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welche in der Praxis beschäftigt sind, als Hospitanten in die Fachschule einzutreten pflegen, um entweder ihre theoretischen Kenntnisse zu ergänzen oder in der praktischen Bearbeitung der Metalle sich zu vervollkommnen.

Für bedürftige und würdige Schüler standen auch in diesem Jahre Stipendien und Unterstützungen zur Verfügung, welche vom Lehrkörper auf Grund der Würdigkeit und Dürftigkeit in Monatsbeträgen von 2 bis 16 Kr. verliehen werden; auch hat ihnen die Fachschule Lehrbücher geliehen und Zeichenrequisiten gegeben. Außerdem verteilte der wohltätige Verein „Stůl pravdy" in Turnau den Schülern der Fachschule auch Mittagsfreitische und Suppenportionen.

Die Hauptaufgabe der k. k. Fachschule bildet ihrer Organisation nach speziell die Förderung der Industrie für Edelsteinschleifer, für Edelsteingraveure und Goldschmiede in Turnau und Umgebung, welcher Zweck durch unentgeltliche Erteilung von Ratschlägen über fachliche Anfragen erreicht wurde. Die Einrichtung der Lehrwerkstätte der Fachschule soll den Gewerbetreibenden als Muster zur Anlage eigener Werkstätten oder zur Nachahmung der maschinellen Einrichtung oder einzelner Maschinen und Werkzeuge dienen. Jeder Gewerbetreibende kann hier Rat über Bearbeitungstechniken, über Herstellungsweise schwieriger Arbeiten, die in der Privatwerkstätte nicht durchgeführt werden können usw., einholen.

Eine weitere Aufgabe geht auch dahin, den übrigen Gewerbetreibenden mit Rat und Tat beizustehen. Dieser Zweck wird durch die Einrichtung des offenen Zeichen- und Modelliersaales erreicht, in welchem jeden Sonntag vormittags von 9 bis 12 Uhr Unterricht im elementaren, ornamentalen und fachlichen Zeichnen und Modellieren erteilt wird. Jedermann kann hier nicht nur den entsprechenden Unterricht in genannten Lehrgegenständen erhalten, sondern auch fachmännischen Rat und erforderliche Anleitung zum Anfertigen selbständiger Entwürfe einholen.

Wir wünschen der Schule und ihrem Lehrkörper Glück zur weiteren ersprießlichen Tätigkeit.

Die gewerblichen Fachschulen in Köln, die im Herbst nächsten Jahres ihr 25 jähriges Bestehen feiern werden, haben seit dem 1. April a. c. eine bedeutsame Wandlung erfahren. Die vereinigten Maschinenbauschulen, umfassend eine höhere Maschinenbauschule und eine Werkmeisterschule, für welche die Stadt Köln zur Zeit einen großartigen Neubau mit einem Kostenaufwand von etwa 2 000 000 Mk. errichtet, und die Baugewerkschule, welcher eine Polierschule angegliedert ist, sind zu dem genannten Termin königliche Anstalten geworden. Die Kunstgewerbeschule, eine der ältesten der Provinz, ist hingegen, wie die übrigen gleichartigen Schulen, eine städtische Anstalt mit staatlicher Unterstützung und Aufsicht geblieben. Die Kunstgewerbeschule ist in erster Linie dazu bestimmt, Kunsthandwerkern eine gründliche praktische Ausbildung in ihrem speziellen Beruf zu gewähren; sie zerfällt daher in folgende Fachschulen für die wesentlichen Gruppen des Kunstgewerbes: eine Schule für Dekorationsmaler, eine für Bildhauer (auch Holzbildhauer) und Modelleure, eine für Gold- und Silberschmiede, eine für Graveure, eine für Möbel- und Bautischler und eine für Kunst-Schlosser und -Schmiede. Jede dieser Schulen umfaßt vier Klassen mit fünfmonatlicher Unterrichtsdauer und für weitere Ziele eine Oberklasse. Das Winterhalbjahr beginnt am 19. Oktober.

Vermischtes.

Nachrichtendienst der Freien Vereinigung zu Berlin. Die beiden Gauner, welche am 31. v. Mts. hier in Berlin bei einem Juwelier einen wertvollen Brillantring (Stein im Gewicht von 2 Karat) gestohlen haben, scheinen ihr gefährliches Handwerk auch in anderen Städten mit Erfolg weiter zu betreiben. Unter dem Vorgeben, eine große Koralle als Brosche fassen zu lassen, ließen sich die Gauner bei einem Hamburger Juwelier Brillanten vorlegen, bei welcher Gelegenheit sie einen Stein im Gewicht von ca. 6064 Kar., ferner zwei solche zu ca. 36,64 Kar. stahlen. Das Signalement lautet folgendermaßen:

Anzug: dunkel,

Hut: weißer Strohhut,

Alter: ca. 50 Jahre der eine, von großer Figur,

ca. 45 Jahre der andere, welcher etwas kleiner und schlanker ist,

Gesicht: dunkler, gelblicher Teint,

Bart: dunkler Schnurrbart,

Haare: dunkel,

Sprache: schlechtes Französisch mit scheinbar fremdländ. (russisch?) Accent.

Beide trugen dunkelblaue Brillen bezw. Pincenez.

Hoffentlich gelingt es, das gefährliche Gaunerpaar endlich unschädlich zu machen.

