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Amtliches Organ des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen, des Vereins der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede Württembergs, der Freien Vereinigung des Gold- und Silberwaren-
Gewerbes für Berlin und den Reg.-Bezirk Potsdam, des Vereins der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
des Großzherzogtums Baden, der Goldschmiede-Werkgenossenschaft Berlin, der Kölner Juwelier Vereinigung,
der Freien Vereinigung der Juweliere, Gold- und Silberschmiede des Reg.-Bezirks Stettin, der Goldschmiede-
Innung Schwerin, der Freien Vereinigung der Gold- und Silberschmiede zu Görlitz, des Kreditoren-Vereins
für die Gold, Silberwaren- und Uhren-Industrie Pforzheim, der Kunstgewerbe-Vereine Hanau und Pforzheim,
J des Gewerbemuseums Gmünd, der 3entralstelle Schmuck und Mode &

Begründet und berausgegeben von Wilhelm Diebener, Leipzig 21, Schützenstr. 15
Verantwortliche Redakteure: Syndikus Herm. Pilz, Leipzig - Sür den Sachtechnischen Teil: Goldschmied Friedr. Puch, Leipzig

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Für den kunstgewerblichen Teil: R. Rücklin, Pforzheim Für den volkswirtschaftlichen Teil:

VI. Jahrgang | Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats

Festgrufz

Leipzig, 1. August 1903

zum dritten Verbandstage in Köln

Wir finden wieder uns zusammen
3u Köln am rebumkränzten Rhein,
Der Lieb' und Treue heil'ge Flammen,
Sie sollen neu entfachbet sein.
Was in der 3eit wir auch erfahren

An heitrer Freude, düstrem Schmerz,
Wir konnten doch wie sonst bewahren
Der edlen Kunst ein treues Herz!

Ernst ist die Zeit, der Arbeit Segen

Will von uns schwer errungen sein, Es gilt die fleiß'ge Hand zu regen,

Soll unsres Handwerks Frucht gedeihn. Auf Gott und seine Güte bauen,

Das trägt die Seele himmelwärts, Es schlägt in uns voll Gottvertrauen

Der edlen Kunst ein treues Herz!

Du, deutscher Goldschmied, deine Werke,
Von manchem Feind sind sie bedroht,
Doch in der Einheit liegt die Stärke,
Die überwindet alle Not.

Wir werden doch den Sieg erringen,
Brennt heiß auch mancher Wunde Schmerz,
Wir werden stets in Ehren bringen.

Der edlen Kunst ein treues Ferz!

Ja, wir sind eins, ein Geist, ein Streben
Umschlingt in Lieb' uns allezeit,
Was unsre Eintracht uns gegeben,
Bestehen wird's in Ewigkeit!
3u ernstem Rat, zu ernsten Taten,

Doch auch zu goldner Freude Scherz
Bringt mit auf euren Wanderpfaden
Der edlen Kunst ein treues Herz!

Hermann Pilz

Das Handwerk im Wandel der Zeit.

Wie das Handwerk sich nur auf dem gesunden Boden einer nach Entfaltung drängenden Kultur entwickeln konnte, so war auch der machtvolle Aufschwung der Technik nur auf dem goldenen Boden des Handwerks möglich; denn jede Kultur steht in Wechselwirkung mit technischer Arbeit. Und gerade diese Arbeit kann nur dann zu fruchtbringender Entwickelung gelangen, wenn der ethische Sinn des Volkes ihr Hebel ist. Was sind uns Eisenbahnen, Dampfschiffe, Elektrizität und alle Maschinen, wenn nicht. mit ihnen gleichzeitig eine Veredelung und Verfeinerung des menschlichen Gemütslebens an Boden gewinnt? Daher ist die Entwickelung der Maschinentechnik das charakteristischste Merkmal des ethischen Fortschrittes der Menschheit.

