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Eine zweite Äußerung unter der Spitzmarke: „Französischer Schmuck" entnehmen wir der Berliner Zeitung:

Die Schmucksachen neuen Stils, die in den Auslagen unserer Geschäfte für Juwelen und Bijouterien jetzt einen breiten Raum einnehmen, entbehren für künstlerisch geschulte Augen keineswegs des Reizes. Die Liebhaber von Goldschmiedekunst aber, die einen hohen effektiven Wert in dem Geschmeide suchen und in der Lage sind, große Summen für ein Kleinod auszugeben, finden kaum eine unserem heutigen Geschmack entsprechende Form. Sie sind immerhin noch gezwungen, große Brillantbroschen, Diademe, Ketten und Perlenschmuck in der althergebrachten Häufung anzulegen. Schmucksachen von Van de Velde, die wohl geeignet sind, unsere Freude an verfeinerter Goldschmiedearbeit zu erregen, scheinen uns mehr als Museumsstücke Wert zu haben, als daß sie schöne Frauen zieren könnten; denn sie sind zumeist zu schwer und massig; setzen zu große weibliche Gestalten voraus. Nicht besser steht es um den wundervollen Schmuck von Peter Behrens, den wir hier in Berlin vor einigen Jahren sehen konnten. In Brosche, Halskette und Armband aus Silber war mit Hilfe tiefdunkler blauer Steine das Motiv des menschlichen Auges herausgearbeitet.

Wie ein Wunder des Könnens und des Geschmackes muten uns die jetzt im Hohenzollern-Kunstgewerbehause ausgestellten Schmuckstücke des Franzosen Lalique entgegen. Da strahlt so etwas Lichtes, Helles uns an, etwas ganz Neues, Eigenartiges. Laliques Schmucksachen erregten schon auf der Pariser Ausstellung 1900 die Aufmerksamkeit der herbeigeströmten Welt. Unser Kunstgewerbemuseum machte einige Ankäufe, die die Formensprache des Künstlers deutlich zum Ausdruck bringen. Jetzt aber bietet eine sehr große Anzahl schönsten Geschmeides in einer prachtvollen Vitrine von van de Velde vereint ein geradezu überraschendes Bild. Auch Lalique nimmt seine Formen aus der Natur; Disteln, Efeublätter, blauer Rittersporn, Libellen, Schmetterlingsflügel, die in der japanischen Kunst so beliebten Fledermäuse, sie

kehren in den verschiedensten Verwendungen wieder. In tausend Farben leuchten und spielen diese Schmucksachen. Er versteht es, den Brillanten die Form zu nehmen, so daß sie nur in Farben sprechen. Man weiß es kaum, daß ein Armband über und über mit Brillanten besät ist. Horn und Elfenbein werden in Laliques Hand weiche biegsame Stoffe, denen er durch die zartesten Farben, mattgelb, mattrosa, matthellblau ein vorher nie geschautes Aussehen gibt. Fächer, Kämme und Gehänge aus Horn und Elfenbein sind die Belege für diese Darlegungen. Der Elfenbeinfächer ruht auf feinem Gestell aus Gold, das aber nicht protzend oder prahlerisch wirkt. Die Kunst des Meisters ist so groß, so umfassend, so originell, daß wir ihr Wesen in dem engen Rahmen nicht ausschöpfen können. Man muß seine Geschmeide sehen. Da ist ein breites Halsband, wohl das schönste Stück der Ausstellung, aus Libellen, deren lange ovale, schmale Flügel aus geschnittenen Opalen wunderbar matt glänzen, während die Leiber in roten Steinen funkeln, und eine rote geschwungene Linie verbindet die einzelnen Wasserjungfrauen.

Aus der Menge der Kämme möchten wir zwei in den Haaren schöner Frauen sehen. Der eine besteht aus Horn, das zum Teil rot getönt mit feinem Goldgeäder durchzogen ist. Neben der reizenden Farbe ist die Form so wundersam, die entweder dem Flügel eines exotischen Schmetterlings oder einem Orchideenblatte nachgebildet ist. Der andere Kamm trägt eine große Blüte blauen Rittersporns als Krone, die an einem Scharnier befestigt ist, so daß sie je nach der Frisur gebogen und gestellt werden kann. Es zeigt dieses, wie sehr der Künstler an die Frau denkt, die sich mit ihm schmücken soll. Leider sind nicht alle Kämme tragbar, so große Kunstwerke sie darstellen; die Krone ist zu schwer mit ihren Figuren aus Elfenbein. Dagegen wäre der Eukalyptuszweig aus Silber ein höchst reizvoller Schmuck des Haares. Was nur eine Frau an Geschmeide begehren könnte, um ihre Schönheit zu heben, sie findet alles bei Lalique, seien es Armbänder, Schließen, Ringe, schön und eigenartig, mit Worten nicht zu malen.

