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tönung, mit Brillanten besetzten Bändern und farbigen Perlen.

Sehr mannigfaltig in Form und Farbe sind auch die Nadeln, sowohl die Hut- wie die Krawattennadeln. Unter ersteren eine als Alpenveilchen mit Anhängperle und eine mit großer Lilaperle und funkelnden Opalen, unter letzteren Schlangen mit Perlzungen, Fische, Eulen, Schwäne, meist aus phantastischen Barockperlen gebildet. Ringe und Knöpfe aus Schlangenleibern und mit farbigen Steinen geschmückt, ein Schirmgriff mit einem Pelikan, ein Falzbein mit Zahn des Höhlenbären, Löffel mit Schildkrötenmotiven, Schuhanzieher, eine große Bowle aus Münzen (ein Familienstück der Cranachs) eine sehr gelungene Folge von Likörgläsern auf hohen Schlangenfüßen, ein paar große Glashumpen mit Silberbeschlag für Regattapreise vervollständigen diese stattliche Reihe der Schmuckgegenstände, nicht zu vergessen die Gürtelschnallen mit Traubenmotiven oder den Löwenkrallen unter der goldenen Kokospalme in verschiedenen Farbentönungen. Erwähnt sei auch noch besonders die Hutnadel der Kaiserin, ein von einer Schlange gehaltener Amethysttropfen, und bei dieser Gelegenheit sei nebenbei bemerkt, daß die Hutnadeln jetzt nicht mehr hinten am Kopf getragen werden, sondern von vorn durchgesteckt werden, so daß sie als Schmuckstücke wesentlich besser zur Geltung kommen.

W. Lucas von Cranach hat die Ausführung der Schmucksachen selbst überwacht und ihre Farbenwirkung durch die mannigfachsten Mittel zu erzielen

gewußt. Die Körper der Gegenstände sind regelmäßig aus Gold oder Silber gebildet; das Gold kommt teils in seiner Naturfarbe zur Erscheinung, in der Regel ist es aber gefärbt oder getönt, letzteres oft mit Hilfe des elektrischen Stromes, durch welchen Farbenwirkungen erzielt werden, die fast dem Email nahe kommen, wo dieses ganz leicht und zart aufgetragen ist. In anderen Fällen ist der Emailauftrag wesentlich stärker, ausnahmsweise ist auch durchscheinendes und opalisierendes Email angewendet. Mit diesem farbigen Gold und Email sind Edelsteine der verschiedensten Art und Färbung, sowie Perlen in den mannigfaltigsten Formen und Farben zur Anwendung gebracht. Gerade in dieser Verwendung der Edelsteine und in der feinen Zusammenstimmung von Gold, Email und Gestein zeigt sich die künstlerische Kraft und der koloristische Sinn des Herrn von Cranach in vorteilhaftester Weise. Je mehr er sich mit den Eigenschaften und Anforderungen der verschiedenen Stoffe vertraut macht, dürfen wir von dem Künstler noch neue und eigenartige Arbeiten erwarten.

Auf andere moderne Gold- und Silberarbeiten Berliner Werkstätten wie Hugo Eisenach, E. Lettré, Joh. Wagner & Sohn, Rud. Büttner, Rich. Walther u. s. w. werden wir in einem späteren Artikel ausführlich eingehen. Für heute wollen wir noch erwähnen, daß von den ausgestellt gewesenen Arbeiten des Hofgoldschmiedes Hugo Schaper, vier der besten als Vorbilder für das Kunstgewerbe-Museum in Stuttgart angekauft worden sind.

SCHIRMGRIFF, PELIKAN MIT RUBINTROPFEN, AUF EINER KUGEL AUS KATZENAUGE.

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KOLLIER UND ANHÄNGER, MOTIV TULPENBLÄTTER

MIT BUNTEN PERLEN.

KOLLIER UND ANHÄNGER, WEINLAUB MIT OLIVINEN
GEFASST, TRAUBEN AUS BUNTEN PERLEN.