Weisen die Spuren der Geschichte der Technik schnell in die Gliederung des Handwerks, so zeigt das Handwerk seine Jahrtausende zählende Entwickelungszeit. Erst die Steigerung der Intelligenz, die weitgehende Erfahrung und Bereicherung durch Wissenschaft konnte den außerordentlich schnellen Übergang zur Maschinentechnik ermöglichen. Hierbei waren es besonders die früher intensiver gepflegten Wissenschaften: die Philosophie, Jurisprudenz und Medizin, die den Boden für den Samen empfänglich machten. Es ist wunderbar, wie der Genius Goethes in Faust den Prototyp der Menschheitsentwickelung aus dem dunklen Mittelalter in seine eigene genußfrohe Gegenwart übersetzte und wie er ihn schließlich ahnungsvoll zu der eigentlichen Menschheitsaufgabe, nach dem langen Weg der Läuterung, nach dem Studium und nach dem Genuß am Leben, zur Technik bekehrt, zur einzigen Wissenschaft, die mit Erfahrung, mit Können und mit der Ethik in Wechselwirkung ist. Ist doch Goethe selbst dieser Faust, der das reiche Leben auf sich wirken ließ und in sich alles zu universeller Weltweisheit kristallisierte. Die technischen Probleme aller Art, Entwässerung von Sümpfen, Verbesserung von Verkehrswegen und Gewinnung von Land für die Menschheit sind der Weisheit letzter Schluß des weltweisen Faust am Ende seiner Tage:

Vom Lager auf, ihr Knechte! Mann für Mann!
Laßt glücklich schauen, was ich kühn ersann!
Ergreift das Werkzeug, Schaufel rührt und Spaten!
Das Abgesteckte muß sogleich geraten!

Wie es auch möglich sei,

Arbeiter schaffe Meng' auf Menge,

Ermuntere durch Genuß und Strenge,

Bezahle, locke, presse sie!

Mit jedem Tage will ich Nachricht haben,
Wie sich verlängt der unternommene Graben.
Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene. . .“

Der weitere Lauf der mächtigen Gedanken zeigt den Menschen und Völker umfassenden Geist, den Geist, der zum Heile der anderen Menschen schaffen will und mit den errungenen Werken, die die Arbeit adeln und zur Freiheit führen, sein Dasein beschließt. Darin liegt zweifellos ein Loblied auf die nutzbringende Arbeit des Technikers, wie es überzeugender nicht klingen kann. In der Tat ist die ganze Entwickelungszeit der Menschen von technischer Arbeit erfüllt, und erst das Bewußtsein, einen gewissen Kulturgrad erreicht zu haben, konnte das sprungweise Heraustreten aus dem engen Bann des Handwerks ermög

lichen. Der Verfolg dieser Entwickelung führt notwendigerweise zur Erkenntnis, daß die Existenz des Handwerks nur noch in engen Grenzen liegen kann, und daß die intelligente Beobachtung der Gegenwart für den strebenden Handwerker zur Pflicht wird, um seinen Beruf mit dem Zuge der Zeit in Einklang zu erhalten. Zweifellos muß jeder Handwerker heute damit rechnen, daß der mechanische Motor seine beste Hilfe, sowie sein erster Geselle ist; der Motor selbst ist der vom Techniker erzeugte mechanische Mensch, der seine belebende und geistige Leitung vom Herrn und Meister erhalten muß.

