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Photographische Flachreliefs.

Dieses Verfahren erfordert keinerlei maschinelle Einrichtungen oder Vorkenntnis im Modellieren usw., es kann mittels desselben in kürzester Zeit und in jeder gewünschten Größe ein Relief hergestellt werden mit jeder wünschenswerten Genauigkeit und Schärfe.

Die gleichzeitige Herstellung mehrerer Reliefs erfordert nicht mehr Arbeitszeit als diejenige eines einzelnen und ist dabei nur eine Originalzeichnung erforderlich.

Das Verfahren gründet sich darauf, daß, wenn eine Auflösung von Gelatine mit irgend einem löslichen Doppelsalz der Chromsäure in gehöriger Dosis versetzt, auf eine horizontal liegende Glas- oder Metallplatte aufgegossen, im Finstern getrocknet und nachher unter einem Negativ oder Positiv dem Lichte ausgesetzt wird, sich auf der Gelatineschicht ein in brauner Farbe auf gelbem Grunde sichtbares Bild entwickelt, welches beim Einlegen in kaltes oder laues Wasser sich durch Aufquellung zu einem Relief gestaltet. Jene Stellen der Gelatineschichte, welche unter den durchsichtigen Teilen des Glasbildes gelegen sind und daher von einem kräftigen Lichte getroffen wurden, haben ihre Fähigkeit, im Wasser aufzuquellen, entweder gänzlich oder nur teilweise verloren, dagegen behalten die nicht vom Lichte getroffenen Stellen der Gelatine, welche unter den undurchsichtigen Teilen der Glasplatte gelegen sind, ihre gänzliche Aufquellbarkeit und bilden durch Aufnahme von Wasser erhabene Partien oder ein Relief.

BISCHOFSSTAB,

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ausgeführt für den hochw. Herrn Dominikus Willi, Bischof zu Limburg, von Wilh. Rauscher, Hof- und Domgoldschmied zu Fulda.

Verfahren.

Die erste Arbeit ist die Herstellung einer für diese Zwecke geeigneten Zeichnung, welche nur aus tiefschwarzen Strichen auf rein weißem Grunde bestehen und mindestens die fünf- bis zehnfache Größe des zu fertigenden Reliefs haben muß. Es ist auch bequemer und einfacher, eine Zeichnung von 80-40 Zentimetern Größe anzufertigen als eine solche von nur 2-3 Zentimetern, denn je größer diese Zeichnung ausgeführt wird, je reiner und schärfer wird auch das

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Am vorteilhaftesten bewähren sich zwei Lampen mit Reflektoren, zu beiden Seiten der aufzunehmenden Zeichnung aufgestellt, welche Anordnung gestattet, das Original gleichmäßig zu belichten. Ist die Aufnahme tadellos erfolgt, so wird zur Verstärkung geschritten. Man löst 1 Teil Quecksilberchlorid in 15 Teilen Wasser (dest.), bewegt das Negativ in dieser Flüssigkeit durch Schaukeln, und wenn sich die schwarzen Stellen des Negativs gefärbt, resp. sich ein Niederschlag auf demselben gebildet hat, so wird gut abgewaschen und in folgende Lösung eingetaucht:

1 Teil Ammoniak vermischt man mit
4 Teilen dest. Wasser.

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EPISKOPALSCHMUCK,

ausgeführt für die Kirche zu Sittich, Krain, Österreich, von Wilh. Rauscher, Hof- und Domgoldschmied in Fulda.

Lösung gebracht, das erforderliche Wasser muß immer wieder ersetzt werden. Die Lösung wird zuletzt durch Filtrierpapier in eine Flasche aus dunklem Glase abfiltriert und bei gedämpftem Licht aufbewahrt.

Man fertige von dieser Lösung nie mehr, als man an einem Tag zu verbrauchen gedenkt.

Eine Spiegelglasplatte wird durch Nivellieren in horizontale Lage gebracht und von der erwärmten Lösung vorsichtig eine bestimmte Menge aufgegossen, circa 1 Gramm fester Gelatine auf 1 Quadratzentimeter Grundfläche. Mittels eines Papierstreifens oder eines Haarpinsels wird die gleichmäßige Verteilung der Flüssigkeit erleichtert, welche dann in kühler Lokalität bald zu erstarren beginnt. Diese so präparierte Glasplatte wird dann an einem staubfreien, finstern und trockenen Ort in senkrechter Lage getrocknet, es genügt hierfür schon die natürliche Temperatur der Luft.

Diese so getrockneten Platten lassen sich, vor Licht geschützt, an einem trockenen Orte mehrere Tage aufbewahren, ohne an ihrer Empfindlichkeit zu verlieren.

Das Kopieren der Chromgelatineplatten.

