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5. Durch eine Urkunde über den Vertragsabschluß. Dieses Beweismittel ist das untrüglichste. Es wird über das Kommissionsgeschäft ein Schriftstück aufgesetzt, aus welchem klar ersichtlich ist, daß die betreffenden Waren nur in Kommission gegeben und genommen worden sind. Die wesentlichen Erfordernisse eines solchen Schriftstückes sind: a) Bezeichnung der Parteien und der in Frage kommenden Waren.

b) Bezeichnung der Waren als Kommissionsgut.

c) Festsetzung des Preises, welcher dem Kommittenten zu zahlen ist.

d) Bestimmungen darüber, wann der vereinnahmte Betrag an den Kommittenten abzuführen ist, ob sofort nach Vereinnahmung, monatlich, vierteljährlich etc.

e) Bestimmungen darüber, wenn das Kommissionsgut zurückgefordert bezw. zurückgegeben werden kann. f) Bestimmungen darüber, ob der Kommissionär eventuell als Selbstkontrahent eintreten darf, oder ob er die Verpflichtung übernimmt, wenn das Kommissionsgut nicht innerhalb bestimmter Frist zurückgesandt wird, dasselbe käuflich zu übernehmen und zu bezahlen.

g) Datum und Unterschrift beider Parteien.

Ein solches Schriftstück würde demnach etwa folgenden Wortlaut haben:

Kommissionsvertrag.

Zwischen dem Grossisten, Herrn N. N. in Pforzheim, einerseits und

dem Goldschmied, Herrn X. Y. in Berlin, andererseits ist heute folgendes verabredet worden.

Herr N. N. liefert Herrn X. Y. auf dessen Wunsch die in der Anlage I näher verzeichneten Waren als Kommissionsware. Herr X. Y. verpflichtet sich, diese Waren für Rechnung des Herrn N. N. zu verkaufen und an denselben mindestens die in Anlage I aufgeführten Preise abzuführen. Der Mehrerlös bildet den Verdienst des Herrn X. Y. für seine Tätigkeit als Kommissionär. Eine Provision ist daneben ausgeschlossen.

Herr X. Y. verpflichtet sich, die für Kommissionsware vereinnahmten Beträge alsbald [oder allmonatlich. . . oder vierteljährlich] an Herrn N. N. abzuführen [und Rechnung zu legen].

Herr X. Y. verpflichtet sich, bis zur Rückgabe des Kommissionsgutes dieses sorgfältig aufzubewahren und vor Beschädigungen und Verlusten zu schützen.

Die Rückforderung bezw. Rückgabe der Kommissionsware kann jederzeit [nach Ablauf eines Jahres etc.] erfolgen. Herrn X. Y. ist es nicht gestattet, ohne Zustimmung des Herrn N. N., als Selbstkäufer aufzutreten. [Sollte Herr X. Y. die Waren nicht bis nach Ablauf eines Jahres zurückgesandt haben, so verpflichtet er sich, dieselben käuflich zu übernehmen und Herrn N. N. den in Anlage I dafür festgesetzten Kaufpreis zu zahlen.]

(Unterschriften.)

Berlin, den 15. Januar 1903. Dieses Schriftstück sichert beide Teile gegen Unannehmlichkeiten. Es ist ein ausreichendes Beweismittel dafür, daß die Waren dem Goldschmied nur in Kommission gegeben wurden. Was darin aber festgesetzt ist, muß auch der Goldschmied erfüllen. Er kann nicht beliebig von den Vertragspunkten abweichen, denn nach § 384, Abs. 1 des Handelsgesetzbuches hat der Kommissionär die Interessen des Kommittenten wahrzunehmen und dessen Weisungen zu befolgen. Einen solchen kurzen Kommissionsvertrag schriftlich abzuschließen ist daher in allen Fällen für beide Teile der Vorsicht halber ratsam. Neben der Kommissionsware kommt im Geschäftsverkehr der Goldschmiede jetzt auch oft sogenannte KonsignationsEs ist dies jedoch meist nur ein anderer Ausdruck für Kommissionsware. Rechtlich spricht man von einem Konsignationsvertrag, wenn der Grossist (Kommittent) dem Goldschmied (Kommissionär) nach einem Verzeichnis bestimmte Waren in Kommission sendet und darauf vom Goldschmied einen Vorschuß empfängt, was gewöhnlich durch Wechselziehung (Tratte) geschieht. Ein solcher Vorschuß beträgt etwa die Hälfte bis zwei Drittel des Fakturwertes. Meist ist dies nur beim überseeischen Handel üblich. Nur mißbräuchlich werden auch andere Kommissionsgeschäfte oft Konsignationsgeschäfte genannt. Syndikus Hermann Pilz.

ware vor.

