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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und. Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großzherzogtums Baden, der Goldschmiede-Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier-Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
J des Gewerbemuseums Gmünd, der Zentralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Verantwortliche Redakteure: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig – Für den Fachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

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Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim

Für den volkswirtschaftlichen Teil:

VI. Jahrgang | Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats | Leipzig, 15. Oktbr. 1903

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Wann treten neue Zolltarife in Kraft? Regelung des Ausverkaufswesens. Konkursmassenausverkauf. Regelung der Kreditverhältnisse in Gmünd. Sogenannte „Sanierungen“. Streik der Gürtler in Berlin. - Krankenkasse der deutschen Gold- und Silberarbeiter. Cleys American Diamond Company. Urteil gegen Meyer und Löwy in Pforzheim bezw. Nürnberg. Gewährung unsrer Hausierprämie.

Wann werden neue Zolltarifverträge in Kraft treten? Die Uhr der alten ist eigentlich abgelaufen, aber sie können, was vorgeschen worden ist, vorläufig stillschweigend fortgesetzt werden. Davon wird man Gebrauch machen! Man will, wie aus Regierungskreisen verlautet, bis Ende Januar 1905 noch den Warenaustausch auf der alten Grundlage vor sich gehen lassen. Wenigstens ist dies mit Rußland vereinbart, und im November werden Verhandlungen mit Belgien, der Schweiz und Italien stattfinden, die wohl zu demselben Resultat führen werden. Inzwischen werden dann die neuen Tarifverträge festgestellt und die alten aufgekündigt werden, so daß wir Ende Januar 1905 anfangen werden, auf der neuen Grundlage den Güteraustausch zu bewirken. Schwierig keiten werden mit Österreich-Ungarn entstehen, zwischen welchen Bundesstaaten ein klaffender Riß entstanden ist. Man darf wohl nicht sagen entstanden ist", denn er hat immer bestanden, dieser Spalt, der nur künstlich überbrückt war. Jetzt sind die Brücken abgebrochen und es läßt sich noch nicht absehen, wie sich die Zukunft in beiden Staaten gestalten wird. Der Handel mit Goldund Silberwaren wird von dieser Zerrüttung der wirtschaftlichen Verhältnisse unsrer südlichen Nachbarn hoffentlich nicht ungünstig beeinflußt werden, denn unsre Ausfuhr dahin repräsentierte bislang den stattlichen Betrag von 7 bis 8 Millionen Mark.

Mehr Kopfschmerzen als die Tarifschwierigkeiten, die die Herren Diplomaten zu überwinden haben, bereiten dem deutschen Handwerksmeister die unlauteren Ausverkäufe, gegen die er den Kampf unentwegt fortsetzen muß. Auch der deutsche Goldschmied hat unter den Ausverkäufen zu leiden und auf deren endliche gesetzliche Regelung zu dringen. Den Schwindelauktionen ist nun durch grundlegende Vorschriften zu Leibe gegangen, die schwindelhaften Ausverkäufe harren noch des Richtschwertes. Wie im Februar vorigen Jahres, so hat die sächsische Regierung auch diesmal wieder bei den Handels- und Gewerbekammern eine Umfrage veranstaltet, um sich ein Bild von den Gefahren des Ausverkaufswesens zu machen. Man scheint diesmal auch kein Bedenken mehr gegen das Verbot des Nachschubs von Waren zu haben. Die Regierung soll sich auch dem Anmeldezwang der Ausverkäufe gegenüber sympathisch verhalten. Unsres Erachtens ist diese neue Enquête auch nur ein Nachschub“, für den das Bedürfnis fehlte, denn es ist bei der frühern Umfrage doch alles so elektrisch beleuchtet worden, daß die Situation völlig klar sein dürfte. Auch die Leipziger Gewerbekammer hat sich mit der

Frage beschäftigt. Man will hier kein besondres Gesetz erlassen, also keine „Extrawurst" gebraten haben, sondern es bei einer Verschärfung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs bewenden lassen. Dieser Standpunkt hätte etwas für sich, wenn man nicht in Regierungskreisen einer Revision des Gesetzes über den unlautern Wettbewerb leider zurzeit noch abgeneigt wäre. Die Leipziger Gewerbekammer will, daß darin festgestellt werden. soll, daß ein Ausverkauf nur bei gänzlicher Auflösung des Geschäfts oder endgültiger Räumung einer gewissen Warengattung erfolgen darf, daß Ausverkäufe unter Angabe ihres Grundes anzumelden, öffentlich bekannt zu machen und den Interessenten einzuräumen ist, innerhalb von 14 Tagen Einspruch einzulegen. Wer einen Ausverkauf veranstaltet hat, darf innerhalb von zwei Jahren keinen wieder arrangieren, auch ist der Nachschub von Waren zu verbieten. Die Ausverkäufe werden behördlich überwacht. Konkursmassenausverkäufe dürfen nur durch den Konkursverwalter vorgenommen werden. Das sind allerdings alle Wünsche, die bisher in den Kreisen der Handwerker inbezug auf die Ausverkäufe aufgetaucht sind. Würden sie vom Gesetzgeber erfüllt, so bedeutete dies eine wesentliche Besserung unsrer Zustände. Aber wir glauben kaum, daß so bald Gesetz werden wird, was hier ausgesprochen ist. Übrigens ist der letztere Wunsch überflüssig. Das Oberlandesgericht Dresden hat schon in einem Urteil ausgesprochen, daß ein Konkursmassenausverkauf“ nur vom Konkursverwalter bewirkt werden könne. Wenn die Konkursmasse aus der Hand des Konkursverwalters in eine andre übergehe, so sei sie nicht mehr Konkursmassenware. Sie hören in der Hand des Verkäufers auf, Konkursmasse zu sein, und es sei unlautrer Wettbewerb, wenn der Verkäufer, um den Schein eines günstigeren Angebots zu erwecken, anzeige, daß eine Konkursmasse" bei ihm ausverkauft werde. Das Urteil ist neu. Man sieht aber, es läßt sich auf Grund des Gesetzes zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs schon jetzt noch manches erreichen, wenn man nur will!