In einem Kopierrahmen wird das Negativ mit der Bildseite nach oben eingelegt; darüber die präparierte Platte mit der Gelatineschicht auf das Negativ gelegt, darauf eine Lage schwarzes Tuch und der Kopierrahmen geschlossen.

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Der Rahmen wird nun 1, bis 11⁄2 Stunde dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt, so daß die Sonnenstrahlen genau senkrecht auf den Rahmen fallen, was man mittels eines Brettchens oder Kartons leicht vermitteln kann, indem man die auffallenden Schlagschatten beobachtet. Nach je fünf Minuten muß immer wieder der Rahmen senkrecht zur Sonne gestellt werden.

Ist man gezwungen, im Schatten zu kopieren, so wird der Kopierrahmen im Freien in wagerechter Lage aufgestellt. Die Kopierzeit beträgt dann 1 bis 2 Stunden.

Die Platte ist vollständig kopiert, wenn die Zeichnung braun auf derselben erscheint und der Grund noch seine ursprüngliche Farbe beibehalten hat.

Aufquellen der Gelatineschicht.

Wenn die vollständige Belichtung der Gelatineschicht erfolgt ist, wird dieselbe in ein flaches Gefäß mit kaltem Wasser gelegt, wobei nach öfterem Erneuern des Wassers das überschüssige Chromsalz vollständig entfernt wird.

Es entsteht ein Relief, welches bei richtiger Kopierzeit unter Benutzung von warmem Wasser noch mehr erhöht werden kann.

Wird jetzt die Platte mit einem Tuche abgewischt, so erscheinen alle hellen Stellen erhaben, während die braune Zeichnung vom Wasser nicht verändert wurde, sondern eine ebene Fläche bildet.

Das Abformen

der Platte.

Die gewässerte Platte muß

SO lange im Wasser liegen

VERSCHIEDENE SCHMUCKENTWÜRFE von A. Mittmann, Pforzheim.

bleiben, bis ein Abguß vorgenommen werden kann, damit die Schichte durch Eintrocknen nicht seichter wird.

Nachdem die Platte mit einem Tuch abgewischt und horizontal gelagert ist, kann dieselbe abgeformt werden.

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geschlämmten Graphit.

Man umgibt die Platte mit einem Rand und zieht die schwach erwärmte Masse vorsichtig auf und läßt erkalten. Man kann dies dadurch beschleunigen, daß man die Platte in kaltes Wasser einlegt.

Auf diese Weise erhält man ein wirklich fertiges Relief oder Modell, welches dann für weitere Zwecke verwendbar ist, indem man nach demselben Metallgüsse oder galvanische Niederschläge herstellen kann.

Je nachdem man ein Negativ oder ein Positiv zur Herstellung eines Reliefs verwendet, können nach einer und derselben Zeichnung zwei verschiedene Reliefs hergestellt werden.

Während bei Verwendung eines Negativs die schwarzen Striche der Zeichnung das Relief bilden, sind es bei Anwendung eines Positivs die weißen Stellen der Zeichnung, welche erhaben hervortreten.

Die nach diesem Verfahren hergestellten Reliefs können noch für verschiedene andere Zwecke mit größtem Vorteil Verwendung finden.

Z. B. für die in neuester Zeit eingeführten Elektrograviermaschinen können diese Reliefs als Gipsmodelle zum elektrischen Ätzen in Stahl vielfache und ausgebreitetste Verwendung finden.

Ebenso für die neueste Reduziermaschine Leipzig - Sellerhausen, indem das Relief in Eisenguß hergestellt als Modell für die mittels dieser Maschine auszuführenden Gravurarbeiten dienen kann.

Ferner können nach jeder Photographie, Porträt u. s. w. die feinsten vertieften Nachbildungen mit größter Porträtähnlichkeit auf galvanischem Wege in jedem Metall hergestellt werden.

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Ein antiseptischer Altarkelch. Durch die Tageszeitungen macht folgende Notiz die Runde, die auch wir unseren Lesern zur Kenntnis bringen. Eine berechtigte Bazillenfurcht hat bereits längere Zeit manche Teilnehmer an den protestantischen Abendmahlsfeiern ergriffen. Bei der katholischen Communio subuna, bei welcher der Kelch den Laien versagt ist, ist die Gefahr einer Bazillenübertragung durch den von Mund zu Mund gehenden Kelch natürlich ausgeschlossen. Verschiedene amerikanische Kirchengemeinden haben sich bereits aus Angst vor den Bazillen und um keine Gemeindemitglieder zu verlieren, für den Individualkelch entschieden; in Bremen wurde für jede Bank ein eigener Altarkelch eingeführt; die Greenfield Congregational Church in Bradford hat jüngst den Beschluß gefaßt, das hiesige Abendmahl nur sub una, ohne den Kelch zu feiern. Natürlich halten sich die katholischen Blätter darüber auf, daß der Bazillus die Rückkehr zur ,,römischen" Praxis anbahnt; und die Protestanten verwahren sich dagegen und nennen sich „altchristlich". Jetzt kommt aber, wie wir den Stimmen aus Maria Laach" ent

