieferte. Horn machte weitere Fortschritte im Sinne des Stils wie der Technik; leider ernährte ihn die kirchliche Kunst nicht genügend und er sah sich genötigt, einen Wirtschaftsbetrieb zu beginnen. Die Kirche ist eben im großen und ganzen arm; für große und reiche Aufträge, wie sie sich aus der Sorge für den Schmuck des

Gotteshauses so gerne ergeben, fehlen zumeist die Mittel; dazu kommt, daß den Pastor bei der Ausstattung seiner Kirche, selbst seiner Sakristei sein von den Gläubigen genährter heiliger Eifer öfters zu schnell antreibt, so daß er für die ihm zur Verfügung gestellte Summe zu viel verlangt, allzusehr die Preise drückt und damit nicht nur die Arbeitsfreudigkeit, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Künstler. Die Geduld, die im Mittelalter in dieser Richtung vorhanden war, ist in unserer schnell lebenden Zeit leider fast ganz verschwunden, und vor dem Übermaß des Eifers auch auf diesem Gebiet darf daher ernstlich gewarnt werden.

Nicht vergessen dürfen wir, denjenigen Goldschmied zu nennen, dem die kirchliche Kunst in Köln so außerordentlich viel verdankt: Gabriel Hermeling. Er hat es besonders auf dem Gebiet des Emails zu hoher Meisterschaft gebracht, was ihm und mir selbst die Pariser, die für kurze Zeit seine Lehrmeister waren, neidlos zugestanden haben, zugebend, daß er in bezug auf den Reliefschmelz ihnen sich überlegen gezeigt hat. Auch viele Bestellungen auf Profangeräte hat Hermeling bereits vor 25 Jahren erhalten, auf Pokale, Tafelaufsätze, Schmucksachen usw., von denen mehrere zum Ratssilber der Stadt gehören, diesem bereits zu ungewöhnlicher Bedeutung gelangten, zugleich durchaus praktischen Zwecken dienenden Schatz.

Mit dem zunehmenden Vermögen steigerte sich der Luxus, und da es für das Kunstgewerbe, auch das lokale, hier an Vorliebe glücklicherweise nicht fehlt, so werden aus Anlaß der vielen Festlichkeiten, Jubiläen usw., die jedes Jahr stattfinden,

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ZINN-BOWLE VON FRANZ TOPP, BECKUM

den Kölner Goldschmieden zahlreiche hervorragende Aufträge zuteil, besonders als opulente Geschenke bei militärischen wie zivilen Gedenkfeiern, für die sich allmählich eigenartige Formen entwickelt haben. Der Umstand, daß die Kölner Künstler sich dankbar ihrer großen Kunstvergangenheit erinnern, hat den lokalen Traditionen ihr Recht gewahrt und sich als ein gutes Schutzmittel gegen den modernen Überschwang bewährt, gegen den sie hoffentlich sich auf die Dauer behaupten.

So bin ich der Meinung, daß wir der Entwicklung, die das Kölner Kunstgewerbe auf dem Gebiet der Goldschmiedekunst genommen hat, nicht nur hohes Lob zollen, sondern ihr auch für die Zukunft die besten Aussichten eröffnen können.

Meine Herren, der Kurierzug hat sein letztes Ziel erreicht, wie ich denke, ohne irgend eine Entgleisung erfahren zu haben: Das 20. Jahrhundert ist angetreten. Mein Ruf lautet: Alles aussteigen! (Anhaltender, stürmischer Beifall.)

Die augenblickliche Depression im Juwelenhandel in den Vereinigten Staaten.