Von einem Gaunerstreich, dem ein Nürnberger Juwelier und ein Uhrmacher zum Opfer fiel, berichtet man uns aus Nürnberg. Ein Herr, kleine, schmächtige Figur, mit blondem Knebelbart, Stiftenkopf, mit anständigem Auftreten, läßt sich bei dem Juwelier kleinere Schmucksachen, Ketten, Ringe etc. vorlegen. Nachdem er einen Gegenstand gewählt, sucht er noch einen größeren, in der Regel ein Silberstück aus, und gibt an, alles zu einer bestimmten Stunde in ein bestimmtes Haus zu schicken, meistens nach dem 3. Stock, und zwar zu Familien, die tatsächlich auch daselbst im 3. Stock wohnen. Er bittet dringend, eine bestimmte Zeit einzuhalten, da ein Geschenk mit einem der Gegenstände gemacht werden solle. In dem betreffenden Hause auf der Treppe fängt er den Sendboten mit der Ware ab, läßt sich den kleineren Gegenstand, den er als Geschenk benötigt, aushändigen, schickt den Sendboten mit dem anderen Gegenstand nach dem 3. Stock und betont, daß daselbst seine Frau das Geld aushändigen werde. Bis der Bote natürlich nach dem 3. Stock kommt, um zu erfahren, daß daselbst nichts bestellt wurde, ist der Gauner verschwunden. Sollte ein ähnliches Kunststück versucht werden, so wolle man sofort die Kriminalpolizei in Nürnberg in Kenntnis setzen. Auf genau dieselbe Weise erschwindelte sich der Gauner auch bei einem Uhrmacher eine Glashütter Uhr. Daselbst ließ er sich als Begleitstück eine Standuhr mitschicken, mit der er den Gehilfen gleichfalls nach dem 3. Stock schickte.

von

Vereinigte Staaten von Nordamerika. Nordamerika ist stets ein guter Markt für Pretiosen aller Art gewesen, im verflossenen Jahre hat jedoch der Import ganz beträchtlich zugenommen, so daß die amtlichen Stellen einem Rekord in der Einfuhr sprechen können. Unter den Edelsteinen wurden drei neue Schliffformen auf den Markt gebracht, von denen erwähnenswert sind: ein Brillant mit 88 Facetten und ein anderer mit 108, die einen wunderbaren Lichteffekt abgeben, der noch erhöht wird durch die ihnen gegebene kunstvolle Fassung. Auch Topase und die sogenannten spanischen, sächsischen und schottischen Arten wurden in größeren Mengen eingeführt, Korallen, Perlen und Halbedelsteine fanden ebenfalls guten Absatz. Dabei hat die Förderung von Edelsteinen im Lande ganz bedeutende Fortschritte gemacht. Das Mehr erstreckt sich in der Hauptsache auf Saphire, Tourmaline, Chrysopase, Türkisen und Amazonensteine. In einigen Landesteilen, wo man bisher diese Erdschätze nicht vermutete, sind verschiedene Arten gefunden worden. Im allgemeinen ist die Förderung im Verhältnis zum Bedarf gering und man ist auf den Import von Europa angewiesen. He.

92 000 Mark für 13 silberne Löffel besser bekannt als „ein Satz Apostel-Löffel" wurden am Donnerstag gelegentlich einer Versteigerung in den Auktionsräumen der Londoner Firma Christie gezahlt. Die Löffel zeigen die Figur Christi und die Bildnisse der zwölf Apostel. Sie tragen die Jahreszahl 1536, sind 195 mm lang und wiegen etwas über 32 Unzen. Es wurde bei dem Verkauf behauptet, daß die Löffel das Erbstück einer Familie seit vielen Generationen waren. Der Satz ist einer der ältesten. Das Gebot begann mit 10000 Mk., stieg jedoch bald auf 80000 Mk. und erreichte endlich 92000 Mk. Es verdient bei dieser Gelegenheit erwähnt zu werden, daß ein einziger „Apostel-Löffel" im vergangenen Jahr, der aus der Zeit Heinrichs VIII. stammte, den Preis von 13800 Mk. brachte, also mehr als 3450 Mk. für die Unze Silber. Ein ähnlicher kompleter Satz, wie der jüngst versteigerte erzielte vor 8 Jahren 20000 Mk.

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Der lange Ohrring soll nach der „Daily Mail" in den Kreisen der Damen der „upper ten" in diesem Jahre wieder zu Ehren und Ansehen gelangt sein. Doch nicht allein die Länge des Gehänges, auch die Größe der verwendeten Edelsteine und Perlen soll auffallend sein. Birnenförmige Perlen, Rubine und Smaragde wären bei den Juwelieren des Westends besonders rege nachgefragt. Um diese Ohrringe sicher zu tragen, ist eine besondere Befestigung erforderlich. Dabei geht es natürlich nicht ohne Schmerzen ab, doch die Damen werden gern zu Märtyrerinnen und lassen sich die Ohrlöcher erweitern. Die Juweliere bereiten für das Frühjahr, in der Hoffnung, daß ein „boom" in den Ohrringen statthaben wird, einen großen und reichhaltigen Vorrat vor.

Um stille Teilnahme wird gebeten. Folgende gelungene Todesanzeige brachte eine spanische Zeitung: „Heute Morgen raffte der grausame Tod den Juwelier Siebald Illmago aus seinem blühenden Geschäft in ein besseres Dasein hinweg. Die Unterzeichnete, seine Frau, wird nicht verfehlen, auf seinem Grabe zu weinen, ebenso seine beiden Töchter Hilda und Erna, von denen die eine verlobt, während die andere noch zu haben ist. Das Begräbnis findet morgen statt. Veronika Illmago, die untröstliche Witwe. PS. Dieses traurige Ereignis wird unseren Geschäftsgang nicht unterbrechen. Alles bleibt, wie es bisher gewesen, nur Laden wird von No. 3 Lessi de Leinturies nach No. 4 Rue de Missionaire verlegt, da unser geldgieriger Hauswirt uns gesteigert hat.“

unser

Anläßlich des Todes des Papstes drängt sich auch die Erwägung auf, was wohl mit dem seiner Zeit von Kaiser Wilhelm I. dem Papste geschenkten Pectorale werden möge.