Internationale Rundschau.

Statt Rundschau könnte man ebenso gut auch internationaler Wetterbericht sagen und denselben nach berühmten Mustern ungefähr so abfassen: In den letzten Wochen lag über dem größten Teile Europas ein Minimum, dessen Wirkungen sich in (geschäftlicher) Depression äußerte, die um so mehr auffiel, als die vorangegangene Periode des Maximums auf die (Geschäfts-) Wetterlage sehr günstig eingewirkt hatte. Die Wetterpropheten sagen das Herannahen eines neuen Maximums erst für Ende Februar oder Anfang März voraus, dasselbe dürfte aber auch nur von kurzer Dauer sein und das darauf folgende Minimum wieder bis zum September aushalten. Schöne Aussichten! Aber tatsächlich ist auf der ganzen Linie des europäischen Geschäftsverkehres, soweit er unsere Gold- und Silberwaren-Industrie betrifft, nach dem vorübergehenden weihnachtlichen Aufschwung wieder eine gewisse Ruhe eingetreten, und daß die Zeiten bald wieder zufriedenstellende, wenn auch nicht gerade glänzende werden, ist kaum zu erhoffen.

In Frankreich ist das Weihnachtsgeschäft auch nicht besonders gewesen, und wenn der uns von dort zugegangene Bericht die Lage vielleicht zu schwarz schildert, so ist es doch beachtenswert, wenn darin bemerkt ist, daß die Kauf

lust 1902 noch geringer war wie 1901, wo sie auch schon nicht sehr groß war. Und doch wurde die Kauflust durch sehr viele Neuheiten in den namentlich in Paris geradezu glänzend ausgestatteten Schaufenstern angeregt, Neuheiten, die sich meist in den Formen des modernen Stils bewegten und von denen ein großer Teil, wie wir zu unserer Genugtuung feststellen können, aus Deutschland eingeführt worden ist. Jedoch erreichen die Deutschen immer noch nicht die graziöse Leichtigkeit in der Zeichnung und die Sorgfalt in der technischen Behandlung, die den Franzosen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Neben dem modernen Stil in Schmucksachen macht sich in Paris wieder mehr der Einfluß der Periode Louis XV. und der anderen Louis geltend, deren Formenschatz vielfach mit Glück mit modernen Linienführungen in Einklang zu bringen gesucht wird. A propos Louis XV. erzählt man sich eine nette kleine Geschichte, die kürzlich in einem Pariser Juwelierladen passiert sein soll. Ein den besseren Ständen angehöriger Herr betritt den Laden und läßt sich Jardinieren vorlegen. Der Juwelier zeigt ihm eine größere Louis XIV. zu 760 Franken und eine kleinere Louis XVI. zu 480 Franken. Beide Preise scheinen dem Käufer nicht zuzusagen, der eine ist ihm zu hoch, der andere zu niedrig.

Er überlegt und fragt dann den Juwelier: „Pardon, haben Sie nicht eine Jardiniere Louis XV., ich wollte ungefähr 600 Franken anlegen."

Nach dem Vorbilde der deutschen Goldschmiede regen sich nun auch die französischen zum Zwecke von Verbandsgründungen. Ein Verband der Fabrikanten von Juwelenund Goldschmuck (Chambre Syndicale des fabricants de bijouterie et joaillerie) ist endgültig gegründet und hat ein Bureau in Paris, 10 Rue de Lancry, eingerichtet. Der Verband nimmt aber nicht nur die Fabrikanten von Gold- und Juwelenschmuck auf, sondern auch diejenigen, welche in Silber und Doublé arbeiten, sowie die Verfertiger der kleinen Kunstbronzen. Die Detailleure sind ebenfalls am Werke; in Paris sind sie bereits organisiert in der Provinz regen sie sich mehr und mehr; in Hâvre haben sie jüngst eine Vereinigung gegründet und darin auch die Uhrmacher und Graveure aufgenommen. Schrecklich, nicht wahr?

