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goldenen Zikade gekrönt war. Dieser Haarpfeil, von dem Nachahmungen bei der Ausgrabung in Herkulanum gefunden wurden, war bis zur Solonschen Zeit in Aufnahme. Ein prächtiges Stirndiadem aus der mykenäischen Zeit fand Schliemann im dritten Schachtgrab von Mykenä.

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Als dritte Gruppe nannten wir die Haus- und Opfergeräte. Da man mit Gold und Silber in dieser glücklichen Ära nicht sparsam umzugehen brauchte, gehörte es zum guten Ton der vornehmen Welt, sich im täglichen Leben goldener und silberner Gerätschaften zu bedienen. Silberne Waschbecken, Fußwannen, bronzene Lampen mit Silberund Goldverzierungen, goldene und silberne Teller, Löffel und Brotkörbe weist diese alte Heldenzeit bereits in mannigfachen Formen auf. Auch eine goldene Wage (táλavtu ypissix) wird erwähnt, in der Zeus die Geschicke der Völker wiegt. Das läßt den Schluß zu, daß man bei den oberen Zehntausend auch im Privatleben solche kostbare Wagen kannte. Kasten und Truhen von Silber und Gold dienten zur Aufbewahrung von Schmuckgegenständen und Hephästos verwahrt seine Werkzeuge der Gold- und Silberschmiedekunst „im silbernen Kasten". Die Spindeln der ,saumnachschleppenden Weiber" waren in vornehmen Häusern ebenfalls aus Edelmetall gearbeitet und Alkandra schenkt der Helena als Ehrengabe eine goldene Spindel, wie sie auch der Göttin Artemis eigen war. Die großen zweihenkeligen, konischen Krüge (Amphoren oder Amphiphoreen), in denen Wein, Öl und Honig aufbewahrt wurden, wurden aus Gold seltener angefertigt und dienten, wenn sie in Edelmetall getrieben waren, als besondere Ehrengeschenke. In einem solchen goldenen Henkelgefäß wurden die Gebeine des Achilles aufbewahrt. Die Musikinstrumente, namentlich die Lyra, erhielten silberne und goldene Verzierungen und an der Leyer des Achilles wird ausdrücklich der „silberne Steg" hervorgehoben. Da man aber über Edelmetalle in Hülle und Fülle verfügte, so ging man auch weiter und ließ das Gold an den Möbeln, z. B. Sesseln und Tischen, der Haushaltung schimmern. So wird der unerkannt zurückgekehrte Odysseus zu einem Sessel mit silbernen Buckeln geführt und als Penelope am Morgen aus ihrem Schlafgemach tritt, da eilen ihr die Dienerinnen hilfreich entgegen:

„Und sie stelleten ihr den eigenen Sessel zum Feuer,
Ausgelegt mit Silber und Elfenbeine, den vormals
Künstlich Ikmelios schuf, ein stützender Schemel der Füße
Hing befestigt daran, auch deckt' ihn ein mächtiges Schafvlief."

Silberne Tische decken die Mägde im Hause des „erfindungsreichen Odysseus" zum Schmauß für die Feier. Das war möglich, weil die Tische klein und niedrig waren und kaum bis zur Höhe der „Kline", Lagerstatt, die am Tage als Sopha gebraucht wurde, reichten (II. VIII, 69; IX, 187; XVIII, 413; XIV, 238; Od. IV, 125, 128, 131; X, 354, 355; VII, 162; XIX, 55; XXIV, 74).

Ein weites Feld eröffnete sich dem homerischen Goldschmied in der Anfertigung der Eß- und Trinkgeräte, namentlich der letzteren. Die Schüsseln, Teller, Löffel, Brotkörbe aus Edelmetall erwähnten wir bereits. Eine große Rolle spielte aber vor allem der Becher, dessen an zahlreichen Stellen der Ilias und Odyssee gedacht wird, im Hauswesen. Zunächst sei jedoch noch der Opfergerätschaften gedacht. Obenan stehen die Opferbecken, Handbecken zum Waschen der Hände und Füße, die auch dem Hausbedarf dienten. Erwähnt werden ferner goldene Urnen und Gefäße, aus denen man den ewigen Göttern „Opfer sprengt". Auch pflegte man zur Ehre der Götter die Hörner der Opferstiere zu vergolden. Telemachos verspricht der Pallas Athene ein Rind mit goldumzogenen Hörnern“ zu

