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talischen Importware beeinflußt erschienen, und daß das Bemühen, diese letztere direkt nachzuahmen, die einheimische Technik zu großen und ergebnisreichen Anstrengungen anspornte. Endlich aber verfiel man auch auf den Gedanken, holländische Erzeugnisse im Orient dekorieren zu lassen, oder überhaupt holländische Entwürfe zur Ausführung dorthin in Auftrag zu geben. Dieses Verfahren hat nun freilich die Entstehung von viel oberflächlich ausgeführter Schleuderund Exportware mit sich gebracht. Gerade die holländischen. Kaufherren waren es, welche die klugen Ostasiaten, welche damals ihre wirklich alten und wertvollen kunstgewerblichen Erzeugnisse gerade so ungern verkauften, gerade so eifersüchtig hüteten, wie heute noch, auf den Gedanken brachten, grell und auffällig dekorierte, billige Ware besonders für den Verkauf an Europäer herzustellen, bei denen damals ja die Mode der „Chinoiserien" das objektive Kunsturteil ebenso getrübt hatte, wie das jede mit Leidenschaft ergriffene Mode tut. Diese Begleiterscheinungen eines auf Mode und Raritätenlust aufgebauten Kunstexportes, nämlich das Überwuchern billiger, ad hoc hergestellter Schundund Exportware ist ja typisch für jede derartige Exportkunst geblieben, und es kann für uns Moderne ein Trost sein, daß es vor 300 Jahren auch schon nicht anders

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ging, als es in unseren heutigen Exportverhältnissen vielfach der Fall ist.

Sympathischer als die schweren, wuchtigen Formen des Barockstiles mußten den Holländern, gerade wegen ihrer Beziehungen zur ostasiatischen Kunst, die leicht geschweifte Linienführung des Rokoko sein. Ist doch sowohl in der indischen, wie auch der chinesischen und japanischen angewandten Kunst die Linienführung vielfach derjenigen des Rokoko nahe genug verwandt. So kann man denn auch eine stärkere Beeinflussung durch die Rokokokunst und eine willigere Aufnahme ihrer Formen und Motive in Holland konstatieren. Von einem wirklichen „holländischen Rokoko“ aber kann man wieder nicht sprechen. Bei großer Ruhe im Gesamteindruck haftet den einschlägigen Arbeiten immer etwas Provinziales, Überkommenes an. Neben dem Vielen, was in Gewebekunst (Teppiche) und Keramik (Delft) aus Ostasien an dekorativen Formelementen übernommen war, blieb der Holländer bei dem etwas kühlen, aber auch stiller und traulicher Wirkung fähigen Klassizismus, der ihn in gerader Linie aus den Formen der Spätrenaissance in die des sogen. Zopfstiles (Louis XVI.) hineinführte, unter Umgehung der beiden Stufen, welche die sonstigen nationalen Kunstentwickelungen mit der Barocke und dem Rokoko überschritten.

Das Email.

Vortrag gehalten im Märk. Kunstgewerbeverein von H. Krause, Iserlohn.

ER färbende Zusatz muß mit dem gut zerkleinerten Fluß im Tiegel gut zusammengeschmolzen werden. Man wiederholt das Zerkleinern und Umschmelzen solange, bis eine gleichmäßig gefärbte, klare Glasmasse erzielt ist. Weißes Email kann man mit dunkler gefärbtem Email abstumpfen, indem man das Email körnig reibt, im Schmelzofen schmilzt und unter ständigem Umrühren das weiße Email zusetzt. Sobald Fluß und Farbe ordentlich verbunden sind, gießt man das Email in ein Blechgefäß mit Wasser. Zur Herstellung des Emails gehören selbstverständlich eingehende Spezialkenntnisse und Erfahrungen, sodaß heutzutage die Selbstherstellung kaum zu empfehlen ist. Spezialfabriken, die sich ausschließlich damit beschäftigen, werden naturgemäß mehr Übung und Erfahrung darin haben, wie der Emailleur. Der Vollständigkeit halber sollen aber hier einige Emailsätze angegeben werden.