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Zur gegenwärtigen Lage der Graveurkunst.

Eine in Biel in der französischen Schweiz erscheinende Zeitung brachte vor kurzem eine bittere Klage über die gegenwärtige Lage der Graveure und Guillocheure. Niemand wird bestreiten, daß dieser Beruf die Aussichten entfernt nicht mehr bietet, wie früher, sowohl in der Uhrenbranche, als auch sonst wo. Es soll die Maschine daran schuld sein, die ja allerdings für kurante Arbeit einen großen Teil des Arbeitsfeldes an sich gerissen hat, einen so großen, daß der genannte Artikel meint, es hätte überhaupt keinen Zweck mehr, eigene Fachschulen für Graveure zu unterhalten, und die Eltern ermahnt, diese Verhältnisse zu berücksichtigen, wenn sie ihre Söhne in die Lehre geben. Der Artikel schließt, indem er die Aufmerksamkeit aller Beteiligten nochmals nachdrücklich auf diesen Punkt lenkt mit der resignierten Schlußbetrachtung: Der Stand der selbständigen Graveure werde über kurz oder lang aufhören zu existieren und im Fabrikbetrieb aufgegangen sein.

So melancholisch brauchen wir für Deutschland die Sache wohl noch nicht anzusehen. Aber man wird zugeben müssen, daß die Kunst des Graveurs auch hier lange nicht die Stellung einnimmt, die ihr gebührt. Gewiß haben die Verhältnisse sich geändert, und man kann sagen, daß das Auftreten der modernen Stilrichtung wohl kaum einer Spezialität so geschadet hat, als dem Strichgravieren in Metall. Die Vorliebe für starke Wirkungen, für breite, flächige Arbeitsweise, das Abbrechen der Tradition, führten die Feinmetallkunst auf

Wege, auf denen für die Graveurkunst bis jetzt noch kein Heil hat blühen wollen. So kommt es, daß gerade der strebsame, künstlerisch begabte Graveur gar oft im Verlauf einer erfolgreichen künstlerischen Ausbildung seinem eigentlichen Beruf untreu wird und sich dem Zeichnen und Modellieren zuwendet, und daß auch der Neuzugang oft sich nicht aus den hoffnungsvollsten Elementen rekrutiert.

Die Hauptschuld an den heutigen mißlichen Verhältnissen trägt jedenfalls die eingetretene Geschmacksänderung. Wird doch sogar die Spezialität des Strichgraveurs, die Schrift, gerade bei künstlerischen Metallarbeiten gegenwärtig öfter dem Punzen des Ciseleurs, als dem Stichel des Graveurs überantwortet, weil man von jenem eine breitere und weichere Wirkung erwarten darf.

Die Geschmacksänderung werden wir nicht rückgängig machen; aber sollte es nicht möglich sein, die Gravierkunst derselben anpassen zu können? Diese Anpassung dürfte sich nicht auf Linienzug und Komposition der Dekorationen und Monogramme beschränken dafür gibt es ja schon Anregungen und Wegweiser sondern sie müßte auch die Technik modernisieren: Es muß einfacher, breiter, flächiger, d. h. moderner graviert werden.

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Wir hoffen, in der nächsten Nummer einen Artikel eines erfahrenen und tüchtigen Graveurs bringen zu können, der sich in dem hier gekennzeichneten Sinne näher ausspricht.

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Die,,Berliner Künstler-Vereinigung 1903" hat ihre Berliner Ausstellung geschlossen. Vom 10. Oktober 1903 bis April 1904 veranstaltet dieselbe eine solche in HamburgAltona (Flottbecker Chaussee 136) unter Direktion des Herrn J. H. Langla. Von der Berliner Künstler-Vereinigung ist beschlossen worden, außer Gemälden und Skulpturen auch Werke des Kunstgewerbes zuzulassen. Platzgeld ist nicht zu zahlen, sondern nur Fracht, Diebstahl- und Feuerversicherung, was mit Herrn Direktor Langla zu erledigen ist. Glaskästen können durch die Ausstellungsleitung geliehen werden. Für vorzügliche Leistungen im Kunstgewerbe Anmeldungen werden

sind Preise vorgesehen.
auch nach dem 10. Oktober angenommen; dieselben
sind an den kunstgewerblichen Beirat, Herrn
C. Schleusing, Maler und Metallbildhauer, Berlin-
Schöneberg, Sedanstr. 18, zu richten.