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In Schwäbisch-Gmünd ist man aufs neue zu einer Regelung des Kreditwesens vorgeschritten. Die Borgwirtschaft, das lange Kreditgeben ruiniert das Handwerk. Auch der Goldschmied hat darunter zu leiden. Die Bezirkshandwerkervereinigung und die Handwerkabteilung des Handels- und Gewerbevereins in Schwäbisch-Gmünd hatte kürzlich eine Versammlung einberufen, in welcher Dr. Zwiesele aus Stuttgart referierte. Man nahm einen

Beschluß an, nach welchem sich die Handwerker gegenseitig verpflichten, jeweils den 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober Rechnungen an die Kundschaft mitzugeben. In den Zeitungen ist. bereits durch Inserat bekannt gegeben, daß in dieser Weise verfahren werden wird. Was nützt aber die Ausschreibung der Rechnung, wenn nicht gezahlt wird? Es wird abzuwarten sein, welchen Erfolg in dieser Beziehung die getroffene Maßregel, der wir das Beste wünschen, haben wird. Oft fehlt es nicht am guten Willen, sondern am guten Gelde, wenn nicht gezahlt wird. Der Kunde ist oft selbst in einer prekären Lage, und sein Lieferant muß warten, bis er wieder zahlungsfähig, wieder „saniert“ ist. Die ,,Sanierungen" bedeuten übrigens einen Krebsschaden in unserm Handels- und Gewerbeleben. Es werden so viele Geschäfte ohne Lebensfähigkeit gegründet und sie siechen langsam, aber sicher dahin. Der junge Mann will lieber Chef spielen als Gehilfe sein. Kredit gibt's in Hülle und Fülle. Warum soll also keine „Bude" aufgemacht werden? Man hat ja nichts zu riskieren. Man macht „Lebeschön“, und wenn dann die Rechnungen verfallen und der große Zahltag kommt, dann geht ein Zirkular in die Welt, in dem von der „Ungunst der Verhältnisse", von der schlechten Geschäftslage", von der ,,erdrückenden Konkurrenz" schöne Phrasen zu lesen sind und 25, 30, 40 oder 50%, unter Garantie von Verwandten, die das Opfer bringen wollen", geboten werden. Was soll der Lieferant machen? Er geht darauf ein, und der Schuldner ist „saniert“. Nun kommt aber der Tragödie zweiter Teil. Der sanierte" Geschäftsmann hat jetzt billige Waren und er beginnt zu schleudern und seine ehrlichen Kollegen am Platze zu unterbieten. So bergen diese ,,humanen" Sanierungen eine große wirtschaftliche Gefahr in sich. Leider sind die außergerichtlichen Vergleiche noch nicht unter gesetzlichen Schutz gekommen. Es wird aber Zeit, daß es geschieht.

Über den Gürtlerstreik in Berlin werden bedeutende Forderungen erhoben. Es ist nicht als Grund des Streiks anzusehen, daß die Gürtler etwa unter 50 Pfg. als Stundenlohn verdienen. Nein, sie verlangen 50 Pfg. bezw. 60 Pfg. als Mindestverdienst, der unter allen Umständen erreicht werden muß, gleichviel, ob im Lohn oder Akkord gearbeitet wird. Ferner verlangen sie, daß Entlassungen wegen Arbeitsmangel erst dann eintreten dürfen, wenn eine Verkürzung der Arbeitszeit bis zu sechs Stunden pro Tag vorgenommen worden ist. Speziell die letztere Forderung charakterisiert sich als ein übermütiger Eingriff in die Rechte und die Autorität der Arbeitgeber, die sie sich kaum bieten lassen können. Der ganze Streik scheint nach dem uns vorliegenden Zirkular der Streikenden nichts weiter als eine Kraftprobe zu sein, indem die Arbeiter sich anmaßen, in den

Werkstätten nach den Befehlen, die ihnen der Metallarbeiterverband gibt, zu disponieren. Etwa 135 kleine Arbeitgeber mit zusammen etwa 600 bis 700 Arbeitern haben die Forderungen der Arbeiter, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, mit geringen Abänderungen akzeptiert, während die Vereinigung Berliner Metallwarenfabrikanten, die etwa 15000 Arbeiter beschäftigt, jede Verhandlung mit den Werkführern des Metallarbeiterverbandes strikte ablehnt und jetzt auch die noch arbeitenden Leute entlassen hat. So muß es kommen. Die Vereinigung und die Anzahl der Firmen, die sich mit ihr solidarisch erklärt haben, sind gewillt, unter keinen Umständen nachzugeben, so daß, wenn die Arbeiterschaft sich nicht beizeiten vom Gängelbande des genannten Verbandes freimacht und die Arbeit wieder aufnimmt, der Streik wohl längere Zeit andauern dürfte, und wenn dies der Fall wäre, schwere Zeiten für die Arbeiter hereinbrechen dürften. Die Fabrikanten werden nicht mehr in der Lage sein, ihre Weihnachtsordres zu dem festgesetzten Termin zu erledigen, so daß jedenfalls ein sehr großer Teil der Arbeiter bis in das neue Jahr hinein ohne Arbeit bleiben dürfte.

In Hanau wurde die zehnte ordentliche Generalversammlung der nationalen Krankenkasse der deutschen Gold- und Silberarbeiter abgehalten. Die Kasse zählte Ende 1902 insgesamt 125 Verwaltungsstellen mit 14588 Mitgliedern, sowie 54 Einzelmitglieder. Im Jahre 1902 kamen 7074 Erkrankungen mit 122776 Krankheitstagen vor. Sterbefälle waren 73 zu verzeichnen. Die Beiträge wurden um ein geringes erhöht, der Antrag, die Kasse in eine Zuschußkasse" umzuwandeln, dagegen abgelehnt.

