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AUS DER HANAUER SCHMUCK-KONKURRENZ.
Entwurf von Walter Klein-Stuttgart.
Erster Preis der zweiten Aufgabe.

Fabrikant Fritz Kreuter, Hanau, stellvertretender Vor-
sitzender des Hanauer Kunstgewerbe-Vereins,
Professor M. Wiese, Hanau, Direktor der königl.
Zeichenakademie,

Carl Rothmüller, München, Goldschmied und Ciseleur, Hugo Schaper, Berlin, Hofjuwelier,

Professor Offterdinger, Hanau, Lehrer an der königl. Zeichenakademie,

Fabrikant Willy Rodde, Hanau,

Hrch. Naas, Hanau, Lehrer an der königl. Zeichenakademie,

Jos. Eitzenberger, Hanau, Lehrer an der königl. Zeichenakademie,

fällte am 17. September seine Entscheidung. Danach empfingen in Aufgabe

I. den ersten Preis A. Leutfeld-Hanau, den zweiten Preis R. Rücklin-Pforzheim, während der dritte je zur Hälfte zwischen L. Knupfer-Pforzheim und E. Pehmeyer-Hanau geteilt wurde. Ferner erhielten in Aufgabe

II. den ersten Preis W. Klein-Stuttgart, den zweiten wiederum je zur Hälfte E. Beck-Schwäbisch-Gmünd und R. Pauschinger-Darmstadt. Klein hatte ein Service, Beck und Pauschinger eine ToilettetischGarnitur gewählt.

AUS DER HANAUER SCHMUCK-KONKURRENZ.

Entwurf von R. Pauschinger-Darmstadt. Hälfte des zweiten Preises der zweiten Aufgabe.

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schrift denken, als sie hier in zwei Arbeiten zu Tage tritt, von denen jede in ihrer Eigenart eine Musterleistung darstellt. Leutfeld, zierlich und minutiös in der Formgebung, baut seine Komposition meist aus feinen Stäbchen auf und verwendet reichlich Farbsteine und Brillanten; Rücklin, großzügig und frei im Stile wirkt durch geschmackvoll gegliederte Flächen, eine hervorragend schöne, künstlerisch empfundene Linienführung und weise, sparsame Verteilung von Steinen oder Email zur Accentuierung der Flächen. Mit seinem Diadem bietet Leutfeld (vergl. Musterblatt No. II) ein in seiner Geschlossenheit und seiner trotz bewegter Details klaren Disposition ganz vortreffliches, reizvolles Schmuckstück. Die brillantenbesetzten, in anmutiger Verschlingung komponierten Seitenteile ordnen sich dem dominierenden Spitzoval der

AUS DER HANAUER SCHMUCK-KONKURRENZ.

Entwürfe von G. Beck-Schwäbisch-Gmünd. Hälfte des zweiten Preises der zweiten Aufgabe.

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steinen auf blauem Grunde, einer Brosche, einer Nadel, einem Fingerring und zwei Anhängern, verdient einer der letzteren ganz besondere Erwähnung und zwar derjenige, der links von dem Kollier abgebildet ist. Gerade in diesem Falle ist der Mangel farbiger Wiedergabe in hohem Grade bedauerlich; denn erst die Farbe führt hier zu einer richtigen Würdigung dieses außerordentlich feinen Schmuckstückes. Der Hauptaccent ruht auf dem grünen Stein in der Mitte. Um ihn schlingen sich in edelster Linienführung die goldenen Ranken, teils mit Brillanten, teils mit kleinen Farbsteinen in zartem Süßlila besetzt, während zum unteren Abschlusse drei Perlentropfen den Charakter des Anhängers zum Ausdruck bringen.

