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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großherzogtums Baden, der Goldschmiede Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
~ des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim - Für den volkswirtschaftlichen Teil:
Verantwortliche Redakteure: Syndikus Berm. Pilz, Leipzig - Sür den Sachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

No. 18 - VI. Jahrgang

Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats

Leipzig, 15. Sept. 1903

Aus der Werkstatt für die Werkstatt!

Während die Kardinäle im Konklave schwitzten und sich erst durch Sartos Wahl zum Papst die bronzene Tür wieder öffnete, während zwischen Österreich-Ungarn der Streit immer bedenklicher sich zuspitzt und Khuen-Hedervary nach einem kurzen Glückstraum erkennen muß, daß es eine Sisyphus-Arbeit ist, die beiden Völkerstämme zum „Ausgleich" und insbesondere die Ungarn zur Zufriedenheit zu bringen, während die Unruhen auf dem Balkan immer ernstere Mienen annehmen, ist in Deutschland in Frieden ,,getagt" worden. Die Reisesaison ist auch die Saison der Kongresse, Verbandstage, Generalversammlungen usw. Neben dem Verbandstage der Goldschmiede in Köln sind auch noch andere Versammlungen abgehalten worden, die von Interesse für die Entwickelung der deutschen Goldschmiedekunst sind. Wir wollen hier zunächst an den rheinischen Handwerkertag in Euskirchen und an die 16. Hauptversammlung des Zentralverbandes deutscher Kaufleute und Gewerbtreibender in Witten a. d. Ruhr erinnern. Der rheinische Handwerkertag, der Ende Juli stattfand, beschäftigte sich eingehend mit der Lehrlingsfrage. Man verlangte eine obligatorische Lehrlingsprüfung. Wer die Lehrlingsprüfung nicht bestanden hat, soll von Gesetzes wegen nicht als Geselle oder Gehilfe beschäftigt werden dürfen. Das ist eine Radikalkur, und wir verkennen nicht, daß sie viel Gutes schaffen würde. Aber die nicht geprüften Lehrlinge würden doch im Handwerk als „Arbeiter“ zu billigeren Lohnsätzen Stellung finden, da der Staat doch nicht so weit gehen kann, dem einzelnen Handwerksmeister vorzuschreiben, wem er seine Arbeiten übertragen soll, und so würden denn „Arbeiter" auch dann noch im Gewerbe zu finden sein, die eine Prüfung nicht gemacht bezw. nicht bestanden haben, die aber nur den Namen Geselle oder Gehilfe nicht führen können. Damit wäre nichts erreicht. Auch die submissionsweise Vergebung von Arbeiten seitens der Gemeinden ist auf dem rheinischen Tage zum Gegenstand der Betrachtungen gemacht und mit Recht verlangt worden, daß bei solchen Vergebungen nicht auch dann das billigste Gebot berücksichtigt werden soll, wenn es unter dem regulären Preise steht, und daß, wo eine Submission nicht durch die Umstände gerechtfertigt ist, ohne diese in gerechter Verteilung den ansässigen Gewerbtreibenden die Arbeiten überliefert werden sollen. Man hat auch die Bildung eines allgemeinen Handwerkerbundes beschlossen, der die Zahl der Bünde" vermehren soll. Der Bund der Kaufleute" hat in letzter Zeit freilich nicht mehr gut abgeschlossen und sich verschiedentliche Absagen geholt. Den Zentralverband der Kaufleute und Gewerbtreibenden beschäftigten vielfach Fragen, die auch die Interessen der Goldschmiede berühren. So wurden die Warenhäuser, die 1902 in Preußen an Steuern 1913270 M. gebracht haben und über die der Detaillistenverein in Krefeld eine