Greifen wir Einzelheiten aus den tausendfachen Berufen heraus, die sich im Wandel der Zeiten fortlaufend Veränderungen unterwerfen mußten, so ist unter dem Verständnis des Wortes Technik auf der ethischen Grundlage die Verwandlung aller Arbeitsleistung erklärlich. Denn im Geist der Sache ist jede Arbeit technisch", und zwar eine Kombination von chemischen, physikalischen und mechanischen Gesetzen. Und wann hätte je die Menschheit dieser ,,technischen Arbeit" entraten können? Nennen wir doch die Kulturstufen des grauesten Altertums „Steinzeit und „,Bronzezeit" und geben ihnen somit nach der Beschäftigung und „,technischen" Fähigkeit des Menschen die Beurteilung. Und wie vor tausenden von Jahren dieser Kultureinfluß maßgebend war, so ist er es im Wandel der Zeit noch heute, so daß die Technik, unter welcher Form oder unter welchem Namen sie auch auftritt, immer als ihr maßgebendster Gradmesser gelten kann. Es ist dabei von Interesse, zu beobachten, wie die Ingenieurleistungen im Altertum sowohl wie in der Neuzeit nach gleichen Zielen streben, und wie nur die Anwendung der Mittel zur Erreichung des Zweckes je nach dem Kulturstand des Zeitalters den Unterschied kennzeichnet. Ein Bewässerungsreservoir von größerem Rauminhalt wie der Mörissee, der 11 800 Millionen Tonnen Wasser zwischen dem hohen und niedrigen Wasserstandszeichen hielt, werden wir sobald nicht sehen, trotzdem wir eifrigst den Bau von Riesentalsperren pflegen. Die Ablenkung des Nilbettes, die Jahrhunderte hindurch die Technik interessierte, war einer nicht unglaubwürdigen Tradition nach Tatsache; der Nil floß damals am Fuß der lytischen Berge. Im Transport riesiger Lasten waren bereits die alten Ingenieure Meister, die Obelisken in Rom und in Ägypten, die Riesenstatuen daselbst und der Bau von Städten wie Theben, an denen man 200 Jahre zu schaffen hatte, beweisen dies. Aber die Leistungen des Altertums, vor allem die sogenannten sieben Weltwunder, sind, vielleicht mit Ausnahme des Leuchtturms von Alexandrien, der doch zum Nutzen der Schifffahrt diente, mithin ein Zeichen ethischer Arbeitsleistung war, nie oder selten der Ausdruck einer der Allgemeinheit nützenden Kultur, während die Ingenieurwissenschaften unserer Zeit auf der ethischen Grundlage der allgemeinen Nutzanwendung ihre Ziele verfolgt. Der heutige Ingenieur benutzt nicht nur die Wissenschaft, sondern ist häufig in der Lage, ihr die Wege zu weisen: gerade wie der intelligente Arbeiter an seiner Maschine heute nicht selten derjenige ist, der dem wissenschaftlichen Ingenieur die Wege aus der Praxis heraus zeigen kann. Das alles würde unerreichbar gewesen sein, wenn nicht die Schule des Handwerks für das Individuum und der Geist der wissenschaftlichen Volksbildung für die Allgemeinheit im Wandel der Zeit den Boden für den Aufschwung der Technik vorbereitet hätte. H. A.

Internationale Rundschau.

England. Das Geschäft hat in den letzten Wochen eine kleine Aufbesserung erfahren, ist aber immer noch beträchtlich hinter dem Durchschnitt zurück. Hier und da berichtet ein Juwelier über besseren Geschäftsgang, oder einer oder der andere Fabrikant hat einen Artikel ausfindig gemacht, der geht, aber von allgemeiner Besserung ist noch nichts zu spüren, deshalb ist die Lage der kleinen Geschäfte immer noch eine wenig erfreuliche. In den großen Städten, wo am meisten Schmuck abgesetzt wird und der Geschäftsgang auch in anderen Branchen ruhig ist, haben die grossen Massen kein Geld für Schmuck, selbst nicht für den ganz billigen. In Manchester z. B. ruht das Bijouteriegeschäft fast vollständig; die dort heimische Kohlen- und Maschinenindustrie hat zwar zu tun, aber das sonst so blühende Baumwollengeschäft ist beinahe am Aussterben, da Amerika fast alle seine Baumwolle selbst verarbeitet und wenig mehr ins Ausland gehen läßt. Die Stapelartikel Nordenglands und Schottlands gehen ebenfalls wenig. Zwar weisen die Berichte des Handelsministeriums eine Abnahme des Imports fremder Waren um etwa 1, Millionen im letzten Monat nach, dabei sind aber 1 Million Rohstoffe einbegriffen, und das gibt der Sache ein anderes Aussehen. Der Export ist dagegen um ebenfalls 1 Millionen gewachsen, in den letzten fünf Monaten um 6 Millionen. Die Preise sind überall heruntergegangen und drohen noch weiter zu fallen, die Kosten des Lebensunterhaltes sind um 30% gestiegen, dazu noch die Erhöhung der Steuern und man wird die allgemeine ungünstige Geschäftslage erklärlich finden.