Nachdem Taits Diamond Company in Berlin und anderwärts abgewirtschaftet hat, tritt jetzt in Prag in nicht weniger marktschreierischer Weise Cleys American Diamond Company auf den Plan. Ganz derselbe Unfug! Hoffentlich gelingt es auch dort, die Parasiten auszuräuchern und den Goldschmieden am Platze diese unheilvolle Konkurrenz zu nehmen. Eingetragen als Inhaber sind Goldmann und Brodt. Einen schönen Erfolg hatte der Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs in einem Prozeß wegen unlauteren Wettbewerbs gegen Sigmund Meyer in Pforzheim und Emil Löwy in Nürnberg, die auf seine Intervention hin, ersterer zu 300 Mark, letzterer zu 200 Mark, verurteilt wurden. Hoffentlich vergeht ihnen nun die Lust zu nicht ganz reinlichen Reklamen und Geschäften. Die Hausierprämie haben wir einem Polizeibeamten in Heinsberg ausgezahlt, der einen Händler aus München-Gladbach zur Strecke gebracht hatte, der unerlaubter Weise mit Schmuckwaren hausierte.

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Von dem Geschäftsgange im Auslande ist im allgemeinen wenig zu berichten; nach den vorliegenden Berichten ist es in den hauptsächlich in Betracht kommenden Kulturländern genau so wie bei uns. Ab und zu ein Aufflackern des Geschäftes, um die Hoffnung auf Besserung wieder neu zu beleben, dann wieder stille Wochen ohne erhebliche Umsätze, die diese Hoffnung wieder auf ein sehr niedriges Maß zurückschrauben. Überall noch keine begründete und zweifellose Aussicht auf andauernde Rückkehr zu gleichmäßig ruhigen und stetigen Geschäftszeiten.

Wie die Verhältnisse in Österreich-Ungarn liegen, ist bekannt, und daß der Zwist zwischen den beiden Reichshälften auf das Geschäft in unserem Fache nicht günstig einwirken kann, ist gleichfalls klar. Zwar hat sich auch in Ungarn mit der Zeit. eine ganz beachtenswerte Schmuckwaren-Industrie entwickelt, doch ist dieses Land immer noch in der Rolle des Käufers geblieben, während Österreich der Verkäufer war. Dies würde sich

aber sofort ändern, wenn Ungarn sich von Österreich trennen und die von dort kommenden Waren mit einem Zoll belegen würde. Ungarn ist vorläufig doch noch nicht in der Lage, seinen ziemlich bedeutenden Bedarf selbst herzustellen, und wird noch lange hinaus auf die Einfuhr aus Österreich angewiesen sein, sich deshalb wohl noch etwas besinnen; andererseits kann Österreich die andere Reichshälfte als Kunden nicht entbehren. Eine Lösung dieser Frage muß bald erfolgen, aber wer Sieger sein wird, ist gar nicht vorauszusehen. Die österreichisch-ungarische Handelskammer in Alexandrien plant zum Zwecke der Förderung der Handelsbeziehungen zwischen der Monarchie und Ägypten im kommenden Frühjahr in Alexandrien eine Ausstellung österreichischungarischer Erzeugnisse abzuhalten, bei der u. a. auch Edelmetallwaren vertreten sein sollen. Wir geben diese Nachricht wieder, sind aber im Zweifel, ob eine derartige Ausstellung einen im Verhältnis zu den nicht unerheblichen Unkosten stehenden Erfolg haben wird.

In dem Ägypten benachbarten Tunis ist ein Goldfieber ausgebrochen, zahlreiche Spekulanten und Abenteurer sind eingetroffen, haben von der Regierung über 600 Erlaubnisscheine zum Schürfen erhalten und suchen nun auf Grund dieser die leichtgläubige Bevölkerung zur Anlage von Kapital zu bewegen mit der Behauptung, daß die tunesischen Goldlager diejenigen der Kapkolonie bei weitem an Mächtigkeit übertreffen. Wahr ist zunächst nur, daß bis jetzt unbedeutende Goldmengen gefunden worden sind, deren Ausbeute die Betriebskosten nicht deckt. Das Weitere wird die Zukunft lehren. Nebenbei sei bemerkt, daß polnische Kapitalisten in Kalifornien eine Goldgrube, die erste polnische, erschlossen haben. Die Goldadern sollen ungewöhnlich stark und ausgedehnt sein, und da ihr Erträgnis nationalen Zwecken dienstbar gemacht werden soll, steht der Errichtung eines polnischen Weltreiches von der pekuniären Seite her nichts mehr im Wege.

In Frankreich geht das Geschäft etwas besser, und es tauchen hier und da wieder neue Muster auf, was schon lange nicht mehr der Fall gewesen ist und als ein Zeichen der Wiederbelebung des Geschäfts betrachtet wird. Merkwürdig ist es, daß im Gegensatz zu Deutschland, wo wir nur einen einzigen Goldschmiede-Verband haben, in Frankreich etwa dreißig verschiedene Syndikate ohne die geringste Fühlung untereinander bestehen. Diese einzelnen kleinen Vereinigungen können natürlich nicht entfernt das zum Besten der heimischen Industrie erreichen, was ein einziger großer Verband erreichen kann. Und dies ist um so mehr bedauerlich, als man in Frankreich ein neues, tief in alle Verhältnisse einschneidendes Punzierungsgesetz plant, zu dem die hauptsächlich daran interessierten Goldschmiede bis jetzt noch keine Stellung genommen haben. Der Moniteur de la Bijouterie", der schon jahrelang mit großem Eifer, aber wenig Erfolg für eine Besserung der Dinge in seinem Vaterlande, soweit sie die Interessen unseres Faches betreffen, kämpft, beklagt bitter die Uneinigkeit seiner Landsleute gegenüber den machtvollen Organisationen in Deutschland und England. Nur ein schwaches Zeichen der Annäherung unter den französischen Vereinigungen ist die Verschmelzung des Fabrikanten-Syndikats mit demjenigen der Uhrmacher in Marseille zur Wahrung ihrer gemeinsamen Interessen. Die kunstgewerbliche Gesellschaft in Besançon, dem Hauptort der französischen Uhren-Industrie, wird im nächsten Jahre ihre erste Ausstellung abhalten. Dieselbe soll Gold- und Silberwaren, Juwelen, Uhren und andere Metallarbeiten, auch sonstige kunstgewerbliche Arbeiten umfassen und voraussichtlich als Abbild des Könnens dieses bestimmten Distriktes eine sehr interessante werden. Die nationale Uhrmacherschule in Cluses feierte jüngst unter großer Teilnahme der Interessenten ihr 50 jähriges Jubiläum, sie ist die einzige in Frankreich, die sich der deutschen Uhrmacherschule in Glashütte an die Seite stellen kann.