In dem in Hartlebens Chemisch technischer Bibliothek erschienenen Buche „Die Fabrikation des Email und das Emaillieren", sind folgende Sätze angegeben: Weißes Email: Zinnoxyd-Bleioxyd 100 Teile, Reines Quarzmehl 60 Teile, Kochsalz 25 Teile. Fluß für farbiges Email: Sand 3 Teile, Kreide 1 Teil, Kalzinierter Borax 3 Teile. Ein schwerer schmelzbarer Satz für den gleichen Zweck: Quarzmehl 60 Teile, Alaun 30 Teile, Kochsalz 35 Teile, Mennige 100 Teile, Magnesia 5 Teile.

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(Schluf folgt.)

(Schluß.)

Für Email von bestimmter Farbe gibt Fisher folgende Zusammensetzungen: Blau: 1 Teil Kobaltoxyd auf 50 Teile Fluß. Grün: 1 Teil schwarzes Kupferoyd auf 40 Teile Fluß. Gelb: 1 Teil Silberchlorid auf 15 Teile Fluß. Rubinrot: 1 Teil Purpur des Cassius auf 102 Teile Fluß, oder 1 Teil Goldchlorid auf 200 Teile Fluß. Purpurrot: 1 Teil Manganperoxyd auf 200 Teile Fluß. Orangerot: 1 Teil Cassiuspurpur und 2 Teile Silberchlorid auf je 20 Teile Fluß. Weiß: 10 Teile Metallkalk (Zinnoxyd-Bleioxyd) auf 16 Teile Fluß. Hellgelb: 6 Teile Silberchlorid und Arsenik auf 24 Teile Fluß. Gelb: 6 Teile Antimonoxyd auf 22 Teile Fluß. Email, das Borax enthält, verwirft Fisher.

Um das Email für die Schmelzarbeit vorzubereiten, wird es erst zu einem feinen Pulver zermahlen. Man bringt es in den Achatmörser, den man auf eine lederne Unterlage oder auf einen Sandsack stellt, übergießt mit reinem Wasser, setzt die Keule auf und schlägt mit dem Holzhammer darauf, bis das Email in kleine Stückchen zerschlagen ist, dann zerreibt man es zu einem feinen Pulver, wobei man das Wasser so oft abgießt und erneuert bis es sich nicht mehr färbt. Um Metalloxyde, die im Glassatz noch nicht gelöst sein sollten, zu entfernen, wäscht man noch mit Salpetersäure, dann mehrmals gründlich mit destiliertem Wasser. Das so vorbereitete Email wird in reinen Gefäßen aufbewahrt.

Beim Grubenschmelz (Email champlevé - Feld erhaben) werden nun die Figuren in der Metallfläche ausgegraben, sodaß die glatte Metallfläche und die die einzelnen Schmelzfelder trennenden Stege stehen bleiben. Der Grund der Gruben wird häufig des besseren Haftens des Emails wegen aufgerauht.

Beim Zellenschmelz (Email cloisonné) werden die zur Aufnahme des Schmelzes bestimmten Zellen durch hochkant aufgelötete Metallstreifen gebildet. Auf Gold verwendet man Goldstreifen (reines oder nur wenig legiertes Gold), auf Silber Silberstreifen, auf Kupfer meist Streifen aus härtestem Messing. Man lötet sie mit Borax und Silberlot auf. Statt die Streifen aufzulöten, kann man sie auch durch

