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Von Rudolph Bosselt in Darmstadt. (Aus: Liebhaberkünste, Hauskunst-Verlag Schulze-Köln, Darmstadt.)

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einige Namen nennen, waren die Bahnbrecher und Reformatoren, und auf ihre Schultern stiegen dann Chaplain und Roty, deren Namen und deren Arbeiten in Deutschland, in der ganzen zivilisierten Welt so bekannt sind wie in ihrer Heimat, Charpentier, Vernon, Patey alle die anderen, die nachher kamen, und die jüngste Generation, die schon wieder emporgewachsen ist, die Schüler der Chaplain, Roty usw. Welch eine Fülle herrlichster Stücke ist in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten geschaffen worden, wieviel eigenartige, starke Talente haben wir dort kennen gelernt, die mit ihren alles in den Bereich

(Schluß.)

wird ausgegeben, der Künstler gut bezahlt und die Stempel sind Eigentum des Staates. Von allen diesen nun im Auftrage des Staates angefertigten Medaillen oder Plaketten kann sich jeder

LIEBIG-MEDAILLE

ihrer Darstellung ziehenden Arbeiten den Ruhm der französischen Medaille und damit den ihres Landes und Volkes hinausgetragen haben in alle Welt.

von Rudolph Bosselt, Darmstadt.

In Frankreich ist es der Staat, der seinen Künstlern Aufträge zur Anfertigung von Medaillen oder Plaketten bei den zahlreichen passenden Gelegenheiten gibt. Die Summe dafür

an der Münze Exemplare kaufen, fast zum Herstellungswert. Die ganzen Herstellungskosten einschließlich des Künstlerhonorars ruhen eben nicht mehr darauf, und selbst wenn dies der Fall wäre, ist eben in Frankreich die Auflage einer Medaille so groß, sie wird soviel gekauft, und nicht am wenigsten von den Ausländern, daß es bei dem einzelnen Stück nicht mehr viel ausmacht; so kommt es dann allerdings, daß man z. B. eine silberne Medaille von Roty oder Chaplain für 10 Frs. erwerben kann. Wo es sich aber um Arbeiten handelt, die die Künstler aus eigener Initiative geschaffen haben und die Stempel oder Gußmodelle ihnen gehören, da sind auch die Preise andere- ganz andere.

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Unterstützt einerseits so der Staat durch reichliche und lohnende Aufträge die Entwickelung und Vervollkommnung der modernen Medaille und macht die Stücke durch Ausprägen zu ganz billigen Preisen jedermann zugänglich, so fördert er andererseits das Heranwachsen der neuen Künstlergeneration durch die Schulen.

An der Ecole des Beaux-Arts besteht seit dem Jahre 1803 ein Grand Prix de Rome für die Medaille, der alle zwei Jahre zur Verteilung gelangt, was einschließt, daß an der Akademie eine Klasse für die Medaille besteht. Die Preisgekrönten sind verpflichtet, auf Aufforderung der Regierung während der Zeit der Studienreise, eine Medaille mit Revers herzustellen. Diese, sowie die Stempel der preisgekrönten Arbeit gehören dem Staat, und abermals sind die Prägungen davon jedermann zugänglich. Ich bin nun nicht der Meinung, daß man Künstler auf dem Gebiete der Medaille künstlich durch Schulen züchten kann, und wenn man die Liste der Preisgekrönten durchsieht, so vermißt man darunter manchen der Besten von heute, wie z. B. Charpentier, der dreimal vergeblich konkurrierte; aber die Mehrzahl der heutigen Meister ist doch vertreten, wie Dubois, Lagrange, Chaplain, Degorge, Dupuy, Roty, Bottée usw. Der ganze Zug der Aufmunterung, der Schätzung dieser Kunst, der in solcher Pflege liegt, der macht es, daß die Künstler dafür sich heranbilden.

