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TABLETT MIT MODERNEN KOLLIERS. VON EINER PFORZHEIMER GOLDWARENFABRIK.

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Besonders schön sind auch hier wieder seine bronzenen Statuetten, die als Träger für elektrisches Licht gedacht sind und die eine sehr feine Patina zeigen.

Eine außerordentlich schwierige Aufgabe hat Louis Bottée in seinem „Reliquiarium" zu bewältigen gehabt. Es ist dies eine Statuette, eine ziemlich kokett gekleidete Frauenfigur darstellend, die, auf einem Felsen sitzend, sich auf ein Reliquienkästchen stützt; ihr zu Füßen sitzt eine kleine geflügelte Putte. Der Künstler hat bei der Herstellung dieser Gruppe verschiedene Metalle, Elfenbein, Ebenholz und Steine verwendet, und alles durch eine fein abgewogene, teilweise Vergoldung und Patinierung in Harmonie zu bringen gewußt.

Ein kühner Neuerer und origineller Künstler auf dem Gebiete des Schmuckes ist G. Fouquet, der schon auf der Weltausstellung 1900 neben Lalique auffiel. Mit seinem Mitarbeiter Ch. Desrogiers bringt er stets neuartige und

interessante Schmuckprobleme zur Lösung. Er strebt besonders nach neuem Schmuck für den Kopf, und man möchte meinen, er wolle für gewisse Gelegenheiten, z. B. für das Theater, den Damenhut durch Schmuck zu ersetzen suchen. Sein Schmuck hat immer etwas außerordentlich Dekoratives, manchmal vielleicht insofern zu sehr, als er sich nur für sehr hochgewachsene und majestätische Erscheinungen eignen wird. Immer zeigt er aber das unverkennbare Bestreben, seine Schmucksachen als künstlerische Ergänzung der weiblichen Toilette aufzufassen und auszugestalten. Besonders bemerkenswert erscheint ein Kopfschmuck, der aus einem schmalen Stirnreif besteht mit palmettenartigem Schläfenschmuck; von diesem aus fallen zu beiden Seiten des Gesichtes reiche und streng wirkende Gehänge herab. Auch ein Armreif ist von ihm da, am Oberarm zu tragen, mit besonders originell wirkender Ornamentik.

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In Nummer 9 der „Goldschmiede-Zeitung" brachten wir eine ausführliche Besprechung der Stuttgarter Feinmetallausstellung. Heute, nach längerer Bemühung, können wir durch das Entgegenkommen des Württembergischen Kunstgewerbevereins (besonders sind wir Herrn Dr. Franck- Oberaspach, Redakteur der „Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins" für sein bereitwilliges Entgegenkommen zu Dank verpflichtet) unsern Lesern eine Anzahl Abbildungen von jener Veranstaltung bringen; wir haben, in Rücksicht auf die praktischen Bedürfnisse unserer Leser, darauf verzichtet, von der außerordentlich reichhaltigen und interessanten historischen Abteilung jener Ausstellung Abbildungen anfertigen zu lassen; um so ausgiebiger haben wir die modernen Arbeiten berücksichtigt. Wir können nicht einmal alles in dieser Nummer bringen und mußten einiges für die nächste zurückstellen.

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Stück von der einen Schmalseite aus betrachtet. Die Komposition ist eine sehr einfache. Eine weite flache Schale, von weichgeschweiften Linien begrenzt. An jedem Ende eine anmutige, sitzende Frauengestalt, von deren Schultern ausgehend mächtige Rosengirlanden Schale umkreisen.

OPERNGLAS, ALS ZIERTASCHE ZU TRAGEN. 1/3 natürl. Größe. Von W. Stöffler, Pforzheim.