Sämtlich Entwürfe von W. L. v. Cranach. Ausführung von Gebr. Friedländer-Berlin.

Eine neue Aufgabe für die moderne Schmuckkunst.

Von R. Rücklin.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß es unserer Schmuckkunst schwerer gefallen ist als den meisten Schwesterkünsten im Kunstgewerbe, sich in die Aufgaben und Ziele hineinzufinden, welche das neue, moderne Kunstempfinden an sie stellte. Es wird das wohl zum großen Teil von der eigenartigen Stellung herkommen, welche der Schmuck in bezug auf sein Material und seine Benutzung einnimmt. Jenes ist so kostbar und diese so intim persönlich, daß auch kunstverständige und -begeisterte Käufer und Käuferinnen bei Schmuck gern sich auf das Sichere, Bewährte und Unauffällige beschränken und es nach Möglichkeit vermeiden, unsichere und gewagte Experimente mitzumachen. Damit ist die vorhandene Verzögerung in bezug auf das Eindringen der modernen Kunstweise in den Schmuck wohl zu erklären. Jetzt aber ist seit dem ersten Auftreten derselben doch schon so viel Zeit verflossen, daß es wohl am Platze erscheint, einmal die Frage aufzuwerfen: Sind wir nach all den Versuchen und Studien, nach all den künstlerischen und technischen Fortschritten und Erfolgen der letzten Jahre mit unserer Schmuckkunst so weit, daß wir sagen können, sie steht in gleicher Linie mit den übrigen Zweigen der modernen Gewerbekunst, sie ruht in gleichem Maße wie diese auf der Basis modernen Empfindens, von der aus eine harmonische Weiterentwickelung nun erwartet werden darf? Ich glaube diese Frage im allgemeinen mit ja, in einem Punkte aber mit nein beantworten zu müssen. Und

bescheiden der einzelnen Spezialkünste, wie es zum Zustandekommen eines harmonischen Gesamteindruckes in der Innenund Außendekoration notwendig ist, auf den Ausstellungen niemals geübt werden konnte. Und das läßt sich auch speziell in dem wichtigsten Gebiete des Kunstgewerbes überhaupt, dem der Innendekoration, für die damalige Zeit als Hauptfehler nachweisen: Jeder Bestandteil derselben, die Möbel, die Teppiche, die Tapeten, dekorative Ziergeräte und Bronzen jedes suchte sich an seinem Teil möglichst in der Wirkung hervorzudrängen, nirgends wurde diejenige Selbstbescheidung geübt, welche notwendig ist, wenn ein harmonischer Gesamteindruck entstehen soll.

Das wurde alles erst anders und besser in dem Augenblicke, als man anfing, wenigstens für Ausstellungszwecke ganze Inneneinrichtungen aus einem Gusse zu schaffen, Zimmer,

KOPFNADELN IN BLUMENFORM IN GOLD MIT PERLEN.
Entwurf von W. L. v. Cranach. Ausführung von Gebr. Friedländer-Berlin..

dieser eine Punkt, wo's meinem Empfinden nach noch fehlt, das ist der künstlerische und organische Zusammenhang unserer Goldschmiedekunst mit den übrigen dekorativen Künsten. Ich muß hier etwas weiter ausholen, um mich verständlich zu machen.