Nichts dergleichen aber geschieht bei uns. Der Vorteil des Wiederauflebens der Medaille auch bei uns, wie wenig auch bisher davon zu verspüren, ist den Franzosen zugeflossen, denn es gibt kaum mehr eine öffentliche Sammlung in Deutschland, und sei es die kleinste, die sich nicht wenigstens die leichter und billiger zu beschaffenden Arbeiten der ersten französischen Künstler zugelegt hätte.

So gute Vorbilder das nun auch sind, so werden wir mit der einfachen Nachahmung derselben nichts erreichen. Der Wert dieser Arbeiten beruht nicht zum wenigsten darauf, daß sie so spezifisch französisch sind und nicht etwa Nachahmungen der Italiener. Das Niveau der französischen Medaille soll erreicht werden und ist zu erreichen, aber es soll eine deutsche Medaille werden. Und es ist auch Aufgabe des Volkes, mit dazu beizutragen durch Pflege und Unterstützung der deutschen Medaillenkunst. Ich erinnere nur an die Gesellschaften, die in Frankreich bestehen, ähnlich wie bei uns die zur Pflege der Originalradierung, und die in jedem Jahr von einem Künstler eine Medaille anfertigen lassen, die dann an die Mitglieder ausgegeben wird.

Wenn man so schlechthin von dem Unterschied zwischen den Medaillen der italienischen und deutschen Renaissance spricht und den modernen, so denkt man meistens nicht

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daran, welch tiefgreifender Unterschied zwischen der Herstellung der damaligen und der jetzigen Medaillen obwaltet. Dieses andere Vorgehen in der Technik kann natürlich kein Grund und keine Entschuldigung sein für den Minderwert moderner Erzeugnisse; aber es ist für die Beurteilung der modernen Medaille von größter Wichtigkeit.

Die Modelle zu den Gußmedaillen der Renaissance, ob sie nun in Buchsbaumholz oder Kehlheimer Stein geschnitten oder in Wachs bossiert waren, sind immer in der Originalgröße gefertigt worden, die die Medaille haben sollte. Das Arbeiten in diesem kleinen Maßstab zwang dem Künstler eine gewisse Beschränkung auf, zwang ihn, nicht zu weit ins Detail zu gehen, zuviel Beiwerk zu geben; verhinderte ihn mit einem Wort: kleinlich zu werden. Wenigstens im Anfang, vor dem allmählichen Niedergang, war dies der Fall. So sehen wir denn auch auf den meisten Medaillen dieser Zeit die Komposition von größter Einfachheit, und wenn ganze Figuren gegeben werden, sind es nicht mehr als höchstens zwei oder drei. Das Arbeiten in der Originalgröße gab dem Künstler denn auch von Anfang an immer das Bild, das die Medaille bieten würde, und er brauchte nur auf die Wirkung in Metall Rücksicht zu nehmen.

Bei der modernen Medaille, hauptsächlich wo es sich um Prägemedaillen handelt, jedoch auch bei Gußmedaillen, werden die Modelle durchgängig in der drei-, vier-, fünffachen, ja zehnfachen Größe modelliert, und die Verkleinerung wird dann durch die vorhin erwähnte Reduktionsmaschine vorgenommen. Dieses Arbeiten in größerem Maßstabe bietet nun zweifellos dem Künstler eine große Erleichterung, birgt aber auch eine große Gefahr in sich. Die größere Fläche verlockt, mehr zu geben an Detail und Häufung der Motive, als dann nachher in der Verkleinerung gut aussieht und als man in Originalgröße gemacht haben würde. Es ist eins der ersten Erfordernisse für den jetzigen Medailleur, so zu arbeiten, daß es bei der fertigen Medaille nachher ohne weiteres glaubhaft erscheint, sie sei so, wie sie ist, in Originalgröße zu machen.