Die Berichte aus England über das Weihnachtsgeschäft ist dort weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, wenn auch einzelne, die ein gutes Geschäft gemacht haben, als Ausnahmen die Regel bestätigen. Seit 25 Jahren soll das Weihnachtsgeschäft nicht so schlecht gewesen sein wie im letzten Jahre. Das wird aber auch der tiefste Standpunkt gewesen sein, und man hat allen Grund, das kommende Jahr als ein günstigeres zu erhoffen, obgleich die Kaufkraft des englischen Publikums durch das Anziehen der Steuerschraube und das Teurerwerden des Lebensunterhaltes ungünstig beeinflußt worden ist. Am 28. ds. Mts. halten im Café Monico in London die dortigen Grossisten ihr jährliches Bankett ab, wie sie dies schon seit mehreren Jahren eingeführt haben und mit dem Erfolge recht zufrieden sind. Dasselbe ist auch in Birmingham Sitte, und es ist jedenfalls eine gute Idee, nach dem Konkurrenzkampf des Jahres einmal wenigstens auf freundschaftliche Weise zusammen zu kommen und die Gedanken auszutauschen; es dient dies dazu, manche Vorurteile zu beseitigen, sich besser kennen zu lernen und die „rauhen Seiten aneinander abzuschleifen", wie die Engländer sagen. Dieses Beispiel sei auch für Deutschland zur Nachahmung empfohlen, obgleich unsere Grossisten schon im Verband einen offiziellen Einigungspunkt haben. Unsere Fabrikanten seien dagegen darauf aufmerksam gemacht, daß in Birmingham sich schon drei Fabrikarten damit beschäftigen, Bijouterie nach dem deutschen System zu erzeugen, um der deutschen Konkurrenz zu begegnen, und mit beträchtlichem Erfolge, wie wir hören!! Dies ist, nachdem wir uns den Markt in England kaum erobert haben, auch wegen des Exports nach den Kolonien, namentlich Süd-Afrika, wohl zu beachten!

In Österreich ist am 27. Dezember eine Ministerialverfügung erschienen, die die scharfen Bestimmungen derjenigen vom 4. September v. J. wesentlich mildert. Es wird nunmehr Abstand genommen von dem Leumunds- und Gesundheitszeugnisse und von der Einreichung einer Photographie, die Legitimationskarte soll für die ganze Dauer des Engagements Gültigkeit haben, die Punzierungslegitimationskarte dagegen bleibt bestehen, das heißt, die Verpflichtung, beim Punzierungsamte jeder Stadt, wo ein solches besteht und die der Reisende mit Gold- und Silberwaren, Juwelen und Uhren besucht, sich zur Kontrolle zu melden. Wer weiß,

wie leicht österreichische Punzierungsbeamte geneigt sind, aus diesem oder jenem Grunde besonders bei ausländischen Waren Anstände zu machen, wird sich denken können, zu welchen Chikanen diese Verordnung führen kann. Die österreichischen Grossisten haben übrigens auch ihrerseits gegen diese neue Verordnung Stellung genommen und am 12. Januar eine bezügliche Versammlung abgehalten, in der sehr lebhaft debattiert und protestiert wurde. Ein Komitee wurde zur Behandlung der Angelegenheit eingesetzt und ihm gleichzeitig Auftrag erteilt, einleitende Schritte zur Gründung eines Verbandes der Goldwaren- und Uhrengrossisten zu tun. Also auch hier verbändelt es wie in Frankreich und England.

Der allgemeine niederländische Diamantarbeiter-Verband hielt kürzlich seine sechste Jahresversammlung in Amsterdam ab. Der Vorsitzende Henri Polak berichtete, daß trotz der großen Aussperrung im vorigen Jahre die Mitgliederzahl des Verbandes von 6400 auf 7500 gestiegen ist. Die Einnahmen betrugen 185000 Gulden, wovon 153440 Gulden für Unterstützungen bei Aussperrungen und Streiks ausgegeben wurden.

