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Erhaltung und Pflege einer geschmackvollen und gediegenen Arbeit hinzielen, sowohl im Hinblick darauf, als auch als wirksamste Hilfsmittel für die Hebung des allgemeinen Ansehens und damit auch der wirtschaftlichen Blüte unseres Goldschmiedegewerbes zu begrüßen und zu fördern. Das Kunsthandwerk ist aber auch der beste Schutz der Handarbeit gegen die Übermacht der Maschine und des Kapitals: Die geschickte Hand und das geschulte Auge werden ihren Posten stets gegen das eine und das andere behaupten können.

Aber nicht nur die Kunst, sondern auch das Handwerk soll bei uns gesund und tüchtig sein. Wir müssen also auch auf die Pflege technischer, praktischer und wirtschaftlicher

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zu fördern, und zugleich diejenigen, welche darauf zielen, das Interesse des Publikums und sein Vertrauen für die Erzeugnisse des Goldschmiede- und Feinmetallgewerbes zu steigern und zu festigen. Damit wird wohl auch das Ziel erreicht werden können, an dem so lange schon gearbeitet wird: Neben der Kunstindustrie in unserm Gewerbe wieder ein blühendes Kunsthandwerk aufwachsen zu sehen.

Es wurde vorhin schon betont, daß eines der besten Mittel im Kampfe gegen soziale Unzufriedenheit und Zerrissenheit sei, die Freude an der Arbeit, den Stolz auf das eigene Gewerbe zu pflegen. Dafür liegen bei dem Goldschmiedegewerbe die besten Bedingungen vor durch seine Zugehörigkeit zum Kunsthandwerk. Künstler sein, heißt aus Freude am Geschaffenen und am Schaffen arbeiten. Wer stolz ist auf seinen Beruf, wer Freude hat an dem, was er kann, der wird nicht engherzig nur auf den eigenen, persönlichen Vorteil, sondern auch auf das Gedeihen des Gewerbes, dem er angehört, sein Auge gerichtet halten. Es sind also alle Bestrebungen, welche auf die

PROF. J. SCHMITZ, NÜRNBERG. ALTARLEUCHTER, NACH MODELL VON BALTH. SCHMIDT, ausgeführt von F. Harrach & Sohn, München. Aus: Kunst und Handwerk, Zeitschrift des bayrischen Kunstgewerbevereins, Verlag R. Oldenbourg, München.

Fähigkeiten bedacht sein, um den Einzelnen stark und selbständig zu machen im Kampfe ums Dasein. Wenn ich sage,,selbständig",

so will ich damit keinen Gegensatz zu irgend einem Angestelltenverhältnis konstruieren. Selbständig ist jeder, der auf seinem Posten wertvoll und nicht leicht zu ersetzen ist. Und am selbständigsten wird immer der sein, ob er nun angestellt ist oder nicht, der aus seinen Fähigkeiten die denkbar höchste Summe praktisch brauchbarer Fertigkeiten herauszubilden gewußt hat. Wenn alle Faktoren, denen die Pflege dieser Eigenschaften obliegt, unsere gewerblichen und kunstgewerblichen Fachschulen, unsere fachlichen Korporationen, unsere Fachpresse, - hierin eine energische und nachhaltige Tätigkeit entfalten, so kann es nicht ausbleiben, daß der heute eingerissene industrielle Massendrill mehr und mehr durchbrochen wird zu Gunsten einer individuellen Ausbildung und eines individuellen Vorwärtskommens der Befähigten und Strebsamen. Je mannigfaltiger die Gelegenheit für diese sein wird, vorwärts und in selbständigere Fähigkeitsbereiche zu kommen, eine um so lebendigere und kraftvollere Einheit wird unser Goldschmiedegewerbe darstellen.