Wohl nicht ganz ohne Zusammenhang mit der absteigenden Tendenz, die sich seit einigen Wochen auf dem Gold- und Industriemarkte der Vereinigten Staaten geltend macht, steht auch eine Depression im Juwelenhandel en gros und en detail, wie sie schon seit einem Jahrzehnt sich nicht fühlbar gemacht hat. Noch vor kurzer Zeit hatte große Prosperität geherrscht; um so fühlbarer macht sich jetzt der völlige Stillstand im Juwelengeschäfte, der sich plötzlich derart über das ganze Land erstreckt, daß, seitens der Detaillisten im Land, selbst früher gegebene Ordres widerrufen, annulliert oder doch sehr eingeschränkt werden. Als die Importeure in diesem Frühjahre den europäischen Markt besuchten, um ihre Jahreseinkäufe zu machen, waren sie der Überzeugung, daß das Herbst- und Weihnachtsgeschäft mindestens dem des vorjährigen gleichen, wenn nicht dasselbe übertroffen werde. Dieses letzte Jahr war das beste in der Geschichte amerikanischen Diamantenhandels, nur für gute Waren waren in liberaler Weise die besten Preise bewilligt worden. Welchen Umfang die Frühjahrseinkäufe in diesem Jahre angenommen hatten, ersieht man aus dem jetzt erschienenen amtlichen Bericht der Zollbehörde über die letzten Importe. Im Hafen von New York, allerdings dem hauptsächlichsten Einfuhrplatze für Diamanten in den Vereinigten Staaten, waren laut Bericht des Zollabschätzers Gge. W. Whitelead im April 1903 für 1958 218 Doll., im Monat Mai für 2422600 Doll., überhaupt im letzten Fiskaljahr d. i. 1. Juli 1902 bis 1. Juli 1903 für 27318472 Doll. Juwelen eingeführt worden, und da denke man an die gewaltige Menge Diamanten, welche von den vielen kaufenden Europabesuchern zollfrei aus Europa eingeschmuggelt werden. Man kann daraus entnehmen, wie groß die Vorräte sind, die sich augenblicklich bei den Juwelenhändlern befinden, die hoffnungsfreudig dem Wintergeschäfte entgegensahen. Und plötzlich das ganze Geschäft wie abgeschnitten! In den letzten 2-3 Jahren waren die Preise um ca. 40-50% gestiegen, denn die Nachfrage war eine ungeheuere, da nicht allein die reichen Leute Juwelen kauften, sondern auch der Mittelstand und minder bemittelte Leute bedeutende Beträge für Schmuckgegenstände verausgabten. Bekanntlich tritt in keinem Lande der Welt die Vorliebe für Schmuck und Mode in solchem

Maße auf, wie in Amerika, und die Fälle, daß Mann und Frau das ganze Familienvermögen in Ringen, Brustknöpfen, Broschen u. dergl. an ihrem Körper herumtragen, sind keineswegs selten. Der Fall, daß ein junger Mann bei seiner Verlobung seiner Braut nicht einen engagement ring" mit wenigstens einem Diamanten verehren sollte, ist ganz undenkbar, und würde das Fehlen eines solchen Ringes wahrscheinlich das Verlöbnis sofort wieder lösen. Deshalb muß so ein Diamant-Verlöbnis-Ring beschafft werden, sei es auch auf Kredit, sei es, daß der junge Mann sich schon Monate vorher das Notwendigste abspart, wenn er sich eben nicht in guten Verhältnissen befindet. Und plötzlich ist eine Abschwächung des Geschäftes eingetreten, welche die Händler geradezu in Bestürzung versetzt. Einzelne Vertreter großer Firmen lehnten es ab, einem Korrespondenten der New York Handelszeitung, der sie über die Ursachen der plötzlichen Geschäfsstockung befragen wollte, Auskunft zu erteilen, „um nicht die allgemeine Aufmerksamkeit auf die eingetretene Demoralisation des Diamantenhandels zu lenken". Die Deroute an den amerikanischen Börsen trägt offenbar einen großen Teil der Schuld. Die Aktienmakler gehörten stets zu den besten Käufern, und als sie im vorigen Jahr großen Gewinst einheimsten, fand ein Teil des letzteren Abfluß in die Taschen der Diamantenhändler. Im letzten Sommer aber haben fast alle große Verluste erlitten, und der Kurssturz so vieler Industrieaktien hat große Vermögen des spekulierenden Publikums innerhalb und außerhalb der Börse verschlungen.

Trotzdem glaubt man nicht, daß die Preise der Diamanten, die in den letzten Jahren so wesentlich in die Höhe gingen, eine nennenswerte Abschwächung erfahren werden, weil die Nachfrage auf den großen Märkten in den letzten Jahren eine so bedeutende war, daß die Bezugsquellen fast alle erschöpft sind. In Amsterdam und Antwerpen, in Paris und London soll das Angebot besonders in guten Quantitäten weniger befriedigend sein. Selbst wenn noch vor Weihnachten eine Wendung zum Besseren eintreten sollte, was man aber allgemein für ausgeschlossen hält, und selbst wenn das Wintergeschäft noch etwas besser würde, als man jetzt allgemein annimmt, dürfte nichtsdestoweniger der nächstjährige Einkauf in Europa weit unter dem Niveau des diesjährigen zurückbleiben.