Dieses Pectorale wurde dem Papste für Uebernahme des Schiedsrichteramts in der Karolinenfrage vom Kaiser als Aufmerksamkeit geschenkt, und dürfe eine kurze Beschreibung und Herstellung des Pectorale, das nicht bloß einen historischen, sondern auch einen großen künstlerischen Wert besitzt, am Platze sein.

Der Kaiser hatte eine Berliner Firma mit der Herstellung beauftragt, und wurden nach einem Originale aus dem Besitze des Bischofs von Fulda einige Entwürfe zu dem neuen Kreuze hergestellt. Das Original, ein großes Kreuz in gotischem Stil, trug in dem Vierpaß und in der Mitte je ein Emaillebild eines Heiligen, doch hatte der Kaiser als Protestant und Geber des Kreuzes, eine solche Ausschmückung des neuen Stückes als speziell katholisch nicht gutgeheißen, vielmehr gewünscht, es solle die Ausschmückung in neutralem Sinne erfolgen und an dem Pectorale in der Mitte nur ein Christuskopf, als „beiden Religionen gemeinsam“, angebracht werden; dieser ausdrückliche Wunsch des Kaisers mag als sehr bezeichnend für den „damaligen Kurs" betrachtet werden. Das neue Kreuz wurde nun in reinstem frühgotischen Stile ausgeführt und in ganz massivem Feingold hergestellt. Die Flügel des Kreuzes endeten in gotischen Vierpaß, in deren Mitte, umgeben von reichem Blattwerk und acht kleineren Brillanten, je ein großer Brillant reinsten Wassers gefaßt war. Die Mitte des Kreuzes trug, umgeben von einem Kranz großer Brillanten und in Strahlen von kleinen Brillanten auslaufend den Christuskopf nach Thorwaldsen aus feinem Golde von Hand getrieben und ziseliert, ein Kunstwerk an sich. Auf den Flächen des Kreuzes waren sieben selten schöne Rubine, von reinstem Taubenblut und bedeutender Größe, in länglicher Form angebracht, und es waren damals um diese sieben Steine in Größe, Form und speziell in der Farbe passend zusammen zu finden wohl sämtliche großen Rubine, die in Europa käuflich waren, bei der betreffenden Firma vereinigt, einen ungeheueren Wert darstellend. Trotz dieser enormen Auswahl mußte einer dieser Steine noch in Hanau in der Form umgeschliffen werden, was bei einem so kostbaren Stein immer einem großen Verlust gleich kam. Diese sieben Rubine waren ebenfalls von fein ziseliertem Blattwerk umgeben gefaßt, während die Kanten des Kreuzes in einer Hohlung mit einem fein gewundenen Blattstab mit kleinen Brillanten verziert waren. Das Kreuz, das an einer fingerdicken Kette um den Hals getragen wird, wird oben im Gewand durch ein Häkchen festgehakt, um ein sicheres Hängen und elegantes Fallen der Kette zu beiden Seiten zu bewerkstelligen. Dieser Haken wird verdeckt von einer Rosette mit einem ganz großen Rubin, umgeben von sieben großen Brillanten und flankiert von zwei ziselierten goldenen Engeln, aus deren Flügel sich eben diese Kette entwickelt, die in einer der ersten Hanauer Kettenfabriken hergestellt wurde. Die Höhe des Kreuzes betrug 13 cm, und ist der materielle Wert dieses Geschenkes ein ganz bedeutender. Die Herstellung dieser Pectorale erfolgte so geheim, daß selbst Angestellte erst in den letzten Augenblicken erfuhren, zu welchem Zweck das Kunstwerk bestimmt war, und nur ganz wenigen Personen der engsten Umgebung des Kaisers war es vergönnt, das Pectorale im Original zu sehen, da schon wenige Stunden nach der Ablieferung der deutsche Botschafter das Kreuz persönlich nach Rom überbrachte, nachdem er lediglich auf dessen Fertigstellung gewartet hatte.

Patente.

Patent-Anmeldung. 44a. W. 19 640. Stulpendoppelknopf, bei dem die beiden Knopfteile durch einen mit dem einen Knopfteil verbundenen Haken, Bügel oder Steg zusammenschließbar sind. Winter & Adler, Wien; Vertr.: C. Fehlert, G. Loubier, Fr. Harmsen und A. Büttner, Patentanwälte, Berlin NW. 7. 20. 9. 1902.

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 44 a. 204 254. Fingiertes Anhängeschloß, bestehend aus der Vereinigung eines anhängeschloßartigen Gehäusestückes mit einem Federringe. Rodi & Wienenberger, Akt.-Ges. für Bijouterie- und Kettenfabrikation, Pforzheim. 29. 6. 1903. R. 12 414.

44 a. 204 480, Ohrkettchen für Pincenez, mit einem Kegel an dem über das Ohr zu hängenden Ende. Fa. Joh. Friedr. Osterland, Leipzig. 10. 6. 1903. 0.2690.

44 a. 204 575. Feststellvorrichtung für Nadeln aller Art, besonders Krawattennadeln, bestehend aus einem Bügel mit ungleich langen, nach aufwärts gerichteten Schenkeln, von denen der kürzere mit einer Durchlaßöffnung für die Nadel versehen ist. Robert Gutsche, Liegnitz, Goldberger Straße 35. 25. 6. 1903. G. 11 158.

