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Erwähnt sei an dieser Stelle, daß man die dunkelfarbigen Onyxe künstlich färbt, desgleichen Achate, Karneole usw. Durch Anwendung mäßiger Hitze rötet man viele Quarzvarietäten; auch kann man schwarze und weiße Bänder aus dem natürlichen grauen Onyx herausbringen, wenn man ihn in Zucker oder Honig tränkt und darnach mit starker Schwefelsäure behandelt (vgl. Church). Schließlich sei erwähnt, auf welche Weise echte Perlen imitiert werden. Die Hülle bildet ein kleiner Ballon von leicht opalescentem Glas (Girasol), in welchem eine Präparation von Fischextrakt, genannt „Essence d'Orient", zu liegen kommt. Wenn diese getrocknet ist, wird der kleine Ballon mit Wachs gefüllt und die „echte" Perle ist fertig.

Der Bernstein als Schmuckstein.

Die Zeit, in der Schmuck in erster Reihe durch seinen materiellen Wert glänzen sollte, ist glücklich vorüber oder doch nahezu vorüber; das Auge wendet sich gegenwärtig mit Vorliebe der künstlerischen Form zu und findet Gefallen an der bunten Farbenpracht, welche die Natur in den Edelund Halbedelsteinen, oder die Industrie in den abgetönten Färbungen des Mctalls und den Emaillen darbietet.

Gegenwärtig wird der Hauptwert auf die künstlerische Durcharbeitung des Schmuckes und den harmonischen Zusammenhang von Fassung und Stein gelegt. Eine große Anzahl von Halbedelsteinen, die man vor einem Dezennium kaum oder gar nicht beachtete, werden jetzt sehr gesucht und finden eine ausgedehnte Verwendung in der Goldschmiedekunst. Wo sie zu teuer, oder wo die verlangte Nuance das Mineralreich überhaupt nicht bietet, werden Glasflüsse als Surrogate herangezogen.

Trotz der großen Verschiedenheit in den Färbungen der natürlichen Kristalle fehlen aber diejenigen Töne gänzlich, wie sie nur beim Bernstein vorkommen. Zarte Färbungen, wie er sie besitzt, lassen sich auch in Glasflüssen nicht herstellen.

Da ist es eigentlich auffällig, daß die Goldschmiedekunst sich des Bernsteins als Stein zu Fassungen gegenwärtig nur in äußerst beschränktem Maße bemächtigt hat. Gehört er doch zu den selteneren Halbedelsteinen und durch sein, nur auf die Ostseeküste beschränktes Vorkommen, zu den urdeutschen Schmucksteinen.

Gründe, die für den Rückgang des Geschmackes an Halbedelsteinen überhaupt maßgebend waren, mögen auch den Bernstein aus der besseren Schmuckindustrie gedrängt haben. Wenn er der Originalität seiner Färbung und seines Vorkommens wegen nicht ganz sank, wie seine anderen Vettern aus dem Mineralreich, so waren die Erzeugnisse seiner Industrie doch nicht der Art, um ihm bei künstlerisch gebildeten Abnehmern mehr als eine gelegentliche, vorüber

gehende Neigung zu erwecken. Dazu kam noch, daß sich alle Erzeugnisse aus Bernstein stets in den gleichen Farbentönen gelb trübe und gelb klar zeigten. Der Bernstein aber, namentlich in so kleinen Stücken, wie sie der Schmuck zu Fassungen verlangt, wechselt weit mehr in Farben, als es im allgemeinen bekannt sein dürfte. Er kommt vor schwach opalisierend, oft mit bläulichem Schein, an den Opal erinnernd, aber mit gelblichem Grundton; bläulich weiß, sehr oder schwach durchscheinend; weiß kaum durchscheinend, oft mit klaren gelben Lichtern; trübe gelb (kunstfarbig); trübe gelb mit helleren Wolken; klar von fast farblos bis rotgelb mit sehr großem Lichtbrechungswinkel. Außer gelb, kunstfarbig oder wolkig und klar gehören die anderen Färbungen

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WALTER ORTLIEB, BERLIN: HOLZKASSETTE MIT SILBERBESCHLÄGEN UND STEINEN.