Wenn man zurückdenkt an die kunstgewerblichen Ausstellungen, wie sie etwa vor 15 und 20 Jahren üblich waren, so wird man bei der Vergleichung mit den heutigen Veranstaltungen dieser Art einen großen Unterschied bemerken. Früher stellte im allgemeinen jede kunstgewerbliche Spezialität für sich aus. Waren hier die Erzeugnisse der Keramik aufgehäuft, so wandelte man dort durch Heere aufgestellter Möbel. Man bewunderte an der einen Stelle aufgestapelte Teppiche und Tapeten und ließ sich anderswo von Schmuck und Goldschmiedearbeiten entzücken. Diese Dinge so zusammenzustellen, daß man ihre gegenseitige Wirkung aufeinander, wie sie sich im praktischen Gebrauche ergibt, hätte prüfen können, daran dachte niemand. Die Folge davon war, daß ein Arbeiten auf zusammenhanglose Prunkwirkungen hin ganz allgemein Platz griff, daß das notwendige gegenseitige Sich

bei denen ein und derselbe Künstlerwille maßgebend war für die Ornamentation und Farbengebung der Tapete und den Aufbau der Möbel, für die Auswahl der Bilder und die Art der Fensterverglasung, für die Form der Beleuchtungsgeräte und die Tönung des Fußbodenteppichs. Jetzt wurde es klar, warum man all die langen Jahre der Stilnachahmung vergeblich danach gerungen hatte, zu so feinen und vornehmen Gesamtleistungen zu kommen, wie die alten Meister dies anscheinend mühelos gekonnt hatten: Die künstlerische Einheit unserer Kunsthandwerke war verloren gegangen, sie hatte sich in vereinzelte Spezialitäten

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zersplittert, von denen jede für sich strebte und arbeitete. Erst in der letzten Zeit, wo es üblich geworden ist, daß man die verschiedenen Gewerke, solange sie an einer Innendekoration arbeiten, unter eine künstlerische Leitung zusammenfaßt, haben wir wieder Leistungen von vornehmer Gesamthaltung entstehen sehen. Was sind unsere Tapeten seither ruhiger, was unsere Möbel schlichter und vornehmer, was unsere Geräte würdiger und feiner geworden, seitdem wir gelernt haben, jedes Stück nicht nur für sich, sondern auf sein Einordnen in eine Gesamtwirkung hin zu prüfen! Man kann es wohl sagen: Dieses neue Arbeits- und Ausstellungsprinzip, wie es am einheitlichsten und energischsten auf der Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie vorgeführt wurde, hat Wunder gewirkt und Segen verbreitet auf alle Gebiete des Kunsthandwerkes.

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unsere Schmuckkunst gewährt kein einheitliches Bild. Einzelleistungen da und dort mehr als auf irgend einem anderen Gebiete fehlt hier das tragende und fördernde Interesse des kunstverständigen Publikums, fehlen die vom Besteller direkt gegebenen größeren, zusammenfassenden, künstlerischen Aufträge. Ich glaube, den Schlüssel dazu in dem zu finden, was ich oben auseinandersetzte.

Ich habe dort gesagt, das wichtigste Gebiet der Gewerbekünste sei das der Innendekoration; das ist, deutsch ausgedrückt, die Kunst, dem Menschen seine Häuslichkeit zu bereiten und zu schmücken. Dem stelle ich als zweitwichtigste wenn eine Klassifikation hier überhaupt am Platze ist ein Gebiet gegenüber, das wohl nur von den wenigsten in seinem Zusammenhange erkannt wird: Die Kunst, den Körper des Menschen zu schmücken und auszustatten. Diese Kunst umfaßt die Gebiete des Kleidermachens, der Putzmacherei, die Schmuckherstellung und in weiterem Sinne noch die des Hand- und Tafelgerätes. Diese Gebiete hängen so eng miteinander zusammen, wie die Ausstattungskünste für die Wohnung. Wie jene, werden auch sie erst in einen gesunden, innerlichen Zusammenhang kommen, wenn man sie in ihrer äußerlichen Zusammengehörigkeit erkannt, gepflegt und vorAugen gestellt haben wird.