Gehen wir über zur Betrachtung der Rücklinschen Entwürfe. Wenn Leutfeld als junger Mann, der eben seine kunstgewerbliche Ausbildung vollendete, in seinen Arbeiten für die Hanauer Schmuckkonkurrenz zweifellos äußerst Aner

verschoben wird. Am meisten ist dies zu bedauern bei dem Stück, welches ich nicht nur als das beste der Rücklinschen, sondern als das in jeder Hinsicht vollkommenste und hervorragendste sämtlicher Entwürfe betrachten muß, die zum Wettbewerb eingegangen waren: Der auf der Tafel rechts unten dargestellte Anhänger. Ein stilisierter Schmetterling hat das Motiv für dieses reizvollste aller Schmuckstücke abgegeben. Im Original wirken als Hauptaccente die beiden tiefdunkellila Augen auf den Flügeln des Schwärmers, in der Reproduktion dagegen deren viel zu hell gekommene Umränderung. Die Augen liegen in zartem, rosaviolettem Grunde, während die Flügelspitzen in duftigem Süßlila gehalten sind. Von allen diesen Feinheiten zeigt die Abbildung nicht das geringste; hier dominieren hauptsächlich die goldenen, zu dunkel reproduzierten Randstäbchen und Rippen. Ich hoffe, daß der Hanauer Kunstgewerbe-Verein sich entschließen wird, die

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kennenswertes geleistet hat, so zeigen Rücklins Vorlagen den gereiften, fertigen Künstler, der mit festem, sicherem Strich seine Zeichnung zu Papier bringt und sie mit virtuoser Beherrschung der Technik aquarelliert. Die Komposition ist in ihrer Ruhe und Vornehmheit durchweg hervorragend schön zu nennen, die Linienführung und die Farbenabstimmung bekunden feinstes künstlerisches Verständnis und Empfinden.

Die autotypische Reproduktion läßt Rücklins Entwürfe leider bei weitem nicht zur vollen Geltung kommen; manche Abbildungen wirken sogar den Originalen gegenüber geradezu gegensätzlich im Gesamteindruck. Dieser Mißstand, der hier noch mehr als bei den brillantenglitzernden Arbeiten Leutfelds hervortritt, beruht zum großen Teile darauf, daß die großen, in getöntem Golde gehaltenen Flächen durch die photographische Aufnahme unverhältnismäßig dunkel, blaue, lila u. a. Emaillierungen dagegen zu hell erscheinen, so daß der Schwerpunkt der Komposition hier und da vollständig

Mittel für eine farbige Wiedergabe dieses entzückenden Anhängers in der Goldschmiedezeitung später gelegentlich zu bewilligen; erst eine solche wird dem Originale annähernd in der Wirkung gleichkommen, der Wirkung eines kleinen Kunstwerkes in Komposition, Formengebung und Farbenstimmung.

Schlicht in den verwendeten Mitteln und doch vortrefflich im Eindruck ist auch der Anhänger links unten auf Tafel III. Hellgrün und dunkelgelb getöntes Email und vier Perlen sind die technischen Mittel und wie edel und vornehm präsentiert sich dieses Schmuckstück! Dasselbe gilt von der Gürtelschnalle, die darüber abgebildet ist. Die Form des stilisierten Schmetterlings liegt auch hier entfernt zu Grunde; doch nur in den Konturen klingt sie noch nach, die Ornamentik ist rein linear und wieder von edler Einfalt und stiller Größe: Grünlich getöntes Gold, zwei Perlen und zwei rote Farbsteine, das ist alles.

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Die Arbeiten W. Lucas von Cranachs

auf der Jubiläums - Ausstellung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin.