Aus Südafrika kommt die Nachricht, daß die Frage der Beiträge Transvaals oder vielmehr der dortigen Goldindustrie zu den Kosten des letzten Krieges nunmehr geregelt sei. Es sollen danach zwei Transvaalanleihen ausgegeben werden, die erste von 40 Millionen Pfund Sterling mit Reichsgewähr und 3% Zinsen, um die von der Burenregierung übernommenen Schuldverpflichtungen abzuzahlen und die Staatsbahnen etc. von den Aktionären anzukaufen. Die zweite Anleihe von 30 Millionen Pfund Sterling mit 4% Zinsen fällt den Staatseinnahmen der neuen Kolonien zur Last, 10 Millionen davon übernimmt die Goldindustrie sofort und den Rest von 20 Millionen nach und nach, sobald sie imstande ist, diese Belastung auf sich zu nehmen. Für dieses Entgegenkommen der Goldindustrie soll ihr gestattet worden sein, zur Abhilfe des Arbeitermangels chinesische Kulis einzuführen. Heute schon braucht die Goldindustrie zu ihrer gedeihlichen Entwickelung außer dem jetzigen Bestande 100000 Arbeiter und in fünf Jahren vielleicht das dreifache; weiße oder afrikanische Arbeiter gibt es aber nicht in genügender Zahl, und deshalb muß man sich, obschon mit großem Widerwillen, an die Chinesen halten. Die Kimberley-Minen, die der De Beers Compagnie gehören, haben von Juni 1901 bis Juni 1902 für 94 Millionen Mark Diamanten geliefert, die Unkosten betrugen 50 Millionen Mark, darunter 2 Millionen zur Verteidigung der Minen während des Krieges, so daß ein Reingewinn von 44 Millionen Mark verbleibt. Aus dem aus den Gruben herausbeförderten Schutt konnten im Laufe des Jahres noch kleine Diamanten im Werte von 5 Millionen Mark herausgewaschen werden. Auch in der italienischen Kolonie Eritrea in Ostafrika ist Gold gefunden worden, und auch dort hat sich eine Gesellschaft etabliert, die in den ersten 18 Monaten ihres Bestehens 4509 Tonnen Erz gefördert hat, die 65, Kilo Gold enthielten. Die Goldgewinnung der Welt wird für 1902 von dem nordamerikanischen Münzdirektor Roberts wie folgt geschätzt: 1200 Millionen Mark gegen 1060 Millionen in 1901, 1040 in 1900 und 1250 Millionen in 1899. Für Silber liegen leider keine Zahlen vor, und doch wären diese angesichts des beständig fallenden Silberkurses außerordentlich interessant.

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Gesunde Luft in Arbeits- und Wohnräumen.

Von Dr. Hans Braun, Berlin.

Weshalb sehen Kinder, die auf dem Lande aufwachsen, so frisch und gesund aus und Stadtkinder in der Regel so blaß und fahl aus? Kinder sind wie Pflanzen, die nur gedeihen bei Licht und frischer Luft. Wenn der erwachsene auch schon widerstandsfähiger ist und viel leichter einmal

das Fehlen von Licht und frischer Luft entbehren kann, so weist doch die Gesichtsfarbe vieler industrieller Arbeiter darauf hin, daß der dauernde Mangel an Licht und frischer Luft auch bei einem sehr widerstandsfähigem Körper Unzuträglichkeiten nach sich zieht. Die beste Nahrung kann oft

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Kohlenstoffverbindungen des Blutes in ihre höchste Oxydationsstufe, in Kohlensäure, übergeführt. Dieser Oxydationsprozeß besteht in einer Verbrennung allerdings ohne Flammenerscheinungen. Die Produkte dieses chemischen Vorgangs sind die gleichen wie bei der Verbrennung von Kohlen, Holz und anderen organischen Materialien. Die Flamme ist bei einer Oxydation ein nebensächlicher Faktor, welcher meistens nur bei schnellem und plötzlichen Reaktionen in Erscheinung tritt. Andererseits ist diese aber stets mit Wärmeentwickelung verknüpft und die Höhe unserer Körpertemperatur ist abhängig von der Heftigkeit der im Organismus stattfindenden chemischen Reaktion. Mit Recht kann man deshalb unseren Körper als eine lebendige Wärmflasche für unsere Betten und Kleidungsstücke ansehen und Kühe und Pferde als Öfen unserer Ställe bezeichnen.

Das Verbrennen von Gas, Petroleum und Stearinkerzen, das Rauchen von Tabak ist also stets mit einer Anreicherung an Kohlensäure verknüpft, wobei der in der Luft enthaltene Sauerstoff sich in den angeführten Fällen allerdings unter Feuererscheinung mit dem Kohlenstoff jener Körper vereinigt. Auch die Benutzung von Öfen ist mit der Verminderung von Sauerstoff verknüpft, denn das Feuerungsmaterial kann nicht brennen, wenn die Zufuhr von Luft zu gering oder gar abgeschnitten ist.