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Die nächsten vier Abbildungen sind der Ausstellung der bekannten Silberwarenfabrik P. Bruckmann in Heilbronn entnommen: Eine schlanke, hohe Kanne, nach Entwurf eines jungen Stuttgarter Künstlers, R. Rochga, eine Schale mit origineller Dreiteilung ihrer Fläche, und ein Besteck, von dem Darmstädter Künstler H. Christiansen entworfen. An letzterem fallen die rundlichen Formen der Griffe auf und die eigenartige Durchbildung der Gabelzinken. Für das Handhaben halbflüssiger Gemüse und ähnlicher Tafelgenüsse ist diese Form jedenfalls eher angebracht, als unsere sonst gebräuchliche, langspießige Art. Das große silberne Schiff, nach Entwurf von C. Stock von der gleichen Firma ausgeführt, ist einmal eine neue Form der Tafeldekoration. Mit frischen Blumen gefüllt, mag dasselbe einen höchst eigenartigen, reizvollen Anblick gewähren.

An der Stuttgarter Kunstgewerbeschule ist seit einiger Zeit eine zur praktischen Ausführung kunstgewerblicher Arbeiten bestimmte Lehr- und Versuchswerkstätte eingerichtet. Von den verschiedenen Metallarbeiten, welche diese Abteilung ausstellte, bringen wir auch einige Proben in Abbildung. Wir machen besonders auf die beiden Gefäße aufmerksam, deren Körper mit einer höchst eigen

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artigen, geflossenen und gestromten Email überzogen sind. Auf der gleichen Seite sind noch einige Stuttgarter Künstler vertreten: Der schon erwähnte R. Rochga, P. Haustein mit fein profilierten, gedrehten Metallleuchtern, und der Entwurf einer Stehlampe von Boeres.

Auf der folgenden Seite sind eine Anzahl von Schmucksachen zusammengestellt von originellem Linienspiel und teilweise beweglicher Zusammenfügung der einzelnen Teile. Die Entwürfe stammen von Architekt und Maler M. J. Gradl, einem aus München stammenden, jetzt in Stuttgart lebenden Künstler, die verständnisvolle Ausführung rührt von Th. Fahrner in Pforzheim her, der sich speziell mit der Herstellung von Schmuck nach Künstlerentwürfen beschäftigt. Bei den beiden ersten Broschen oben links sei besonders darauf aufmerksam gemacht, wie energisch die Steine von der Linienkomposition angefaßt werden.

Walter Ortlieb, von dem die Entwürfe zu den drei nachfolgend abgebildeten Arbeiten, der Ziervase, der Holzkasette mit Silberbeschlag und dem Tintenzeug herrühren, ist geborener Stuttgarter, jetzt aber in Berlin tätig. Die Abbildung der Ziervase gibt leider kaum einen Begriff von der vorzüglichen Wirkung, den das außerordentlich reizvoll montierte Tiffanyglas in Wirklichkeit machte. Das gleiche gilt von den beiden andern Gegenständen, wobei besonders auf die breite, ruhige Stattlichkeit des übrigens sehr praktischen Tintenzeuges hingewiesen sei.

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Die nun folgende Gruppe von Ausstellungsgegenständen stammt aus der schwäbischen Industriestadt Gmünd. Es sind dies weder Ausstellungsarbeiten im eigentlichen Sinne des Wortes, noch Künstlerversuche: Es sind einfach Fabrikationsbeispiele. Das muß in Erwägung gezogen werden, wenn man den richtigen Gesichtswinkel für ihre Beurteilung gewinnen will. Das gibt ihnen aber auch ihren besonderen Ausstellungswert, denn an diesen Stücken kann man studieren, wie weit das Publikum für den modernen Stil schon aufnahmefähig ist.

Wir bringen hier von der Firma Ehrhard & Söhne einige Gegenstände in Bronze und Unecht, die streng modern gehalten sind, und zugleich eine erfreuliche Sachlichkeit und Handlichkeit in der Form aufweisen. G. Hauber zeigt seine Spezialität in vornehm wirkender Nielloware, und von Herm. Bauer führen wir einige aparte Kleinsilberwaren vor. Eine beachtenswerte Leistung bringt G. Bindhardt, ebenfalls in

Schw.-Gmünd, mit seinem kräftig und fließend modellierten Bronzerelief.