Als Beweis dafür führe ich die Rückseite des neuen französischen Kupfergeldes an. Ich hatte vor ungefähr zwei Jahren in Paris Gelegenheit, das Modell dazu zu sehen. Die kleinen Soustücke sind eine 15 fache Verkleinerung davon und man kann dem sonst so feinen, leider zu früh verstorbenen Medailleur Dupuis den

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Vorwurf nicht ersparen, daß er sich in der Wirkung dieser Rückseite mit der weiblichen und der Kinderfigur in ganz flachem Relief über der Kartusche mit der Ziffer, total verrechnet hat. Das wäre selbst als Medaille noch verfehlt, geschweige denn als Kupfermünze, die im permanenten Umgang ist. Auch Roty, von dem das neue Silbergeld herrührt, diese herrliche, so fein empfundene Gestalt der République française, die den Samen auswirft auf weiter Fläche, auf die die aufgehende Sonne ihre ersten Strahlen sendet, ist von dem Vorwurf nicht freizusprechen, eine Medaille gemacht zu haben statt einer Münze. Chaplain, von dem das Goldgeld herrührt, ist es gelungen, den richtigen Ton zu treffen und wirklich Münze zu machen. Diese geschilderte Herstellung der jetzigen Medaillen, die natürlich auch sehr kostspielig ist, bedingt selbstverständlich einen gewaltigen Preisunterschied zwischen den jetzigen, bei vorkommenden Anlässen geprägten Medaillen und den vorhin erwähnten zinnernen Schützenmünzen, und ich hoffe, daß meine Ausführungen dazu beigetragen haben, diesen Unterschied verständlich zu machen. Zu oft werden ja bei uns solche Anlässe wahrlich nicht benützt; z. B. besitzen wir fast auf keinen der großen Männer des vorigen Jahrhunderts eine Medaille.

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Der letzte Vortrag des Württ. Kunstgewerbevereins in diesem Winterhalbjahr, der gestern Abend im Viktoriahotel stattfand, beschäftigte sich mit dem kunstgewerblichen Zweig der Herstellung von Medaillen und Plaketten, ihrer Verwendung und ihrem ursprünglichen und heutigen Zweck. Das Thema wurde von einem der berufensten Kenner dieses Gebiets behandelt, von Wilhelm Mayer, dem Seniorchef der Stuttgarter Metallwarenfabrik Wilh. Mayer & Franz Wilhelm, der seit einer Reihe von Jahren zur Hebung und Würdigung der Medaillenarbeit in Deutschland beigetragen hat. Die Medaille, so führte der Redner aus, trage als Gedächtnisstück an Begebenheiten und Personen einen streng privaten Charakter, der sie von Münze und sog. Gedenkmünze unterscheide, da letzteren stets ein Kurswert innewohne. Unterschieden von der Medaille müsse ferner die Plakette werden, die nur einseitig verziert meist rechteckige Form zeige. Sie ist auch mehr

MEDAILLE, KINDERPORTRÄT. Von Rudolph Bosselt, Darmstadt.

kleinen Raum einer Medaille noch Wirksame und Mögliche, um die mit der jetzigen Technik verbundene Gefahr, in die Breite zu gehen, zu vermeiden, und es ist kein Grund einzusehen, warum nicht bei der Weiterentwickelung der modernen Medaillenkunst auch im Durchschnitt wieder die künstlerische Höhe erreicht werden sollte, die sie zur Zeit der Renaissance in den verschiedenen Ländern inne hatte, und die wohl jetzt von Einzelstücken der besten modernen Meister schon erreicht wird.

Unser Aufsatz in dieser und der letzten Nummer „Über die Kunst der Medaille" bietet dadurch ein besonderes Interesse, daß er einen Auszug aus einem Vortrag darstellt, den ein Fachmann, ein Medaillenkünstler in Darmstadt, hielt. Ein eigenartiger Zufall will es, daß wir zugleich von einen zweiten Vortrag berichten können, den ebenfalls ein Fachmann, hier der Leiter einer Prägeanstalt, über das gleiche Thema hielt. Wir entnehmen darüber dem ,,Schw. Merkur" folgendes:

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Kunstgegenstand, die Medaille Erinnerungsstück. Heute freilich ist die Plakette zur Medaille geworden, da sie ebenfalls zweiseitig bildnerischen Schmuck trägt. Wiewohl beide im Quattrocento Italiens in der der heutigen Gestaltung am meisten ähnelnden Form vorkommen, sind doch die geschichtlichen Anfänge der Medaille viel weiter zurückzuverlegen. In den antiken Münzen tritt uns die Medaille in höchster Vollendung entgegen, namentlich in den großgriechischen Diadochenporträts. Von den Anfängen im 7. Jahrhundert v. Chr. zu künstlerischer Gestaltung im 5. Jahrhundert gelangt, fand die Medaillenkunst in der Alexandrinerzeit höchste Entfaltung und ihre Fortsetzung dann im römischen Kaiserreich, das uns so viele Cäsarenköpfe in dem agerdecumatus hinterließ. Von da ab kam eine lange

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Zeit des Verfalls, bis in Italien das Auffinden antiker Kunstdenkmäler vom 14. Jahrhundert an die Medaillenkunst neu belebte; besonders Vittore Pisano, Victor Gambello und Johannes Cavinus von Pisa leisteten Vorzügliches. Von Italien lernte Frankreich die Medaillenkunst und dann Deutschland, wo an Stelle des Gusses die Prägung trat. Mit dem 30jährigen Krieg nahm aber auch dieser Kunstzweig ein jähes Ende; erst zu des großen Kurfürsten Zeit nahm er einen neuen Aufschwung, die Technik ging ganz zur Prägung über, die Gelegenheitsmedaille kam wieder mehr in Aufnahme, jene Tauf-, Hochzeits- und Sterbemedaillen, aber nach der Mitte des 18. Jahrhunderts trug die Technik mehr und mehr den Sieg über die Kunstform davon. Eine Belebung im 19. Jahrhundert ging von Wien und Paris aus, dort von der Schule Anton Scharffs, hier von David d'Angers, und in Paris gelang es gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts, den steifen Klassizismus der Akademie zu brechen und das Porträt realistisch, die Darstellungen durchaus malerisch zu behandeln.

Im zweiten Teil seines Vortrages gab der Redner ein Bild der Entstehung und der Herstellung der Medaille. Im italienischen und französischen Mittelalter wog, wie schon angedeutet, der Guß vor, während die Antike die Prägung kannte, die mit Stempeln aus weichem Eisen erfolgte und wunderbar weiche Bilder erzeugte, zur Massenproduktion aber ungeeignet war. Die ersten Prägemaschienen, einfache Fallwerke, kommen im 15. Jahrhundert vor. In der Neuzeit mußte bis vor 25 Jahren der Medailleur Stempel zum Prägen herstellen, was dann eine mißliche Sache werden konnte, wenn derselbe kein ausgesprochener Künstler war. Heutzutage wird von der Skizze ein Wachsmodell gemacht vom Bildhauer, dann folgt ein Gipsabguß und dann einer in hartem Eisen. Von diesem wird auf der Gravier-Reduzier-Maschine eine erhabene Verkleinerung in Stahl angefertigt, die dann als Patrize dient und die in ein zweites Stahlstück eingesenkt wird zur Herstellung einer Matrize. Hierzu ist der Druck der Friktionspresse von rund 150000 kg nötig. Zwischen diesen Stempeln wird das

zur Herstellung der Medaille bestimmte Metall, in der richtigen Größe ausgestanzt, geprägt durch 12mal wiederholte 4 Schläge, bis allmählich alle Teile des Reliefs darauf zur Geltung kommen. Nach einer Nachbearbeitung werden die fertigen Medaillen vergoldet, versilbert oder bronziert und dann in den Handel gebracht. Zum Schluß seines mit größtem Beifall aufgenommenen Vortrags wies der Redner darauf hin, daß bei uns in Württemberg derartige Erzeugnisse der Medaillenkunst wenig Abnahme finden, während in Norddeutschland, Bayern, Sachsen, Österreich, Frankreich und Amerika dafür große Nachfrage vorhanden sei. Eine große Zahl Zeichnungen, Modelle, Stempel, halbfertige und fertige Medaillen und Plaketten, die in hübscher Auswahl aufgestellt waren, illustrierte den Vortrag. Besonders interessant war eine Darstellung der einzelnen Phasen der Entstehung der Medaille vom Metallstück an und ferner ein Sortiment von vorzüglichen Kopien antiker Münzen, wie sie von der Stuttgarter Metallwarenfabrik zum Gebrauch in Lehranstalten hergestellt worden sind.