ERHARD & SÖHNE, SCHWÄB.-GMÜND: HANDLEUCHTER.

zu den Seltenheiten. Die moderne Bernsteinindustrie, die fast nur Perlen, Oliven, Ofrecken, Zotten und Korallen, teils in Schnüren, teils gestiftet zu Broschen und Nippes verarbeitet, war daher nie in der Lage, diese seltenen Färbungen zu verwerten, weil ihr die übereinstimmenden Ergänzungsteile fehlten, oder sich für eine Massenfabrikation in der bisher gebräuchlichen Geschmacksrichtung viel zu spärlich zusammensammelten. Das ist wohl der Grund, weshalb die seltenen Färbungen des Bernsteins in weiteren Kreisen ganz unbekannt sind. Auch hat man dem Bernstein den Vorwurf gemacht, daß er im Laufe der Zeit etwas nachdunkele. Das ist zwar richtig, aber man kann eine Farbenänderung, die in etwa 15 Jahren schwach, in etwa 30 Jahren deutlich sichtbar wird, bei Schmucksachen dieser Art kaum in Rechnung ziehen. Außerdem aber wird die Färbung im Laufe der Zeit entschieden schöner, indem das Gelb einen Stich ins Rötliche bekommt, um schließlich in ein vornehmes Rötlich-Braungelb überzugehen. Die alten Arbeiten aus Bernstein, wie sie beispielsweise das Grüne Gewölbe in Dresden in so reicher Zahl aufweist, zeigen alle diese Patina, die man leider nicht künstlich auf frischem Bernstein erzeugen kann. Sie ist bei manchen klaren Sorten so feurig, daß Virchow in diesen Fällen von rubinfarbigem Bernstein spricht.

Diese Veränderung mag störend wirken bei dem Schmuck, in dem der Bernstein als Bernstein wirken, nicht aber da, wo er gefaßt, allein durch seine Farbe Effekte erzeugen soll. Dort raubt die Zeit durch das Nachdunkeln den Charakter des Steines, hier erzeugt sie eine Färbung, die an Schönheit die ursprüngliche übertrifft.

Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte erscheint es uns gerade jetzt an der Zeit, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die Verwertung des Bernsteins, besonders seiner selteneren Varietäten zu lenken.

Das Preußische Ministerium für Handel und Gewerbe wird die Weltausstellung in St. Louis mit einer Kollektiv

ausstellung der Bernsteinindustrie beschicken. Für sie ist ein hervorragender Platz innerhalb des Palastes für das Kunstgewerbe vorgesehen, er liegt in unmittelbarer Nähe der Ausstellung der Königl. Porzellanmanufaktur zu Berlin. Die Entwürfe für die gesamte Einrichtung sind vom Architekten des Reichskommissariats Bruno Möhring in Berlin hergestellt. Sämtliche Ausstellungsschränke werden in poliertem roten Mahagoni, poliertem Ebenholz und handgetriebener Bronze ausgeführt. An drei Seiten, d. h. in einer Gesamtlänge von 30 m, werden diese Schränke mit Rohbernstein gefüllt, so daß dieser bis zu einer Höhe von 4 m die Wandbekleidung bildet, in die acht mit hellem gereinigten Rohbernstein gefüllte Glassäulen Abwechslung hineinbringen. Durch diese Bernsteinwände wird eine Koje gebildet, deren vordere, etwa 12 m breite Seite offen bleibt, wodurch sie sich unmittelbar der Halle des Kunstgewerbes angliedert. Die vordere Seite erhält höchstwahrscheinlich eine Säulenreihe aus gereinigtem Bernstein, nach Art einer Pergola. In der Mitte der Koje erhebt sich auf einem 2 m hohen Sockel, der mit getriebener Bronze, Bernsteinmosaik und Ostseemuscheln verziert ist, eine 7 m hohe Pyramide aus poliertem Preßbernstein. In diesem Raume erhalten die Einzelaussteller in flachen, 0,2 m hohen Glaskästen oder 0,6 m hohen Glasschränken ihre Plätze. Einrichtung, Fracht, Aufbau, Aufsicht, Abbau und Rücktransport geschieht auf Kosten der Preußischen Regierung, so daß der zugelassene Einzelaussteller nur das Porto nach und von der Sammelstelle Königsberg i. Pr. und die Versicherung gegen Feuer und Diebstahl zu tragen hat. Es wird demnach jedem Fabrikanten, der Bernstein zu verarbeiten gedenkt, die seltene Gelegenheit geboten, seine Erzeugnisse nicht nur auf sehr billige Weise durch die Weltausstellung bekannt zu machen, sondern durch den äußerst vornehmen Rahmen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.