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(Krankheit des Kaisers. Kaiserbegegnung in Wiesbaden. Übergriffe portugiesischer Zollbeamter. Deutsche Eroberungspläne in Prozeß Louis Gilly in Karlsruhe und der Muster- und Modellschutz. Privatarbeit der Gehilfen. Graveure. Gemeinsame Weihnachtsinserate.

Südamerika.

Die Erkrankung des deutschen Kaisers und die Halsoperation, der er sich unterziehen mußte, hat in Deutschland alle guten Deutschen mit ernster Besorgnis erfüllt. Aber Freude konnte man auch darüber empfinden, daß der Lenker unsres Reiches ohne Schonung seiner Person bis zuletzt seine kaiserlichen Pflichten voll und ganz erfüllt hat und dann erst an seine eigene

Cleys American Diamond Company.)

Hausarbeit der

Person dachte. Diese edle Selbstverleugnung dankt ihm die Nation! Möchte sie auch vorbildlich für unser Volk sein, in dem der Interessenkampf immer nur zu sehr die eigene Person über die allgemeine Wohlfahrt triumphieren läßt. Die Kaiserbegegnung in Wiesbaden, die den Träger der deutschen Kaiserkrone wieder mit dem Zaren zusammenführte, ist sicherlich nicht ohne politische

Bedeutung gewesen. Man darf im Gegenteil annehmen, daß die beiden Monarchen über die Wirren im Orient und die Antwort der Pforte auf die Reformnote Rußlands und Österreichs sich besprochen haben, und daß wohl auch Deutschland nunmehr diese Reformpläne unterstützen wird. Die Zeit des Philistertums, wo man mit Behagen bei einem Pfeifchen zusah, wie weit hinten in der Türkei die Völker aufeinander schlagen", ist längst vorüber, Handel und Gewerbe in Deutschland können nur wünschen, daß im Orient die Ruhe bald wiederhergestellt wird, um das Exportgeschäft nicht getrübt zu sehen. Die schlimmen Unruhen in Deutschsüdwestafrika, welche die Badelzvarts hervorrufen und welche mit der Massakrierung der Deutschen verbunden waren, werden jedenfalls schneller beendet und gesühnt werden, als die mazedonischen Aufstände von seiten des Herrn unter dem Halbmond.

Auch

Äußere Unruhen gehen Hand in Hand mit inneren. in Ländern der Kultur kommen Übergriffe vor, die Unruhen verursachen. So wird über die Übergriffe portugiesischer Zollbeamter geklagt. Herr Mechelsohn, Vertreter großer Firmen in Deutschland, der seit Jahren Portugal in Brillanten und Edelsteinen bereist, wurde, als er eines Abends in Lissabon einen Juwelierladen verließ, plötzlich verhaftet, unter der Beschuldigung, die kostbaren Steine, die er mit sich führe, über die Grenze geschmuggelt zu haben. Man nahm ihm die Steine weg, bis er eine Geldstrafe von 25000 Fr. erlegt hatte, obwohl er durch Quittungen beweisen konnte, daß er die Ware in Nidler Formosa ordnungsgemäß verzollt hatte. Bei der Rückgabe der Steine sollen natürlich verschiedene gefehlt haben, die sich inzwischen „verkrümelt" hatten. Hoffentlich werden die Heldentaten dieser portugiesischen Zolltyrannen gebührend belohnt werden. Man sucht den Deutschen im Ausland eben gern etwas am Zeuge zu flicken. Hat man uns doch in England jetzt gar zum Vorwurf gemacht, daß deutsche Eroberungspläne für Südamerika" bestünden und in Südamerika druckt man den Unsinn des Lügenfabrikanten an der Themse ohne Skrupel nach. Nun, deutscher Geist, deutsche Kultur und Arbeit befinden sich allerdings auf einem Eroberungszuge durch die Welt, den werden aber auch die englischen Preßtrabanten nicht aufhalten können!