Daß man bisher einzelne der von mir aufgezählten Gebiete, wie die Kleider- und Putzmacherei, nicht gewohnt war unter die Künste zu rechnen, tut nichts zur Sache. Was nicht ist, wird noch werden. Wir haben jetzt schon so viele Künstlerentwürfe für moderne Damenkleidung, wir haben schon so viele derartige Ausstellungen gehabt, daß man auch in diesem Fache berechtigt ist, die besten Hoffnungen für die Zukunft zu hegen. Man kann etwa sagen, daß wir auf diesem Gebiete heute so weit sind, wie auf dem der Innendekoration vor 15 Jahren: Erfreuliche Einzelleistungen, aber noch kein Zusammenwirken der einzelnen Spezialzweige. Diese Lücke zu zeigen, ist eben der Zweck meiner heutigen Zeilen.

stimmung von Kleid und Schmuck und Gerät eine unbewußte war, die sich auf natürlichem Wege, ohne Ausstellungen und reformierende Aufsätze, entwickelt hatte, und daß man deshalb heute dieser Entwickelung eben auch ihren Lauf lassen sollte. Man vergißt aber dabei, daß eben damals die gesamten Kulturverhältnisse unendlich viel einfachere waren als heute, und daß damals Einwirkungen und Prinzipien ihren Weg allein machten, die bei unserer heutigen kulturellen Zerklüftung besonderer und bewußter Nachhilfe bedürfen. Man gestatte mir, hier auseinanderzusetzen, wie ich mir dieses

FALZMESSER UND SPIEGEL.

Entworfen und ausgeführt von J. Kratina-Paris. (Aus „Dokumente des modernen Kunstgewerbes", herausgegeben von Dr. H. Pudor.)

Man wird vielleicht einwenden, daß es eine doktrinäre Überschwenglichkeit sei, hier ein bewußtes und planmäßiges Zusammenarbeiten zu verlangen. Man wird auf die blühendsten Zeiten unseres deutschen Kunstgewerbes hinweisen, die der Renaissance, und sagen, daß damals die feine Zusammen

Zusammenwirken ins

Werk gesetzt denke, und man wird finden, daß mein Vorschlag ganz und gar nicht etwa auf eine Umwälzung hinausläuft, sondern daß er bloß das, was anerkanntermaßen auf anderen Gebieten segensreich gewirkt hat, auch auf unserem Spezialgebiete eingeführt wissen möchte.

Das Ausschlaggebende für die Hebung unserer Gewerbekünste in den letzten Jahren ist meinem Empfinden nach das öffentliche Zurschaustellen von Gesamtleistungen derselben gewesen, also das Ausstellen von künstlerisch entworfenen Zimmereinrichtungen und kleineren Wohnhäusern. Suchen wir dieses System doch einmal auf diejenigen Künste anzuwenden, die sich mit dem Schmuck des menschlichen Körpers befassen, versuchen wir, im Zusammenhang künstlerisch zusammengestimmte Kleidung, Schmuck und Kleingeräte auf der und jener Kunstausstellung vorzuführen: Das wäre meines Erachtens die einzige, aber ausreichende Möglichkeit, alle die Fragen zu studieren, zu prüfen und zu lösen, die jetzt noch offen sind: Wie muß ein Kleid sein, von dem Schmuck sich wirkungsvoll abhebt? Wie

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muß Schmuck gearbeitet sein, damit er dem modernen Kleid sich harmonisch einordnet? Wie können neue Kleiderformen Veranlassung zur Bildung neuer Schmuckformen geben? Wie muß all das Handgerät, Schirme, Stöcke, Börsen, Uhren, Tischbesteck, geformt sein, damit es eine Einheit bildet mit der ganzen Erscheinung?