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Es ist eine in der Geschichte des Kunstgewerbes verschiedenfach beobachtete Erscheinung, daß in Zeiten künstlerischen Niederganges die schwierigen, zu einfachen und großen Wirkungen zwingenden Techniken vernachlässigt werden und an ihre Stelle solche treten, welche eine reichere, naturalistischere und kleinlichere Arbeitsweise begünstigen. So ist auch in der Kunst des Emails, man kann sagen jahrhundertelang, die weißgrundige, zierlich detaillierende Emailmalerei bevorzugt worden, zu Ungunsten der spröderen, zu dekorativer Arbeitsweise zwingenden Emaillierung. Der technische Unterschied zwischen beiden kann am besten damit klar gemacht werden, daß man sagt, der Emailmaler reibt seine Farben mit Öl an und malt mit dem Pinsel, der Emailleur hingegen mischt sein pulver mit Wasser und trägt es mit einem Metallstift auf. Es leuchtet ein, daß die eine Arbeitsweise zur realistischen, die andere zur dekorativen Wirkung drängt, und es liegt in der Kunstentwickelung der letzten Jahrzehnte begründet, daß die künstlerische Emaillierung mehr und mehr in den Vordergrund des Interesses tritt.

Farb

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Namentlich, da sie in der Glut der Farbenwirkung die Emailmalerei weit übertrifft und eine viel reichere und mannigfaltigere künstlerische Mitwirkung des Edelmetalles gestattet, als jene. Wir haben bereits namhafte Vertreter der künstlerischen Emaillierung auf Edelmetall, es seien nur in England Alexander Fisher, in Frankreich E. Feuillâtre genannt;

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LIEBIG-MEDAILLE

Von Rudolph Bosselt, Darmstadt.

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ein kurzer Überblick über die verschiedenen technischen Abarten wird daher wohl am Platze sein.

Das Email ist eine Mischung von Glasmasse und Metalloxyden, welche die Eigenschaften hat, fest auf der Ober

fläche des Metalls zu haften, auf welche es aufgeschmolzen ist. In Bezug auf seine Lichtdurchlässigkeit lassen sich dreierlei Emailfarben unterscheiden: Ganzdurchsichtige, halbdurchsichtige oder durchscheinende (opalisierende Emaille) und endlich opake oder undurchsichtige. Bei durchsichtigem Emailauftrag läßt sich das darunter befindliche Metall so genau erkennen, daß eine fein ausgeführte Gravierung oder Ciselierung desselben möglich und von außerordentlich günstiger Wirkung ist. Bei halbdurchsichtigem Email wirkt die Farbe des

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Unterlagsmetalles noch mit, während die feinere Modellierung verschwindet. Opakes Email läßt den Metallgrund als solchen verschwinden.

Zum Emaillieren werden sowohl farblose Glasflüsse, als auch solche, denen Metalloxyde beigemengt sind, verwendet. Der Glasfluß besteht aus Kieselerde, das heißt aus gepulvertem Kiesel oder Silbersand, Mennige, ein rotes Bleioxyd, Nitrat oder kohlensaures Natron, oder Pottasche, was alles zusammen so lange in einem Schmelztiegel geschmolzen wird, bis keine Schmelzblasen mehr aufsteigen. Diesem Glasfluß wird nun das färbende Metalloxyd je nach Bedarf zugesetzt. Bis zu einem gewissen Punkte höchster erreichbarer Sättigung steigt die Tiefe und Fülle eines Tones mit der Größe des Oxydzusatzes. Jeder durchsichtige Emailsatz kann zu einem opaken gemacht werden durch einfachen Zusatz von Zinnoxyd, einer Mischung von calciniertem Zinn und Blei, oder auch durch Beimischung von weißem Arsenik, bezw. arseniger Säure. Ein Zusatz von Gold und Zinn zu farblosem Fluß gibt den sogenannten Cassiusschen Purpur, ein wundervolles Purpurrot, durch Beimischung von Kupferoxyd kann Grün, Blau und Rot erzeugt werden, durch Kobaltoxyd Blau, durch Eisen Braun und Orange. Ein Zusatz von Mangan gibt Purpur, von Silber und Gold Orangerot, von Zinnsäure oder Zinnoxyd ein opakes Weiß.