Als Leiter und Vorsteher dieser Kollektivausstellung ist der Landesgeologe Prof. Dr. R. Klebs in Königsberg i. Pr. ernannt. Er ist gern bereit, jede Auskunft zu erteilen und mit seinen Kenntnissen jeden Versuch nach dieser Richtung hin zu unterstützen. S. Kr.

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1902

WK

, Schmuck und Mode" in französischer Ausgabe.

In Paris erscheint seit drei Jahren eine kleine Modezeitung,,Lettres Parisiennes". Sie bringt allmonatlich einige Modeabbildungen, leichte Plaudereien aus dem Gebiete der Toilette, des Sportes, und sonst allerlei unterhaltlichen Kleinkram. Daran wäre nun weder etwas Merkwürdiges, noch etwas, was unsere Leser sonderlich interessieren könnte. Das Merkwürdige und für unsere Leser Interessante liegt aber in dem Umstande, daß diese „Lettres Parisiennes", diese kleine Modenzeitschrift, vom 1. Oktober 1903 an unserer Pariser Schwesterzeitschrift, der „Revue de la Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie" als Gratisbeilage für dessen Abonnenten beigegeben wird. Mit anderen Worten: Die „Revue de la Bijouterie usw." erscheint von nun an auch mit einer Modenbeilage.

Parisiennes" (geleitet von der Vicomtesse de Réville) als
Gratisbeilage zu.

Der Schmuck gehört zur unumgänglichen Ausstattung der weiblichen Toilette; man kann eigentlich von dem einen nicht reden, ohne zugleich das andere zu erwähnen. Wir haben daher mit großer Freude das Zustandekommen des Abkommens begrüßt, welches es uns ermöglichte, unserer Zeitschrift die ,,Lettres Parisiennes" beizugeben, einer künstlerischen Modezeitschrift über die Mode als Kunst, die einen überraschenden Erfolg bei der eleganten Welt von Paris und außerhalb desselben erzielt hat.

Neben mustergültigen Beiträgen zu der großen Tagesfrage, einer Reform der weiblichen Kleidung im Sinne der modernen Stilrichtung (der genaue Tenor

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P. ERHARD & SÖHNE, SCHWÄB.-GMÜND: TINTENZEUG, LÖSCHER UND SPIEGEL.

Der Wortlaut der Ankündigung, womit die „Revue" dies ihren Lesern mitteilt, ist so charakteristisch, daß wir ihn hier wörtlich folgen lassen, zu Nutz und Frommen aller derer, die über unsere Bestrebungen in Schmuck und Mode" bisher so sachverständig die Nasen rümpften. Die betreffende Stelle lautet:

,,Es scheint uns auch, als ob unsere „Revue", die selbstverständlich stets von ernsten und praktischen Gesichtspunkten aus geleitet werden soll, sich nicht damit begnügen dürfe, nur den Goldschmieden und Fabrikanten etwas zu bieten, die lediglich von Kunst- und Handelsinteressen ausgehen; wir müssen dafür sorgen, daß auch die Frau des Hauses unserer Zeitschrift mit Interesse und Vergnügen entgegensieht. Für sie also haben wir geglaubt, der „Revue" eine liebenswürdige Begleiterin beigeben zu sollen. Deshalb geben wir, vom kommenden Oktober an, unsern alten und neu hinzutretenden Abonnenten, die „Lettres

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des Rücklinschen Vortrages in Köln!) werden unsere Leserinnen in den „Lettres Parisiennes" Bemerkungen und Ratschläge über allerhand Toilettefragen, neue Modelle usw. finden, und sie werden rasch den praktischen Nutzen dieser Beilage einsehen, die sie außerdem durch unterhaltende Beiträge erfreuen wird."