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Enquête veranstaltete, welche ergab, daß die Schädigungen durch diese Waren-Massenquartiere im Wachsen begriffen sind, von neuem beleuchtet und eine schärfere Besteuerung gefordert. Man trat auch für die Besteuerung der Wanderlagerbetriebe ein, die ja auch dem ansässigen Goldschmied viel Schaden verursachen. Was die Ruhezeit der Ladenangestellten anlangt, so hat der Verband beantragt, die Zahl der Ausnahmetage in den Städten von 300 000 oder mehr Einwohnern von 40 auf 60 zu erhöhen, die Ruhezeit der Angestellten auf 10 Stunden zu verkürzen und die gegenwärtigen Vorschriften über die Sonntagsruhe im Ladengeschäft beizubehalten. Auch gegen die Beamtenvereinigungen, welche nach Art der Konsumvereine arbeiten, wurde von neuem Front gemacht, da sie den Mittelstand, den Kleingewerbtreibenden und Kleinkaufmann, schwer gefährden. Freilich der gesinnungstüchtige Konfektionär", dieses Vernimmelungsorgan der Warenhaus-Beglücker, hat ja für die armen. Mittelstandspolitiker" sowieso nur noch ein mitleidiges Lächeln übrig. Der Mittelstand wird sich aber im Kampfe ums Recht durch die auf Bestellung fabrizierte" Warenhauspolitik Schottlaenders und seines morgenländischen Stabes nicht irremachen lassen.

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Auf dem achten badischen Handwerkertag in Mannheim ist man auch für die Notwendigkeit obligatorischer Gesellenprüfungen eingetreten. Dabei wurde aus der Versammlung darauf hingewiesen, daß schon verschiedene Staatsbahnen und Fabriken in Baden für ihre Werkstätten nur Handwerker annehmen, welche ordnungsgemäß die Gesellenprüfung bestanden haben. Diese Akte der Selbsthilfe enthalten einen guten Kern, wir glauben aber, daß die Durchführung dieser Bestrebungen noch in weitem Felde liegt. Man forderte ferner die Umbildung der Fortbildungsschulen in gewerbliche Fachschulen. Auch darin liegt etwas Beherzigenswertes, nur darf nicht zu weit gegangen und die Fachbildung auf Kosten der notwendigen allgemeinen Bildung begünstigt werden. Das Wort: non scholae sed vitae discimus (nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir) gilt in erster Linie von den Fortbildungsschulen. An Stelle der Ortskrankenkassen empfahl man die Errichtung von Innungskrankenkassen nach dem Beispiel von Pforzheim. Das Vergebungswesen der Behörden bildete auch auf diesem Tage eine brennende Frage, und die Mißstände wurden schonungslos aufgedeckt.

Das Verhängen der Schaufenster an Sonntagen, das Gegenstand fortdauernden Streites ist, scheint doch nicht das ewige Leben zu haben. Der Polizeipräsident von Berlin hat einer Abordnung von Kaufleuten gegenüber erklärt, daß der Aufhebung oder Milderung der betreffenden Vorschriften nichts entgegenstehe und daß er nicht abgeneigt sei, ihr näherzutreten. Das ist sehr

vorsichtig ausgedrückt, aber es ist doch einmal eine Äußerung zu Gunsten von Handel und Gewerbe. Hebt Berlin erst das Verbot auf, so folgt die Provinz nach, wenn auch der Oberpräsident von Posen zunächst der dortigen Handelskammer erklärt hat, daß eine solche Aufhebung unter keinen Umständen erfolgen könne. Der Oberpräsident begründet es damit, daß, wenn kein Verkauf stattfinden könne, auch keine Waren zur Besichtigung ausgelegt zu werden brauchten. Ob der Herr Oberpräsident wohl schon einmal etwas von Reklame im Handelsverkehr gehört hat, und ob es ihm wohl nicht selbst noch einmal begreiflich erscheinen wird, daß die Auslage des Kaufmanns seine erfolgreichste Reklame ist? Der Oberpräsident der Rheinprovinz hat nicht einmal das Bedürfnis anerkannt, daß die ganze Frage einheitlich geregelt werden müsse.

Dem Hausierhandel wird man in Bayern jetzt schärfer auf die Finger sehen: Der bayrische Minister des Innern hat aus Anlaß der Klagen über die Belästigungen des Publikums und die Schädigungen der seẞhaften Gewerbtreibenden durch den Hausierhandel und die Detailreisenden die Regierungsbehörden neuerdings angewiesen, durch die Distrikts- und Ortspolizeibehörden den Hansierhandel sowie den Geschäftsbetrieb der Detailreisenden der schärfsten Überwachung zu unterstellen und allen Ausschreitungen auf das strengste zu begegnen.