Man erwartet in England einen besseren Absatz von Schmuck nach Südafrika, nicht so nach Australien, wohin in der letzten Zeit meist Doublé und 9 karätige Waren geliefert worden sind, die zum größten Teil aus Deutschland kamen. Die neue Schutzzollpolitik Australiens hat den Export dorthin für die nächsten zwei oder drei Jahre lahm gelegt, und man befürchtet ein gänzliches Aufhören desselben, wie es auch mit Kanada der Fall war, das seinen Schmuckbedarf jetzt hauptsächlich aus den benachbarten Vereinigten Staaten bezieht.

In London hat sich eine Vereinigung von drei Londoner und drei Amsterdamer Diamantfirmen gebildet, um die kleineren Diamanten, die sogenannten Melées, für lange Zeit allein und ausschließlich dem Diamantensyndikat abzunehmen und dadurch der Unsicherheit in diesem Artikel ein Ende zu machen.

Frankreich. Auch in diesem Lande erfuhr das Schmuckgeschäft eine kleine Verbesserung, die im Juni einsetzte und im Juli bei vermehrtem Fremdenverkehr und beständigerem Wetter anhielt; der Aufschwung macht sich besonders in Brillantschmuck bemerkbar und zwar durch die Anwesenheit amerikanischer geschäftlicher, nicht Privatkäufer. Lalique hat zum ersten Male seine Kunstschmucksachen in der Grafton-Galerie in London dem englischen Publikum geschlossen vorgeführt; man hat sie natürlich sehr bewundert, findet aber, daß ein so vorzüglicher Goldschmied wie Lalique weniger Stücke anfertigen sollte, die nur für Kunstgewerbe-Museen Interesse haben, als solche, die auch wirklich von Leuten, die das Geld dazu haben, getragen werden können.

Eine großartige Versteigerung aus dem Nachlasse einer Frau Lelong hat jüngst in Paris stattgefunden und im ganzen beinahe 9 Millionen Franken gebracht. Darunter waren ein Tafelaufsatz im Stil der Régence, der 6100 Franks ergab, ebensoviel erzielte ein japanischer Parfum-Räucher-Apparat, zwei Louis XV. Leuchter wurden mit 7000 Francs bezahlt, eine Louis XV. Pendule, einen Elefanten auf einem Felsen darstellend, sogar mit 11000 Francs, zwei Bronzegruppen, Pluto und Proserpina, und ein Raub der Sabinerinnen brachten 5000 Francs, eine Uhr aus dem Jahre 1771 mit dem Bildnis Georgs III. von England nebst einer MarsStatuette brachten sogar 24000 Francs.

Österreich-Ungarn. Im Juni wurden die von dem flüchtigen Edelsteinagenten Tauber versetzten Brillanten mit Hilfe eines