Diesem Ziele näher zu kommen, wird man sich freilich nicht mit der Anwendung der genannten Mittel, welche ich positive Mittel nennen möchte, begnügen dürfen, auch die negativen Mittel der Abwehr, des Kampfes gegen Unsolidität und Schwindel, gegen Schund- und Schleuderkonkurrenz, gegen Lehrlingszüchterei und schlechte Berufsausbildung dürfen nicht unbenutzt bleiben. Ihre

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Anwendung ist sogar das Primäre, ihr Erfolg vermag erst der aufbauenden und mit der Zukunft rechnenden Erziehungsarbeit die Wege zu ebnen.

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PROF. J. SCHMITZ, NÜRNBERG.
MONSTRANZ,

ausgeführt von C. Lortz, Würzburg.

Aus: Kunst und Handwerk, Zeitschrift des bayrischen Kunstgewerbevereins, Verlag R. Oldenbourg, München.

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Gleichmacherei denken wir mit all' diesen Verbesserungsvorschlägen; aber Bindeglieder sollen damit geschaffen werden von einem Stand zum andern in der reich gegliederten Berufswelt unseres Gewerbes, damit die jetzt klaffenden wirtschaftlichen und sozialen Lücken geschlossen werden. Solche Bindeglieder braucht das Goldschmiedegewerbe aber nicht nur nach innen, sondern auch nach außen: Es braucht Verbindung mit der Kunst, mit der Maschinentechnik, mit Chemie, mit Handel und Export. Diese Verbindungen sind nicht immer angenehmer Natur; gar manchem Goldschmied, der mit gerechtem Stolz auf seine Leistungen als Kunsthandwerker schauen kann, sind durch die mit mechanischen und technischen Hilfsmitteln arbeitende Konkurrenz bittere Stunden bereitet worden. Eingriffe des Großhandels und der Großindustrie in das Arbeitsgebiet des Detailleurs werden unliebsam empfunden.

Auch hier gilt das schon oben Ausgeführte: Schädliche Übergriffe müssen abgewehrt, ihre Ursachen beseitigt werden. Aber wohl zu vermeiden ist, daß damit nicht Verbindungen durchgeschnitten werden, deren Fortbestehen zum Wohle des Ganzen und zu seiner fortschreitenden Ent

wickelung förderlich gewesen wären. Nach innen und außen lebendige Wechselwirkung der Kräfte, in den gebotenen Grenzen, aber ohne Fesseln: Damit wird der Gesamtheit des Goldschmiedegewerbes am besten gedient sein.

Kirchliche Goldschmiedearbeiten der Neuzeit.

In unserm heutigen Kunstschaffen nimmt die kirchliche Kunst eine etwas vereinsamte Stellung ein. Nicht nur, daß unsere Kunst, wie unser Leben überhaupt, im ganzen wenig Sympathien für Kirche und Kirchlichkeit zeigt, wird sie auch durch die Unmöglichkeit, die moderne Stil- und Geschmackswandlung so ohne weiteres mitzumachen, noch in besonderer und in die Augen springender Weise geschieden von allem, was man unter, modern' versteht, und was demgemäß für die überwiegende Mehrzahl unserer heutigen Künstler allein in Frage kommen kann.

Daß die kirchliche Kunst, sowohl Architektur wie Kunstgewerbe, im allgemeinen sich der modernen Kunstund Stilrichtung noch verschließt, entspringt verschiedenen Veranlassungen. Der erste und mächtigste Faktor ist wohl das Festhalten an der Tradition, das immer und zu allen Zeiten ein maßgebender Gesichtspunkt für die Behandlung kirchlicher Angelegenheiten war und sein mußte. Alle Gegenstände kirchlicher Kunst sollen ja in dem Beschauer in erster Linie die Empfindung des Heiligen und Ehrwürdigen auslösen. Das gelingt eher mit Formen, deren historisches Alter ihnen und den damit gezierten Gegenständen schon von vornherein etwas Ehrwürdiges verleiht, als mit der noch wenig ausgefestigten Formensprache der modernen Kunst, die von einem großen Teile unseres Publikums überhaupt noch mit Mißtrauen und steter Kritikbereitschaft aufgenommen wird. Auch wird man zugestehen müssen, daß nur wenige unserer modernen Künstler mit ehrenvollen Ausnahmen übrigens imstande sind, etwas kirchlich Ehrwürdiges und Feierliches in modernen Formen zu schaffen. Der Formensprache der mittelalterlichen Kirchenkunst, die von einer tief- und inniggläubigen Zeit im Laufe von Jahrhunderten ausgeprägt wurde, haben wir bis jetzt auf diesem Gebiete noch. nichts Gleichwertiges entgegenzustellen.