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einen farblosen Fluß befestigen. Die Japaner kleben sie mit einem Pflanzengummi auf. Nach dem Auflöten reinigt man die Gegenstände mit einer Beize von verdünnter Schwefelsäure (1 Teil Schwefelsäure auf 20 Teile Wasser), trägt dann das Email mit Wasser oder Lavendelöl angefeuchtet, bei großen Stücken auch mit einem Bindemittel, einer schwachen Lösung von Tragant, Leim oder Quittenkernen auf, saugt die überschüssige Flüssigkeit mit Löschpapier oder einem Leinentuch ab, trocknet vorsichtig auf einer heißen Platte, wobei keine Dampfblasen sich bilden dürfen, die das Email porös machen würden und bringt den Gegenstand dann mit Hilfe von Zangen mit langen, spitzen Schenkeln auf einer Platte aus feuerfestem Ton oder einer mit Kalk, Lehm, Kieselerde oder Rötel überzogenen Eisenplatte in den Ofen. Der Ofen ist ein Muffelofen, der mit Gas, Petroleum oder Koks geheizt werden kann. Die Gegenstände dürfen aber nicht von der Flamme berührt werden, da sich sonst die Farben, z. B. durch die Reduktion von Metalloxyden zu Oxydulen, ändern können. Man trägt nun neue Emailschichten auf und wiederholt dies, bis die Grube, bzw. Zelle mit Schmelz gefüllt ist. Hierauf wird mit Schmirgel und Wasser, dann mit Bimsstein und Wasser geschliffen und schließlich mit Pariser Rot poliert.

Die Metalle, die als Grundlage für Schmelzarbeiten dienen sollen, dürfen keine Bestandteile enthalten, die in der Schmelzhitze des Emails Gase entwickeln, da sonst der Schmelz blasig und porös wird. Zinkreiche Legierungen oder kohlenstoffreiches Eisen können deshalb nicht verwendet werden.

Eine dem Zellenschmelz verwandte Art des Emails ist das Email,,Plique à jour", ein vollständig durchsichtiges Email ohne Metallgrundlage mit Drahteinlage. Es wird hauptsächlich für kleinere Schmuckgegenstände verwendet, größere Arbeiten sind in dieser Technik sehr schwer herzustellen.

Um die bildmäßige Wirkung zu erhöhen hat man an Stelle der sonst in gleicher Tiefe ausgeschnittenen Bilder des gewöhnlichen Grubenschmelzes beim Tiefschnitt (Bassetaille) das Bild in Basrelief ausgearbeitet, so daß bei den Lichtern das Metall durchscheint, während die dickeren Emailschichten in den Tiefen die Schattenpartien bilden. Der Gegensatz dazu sind die erhabenen mit Schmelz überzogenen Bilder: Email de ronde bosse.

Die technisch höchstentwickelte Schmelzkunst, über die künstlerische Wertung kann man verschiedener Meinung sein, haben wir in der Emailmalerei, deren Sitz früher hauptsächlich Limoges war.

Als Grundlage der Emailmalerei dient meist eine gewölbte Kupferplatte, gewölbt, damit sie sich im Ofen nicht zieht. Diese Platte wird beiderseits vollständig mit Schmelz bedeckt, so daß hier das Metall nur die Rolle der Unterlage für das Bild spielt. Das Bild wird nun aufgezeichnet, die bunten Farben aufgetragen und eingebrannt. Die durchschimmernden Linien der Zeichnung werden in dunkeln Schmelzfarben nachgezeichnet, die Lichter in Weiß und Gold aufgesetzt, gelegentlich auch an einzelnen Stellen Gold- und Silberfolien unterlegt.

Bei der Grisaillemalerei (grau in grau) wurde ein dunkler, häufig schwarzer Schmelz als Grund aufgetragen, dieser mit einer grauweißen Schicht überzogen, aus der die Bilder bis auf den dunklen Grund ausgekratzt wurden. Die Lichter wurden mit weißem Email aufgesetzt. Auch Fleischtöne und Gold wurden, soweit sie Verwendung fanden, besonders aufgebrannt.

Die Miniaturmalerei, die mit dem Verfall der Limoger Emailmalerei aufkam, unterscheidet sich von der Emailmalerei in der Hauptsache dadurch, daß die Farben keine Glasflüsse, sondern Oxyde ohne Fluß sind, denen höchstens etwas Fluß getrennt zugefügt wird. Hiermit malt man auf eine mit weißem Email überzogene Platte.