Was ich damit sage, ist eigentlich kaum etwas anderes, als was unser Beiblatt: „Schmuck und Mode" erstrebt; mein Vorschlag greift nur noch etwas weiter und gravitiert mehr nach der rein-künstlerischen als nach der geschäftlichen Seite. Es liegt mir also durchaus fern, die Arbeit von Schmuck und Mode damit für weniger wichtig zu erklären; im Gegenteil,

die Ausführung meines Vorschlages würde nur die Probe auf das Exempel sein, an dessen Lösung in unserer Zeitschrift schon so lange gearbeitet wird. Denn es ist ja einleuchtend, daß eine Zeitschrift der Natur der Sache nach nur zu neuen Versuchen anregen und über neue Erscheinungen berichten kann. Für die Lehren und Erfahrungen, welche eine praktische Ausführung mit sich bringt, kann sie keinerlei Ersatz bieten. Es würde also gewissermaßen eine Kostümausstellung nach künstlerischen Entwürfen und unter künstlerischer Leitung in die Wege geleitet werden müssen, bei der auch jedes Zubehör an Schmuck und Gerät mit einbezogen und mit gleicher Liebe behandelt wäre wie das Kostüm selbst. Um das zu erreichen, müßte ein Künstler jeweils als Autor einer Gesamtausstattung auftreten: Die gleiche Persönlichkeit müßte den Entwurf zu Kleid, Hut, Schmuck und Kleingerät geliefert und ihre Ausführung geleitet resp. überwacht haben. Unter der selbstverständlichen Voraussetzung, daß das ein echter Künstler ist, würde man dadurch das Beispiel erhalten eines

getragen wird. Daß man dabei nicht auf die Geschmacklosigkeiten verfallen dürfte, die sich in den Schaufenstern unserer Modegeschäfte breit machen, wo man die Kleider über ausgestopfte Puppen mit Wachsgesichtern zieht, ist selbstverständlich. Jede Künstelei und Puppenhaftigkeit muß streng ausgeschlossen sein.

Einem naheliegenden Einwurf gegen meine Darlegung muß ich wohl noch begegnen. Man könnte sagen: Was kann das für einen Wert haben? Niemand, und wäre er der Reichste, wird sich doch für jedes Kleid einen besonderen Schmuck beilegen. Man braucht nun eben einmal öfter ein neues Kleid, als man einen neuen Schmuck sich anfertigen lassen kann und mag. Und wenn man eine Schmuckgarnitur auf mehreren Kleidern verwendet, so kann sie doch unmöglich zu allen passen.

So ist die Sache natürlich nicht gemeint, daß man eine Schmuckgarnitur nur zu einem ganz bestimmten Kleide und niemals zu einem anderen tragen dürfe, um etwas künstlerisch

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Schmuckes, der nicht versucht, das Kleid zu überprunken, und eines Kleides, das nicht unter gehäuftem Firlefanz den Schmuck erstickt und zudeckt. Man würde sehen, wie eine richtige Komposition des Kleides den Schmuck an gegebenen Plätzen geradezu fordert und wie ein einfacher, groß gezeichneter Schmuck so viel mehr ziert als ein überzierlicher und reicher. Man würde erproben können, daß dieser und jener Stoff und seine so oder anders geartete Bemusterung sich besonders als Untergrund eignet für bestimmte Farbenstimmungen und technische Ausführungen von Schmuck. Man würde wieder lernen, den Schmuck nicht nur als stolzen, im Grunde aber gleichgültigen Staat, sondern als Höhepunkt der weiblichen Kleidung anzusehen. Und vielleicht würde man sogar den Erfolg erleben, daß Aufträge an Künstler und Goldschmiede erteilt würden für Gesamtgarnituren von Schmuck, bei denen der künstlerische Entwurf und Ausführung bezahlt würden und nicht bloß die verwendeten Brillanten.