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Unter den Trinkgeschirren werden Becher, Kelche, Kannen und Mischkrüge aus Edelmetall aufgeführt. Goldene Becher gehörten zum Zechgelage und bildeten auch ein willkommenes Ehren- und Gastgeschenk. Man sprengte auch aus ihnen Wein zum Preise der Unsterblichen. Es handelt sich dabei nicht um einfache glatte Becher. Die Goldschmiede wußten ihnen die mannigfachste Form zu geben und die größeren Pokale wurden mit kunstvollen Ornamenten versehen. So ist auf einem goldenen Becher, der im Jahre 1888 in einem Kuppelgrabe bei Vaphio, südlich von Sparta, gefunden wurde, das Einfangen von Stieren in künstlerischer Weise abgebildet. Ein anderer goldener Becher, der zugleich mit diesem aufgefunden wurde, hat als Motiv wilde Stiere aufzuweisen. Es sind Arbeiten, die heute noch jedem Goldschmied Ehre machen würden. Daneben gab es größere Kelche, aus denen getrunken oder in denen der Wein nur gemischt wurde. Von einem solchen Pokale des Nestor heißt es in der Iliade:

Auch ein stattlicher Kelch, den der Greis mitbrachte von Pylos,
Den rings goldene Buckel umschimmerten; aber der Henkel
Waren vier, und umher zwei pickende Tauben an jedem,

Schön aus Golde geformt, zwei waren auch unter den Henkeln."

Meist waren diese Becher (na) schalenförmig gebildet, häufig ganz aus Gold oder doch mit vergoldeten Rändern versehen (II. IV, 3, 262; VI, 220; XI, 632; XVI, 226; XXIII, 196; Od. I, 142; III, 50, 472; X, 316, 357; XV, 101; XVIII, 121; XXII, 9).

Dazu kommen zu den Gelagen die Weinkrüge und Kannen. In den ersteren (xpatyp) wurde der Wein gemischt und sie sehen unseren Terrinen ähnlich. Man mischte gewöhnlich 2 Wein mit 3 Wasser. Nur die Barbaren tranken ihn ungemischt. Die Krüge waren mit charakteristischen Ornamenten versehen, die auf den Weinbau und auf die Freuden des Dionysos bezug hatten. Odysseus erwähnt seinem Vater Laertes gegenüber einen Krug von lauterem Silber, mit Blumen verziert. Aus den Mischkrügen kam der Wein direkt in die Becher oder in Kannen, aus denen er geschänkt wurde. Diese Kannen (poxops) dienten auch als Wassergefäße und es wurde in ihnen kein geringerer Luxus getrieben als in Bechern und Krügen (II. XXIII, 270; Od. I, 136; IV, 52, 615; VII, 172; IX, 203; X, 356, 368; XV, 102; XXIV, 275).

Von besonderem Reichtum zeugte es, wenn auch die Bauwerke außen mit Gold geschmückt waren. Es war dies freilich bei den Griechen weniger Sitte als bei den orientalischen Völkerschaften, die darin einen verschwenderischen Luxus veranstalteten. Aber auch in der Odyssee werden an den Türen goldene Ringe, ja eine goldene Pforte erwähnt, die zum Palaste des Phäakenkönigs Alkinoos führt. Sie verschließt innen den Zugang zu den Gemächern.

Eine goldene Pforte erschloß inwendig die Wohnung.
Silbern waren die Pfosten, gepflanzt auf eherner Schwelle,
Silber war auch oben der Kranz und golden der Türring,
Goldene Hunde umstanden und silberne jegliche Seite."

(Od. I, 442; VII, 88 ff.)

Es sei schließlich noch der goldenen Totenmasken gedacht, Gesichtsmasken aus Goldblech, die mit einem Anklang an ägyptische Bestattungssitten den Toten aufs Antlitz gelegt wurden. Der Goldarbeiter machte dabei, wie uns

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