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Deflationserscheinungen. Zwischen den einzelnen kleineren oder größeren Flecken anstehenden Gesteines sind die den Deflationsprozessen entstammenden Schuttmassen angelagert. Sie sind vermehrt durch andere einer alten Küstenlinie entsprechenden Bildungen. Die klimatischen Verhältnisse bedingen, bei 1 bis 2 Regen im Winter, daß sich in den Gebieten der lockeren Anhäufungen zwischen den einzelnen Schuttlagern stehendes Wasser ansammelt, das zu tonigen Zwischenlagen Veranlassung geben kann. Durch die täglich einsetzenden, zeitweise zum Orkan sich steigernden Südwinde bilden sich die bei dem Bahnbaue im Süden des Schutzgebietes so unangenehm bekannt gewordenen Wanderdünen, die östlich von Lüderitzbucht einen 6 bis 8 km breiten Streifen einnehmen.

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Die Diamanten lagern nun in den südnördlich gestreckten Flächen zwischen den Kuppen anstehenden Gesteines vor (vom Meere aus betrachtet) dem Rande der Wanderdünen. Sie sind zunächst nur in einem nach Osten von der Küste sich entfernenden Streifen zwischen Elisabethbucht südlich und Gallovidiabucht nördlich von Lüderitzbucht beobachtet worden. Östlich von den Wanderdünen sind bis jetzt keine diamantenführenden Lager nachgewiesen worden. Auch hat man bis jetzt in der Nähe der Lager keine Gesteine nachgewiesen, aus denen die sicher auf sekundärer Lagerstätte befindlichen Diamanten abgeleitet werden können. Die

einzelnen Lagerstätten grenzen nicht unmittelbar aneinander, befinden sich auch in verschiedener Höhenlage.

Die Diamanten liegen in einem lockeren Materiale, das bis zu 70 bis 80% aus rötlichem Feinsand und 20 bis 30% aus einem feinen Kiese von Stecknadelkopfgröße bis zu Linsengröße besteht. Der Feinkies ist oberflächlich angereichert durch den Wind, der den Feinsand ausbläst und die leichten Bestandteile in die Wanderdünen überträgt. Kleine feinstreifige Achatgerölle, Jaspis, Eisenkiesel, schwarze und grünliche ziemlich schwere Steine sind ein charakteristisches Merkmal für die Schichten.

Die als gewinnbringend abgebauten Schichten erreichen 0,1 bis 0,4 Mächtigkeit, werden örtlich auch einmal stärker. Darunter lagern gelbliche bis grünliche tonige Verwitterungsmassen. Bei einer Versuchsarbeit sollen auch unter diesen tonigen Schichten wiederum, aber nur spärlich, diamantenführende Schichten aufgefunden sein.

Der Gehalt des Feinkieses an Diamanten ist wechselnd bei den zuerst abgebauten Flächen zwischen / und / Karat pro Quadratmeter. Bei der Abschätzung einer allerdings guten Abbaufläche der Colmannskop Diamond Mines Ltd. wurden auf 445 qm Fläche 750 Karat gefunden, also 1,27 Karat pro qm (in 1 cbm 5,3 Karat oder 20 bis 25 Steine in einem cbm Begleitgestein). Ein kleines in Ausbeutung befindliches Feld derselben Gesellschaft von

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1250:150 Fuß Oberfläche enthält bei niedriger Berechnung 38000 Karat im Werte von 1140000 Mk. (hier 30 Mk. pro Karat). Die Größe der Steine ist auffallend gleichmäßig, durchschnittlich 14, 1% Karat. Der größte bis jetzt gefundene Stein hat wenig über 2 Karat. Steine von 11⁄2 Karat sind schon ziemlich häufig. Es soll festgestellt sein, daß die im äußersten Norden befindlichen Felder nur wenige und dabei kleine Steine geliefert haben.

Die Gewinnung ist sehr einfach, die Felder werden teilweise von den Eingeborenen abgelesen (Raubbau). Die

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Einführung von Schüttelsieben ermöglichte die Trennung des Feinkieses vom Feinsand. Ersterer wird dann in Handsieben in Wasser „gesetzt".

Die schweren Diamanten sammeln sich mit anderen schweren Mineralien unten in der Mitte des Siebes. Das Sieb wird dann umgestülpt, die Masse der schweren Bestandteile (das sogenannte Herz) in der Mitte nach Diamanten abgesucht, herausgenommen, nochmals gesetzt und dann wieder auf Tischen ausgebreitet, bis schließlich dann alle Diamanten herausgelesen sind. (Fortsetzung folgt.)

Zu unseren Abbildungen.

IE Ausstellung 1910 des Kunstgewerblichen Vereins ,,Vorwärts" in Schwäb. Gmünd: Im Juni des Jahres 1910 hatte der Kunstgewerbliche Verein „Vorwärts" in Schwäb. Gmünd in der Festhalle des Kunstgewerbemuseums eine Ausstellung von künstlerischen Arbeiten und Studien seiner Vereinsmitglieder veranstaltet, die sich eines lebhaften Besuches erfreute, und über welche wir seinerzeit kurz Bericht erstattet haben.

Zu unserer Freude ist es uns heute möglich, die besten und interessantesten der damals ausgestellten Arbeiten abzubilden, und so unseren Lesern, wie schon wiederholt, einen Einblick zu geben in die künstlerische Tätigkeit dieser Korporation, die für die Feinmetallindustrie von Schwäb. Gmünd ständig an Bedeutung gewinnt. Sie unterscheidet sich in einem bedeutsamen Punkte von den meisten Vereinen mit ähnlicher Tendenz: Nicht die Vereinsleitung nur

sucht die Mitglieder zu erziehen, sondern diese erziehen und spornen sich gegenseitig an durch wetteiferndes, praktisches Arbeiten.