Als seinerzeit die Vorschriften des preußischen Handelsministers über den Geschäftsbetrieb der Versteigerer bekannt wurden, da ist es die Deutsche Goldschmiede-Zeitung" gewesen, welche sofort Propaganda dafür machte, daß solche Vorschriften auch für die anderen Bundesstaaten existieren möchten. Wir haben damals auch Artikel in diesem Sinne in die politische Tagespresse lanciert. Unser Vorgehen ist von Erfolg gewesen. In Sachsen ist man der Frage nähergetreten und hat analoge Bestimmungen für das Königreich Sachsen geschaffen, die bereits am 1. Oktober in Kraft treten werden.

Eine andere nachahmenswerte Verordnung gegen unlautere Manipulationen hat das bayrische Ministerium des Innern erlassen. Es hat die Kreisregierungen darauf aufmerksam gemacht, daß die Anbietungen von Darlehen in Zeitungen meist auf Schwindel beruhen und denen, die darauf hineinfallen, nur Vorschüsse ablocken wollen. Die Kreisregierungen sollen solche Darlehensofferten kontrollieren, Erhebungen veranstalten und Vorschläge zur Bekämpfung dieses unlauteren Gebarens machen.

Man sieht eben in allen Ländern jetzt ein, daß die schrankenlose Gewerbefreiheit Auswüchse gezeitigt hat, die der Beschneidung

bedürfen. Wie soll der solide, reelle Goldschmied noch auskommen, wenn ihm Beamtenvereine, Schleuder-Ausverkäufe, unlautere Versteigerungen, Warenhäuser usw. überall eine Konkurrenz bieten, gegen deren Ansturm er machtlos sein muß. Wir können heute noch keine Besserung im Detailgeschäft konstatieren, müssen allerdings noch darauf Rücksicht nehmen, daß Juli und August die schlechtesten Monate für unser Detailgeschäft sind und manche Läden keinen Kunden sehen, wenn nicht gerade ein ,,Einbruchsdiebstahl" verübt wird. In den größeren Handelsstädten haben sich dieselben in letzter Zeit recht vermehrt. Weniger hat unter der gedrückten Lage das Fabrikgeschäft zu leiden gehabt. Die Fabrikanten haben bereits gut zu tun, um die Aufträge der Grossisten zu befriedigen, die sich zu ihrer Herbsttour rüsten. Die Konkurrenz hat auch die Grossisten gezwungen, schon früher ihre Herbstfahrten anzutreten als ehedem. Sonst fuhr man erst im Oktober und kam mit seinen Neuheiten noch zu recht, heute möchte man sich schon im August, spätestens im September auf die Beine machen, damit man nur ja der erste am Platze ist. Natürlich denken sie nach und nach alle so, so daß sich nur von erträumten Vorteilen reden läßt. Wir wünschen ihnen allen gute Geschäfte auf ihren Rundfahrten. Einen Konkurrenten sind sie übrigens ziemlich los. Die Arbeit der Berliner GoldschmiedeZwangsinnung und des Verbandes, denen wir in der,,GoldschmiedeZeitung" fortgesetzt assistiert haben, scheint von Erfolg zu sein. . . Taits Diamanten haben abgewirtschaftet, und in dem glänzenden Berliner Laden ist ein ,,amerikanisches Schuhwarengeschäft“ etabliert worden. Die Herrlichkeit hat viel zu lange gedauert, und Fremde, die durch Berlin und andere Großstädte kamen, ließen sich gern von dem billigen Glanz blenden. Für die Fremden gibt es auch vielzuviel Schund waren in den Bazaren und Verkaufsstätten der Sommerfrischen und Badeorte. Im „Kunstwart" hat Avenarius jetzt davon gesprochen, daß die Andenken von unterwegs", die Reiseandenken" jetzt unter einer erstaunlichen Geschmacklosigkeit leiden, und daß sich die eigentliche künstlerische Bijouterie warenfabrikation zu wenig mit diesen Gelegenheitsartikeln beschäftigt. Er hat damit nicht unrecht. Unsere Bijouterie warenfabrikation steht auf einem hohen Range, aber sie hat tatsächlich den Reiseandenken, die in Form und Bezeichnung einer bestimmten Gegend, Ortschaft usw. angepaßt sind, noch wenig ihr Augenmerk zugewandt. Darin könnte ein Wandel geschaffen werden. Man vergleiche nur einmal die Auslagen der deutschen Seebäder mit denen eines französischen! Wir wollen daher den Hinweis von Avenarius auch an dieser Stelle zur Geltung bringen.