So der Prospekt der „Revue de la Bijouterie". Man wird es uns nicht verdenken, daß wir eine gewisse Genugtuung dabei empfinden, wenn wir sehen, daß die anerkannt erste französische Goldschmiede-Zeitung den Gedanken nun aufgreift und zu dem ihrigen macht, dem wir schon seit Jahren, unter Mühen und Opfern, Gestalt zu leihen bemüht waren. Sehen wir uns nun einmal diese „Lettres Parisiennes" an, welche unsere Schmuck und Mode" ersetzen, oder vielleicht übertrumpfen soll.

Ein hübsches, stattliches Heft; wesentlich umfänglicher als unsere Schmuck und Mode". An Abbildungen sind fünf

HERMANN BAUER, GMÜND:

SILBERNE STREICHHOLZSCHACHTELN UND DÖSCHEN.

Modeabbildungen vorhanden, davon zwei im sogen. Reformschnitt. Die Ausführung ist ziemlich flüchtig in Federmanier gehalten, die künstlerische Qualität übersteigt kaum die Abbildungen einer mittleren Modezeitung. An sonstigen Abbildungen ist die Photographie einer jungen Schauspielerin zu verzeichnen, ein Spitzenmuster, einige Bilder aus irgend einer Sommerfrische, voilà tout. Der Text beschäftigt sich in mehreren Abhandlungen mit der Reform des modernen Damenkostüms und erwähnt u. a. auch unsere Kostümkonkurrenz; doch davon später. Die Rückhaltslosigkeit, womit diese Pariser Modezeitschrift für eine Kleiderreform eintritt, überrascht einen nach allem, was bisher über diesen Punkt von Paris verlautete. Eine der Auseinandersetzungen darüber schließt mit den Worten: „Vive les réformes du Costume!" Man muß sich wirklich erstaunt fragen: Ist das eine Stimme aus Paris, aus dem Paris, von dem man bisher immer glaubte, man dürfe dort von einer Reform des Kostümes der Frau überhaupt nicht reden? Was sonst an Text noch vorhanden ist, dient Unterhaltungszwecken und interessiert uns hier nicht weiter.

Unsere Leser werden fragen: Ja, wo bleibt da eigentlich Schmuck und Mode? Wo wird denn etwas gezeigt oder gesagt über den Zusammenhang zwischen Kleid und Schmuck? Ja, so schwerfällig nimmt die französische Zeitschrift die Sache nicht; mit dem Kern der Sache sich abzuquälen, die Brücke zu bauen von der Kunst des Schmuckes zur Kunst der Kleidung, damit gibt sie sich nicht ab. Von den fünf Modebildern ist nur bei einem Schmuck angezeichnet, bei den übrigen hat man das nicht für notwendig befunden. Eine echt französische Harmlosigkeit! Man gibt den Abonnenten Schmuckabbildungen, man gibt ihnen auch Modeabbildungen. Nun mögen sie selber zusehen, wie sie die beiden zusammenkriegen.

Wir wollen uns dadurch nicht verführen lassen. Es gibt so viele Modezeitungen, daß wir keinen Vorteil für unsere Leser und Leserinnen darin sehen können, wenn wir einfach einen Auszug aus einer solchen der „Gold

schmiede -'Zeitung" beifügen würden. Wir bleiben dabei, das zu geben, was für unsere Zwecke von speziellem Interesse ist, was sonst keine Zeitschrift gibt, wenn die Arbeit dadurch auch eine ganz wesentlich schwierigere wird.

Eine Mitteilung aus den „Lettres Parisiennes" sei uns noch gestattet, wörtlich anzuführen, weil darin unsere eigenen Unternehmungen erwähnt werden: „Die Bewegung in Deutschland.

Die große Bewegung, welche gegenwärtig in Deutschland zugunsten einer Reform der weiblichen Kleidung sich geltend macht, bereitet uns eine große Genugtuung und zeigt, wie sehr es sowohl vom ästhetischen wie vom gesundheitlichen Standpunkte im Interesse der heutigen Generation liegt, der modernen Kunstrichtung im Kleide zum Siege zu verhelfen.