44 a. 204 697. Gliederring für Armbänder, Servietten, Krawattenringe und dergl., bestehend aus einem federnden Bügel, dessen Enden durch Lenker mit einem bogenförmigen starren Verschluß

stück verbunden sind. Fa. Christian Ecker jun., Pforzheim. 6. 7. 1903. E. 6255.

44 a. 204 761. Riemenschnalle, bei welcher der Riemen mittels einer Rolle und einer gegen die Achse derselben schräg eingestellten Platte festgehalten wird. Conrad Kleinsorge, Barmen, Bendahler Straße 15. 7. 1. 1903. K. 18 200.

44a. 204 900. Aus einem Stück massiv gedrehter, mit Befestigungsgewinde versehener Kopf für Hutnadeln. Haller & Alberts, Attendorn. 5. 5. 1903. H. 21 032.

44 a. 204 903. Bandschließe, gebildet aus zwei übereinander gelegten Sicherheitsnadeln mit Doppelstange und Bandrücken. Stefan Röhm, München, Maximilianstr. 43. 7. 5. 1903. R. 12 191.

44 a. 205 059. Konische Blechschale im Inneren von Damenhüten, zum Zwecke, die Spitze der Hutnadeln von innen nach außen stets durch die gleiche Durchstichöffnung zu führen. Max Friede, Bocholt i. W. 29. 6. 1903. F. 10 061.

44b. 204 748. Aufspringzigarettendose mit brief kuvertartiger federnder Verschlußklappe. Louis Kuppenheim, Pforzheim. 22. 6. 1903. K. 19 380.

44a. 205 060. Anhänger, bestehend aus vier hufförmigen, zusammenschiebbaren, mit Emailbildern verzierten oder glatten Teilen. welche zusammengeschoben einen einzelnen Huf bilden. Fa. Emil Binder, Pforzheim. 2. 7. 1903. B. 22 468.

44 a. 205 068. Schmuckplatte, die mit Hakenansatz den Rändern von Kleidungsstücken, Gürteln oder Hüten aufgeschoben wird. Alfred Mohrbutter, Bleckede. 10. 7. 1903. M. 15 544.

Frage- und Antwortkasten.

Für brieflich gewünschte Fragebeantwortung bitten wir das Porto beizufügen. Die Herren Fabrikanten, Grossisten und Detailleure werden in ihrem und Aller Interesse höflichst aufgefordert, von der allezeit kostenfreien Benutzung dieser Abteilung den ausgiebigsten Gebrauch zu machen, Fragen allgemeiner und technischer Art uns einzusenden und an deren Beantwortung sich zu beteiligen. Auch dieser Teil unseres Blattes ist dazu geschaffen, zur gegenseitigen Belehrung beizutragen.

Fragen und Antworten:

Frage 485. Ich möchte Wachsmodelle, welche stark beschmutzt sind, wieder in Wachs oder Paraffin umgießen. Ist es möglich, diese Modelle in irgend einer Weise zu präparieren, damit sie nicht etwa beim Abgießen mit fließen? P. W. in P.

Antwort: Es wird Ihnen von einem Fachmann empfohlen, die Modelle mit einer weißen Schellack-Lösung zu bestreichen. Eine solche ist in jeder Droguenhandlung erhältlich.

Frage 488. Ersuche einen meiner werten Herren Kollegen, mir mitzuteilen, ob die Vergoldungseinrichtung von Schwann & Zimmermann, Berlin, empfehlenswert ist (mit Batterie) und ob sich selbe für Vergoldung von Kirchengeräten eignet, oder wo kann ich wirklich Geeignetes am besten und billigsten kaufen? Besten Dank im voraus. J. F. in D.

Antwort: Wenden Sie sich an die Deutsche Gold- und Silberscheide-Anstalt nach Frankfurt a. M., an Dr Th. Wieland, Pforz heim, oder auch an die Allgem. Gold- und Silberscheide-Anstalt, welche Ihnen mit Gewünschtem in bester Weise dienen werden. (Siehe deren Inserate im Inseratenteil.)

Frage 496. Wer liefert gute, weiche Kupferanoden? P. P. in W. Antwort: Für Sie gilt dieselbe Antwort wie auf Frage 488.

Frage 497. Wir bitten, uns gütigst Auskunft zu geben, von welcher Firma man reines Bergwerks-Silber (im Gegenteil zu den Erzeugnissen aus Gekrätzen) beziehen kann. S. & S. in B. Antwort: Zur Lieferung des Angefragten empfiehlt sich die Firma Victor Heberlein in Berlin NW., Universitätsstr. 3.

Fragen:

Frage 487. Welcher Kollege kann mir eine Spezialfirma für Perlmutterbestecke nennen? Besten Dank im voraus. D. R. in H.

Frage 491. Welche Firma liefert die vergoldeten und versilberten Hülsen für die sogenannten Duftträger (durchbrochene Kapseln von der Größe eines 20 Mark-Stückes)? H. Br. in B.

Frage 492. Könnte mir einer der Herren Kollegen mitteilen, wie das ff. Silber zu Juwelenstücken behandelt wird, daß es nicht so schnell anläuft und auch die weiße Farbe behält, wie man sie an den englischen Juwelenstücken, sowie an den mit Simili gefaßten Stücken sieht? G. K. in H.

Frage 495. Wer ist der Fabrikant der sogenannten Lohengringeflechte? Bitte möglichst um umgehende Antwort. Dank im H. O. in F.

voraus.

Frage 498. Wer ist der Fabrikant der Kragen- und Brustknöpfe aus einem Stück (Marke: Krementz-Plate)? B. G. in P.

