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Von den Abbildungen in No. 19 d. J. unserer „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" wurden die auf Seite 180 der vorliegenden Ausgabe nochmals besonders aufgeführten Abbildungen nach Gegenständen in der Feinmetallausstellung des Württembergischen Kunstgewerbevereins in Stuttgart auf Kosten dieses Vereins für ein Heft der „Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins", welches sich mit Feinmetallarbeiten befassen wird, angefertigt. Die Schriftleitung der Mitteilungen dieses Vereins hat diese Klischees unserer Goldschmiede-Zeitung gegen ein von uns gezahltes Honorar freundlichst zur Verfügung gestellt, wie wir auch den Buchschmuck zu No. 19 dem Entgegenkommen derselben verdanken.

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Seit mehreren Monaten spuken in der Silber- und Goldschmiedeindustrie Gerüchte umher, die auf eine neue Stilschwenkung hinzudeuten scheinen. Empire soll jetzt Trumpf sein. Im Pforzheimer Anzeiger" kam sogar eine Alarmnotiz, in Paris mache man jetzt Empire und in Pforzheim Renaissance. Eine hübsche Zusammenstellung und eine schöne Aussicht, in der Tat. Vielleicht kommen wir, nachdem wir im 19. Jahrhundert eine Stilart nach der anderen durchgepeitscht haben, jetzt im 20. soweit, daß wir immer zwei nebeneinander verwursteln, was jedenfalls zu ganz originellen Ergebnissen führen könnte. Nur wird der bisher gebräuchliche Stilvorrat für ein derartiges beschleunigtes Verfahren nicht lange genug reichen, und es würde sich empfehlen, auf eine Erweiterung desselben zu denken, und etwa noch den Stil der Steinzeit und den der Botokuden oder Eskimos ins Auge zu fassen. Warum denn auch nicht? Es wäre jedenfalls einmal wieder eine Neuheit, und das ist ja in unserer Zeit das A und O jeden gewerblichen Kunstschaffens geworden.

Doch Scherz beiseite; die Sache hat ihre sehr ernsthafte Seite. Wir haben hier in der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" stets der Pflege eines modernen, selbständigen Kunstgeschmackes in unserer Branche das Wort geredet, und es könnte scheinen, als ob diese Strömung zugunsten des Empire uns nun quer in den Weg käme, und aus diesem Grunde bei uns keine Gnade fände. Dem ist aber nicht so. Diese Unterströmung zugunsten des Empire wird der Weiterbildung des modernen Stiles gar keinen Eintrag tun, weil sie ganz als eine Saisonneuheit auftritt und als eine solche naturgemäß auch wieder verschwinden muß. Saisonneuheiten besitzen ja, um ein bekanntes Wort zu zitieren, die Unsterblichkeit eines Tages.

Also deshalb ist es nicht, daß wir uns an dieser Stelle etwas eingehender mit der Sache beschäftigen wollen. Auch sind wir nicht etwa der Meinung, als ob der Empirestil sich nicht zum Vorbild für Gold- und Silberarbeiten eigne, oder als ob er künstlerisch nicht wertvoll sei. Im Gegenteil. Das Studium des Empire hat für die moderne deutsche Kunst gegenwärtig ein besonderes Interesse; einmal wegen der

bescheidenen und zurückhaltenden Art, mit der, wenigstens an seinen besseren Arbeiten, die Ornamentik auftritt, und die ungemein vorteilhaft mit den wilden Geberden unserer industriellen „Sezessionsornamentik" kontrastriert; dann auch wegen der äußerst gediegenen und sorgfältigen Technik der erhaltenen Originalarbeiten und ihrem durchdachten und praktischen Aufbau. Die Ornamentik als solche freilich wird sich in unserm modernen Empfinden nicht mehr einbürgern lassen. Sie ist ja nur ein dritter oder vierter Aufguß über den so unendlich oft abgebrühten Tee der antiken Kunstvorbilder. Den können wir uns heutzutage besser an der Quelle holen.

Ein volkstümlicher Stil ist das Empire ja auch nie gewesen. Dazu war er viel zu tendenziös und abstrakt; es war der letzte Fürstenstil, der seinem Wesen nach mehr dem 18. als dem 19. Jahrhundert angehörte; die Zeit aber, wo man Veranlassung nahm, einen Kunststil nach dem gerade regierenden Fürsten zu benennen, ist vorbei - der moderne Kunstgeschmack läßt sich nicht mehr von Fürstenthronen herabschaffen und dekretieren.

Einen besonderen Wert für unsere deutsche Kunst hat der Empirestil insofern, als aus ihm der sogenannte Biedermaierstil sich entwickelt hat, ein spezifisch deutscher und deutsch-österreichischer Volksstil. Sein hervorragendstes Merkmal ist sein Streben nach Ruhe und Einfachheit; Ornamente kennt er kaum, aber aus allen seinen Erzeugnissen spricht der Geist der Zeit so rein und unverfälscht heute noch zu uns, daß man ihn als den letzten selbständigen und naiv empfundenen deutschen Kunststil bezeichnen muß. Welchen Wert er für uns hat, erhellt daraus, daß eine Anzahl moderner Künstler, deren Bedeutung außer Frage steht, an die Tradition des Biedermaierstils anknüpfen, und das Abbrechen jeder Tradition, wie der moderne Stil sie pflegt und predigt, verwerfen; ich nenne den Architekten Dülfer und den Maler Julius Diez in München, den Maler und Kunstschriftsteller P. Schultze-Naumburg in Saaleck, den Maler Heinr. Vogeler in Worpswede.

Das nur nebenbei. Um wieder auf unser ursprüngliches Thema

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BRONZENES GESTELL FÜR EIN THEESERVICE

entworfen von W.O. Dreßler, Charlottenburg, ausgeführt von H. Meyen & Co., Berlin.

leiden. Speziell in der Schmuckindustrie ist die Ruhelosigkeit, die Sucht und Hetze nach Neuheiten auf einen Grad gestiegen, der wenigstens nicht ohne Widerspruch bleiben darf. Und nur ein weiteres Symptom derselben ist das Auftauchen des Empirestiles: Man ist den modernen Stil schon müde geworden, man traut sich schon nicht mehr zu, aus ihm etwas weiteres Neues herauszubringen.

Man wird mir nun natürlich einwenden, das Publikum wolle es ebenso, und da sei gar nichts zu machen. Man könne die Leute nicht zwingen zum Kaufen, man müsse sich eben nach ihren Wünschen richten; auch müsse das Publikum durch ständiges Anbieten von Neuheiten zum Kaufen animiert werden, und was derlei sachverständige Begründungen sind, welche der Geschäftsmann für die Forderung einer bewußten und ruhigen Geschmackshaltung in der Industrie stets bereit hält.

Es fällt uns natürlich nicht ein, die Schuld an der unerfreulichen Unruhe, an der erschrecklichen Kurzlebigkeit aller, auch der neuesten und schönsten Muster, der Geschäftswelt ausschließlich in die Schuhe schieben zu wollen, die ja so schwer darunter leidet. Aber so ganz allein ist das Publikum doch auch nicht daran schuld.

Denn nicht das Publikum allein ist es, welches den

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