Die ausgestellten Gegenstände können verkauft werden. Die Preise sind vorher an Herrn Dir. Langla mitzuteilen; von jedem Verkauf sind 10% an die Ausstellungsleitung zu zahlen. Sendungen sind direkt an Herrn Direktor Langla nach Hamburg-Altona, unter der oben angegebenen Adresse, zu richten. Anfragen, denen eine 10 Pfg.Marke beizufügen ist, beantwortet bereitwilligst der kunstgewerbliche Beirat Herr C. Schleusing.

Im Nationalmuseum in München findet gegenwärtig eine Ausstellung für verbesserte Frauenkleidung statt, die sich eines außerordentlich starken Besuches erfreut. Namentlich haben schon eine große Anzahl von Schulen und Lehranstalten die Gelegenheit wahrgenommen, ihre Zöglinge mit diesen Bestrebungen bekannt zu machen.

zu

Für unsere Bestrebungen, Schmuck und Mode in Einklang zu bringen, ist leider kaum etwas geschehen, obgleich es bei manchem der ausgestellten Kostüme hätte eine Freude sein müssen, durch entsprechende Anbringung von Schmuck ein künstlerisch abgerundetes Gesamtbild schaffen. Nur eine kleine Sonderausstellung von Schmuck ist vorhanden, von denen als besonders eigenartig und neu die Verwendung von Edelglasflüssen (Tiffanyglas) bei den von E. Schneckenburger-München ausgestellten Arbeiten erwähnt sei. Außerdem hatten noch Schmucksachen ausgestellt: Leopold Eberth-München und Artur Berger-Dresden, beide nach Entwürfen von Max Pfeiffer. Ferner sind vertreten: Konr. Geldmacher-München, K. Dölter-Graz, P. Merk, P. Haustein, F. Hauser, Ed. Schöpflich, Karl Rothmüller, sämtliche in München. Endlich ist noch der Maler H. E. v. Berlepsch - Valendas zu erwähnen, der mit seinem Mitarbeiter A. Glaser zusammen eine Anzahl Schmuckentwürfe ausstellt.

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ENTWURF ZU EINER
UHRKETTE

von Ernst Beck,
Schwäb.- Gmünd.

Der fabrikmäßige Betrieb des Bronzegusses besteht in Deutschland erst seit ziemlich kurzer Zeit. Während in Frankreich die fabrikmäßige Verarbeitung des „aes Brundusinum" der Römer (von der alten Stadt Brundusium, jetzt Brindisi in Italien, wo im Altertum berühmte Metallwerkstätten bestanden) schon längst zu einer blühenden Industrie geworden war, begnügte man sich in Deutschland noch lange Zeit mit den Eisengußwaren der Harzer und anderer Hütten.

Unter dem Einfluß japanischer Kunstformen, die in der französischen Bronzewaren-Fabrikation sich schon seit dem Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geltend gemacht hatten und die nun auch nach Deutschland drangen, kam der deutsche Sezessionsstil zu seiner Entfaltung, und im gleichen Schritt mit ihm hielten auch die deutschen Bronzewaren ihren Siegeslauf durch alle europäischen Länder, selbst durch diejenigen, die bis dahin noch nicht unsere Abnehmer ge

wesen waren.

Zu den russischen und amerikanischen Ausfuhrgebieten traten vor allem Holland, Dänemark, Schweden und Norwegen hinzu, und im letzten Jahre ist nun auch Österreich für den sezessionistischen Stil erobert worden, was die übrigens schon lange bestehende deutsche Ausfuhr dorthin in günstigster Weise beeinflußt hat. Auch der französische Markt scheint für den Sezessionsstil Interesse gewinnen zu wollen. Und selbst in Rußland besitzt der neue deutsche Stil ebenfalls schon Freunde, wenngleich die für unsere östlichen Nachbarn bestimmten Waren sich auch heute noch zumeist an die alten Formen halten müssen. Ganz konservativ in ihrem Geschmack bleiben unsere Abnehmer in der Schweiz und in Spanien, die durchaus an der älteren Formen gebung festhalten. In die ferner gelegenen überseeischen Länder ist die neue Stilrichtung noch nicht gedrungen. Die Einkäufer von Nordamerika dagegen fangen soeben an, sich mehr für den Sezessionsstil zu interessieren."