Das Geschäft in England hat ebenfalls ein bischen angezogen und zwar meist zu Gunsten der Fabrikanten und Grossisten, bei denen die Juweliere einige Neuheiten für den Herbstbedarf eingekauft haben; sonst ist aber das Detailgeschäft in England noch

recht ruhig, namentlich in London, wo, ähnlich wie in Berlin, der Verkauf verhältnismäßig schlechter ist wie in der Provinz. Die Ausfuhr in Schmuck waren ist noch immer schlecht genug, namentlich nach Australien, aber auch nach dem Kaplande geht noch immer sehr wenig. In letzterer Kolonie hat man vorläufig viel mehr Bedarf in den notwendigsten Haushaltungsartikeln als in Luxuswaren, und da in der Kapkolonie ohnehin noch große Läger von Gold- und Silberwaren auf Käufer warten, so wird der Absatz in solchen nach dorthin wohl noch längere Zeit ein geringer bleiben. Man hofft, daß die englische Regierung so vernünftig sein wird, in diesem Jahre keine Neuwahlen zum Parlament mehr auszuschreiben, denn diese würden den Geschäftsgang sehr ungünstig beeinflussen. In Birmingham freut man sich, daß die Nachfrage nach deutscher Bijouterie in England nachzulassen beginnt. Obgleich noch manche Käufer am sogenannten „,Teutonismus“ leiden, hat Birmingham schon viel von dem an Deutschland verloren gegangenen Terrain, wenigstens in Gold waren, zurückgewonnen; in Doublé ist dies vor der Hand noch nicht der Fall, doch hofft man auch hier auf allmähliches Zurückdrängen des deutschen Konkurrenten.

In Mexiko soll eine Kunstmetallwarenfabrik errichtet werden. Ein Konsortium beabsichtigt, in der Hauptstadt mit einem Kapital von 500 000 Mk. große und kleine Silberwaren, Bestecke, Uhrgehäuse, Ketten und andere Bijouterie zu fabrizieren. Da eine Fabrik dieser Art in der Republik Mexiko noch nicht besteht, so werden ihr die durch das Gesetz vom 14. Dezember 1898 neuen Industrieen zugestandenen Vergünstigungen (Zollfreiheit u. dg.) zuteil werden.

Zum Schluß noch etwas aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika. In Philadelphia, dem Staat der Bruderliebe, ist es einem Erfinder, namens Hunter, gelungen, Silber in Gold zu verwandeln, und will er auf Grund dieser Erfindung eine Goldfabrik anlegen, deren Einrichtung 2 Millionen Mark kosten wird, und die täglich 40 000 Mark Gold herstellen kann. Da auch drüben die Dummen nicht alle werden, so wird es Herrn Hunter wohl gelingen, aus dem Silber dieser für sich Gold herauszuschlagen. Vor einiger Zeit stiftete ein Deutsch-Amerikaner, Pagenstecher, der Frankfurter Sängergesellschaft einen silbernen Humpen. Eine amerikanische Fachzeitung schreibt dazu, daß dieser Humpen so sehr den Beifall des deutschen Kaisers gefunden habe, daß er ihn für viel besser als alle anderen deutschen Erzeugnisse erklärte. Als Seiner Majestät eine Deputation deutscher Goldschmiede über dieses harte Urteil Vorstellungen machte, soll der Kaiser geantwortet haben, daß sie entweder die Überlegenheit der deutschen Kunst durch Tatsachen beweisen oder sich seine abfällige Kritik gefallen lassen müßten. Sollten die deutschen Goldschmiede nicht imstande sein, etwas Besseres herzustellen, so würde der Kaiser seine Silbersachen künftig in New York machen lassen! Also, deutsche Gold- und Silberschmiede, nehmt Euch zusammen, damit nicht die Amerikaner uns auch mit Silberhumpen aus dem Felde schlagen, wie es Taits mit seinen Diamanten getan hat.

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Personalien und Geschäftsnachrichten. Neuetablierungen. In Pforzheim hat Frl. Frieda Böhringer, Weiherstraße 7, ein Emailliergeschäft eröffnet. Herr J. Schlossarek, Juwelier in Breslau, Schmiedebrücke 29 b, errichtete neben seinem Fabrikationsgeschäft ein Verkaufsgeschäft feiner und aparter Juwelen, Uhren, Gold- und Silberwaren. Hans Theisen eröffnete in Neunkirchen, Kaiserstr. 9, ein Gold- und Silberwarengeschäft. In Jauer (Schl.) etablierte Herr Max Seifert, Goldbergerstr. 24, ein Juwelen-, Gold- und Silberwarengeschäft. Frankfurt a. M. eröffneten die Herren Ohlenschlager & Riemann. Roßmarkt 17, ein Juwelen-, Gold- und Silberwarengeschäft. Herr Ohlenschlager war früher Prokurist der Firma E. Schürmann & Co.; Herr A. Riemann dagegen Prokurist der Firma J. C. Schlund dortselbst. Herr Paul Grützbach eröffnet in

In

Weißenfels a. S., Jüdenstr. 17, ein Gold-, Silber- und Alfenide warengeschäft.

Geschäftsübernahmen. Die Krayonsfabrikation der Firma Gebr. Ratz in Pforzheim hat Herr Carl Vogler daselbst übernommen, der derselben neben der bisherigen Kompaßerzeugung ganz besondere Aufmerksamkeit schenken wird. Herr Ludwig Dreifuß

in Stuttgart hat das Bijouteriefabrikationsgeschäft von Oskar Schirmann & Cie., Büchsenstraße 9 a, daselbst käuflich übernommen und führt es unter der seitherigen Firma weiter.