Wohl selten hat sich die Kritik in so hervorragendem Maße mit modernen Goldschmiedearbeiten beschäftigt, wie mit den von dem Baron W. Lucas von Cranach erdachten und entworfenen, von den Hofjuwelieren Herren Gebr. Friedländer in ihren eigenen Ateliers unter der Leitung des bekannten Goldschmiedes Herrn Max Weichmann ausgeführten Schmuckgegenständen, von denen wir einige unseren Lesern heute im Bilde vorführen. Während ein Teil der Kritiker die Arbeiten, die im Hauptsaal der Akademie der Künste in einem Schaukasten sehr effektvoll ausgestellt waren, auf das Abfälligste beurteilte, erhob der andere Teil seine Stimme zu Gunsten der in diesen Schmuckstücken zum Ausdruck gekommenen neuen Ideen und pries den geistigen Urheber derselben als einen deutschen Lalique. (? D. Red.) Die Wahrheit dürfte, wie in so vielen Dingen, auch hier in der Mitte liegen und der unbefangene Betrachter der Cranachschen Ausstellung dürfte doch an vielen, wenn nicht den meisten der Stücke seine künstlerische und fachmännische Freude gehabt haben. Namentlich die letztere! Denn die Technik der Gold-, Platina- und Silberbearbeitung, die Behandlung des Email, die Zusammenstimmung und das Fassen der Steine, die zarten Goldtönungen, kurz alles, was an diesem Schmuck durch die Hand des Goldschmiedes getan werden konnte, war mustergültig und tadellos und von diesem Gesichtspunkte aus dürfte wohl auch der strengste Fachmann an dem Cranachschen Werke nichts auszusetzen haben. Die Farbentöne des Email und des Goldes sind übrigens durch den Künstler selbst nach mannigfachen Proben und Versuchen bestimmt worden und da mag es wohl sein, daß hie und da, wie z. B. bei dem grünen Kollier zum Tintenfisch-Anhänger die Farbe nicht so ausgefallen ist, wie man es der Harmonie des Stückes wegen

hätte wünschen mögen. In solchem Falle scheint es immer bedenklich, den Gedanken, daß man Goldschmuck vor sich hat, durch überreiche Verwendung eines nicht sehr glücklichen Emails, vollständig zu ersticken, denn das Email ist nicht die Hauptsache, sondern nur Mittel zum Zweck der Ausschmückung und Belebung eines aus edlem Metall gefertigten Schmuckgegenstandes. Bei andern Kolliers mit Anhängern, z. B. dem kleineren aus einer Barockperle gebildeten Polypen ist dieser Mangel sehr glücklich vermieden. Man hat dem entwerfenden Künstler ferner seine allzu getreue Nachahmung der Natur zum Vorwurf gemacht, aber doch wohl mit Unrecht, denn die Natur ist von jeher unserer Vorfahren und unsere eigene beste Lehrmeisterin gewesen und wir verdanken den Wiederaufschwung unseres dekorativen Kunstlebens doch hauptsächlich der Rückkehr zur Natur und ihren mustergültigen Formen, die allerdings studiert und in gewissem Sinne auch stilisiert werden müssen, um auf den ästhetisch gebildeten Beschauer einen gefälligen Eindruck zu machen. Das als Brosche ausgestellt gewesene Grünkohlblatt z. B. mit der Spinne mit Barockperlenkörper in naturgetreuester Ausführung kann wohl wegen der Subtilität der Ausführung und der überwundenen Schwierigkeit der Emaillierung die Anerkennung des Technikers finden, als ästhetisch schön wirkendes Schmuckstück kann es aber wohl kaum auf uneingeschränkten Beifall rechnen. Legt man aber an solche Schmucksachen den Geschmacksmaßstab des Publikums an, welches gerade solche Sachen wegen ihrer Naturtreue oft den besten stilisierten Arbeiten vorzieht, so kann man gegen deren Anfertigung kaum etwas einwenden, im Gegenteil es nur mit Freuden begrüßen, daß der landläufige Geschmack durch den künstlerischen Entwurf und die tadellose technische

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KOPFSCHMUCK-RANKE MIT CLEMATIS.
Entwurf von W. L. v. Cranach.
Ausführung von Gebr. Friedländer-Berlin.