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großherzogtums Baden, der Goldschmiede - Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier - Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Verantwortliche Redakteure: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig - Für den Sachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

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Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim

Für den volkswirtschaftlichen Teil:

VI. Jahrgang | Ersbeint am 1. und 15. eines jeden Monats | Leipzig, 1. Septbr. 1903

Der Englische Verbandstag.

Der deutsche Verbandstag in Köln ist vorüber; die Teilnehmer desselben schwelgen in den Erinnerungen an die dort verlebten schönen Tage, und der Verbandsvorstand rüstet sich zur Bearbeitung der Aufgaben, die ihm aufs neue gestellt worden sind. Wir sind sicher, daß es unsere Leser in hohem Grade interessieren wird, etwas über den Verlauf des Englischen Verbandstages zu erfahren, der vom 13. bis 16. Juli in London abgehalten worden ist und in seinem Verlauf viele Ähnlichkeit mit dem unsrigen hatte; bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß unsere Anregung bezüglich eines internationalen Verbandstages auf fruchtbaren Boden gefallen ist und daß wir bereits kurz nach Erscheinen unseres Artikels verschiedene zustimmende Briefe erhielten und auch der Pforzheimer Anzeiger, der die Stimmung der Fabrikantenkreise wiedergibt, unsere Idee als eine sehr nützliche und beachtenswerte zur Ausführung empfiehlt.

Der erwähnte Englische Verbandstag der „,N. A. G." oder des Nationalen Goldschmiede-Verbandes war der neunte, der seit Begründung des Verbandes stattfand, und wurde in den althistorischen Räumen der Londoner Guildhall, des prächtigen Innungshauses, abgehalten. Der Besuch war (wie bei uns) etwa 200 Personen aus allen Teilen des engeren britischen Reiches (England, Schottland und Irland) unter Einschluß (wie bei uns) der Fabrikanten und Grossisten, die erst, ebenfalls wie bei uns, seit etwa 2 Jahren aufnahmefähig sind. Der bisherige Vorsitzende, Herr Depree aus Exeter, war durch Todesfall am Erscheinen verhindert und an seine Stelle wurde gleich für das nächste Jahr Herr Walter Bull, Goldschmied und Stadtverordneter aus London, zum Vorsitzenden gewählt, nachdem durch den Schriftführer Jennings der Jahresbericht verlesen worden war. Aus letzterem sei erwähnt, daß der englische Verband nur über ein jährliches Einkommen von 5449 Mark 10 Pfg. verfügt und außer einem Bankguthaben von 4233 Mark 75 Pfg. nur einen Barbestand am Schluß des Jahres von 1606 Mark 55 Pfg. aufzuweisen hat. Die Ämter werden in England unentgeltlich verwaltet und selbst der Schriftführer, der die meiste Arbeit hat, hat in den 9 Jahren seiner Amtsführung außer seinen Auslagen noch keinen Pfennig Vergütung erhalten. Ideale Zustände!

Der erste Punkt der Tagesordnung betraf das Detaillieren der Grossisten, und es wurde zu diesem nach langer und erregter Aussprache eine Resolution gefaßt, die es als höchst ungerecht verurteilt, wenn gewisse Häuser dem Publikum zu Engros-Preisen verkaufen und geheim unter anderen Namen Detailgeschäfte betreiben, in London und in der Provinz und dadurch dem rechtmäßigen Detailleur erheblichen geschäftlichen Schaden zufügen. Die Verbandsmitglieder verpflichten sich, nur mit Firmen zu

arbeiten, die dem Wiederverkäufer gegenüber loyal handeln.*) In der Diskussion wurden den Grossisten böse Wahrheiten gesagt, und sie gewarnt, den Verband nicht zu verachten, weil er nur verhältnismäßig klein sei, der Verband würde trotzdem energisch die Interessen seiner Mitglieder wahren. Von Seiten der anwesenden Grossisten wurde natürlich das Verfahren der illoyalen Kollegen ebenso verurteilt, wie von den Detailleuren. Von ihnen war es keiner gewesen, und wenn sie wirklich einmal privatim verkauft hätten, so war es ein Freund des Chefs gewesen. (Na also!)

Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die Umgehung der Plate Licence". Letztere bedeutet eine ausdrückliche behördliche Erlaubnis an die Gold- und Silberschmiede, mit Goldund Silberwaren zu handeln, etwa wie bei uns die Droschkenkutscher einen Fahrschein haben müssen, und für diese ist jährlich je nach der Ausdehnung des Geschäfts 46 bis 115 Mark an die Steuerbehörde zu bezahlen. Es laufen nun in England viele Leute umher, die mit Gold- und Silberwaren handeln, oder vielmehr hausieren, ohne ein festes Geschäft zu haben, etwa wie bei uns Uhren und Goldwaren in Kasernen usw. vertrieben werden, und gegen diesen unlauteren Wettbewerb richtet sich die Agitation des Verbandes, da die Behörden nicht streng genug dagegen einschreiten. Es gibt außerdem Grossisten, die sich in den Ministerien, Postämtern usw. Agenten unter den Beamten halten, die ihre Waren vertreiben müssen und die zum Schein eine Lizenz lösen, aber auch außerhalb des Geltungsbereiches derselben Geschäfte machen, zum Schaden der rechtmäßigen Detailleure. Ein Redner erwähnte dabei, daß sogar in Irrenhäusern derartige Leute ihr Unwesen treiben.

