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Das Monogramm in seiner Verwendung auf moderne Gefässe und Geräte.

Die gegenwärtige Richtung in der Fabrikation von modernen Metallgefäßen und Geräten zwingen den Graveur, daß er sich mit allem Ernst dem Studium des modernen Monogramms widme. Das bisher gebräuchliche Monogramm, sei es in englischer od. römischer Schrift, ist mit den neuen Formen nicht

gut zu vereinigen, ja, es kann sogar störend und unschön wirken; darum ist es für den Graveur eine Hauptaufgabe, daß er das Monogramm oder die Schrift stilgerecht und zu dem Genre des Gegenstandes passend eingraviert. Die einfachen und schlichten Formen der modernen Gefäße und Geräte verlangen, daß das Monogramm oder die Schrift in ebenso einfacher und schlichter Weise angebracht wird und dadurch zur Dekoration beiträgt. Bei dieser Dekoration ist jedoch eine Grundbedingung die, daß das Monogramm oder die Schrift nicht nur dekorativ ist, sondern daß dieselben auch klar und deutlich sind, denn wenn man beim Lesen raten und buchstabieren muß, so ist der ganze Zweck ein verfehlter. Für den Graveur liegt eine Hauptschwierigkeit

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darin, daß das Publikum wohl moderne Gegenstände kauft, dieselben jedoch nach althergebrachter Weise graviert haben will. Diese Methode läßt sich jedoch mit dem künstlerischen Verständnis des Graveurs nicht vereinigen. Der Grund zu diesem Zwiespalt ist darin zu suchen, daß die vorhandenen Vorlagenwerke für moderne Monogramme noch nicht ganz reif sind. Dieselben sind wohl hübsche Ornamente, leiden aber oft an Deutlichkeit, indem vielfach die eigentlichen Grundformen der Buchstaben keine Beachtung finden. Da nun diese Monogramme schwierig zu entziffern sind, oder in ihrer Form den eigentlichen Buchstaben verleugnen, so finden

Zu

dieselben keine Beachtung und kein Verständnis beim Publikum. Die Aufgabe des Graveurs ist es nun, hier vermittelnd einzugreifen. diesem Zwecke soll derselbe Monogramme schaffen, denen die allgemeinen Gesetze der Buchstaben als Grundlage dienen. Die einfache Zusammenstellung bezw. Ineinanderstellung von korrekten römischen Buchstaben gibt ganz von selbst ein modernes Monogramm, wie z. B. die hier abgebildete Serie I. Will man diese Monogramme eigenartig und charakteristisch gestalten, So darf man nur die einzelnen Partien möglichst parallel und in gleichen Abständen zusammen stellen, z. B. bei der Serie II.

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Diese einfachen Formen kann man dann sehr hübsch mit modernen Verzierungen versehen, und hat man dabei den größten Spielraum; gut ist es jedoch, wenn man an den Buchstaben selbst wenig anbringt, sondern die Verzierung als kleine Ornamente behandelt, wie dies die Serie III zeigt.

Will man bei der Gravierung selbst einen ganz eigenarti

gen Effekt erreichen, der zum Charakter des Monogramms gut paßt, so muß man den Buchstaben nicht bloß auf der einen Seite mit einem Schattenstrich versehen, sondern man muß auf beiden Seiten mit dem Facettenstichel Glanzflächen stechen, die in der Mitte des Buchstabens sich berühren. Durch diese ganz einfache Behandlung macht das Monogramm den Eindruck, als sei es auf dem Gegenstand erhaben. Die Verzierung des Monogramms darf nur ganz leicht gestochen werden, damit dieselbe in keiner Weise die Deutlichkeit beeinflußt.

Ludwig Kolb, Graveur, Karlsruhe.

Über das Färben der Perlmutter.

Unter den im Handel anzutreffenden Sorten der Perlmutter gehört diejenige, welche man schwarze Perlmutter nennt, zu den geschätztesten. Sie besteht in Schalen von meist etwas geringerer Größe, als sie bei der schönen weißen ostindischen Perlmutter vorzukomman pflegt, und zeichnet sich durch die schwarzgraue Grundfarbe aus, auf welcher die schillernden Regenbogenfarben auf das prachtvollste hervortreten. Diese Beschaffenheit zeigen jedoch die Muscheln nur am Rande und einige Zentimeter von demselben einwärts; der mittlere Teil dagegen ist weiß und gewöhnlich ohne Farbenspiel.

In Paris versteht man die Kunst, gewöhnliche weiße Perlmutter derartig zu färben, daß sie der von Natur schwarzen täuschend ähnlich wird, es ist aber das zu diesem Zweck angewendete Verfahren niemals öffentlich bekannt gemacht worden.

Folgendes Verfahren ist das zu diesem Zweck allein angewendete.,,Silber, z. B. ein Taler, wird zuerst in Salpetersäure aufgelöst. Nach erfolgter Auflösung fügt man von einer Kochsalzlösung so lange hinzu, bis kein Niederschlag weiter entsteht, gießt das Klare ab, ersetzt es durch eine ziemlich große Menge destillierten Wassers und rührt den Bodensatz mit einem Glasstäbchen auf, gießt nach dem schnell erfolgten Absetzen die Flüssigkeit wieder ab und wiederholt so das Auswaschen mit destilliertem Wasser so lange, bis dieses keine bläuliche Farbe mehr annimmt. Zuletzt spült man das Chlorsilber auf einen Papierfilter, in welchem es nach dem fast vollständigen Ablaufen des Wassers als ein lockerer weißer Kuchen erscheint. Diesen bringt man, ohne ihn zu trocknen, in ein weithalsiges Stöpselglas, wo es mit Salmiakgeist übergossen wird.

es einige Zeit geöffnet, so verdunstet viel Ammoniak und das ungelöste Chlorsilber scheidet sich ab.