Welche Winke geben die deutschen Konsuln für den Export in Gold- und Silberwaren?

Von Syndikus Hermann Pilz.

Deutschlands Heil liegt im Export. Wir können schon längst unsere Produktion im Inlande nicht mehr konsumieren. Wir haben keine ausgedehnten Kolonialgebiete, auf welche die Erzeugnisse des Mutterlandes abgeschoben werden könnten. Wir müssen in der Handelspolitik kosmopolitisch denken. Wo der Markt uns offen steht, müssen wir ihn besetzen, wo er uns verschlossen ist, ihn zu öffnen suchen. Dies ist die große Aufgabe der Zukunft. Das Erorberte sichern, das noch Uneroberte besetzen Die Berichte der deutschen Konsuln geben dazu manchen trefflichen Wink. Aber diese Berichte bleiben viel zu sehr verborgen vor der Geschäftswelt, an die ihre Adresse gerichtet ist. Unsere Aufgabe soll es sein, künftig alle derartigen Winke für den Export in Gold- und Silberwaren, sowie Bijouterien wiederzugeben, und dadurch die Exportlust und Exportkraft unserer Branche anzuregen.

Italien ist für uns

immer ein guter Markt gewesen. Jetzt weist das deutsche Konsulat darauf hin, daß wir in Gefahr sind, diesen Markt zu verlieren. Die italienische Gold- und Silberindustrie erstarkt und will sich vom Auslande freimachen. Dabei kommt Deutschland an erster Stelle in Frage. In Mailand und Turin, wie in anderen oberitalienischen Plätzen entstehen Betriebe, die für ganz Italien bis hinunter nach Sizilien leichte, gangbare Artikel fabrizieren. Neapel, das in den letzten Jahren alles von aus

wärts bezog, entfaltet

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I.

Der Markt in Rußland ist nach dem Bericht des kaiserlichen Generalkonsulats in Odessa für Deutschland noch überall offen. Deutschland ist im Handel mit Gold- und Silberwaren Hauptlieferant geblieben. Die Einfuhr hat sogar aus Pforzheim, Gmünd und Hanau zugenommen, wobei die erfreuliche Beobachtung gemacht wurde, daß neuerdings auch wertvollere Gegenstände bezogen werden. Durch rationellere Herstellung und dadurch, meint der Konsul, daß sich die deutschen Fabrikanten noch mehr als bisher dem russischen Geschmacke anpassten, kämen außer goldenen Schmuckgegenständen, wie Broschen, Armbändern, Berlocken, Ringen und Ketten, auch wieder silberne Tafelgegenstände (Bestecke, Aufsätze, Schalen, Becher usw.) auf den Markt, wenn auch noch in bescheidenen Grenzen, weil die inländische ludustrie schwerere Gegenstände, wie sie in Rußland beliebt sind,

billiger herzustellen vermöge. Uhrketten in Imitationsgold aus Pforzheim hätten den Markt behauptet und das amerikanische Fabrikat verdrängt. Auch die Pariser Ketten seien zu verdrängen, wenn die Pforzheimer Fabrikanten in der Ausbeutung der gebotenen Gelegenheiten nicht erlahmten. Bijouterien hätten sich dagegen in einigen Artikeln, z. B. unechtem Schmuck, nicht konkurrenzfähig erwiesen, trotz der entschiedenen Neigung, deutsche Ware zu begünstigen. Die österreichischen und französischen Muster gefielen vorläufig noch besser. Eine günstige Absatzquelle für deutsche Gold- und Silberwaren (inkl. Uhren) ist in den letzten Jahren Westaustralien gewesen. Nach den konsulatischen Berichten betrug Deutschlands Ausfuhr dahin 1900: 4240 M., 1901:22120 M. und 1902: 21640 M. Der deutsche Konsul zu Fremantle ist der Meinung, daß eine Steigerung der Ausfuhr nach Westaustralien noch möglich sei. Dasselbe günstige Verhältnis besteht aber nach der Meinung des Konsulats in Montreal für Kanada Deutschland lieferte dahin 1901 an Gold- und Silberwaren für 211297 M. 8 Pf., 1902 für 180401 M. 40 Pf. Darunter befand sich für 13717 M. 20 Pf., bezw. 1902 für 2095 M. 80 Pf. Silber-Tafelgeschirr. Der Rückang ist der ungünstigen Haltung Kanadas gegen Deutschland zuzuschreiben, doch darf nach dem Berichte des Konsulats der Markt nicht als verloren betrachtet und die Agitation auf demselben etwa aufgegeben werden.