Der dritte Punkt der Tagesordnung, und das wird unsere Leser wieder mehr interessieren, betraf das Doublé. Doublé wird in England meist unter der Bezeichnung „rolled gold“ in den Handel gebracht, was soviel wie gewalztes Gold bedeutet. Der Verband faßt den Beschluß, die Behörden zu ersuchen, auf Grund der Merchandise Marks Act (welches Gesetz auch den famosen „made in Germany"- Paragraphen enthält, zu verordnen: daß Double-Artikel nicht mehr als rolled gold, gold-filled (goldgefüllt) oder gold cased (mit Gold umhüllt) verkauft werden dürfen, und daß sie vielmehr als rolled gold plate, also goldplattiert bezeichnet werden sollen, was dem englischen Worte electro-plate für Alfenidewaren dem Sinne nach entspricht. Die Sache ist für uns Deutsche insofern von Bedeutung, als der weitaus größte Teil

*) Bei uns kommt so etwas nicht vor, Gott sei Dank! Wenn ein Grossist in der Nachbarschaft seiner bisherigen Abnehmer wieder einen Anfänger etabliert und dadurch die Konkurrenz vermehrt, so handelt er gewiß nicht unloyal.

der in England im Handel befindlichen Doublé-Waren aus Pforzheim stammt und sich beim Publikum sehr gut eingeführt hat, so daß sich die englischen Fabrikanten, die bei weitem nicht so gute maschinelle Einrichtungen für die Erzeugung von Doublé-Schmuck haben, wie die Pforzheimer, sich dadurch in ihren Interessen gefährdet fühlen. Es wird mit diesen Double-Waren in England ja leider ein großer Schwindel getrieben, indem z. B. Doublé-Fächerketten, die im Dutzend 20 Mark kosten, im Detail mit Mark 10.— das Stück verkauft werden. Das ist aber nicht die Schuld der deutschen Fabrikanten, sondern der englischen Grossisten, die die Ware nicht billig genug bekommen können, aber enorm daran verdienen wollen.

Die anderen Punkte der Tagesordnung wie z. B. der Befähigungsnachweis für Optiker u. dergl. sind für unsere Leser weniger von Interesse, obgleich sie auf dem Londoner Verbandstage eingehend besprochen wurden, da auch viele Optiker Mitglieder des Verbandes sind, weil sie auch Goldwaren führen.

Daß sich an den Verbandstag ein Liebesmahl mit Konzert schloß, wie bei uns, ist selbstredend, ebenso, daß bei dieser Gelegenheit auf alle möglichen und unmöglichen Personen und

Dinge Toaste ausgebracht wurden. Wie bei uns, fand auch an einem Tage eine Dampferfahrt statt, und zwar die Themse aufwärts bis Henley. Wer jemals, wie Schreiber dieses, diese Fahrt im Ruderboot an den verschiedenen Städtchen vorbei und durch mancherlei Schleusen, durch die liebliche englische Landschaft gemacht hat, wird diese Wahl als eine sehr glückliche bezeichnen. Die obere Themse hat nichts gemein mit dem schmutzigen, lastentragenden Strome dicht bei London, sie ist ein fröhliches Kind der Niederung und erinnert an vielen Stellen an die schönsten Punkte der Oberspree oder auch an die reizvollen Ufer des Neckars zwischen Wimpfen und Eberbach, obgleich die Hügel weniger hoch sind.

Besonders verdient um den Englischen Verband ist der seit neun Jahren seines Amtes waltende Herr Thomas Field, der Schriftführer, dem eine künstlerisch ausgeführte Adresse überreicht wurde. Wir erwähnen dies, weil Herr Field im Namen des englischen Verbandes den in Köln tagenden deutschen Kollegen ein herzliches Telegramm gesandt hat, ein Beweis der Sympathie, deren sich unsere deutschen Bestrebungen bei unseren englischen Vettern erfreuen. Vielleicht kommen wir doch einmal zusammen!

Unter hohem Druck.

Die Bearbeitung und das Verhalten der Metalle. Von Ingenieur A. Wittlinger, Stuttgart.

Unzertrennlich mit dem Begriff Metall" ist auch dessen Beoder Verarbeitung, d. h. dessen Verwandlung vom rohen Zustand in Gebrauchsgegenstände, und obgleich die Verarbeitung selbst in vielerlei Arten oder Stadien zerfällt, so wird man doch stets zu unterscheiden haben zwischen der Bearbeitung im warmen oder derjenigen im kalten Zustand.

In der Regel geht die Bearbeitung im warmen Zustand, d. h. Gießen, Walzen, Pressen etc., derjenigen im kalten Zustand voraus und soll erstere in vorliegender Arbeit, als allgemein bekannt, nicht weiter behandelt, sondern auf die so sehr interessanten Resultate und Erscheinungen hingewiesen werden, welche die vom Verfasser seit lange fortgesetzten Versuche beim Bearbeiten von Metallen unter hohem Druck ergeben haben.

Diese Versuche erstreckten sich vorzugsweise auf das Pressen oder Prägen der Metalle im kalten Zustand.

Obgleich das Pressen oder Prägen von Metallen im kalten Zustand unter hohem Druck nicht neu, in einigen Besteck- und Munitionsfabriken sogar schon seit Jahren in Anwendung ist, so mußte man sich mit der Druckgrenze stets nach der Stahlqualität der Prägewerkzeuge richten, d. h. bei übermäßigem Druck war stets das Zerspringen der Stanzwerkzeuge zu befürchten, oder mit anderen Worten, man mußte seine oft recht teueren Werkzeuge dem Arbeiter (Stanzer) auf Gnade oder Ungnade überliefern, und warum, weil der wirkliche Grund für das Zerspringen der Werkzeuge nicht bekannt war.

