dafür zu entwerfen, während andererseits die Firma Das Kleid ist aus hellgrauem Tuch gefertigt, das mit Ärmeln versehene Jäckchen aus grauem Sammet. In diese sehr feine und gehaltene Farbenstimmung bringt das Silber mit seinem hellen Schimmer und seinen wenigen, tiefblauen Steinen die einzige stärkere Farbenwirkung hinein, die sich mit dem Übrigen zu einer überaus reizvollen Harmonie zusammenschließt. Das Kostüm hat auf der Ausstellung einen ersten Preis erhalten. Zu bemerken ist, daß es nicht möglich war, das Kleid mit der Trägerin zu photographieren, für die es gefertigt war, was einzelne Mängel im Sitz desselben erklärt. Unsere erste Kostümfigur zeigt ein Schneiderkleid, die zweite eine nach einem künstlerischen Entwurfe ausgeführte Toilette, die dritte stellt lediglich einen Entwurf dar; daß dieser von einer Dame, Fräulein Else Oppler in Nürnberg, herrührt, Am fallenden sogenannten Stolakragen geziert ist. Stehkragen des Kleides sitzt eine Brosche. Auf dem Stolakragen sind, in einer sehr hübschen und sinngemäßen Art drei Paare von knopfartigen Schmuckstücken angebracht, die, durch Ketten miteinander verbunden, zugleich zur Zierde und zum losen Zusammenhalten des Mantels dienen. Ein lockerer Gürtel umschließt den Mantel und geht da unter den Stolakragen, wo eine Ausladung desselben und ein größeres Schmuckstück eine besonders betonte Stelle bilden. Das ist alles schlicht, organisch und geschmackvoll geordnet, eignet sich gut für dieses besondere Kostüm und ist doch ebensowohl bei einem andern zu verwerten. Die Detailzeichnungen zu dem Schmuck rühren vom Zeichner E. Schmidt in Pforzheim her. Sie fügen sich mit Geschick in den ruhigen Gesamtcharakter des Kostümes ein. Ihre Ausführung ist in Silber gedacht mit Nielloverzierung, für die Steine würden sich Lapis lazuli am besten eignen. Man könnte es viel- MALER H. EICHRODT IN KARLSRUHE UND gibt ihm etwas besonders Autoritatives. Der Grundgedanke des Entwurfes ist der, ein Vorbild für ein Straßen- und Ausgehkleid zu geben. Über dem, vom Halse zu den Füßen in schlichten Linien herabfallenden Kleide ist ein vorn offener, leichter Mantel angeordnet, der mit einem über die Schulter in der Kleidung, aus dem Auge zu verlieren. Aber man darf doch nicht vergessen, daß Propaganda - Machen nicht identisch ist mit Reklame - Machen. Die Reklame kann und muß Bekanntes rastlos wiederholen, sie soll nicht suchen und spähen, nicht neue Gesichtspunkte aufstellen: Sie soll nur rufen und verkünden, nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Propaganda aber muß vor allem unterrichten und interessieren, muß breite Gebiete behandeln und bearbeiten, wo die Reklame nur Behauptungen aufstellt und anpreist. So kann es denn auch nicht unsere Sache sein, immer nur die Mahnung zu wiederholen, daß mehr Schmuck getragen werden müsse. Es kann nicht genügen, wenn wir immer nur danach trachten, für die gerade bestehende Kleidermode das Schmucktragen zu empfehlen und mit den und jenen Beweisgründen plausibel zu machen. Mit andern Worten: Wir dürfen uns nicht lediglich ins Schlepptau der Kleidermode nehmen lassen, sondern wir müssen den Schmuck als einen selbständigen Teil der Kleidung ansehen, der nicht nur aufgenommen wird, wo gerade ein Plätzchen frei und für ihn offen gelassen wird, sondern der zur vollständigen Kleidung gehört, und der das Recht hat, auch seinerseits auf diese Einfluß auszuüben. Um dem Schmuck diese selbständige Stellung in der Toilette zu erringen, müssen nicht nur stets neue Muster, d. h. neue ornamentale Kompositionen, für ihn geschaffen werden, sondern auch neue Konstruktionen, neue Trageweisen, neue Gebrauchsmöglichkeiten. Diese neuen Möglichkeiten konnten sich bei den bisherigen Kleidermoden nur schwer entfalten. Es konnte nichts Boden fassen, weil überhaupt kein rechter Boden für Schmuck da war. In dieser Beziehung ist das Reformkleid tatsächlich ein Hoffnungsstern für uns: Hier könnte der Schmuck sich entfalten, hier wäre Boden für ihn. Hoffen und wünschen wir, daß damit ein Schritt getan ist auf dem Wege zu einer allgemeinen Kleidermode in wahrhaft modernem Stil", die auch dem Schmuck wieder den ihm gebührenden Platz anweist. ELSE OPPLER, NÜRNBERG: ENTWURF ZU EINEM E. SCHMIDT, PFORZHEIM: |