Geschäftsverlegungen. Herr Juwelier J. Mährlen, Inhaber der Firma Julius Belz, Juwelen-, Gold- und Silberwaren, hat sein Geschäft von der Kanzleistraße 8 nach der Kanzleistraße 2, neben dem Kronprinzenpalais, in Stuttgart verlegt. Die Geschäftsräume des Herrn Ernst Ringer, Stahlgraveur in Pforzheim, be

finden sich nicht mehr Calwerstraße 63, sondern Calwerstraße 70 (Neubau). Die Bijouterie- und Emailleartikelfabrik Katz & Deyle in Pforzheim bezog Kienlestraße 8 daselbst neue Geschäftsräume. -- Die Geschäftsräume der Brillen- und Pincenezfabrik Karl Merklin in Pforzheim befinden sich nunmehr Calwerstraße 51 daselbst.

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Herr Ludwig Vetter hat sein Kontor und Fabriklokal in Pforzheim nach der östlichen Karl Friedrichstraße 66 verlegt. Herr F.Scheifele, Gold- und Silberarbeiter in Karlsruhe (Baden), hat sein Gold- und Silberwarengeschäft, verbunden mit Reparaturwerkstätte, nach der Adlerstraße 2a Ecke Zirkel verlegt. Die Firma Braunger & Haug in Dill-Weißenstein hat ihre sämtlichen Geschäftsräume nach Pforzheim verlegt. Die Firma Gebrüder Heinz in Pforzheim hat neue Kontor- und Fabriklokale Jahnstraße 25 daselbst bezogen. - Die Stockfabrik A. Henning in Berlin, welche auch Stöcke mit Silbergriffen führt, hat ihr Geschäft nach der Kommandantenstraße 16 daselbst verlegt. Die mechanische Werkstätte von Alb. Deiber (Spezialität deutsche und französische Aushauer) in Pforzheim befindet sich seit 1. Oktober Lindenstraße 23 daselbst. Herr Louis Gutenkunst in Pforzheim hat sein Bureau (Handel und Fabrikation von Meterketten etc.) nach der Kienlestraße 4III verlegt. Herr Philipp Trunk in Pforzheim hat seine Kettenfabrik in den Neubau des Herrn Mechaniker Ungerer, Eutingerstraße 2c verlegt. Herr Ernst Koch in Pforzheim hat sein Fassergeschäft von der Grünstraße nach der Jahnstraße 22 daselbst verlegt. Herr G. Heinze, Goldschmied in Warmbrunn in Schl., verlegte sein Geschäft nach dem Schloßplatz. Die Firma R. Ratfisch, Juwelier in Schwerin i. M.. verlegte ihr Geschäft nach der Friedrichstraße 92. — Herr Edelsteingraveur Otto Schwesich in Berlin verlegte sein Atelier nach Ritterstraße 68, Ecke alte Jakobstraße. Herr Peter Rath, königl. bayer. Hoflieferant in München, verlegte sein Geschäft nach der Theatinerstraße 37.

Prokura-Erteilung. Herrn Ernst Friedr. Wilh. Caesar wurde für die Firma Gustav Caesar in Oberstein Prokura erteilt.

Löschung der Prokura. Die Prokura des Herrn Heinrich Mahla für Herrn F. Mahla, Ringfabrik in Pforzheim, ist infolge Eintretens des Ersteren in die Firma als Gesellschafter erloschen.

Eintragungen ins Handelsregister. Im Handelsregister zu Pforzheim wurde die Firma Harer & Cie., Kettenfabrik, eingetragen. Die Gesellschafter der seit 15. September 1903 bestehenden offenen Handelsgesellschaft sind die Kettenfabrikanten Josef Harer und Anton Harer, beide in Pforzheim wohnhaft. - Im Handelsregister zu Pforzheim wurde eingetragen, daß Herr Kaufmann Heinrich Mahla in die Firma F. Mahla als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten ist.

Löschungen im Handelsregister. Die Firma Gebr. Levi, Uhrenund Bijouteriehandlung (Inhaber Lambert Essers) in Stuttgart, wurde von Amts wegen gelöscht. Die Ringfabrikationsfirma Eugen Auwärter & Cie. in Pforzheim wurde im dortigen Handelsregister gelöscht.

Diverses. Herr Juwelier und Uhrenhändler Hermann Herth in Mannheim D 5,1 hat das Anwesen von Jos. Hahn, J 1, 7 Breitestraße käuflich übernommen. Die Bijouterie-Maschinenfabrik Fr. Ungerer in Pforzheim nimmt eine Vergrößerung vor, u. a. wird eine Anlage einer Sauggasgeneratorenanlage erstellt. Die Firma Joh. Horn in Pforzheim hat die Fabrikation der Emailleartikel, wie Flaggen etc., aufgegeben und widmet sich nur noch der Erzeugung von Goldwaren (Bracelets und Broches). In das Handelsregister zu Frankfurt a. M. wurde zu der Firma E. Schürmann & Co. eingetragen, daß der zu Frankfurt a. M. wohnhafte Kaufmann Paul Tübben in das Geschäft als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten ist. Die hierdurch begründete Gesellschaft hat mit dem Sitze zu Frankfurt a. M. am 1. Juli 1903 begonnen. Die den zu Frankfurt a. M. wohnhaften Kaufleuten Friedrich Dreisbach und Heinrich Ohlenschlager erteilte Gesamtprokura ist erloschen. Dem Kaufmann Willy Backe zu Frankfurt a. M. ist Einzelprokura erteilt.