Die Aufmachung einer solchen Ausstellung denke ich mir ganz schlicht und einfach; das Kleid auf einem Kleidergestell dargestellt, wie das in Modemagazinen üblich. Daneben auf einem Tischchen oder einem besonderen Gestell Hut, Handschuhe, Schirm und dasjenige Kleingerät, das nicht am Kleid

zusammenstimmendes zu haben. Es fällt ja auch dem größten Kunstliebhaber nicht ein, für jede Neutapezierung neue Möbel sich zuzulegen. Aber seitdem es Möbel und Tapeten gibt, die aus dem richtigen Kunstempfinden heraus geschaffen sind, daß sie nur eine zierende, aber keine selbständige Wirkung ausüben sollen, stimmen sie von selber eher und naturgemäßer zusammen als dies früher der Fall war. Und ebenso wird jeder in richtigem Sinne moderne Schmuck in gewissen Grenzen zu jedem modernen Kleide passen, wenn sie einmal prinzipiell das richtige künstlerische Verhältnis zueinander gefunden haben werden. Das zu erreichen, dazu scheint mir die angedeutete Ausstellungsweise der gangbarste Weg zu sein. Ich glaube nicht, daß es allzukühn ist, derartiges jetzt in Anregung zu bringen. Schon regen sich in einem Teil unserer Modezeitungen künstlerische Bestrebungen; schon sind da und dort künstlerisch entworfene Frauenkleider als Bestandteil von Kunstausstellungen aufgetreten. Schmuck und Silbergeräte haben sich künstlerischen Anregungen längst willig erschlossen: Es fehlt nur noch, daß sie beide zusammenfließen, um das hier Vorgeschlagene zur Tat werden zu lassen. Unsere Schmuck und Mode" wird allen derartigen Vorgängen ein achtsames Auge schenken.

Moderner Schmuck.

Unter diesem Titel bringt eine der hervorragendsten deutschen Kunstgewerbezeitschriften, die „Dekorative Kunst", (München, H. Bruckmann) eine ebenso umfangreiche, als glänzende Veröffentlichung. Sie bringt nicht weniger als 80 Erzeugnisse modernen Künstlerschmuckes zur Anschauung, als deren Autoren Namen wie Lalique, Lambert, Fouquet Vever, M. Bing, Feuillâtre aus Paris, Simpson aus Nottingham, Musy aus Turin, Wilckens & Söhne aus Hamburg, Prutscher aus Wien, Fred Dunn & Co., N. Thallmayr und Merk, München, Arthur Berger aus Dresden, Th. Fahrner und W. Stöffler aus Pforzheim, Erik Magnussen und Mogens Ballin aus Kopenhagen, Huber aus Budapest u. a. m. zu nennen sind. Wir sind durch das Ent

SILBERNE GÜRTELSCHLIESSE.

Entworfen von Fred Dunn.

Ausgeführt von Fred Dunn & Cie.-München. Ges. geschützt. (Aus „Dekorative Kunst", F. Bruckmann, München.)

gegenkommen der Verlagshandlung in der Lage, unsern Lesern einige Stichproben vorzulegen, die Zeugnis abgeben können für die Güte und geschmackvolle Auswahl der Illustrationen. Es ist so eine gedrängte Übersicht dessen gegeben, was die moderne Kunst aus dem Schmuck zu machen wußte, die interessante Vergleichungen gestattet. Von den graziösen Werken Laliques mit ihrem traumhaft reichen, dem Auge und den Sinnen schmeichelnden Inhalt bis zu dem asketisch-strengen Liniengeschlinge, wie es die nordischen Künstler, Magnussen, S. Wagner, M. Ballin, neuerdings auch auf Schmuck angewendet haben, findet man alle Übergänge, findet man die Natur und die moderne Ornamentik in allen möglichen Auffassungen vertreten. Sehr erfreulich ist zu beobachten, wie gut und reichlich, ja glänzend Deutschland vertreten ist. Da ist Fred Dunn & Co. in München, mit ausgeführten Arbeiten nach Entwürfen von F. Dunn, O. Tragy und N. Thallmayr, dann Wilckens & Söhne in Hamburg mit einer großen Anzahl Entwürfe zu ausgeführten Schmuckstücken, Arthur Berger in Dresden, der Entwürfe von S. V. Cissarz, E. H. Walter, E. & G. Kleinhempel und W. Weingärtner ausgeführt hat. W. Stöffler-Pforzheim ist mit einigen Arbeiten nach Entwürfen von W. O. Dreßler vertreten, Hofjuwelier G. Merk-München mit Stücken nach Zeichnung von Oppenheimer. Am originellsten und umfänglichsten präsentiert sich die Fabrik Th. FahrnerPforzheim mit einer Kollektion von Gehängen nach Entwürfen von Ferd. Morawe; ihr charakteristisches Merkmal besteht darin, daß sie sich aus beweglich ineinandergehängten Einzelteilen zusammensetzen, die beim Tragen sich schmiegsam und spielend der Unterlage anfügen werden. Eine wesentliche Besonderheit des südeuropäischen Volksschmuckes erfährt damit eine überraschende Wiederbelebung.