*

Das Fischen im Trüben, das Englands stärkste Seite ist, versteht man übrigens auch bei uns. Es gibt leider in Deutschland Leute, die es mit dem geraden Wege nicht so genau nehmen und verbotne Nebenwege wandeln, wenn sie glauben, dort billig Blumen pflücken zu können. Der Prozeß Louis Gilly in Karlsruhe hat aufs neue gezeigt, daß die Entwendung von Mustern und Modellen im Goldschmiedegewerbe keine Seltenheit, sondern ein Krebsschaden ist, gegen den mit aller Energie vorgegangen werden muß. Wir werden demnächst in einem besonderen Artikel die Frage von der verwerflichen wie rechtlichen Seite beleuchten. Gilly hatte, während er in der Dryhoutschen Fabrik beschäftigt war, die Modelle über Mittag mit nach Hause genommen und dieselben von einem Feingießer abformen und in Bronze herstellen lassen. Diese Modelle verkaufte er dann an einen Bijouterie warenfabrikanten Kappes, der ihn aufgefordert hatte, ihm Modelle nach Abbildungen in Katalogen zu fertigen und was er sonst von gangbaren Mustern, sogenannten Massenartikeln, aus dem Kopf machen könne, in Gußmodellen zu liefern. Gilly hatte gemeint, daß er nicht gewußt habe, daß seine Handlung strafbar sei, mit Recht hielt ihm aber Handelskammerpräsident Meier vor, daß jeder Lehrling in Pforzheim wisse, daß er mit einer solchen Verletzung der Betriebsgeheimnisse etwas Strafbares begehe und daß schon seit den 50er Jahren die Pforzheimer Fabriksordnung ein dementsprechendes Verbot enthalte. In der Tat waren es ja nur leere Ausflüchte vom Angeklagten, der zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt wurde. Wo aber blieb der Fabrikant Kappes, der die billigen Muster sich auf diesem Schleichwege erworben hatte?

Warum saß der Feingießer Zachmann nicht mit auf der Anklagebank als getreuer Helfershelfer des Gilly? Er hat das große Wort gelassen ausgesprochen: Wenn das bestraft werden solle, da gehörte die Hälfte der Pforzheimer Fabrikanten auf die Anklagebank! Mit der Phrase hat er kein Glück gehabt. Wahr ist es aber, daß die unredliche Benutzung fremder Muster und Modelle sehr bedenklich überhand genommen hat und der Diebstahl fremden geistigen Eigentums eine traurige Erscheinung unsrer Zeit ist. Im Inseratenteil unseres Blattes veröffentlicht die Firma Auwaerter & Hepke in Pforzheim eine Warnung, welche die unberechtigte Nachahmung ihrer Muster und Modelle betrifft. Sie hat viel darunter zu leiden und will jetzt ohne Rücksichtnahme strafrechtlich einschreiten lassen. Das ist nur zu billigen, denn nur so kann einigermaßen Remedur geschaffen werden. Wir kommen auf die Frage noch in besonderer Abhandlung zurück.