Jubiläen. Die Firma Gebrüder Kraus (Inhaber Karl und Josef Kraus) in Gmünd beging am 26. September ihr 25jähriges Geschäftsjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde dem Geschäftspersonale der Tag frei gegeben und bezahlt, während für nächstes Frühjahr ein gemeinsamer Ausflug geplant ist. Aus anfänglich kleinen Verhältnissen heraus haben die beiden Inhaber ihr Geschäft zu der jetzigen Bedeutung sie haben schon über 125 Leute beschäftigt heraufgebracht. Außer Silberbijouterie befaßt sich die Firma mit der Herstellung von Jagdsportsachen in Gold und Silber, insbesondere Hirschgrandel-Fassungen als Spezialität und erfreut sich hierin eines besonderen Rufes. Wir gratulieren den beiden Inhabern zu dieser Jubelfeier und wünschen, daß sie noch recht lange in voller Rüstigkeit ihrem Geschäfte vorstehen mögen. Ihr goldenes

Jubiläum beging am Sonnabend den 26. September die Firma Robert Rehfeld in Posen. Die Firma erfreut sich in Kollegenkreisen sowohl als auch bei Privaten der Stadt eines ausgezeichneten Rufes und wurde derselben anläßlich ihres Jubiläums große Ehrungen zu teil. Besonders erwähnt sei noch, daß ein Gehilfe, Herr Adolf Graeser, nunmehr 481⁄2 Jahre dort tätig ist. Auch ihm wurden reiche Ehrungen dargebracht. Herr Paul Schneider, Juwelier in Ratibor, feierte am 10. Oktober das 25jährige Geschäftsjubiläum. Viel ehrende Aufmerksamkeiten wurden ihm an diesem Tage zu teil. Auch Herr Juwelier Albert Schroeter in Bromberg feiert am 15. Oktober sein 25jähriges Geschäftsjubiläum. An Auszeichnungen auch für diesen Herrn, der sich allseitiger Sympathie erfreut, wird es sicher nicht fehlen. Sein 40jähriges Meister- und Geschäftsjubiläum feiert am 5. November Herr Rudolf Müller in Halle a. S. Eine lange Spanne Zeit, - möge es dem alten Herrn aber vergönnt sein, auch das goldene Jubiläum als Meister zu feiern.

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Ehrungen und Auszeichnungen. Der in unserer letzten Nummer mit einer Ordensauszeichnung bedachte Etuisfabrikant Herr Aug. Hoffmann hat seinen Wohnsitz nicht in Pforzheim, sondern in Hanau. Herr Stadtrat Hermann Schneider in Pforzheim, Teilhaber der Firma Schneider & Rothacker, Bijouteriegeschäft und Export nach Ägypten, wurde von den vereinigten bürgerlichen Parteien als Landtagsabgeordneter für den Bezirk Pforzheim aufgestellt. Herr Techniker Otto Zahn in Hanau erhielt den ehrenvollen Ruf als Leiter der Montierwerkstätte an der Großh. Kunstgewerbeschule Pforzheim. -- Auf der in Landshut (Bayern) abgehaltenen Kreisindustrie- und Gewerbeausstellung wurden folgende Aussteller ausgezeichnet mit: Einem Staatspreise (höchste Auszeichnung) Herr Hofjuwelier J. Leser, Kommerzienrat in Straubing, Diplom zur goldenen Medaille Herr Goldschmied Ernst Rieger in Landshut, demselben wurde auch der Titel eines Kgl. Bayer. Hoflieferanten verliehen, Diplom zur silbernen Medaille Herr Silberschmied und Gürtler A. Schardt in Landshut, Ehrendiplom Herr Gold- und Silberschmied S. Grau in Kelheim. Dem Hof- und Domgoldschmied Wilhelm Rauscher zu Fulda wurde das päpstliche Kreuz „Pro ecclesia et pontifice" verliehen.

Todesfälle. In München starb am 4. Oktober der Silberschmied und Königl. Bayer. Hoflieferant Herr Max Karl Weißhaupt. - Im 51. Lebensjahre verstarb in Berlin Herr Juwelier Karl Fischer, welcher in der Friedrichstraße Nr. 56 ein Geschäft besaß.

Berichte aus Innungen und Vereinen.

Freie Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz. Sitzung am 3. Oktober 1903. Nach langer Sommerpause eröffnet der Vorsitzende Kollege Finster die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Zum ersten Punkt der Tagesordnung ergreift Kollege Scholze das Wort und gibt in kurzen Umrissen ein übersichtliches Bild über den dritten Verbandstag in Köln, welchen er als Delegierter besucht hat. Nachdem ihm vom Vorsitzenden der Dank ausgesprochen ist, schritt man zur Statutenänderung des „$ 3“, welcher umgeändert wird wie folgt: „Mitglied kann jede unbescholtene, selbständige Person aus Görlitz und Umgegend werden, deren Betrieb den Charakter eines Gold- und Silberwarengeschäfts besitzt". Eine längere Aussprache erforderte der nächste Punkt der Tagesordnung: das Ortsgeschenk an durchreisende Gehilfen, Ausländer (Tschechen etc.). Jedem Gehilfen, welcher ordnungsgemäße Papiere hat, wird im Jahre nur einmal das Ortsgeschenk ausgezahlt. Auch Ausländer sollen dies erhalten, aber nur solche, wo die Papiere auch in deutscher Sprache lauten. Im übrigen bleibt es dem Kassierer, Herrn Kollegen Drechsler, überlassen, das Richtige zu treffen. Verschiedene Fragen werden beantwortet und eingegangene Schreiben zur Verlesung gebracht.

III. ordentliche Versammlung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bez. Magdeburg (eingetragener Verein) im CityHotel. Der Vorsitzende, Herr Kempfe, eröffnet die Versammlung abends 9 Uhr. Anwesend sind 15 Kollegen. Zuerst nimmt Herr Krimnitz das Wort zum Vortrag über den Verbandstag in Köln. Seine Erläuterungen befriedigten sowohl in geschäftlicher wie in genußreicher Beziehung. Zu Punkt II: Obligatorische Fortbildungsschule, wurden verschiedene Ansichten laut, die nach längeren Debatten zu dem Schluß führten, daß eine Kommission von drei Herren gewählt wurde, um mit dem Herrn Direktor nochmals zu beraten. Punkt III: Verschiedenes, wurde beschlossen, die nächste Versammlung in der ersten Hälfte des Novembers abzuhalten und sämtliche Herren Kollegen im Reg.-Bez. Magdeburg dazu einzuladen. Ferner kam der 8 Uhr-Ladenschluß nochmals zur Sprache, auch über unlauteren Wettbewerb wurde ebenfalls nochmals beraten. Zum Schluß wurde noch beschlossen, daß anonyme Schreiben unberücksichtigt bleiben.