Durch wissenschaftliche Untersuchungen ist festgestellt worden, daß die ausgeatmete Luft einen bedeutend höheren Kohlensäuregehalt besitzt als die eingeatmete. Bei den Tieren ist der Atmungsprozeß auf denselben chemischen Vorgang zurückzuführen.

Das alle Verbrennungen tatsächlich auf einer Sauerstoffaufnahme beruhen, beweist leicht folgender Versuch. Bringt man einen kleinen Lichtstumpf, der in einer Nußschale oder auf einem Korkblättchen befestigt auf Wasser schwimmt, unter eine Käseglocke, so wird man beobachten, daß die Flamme nach kurzer Zeit erlischt. Der Moment des Erlöschens zeigt an, daß aller unter der Glocke befindliche Sauerstoff beim Brennen der Kerze verbraucht worden ist. Die darauf folgende chemische Untersuchung der Luft ergibt nun, daß sie im wesentlichen aus Stickstoff und Kohlensäure besteht.

Es gehört nicht viel Überlegung dazu, um nach allem Gesagten zu dem Schluß zu kommen, daß unter solchen Umständen der atmosphärische Sauerstoff ja eines Tages verbraucht sein könne. Dieser Fall würde auch unbedingt eintreten müssen, wenn die Erde nicht ihr grünes Pflanzenkleid trüge. Der Atmungsprozeß der Pflanzen spielt sich nämlich gerade in umgekehrter Richtung ab wie der der Tiere und Menschen. Während letzere Sauerstoff einatmen und Kohlensäure abgeben, nimmt die Pflanze aus der Luft Kohlensäure auf. Unter dem Einfluß mikroskopisch kleiner Körper, die den Blättern ihre grüne Farbe verleihen und unter der Mitwirkung der Nährsalze, welche durch die Wurzeln aufgenommen werden, baut die Pflanze aus Kohlensäure Stärke, Zucker, Holzstoff und Eiweiß auf. Bei diesem Prozeß wird Sauerstoff als Nebenprodukt erzeugt und durch die feinen Atmungslöcher, die sich auf der Unterseite der

Blätter befinden, ausgestoßen. Demnach reinigen die Pflanzen also die Luft und aus diesem Grunde fordert die Gesundheitslehre von Gemeinde und Staat die Anlage von Schmuckplätzen und Gärten in größeren Städten. Nun hört man vielfach sagen, es sei ungesund „Blumenstöcke" in Schlafzimmern aufzustellen. Handelt es sich um Blattpflanzen, so muß eine nachteilige Wirkung auf unseren Körper verneint werden. Wollte man aber Blumen, die in der Regel einen starken Duft ausströmen einen Standort in unserem Schlafzimmer anweisen, so ist unter gewissen Umständen eine nachteilige Wirkung auf unseren Gesundheitszustand nicht ausgeschlossen.

Aus alledem muß man folgern, daß Arbeits- und Wohnräume recht häufig zu lüften sind, um den verbrauchten Sauerstoff zu ersetzen und die entstandene Kohlensäure abzuleiten. Die Arbeiterschutzgesetzgebung schreibt deshalb für Betriebe, in denen starke Luftverunreinigungen vorkommen, besondere Lüftungsanlagen vor. Und auch der Goldschmied hat alle Ursache diesem Gesetz ohne staatlichen Zwang zu folgen. Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure und Ammoniak sind die Gase, die sich neben den normalen Verunreinigungen der Luft in der Goldschmiedewerkstatt nachweisen lassen. Ein kleiner Ventilator am Fenster saugt die schlechte Luft leicht ab, in den meisten Fällen wird es aber schon genügen ein hoch nach der Decke gelegenes Fenster beständig geöffnet zu halten, um einen Luftwechsel herbeizuführen. Die Metallindustrie, besonders aber diejenigen Zweige derselben, in denen mit der Feile gearbeitet wird, haben noch mit dem feinen Metallstaub zu rechnen, der eingeatmet sich leicht in den Lungen festsetzt und schwere Erkrankungen zur Folge haben kann. Bei unrichtiger Lebensweise, wie dies nur leider zu häufig vorkommt, siedeln sich in den durch die Verletzung empfindlichen Teil der Lunge leicht Tuberkelbazillen an, welche, wie bekannt, die Erreger der Lungenschwindsucht vorstellen. Da die Tuberkelbazillen im Kehricht oft monatelang ihre Lebenstätigkeit behalten können, ist eine tägliche nasse Reinigung der Werkstatt ein unbedingtes Erfordernis. Jeder Unternehmer, dem das Wohl seiner Arbeiter am Herzen liegt, müßte einen Paragraphen in seine Hausordnung aufnehmen, wonach es verboten wird, auf die Erde zu speien.