Der Text bringt eine eingehende und verständnisvolle Würdigung für die Eigenart der vertretenen Künstler und Schmuckgattungen. Da wir natürlich nicht in der Lage sind, die betreffenden Abbildungen hier vorzuführen, so verzichten wir darauf, auf

diesen Teil näher einzugehen. Aber einen Passus, der sich auf den Zusammenhang von Schmuck und Mode bezieht, möchten wir unsern Lesern doch nicht vorenthalten. Es heißt da:

„Bei all dem „Gebrauchsschmuck" spielt die Mode eine große Rolle, nicht nur für das „wie", sondern auch für das "was" ... es wäre aber zu raten, dem Augenblick abzulauschen, was er an Veränderungen in der weiblichen Kleidung und damit auch in den Schmuckbedürfnissen bringt. Jetzt z. B. traten die Gürtelschließer weitaus in den Vordergrund, weil es bei der herrschenden Blusenmode kaum ein Kleid ohne Bluse gab, und keine Bluse ohne Gürtel. Die lose getragenen Boleros erforderten häufig einen Zusammenhalt über der Brust; so entstanden ähnliche Schließen in kleinerer Ausgabe, um auch für die nach rückwärts und wieder nach vorwärts geschlungenen Halsbänder gute Dienste zu leisten. Heute, wo van de Velde und manche andere die ehrliche Betonung des Kleidschlusses im Gegensatz zur bisherigen Verbergung desselben befürwortet haben, wird sicherlich der Knopf in allen möglichen Varianten von Größe, Form und Material seine Auferstehung feiern. Und weshalb sollten ingeniöse Köpfe nicht auch andere Verschlußarten ersinnen, deren Klapp- oder Druck-, Schließen- oder Hakenvorrichtungen zugleich praktisch und schmückend wären, und zu mannigfachster, neuer Formengebung Anlaß schüfen? Ähnliches hätte der vorne am Handgelenk jetzt so eng getragene Ärmel schon längst wünschenswert gemacht. Mit dem gürtellosen, häufig den Hals freilassenden Schulterkleid, das allem Anschein nach, immer mehr und mehr an Boden gewinnt, wird manches getragen werden, was zu dem hohen Stehkragen und unter

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kragen

brochenen Linien der Blusen- und Schneiderkleider nicht paßte. Bandartiger oder mehrreihiger

SILBERNE, LICHT VERGOLDETE BROSCHE MIT KARNEOLEN UND PERLEN.

Entworfen von J. V. Cissarz. Ges. geschützt. (Aus: Dekorative Kunst", F. Bruckmann, München.)

Kettenhalsschmuck mit kleidsamem Abschluß wird wohl wieder in Aufnahme kommen, und vor allem die langen, feingliederigen Ketten mit oder ohne Anhänger, denen nun die Aufgabe zufällt, allzu monotone Stoffflächen zu beleben, das „Fließende" des Gewandes zu betonen und die Bewegungen des Körpers in zartem Echo ausklingen zu lassen. So sind die Anregungen für neuen Schmuck in erster Linie bei der Frau zu holen. Goldschmied und Künstler müssen sie zu nützen wissen."

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