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NEUE MEDAILLEN MIT DARSTELLUNGEN
AUS DER DEUTSCHEN MYTHOLOGIE.
Von B. H. Mayer, Hofkunstprägeanstalt, Pforzheim.

auf dem Gebiete der Bijouterie eine rege Tätigkeit. Trotz unserer besseren maschinellen Einrichtungen ist es bisher nicht gelungen, die neuen italienischen Artikel zu verdrängen. Namentlich in Ringen, Ohrringen, Broschen und Herrennadeln ist der italienische Wettbewerb für uns fühlbar geworden, aber auch in der Kettenbranche konkurriert Mailand, wo Fabriken mit elektrischem Betriebe gegründet worden sind, sehr stark. So hat Oberitalien in Herrenketten bereits die Oberhand gewonnen. Aber auch in der Silberwarenfabrikation (Bestecke und Geräte) macht Italien, namentlich Neapel, Fortschritte und sucht Deutschland durch Nachahmung der deutschen Muster zu verdrängen. In silbernem Damenschmuck kann Deutschland, namentlich die Gmünder Ware, den Wettbewerb noch aushalten. Aber die Konsularberichte geben noch einen anderen Wink. Es gilt vor allem jetzt die Märkte zu behaupten, die geneigt sind, mit Italien zu packtieren. Dahin gehört vor allem Spanien, das schon jetzt mit einem Auge erst nach Mailand schielt, ehe es auf Pforzheim blickt. Auch Südamerika beginnt bereits mit Oberitalien zu liebäugeln. Und die Mailänder fangen an, den Orient bereisen zu lassen. In allen diesen Gebieten müssen die Pforzheimer den Italienern in die Flanken fallen. Der deutsche Reisende versteht das ja. Er hat es oft genug bewiesen. In Italien selbst haben wir nur die Italiener zu befürchten. Andere Nationen kommen nicht gegen die deutschen Erzeugnisse auf.

Über die Absatzverhältnisse in Lagos wird von Seiten der konsularischen Behörde die Mitteilung gemacht, daß Bijouterien von geringerer Güte, minderwertige Schmucksachen aller Art in auffallenden Formen und Darstellungen von den Eingeborenen gern gekauft würden. Gegenwärtig seien es hauptsächlich die Engländer und Italiener, welche durch ihre dort ansässigen kaufmännischen Agenten die Geschäfte machten. Indessen dürfte auch deutsche Ware ihren Absatz finden.

Neben dem Schmuck des festlich gekleideten Menschen findet die Goldund Silberschmiedekunst ihre Hauptaufgabe im Schmuck der festlichen Tafel. Wir können heute unseren Lesern ein eigenartig durchgebildetes Teeservice im Bilde vorführen, nach Entwurf von W. O. Dreßler in Charlottenburg ausgeführt von H. Meyen & Co. in Berlin. Dazu gehört der auf Seite 170 abgebildete bronzene Teetisch, der mit seinem schützenden Geländer und den handlichen Griffen sehr praktisch erscheint, und die schlichtgeformte Teekanne nebst dem Glas mit der silbernen Untersatzschale (Seite 171). Wir begrüßen gerne den gelungenen Versuch, die Silberausstattung unserer Tafel um neue Formen und moderne Lösungen zu bereichern; hier liegen jedenfalls noch große und dankbare Aufgaben für unsere Künstler und unsere Kunstindustrie.

Auch die Schmucksachen

auf Seite 172 sind nach Entwürfen von W. O. Dreßler gefertigt; das gelungenste Stück ist wohl die Nadel rechts oben.

Wie wir schon berichtet haben, ist nach Schwäb.-Gmünd Herr W. Klein aus Stuttgart berufen worden, um die Leitung der kunstgewerblichen Abteilung der dortigen gewerblichen Fortbildungsschule zu übernehmen. Wir freuen uns, diesmal einige Entwürfe dieses Künstlers vorführen zu können, die neben selbstständiger künstlerischer Empfindung und energischer, gewandter Linienführung ein eingehendes Verständnis des Feinmetallgewerbes verraten. Wir wünschen Herrn Klein zu seiner verantwortungsvollen Arbeit, die von hoher Bedeutung für seinen nunmehrigen Wirkungskreis sein wird, den besten Erfolg.