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Als eine Unredlichkeit ist es auch geschildert worden (No. 18 der Deutschen Goldschmiede-Zeitung), daß vielfach Gehilfen zu Hause sich mit Privatarbeiten für eigne Kundschaft oder für andere Geschäfte auf eigne Rechnung einen Nebenverdienst verschaffen. Darauf hat uns die Vereinigung der Goldschmiedegehilfen in Nürnberg eine Erwiderung gesandt, aus der wir das Wesentliche unsren Lesern nicht vorenthalten wollen: der Vorwurf, daß solche Arbeiten zahlreicher seien als man ahne und daß daher Material der Prinzipale, das auf unredliche Weise erworben sei, zur Verwendung komme, wird zurückgewiesen. Es waren keine stichhaltigen Beweise dafür gegeben. Die Fälle, die angeführt wurden, könnten in keiner Weise für einen so schweren Vorwurf als Beweise gelten. Er, der Vertreter der Nürnberger Gehilfen und Verfasser der Erwiderung, sei fast 20 Jahre lang als Goldschmied tätig, sei 10 Jahre lang in allen Teilen Deutschlands als Gehilfe beschäftigt gewesen und habe in dieser Zeit nur einen einzigen solchen Fall von Privatarbeit kennen gelernt, und da sei diese Privatarbeit obendrein mit Bewilligung des Meisters erfolgt, um dem Gehilfen die Ernährung seiner Familie zu erleichtern, nicht um der Genußsucht zu fröhnen. Von den eingerichteten feinen Wohnungen" habe er auch nirgends etwas gefunden. Der Gehilfe sei froh, wenn er sich nur ein bescheidenes, einfaches, gemütliches Heim schaffen könne. Leider sei oft das nicht einmal möglich, und das Vertrauen so vieler Angestellter infolge trauriger Wohnungsverhältnisse sei erst recht ein sozialer Krebsschaden und treibe die Arbeiter vom Wohnhaus ins Wirtshaus. Man solle sich hüten, in dieser ohnehin erregten Zeit noch solches Mißtrauen zu säen! Darauf läßt sich nur eins sagen: Man kann Beweise für das unlautere Gebahren zahlreicher Gehilfen sehr leicht durch eine Umfrage bei den deutschen Meistern erbringen. Daß der Allgemeinheit der Gehilfen nicht der Vorwurf gemacht wird, versteht sich von selbst, es wird nur gegen diejenigen angekämpft, welche skrupellos genug sind, das Material ihres Meisters zu Privatarbeiten zu verwenden. Ist die „Hausarbeit", welche hier in Frage kommt, sehr bedenkliche Arbeit, so tritt man einer anderen,,Hausarbeit“ in den Kreisen der Angestellten schroff entgegen. Der Goldschmied ist vielfach auf die Kunst des Graveurs angewiesen. In der Zeit des Hauptgeschäftes, Weihnachten und Ostern, ist der Geschäftsverkehr zwischen Goldschmied und Graveur sicher ein sehr reger. ist es den Graveuren gar nicht möglich, die Arbeit in den regelmäßigen Betriebsstunden zu erledigen, und sie geben den Gehilfen Arbeiten mit nach Hause. Dagegen machen die Gehilfen jetzt Front. In einer Versammlung der Graveur- und Ciseleurgehilfen in Leipzig wurde verlangt, daß sich die Gehilfen gegenseitig verpflichten sollen, jede Hausarbeit zu verweigern. Wer Hausarbeit verrichtet, soll aus dem Verbande ausgestoßen werden. Nun, es wird gut sein, daß sich die Herausgeber wehren und sich dieser Hausarbeit" für die Zeit sichern, wo sie stark in Anspruch genommen werden, denn ohne Hausarbeit können sie in

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Da

der Zeit um Weihnachten z. B. ihren Auftraggebern gar nicht gerecht werden.

Unsre Weihnachtszeit steht wieder vor uns! Goldschmieds Erntezeit! Wir möchten bei dieser Gelegenheit gleich wieder darauf aufmerksam machen, daß es jetzt an der Zeit ist, wieder durch gemeinsame Inserate in den Blättern eine wirkungsvolle, solide Reklame zu machen. Wenn sich die Goldschmiede an einem Platze zusammentun und in einem gemeinsamen Inserat dem Publikum ihre Geschäfte in Erinnerung bringen, so kommen sie billiger weg, als wenn jeder Juwelier für sich inseriert, da er im letzteren Falle für ein weit größeres Inserat Sorge tragen muß und dementsprechend sich die pekuniären Opfer erhöhen.

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*

Die,,falschen Diamanten" werden in der Weihnachtszeit schon wieder mit erborgtem Lichte funkeln. Wir weisen darauf hin, daß die Firma Cleys American Diamond Company" in Prag das Erbe der Taits Diamanten" angetreten hat. Sie hat jetzt in ihrem Schaufenster, wie uns ein Juwelier aus Prag mitteilt, 25 echte Brillanten unter ihre Imitationen im Schaufenster gemischt und fordert jedermann auf, sich diese auch für 4 Gulden pro Stück herauszukaufen. Nun, das dürfte den dortigen Juwelieren wahrlich nicht schwer fallen. Sie werden selbst von dem Strahlenglanze nicht so geblendet werden, daß sie die echten Steine herausfinden würden. Aber wenn nur auch wirklich welche darunter sind? Mittlerweile hat auch das Gremium der Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Prag Stellung in einem Erlaß gegen die Company genommen. Darin heißt es: „Alle bisherigen Versuche, die Diamanten nachzuahmen, haben keine praktische Bedeutung erlangt - das Resultat aller Versuche waren Steinchen von minimaler Größe, deren Erzeugungspreis weit den Kostenpreis echter Steine überstieg. Die Besitzer echter Juwelen brauchen nicht zu fürchten, daß ihr Besitz jemals entwertet wird, da wir noch weit von einem befriedigenden Ziele entfernt sind, Nachahmungen dieses Edelsteins durch chemischen Prozeß zu erzielen, alle bisherigen Versuche haben nur wissenschaftliches Interesse.