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Tempo wird vollziehen müssen, als dies sonstwo der Fall war.

Wer sich mit historischen Kunstformen beschäftigt, der ist keineswegs, wie so mancher jugendliche Heißsporn meint, zu ewigem Stillstand verdammt. Unsere Kenntnis derselben vertieft und klärt sich ja ständig, und ständiger künstlerischer Fortschritt und unablässige Entwickelung muß die Parole sowohl des in modernen

A. LEUTFELD, HANAU. STOCKGRIFF-ENTWURF.

Endlich gibt es auch noch, speziell für die kirchlichen Werke des Goldschmieds, einen rein äußerlichen Grund, der ein rasches Eindringen der Moderne verhindert: Daß eine neuherzustellende Arbeit sich meistens an den Stil ihrer schon vorhandenen Umgebung anpassen muß. Wir sind denn doch nicht naiv genug, um eine altersgraue, ehrwürdige romanische Kirche mit modern gehaltenen Edelmetallgeräten ausstatten zu wollen. Ein gewisser Wechsel in der Stilrichtung kann ja auch auf diesem Gebiete nicht ausbleiben; nur daß er sich hier in anderer Art und in anderem

wie auch in historischen Formen
arbeitenden Künstlers und
und Gold-
schmiedes sein. Wer die unserer
heutigen Nummer beigegebenen Ab-
bildungen neuerer kirchlicher Gold-
schmiedewerke (S. 126 und 127) mit
solchen vergleicht, wie sie vor etwa
20 bis 30 Jahren gefertigt wurden,
der wird verstehen, was damit ge-
meint ist. -

Freilich wird es nicht viele moderne Künstler geben, welche den einschlägigen Formenkreis mit solcher Sicherheit beherrschen und mit so eminentem künstlerischen Feingefühl darin zu schaffen verstehen, als der Schöpfer der von uns abgebildeten Werke, Prof. J. Schmitz in Nürnberg. Dieser, einer unserer bedeutendsten Architekten auf dem Gebiete des Kirchenbaues und der Kirchenausstattung, hat stets auch den Goldschmiedewerken, welche die Kirche zu Ausschmückung und Altardienst bedarf, die liebevollste und eingehendste Sorgfalt gewidmet. Unsere Abbildungen zeigen, welch eine würdevolle Ruhe und feierliche Klarheit er über seine Schöpfungen auszubreiten weiß, wie er, ohne aus dem Rahmen der Tradition und der Stilreinheit herauszutreten, doch nirgends seine selbständige künstlerische Persönlichkeit verleugnet. Nirgends ist ein Kokettieren mit falschem Prunk oder gehäufter Zierlichkeit; aber überall ist ungescheut die freudige Pracht der Goldschmiedekunst entfaltet.

Die dargestellten Gegenstände sind in den Kunstformen des Frühmittelalters gehalten. An dem Altarkreuz (S. 126) berühren die beiden Aufhängebuchstaben A u. (Alpha und Omega A u. O) besonders originell. Man wird dadurch an die berühmten Aufhängekronen aus dem Schatze von Guarrazar erinnert, die ähnlich geziert sind. Bei dem Altarleuchter ist besonders das ruhige, klassisch drapierte Gewand und das schön stilisierte Flügelpaar bemerkenswert. Ein ganz köstliches Werk ist die große Monstranz (S. 127). Bei allem Reichtum und der liebevollen Durchbildung ihrer Details ist eine wirklich monumentale Größe und Einfachheit der Gesamtwirkung erreicht. Schmitz hat

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