Wiener Juweliers bei den dortigen Pfandleihanstalten ausgelöst, wofür die Gläubiger ungefähr eine Viertelmillion Kronen ausgeben mußten. Der Wert der Edelsteine dürfte die Pfandsumme um etwa 30% übersteigen. Der österreichische Verband der Edelmetall- und Uhrenbranche hat sich nun auch eine schwarze Liste angelegt, in die alle solche Schuldner aufgenommen werden sollen, die, ohne Zahlungseinstellung oder Konkurs angemeldet zu haben, ihren Zahlungsverbindlichkeiten seit dem Jahre 1900 doch nicht nachgekommen sind und gegen die wegen vollständiger Vermögenslosigkeit auch gerichtlich nicht mit Erfolg vorgegangen werden kann. Diese Liste wird im Bureau des Verbandes aufliegen und dort auch über andere Firmen Auskunft erteilt werden, was für die deutschen, nach Österreich arbeitenden Häuser von Interesse sein dürfte. Die österreichische Geschäftswelt unseres Faches fühlt sich sehr verletzt durch den letzten Bericht der Pforzheimer Handelskammer, der die schlechten österreichischen Kreditverhältnisse abfällig beurteilt hatte, andererseits fühlt sie sich benachteiligt durch das Aufsuchen der Detailleure von Seiten der deutschen Fabrikanten. Letztere haben einen Fürsprecher im Pforzheimer Anzeiger gefunden, der den österreichischen Grossisten dasselbe vorwirft, was die deutschen Grossisten angeblich verschuldet haben. Schlechte Behandlung der Fabrikanten, Inanspruchnahme langer Ziele, Preisdrückerei und dergl. sollen das Geschäft verdorben und die Fabrikanten zum Aufsuchen der Detailleure veranlaßt haben. Gegen diese Vorwürfe wehren sich die Österreicher natürlich und sagen, daß der bessere Grossist dort stets coulant gegeu seine Lieferanten gewesen sei und man ihm, der die heimatlichen Verhältnisse besser kennt, das Geschäft nicht hätte verderben sollen. Jedenfalls ist hüben und drüben gesündigt worden, und auf beiden Seiten sollte man, wie der Pforzheimer Anzeiger sagt, mit allen Kräften bestrebt sein, dem Überhandnehmen schädlicher Ausschreitungen einen festen Wall entgegen zu setzen, damit das geschäftliche Niveau aus seinem gegenwärtigen Tiefstande wieder emporgehoben werde. Der Direktor des k. k. Hauptpunzierungsamtes in Wien, Herr Hofrat Alois Mader, tritt nach 44 jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand; mit ihm verläßt ein um das Punzierungswesen hochverdienter und allseitig beliebter Beamter den Staatsdienst, und auch viele deutsche Geschäftsleute, die amtlich mit ihm zu tun hatten, werden ihn vermissen. - Der Budapester Fachverein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede beging am 5. Juli das Fest des zehnjährigen Bestehens.

Russland. Eine internationale Kunst- und Gewerbeausstellung für Erzeugnisse der Metall- und Steinindustrie findet im November 1903 in Petersburg statt. Der Zweck der Ausstellung ist die Bekanntmachung des Publikums mit den Fortschritten, welche Rußland und andere Staaten im Gebiete der künstlerischen Bearbeitung der Metalle und Steine erreichten. Der Reingewinn der Ausstellung fließt der Gesellschaft für Pflege armer und kranker Kinder zu. Die Ausstellung befindet sich unter dem Protektorate der Großfürstin Elisabeth Mawrikiewna. Die Ausstellung wird in drei Gruppen eingeteilt: 1. russische, 2. ausländische, 3. orientalische Erzeugnisse. Die zwei ersten enthalten Juwelierarbeiten aus Edelsteinen, Halbedelsteinen und künstlichen Steinen, ferner aus Metallen und Legierungen, künstlerische Imitationen, Kirchengeräte und Ornamente, Bildhauerei und Gravierung auf Steinen. Alle Erzeugnisse sollen sich unbedingt durch künstlerische Ausführung auszeichnen oder originelle Form in der Zeichnung oder Herstellungsweise aufweisen können. Eine Preisverteilung findet wie üblich statt. Der Verkauf der Ausstellungsgegenstände wird unter der Bedingung gestattet, daß ebensolche Objekte gleichzeitig aufgestellt sein müssen. Die Platzgebühr beträgt 15 Rubel per Quadratarschin Bodenfläche und 5 Rubel per Quadratarschin Wandfläche. Die Ausstellung dauert mindestens zwei Monate und zwar in der Zeit zwischen dem 15. November und dem 10. Februar 1904.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika. Trotz der beständig steigenden Diamantpreise ist die Union noch immer der bedeutendste Abnehmer von Brillanten, deren Einfuhr dahin von 141⁄2 Millionen Dollars in 1893 auf 22 Millionen Dollars in 1902 gestiegen ist. Den amerikanischen Zollbehörden macht es aber großen Kummer, daß diese Steine nicht alle über den Hafen von New-York, sondern auch über andere Häfen eingeführt werden, so daß die Behörden die Kontrolle über die Einfuhr verlieren und nicht mit Unrecht vermuten, daß in den anderen Häfen Durchstechereien zur Umgehung des Zolles getrieben werden, da sie nicht überall kostspielige Sachverständige zur genauen Abschätzung des wahren Wertes der importierten Brillanten halten können und der Händler den Wert,

