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Die Ausstellung von Werken rheinisch-westfälischer Goldschmiedekunst im Kunstgewerbemuseum Köln.

Der Verein der Juweliere, Gold- und Silberschmiede von Rheinland und Westfalen hatte sich nicht damit begnügt, als Fest- und Gastgeber für die Teilnehmer an dem diesjährigen Verbandstage aufzutreten: Er scheute selbst die Mühe nicht, den auswärtigen Kollegen in einer stattlichen Ausstellung Proben des Könnens der einheimischen Goldschmiedekunst zum Studium und zur Kritik darzubieten. Die Arbeit, die mit dem Zusammenbringen und Aufstellen einer solchen Ausstellung verbunden ist, darf nicht zu gering geschätzt werden; jeder, der einmal einen derartigen Versuch gemacht hat, wird davon zu erzählen wissen aber der Erfolg ein so erfreulicher, die Freude daran eine so einmütig ausgesprochene ist, wie es in Köln der Fall war, da dürfen die an der Arbeit Beteiligten mit Genugtuung sich selbst sagen, daß ihre Mühe sich gelohnt, daß ihr Gedanke ein guter und nutzbringender gewesen ist.

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Die Ausstellung, wie sie im Lichthofe des KunstgewerbeMuseums von Köln sich darstellte, bot eine Zusammensetzung aus dreierlei Bestandteilen: Den größeren Raum in den Ausstellungsschränken nahmen wohl die Werke kirchlicher Goldschmiedekunst ein, die in den Rheinlanden ja gepflegt wird wie kaum sonstwo in Deutschland. Die zweite Gruppe bildeten die Werke weltlicher Goldschmiede- und Schmuckkunst, und als dritte können wir die Entwürfe zu modernen Frauenkostümen mit Silberschmuck nennen, welche die Firma

W. Diebener in Leipzig aus ihrer vor kurzem zum Austrag

gekommenen Konkurrenz an den Wänden des Lichthofes ausgestellt hatte.

Naturgemäß hatte jede der ausstellenden Firmen ihre Erzeugnisse in einer geschlossenen Gruppe aufgestellt und nicht etwa getrennt nach ihrer jedesmaligen Zugehörigkeit zur weltlichen oder kirchlichen Kunst. Wir werden also auch die Ausstellungsgegenstände nach Firmen geordnet betrachten.

BRILLANT-ANHÄNGER.

Entwurf und Ausführung von W. Stüttgen, Düsseldorf.

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Ein mächtiger Schrank umschloß die Erzeugnisse der Firma G. Hermeling, Hofgoldschmied und Emailleur (Inh. J. Kleefisch), in Köln. Diese Firma kann das Verdienst in Anspruch nehmen, in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, als unser Kunstgewerbe technisch und künstlerisch so tief gesunken war, die Emaillierkunst auf Edelmetall wieder neu belebt und auf eine Höhe geführt zu haben, die vor ihrem Auftreten als unerreichbar gegolten hatte. Die hier vereinigten Ausstellungsstücke zeigten, daß die gegenwärtige Leitung diese Höhe zu wahren gewußt hat. Als besonders charakteristisch für die Arbeitsweise der Firma, wie für den Entstehungsort kann das goldne Buch der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft angesehen werden. Das ist ein mit goldenem Deckel versehenes Buch, in welches alle bedeutenden Freunde und Förderer dieser Gesellschaft sich einzuzeichnen das Recht erhalten. Das Äußere des Deckels ist außerordentlich reich gehalten, mit erhabenen Figuren, getriebenen und gravierten Verzierungen, Steinbesatz und vielfarbiger Emaillierung. Über das alles ist eine so reichhaltige, typisch kölnische Karnevals

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hat. Die Kette des Präsidenten der Karnevalsgesellschaft, die auch mit ausgestellt war, zeigt eine originelle Zusammensetzung aus kugelförmigen Gliedern. Daneben sehen wir noch eine ganze Anzahl großer, kostbarer Monstranzen, in romanischem oder gotischen Stile; ein wahres Kabinettstück kirchlicher Goldschmiedekunst ist das kleine Hausaltärchen, das aus dem Privatbesitze des Herrn Domkapitulars Dr. Schnütgen hier ausgestellt ist. An den religiösen Darstellungen, mit denen es geziert ist, kann eine Spezialität der Firma Hermeling studiert werden, das Reliefemail, und zwar diejenige Abart, welche der Franzose mit seiner technisch-präzisen Ausdrucks

Maschen, Lichthüllen für Tafelkerzen in derselben Technik, sowie ein in modernen Formen gehaltener Tafelaufsatz mit Tafelleuchtern, bei denen zu dem Edelmetall noch elfenbeingeschnitzte Figuren verwendet waren. (Vergl. die Abbildung in No. 13, S. 106 der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung"). Ein kleiner Becher und eine Brosche, direkt aus einem alten silbernen Kronentaler herausgetrieben, zeigten eine bemerkenswert geschickte Handhabung der Treibtechnik.