Weitere Erörterungen über die verschiedenen Zweige der Schmelzkunst lassen sich am besten an einen kurzen geschichtlichen Überblick anknüpfen, bei dem ich mich neben den schon genannten Werken hauptsächlich an die im Verlage von Martin Oldenburg, Berlin, erschienene „Illustrierte Geschichte des Kunstgewerbes" von Georg Lehnert anlehnen will.

Schon bei antiken Goldarbeiten finden wir neben Verzierungen durch Filigran (Auflöten feiner Drähte) und Granulierarbeit (Auflöten feinster Goldkügelchen) zur Erhöhung des farbigen Eindrucks neben wertvollen Steinen häufig buntes Email angewendet und zwar schon seit dem 4. Jahrhundert vor Christi Geburt.

Auch im Zeitalter der alt christlichen Kunst war ohne Zweifel das Email in ausgedehnter Anwendung, wenn uns

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auch eigentlich altchristliche Gegenstände dieser Art nicht erhalten sind. Einen gewissen Ersatz bilden hier einige hervorragende Gegenstände altchristlicher Kunst, die teilweise in der dem Email verwandten Technik der Zellenverglasung oder des Zellenmosaik ausgeführt sind. Es ist dies eine Technik, die wir namentlich an Werken aus der Zeit der Völkerwanderung finden. Sie besteht darin, daß bunte, hauptsächlich rote Steine oder Gläser entweder in ausgeschnittene oder eingetriebene Vertiefungen oder auch in Zellen, die durch hochkant aufgelötete Blechstreifen gebildet sind, eingelegt werden. Die letztere Art, die dem Zellenschmelz ähnelt, nur daß, wie schon gesagt wurde, das Glas nur eingelegt, nicht wie beim Email eingeschmolzen ist, ist häufiger zu finden und ist nicht nur auf Goldarbeiten angewendet worden, sondern auch auf Bronzeschmuck und andere mehr volkstümliche Erzeugnisse des Kunstgewerbes ausgedehnt worden. Ein Beispiel dieser Technik ist im Mailänder Domschatz zu finden, eine Darstellung des Kreuzes und des Lammes Gottes auf einer berühmten Elfenbeinplastik. Arbeiten, die durch eingelegte kostbare Glasflüsse und Halbedelsteine reich verziert sind, bietet auch das byzantinische Kunstgewerbe, z. B. in einigen Prachtkelchen im Schatze von San Marco in Venedig, die byzantinische Kunst brachte aber auch das eigentliche Email zur höchsten Blüte.

Das byzantinische Email ist Goldzellenschmelz. Zur Verwendung gelangten opake Farben: weiß, graublau, türkisblau, gelb, ziegelrot, fleischfarben, sowie transluzide Farben, vorwiegend smaragdgrün, saphirblau, rubinrot, lila. Um die Wirkung der letzteren zu heben, ist die Grundplatte häufig leicht gewölbt. Die Fleischtöne sind in der ersten Zeit meist weiß, später rosa, gelb und braun.

Die ersten Anfänge der byzantinischen Emaillierkunst reichen in die Zeit der Völkerwanderung zurück, die Blütezeit liegt zwischen der Mitte des zehnten und elften Jahrhunderts. Dieser Zeit gehört auch die berühmte Staurothek im Dom zu Limburg an der Lahn an. Sie ist in den Jahren 948 bis 976 entstanden und kann vielleicht als eine eigenhändige Schöpfung des Kaisers Konstantin VII. angesehen werden. Wer zur Sommerszeit eine Wanderung durch das Lahntal unternimmt, sollte nicht verfehlen dieses in seiner Art einzigartige Kunstwerk zu besichtigen.

Von anderen bekannteren Arbeiten der Blütezeit sind zu nennen die berühmte Pala d'oro in der Markuskirche in Venedig, der untere Reif der Stephanskrone in Budapest, der aus den Jahren 1076 bis 1077 stammt und die Kreuzigungstafel der Münchener Schatzkammer aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Neben diesen Arbeiten großen Stiles finden wir aber das Email auch auf zahlreichen Kleinarbeiten angewendet, wie auf Reliquienkreuzen und Kapseln, Anhängern, Medaillons, Rahmen für Heiligenbilder, Heiligenbildern selbst, Zierstücken für Bucheinbände, Schmuckstücken der verschiedensten Art, auch als aufgenähten Besatz fürstlicher und liturgischer Gewänder.