R. Kempfe, Vorsitzender. Max Pfannenschmidt, Schriftführer.

Geschäftliche Mitteilungen.

Den dünnen silbernen Stock- und Schirmgriffen eine Füllung zu geben, welche das Brechen und Verbeulen der Griffe möglichst verhütet, war eine dankbare Aufgabe, welche die Firma Richter & Glück in Berlin C., Spittelmarkt 14, mit ihrer „Patentfüllung“ zur ihrigen gemacht und auch wohl gelöst hat. Wenn die Firma in ihrem, der heutigen Gesamtauflage unserer Zeitung beiliegenden Prospekt, sagt, daß jedem Fachmann daran liegen muß, den Artikel Billige Silbergriffe vor dem Untergang zu bewahren, so hat sie damit recht, und es ist nur zu wünschen, daß „Richters Patentstockgrifffüllung" den Anforderungen entspricht. Eine Probe sollte jeder Goldschmied damit machen, denn das eigene Urteil ist das beste. „Probieren geht über Studieren." Wir verweisen in allem übrigen auf den beiliegenden Prospekt.

Schmuck mit dem roten Kreuz auf weißem Felde (das sogen. Genfer Kreuz) darf bekanntlich, zufolge einer Kabinettsordre, nicht

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mehr gefertigt und getragen werden, selbst den barmherzigen Schwestern, Krankenwärterinnen usw. ist das Tragen dieses Schmuckes untersagt. Das Abzeichen gilt lediglich nur noch den Mitgliedern des Genfer Kreuzes, also den Krankendienst tuenden Militärs und deren offiziellen Hilfsmannschaften: den Samaritervereinen.

Die Aufgabe, einen Ersatz für Schmuck mit dem oben genannten verbotenen Genfer Kreuz zu finden, liegt nun ziemlich nahe. So empfiehlt Herr Max Winter, Berlin, Lützowstr. 80 für den gedachten Zweck eine Kreuzbrosche oder Anhänger zu nehmen in der Form, wie solches sich auf der Erlöserkirche in Jerusalem befindet und wie wir es nebenstehend abbilden. Der Gedanke ist so übel nicht, zumal man ja schon jetzt derartige Broschen als Andenken aus Jerusalem mitbringt, wie auch der deutsche Kaiser s. Zt. mehrere Hundert solcher Broschen zur Erinnerung an seine Reise nach Jerusalem verteilt hat. Herr Winter offeriert diese Broschen in massiv Silber, solide und stark gearbeitet mit 5 Mark per Stück. Stillstand ist Rückschritt, gilt heute mehr denn je, und wer bei der jetzigen rücksichtslosen Konkurrenz nicht mit scharfem Blicke die günstige Gelegenheit zu erspähen und sie sofort sicher beim Schopfe zu fassen weiß, wird kaum günstige Geschäftserfolge erzielen. Daß man aber nicht immer ein Erfinder erster Güte sein muß, sondern auch mit dem unbeachteten Alltäglichen noch gute Geschäfte machen kann, zeigen uns die Herren P. & J. Heinz in Pforzheim. Mit ihrer Universalgasglühesse mit und ohne Preßluftgebläse und Motorenbetrieb, ihrem Patentschmelzofen und ihrem verbesserten Emaillierofen überraschten sie geradezu die Herren Fabrikanten der Bijouterie- und Feinmetallbranche. Durch sachgemäße Gestaltung der Gasflammen und beste Isolierung der Flammenwärme werden staunenswerte Ersparnisse an Gas und an Zeit gemacht. Wird doch mit dem Heinz schen Schmelzofen zehnmal in der Stunde bei 1200 Liter (14 Pf.) Gasverbrauch Gold geschmolzen, ohne daß sich die Temperatur am Ofen viel erhöht. Ihr Emaillierofen ist in der Steigerung und Ausnützung der Wärme so raffiniert, daß er jedes mir bekannte System überholt. Zahlreiche Aufträge lohnen die Mühe dieser tüchtigen Techniker. Weiteres siehe Inserat und Beilage.

Broschen mit Städteansichten, Kirchen, Denkmälern zu billigen Preisen, leicht verkäuflich als sogenannte Badeartikel, offeriert Herr Hermann Braende, Eßlingen. Die jeweiligen Ansichten der Broschen sind entweder geprägt, in echter Emailmalerei oder auch, im billigsten Genre, in Semi-Emaille ausgeführt. In den geschmackvollen Fassungen, welche in allen Stilarten und zu allen, selbst den billigsten Preisen vorhanden sind, nehmen sich die Broschen ganz reizend aus und dürften sich als ein guter Artikel für Fremdenorte, Bäder etc. bewähren.

Vermischtes.

Schaukastendiebstähle und kein Ende. In Hamburg wurde vor dem Hause Hamburger Straße 156 der Schaukasten erbrochen und seines Inhaltes beraubt. Desgleichen ein solcher in Mühlhausen. Auch hier wurde der Inhalt ausgeraubt. Also nochmals Vorsicht! Man versäume nicht, Alarmapparate an den Kästen anzubringen.

Diebstähle. Die Uhren- und Goldwaren-Diebstähle in Süddeutschland, die gegenwärtig an der Tagesordnung sind, werden meist von Italienern ausgeführt. So wurde in Mannheim von Italienern versucht, angeschmolzene Teile von goldenen Ringen resp. Gliedern an den Mann zu bringen, die dem Fabrikzeichen nach von goldenen Ketten aus dem Diebstahl bei Juwelier Dell in Weinheim herrühren. In Straßburg i. Els. wurde ein

italienisches Ehepaar verhaftet, bei dem eine größere Anzahl goldener Uhren, Broschen, Ehe- und Ohrringe, sogar noch mit den Anhängzetteln, gefunden wurden. Nach Unterschlagung von über 20 000 Mark ist der seit über 15 Jahren bei der Alliierwarenfabrik P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn angestellt gewesene Kassierer Ludwig Prachler flüchtig geworden.