Die als beste Imitation der Welt empfohlenen Steine bestehen aus keinem besonderen künstlichen Stoffe, sondern sind ganz gewöhnliches Glas, mit chemischen Mischungen in allen Ländern erzeugt, besonders in Gablonz (Böhmen), wo sie zu Millionen fabriziert unter dem Namen,,Simili" in die ganze Welt expediert werden. Der Preis dieser Steine ist sehr minimal. Die Reklame behauptet, daß diese Steine keine Unterlage haben, was keine Neuheit ist, da solche Steine Jahrzehnte sich im Handel befinden." Aber die Steine haben obendrein, wie sich das Gremium durch Einkäufe überzeugt hat, auch eine Unterlage. Also Schwindel, nichts als Schwindel! Das Gremium hat eine silberne Brosche der Company untersucht: Sie enthält 84,74% Kupfer, 13,46% Zink und 0,67% Zinn Silber war überhaupt keins vorhanden. Der Stift bestand aus Stahl und war leicht vergoldet. Das sogenannte gepriesene Rolled-Gold bestand aus 74,16% Kupfer, 12,13% Zinn, 9,12% Zink und nur 4,45 % Gold! Man hat nun Schmuck eingekauft und folgendes Abschätzungsresultat erhalten:

,,1. Ein Ring (im Preise von 4 fl.) aus wertlosem RolledGold und mit ebenfalls fast wertlosem unterlegten Steinchen in Marquisform.

2. Ein Ring (4 fl.) aus demselben Rolled-Gold mit einem nicht unterlegten Steine, dessen Wert 6 bis 10 Heller.

3. Ein Ring (4 fl.) aus 14 karat. Gold, jedoch aus dünnem goldenen hohlen Drahte (Scharnier) im Gewichte von 0,6 g Goldwert 1 Krone.

4. Ein Ring (für 14 fl.) aus 14 karat. Gold mit einem nicht unterlegten Steine Goldgewicht 1,5 g Goldwert 2 Kr. 90 Hell.

5. 4 Broschen zu 4 fl., von denen die eine Silber punziert, die anderen aus wertloser Komposition, obzwar eine davon ausdrücklich als Silber verkauft wurde."

Dadurch sollten dem Publikum doch auch in Prag zur rechten Zeit die Augen geöffnet werden! Möge es dem Gremium in Prag ebensogut gelingen, Cleys Diamond Company hinauszuräuchern, wie es den Berliner Unisten mit der Taits Diamond Company glücklich gelungen ist! Weihnachtszeit soll Erntezeit für den Goldschmied sein! Da muß er gegen solche Schleuderkonkurrenz geschützt sein, sonst entspricht die Ernte nicht den Erwartungen!

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Vierteljahrsversammlung der Freien Vereinigung des
des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes zu Berlin,

Ortsgruppe des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede für Berlin
und den Regierungsbezirk Potsdam.

Im großen Gartensaale des Restaurant Schultheiß zu Berlin, Neue Jakobstr. 24/25, fand am 10. ds. Mts. die Vierteljahrsversammlung der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren Gewerbes zu Berlin, Ortsgruppe des Verbandes deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede für Berlin und den Regierungsbezirk Potsdam' statt, und von weit und breit waren die Mitglieder herbeigeeilt, um die interessanten Punkte der Tagesordnung zum Besten des Faches zu beraten. Der eine kam vom Fuße des Kreuzberges, der andere aus Berlin N., der dritte aus NW. (noch weiter), mehrere aus den westlichen und östlichen Vororten, kurz, es fand sich eine stattliche Versammlung von 16 Mitgliedern der Fr. Ver., also etwa 10% der Gesamtzahl zusammen. Der Vorstand war in erheblich höherer Prozentzahl, 40% der Gesamtzahl, erschienen d. h. von 5 Vorstandsmitgliedern waren 2 zur Stelle, auch von den Ausschußmitgliedern waren 50%, vier von acht, auf dem Posten. Nach den üblichen vier akademischen Vierteln wurde die Vierteljahrs-Versammlung durch Eintritt in die Tagesordnung und mit Verlesung des Protokolls der letzten Versammlung vom 2. Juli eröffnet. Daran schloß sich die Aufnahme zweier