Nachdem wir in Heft 21, Jahrgang 1910, schon eine Veröffentlichung von Gmünder Arbeiten aus einem, von unserem Verlag veranstalteten Wettbewerb gegeben hatten, sind es heute, an Stelle der damaligen Entwürfe, ausgeführte Stücke, die wir abbilden. Der Verein zeigt damit, daß seine Mitglieder sich nicht nur der Theorie der Kunst, sondern auch der Technik des Handwerkes mit erfolgreicher Hingabe widmen.

Die Freude an der künstlerischen Schönheit des Materiales in weite Kreise, namentlich in die Künstlerkreise getragen zu haben, die Arbeit im Material wieder populär gemacht zu haben, wenn man so sagen darf, ist ja eine der wesentlichsten Errungenschaften der modernen Kunstanschauung

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Jagdausstellung Wien 1910 Hifthorn; schwarzes Büffelhorn, Laubmontierung Silber, vergoldet. Friedrich Arenz, Goldschmied in Wien

und Kunstrichtung. Wir studieren nicht mehr nur die Formen der Natur, sondern auch die Natur der Materialform. Das Material ist nicht mehr der willenlose Diener der Künstlerphantasie, sondern der befruchtende Boden, der feste Zügel, die unerschöpfliche Quelle für handwerksmäßig empfundene Schönheit. Daß die Mitglieder des „, Vorwärts" in Gmünd sich dessen bewußt sind, zeigen die Arbeiten, die wir heute veröffentlichen.

Die Arbeiten von Walter Klein, Direktor der Kgl. Fachschule für Edelmetallindustrie in Schwäb. Gmünd, geben die Grundform in architektonisch knapper Weise, die strengen Flächen lustig umspielt von schlichten Ornamentformen; die unseren Lesern an andern Beispielen schon bekannt gewordenen Schmuckarbeiten von Carl Braun lassen geometrische Formelemente zu einem organisch belebten Ganzen zusammenschließen, belebt durch die farbigen Blitze der Halbedelsteine und das lebendige Spiel schaukelnder Kettengehänge. Albert Holbein, unseren Lesern auch kein Unbekannter mehr, bringt eine Kassette mit fest zupackenden Beschlägen und eine frisch erfundene Brosche. Die alte und ewigneue Schönheit des Filigran zeigen J. Rettenmaier und R. Plener, beide an der Kgl. Fachschule, an ihren Arbeiten. Von Albin Wurst ist die kupferne Dose mit ihrem feinabgewogenen Aufbau, von L. Hofelich der Leuchter mit seiner komfortabeln Vornehmheit zu rühmen. A. Kuttler, Beißwenger, J. Stirner und M. Rudolf sind noch mit je einer Arbeit vertreten, die alle das gleiche Künstlerprinzip verraten: Mit sparsamen Mitteln die höchste Geschmackswirkung anzustreben.

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In dem Leiter des Ateliers für angewandte Kunst, C. Beyerlein in Stuttgart, ist dem deutschen, künstlerisch produzierenden Goldschmiedegewerbe eine Persönlichkeit bekannt geworden, deren Anregungen besonders in einer Zeit größere Bedeutung

gewinnen, in welcher die Sucht, aufzufallen, die Entwürfe vieler Kunstgewerbler ungünstig beeinflußt. Karl Beyerleins Fantasie ist gesund und originell. Sein Geschmacks- und Linienempfinden, wie seine künstlerischen Ausdrucksformen sind durchaus modern. Beyerlein ist aber nicht nur Entwurfskünstler, sondern auch der in allen Schmucktechniken praktisch erfahrene Handwerker, der aus dem Material nur das herausholt, was dessen natürliche charakteristische Eigentümlichkeiten darbieten. Erst diese letztere Eigenschaft sichert Beyerleins Schmuckkunst den besonderen Vorzug vornehmer und sachlicher Echtheit.

Wir zeigen heute Schmuckarbeiten Beyerleins, die auch weniger kostbares und zurzeit für Schmuckzwecke weniger gebräuchliches Material der modernen Schmuckkunst nutzbar machen und durch technische Feinarbeit adeln. Ein solches ungebräuchliches und an sich wenig kostbares Schmuckmetall ist Eisen. Von den drei auf der einen Abbildung reproduzierten Ketten sind die äußere und innere aus Eisen hergestellt. Wenn wir diese Eisenketten mit der in der Mitte abgebildeten Silberkette vergleichen, wird sogleich der Beweis dafür geführt, daß Beyerlein die natürlichen, derberen Wirkungsqualitäten des Eisens gegenüber den zarteren Effekten des Feinmetalles keinen Augenblick vergessen hat. Es hätte sonst für ihn keine Veranlassung vorgelegen, den Stärkedurchmesser des Eisendrahtes für die einzelnen Kettenglieder größer anzunehmen als den des Silberdrahtes.

Im Verhältnis zu den feineren Schlingungen der Gliederformen der Silberkette sind auch die Eisenglieder in den Details größer geschwungen. Diese Eisenketten, denen auch die natürliche Materialfarbe in dunkler Nuancierung belassen wurde, sollen einen Charakter erhalten, wie er für modernen Herrenschmuck und für die schweren, dunklen Stoffe der Herrenkleider sachlich angepaßt ist. Der Wert dieser Ketten

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