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Die diesjährige Herbst-Engros-Messe, welche in den Tagen vom 31. August bis 6. September abgehalten wurde, zeigte das gewohnte Bild. Viel Leben im Zentrum der Stadt, in den Meßpalästen und Kaufhäusern, viel, sehr viele Verkäufer, aber auch, für die Herbstmesse, eine ganze stattliche Anzahl Einkäufer, auch das Ausland war diesmal stärker als an den früheren Herbstmessen vertreten. Ausgestellt waren ganz entzückende Neuheiten, welche dem Kunstfleiß der Fabrikanten ein ehrendes Zeugnis ausstellten, aber es war auch eine ungeheuere Menge Tinneff“, minderwertige Erzeugnisse vorhanden, und diese speziell,,nur für den deutschen Markt. Es ist das eine Bestätigung für den geringen Kunstsinn, welcher im Übermaß noch unter dem deutschen Volke vorherrscht und infolgedessen solche, den jetzigen Kunstbestrebungen geradezu hohnsprechende Gegenstände noch Absatz

großen Absatz finden. ,,Billig und schlecht", aber großer Umsatz“, „lohnender Verdienst", so urteilen die Fabrikanten solcher Ware. Als ob man billige Gegenstände nicht auch nach einer gefälligen, einigermaßen künstlerischen Zeichnung arbeiten könnte.

Vom kaufmännischen Standpunkte können wir es dem Fabrikanten nicht verdenken, wenn er sich wegen seiner Muster keine Kopfschmerzen macht: Wozu neue Muster, die viel Geld kosten, so lange diese alten, aus Großmutters Handkörbchen stammenden Sachen noch verkauft werden können! - Es muß noch viel, sehr viel getan werden, um dem deutschen Publikum einen guten Geschmack anzuerziehen!

Beginnen wir nun unseren Rundgang bei den einzelnen Ausstellern, die, wie in der Frühjahrsmesse, auch zur Herbstmesse fast ohne Ausnahme erschienen waren und wohl auch ihre Rechnung dabei gefunden haben. Die Läger waren stets gut besucht, ja bei einigen der Herren war es uns nicht möglich, anzukommen, da wiederholt Käufer anwesend waren. Siegmar Lewy, Berlin, brachte schöne Neuheiten in feinen Nippes im modernen Stil, prachtvolle Vasen mit Silberdekoration und vor allen modernen Silberschmuck. Man kann hier zwar nicht von einem Massenlager reden, dafür aber ist jedes Stück ein kleines Kunstwerk, dabei preiswert und leicht verkäuflich. Eugen Porcher aus Pforzheim

ja nun, dessen

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AUSSTELLUNG DER FIRMA: FOERSTENDORF & SCHOENECKER, LEIPZIG, FABRIK FÜR ETUIS, ETALAGEN,

SCHAUFENSTER UND LADENEINRICHTUNGEN,

AUF DEM VERBANDSTAG DES VERBANDES DEUTSCHER JUWELIERE,

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Lager haben wir nur ganz flüchtig sehen können, denn waren dort, man konnte kommen wenn man wollte, stets Käufer. Das aber ist wohl die beste Empfehlung für eine Firma. Herr Porcher hat uns für später zur Besichtigung seines Lagers eingeladen, und so kommen wir wohl später noch hierauf zurück. Da wir einmal bei den Pforzheimern sind, so erwähnen wir noch die Firma Eugen Cleis, die ihr in allbekannter Weise sorgfältig und reichhaltig geordnetes Lager in Bijouterie und Ketten ausgestellt hatte. Besonders interessierte uns die kolossale Auswahl in den jetzt so modernen langen Ketten mit Stein- und Perlenzwischengliedern, in Gold, Silber, Stahl und Doublé. Auch die langen Ketten in schwarzem Stahl mit allerliebsten Schiebern waren in Menge vertreten und scheinen ein guter Artikel für die Saison zu werden. Nicht minder reichhaltig sortiert und sorgfältig gewählt ist das Lager von Richard Unverferth, Pforzheim. Eine besondere Anziehungskraft und Leistungsfähigkeit der Firma bietet deren Spezialität: Silberschmuck im Darmstädter Genre, neuer norwegischer Schmuck und, last not least, der überall leicht verkäufliche Schmuck mit Simili. Daß alle anderen Artikel, welche zu einem gut assortierten Lager gehören, trotzdem in ihrer Auswahl, wir heben besonders hervor das Kettenlager, nicht zu kurz kommen, sei außerdem erwähnt. Hamburg war mit der Firma Aug. F. Richter vertreten. In No. 16 vom 15. August unserer Deutschen Goldschmiede-Zeitung hatten wir eingehends über diese Firma berichtet und bleibt uns heute nur noch übrig, das bereits Gesagte zu bestätigen und jedem Fachmann, dem Detaillisten sowohl als auch dem Grossisten zu empfehlen, das Musterlager der Firma nicht ungesehen zu lassen. In Bijouterien