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GEORG BINDHARDT, GMÜND: ANHÄNGER.

Die Kostüm-Ausstellungen, welche seit einem Jahre sich in den wichtigsten Städten Deutschlands folgen, zeigen, welch hohes Interesse für die Sache in Deutschland herrscht, und wie sehr unsere Idee (sic!) bei unseren überrheinischen Nachbarn sich ausbreitet. (Folgt die Aufzählung dieser verschiedenen Ausstellungen.)

Außerdem schreibt die „Deutsche Goldschmiede-Zeitung" (die Nummer der „Lettres Parisiennes" datiert von Anfang August) und ihr Beiblatt „Schmuck und Mode" einen Wettbewerb aus, bei dem Preise ausgesetzt sind für einen Entwurf zu einem künstlerischen, modernen Frauenkleid mit Silberschmuck. Nähere Bedingungen sind von dem Herausgeber W. Diebener in Leipzig zu beziehen; die Jury wird sich aus Fachleuten und Künstlern von Leipzig, Berlin, Stuttgart, Hanau, Pforzheim usw. zusammensetzen."

Wir sind begierig, wie „Schmuck und Mode" in dieser französischen Ausgabe sich weiter entwickeln wird. R. R.

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GUSTAV HAUBER,

GMÜND:

NIELLIERTE KETTEN UND STREICHHOLZ

HÜLSEN.

No. 1 gestanzt und nachziseliert.

No. 2 gepreßt und nielliert,

Goldschmiedearbeiten in den Pariser Salons 1903.

Sehr originelle Ringe hat Rivaud ausgestellt, besonders ausgezeichnet durch die kühnen Verschlingungen, mit denen die Schiene sich um die Steine legt. Teilweise greift die Schiene auch mit finger- oder gitterförmigen Fortsätzen über den Stein herüber. Ein Ring hat eine doppelte Schiene, deren Enden, schleifenförmig sich um zwei Brillanten schlingend, in sich selber zurückkehren.

Eine neue Erscheinung im Salon ist ein Goldschmiedekünstler de Martilly; er hat einen großen Halsschmuck in Form einer streng stilisierten Libelle ausgestellt so streng stilisiert, daß es einigermaßen schwer fällt, das Naturmotiv zu erkennen. Die ornamentale Einfassung des Ganzen hat allerdings wenig Originelles; im übrigen ist die Arbeit von guter Wirkung.

Jules Desbois, der bekannte Künstler in Zinnarbeiten, hat sich dieses Mal auch in Schmuck und Silberarbeit versucht. Man merkt den auffällig weichen und fließenden Formen derselben den Zinnkünstler an; denn man verlangt im allgemeinen in Gold und Silber mehr Bestimmtheit und Festigkeit in der Modellierung. Dem ungeachtet sind seine Gürtelschließe, seine Broschen und der zierliche Spiegel sehr glückliche Arbeiten.

Von Hirtz sind eine Anzahl Emailarbeiten in den tiefen, mächtig wirkenden Tönen da, wie sie diesem Künstler eigen sind.

Einer der originellsten und einflußreichsten unter den französischen Nutzkünstlern der Neuzeit ist George de Feure. Er hat sich bisher hauptsächlich der Dekorationsmalerei und der Flächendekoration gewidmet. Nun ist er auch mit Edelmetallarbeiten, die nach seinen Entwürfen gearbeitet sind, an die Öffentlichkeit getreten, und zwar mit sehr interessanten Schirmund Stockgriffen und einer Puderbüchse. Ebenso hat der berühmte Keramiker Fix-Masseau ein originelles Tintenfaß beigesteuert mit einer Heuschrecke,

(Schluß).