Solche Warnungen finden wir bereits heute in Straßenbahnwagen, auf Bahnhöfen und in den meisten öffentlichen Gebäuden. Zum Auffangen von Auswurf müssen entsprechende Gefäße aufgestellt werden, die mit Karbolwasser gefüllt, die Erreger jener großen Volksseuche beseitigen und am Verstäuben verhindern. Trocknet der Auswurf auf dem Erdboden allmählich aus, so verstäubt er sehr leicht und ruft unter den anderen, noch gesunden Arbeitern Ansteckungen hervor. Die Tuberkelbazillen sind also in Fabrikräumen, fast möchte man sagen, leider ein normaler Bestandteil der Luft. Begünstigt wird die Lungenschwindsucht ungemein durch schlechte Luft, also ein neues Moment, um für eine gute Ventilation der Arbeitsräume zu sorgen. Um die Staubentwickelung in Arbeitsräumen zu verhindern, soll man dem Waschwasser stets eine Kleinigkeit Glycerin zusetzen, welches das Austrocknen verhindert und den Staub am Fußboden festhält.

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Kunstfreunde und das große Publikum sich im Anschauen und vergleichenden Studium der ausgestellten Schöpfungen bilden.

Das vorjährige Preisausschreiben des Vereins war erstmals nicht auf die Schüler der Königlichen Zeichenakademie zu Hanau beschränkt, sondern allgemein, sogar für Ausländer, freigegeben. Der Erfolg hat die Berechtigung dieser Neuerung erwiesen. 115 Entwürfe in über 200 Blättern gingen ein. Die Beteiligung erstreckte sich nicht nur auf die verschiedensten Teile Deutschlands, sondern auch auf das Ausland, indem namentlich England und Frankreich vertreten waren. Der Inhalt des Ausschreibens, zu dessen Teilnahme am 24. Juni die Einladungen ergingen, ist bekannt. Es handelte sich um die Lösung zweier Aufgaben:

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AUS DER HANAUER SCHMUCK-KONKURRENZ. Entwurf von E. Pehmeyer-Hanau. Hälfte des dritten Preises.

nauer Kunstgewerbe-Verein mit für sich in Anspruch nehmen kann. Unter den Mitteln, mit denen er von jeher bestrebt war, künstlerische Anregung in weiteste Kreise zu tragen, stehen nicht in letzter Linie die Preisausschreiben kunstgewerblicher Entwürfe. Über den Wert solcher Wettbewerbe sind heutzutage die Ansichten sehr verschieden. Hat doch jüngst erst eine Anzahl namhafter Künstler in einem Aufrufe zur Stellungnahme dagegen aufgefordert. Aber die Preisausschreiben des Hanauer Kunstgewerbe-Vereins gehören nicht zu jener Kategorie, welche die erwähnten Vertreter der Kunst - teilweise gewiß mit Recht beseitigt wissen möchten. Es handelt sich bei ihnen nicht sowohl darum, möglichst billige und doch tüchtige Entwürfe zur praktischen Ausführung zu erlangen, als vielmehr zunächst um den idealen Zweck, dem Kunstleben neue Impulse zu geben, indem einerseits dessen Berufsgenossen ihre Kräfte im Wettstreit stählen, andrerseits die

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I. Ein Blatt mit Entwürfen von moderDamenschmuck unter beliebiger Anwendung von edlen Metallen, Email, Edelsteinen und Perlen oder Halbedelsteinen; das Blatt mußte mindestens sechs verschiedene Schmuckgegenstände enthalten.

II. Ein Blatt mit Entwürfen von Silbergeräten; entweder: 1 vollständiges Thee-Service, oder

1 Toilettentisch-Garnitur enthaltend. Für Aufgabe I gelangten 3 Preise und zwar ein Preis von Mk. 250.-, ein Preis von Mk. 150.-, ein Preis von Mk. 100.-,

für Aufgabe II 2 Preise und zwar ein Preis von Mk. 250.—, ein Preis von Mk. 150.- zur Verteilung; weiteren Arbeiten konnten Belobungen zuerkannt werden.

Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Fabrikant Julius Steinheuer, Hanau, Vorsitzender des Hanauer Kunstgewerbe-Vereins,

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