Die hier abgebildeten Entwürfe waren z. B. auf der Stuttgarter Feinmetall

Unsere Abbildungen.

ENTWURF ZU EINER HERRENUHR von Ernst Beck, Schwäb.- Gmünd.

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ausstellung und sind uns von der Zeitschrift Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins Stuttgart" zum Abdruck freundlichst überlassen worden. Das gleiche gilt von dem Buchschmuck Seite 172.

Als eine durchaus künstlerische Neuheit auf dem Gebiete des Medaillenwesens stellen sich die beiden Medaillen von der Hofkunstprägeanstalt B. H. Mayer in Pforzheim dar. Diese rühmlichst bekannte Firma hat, um einen Ersatz für den seit langer Zeit eingeführten und beliebten, aber eben nicht mehr sehr originell wirkenden St. Georg zu gewinnen, durch einen der ersten deutschen Medaillenkünstler zwei Darstellungen aus der deutschen Mythologie (Sigurd und Odin, und Walküren, mit den gefallenen Helden nach Walhall eilend) herstellen lassen, die nicht nur exquisite kleine Kunstwerke sind, sondern auch durch den glücklichen Griff in der Wahl der Darstellungen das Interesse eines jeden Gebildeten erregen müssen.

Die Entwürfe zu Kette, Uhr und Gürtelschließe auf den Seiten 176, 178 und 180 erläutern sich für unsere Leser wohl von selbst, wie auch die Entwürfe, die, von mehreren Zeichnern herrührend, auf unserem diesmaligen Musterblatte vereinigt sind. Von mehreren derselben haben wir noch weitere Entwürfe im Besitz, die in den nächsten Nummern zur Veröffentlichung gelangen werden.

- Von der Stuttgarter Metallwarenfabrik (Wilh. Mayer und Franz Wilhelm), der wir schon mehrfach schätzbares Material verdankten, gelangen heute eine Schiller- und eine Sterbemedaille zur Veröffentlichung, deren ruhige, schlichte Gesamtwirkung und gediegene Durchführung sehr ansprechen.

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Württembergischer Kunstgewerbeverein, Stuttgart.

Die Klischees zu nachstehenden Abbildungen, welche wir in No. 19 vom 1. Oktober unserer Deutschen Goldschmiede-Zeitung" veröffentlichten, wurden uns von der Schriftleitung der Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins" zur Verfügung gestellt (siehe auch Seite 169). Seite 153: Buchschmuck von K. Purrmann, Stuttgart, Jardiniere von Rudolf Bosselt, Darmstadt, ausgeführt von Eduard Föhr, Stuttgart. S. 154: Silberne Weinkanne von R. Rochga, Stuttgart, ausgeführt von P. Bruckmann, Heilbronn; Silberbesteck von Christiansen, Paris, ausgeführt von Peter Bruckmann. S. 155: Silberschiff als Jardiniere von Carl Stock im Atelier Bruckmann, ausgeführt von Peter Bruckmann, Heilbronn. S. 156: Kannen von R. Rochga, Stuttgart, Arbeiten der Lehrund Versuchswerkstätte Stuttgart. S. 157: Kerzenleuchter (gedreht) von P. Haustein, Stuttgart; Stehlampe von Boeres,

Stuttgart. S. 158: Drei Abbildungen silberner Broschen von M. J. Gradl, Stuttgart, ausgeführt von Fahrner. S. 159: Ziervase von Walther Ortlieb, Berlin. S. 160: Tintenzeug von Walther Ortlieb und Holzkassette mit Silberbeschlägen von demselben. S. 161: Zwei Abbildungen, Handleuchter und Tintenfaß von Erhard & Söhne, Schwäb.-Gmünd; Buchschmuck von Walther Klein, Stuttgart. S. 162: Tintenzeug, Löscher und Spiegel von Erhard & Söhne, Schwäb.-Gmünd. S. 163: Silberne Streichholzschachteln und Döschen von Hermann Bauer, Gmünd; Anhänger von Georg Bindhardt, Gmünd; Niellierte Ketten und Streichholzhülsen (No. 1 gestanzt, No. 2 gepreßt und nielliert). S. 164: Bronzerelief von Georg Bindhardt, Gmünd. S. 167: Zwei Abbildungen Buchschmuck von Karl Purrmann, Stuttgart. S. 168: Drei Abbildungen, Buchschmuck von Karl Purrmann, Stuttgart.

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