Die hübschen, in Schmuckcharakter gehaltenen Vignetten, mit denen der redaktionelle Teil diesmal ausgestattet ist, stammen von R. Purrmann aus Stuttgart.

Eine originelle Neuheit können wir unsern Lesern heute noch von der Firma W. Stöffler in Pforzheim vorführen: Ein als Ziertasche zu tragendes Opernglas. Ein Opernglas ist, wenn es angehängt ist, bekanntlich für Damen wenig angenehm zu tragen wegen seines großen Querdurchmessers, wodurch es stark absteht und überhaupt unbequem wird. Bei der Stöfflerschen Neuheit wird das Volumen schon dadurch verringert, daß ein besonderes Futteral in Wegfall kommt. Tasche und Opernglas sind hier in eins zusammengezogen. Der Hauptvorteil aber liegt darin, daß man die beiden größeren Gläser hier so in die Längsebene des Ganzen umlegen kann, daß sich das ganze Opernglas in ein flach anliegendes, zierliches Täschchen verwandelt, das mit dem reizvollen, ganz flächenhaft behandelten Beschlag sich durchaus als künstlerischer Schmuckgegenstand präsentiert. Beim Öffnen der Tasche stellen sich die liegenden Objektive automatisch auf, so daß nach Einstellen der Okulare, was vermittelst der auf der Abbildung sichtbaren Schraube sehr bequem geschieht, das Opernglas sofort gebrauchsfertig ist.

In der abgebildeten Ausführung ist das neue Opernglas an einen Gürtelhaken eingehängt, an dem es getragen wird. Die Einrichtung mit den beiden Karabinerhaken ist so, daß das Opernglas jederzeit leicht ab- und in die Hand genommen werden kann. Eine reichere Ausführung sieht noch eine Kette vor, die um die Taille geschlungen wird, so daß das Ganze als Taillenschmuck wirkt.

Unsere ganzseitige Tafel am Schlusse verdanken wir einer Pforzheimer Goldwarenfabrik. Es sind zierlich und pikant behandelte Kolliers in Gold, teilweise mit Email, die eine besonders hübsche Verwendung der kleinen Perltropfen zeigen. Eine besondere Sorgfalt wurde auf ein wirkungsvolles Arrangement verwendet.

Unser Musterblatt. Von unserm bewährten Mitarbeiter auf diesem Gebiete, Maler R. Langner in München, bringen wir heute wieder ein Blatt Monogramme und Dekorationen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich das Bedürfnis nach modernen Monogrammen stärker und stärker geltend macht. Es wird unser Bestreben sein, dem entgegenzukommen. R. R.

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Richard Wagners Werke bieten der Kunst reichste Anregung. In Edelmetall hat neuerdings Hofgoldschmied Heiden in München neben seinem wunderbaren Gral, der in seinem Laden am Odeonsplatz ausgestellt war, auch kleinere Kunstwerke dieser Art geschaffen, die zu den Sehenswürdigkeiten der Saison gehören.

Die Bedeutung des Kunstgewerbes in dem Geschäftsleben wird immer mehr anerkannt. So hat auf Eingabe des ,,Fachverbandes für die wirtschaftlichen Interessen des Kunstgewerbes" das Präsidium des Landgerichts I die Anstellung von gerichtlichen Sachverständigen für folgende Gebiete zugesagt und um Vorschläge geeigneter Persönlichkeiten ersucht: a) für das Kunstgewerbe im allgemeinen, b) für künstlerische Wohnungseinrichtungen und c) für Kunstweberei und Spitzen. Die „Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin" haben den Wunsch ausgesprochen, den „Korporations-Ausschuß für Industrie und Handel" durch Vertreter des Kunstgewerbes zu erweitern und um Entsendung von zwei Delegierten des Fachverbandes ersucht.