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nehmen, die Rettung vom Norden. Ein ansteckungsfreier Altarkelch ist von Herrn Henrik Lissner aus Slagelse (Dänemark) erfunden worden. Die Trinkfläche des Kelches wird mit antiseptischem Pergament überzogen, das vom Geistlichen für jeden Kommunikanten erneuert werden kann, da das Pergament auf einer Rolle im Kelche selbst befestigt ist. Der überfließende Wein geht nicht in den Behälter zurück, sondern läuft durch ein Rohr unter den Fuß des Kelches. Der Lissnersche Kelch ist in Dänemark, Deutschland und Norwegen zum Patent angemeldet. Inzwischen hat aber das dänische Ministerium für Kirchen- und Unterrichtswesen auch schon ein „hygienisch-antiseptisches Zirkular" an die Bischöfe erlassen, in dem die Möglichkeit einer Ansteckung durch den üblichen Kelch erörtert wird und strenge hygienische Vorschriften verkündet werden. Trotzalledem werden sich, wie es in England vielfach vorgekommen ist, Gemeindemitglieder weigern, aus dem Kelch für alle zu trinken. Vielfach hat die Furcht vor der Ansteckung den inneren Wert der Feier herabgedrückt.

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Schmuck und Mode.

Die Modeabbildungen, die wir heute unsern Lesern bringen, sind denjenigen Kategorien von Damenkleidern entnommen, welche am meisten Gelegenheit zum Anbringen von Schmuck bieten: Das Besuchs- oder vornehme Straßenkleid und das Ballkleid. Von diesen wird das letztere stets den Höhepunkt jeder Schmuckverwendung darstellen. Der Ball, dieses Fest der Jugend und Schönheit, ist diejenige Veranstaltung, wo dem Schmuck und jedem Zierrat bei der Damenwelt nur die Grenzen des guten Geschmackes gezogen sind, während die gesellschaftliche Sitte hier keinerlei Zurückhaltung erfordert.

Wir verdanken es dem freundlichen Entgegenkommen des weitbekannten Kaufhauses für Sport und Mode, F. Hirschberg & Co. in München, daß wir heute diese 4 außerordentlich schönen Kostüme in mustergültigen Abbildungen veröffentlichen können, welche in hervorragendem Maße die Mode 1903/04 zur Anschauung bringen.

Die Mode 1903/04 ist eine rundgesprochene. Für Jacket-Kleider sind anliegende, lange Paletots bevorzugt. Die Firma F. Hirschberg & Co. hat es sich angelegen sein lassen, uns in den beiden ersten unserer Abbildungen besonders reizvolle Modelle solcher Kostüme zur Verfügung zu stellen. Das erste Kostüm (mit dem Gürtelschmuck) ist ein graziöses Straßenkleid aus feinem, glatten Wollenstoff mit einem langen, fest anliegenden Paletot, der eine vorzügliche Figur bildet und die lange, einfache Fläche des Rockes angenehm unterbricht. Der Schoß ist fest gearbeitet an der außerordentlich kleidsamen, russischen Bluse, die mit einer Garnitur lebhaft wirkender Goldknöpfe besetzt ist. Westeneinsatz und Aufschlag sind von stark abstechendem Tuche, deren Wirkung an Militäruniformen erinnert, was eine Spezialität der neuesten Mode ist. Der Rock ist weitgeschnitten, die Nähte gesteppt, nach unten in tief gelegten, ausspringenden Falten erweitert.

Als Schmuckausstattung ist das als Gürteltasche zu tragende Opernglas gewählt, welches wir als neuestes Erzeugnis der Firma W. Stöffler in Pforzheim in Nr. 19 der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" abbildeten. Was dort nicht gezeigt werden konnte, ist hier ersichtlich: In welcher Weise das Opernglas an einer doppelten, durchgeschleiften Kette als Gürtel getragen

STRASSENKOSTÜM AUS FEINEM WOLLSTOFF MIT GOLDKNÖPFEN

entworfen und ausgeführt von F. Hirschberg & Co., München. Schmuckausstattung: Zusammenklappbares Opernglas mit Silberbeschlag, als Gürtelgehäng an doppelter Gürtelkette zu tragen, von W. Stöffler, Pforzheim. Abbildung: Deutsche Goldschmiede-Zeitung Nr. 19, Seite 166. Photographie: Gebr. Lützel, München.

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