Ausstellungen. Die gegenwärtig in München stattfindende Ausstellung für Verbesserung der Frauenkleidung birgt in Raum X auch Erzeugnisse der Gold- und Silberschmiedekunst. Heri Eduard Schoepflich ist vertreten mit Halsschmuckstücken aus oxydiertem und aus vergoldetem Silber, gefaßt mit Steinen, Herr Karl Rothmüller gleichfalls mit Hals- und Brustschmuckstücken, einem Schmuckkamm aus Gold und Silber und mit Steinen verziert. Die Firmen F. Hauser, Paul Haustein, Paul Merk, E. Schneckendorf, Konrad Geldmacher bieten neben geschmackvollen Halsund Brustschmuckstücken auch andere hübsche Sachen, wie Riechfläschchen aus Edelglas in oxydiertem Silber montiert, Schmuckketten, Schließen, Gürtelschließen etc., die alle mit großer Aufmerksamkeit seitens des besuchenden Publikums besichtigt werden. Im Handelsgewerbemuseum zu Stuttgart hat die Württembergische Metallwarenfabrik in Geislingen i. W. zur vorübergehenden Ausstellung Vorlagen in Metall (Galvanoplastik) für Kleinplastiker (Ziseleure, Graveure, Modelleure etc.) von Rudolf Mayer, Professor an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, zur Besichtigung gebracht. Es sind Motive verschiedener Pflanzen nach der Natur übersetzt. Die ganze Kollektion umfaßt 12 Stücke.

Vereinigte Silberwarenfabriken Akt.-Ges. in Düsseldorf. Durch den Handelsteil des „Berl. Tgbl." war die Notiz gegangen, daß die Hypothekenschuld der Gesellschaft nach einer weiteren Tilgung von 25000 Mark sich auf restlich 500000 Mark belaufe. Die Notiz ist auch in unsre No. 19 übergegangen. Aber es ist, wie wir uns aus dem uns übersandten Geschäftsbericht überzeugt haben, nur eine Null zu viel gesetzt worden. Es muß heißen 50000 Mark! Der Druckfehler ist bedauerlich, er wäre aber vermieden worden, wenn die Gesellschaft die Fachpresse auch rechtzeitig mit einem Exemplar ihres Geschäftsberichtes bedacht hätte. Wir haben uns aus demselben gern darin überzeugt, daß der Stand der Gesellschaft ein günstiger ist und dauernde Fortschritte zu verzeichnen sind. Ja, selbst eine Null wird bedeutungsvoll, wenn sie sich an eine Ziffer hängt!

Orivit, Akt.-Ges. für kunstgewerbliche Metallwarenfabrikation in Köln. Die außerordentliche Generalversammlung genehmigte die Erhöhung des Grundkapitals um 800000 Mk. Die Kapitalerhöhung soll dienen zur weiteren Einrichtung der Silberwarenherstellung, zur Einrichtung neuer eigener Kleinverkaufsstellen, zur Abstoßung von Bau-, Einrichtungs- und Bankschulden und zur Beschaffung weiterer Betriebsmittel. Die Bergisch-Märkische Bank hat sämtliche 800 neuen Aktien zum Kurse von 115° fest übernommen und wird den Besitzern der alten Aktien die Hälfte davon anbieten. Nach dieser Kapitalerhöhung wird die vor drei Jahren gegründete Gesellschaft mit einem Aktienkapital von zwei Millionen Mark ausgestattet sein.

Die größte Süßwasserperle, die man kennt, soll am 27. Juli in Genoa (Amerika) von einem jungen Menschen von 17 Jahren gefunden worden sein. Sie befand sich in einer gewöhnlichen schwarzen Süßwassermuschel. Ein Geschäftsmann am Platze kaufte sie für 15000 Franks, ihr reeller Wert soll aber nahezu das zehnfache sein. Solche Meldungen sind natürlich mit größter Vorsicht aufzunehmen.

Als ein hervorragendes Kunstwerk darf der vom Großherzog Friedrich von Baden für das Badener Rennen gestiftete Ehrenpreis bezeichnet werden. Es ist ein über einen halben Meter hoher goldener Pokal, der im gotischen Stil gehalten ist. Der Fuß wird von vier Adlern getragen, welche das badische Wappenschild halten. In reicher Ornamentik geht der Fuß in den Schaft des Pokals über. Der ornamental reich ausgearbeitete Knauf ist mit vier Gehängen verziert, welche die Initialen des Großherzogs und die Jahreszahl 1903 tragen. Gekrönt wird der Pokal von einem Deckel, welcher sich besonders durch eine reiche, prachtvoll durchgeführte Ornamentik auszeichnet. Den Abschluß des Deckels, in dessen Rand die Widmung: „Gestiftet von Friedrich, Großherzog von Baden“ eingraviert ist, bildet eine prächtige Blume, aus deren Mitte sich ein gewappneter Ritter, Schild und Schwert in den Händen haltend, erhebt. Der Entwurf zu dem Pokal stammt noch von dem verstorbenen Herrn Prof. Götz, während die Modellierung von Herrn Prof. R. Mayer ausgeführt wurde. Der Pokal gehört, was die künstlerische Ausführung anbetrifft, zu dem Schönsten, was bisher von badischen Künstlern auf diesem Gebiete geschaffen wurde.

Warnung vor Musternachahmungen. Vor der Strafkammer des Landgerichts Stuttgart wurde eine bereits vom Landgericht Tübingen abgeurteilte, jedoch vom Reichsgericht an das Landgericht Stuttgart zurückverwiesene Anklagesache wegen Vergehens gegen das Reichs-Musterschutz-Gesetz nochmals verhandelt. Eine Firma wurde

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