wenn überhaupt, so niedrig wie möglich angibt. Das freie Land wird wohl genötigt sein, die Einfuhr von Edelsteinen über andere Häfen als New-York zu verbieten. In Attleborough, dem nordamerikanischen Pforzheim, ist von Agitatoren des Internationalen Edelmetall-Arbeiter-Verbandes (hat jemand schon einmal etwas von einem solchen gehört?) der Versuch gemacht worden, die dortigen Goldarbeiter zu organisieren, d. h. auf gut deutsch, sie gegen ihre Arbeitgeber aufzuwiegeln. Sie hatten bei dem ruhigen und konservativen Charakter der dortigen Arbeiter trotz zweimaligen Anlaufes aber keinen Erfolg, auch in Baltimore nicht, und sind von diesen Arbeitern sehr kühl behandelt und mit ihren Beglückungsversuchen zurückgewiesen worden.

Internationaler Goldschmiedetag.

Eine Anregung.

Vor vierzehn Tagen war in London der Englische Verband der Gold- und Silberschmiede wie alljährlich vereinigt, um über die schwebenden Fragen zu beraten; die Zusammenkunft, über die wir noch eingehend berichten werden, war eine ganz großartige und übertraf alle ihre Vorgänger, sowohl hinsichtlich der Erledigung der Geschäfte als auch hinsichtlich der gebotenen materiellen Genüsse. Heute, wo dieses Blatt in die Welt hinausgeht, sind die deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Köln a. Rh. versammelt, um über ihre Angelegenheiten zu beraten und bei dieser Gelegenheit die weit berühmte Gastfreundschaft der Kölner Kollegen in vollen Zügen zu genießen; hoffentlich kann man auch von diesem Verbandstage, wenn er vorüber ist, sagen, daß er seinen Zweck erfüllt und ebenfalls seine Vorgänger nach jeder Richtung übertroffen hat. Eine Neuerung bietet der diesmalige Kölner Verbandstag, die ihm einen ganz besonderen Reiz zu geben verspricht, und das ist die mit ihm verbundene Ausstellung an Neuheiten, die die Besucher des Verbandstages interessieren. Wir dürfen, ohne unbescheiden zu sein, wohl das Verdienst für uns in Anspruch nehmen, die erste Anregung zu dieser Ausstellung gegeben zu haben, denn wir haben uns gleich nach dem Dresdner Verbandstag in der Nr. 20 vom 15. Oktober 1902 unter dem Titel: Verbandstag und Ausstellung mit dieser Frage eingehend beschäftigt, und so viel wir bis jetzt erfahren haben, wird sich die diesjährige Ausstellung in dem Rahmen halten, den wir damals als wünschenswert bezeichnet haben, klein, aber gut sein, alte Kölner Goldschmiedearbeiten und Neuheiten für den modernen Goldschmied bringen usw. Die Deutsche Goldschmiede-Zeitung" bedauert nicht, wie ihre verehrte Kollegin, das Journal, daß die Fachpresse auf dem Verbandstage nicht auch zu Worte kommt, die Deutsche Goldschmiede-Zeitung" ist zufrieden damit, das ganze Jahr über in ihren Spalten alle die deutsche Goldschmiedewelt bewegenden Fragen zu erörtern und freut sich dann um so mehr, wenn die von ihr gegebenen Anregungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind und früher oder später lebendige Gestalt gewinnen.