Neben den byzantischen Arbeiten der Blütezeit haben wir auch eine Reihe gleichzeitiger beachtenswerter Arbeiten orientalischen Ursprunges, zu denen unter anderen die aus der Mitte des zwölften Jahrhunderts stammende Ortokidenschüssel des Ferdinandeums in Innsbruck gehört. Eine dem byzantinischen Email entsprechende Emaillierkunst wurde auch in den Klöstern Georgiens geübt; die Arbeiten dieser Art unterscheiden sich von den echt byzantinischen durch die runden Köpfe und eine kleinlichere Stilisierung.

Man nimmt an, daß die echt byzantinischen Emailarbeiten, ähnlich wie die Seidengewebe, in besonderen, vom Hofe privilegierten Werkstätten entstanden sind. Hierdurch würde es sich erklären, daß man echt byzantinische Emailarbeiten aus der Zeit nach 1204 nicht mehr findet.

Die Arbeiten aus dem 13. Jahrhundert zeigen einen immer größer werdenden Verfall. An Stelle der feinen Metallstege werden dicke Drähte verwendet, das Email wird porös, die Farben schmutzig. Das Ende dieses Verfalls der zu so hoher Blüte gelangten byzantinischen Emaillierkunst ist das russische Drahtemail.

Im Zeitalter der romanischen Kunst blüht mehr und mehr ein bürgerliches Kunsthandwerk auf und damit treten an die Stelle des Goldes die unedlen Metalle Kupfer und Bronze. Der byzantinische Goldzellenschmelz wird ersetzt durch den Grubenschmelz, auf Kupfer, wobei entweder die Umriflinien des Bildes in der vollen Plattenstärke stehen bleiben, oder dünne Kupferstege als Umriflinien in die Gruben eingesetzt werden. Das erste ist der reine Grubenschmelz, während man das letztere als gemischtes Email

bezeichnet. Flächen und Stege werden vergoldet. Hierdurch nähert sich der Kupferschmelz in der Wirkung dem byzantinischen Goldzellenschmelz, er bietet aber vor diesem den Vorteil, daß er dem Künstler eine größere Freiheit gewährt, wozu sich noch der weitere Vorteil gesellt, daß die strengflüssigeren Glasflüsse des Kupferemails ein Nebeneinanderstellen verschiedener

Farbtöne und ein Abstufen der Farben in derselben Grube, also ohne trennende Metallstege ermöglichen.

Da der romanische Kupferschmelz sich auch gelegentlich der Technik des Zellenschmelzes bediente und stilistisch unter den Einfluß des byzantinischen Goldzellenschmelzes geriet, so hat man ihn vielfach für eine billigere Nachahmung des byzantinischen Emails gehalten. In Wirklichkeit ist der romanische Kupferschmelz ein Nachkomme des frühmittelalterlichen und durch diesen des spätrömnischen des 4. Jahr

wurfes usw. in kräftigen Linien oder breiten Gruben eingestochen und mit rotem oder blauem Email ausgeschmolzen sind. Obwohl sein dortiger Aufenthalt nicht wie in Klosterneuburg urkundlich nachweisbar ist, zeigen verschiedene Werke, daß sich Nicolaus von Verdun später in Köln aufhielt. Unter diesen Werken sind zu nennen der Annoschrein und der Benignusschrein in Siegburg und der Albinusschrein in Köln, namentlich aber, das bedeutendste Werk romanischer Goldschmiedekunst, der Schrein der heiligen drei Könige im Kölner Dom. Einem Schüler des Nicolaus von Verdun sind jedenfalls die vier großen Grubenschmelztafeln im Kölner Kunstgewerbemuseum zuzuschreiben.