Die ganz fertig gearbeiteten und polierten Gegenstände legt man in dieses Glas, welches zweckmäßig von Zeit zu Zeit ein wenig umgeschüttelt wird, damit die Stücke ihre Lage verändern und nicht immer auf denselben Stellen einander bedecken. Nach 24 60 stündigem Verweilen nimmt

man dieselben heraus und legt sie auf Löschpapier an einen Ort, wo sie möglichst lange von starkem Sonnenschein getroffen werden. Unter diesen Umständen tritt eine bis zum zweiten oder dritten Tage zunehmende schwärzlichgraue Färbung hervor, welche dem natürlichen Farbenspiele nicht nur keinen Eintrag tut, sondern eher dasselbe noch verschönert. In Ermangelung sonniger Tage erfolgt die Färbung zwar ebenfalls, aber sehr viel langsamer. Die Politur der Perlmutter leidet bei der angezeigten Behandlung entweder gar nicht, oder doch nur in so geringem Grade, daß sie durch Reiben mit einem feinen wollenen Lappen völlig wieder hergestellt werden kann.

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BRONZE-URNE

nach Entwurf von Ad. Hildenbrand, Kunstgewerbelehrer in Pforzheim. Ziseliert von L. Kolb, Gravieranstalt, Karlsruhe.

Am besten tut man, nur soviel hinzuzufügen, daß noch ein klein wenig Chlorsilber ungelöst bleibt; auf diese Weise ist man sicher, eine konzentrierte Auflösung zu erhalten. Das Glas muß wohl verkorkt an einem dunklen Ort aufbewahrt werden. Bleibt

Die Färbung dringt ziemlich tief ein und geht z. B. bei Plättchen von zirka 2 mm Dicke, welche zirka 48 Stunden in der Chlorsilberflüssigkeit gelegen haben, durch und durch, so daß bei Durchbrechen das Innere gleichmäßig dunkel aschgrau erscheint und etwaiges Nachpolieren mit geschlämmter Kreide oder zerfallenem Wiener Kalk, selbst Abreiben mit Schmirgelpapier keinen Schaden tut.

Das Ansehen der nach dieser Methode gefärbten Perlmutter ist jenem der natürlich schwarzen zum Verwechseln ähnlich und fällt desto dunkler aus, je länger man die Chlorsilberflüssigkeit hat einwirken lassen. Daß man vorzugsweise Stücke mit schönem Farbenspiele zum Färben auswählen muß, bedarf kaum der Erwähnung.

Unsere Musterbeilage bringt diesmal, wie auch in der Nummer vom 1. November, eine Anzahl Entwürfe von mehreren Zeichnern auf einem Blatt vereinigt. Es ist interessant, bei solchen Zusammenstellungen die verschiedenartige Manier des Einzelnen sich ausprägen zu sehen.

Wir haben für diese Nummer, um den Inhalt übersichtlicher zu gliedern, die Neuerung eingeführt, daß Schmuck und die dazu gehörigen Modebilder in der 2. Hälfte des kunstgewerblichen Teiles vereinigt sind, während Silberwaren, Feinmetallgegenstände, Uhren und dergleichen der vorderen Hälfte zugewiesen sind. Wir hoffen, daß sich diese Einrichtung bewährt und den Beifall unserer Leser finden wird.

Die beiden Serien mit Taschenuhrgehäusen finden ihre Erläuterungen in dem dazu gehörigen Text. An diese anschließend, veröffentlichen wir noch einen Entwurf für eine Bronze-Standuhr von L. Geissinger Berlin, von ruhigen, wuchtigen Formen. Die Darstellung in der unteren Füllung stellt die geflügelte enteilende Zeit auf dem Hintergrunde der Ewigkeit dar.

Etwas Neues ist die Abbildung, welche 3 Serien von Monogrammgravierungen, nach den Originalen aufgenommen, darstellt. Diese Arbeiten sind von Herrn Graveur L. Kolb in Karlsruhe ausgeführt, der ihre

Zu unsern Abbildungen.

BUCH-EINBAND MIT BESCHLÄGEN.

Entworfen und ausgeführt von L. Kolb, Gravieranstalt, Karlsruhe.

Ausführung auch selbst in einem sehr instruktiven kleinen Aufsatze erläutert. Die Monogramme empfehlen sich als Vorbilder vermöge ihrer äußerst schlichten und sorgfältig erwogenen Komposition und Ausführung. Die weiter von uns abgebildeten Gegenstände, die Herr Kolb teils nach eigenen, teils nach fremden Entwürfen ausgeführt hat, verraten eine gleich sorgfältige und gediegene Durchbildung.

Von der Firma Wilh. Rauscher, Hof- und Domgoldschmied in Fulda, bringen wir einige schöne kirchliche Goldschmiedearbeiten; wir möchten besonders auf die in romanischem Stil gehaltenen Stücke hinweisen, deren feine, vornehme Gesamthaltung, deren bei allem Reichtum wuchtige Ruhe und Geschlossenheit man vielen in modernem Stil gehaltenen Arbeiten recht sehr wünschen möchte.

Es folgen wieder eine Anzahl Schmuckentwürfe verschiedener Zeichner, unter denen wir auf die Gürtelschließe von A. Ungerer aufmerksam machen, die mit der eigenartigen Gürtelform hübsch zusammengeht. Auch sonst ist in den hier vereinigten Entwürfen manches Neuartige und Wertvolle enthalten, was der Ausführung wert wäre.

Unsere Modebilder mit Schmuck, welche den Beschluß des kunstgewerblichen Teiles bilden, finden gesonderte Besprechung. R. R.

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