neuer Mitglieder, und zwar des Goldschmiedes Herrn Müller aus Schöneberg und des Grossisten Herrn Richter (Firma Richter & Glück), sowie der Bericht über den Kölner Verbandstag, der sehr kurz ausfiel, weil die ausführlichen stenographischen Berichte über denselben erst kurz vorher in der Deutschen Goldschmiede-Zeitung erschienen waren. Über zwei aus dem Arbeitsprogramm des Kölner Verbandstages stammende sehr wichtige Fragen, die Besteckkonvention und die Feuerschutzkasse berichtete Herr Wilhelm Fischer in sehr eingehender und fesselnder Weise; es ist wirklich im Interesse der Sache zu bedauern, daß der Redner vor so wenig Hörern sprechen mußte und daß derartige auf der Tagesordnung stehende wichtige, jeden einzelnen in seinem großen oder kleinen Betriebe aufs dringendste angehenden Fragen nicht mehr Goldschmiede in die Versammlungen locken können. Solange nichts passiert, kümmert man sich den Teufel um Fr. Ver. oder Verband, läßt alles gehen, wie es geht, und andere sorgen, kaum aber tritt irgend eine Kalamität ein, ja dann erinnert man sich sofort des Verbandes, dann soll dieser sofort springen und schleunigst wieder gut machen, was der einzelne durch seine Saumseligkeit

und Interessenlosigkeit verdorben hat. Deshalb kommt man in Berlin auch in Sachen Besteckkonvention nicht vorwärts, so große Mühe sich auch der Verbandsvorstand mit der Sache gibt. Nach dem Berichte des Herrn Fischer ist neuerdings wieder ein Rundschreiben an Fabrikanten und Grossisten ergangen, mit der Anfrage, wie sie sich zur Besteckkonvention stellen. Es wurden einige Anworten verlesen, unter denen sich nur wenige bedingungslos für Annahme der Konvention erklären, während die meisten noch Bedenken haben. Der Verband kann unter diesen Umständen nichts anderes tun, als ruhig und geduldig weiter zu kämpfen, mit der Hoffnung, in einigen Jahren dennoch das erstrebte Ziel zu erreichen. Ähnlich verhält es sich mit der Feuerschutzkasse des Verbandes, bei der weniger die Teilnahmlosigkeit der Goldschmiede im allgemeinen, als der heilige Bureaukratius den erwünschten Fortgang hemmt. Von seiten des Verbandes sind mit den betreffenden Behörden schon eingehende Verhandlungen gepflogen worden, man hat Statuten ausgearbeitet und vorgelegt und wieder zurückerhalten, weil darin nicht von Versicherung und Feuer, sondern nur von Schadenvergütung und Brand die Rede sein darf, welch' feine Begriffsunterschiede der beschränkte Untertanenverstand allerdings nicht zu würdigen versteht. In der Aufbringung der Mittel zum Garantiefonds ist nach Zeichnung der ersten 100000 Mark nun ein gewisser Stillstand eingetreten und beschäftigt sich der Verband jetzt mit der Frage, ob es nicht ratsam wäre, auch Anteile von weniger als bisher 500 Mark, vielleicht von 300 oder nur 100 Mark auszugeben, um auch der großen Zahl weniger bemittelter Goldschmiede Gelegenheit zur Förderung des hervorragend gemeinnützigen, gänzlich risikofreien Unternehmens zu geben. Wenn 1222 Juweliere

65 000 Mark Prämien bezahlen und nur Mark 3000. Schaden haben, ist es doch klar, daß für die bisherige Art der Versicherung bei Gesellschaften ein schönes Stück Geld zum Fenster hinausgeworfen worden ist. welches, wenn der Verband die Sache zu billigeren Sätzen verwirklicht, zu besseren Zwecken Verwendung finden kann.