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Löffel, nach Entwürfen von Jan Eissenlöffel ausgeführt von C. J. Begeer, Utrecht

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Mit dem Nachweis dieses Zusammenhanges ist es auch überflüssig geworden darüber zu streiten, ob Deutschland oder Frankreich, Köln oder Limoges die Priorität zuzusprechen ist.

Am frühesten zeigte sich die Kupferschmelzkunst im Maastal größeren Aufgaben gewachsen. Hier ist namentlich Godefroid de Claire zu nennen, dessen älteste, bestimmt datierte Arbeit das Alexanderreliquiar im Museum zu Brüssel ist, sie stammt aus dem Jahre 1145. Ein Werk dieses Künstlers ist auch der Heribertschrein in Deutz, der 1,5 m lang ist. Die Wirkung dieses Werkes, das man wohl als das beste des Künstlers bezeichnen kann, ist ganz vom Schmelzwerk, welches man teilweise schon als Schmelzmalerei bezeichnen kann, beherrscht.

Unter den Nachfolgern des Godefroid de Claire ist in erster Linie Nicolaus von Verdun zu nennen, der größte Goldschmied der romanischen Zeit, der wegen der Neubelebung

Der führende Betrieb der Kölner Kupferschmelzkunst ist jedenfalls eine Klosterschule gewesen. Der älteste namhafte Künstler dieser Kölner Schule ist Eilbert, von dem ein Tragaltar im Welfenschatz in Wien stammt.

Der Name von Eilberts Nachfolger, unter dem die kölnische Schmelzkunst ihren Höhepunkt erreichte, ist nicht urkundlich festgestellt, vermutlich war es ein Mönch Fridericus. Von ihm stammen eine Reihe von Tragaltären, Turmreliquarien, von denen sich eines in Darmstadt befindet, der Altaraufsatz der Ursulakirche im Kunstgewerbemuseum in Köln, der Ursulaschrein und der Maurinusschrein, der unter dem Einfluß des Heribertschreines entstanden ist, das Vorbild aber in einzelnen Figuren übertrifft. Während dieser Arbeit wurde Fridericus abberufen und durch Nicolaus von Verdun ersetzt.

Von Köln breitete sich die Kunst des Kupferschmelzes nach Süden und Norden aus, es würde jedoch zu weit führen, dies im Rahmen dieses Aufsatzes weiter zu verfolgen. Nennenswerte Werke gingen hauptsächlich aus der

Silbergerät, nach Entwürfen von Jan Eissenlöffel ausgeführt von C. J. Begeer, Utrecht

des romanischen Pflanzenornamentes, die seine Werke erkennen lassen, schon als Vorläufer der Gotik angesehen werden kann. Er vollendete im Jahre 1181 in Klosterneuburg bei Wien den berühmten, 5 m breiten, aus 51 großen Grubenschmelztafeln bestehenden Altaraufsatz des Chorherrenstiftes. Die Schmelzmalerei dieses Werkes zeichnet sich besonders durch ihre plastische Wirkung aus, die dadurch erzielt ist, daß die Linien der Muskeln, des Falten

Hildesheimer Schule hervor, so die Einbände von zwei Hildesheimer Handschriften im Dom zu Trier, ein großes Kreuz derGodehardikirche in Hildesheim, ein Tragaltar im Hildesheimer Dom u. a. Die süddeutschen Werke der gleichen Zeit zeigen deutlich das Vorwalten des byzantinischen Geschmackes, wenn die Technik auch dieselbe ist, wie bei den Kölner und Hildesheimer Arbeiten.

In Nordfrankreich ist der Kupferschmelz nicht recht

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in Aufnahme gekommen, um so bedeutender ist die Schmelzkunst von Limoges. Hier vollzog sich der Übergang vom Goldschmelz zum Kupferschmelz ungefähr gleichzeitig, wie an der Maas und in Köln in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Seit der Mitte dieses Jahrhunderts hebt sich aber Limoges fast zum einzigen Sitz der französischen Kupferschmelzkunst empor und es behauptet diese Stellung fast bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts.

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