Eine sehr bedeutende kunstgeschichtliche Ausstellung findet zur Zeit in Erfurt statt, die u. a. eine große Anzahl von Goldund Silberarbeiten enthält, die zum Teil bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Durch den überaus regen Besuch veranlaßt, wird die Ausstellung voraussichtlich über den 30. September, den ursprünglichen Schlußtermin, hinaus bis zum 10. oder 15. Oktober verlängert werden.

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Eine internationale Ausstellung für kunstgewerbliche Metallprodukte wird mit Genehmigung der russischen Regierung und unter dem Protektorat der Großfürstin Elisabeth Mawrikiewna in der Zeit vom 15. November d. J. bis zum 10. Februar 1904 in Petersburg in der dortigen Passage abgehalten werden. Die Ausstellung wird folgende Abteilungen aufweisen: 1. eine russische, 2. eine ausländische kunstgewerbliche Abteilung, und 3. wird eine Abteilung für kunstgewerbliche Produkte des fernen Ostens eingerichtet werden. Die beiden ersten Abteilungen werden Juwelierarbeiten aus Edel- und Halbedelsteinen sowie auch aus künstlichen Steinen, ferner Erzeugnisse der Steinschneide- und Gravierungskunst, Mosaiken, aus natürlichen und künstlichen Steinen, Gold-,

P.

Platina- und Silberarbeiten, schließlich Kirchengeräte und Kirchenschmuck umfassen. Das Komitee, dessen Präsident W. J. Kowalewski ist, hat unter anderem als Bedingung der Aufnahme festgesetzt, daß alle Ausstellungsobjekte künstlerisch gearbeitet sein müssen oder der Zeichnung, der Form oder dem Herstellungsmodus nach einen Originalwert besitzen. Umfangreiche und sehr schwere Objekte sind von der Ausstellung ausgeschlossen. Wie bei allen internationalen Ausstellungen werden die von dem Ausland eintretenden Objekte nicht verzollt, wenn sie wieder in ihr Ursprungsland zurückkehren. Genaue Auskunft erteilt das Komitee der Gesellschaft in Petersburg, Mochowaja 30.

Internationale Ausstellung der Künste der Frauen-Mode zu Ostende. Während der Sommer-Saison des Jahres 1904 (Juli bis September) wird in Ostende eine internationale Ausstellung für Frauen-Mode stattfinden.

Diese Ausstellung wird unter dem Protektorate Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Clementine von Belgien und dem Vorstande der Gemeindeverwaltung der Stadt Ostende ins Werk

gesetzt.

Sie wird in den geräumigen und prächtigen Sälen des Kursaals stattfinden.

Unter den hauptsächlichsten Abteilungen, welche die Ausstellung umfassen wird, sind hervorzuheben: Kleidung, Hut- und Putzmacherei, Toiletten - Gegenstände, Parfümerie, Spitzen, Schmucksachen usw., sowie die hierauf bezügliche Spezialliteratur und Kunstgegenstände.

Die Aussteller der Abteilungen VII (Frauen-Literatur und Buchhandel), VIII (Frauen-Arbeit) und IX (Kunstwerke) haben keine Platzkosten zu zahlen.

Die Ausstellung, welche die letzten Vervollkommnungen der weiblichen Mode aufweisen soll, wird ohne Zweifel das Interesse jener Tausende von Fremden erwecken, die jährlich die „Perle des Nordseestrandes" besuchen. Auch wir begrüßen das Zustandekommen derselben mit besonderer Freude, da hier zum ersten Male die von uns stets geforderte „Kunst der Frauenausstattung" eine öffentliche Darstellung erhält.

Das Generalsekretariat der Ausstellung befindet sich Boulevard du Midi, 7, in Ostende.

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