Aus diesen Tönen kann man durch Mischen im Schmelztiegel wieder neue erhalten. Die Schönheit der Farbe wird bedingt durch gleichmäßiges Schmelzen und inniges Mischen der Bestandteile. Der Umfang der auf diese Weise erreichbaren Farbenskala ist ein ganz unbegrenzter, mit Ausnahme von Zinnoberrot, das nicht darstellbar ist.

Emaillen sind weich oder hart, das heißt sie sind entweder bei verhältnismäßig niedriger Temperatur schmelzbar, oder sie verlangen dazu eine große Hitze, bis zu 1000 und 1200 Grad. Eine Emaille ist tadellos dargestellt, wenn durch ihre ganze Masse kein Schwanken in Bezug auf den Farbton oder die Durchsichtigkeit bemerkbar ist. Man prüft sie, indem man an der Spitze eines Kupferstäbchens etwas von der geschmolzenen Masse aus dem Schmelztiegel nimmt und

zu einem dünnen Faden sich ausziehen läßt. Nach dem Erkalten prüft man diesen zwischen Daumen und Zeigefinger, wodurch man die geringste Ungleichheit an der Oberfläche bemerkt. Auch die Farbe ist so am genauesten nachzuprüfen.

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Ohne auf die Fabrikation der Emaille hier näher einzugehen, wird es doch von Wert sein, einiges über ihre Zusammensetzung zu erfahren, da die Schönheit der Arbeit in hohem Grade von der Zusammensetzung der Grundstoffe abhängt. Die Härte der verschiedenen Emaillen, und damit ihre Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische und chemische Einflüsse, hängt von dem Prozentsatz der Beimischung von Kieselerde ab, während ein stärkerer Gehalt von Blei und Pottasche eine größere Weichheit und Empfindlichkeit bedingen. Es ist verlockend, in der Arbeit die weicheren Emaillen zu bevorzugen, weil sie besonders brillante Töne haben und leichter zu behandeln sind. Aber sie sind im Augenblick des Schmelzens derart empfindlich gegen Staub und Fremdkörper, dass nur zu leicht die Glätte ihrer Oberfläche und die Durchsichtigkeit geschädigt werden. Wie schon gesagt, werden die farbigen Emaillen auf der Basis farbloser Glasflüsse, durch Beimischung färbender Metalloxyde zu diesen, erhalten. Man tut gut, im allgemeinen zu einer Arbeit nur Emaillen zu verwenden, deren Glasflüsse von gleicher oder ähnlicher Zusammensetzung sind, da sonst das vom Emailleur so gefürchtete Abspringen einzelner Teile leicht eintritt.

Den farblosen Glasfluß, die Basis sämtlicher Emaillen, nennt man Fondant. Je nach dem Metall, auf welches emailliert werden soll, ist dieser von verschiedener Zusammensetzung. Einige Beispiele solcher Zusammensetzungen, sowohl farbloser Glasflüsse, als auch für die Beimischung der färbenden Metalloxyde, sind untenstehend gegeben:

Kupfer und Goldfondant setzen sich zusammen

aus:

4 Teilen Kieselerde, 6 Teilen Mennige, 12 Teilen salpetersaurem Kali oder 4 Teilen optisches Glas, 3 Teilen Mennige, 6 Teilen salpetersaurem Kali; Silberfondant enthält: 4 Teile Kieselerde, 6 Teile Mennige, 20 Teile salpetersaures Kali.

Um die verschiedenen Farben zu erhalten, werden

zugesetzt:

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