Links von dem Hermelingschen Schrank hatte in zwei Schränken die Firma W. Stüttgen, Düsseldorf, ausgestellt (Inh. E. Biesenbach und Fr. Salé). Über die Arbeiten dieser

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schalen angeordnet sind. Dieselben erscheinen dem Ganzen vollkommen organisch eingefügt, sind aber beweglich und abnehmbar eingerichtet, so daß sie beim Gebrauch des Aufsatzes herumgereicht werden können. Das Ganze ist in großzügiger Treibarbeit in Silber ausgeführt und mit durchgeputzter, moderner Vergoldung versehen. Von der großen Anzahl ausgestellter Schmucksachen erwähnen wir getriebene Broschen und Juwelenschmuckstücke, an denen neben tadelloser technischer Durchführung die ebensowohl moderne als speziell für Juwelenschmuck geeignete Linienführung hervorzuheben ist. Da wir einige derselben in Abbildung bringen, können wir dieselbe in dieser Beziehung für sich selber sprechen lassen.

gehört, werden wir Gelegenheit nehmen, dort darauf zurückzukommen, und begnügen uns, an dieser Stelle unserer Freude über diese ebenso wertvolle als neuartige Ausstellungserscheinung Ausdruck zu verleihen.

Von Aug. Witte, Goldschmied des heil. Stuhles und der apostolischen Paläste, Stiftsgoldschmied in Aachen, sei das bekannte gotische Teufelstintenfaß aus dem Aachener Ratssilberschatz erwähnt, das einer scherzhaften Lokalsage seine Entstehung verdankt; ferner der große Kronprinzenpokal mit Prunkschüssel, ebenfalls aus dem Aachener Ratssilber, nach eigenem Entwurf.

Neben einer stattlichen gotischen Monstranz aus der Pfarrkirche zu Rurich ist das interessanteste Stück dieser Aus

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stellung ein sehr reich ausgestattetes Flügelaltärchen in rein romanischen Formen, das als Reliquiar für eine Partikel des heil. Kreuzes im Auftrage des Herrn Aug. Beißel in der Witteschen Werkstätte angefertigt wurde. Unsere Abbildung zeigt das Altärchen in geöffnetem Zustand. In dem nischenförmigen Mittelaufbau steht das eigentliche Reliquiar, das die Form einer zierlichen kleinen Monstranz erhalten hat. Bemerkenswert ist der Hintergrund dieser Nische, der in der ebenso einfachen wie alten Technik des Émail brun (eingebrannter Leinölfirnis auf Goldgrund) mit reicher Ornamentierung ausgeführt ist.

lichen Zierplättchen am Fuß, und ein größeres Rauchfaß, ein Kreuz und eine Monstranz in gotischem Stil.

Von dem Schaukasten der Firma H. Steenaerts, königl. preuß. Hofjuwelier in Aachen, fallen zunächst zwei große Tafelaufsätze ins Auge, die Nachbildungen von bekannten Aachener Kunstbrunnen darstellen, nämlich des Marktbrunnens und des sogen. Laufbrunnens. Wenngleich man vom Standpunkt der modernen Kunstpflege wünschen möchte, daß die Auftraggeber für künstlerische Goldschmiedearbeiten es vorziehen würden, neue Aufgaben zu stellen, als in alter Zeit schon gelöste nachbilden zu lassen, so muß man doch zugeben, daß diese Tafelaufsätze jedenfalls eine reizvolle und glückliche Tafelzier bilden. Eigenartige Arbeiten in modernem Stil sind 2 zierliche Vasen aus Ahornholz mit Metallbeschlag und eingesetzten Türkisen. Eine wirkungsvolle moderne Gürtelschließe ist da mit großem Topas in der Mitte und kleineren Türkisen, und besonders hübsche Filigranschmuckarbeiten, die mit Emailplättchen verziert sind. Wir bringen davon einige in Abbildung. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die schöne, vornehme Filigrantechnik, welche in den achtziger Jahren in unserer Schmuckfabrikation so erfreulich blühte, wieder in Aufnahme gebracht werden könnte. Die Firma Joh. Schreyer, Goldschmied in Aachen, stellt eine ganze Kollektion von Kirchengeräten in romanischem Stile aus. Zierliche Meẞkännchen, ein Altarkreuz von klarer, ruhiger Wirkung, zwei Altarleuchter in der originellen, für den Stilcharakter so bezeichnenden Form eines drachenartigen Ungetüms, und größere, dreiarmige Leuchter.

MODERNER FILIGRANSCHMUCK von H. Steenaerts, Aachen.

Die Firma Alois Kreiten aus Köln brachte zwei große schöne Leuchter aus dem Kölner Ratssilber zur Ausstellung, die durch kugelig hervortretende Farbsteine wirkungsvoll dekoriert waren. Ferner war ein sehr interessantes romanisches Rauchfaß zu sehen; die ganze Ausstellung vermochte überhaupt recht deutlich zu zeigen, welch ein gesunder Zug darin liegt, daß man neuerdings für kirchliche Kunst die Formen des romanischen, resp. des sogen. Übergangsstiles wieder mehr bevorzugt. Diese Formensprache steht unserm modernen Empfinden entschieden näher als die gotische, weil sie einfacher und ruhiger gehalten ist und die geschwungene Linie mehr bevorzugt. Speziell die Goldschmiedekunst findet in Werken, die sich an den romanischen Stil anlehnen, viel mehr Gelegenheit, ihre verschiedenartigen Techniken und Farbenwirkungen zu entfalten, als bei gotischen Arbeiten, wo die Fläche mehr aufgelöst erscheint und die Formengebung mehr einseitig architektonisch ist.

Außer dem bisher Angeführten nennen wir von der Firma Kreiten noch einen romanischen Kelch mit niellierten figür

Hofjuwelier und Domgoldschmied Brems-Varain in Trier hat sehr umfangreich ausgestellt. Diese vorzugsweise

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