Wer die nordische Wucht und Einfachheit seiner Arbeiten kennt, wird den Abstand ermessen können, der zwischen ihnen und den zierlichen und eleganten französischen Werken besteht. Und es ist charakteristisch, daß der Berichterstatter der „Revue de la bijouterie", dessen Darlegungen wir hier folgen, seine Bedeutung zwar kennt und anerkennt, aber offenbar nicht weiß, was er über ihn sagen soll: Er behilft sich hier mit einigen Bemerkungen über die alten Wikinger. R. Wagner stellt Arbeiten in à jour-Email aus: Eine Schmuckschale mit zwei auf dem Rande sitzenden Schmetterlingen und einige Schmuckstücke; sie werden technisch sehr gerühmt; die davon gegebenen Abbildungen machen vorwiegend den Eindruck geschickter und geduldiger Naturnachahmung ohne besondere künstlerische Eigenart.

GEORG BINDHARDT, GMÜND: BRONZERELIEF.

die auf den verlängerten Staubgefäßen einer Blume sitzt. Diese verschiedenen, hier aufgeführten Künstlernamen sind ein beredtes Beispiel dafür, welch reges Interesse die französischen Künstlerkreise der Edelmetallkunst entgegenbringen.

Arbeiten von ganz neuartigem und kraftvollem Aussehen sind die Nadel und die Ringe von F. Bocquet. Sie machen den Eindruck, als ob sie lediglich mit sicher und geschickt geführten Hammerschlägen ausgeführt seien. Ein reizender Becher sei noch erwähnt mit besonders reinem und weich geführtem Umriß, der gemeinsam von Brateau, dem bekannten Zinnkünstler, und dem Emailmaler Grandhomme hergestellt ist. Dem letzteren ist der Bacchantenzug in Email zu verdanken, welcher das Gefäß umzieht. Emailarbeiten in größerer Zahl haben auch noch Thesmar und Tourette bekannte Namen in dieser Spezialität ausgestellt.

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Ein schwedischer Metallkünstler, der in der letzten Zeit durch seine eigenartigen Erzeugnisse hervorgetreten ist, Mogens Ballin, ist im diesjährigen Salon ebenfalls vertreten.

Dagegen sind die Arbeiten André Buchers bemerkenswert durch ihre Originalität. Von zwei Schirmgriffen zeigt der eine einen sehr geschickt behandelten Elefantenkopf, dessen weitgeschwungener Rüssel den eigentlichen Griff darstellt; um das Ende des andern klammert sich ein Käfer, der in den Klauen einen Edelstein hält, und dessen mächtige Fühlhörner sich zu einem Reif schließen, an dem der Schirm gehalten werden kann.

Ein merkwürdiges Gehänge ist von diesem Künstler ausgestellt mit noch merkwürdigeren Steinen. Es sind dies angeblich Ausscheidungen eines Seetieres; diese Schmuckkörper bilden mit dem umgebenden Ornament, das seine Motive den Meeresalgen entnimmt, und mit dem Email, das genau die gleichen Farbtöne wie jene aufweist, ein äußerst originelles Ganze. Es ist also hiermit der Reihe der zu Schmuckzwecken verwendeten Naturkörper ein neuer eingefügt.

Sehr reizvoll ist ein zierliches, lang herabfallendes Gehänge aus beweglich eingelenkten Blättern und Perlfrüchten; es ist dazu bestimmt, einer Spitzenschleife oder etwas Ähnlichem aufgesetzt zu werden, mit dem zusammen es gewiß vorzüglich wirken würde.

„Es scheint mir", so drückt sich unser Gewährsmann an dieser Stelle aus, „daß M. André Bucher besonders Schmuck zu schaffen sucht, der sich den Besonderheiten der weiblichen Toilette anzuschmiegen weiß. Wenn dies so ist, scheint er mir auf dem richtigen und jedenfalls Erfolg versprechenden Wege zu sein."

Ein entschieden beachtenswerter Metallkünstler ist ferner G. de Ribeaucourt, der durch seine schneidige und schwunghafte Stilisierung von Naturformen auffällt. Eine Standuhr, eine Schließe und eine Nadel sind von ihm abgebildet, die ein starkes persönliches Talent verraten.

Von dem Bildhauer Laporte - Blairsy, der auch auf deutschen Ausstellungen mit seinen prächtigen Beleuchtungsfiguren schon mit Glück debutiert hat, sind zwei Vitrinen mit Kunstgegenständen da; ein Fächer, ein Schmetterlingsanhänger und ein Anhänger mit einem in Elfenbein geschnittenen Kopf.

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