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Was wir in diesem Jahre bei Gelegenheit des Kölner Verbandstages in Anregung bringen wollen, wird im ersten Augenblick manchen als Utopie erscheinen, wenn er aber erfahren wird, daß ein ausländischer Verband bezw. eine ausländische ganz hervorragende Fachzeitschrift den in Köln versammelten deutschen Goldschmieden eine Sympathiekundgebung widmen werden, so wird er auch an die Ausführbarkeit unsres Vorschlages nicht zweifeln. Dieser besteht nämlich in nichts Geringerem, als in dem Wunsche nach Abhaltung eines internationalen Goldschmiedetages, der von Abgesandten der in Europa und Amerika bestehenden Goldschmiedeverbände beschickt werden müßte. Was ein solcher internationaler Goldschmiedetag soll? Nun, jeder, der auch nur ein bischen über die Grenzen unsres Vaterlandes

hinausgesehen und sich mit dem Leben und Treiben unsrer Fachgenossen im Auslande beschäftigt hat, weiß, daß auf der ganzen Welt die Goldschmiede ungefähr an denselben Stellen der Schuh drückt, wie bei uns. Das gegenseitige Verhältnis von Detailleuren, Grossisten und Fabrikanten zueinander, das Vorgehen gegen die Anpreisung unechter Steine als Diamanten, das Detaillieren der Fabrikanten, der Verkehr der Grossisten mit dem Privatpublikum, das Lehrlings- und Fachschulwesen, die Versicherungsfrage usw., usw. beschäftigen die ausländischen Fachkreise in gleichem Maße wie uns in Deutschland. Es dürfte daher gar nicht übel sein, wenn einmal die Vertreter der Verbände aus den verschiedenen Ländern zusammenkämen, um ihre Meinungen und Erfahrungen gegenseitig auszutauschen, und vor allen Dingen auch bei dem regen Verkehr in Juwelen, Gold- und Silberwaren zwischen den Kulturländern etwaige Schäden dieses Verkehrs (z. B. Behandlung bei der Punzierung, Zollsätze u. dergl.) zu besprechen und das Resultat dieser Besprechungen den Regierungen der betreffenden Länder zu übermitteln. Die Befürchtung, die einige haben mögen, daß die Verständigung zwischen den Vertretern der einzelnen Nationen schwierig sein möchte, kommt gar nicht in Betracht, denn erstens kann es sich bei den Verhandlungen nur um deutsch, englisch und französisch handeln, welcher Sprachen bei uns wohl jeder gebildete Goldschmied mächtig ist, und zweitens gibt es doch auch genug Leute in unserem Fache, denen, wie dem Schreiber dieses, der liebe Gott die Gabe verliehen hat, sich in mancherlei Zungen verständlich zu machen, und die erforderlichen Falles als Dolmetscher dienen könnten.

Wir denken uns die praktische Ausführung der Sache folgendermaßen. Wir glauben, den Gedanken vieler deutscher Goldschmiede Ausdruck zu geben, wenn wir sagen, daß die alljährliche Abhaltung von Verbandstagen zwar etwas sehr Schönes ist, daß es aber kaum möglich ist, die Anregungen und Aufgaben, die der Verbandsleitung auf jedem Verbandstage gestellt werden, innerhalb eines Jahres durchzuarbeiten und zu verwirklichen. Kaum ist ein Verbandstag vorüber, so beginnen schon die Vorbereitungen für den nächsten, nehmen Zeit und Geld in Anspruch und rauben die Ruhe für die sorgfältige Behandlung der einzelnen Angelegenheiten. Man lasse deshalb die Verbandstage nur alle zwei Jahre stattfinden und schiebe dafür in dreioder fünfjährigen Zwischenräumen einen internationalen Verbandstag ein, der abwechselnd in England, Frankreich, Österreich-Ungarn, Schweiz oder Deutschland stattfinden könnte. An dem internationalen Verbandstage würden die Vorstandsmitglieder und Delegierten der Verbände der einzelnen Staaten teilnehmen. Gegenstände der Besprechung wären die bereits oben angeführten, zu denen noch die Frage des Musterschutzes, die Hundertteilung des Karats, Regelung der Kreditverhältnisse u. dergl. mehr kommen könnten. Es könnte z. B. auch ein internationaler ständiger Aus

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CIGARETTEN-ETUIS: I engl. Stahl, mit altsilb. Aufsätzen.

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EUGEN PORCHER PFORZHEIM.

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