Heute, nachdem wir hierin klar sehen, muß man sich fragen, weshalb man nicht früher der Sache auf den Grund ging. Nun eben deshalb, weil man sich traditionell in das Unabänderliche fügte und von der allgemein üblichen Ansicht ausging, das Pressen und Prägen dürfe nur unter einem rasch wirkenden Schlag oder Stoß erfolgen, d. h. mittels Fallwerk oder Spindelpresse, während die Münzprägemaschine, deren Stempelbewegung, weil durch Kniehebel hervorgerufen, wesentlich langsamer von statten geht als beim Fallwerk oder bei der Spindelpresse, uns hierin als Fingerzeig hätte dienen können.

Bei seinen Prägeversuchen ging der Verfasser direkt zur Langsamprägung über und benutzte hierzu teils eine Spindelpresse mit einfachem Gewinde von geringer Steigung, teils eine hydraulische Presse.

Führen wir uns den Vorgang beim Prägen nach dem seitherigen (Schnell-) System vor Augen, so werden wir finden, daß das zu prägende Metall während der kurzen Prägedauer hart und elastisch wird und infolgedessen, sowie infolge des im Metall zur Wirkung kommenden Beharrungsvermögens, nach erfolgtem Druck wieder etwas zurückgeht, so daß namentlich bei tiefgravierten Stanzwerkzeugen entweder mehrere Prägeoperationen mit dazwischen vorgenommenen Glühungen angewendet werden müssen, oder man hat dem Prägestück einen wesentlich höheren Druck zu geben, als das Material bei richtigem Prägeverfahren nötig hat, aber dann riskiert man die Stanzwerkzeuge und braucht außerdem mehr Betriebskraft, als absolut nötig.

Sodann kommt es, namentlich beim Prägen von Gegenständen mit erhabenen Partien, oder beim Einsenken von Stahlstempeln in Stahlmatrizen, nicht selten vor, daß die senkrecht und scharfkantig aufsteigen sollenden Partien a a in beistehender Skizze rund abgezogen erscheinen. Dies rührt einesteils ebenfalls vom raschen Druck, andernteils von der eine große Reibung verursachenden unteren Fläche des Stempels her.

Auch hier ist also, wenn wir schon auf den ersten Druck eine scharfe Prägung erzielen wollen, beim alten System eine übergroße Druckwirkung zu veranlassen und ein Zerspringen der Prägewerkzeuge zu befürchten.

Beim neuen Prägeverfahren wird für den einzelnen Druck eine etwas längere Zeitdauer beansprucht als beim alten, da aber in einer Operation dabei mehr erreicht wird als beim alten Verfahren, so ist die neue Methode trotzdem leistungsfähiger als die seitherige.

Das neue Prägeverfahren besteht darin, daß das zu prägende Metall einem stetig und gleichmäßig zunehmenden Druck ausgesetzt und dadurch nahezu in einen plastischen Zustand übergeführt, auch in diesem so lange erhalten wird, bis alle Elastizität aus dem Metall verschwunden und dasselbe sich innig an die Form der Prägewerkzeuge angelegt hat.

Obgleich es nun manchem Fachmann erscheinen mag, als ob bei diesem Verfahren den Werkzeugen mehr zugemutet werde als früher, ist dem deshalb nicht so, weil der Druck langsam erfolgt und sich gleichmäßig fortschreitend steigert, währenddessen erwärmt

sich das zu prägende Metall dem Druck entsprechend und schmiegt sich willig der Form der Werkzeuge an.

Auf diese Weise können die Prägewerkzeuge einem hohen Druck ausgesetzt werden, ohne eine Beschädigung befürchten zu müssen, auch haben die vielen Dauerproben ergeben, daß gerade die Stanzwerkzeuge beim Prägen unter hohem Druck eine vielfach längere Gebrauchsdauer haben, als beim Prägen mittels Schlag oder Stoß.

Als Beweis hierfür sei erwähnt, daß mit einem Paar ungehärteter Kaffeelöffelstanzen aus gewöhnlichem Stanzenstahl, welche eben vom Graveur kamen, sechs Stück silberne Kaffeelöffel in je einem Druck fertig geprägt wurden, ohne daß an dem Stanzenwerkzeug nachher irgend welche Veränderung wahrzunehmen oder Eindrücke zu sehen waren, dabei waren die betreffenden Silberbrandeln nur von Hand roh ausgeschmiedet. Auf Grund umfangreicher Prägeproben konnte festgestellt werden, daß beim Hochdruckverfahren die Prägewerkzeuge ohne jede Gefahr und auf die Dauer einem Druck bis 150 kg pro qmm Prägefläche ausgesetzt werden können.

Nachdem der Verfasser einmal beim Prägen so überraschend günstige Resultate zu verzeichnen hatte, dehnte er seine Versuche auch auf das Einsenken von Stahlstempel im kalten Zustand aus, trotzdem hervorragende Münz- und Stahltechniker der Ansicht waren und zum Teil heute noch sind, daß nur unter heftiger, blitzartiger Schlagwirkung mit Erfolg eingesenkt werden könne.

Nun, die Versuche ergaben genau das Gegenteil, nicht allein, daß man in einer, höchstens in zwei Operationen mit reich ver

ziertem Prägestempel von verhältnismäßig tiefer Profilierung das weiche Stahlgegenstück wie Butter kneten konnte, sondern der dazu verwendete Stahl wurde bei diesem Vorgang sozusagen einer Veredelung hinsichtlich Sehne und Korn unterworfen, welche auf die Dauerhaftigkeit solcher Werkzeuge nur den günstigsten Einfluß ausüben muß.

Für solche Prägearbeiten hat sich im Verlauf der Zeit die hydraulische Presse in Verbindung mit einer eigens für diesen Zweck konstruierten Preßpumpe als einzig geeignet erwiesen, während zum Pressen von Metallkörpern, deren Länge das Vielfache vom Durchmesser oder vom Querschnitt beträgt und auf welches Verfahren wir in einem späteren Abschnitt zurückkommen werden, die Spindelpresse mit entsprechend geringer Spindelsteigerung in liegender Anordnung vorzuziehen ist.