Den nach dem Bericht über den Verbandstag auf der Tagesordnung stehenden Vortrag über die Propaganda für das Schmucktragen hielt der Herausgeber der Deutschen Goldschmiede-Zeitung, Herr Wilhelm Diebener. Er wiederholte noch einmal alles, was seit Jahren von seiten der D. G.-Ztg. unter tatkräftiger Unterstützung und Förderung der Fr. Ver. in dieser wichtigen Sache geschehen ist und legte überzeugend an der Hand reichhaltigen Materials dar, daß nichts versäumt wurde, um beim großen Publikum das Interesse für guten Schmuck zu erwecken und zu erhalten und zu diesem Zwecke die großen Tages-, illustrierten und Modezeitungen dauernd zu beeinflussen. Angesichts der Tatsache, daß von anderer Seite, deren Blick durch keinerlei Sachkenntnis getrübt ist, die bisherige Schmuckpropaganda anläßlich des Würzburger Antrages wieder einmal einer abfälligen Kritik unterzogen worden ist, hätten Herrn Diebeners Ausführungen wohl einen größeren Hörerkreis verdient und werden wir auf dieses Thema in diesen Blättern noch ausführlich zurückkommen. Die Vierteljahrsversammlung der Fr. Ver. schloß mit einigen geschäftlichen Mitteilungen über den Besuch der von ihr unterstützten Fortbildungsschule und das Wirken des Schutzverbandes gegen faule Privatkunden gegen 12 Uhr. Möchten doch die künftigen reger besucht sein, denn zu hören und zu lernen gibt es immer genug.

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Man sucht durch das Färben von Goldgegenständen denselben das Aussehen feiner Goldwaren dadurch zu erteilen, daß man an der Oberfläche der Legierung das Kupfer auflöst und hierdurch den Gegenstand mit einer Schicht reinen Goldes überzieht, oder es wird auch deshalb ausgeführt, um Goldgegenständen irgend eine Farbe zu erteilen, welche eben beliebt ist; so kann man durch das Färben eine Farbe erhalten, welche zwischen der des reinen Goldes und des Kupfers fast in der Mitte liegt.

Die Flüssigkeiten, deren man sich zum Färben der Goldwaren bedient, entwickeln Chlorgas, und da dieser Körper äußerst schädlich auf den menschlichen Organismus einwirkt, so soll es jeder sich zur Pflicht machen, die Arbeiter, welche das Färben auszuführen haben, vor dem Einatmen solcher schädlichen Dämpfe zu bewahren, und müssen somit alle dabei notwendig werdenden Arbeiten unter einem gut ziehenden Schornstein vorgenommen werden.

In eine Porzellanschale, in welcher das Färbebad durch eine untergesetzte Gas- oder Weingeistflamme erhitzt wird, trägt man folgende Komposition ein:

170 Teile starke Salzsäure,

Chlorhaken aufgehängt werden und an diesen in das kochende Färbebad zwei bis drei Minuten eingesenkt werden. Nach dieser Zeit hebt man sie wieder heraus, spült gründlich in Wasser ab, beobachtet die Farbe genau, und wiederholt das Einsenken so oft, bis die gewünschte Färbung hervorgetreten ist.

Ist die gewünschte Farbe erreicht, so bringt man die Gegenstände in ein großes Gefäß mit Wasser und läßt dieselben so lange darin, bis alle zu bearbeitenden Stücke gefärbt sind, man taucht dieselben nochmals in kaltes Wasser und dann der Reihe nach in kochendes Wasser, aus welchem sie herausgehoben rasch abtrocknen.

Das Färben der Goldgegenstände gründet sich auf eine Behandlung derselben in einer Flüssigkeit, aus welcher sich Chlor entwickelt, und kann man auch mit Vorteil folgende Zusammenstellung verwenden: 20 Teile Kochsalz,

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400

Diese Mischung muß ebenfalls jedesmal wie die vorhergehenden frisch bereitet werden, und ist der Zusatz von Kochsalz auch nur dann erforderlich, wenn Legierungen gefärbt werden. sollen, welche Silber enthalten. Da dieses Farbebad bedeutend kräftiger wirkt als das vorher beschriebene, so ist die Zeitdauer der Einwirkung entsprechend kürzer zu machen, auch ist es von Vorteil, Eintanchen und Herausholen lieber öfters zu wiederholen, um die richtige Farbe zu treffen. Die Oberfläche der Goldgegenstände wird durch das Färben derart verändert, daß dieselbe von ungemein kleinen Goldkristallen bedeckt erscheint, und dadurch die Oberfläche schön matt erscheint.

Es ist selbstverständlich, daß die zu färbenden Gegenstände zuvor dem Gelbsieden unterworfen werden müssen.

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