hat noch so manche Firma ausgestellt, wir nennen hier noch besonders die Firma F. Zweigle in Schwb.-Gmünd, Steinmetz & Lingner in Leipzig, Schoch & Frank am Graben, Schwb.-Gmünd u. s. w. u. s. w., es würde aber zu weit führen, wollen wir jeder Firma besonders gedenken. Sicher ist das eine für jeden Goldschmied, daß er sich, gemäß dem alten Sprichwort: „Prüfet alles und behaltet das Beste“, möglichst alle oder doch viele Läger ansieht, um das richtige Urteil sich allein zu machen und die für sich brauchbare Ware dort auswählt, wo er sie gut und vorteilhaft für seinen Bedarf zu finden glaubt.

Firmen mit Alfenide und kunstgewerblichen versilberten Gegenständen sind mehr denn zu viel bei jeder Messe vertreten. Auch die diesjährige Herbstmesse läßt nichts zu wünschen übrig. Es ist alles da!" Vom gewöhnlichsten Bazarartikel, Aufsätze mit allen Knalleffekten von 3 Mark an für den Verkauf bis zu den feinsten künstlerischsten, an denen man eine wahre Freude haben kann. Leider aber wir erwähnten dies schon eingangs, sind die Läger ersterer stets reichlich besucht, und es haben die Verkäufer ausreichend zu tun, während man in den Lägern mit den kunstgewerblichen Erzeugnissen mehr „,,Seh"- als Kaufleute antrifft. Geradezu entzückende Sachen, Zier-, Luxus- und Gebrauchsgegenstände in Glas mit feinster, künstlerischer Dekoration in Altsilber bietet die Firma F. van Hauten Sohn in Bonn a. Rh. Man muß die Sachen gesehen haben, und kann der Schreiber dieses gern bestätigen, daß jedes Stück in Zeichnung sowohl als auch in der Ausführung ein Kabinettstück ist. Das gleiche gilt. von der altbekannten Firma H. Gladenbeck & Sohn in Berlin, nur mit dem Unterschiede, daß es hier Kunstgegenstände in Bronze und mancherlei herrlicher Patina sind, welche unsere Bewunderung hervorrufen. Aichele & Co., Pforzheim, bietet ein Lager der schönsten Alfenidewaren, welche jedem, auch dem feinsten Gold warengeschäfte zur Zierde gereichen. Es sind fast sämtlich dieselben Muster, wie die Firma sie früher nur in Silber fertigte. Bekanntlich hat dieselbe die Silberwarenfabrikation aufgegeben und fabriziert nur noch in Alfenide. Es sollte kein Goldschmied versäumen, sich gelegentlich diese preiswürdigen und leicht verkäuflichen Sachen anzusehen. Es ist der echte Juweliergenre, wie er wohl kaum von einer anderen Firma in dieser Reichhaltigkeit gebracht wird.