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an denen an den Schläfen je eine offene Blüte der Clematis, in Brillanten gefaßt, ansetzt, deren Staubfäden kleine Olivine zieren. Im vollen, namentlich im dunklen Haar, muß sich dieser Kranz, der sich der Kopfform wundervoll anschließt und von sehr diskretem Lichtglanz ist, sehr effektvoll ausnehmen. Besonders reichhaltig sind die Broschen vertreten, z. B. eine als Distel in grünem Email, durch kleine Rubinen und Brillanten belebt, dann das oben schon erwähnte Grünkohlblatt mit Spinne, der ebenfalls erwähnte Tannenzweig mit Hirschkrandeln, ein Aloeblatt mit Frucht in ähnlicher Anordnung, eine Brosche in Anlehnung an die Orchideenform Bougainvillea, bei der die Naturfarben durch Email sehr schön dargestellt sind und die Schmuckidee durch Perlen betont wird. Ferner eine Ente mit ausgebreiteten Flügeln, ebenfalls als Brosche, die Schwingen aus Flügel-(Panama-) Perlen mit Olivinen eingefaßt, den Kopf in Olivin mit Brillanten. Ein größeres Stück ist die Brosche in Form einer Bananentraube und einige andere Fruchtbouquets, an denen Knospe, Blüte und Frucht dargestellt sind. Mannigfach sind auch die Kolliers vertreten, meist mit Anhängern, von denen wir einige bringen. Bemerkenswert der Tintenfisch mit von Rubinen eingefaßtem Perlmutterleib, in verschiedenen Tönen grün emaillierten Fangarmen und grün emaillierter Halskette. Dasselbe Motiv kleiner mit Barockperlen und ruhigerer Emaillierung. Ein Collier, Weinlaubzwischenteile mit Olivinen gefaßt in sehr lebhafter Modellierung, der Anhänger gleichfalls mit Olivinen für das Laub und runden Perlen für die Traube in den verschiedensten Farben, von weiß bis rötlich und bräunlich, die herbstliche Stimmung sehr glücklich wiedergebend. Originell auch ein Anhänger, Motiv: Tulpenblätter in Gold

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BROSCHE, ORCHIDEE MIT PERLEN UND EMAIL. KOLLIER POLYP MIT EMAILARMEN, LEIB BAROCKPERLE Entwurf von W. L. v. Cranach.

Ausführung von Gebr. Friedländer-Berlin.

Behandlung in bessere Bahnen gelenkt wird. Ein schönes Beispiel dafür erscheint uns auch der Tannenzweig mit herabhängendem Zapfen, beides in den Naturfarben kunstvoll emailliert, mit kleinen Brillanten als Tautropfen und gehalten von zwei Hirschkrandeln, der weit über dem allgemein üblichen Eichenlaub-Hirschhaken-Schmuck steht und letzterem wohl als Vorbild dienen kann, was mit künstlerischem Empfinden aus solchen Motiven zu machen ist.

Jedenfalls sind die Cranachschen Arbeiten durchaus eigenartig, wenn sie sich auch nicht in einen bestimmten Styl einkatalogisiren lassen; auch hat der Künstler durchaus keinen neuen Stil erfinden wollen, ihn leitete die Freude an der Natur, die Freude an der edlen Goldschmiedekunst, der er auch in technischen Fragen ein ungewöhnliches Verständnis entgegenbringt und daß er in den Herren Gebr. Friedländer ein so hohes Interesse für die Ausführung seiner Ideen und in Herrn Max Weichmann eine so tüchtige Kraft bei der Verwirklichung derselben gefunden hat, dürfte viel zu dem unbestreitbaren Erfolg der Ausstellung beigetragen haben.

Aus den heute veröffentlichten Abbildungen werden sich unsere Leser veranschaulichen können, welcher Art die Cranachschen Schmucksachen sind; wir können nur bedauern, daß wir sie nur schwarz auf weiß zu bringen vermögen, denn der Hauptreiz aller dieser Stücke liegt in der teils durch Email, teils durch Goldtönung hervorgebrachten farbigen Wirkung. Als Hauptstück könnte wohl der Kopfschmuck zu bezeichnen sein, der das Haupt der bekannten Mädchenbüste aus dem Museum zu Lille schmückt. Er ist aus zierlichen mit Diamanten besetzten Ranken gewunden,

GÜRTELSCHNALLE MIT LÖWENKRALLEN,

MOTIV KOKOSPALME.
SCHNALLE IN GOLD MIT

TRAUBEN AUS VERSCHIEDENFARBIGEN PERLEN.
Entwurf von W. L. v. Cranach.
Ausführung von Gebr. Friedländer-Berlin.

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