Nachdem wir nun gesehen, daß das Prägen und Pressen unter hohem Druck dem seitherigen Verfahren sowohl bezüglich Leistungsfähigkeit als auch bezüglich Schonung der Werkzeuge weit überlegen ist, so müssen wir noch als besonders vorteilhaft hervorheben, daß auch die Anschaffungskosten einer maschinellen Einrichtung für das Hochdruckprägeverfahren sich kaum halb so hoch stellen, als diejenigen für eine Einrichtung nach dem alten System, und daß an Betriebskraft ebenfalls nur etwa halb so viel in Rechnung zu nehmen ist als früher.

Auf Wunsch ist der Verfasser gerne bereit, reflektierenden Firmen bei Anschaffung solcher Einrichtungen beratend zur Seite zu stehen, event. deren Lieferung und Übergabe im Betrieb zu

übernehmen.

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Neue Elemente. Neue Strahlen. Leuchtende Brillanten und strahlende Diamant-Imitationen.

Die klassische Zeit der Isolierung neuer chemischer Elemente liegt eigentlich schon weit hinter uns. Wenn man früher bestrebt war, die Reihe der Elemente zu vergrößern, so gibt es heute eine große Anzahl von bedeutenden Gelehrten, denen es wie ein Traum vorschwebt, man müsse doch die vielen Elemente auf einige wenige Urstoffe zurückführen können. Von Zeit zu Zeit aber wird nicht nur die Laienwelt, sondern auch die Wissenschaft durch die Entdeckung solcher Körper in Erstaunen gesetzt, die sich gegen eine weitere Zersetzung entschieden wehren. Solche Stoffe nennt man Elemente. Bereits im Jahre 1892 hatte Lord Rayleigh gefunden, daß der Stickstoff, den man aus der Luft isoliert, um eine Kleinigkeit schwerer war als derjenige, der aus Stickstoffverbindungen hergestellt wird. In Gemeinschaft mit Ramsay führten die weitern Arbeiten 1894 zur Entdeckung eines neuen Gases, welches man Argon nannte. An diese Entdeckung knüpften sich dann noch eine Reihe andre. Man fand nämlich, daß auch das Argon noch von mehrern gasförmigen Körpern begleitet ist, die sämtlich mit dem Stickstoff verwandt sind, sich von diesem aber dadurch unterscheiden, daß sie an chemischen Reaktionen nicht teilnehmen. So fand man denn bei dieser Gelegenheit auf der Erde auch endlich das Helium, von dessen Vorkommen in den höheren Schichten der Sonnenchromosphäre und ihren Protuberanzen man allerdings schon seit Jahren wußte. Während es im Granit, Basalt im Glimmerschiefer, im Samarskit und im Monazit, welch letzterer uns bekanntlich die für die Darstellung der Gasglühlichtstrümpfe wichtigen Salze liefert, nur in ganz minimalen Mengen vorkommt, scheint das Helium einen. gewaltigen Bestandteil der glühenden Sonnengase auszumachen. Die andern Begleiter des Stickstoffs, das Neon, Xenon und Krypton, lassen sich heute, nachdem durch Linde das Verfahren, Luft zu verflüssigen, ausgearbeitet ist, bedeutend leichter her

stellen.

Zwei Jahre nachdem Ramsay und Rayleigh ihre Arbeiten. veröffentlicht hatten, entdeckte H. Becquerel, daß Urankaliumsulfat und salpetersaures Uran Strahlen aussenden, welche auf der photographischen Platte chemische Veränderungen hervorrufen. und einen Schirm, der mit Baryumplatincyanür bestrichen ist, zum Leuchten bringen. Eine andre Merkwürdigkeit dieser Strahlen war ihre Eigenschaft, undurchsichtige Körper zu durchdringen alles Eigenschaften, die man von den Röntgenstrahlen her schon kennt. Die Intensität der Becquerelstrahlen entspricht dem Gehalt eines Körpers an Uran. Nun stellte sich aber sehr bald heraus, daß Uranmineralien eine größere Fähigkeit besitzen, solch merkwürdige Strahlen auszusenden. Besonders die Pechblende fiel in dieser Beziehung auf, und die nähere Untersuchung ergab dann, daß dies auf ihren Gehalt an Wismut, Blei, Baryum und Thorium zurückgeführt werden mußte, die sämtlich von strahlender Materie begleitet sind. Man erkannte bei der Isolierung des wirksamen Körpers, daß man es ebenfalls mit einem neuen Element zu tun hatte. Man nannte es Radium (Radius, der Strahl) und seine Eigenschaft, Strahlen auszusenden, Radio-Aktivität.

Einige Forscher glaubten dann nicht nur ein, sondern mehrere neue Elemente gefunden zu haben, denen man die Namen Polonium und Actinium gab. Jedoch erwies sich diese Ansicht als nicht zutreffend. Anders liegen jedoch die Verhältnisse bei dem Radioblei. Dieser neue Körper ist nicht etwa eine Verbindung des Radiums mit Blei, sondern es besitzt Eigenschaften, welche teils dem Blei und teils dem Radium zukommen. Wie letzteres sendet es Strahlen aus, vom Blei unterscheidet es sich aber durch die Löslichkeit seiner Chlorverbindung (Chlorblei ist wasserunlöslich). Auch die chromsauren und schwefelsauren Salze des Radiobleis sind verschieden von denen des Bleis.

Derjenige Körper aller radioaktiven Substanzen, welcher am meisten wirksame Strahlen aussendet, ist das Radiumbromid und nicht

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