Erstmalig zur Messe ist auch die Firma Berndorfer

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Metallwarenfabrik Arthur Krupp, Fabrik in Berndorf, Niederlage für Deutschland Berlin W 8. vertreten. Bekannt in Deutschland sind dem Juwelier wohl nur deren Bestecke, die ihren Ruf in der ganzen Welt besitzen; weniger bekannt aber sind die Korpusgegenstände der Firma in Deutschland, während sie in Österreich, in Frankreich etc. viel und gern gekauft werden, da dieselben sich auf jeden Fall besser bewähren als billige Silbergeräte. Aber mit der Einführung solcher schwer versilberten Zier- und Gebrauchsgegenstände dürfte es bei uns noch gute Weile haben und das ist kein Wunder. Ein Kaffeeservice für 300-600 Mark in versilbert das überlegt man sich sehr. Kauft doch das Publikum für 500-750 Mark schon ein recht gutes massiv silbernes und das ist denn doch etwas echtes und hat einen, wenn auch im Verhältnis minimalen, realen Wert. Aber tadellos schön und sauber gearbeitet sind die Berndorfer Korpussachen; man sieht ihnen die Brauchbarkeit und Unverwüstlichkeit für eine Lebensdauer an. — In ihrer bekannten Großartigkeit und Reichhaltigkeit stellte die Württemberger Metallwarenfabrik Geißlingen aus. Auch hier war durchaus nicht anzukommen -- die geräumigen Lokalitäten waren bei unseren Besuchen stets überfüllt. Ein flüchtiges Durchdrängen" durch die Räume bewies uns aber, daß die Württembergische Metallwarenfabrik in allen Artikeln auf der Höhe ist. Einen gleichen Besuch hat die Firma Carl Krall, Berliner Metall- und Alfenidewarenfabrik in Berlin, zu verzeichnen. Der billige Berliner Genre ist hier vertreten und findet guten Absatz. Es ist das tägliche Brot", wie der Ladeninhaber sagt, was man hier kaufen kann, und woran sich noch ein gut Stück Geld verdienen läßt. J. P. Kayser Sohn, F. X. Dautzenberg jun., Bitter & Gobbers, sämtliche drei Firmen in Krefeld ansässig, bringen gleich schöne Gegenstände in Altsilber, Zinn und Bronze. Man geht gern durch die Räume und sieht sich die Sachen an, namentlich wenn mar eine so liebenswürdige Führung hierfür erhält wie bei F. X. Dantzenberg jun., wo man auf Neuheiten aufmerksam gemacht und gewünschte Erklärungen bereitwilligst erhält. Diese Firma, Schreiber dieses kennt sie noch in ihren Uranfängen, hat sich ganz bedeutend entwickelt, und es ist uns eine Freude, das Bestreben, nur wirklich Künstlerisches zu schaffen, an allen Stücken, mit wenig Ausnahmen, feststellen zu können. Interessant ist stets die Ausstellung von Erhard & Söhne in Schwb.-Gmünd. Die Spezialität der Firma: Kassetten, Schmuckkästen, Cigaretten-Etuis, ff. Nippes, Schreibtischgarnituren etc. sind in einer Reichhaltigkeit vertreten, daß man sich fragen muß: Wo bleiben oder wo kommen denn die Sachen nur alle hin? Daß der moderne Genre vorherrschend ist, versteht sich von selbst, und daß die Firma Erhard & Söhne nur künstlerisch Vollendetes bringt, dafür bürgt der Ruf, die diese im allgemeinen und ihre Inhaber als Kunstverständige insbesondere genießen. Gebrauchsgegenstände in versilbert und vernickelt bringt mit manchen Neuheiten auch die Firma Kallmeyer & Harjes in Gotha. H. A. Erbe in Schmalkalden zeigt seine versilberten Reichsbestecke, die sich allem Anscheine nach recht gut einführen. Die Arbeit an denselben ist eine tadellose und die Silberauflage eine in jeder Beziehung dauerhafte. Wir denken in Kürze einige Gutachten von Restaurants, wo sich die Bestecke seit ca. einem Jahre zur Probe im täglichen Gebrauch befinden, zu veröffentlichen und kommen dann weiter auf die Firma zu sprechen. Nicht zu vergessen ist die Firma Gebr. Bing in Nürnberg, welche von allen ihren Erzeugnissen reich ausgestellt hat. Einen Begriff von der Größe der Meßausstellung dieser Firma und dem dort herrschenden Verkehr können sich unsere Leser wohl dadurch am besten machen, wenn wir ihnen mitteilen, daß 20 Verkäufer zur Bedienung der Kundschaft vorhanden sind. Allen Goldschmieden sei die Firma zum Bezug von feinen Gebrauchsgegenständen in Nickel, Kupfer, Messing, in Natur oder dauerhafter Patina bestens empfohlen. Namentlich in kleineren Landstädten gibt es ja eine Menge Kollegen, welche auch diesen Genre führen müssen, und da sei ihnen in Auswahl sowohl als auch bezüglich der tadellosen Ausführung der Sachen die Firma Gebr. Bing bestens empfohlen.

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SCHMUCKTABLETTE MIT KETTENARRANGEMENT. KETTEN VON DER FIRMA L. FIESSLER & CO. IN PFORZHEIM.

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