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Tafel 12 287

chemische Verbindungen zu bilden, die man Sulfide nennt und bei denen es sich nicht etwa nur um Mischungen der Metalle mit Schwefel, sondern um ganz neue Stoffe mit neuen, von denen der Grundbestandteile verschiedenen Eigenschaften handelt. In einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden Augsburger Vorschrift wird auch Quecksilber als Bestandteil des Niellos genannt, ein Metall, das sich gleichfalls leicht mit dem Schwefel verbindet.

Der Schwefel bildet mit den genannten Metallen folgende Verbindungen:

Schwefelsilber, Silbersulfid, im Chemikalienhandel unter dem Namen Argentum sulfuratum, ein schweres, grauschwarz bis braunschwarzes, in Wasser unlösliches Pulver; seine chemische Formel ist Ag2 S, das heißt zweimal 107,9 Gewichtsteile Silber sind mit 32,1 Gewichtsteilen Schwefel verbunden, die Menge des in der Verbindung enthaltenen Schwefels beträgt also rund 15% vom Gewicht des Silbers.

Schwefelkupfer kommt in zwei verschiedenen Verbindungsstufen vor:

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Cuprisulfid, Cuprum sulfuratum via humida paratum, es entsteht durch Fällen der Lösungen von Kupferoxydsalzen mit Schwefelwasserstoff und findet sich auch in der Natur als Kupferindig oder Covellin. Es ist

ein schwarzes, in Wasser unlösliches Pulver von der Zusammensetzung CuS, das heißt 63,6 Gewichtsteile Kupfer sind mit 32,1 Gewichtsteilen Schwefel verbunden, der Schwefelgehalt beträgt also rund 50% vom Gewichte des Kupfers. Die Zusammensetzung des Cuprisulfids ist aber unsicher, da es eine starke Neigung hat, in freien Schwefel und Cuprosulfid, Kupfersulfür, Cuprum sulfuratum fusum, graublaues, in Wasser unlösliches Pulver, bzw. Granalien oder Stäbchen, natürlich vorkommend als Kupferglanz, zu zerfallen. Das Cuprosulfid hat die Zusammensetzung Cu2 S, das heißt, es besteht aus zweimal 63,6 Gewichtsteilen Kupfer und 32,1 Gewichtsteilen Schwefel, der Schwefelgehalt beträgt also rund 25% vom Gewichte des Kupfers.

Schwefelblei, Bleisulfid, Plumbum sulfuratum, entsteht auf nassem Wege (via humida paratum) durch Fällen bleihaltiger Lösungen mit Schwefelwasserstoff als schwarzbraunes Pulver oder durch Zusammenschmelzen (fusum) von Blei und Schwefel als graue Masse, die u. a. zu Töpferglasuren verwendet wird. In der Natur findet sich das Schwefelblei als Bleiglanz. Die chemische Formel des Schwefelbleies ist Pb S, das heißt, es sind 206,9 Gewichtsteile Blei mit 32,1 Gewichtsteilen Schwefel verbunden, der Schwefelgehalt beträgt also 15,5% vom Gewichte des Bleies.

Zu unseren Abbildungen.

INE Anzahl von Abbildungen dieses Heftes stellen Arbeiten des Graveurs und Ziseleurs Ludwig Kolb in Karlsruhe dar, der unsern Lesern kein Unbekannter ist; schon mehrfach konnten wir Arbeiten aus seiner Werkstätte veröffentlichen, und freuen uns auch, berichten zu können, daß die berufliche und künstlerische Tüchtigkeit Kolb's eine besondere Anerkennung erfahren hat dadurch, daß er seit geraumer Zeit zur teilweisen Unterrichtserteilung in der Metallwerkstätte der Großh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe berufen worden ist.

Die silberbeschlagene Kassette aus Palisanderholz, welche in zwei Darstellungen gegeben ist, ist nach einem Entwurfe von Direktor Hoffacker von der Großh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe ausgeführt. Die früher so beliebte, äußere Symbolik ist hier auf das bescheidenste Maß beschränkt, nämlich auf die getriebenen Lorbeerfüllungen auf den beiden Kassettendeckeln. In der gleichen Art haben die beiden. Künstler bei dem eigenartigen, kraftvollen Präsidentenhammer in Silber und Elfenbein zusammengewirkt, für den auch noch eine Klopfschale in Palisanderholz mit Silberbeschlag zur Ausführung gelangte; die in unseren Abbildungen sichtbaren Schmucksteine sind Topase und Lapis.

Von den drei Pokalen sind zwei als Sportpokale gedacht, und als Ehrenpreise der Großh. badischen Regierung ausgeführt. Hier stammen sowohl Entwurf wie Ausführung von Ludwig Kolb. Neben diesen

O (Fortsetzung folgt.)

tüchtigen und gediegenen Arbeiten sehen wir auch ein Ergebnis von Kolbs Lehrtätigkeit an der Karlsruher Kunstgewerbeschule: Hugo Schülling, der den abgebildeten Pokal nach eigenem Entwurf in Silber ausgeführt hat, ist einer seiner Schüler.

Die Städtische Kunstgewerbeschule in Straßburg war so freundlich, uns einige Photographien von Schüler-Konkurrenzarbeiten ihrer Goldschmiedeabteilung zu überlassen, von denen wir auf Seite 282 und 283 einige der gelungensten abbilden. Sehr hübsch ist es, daran zu beobachten, wie eine bewegliche Künstlerphantasie sich hier willig und geschickt in die Bedingungen einer streng eingehaltenen Fachtechnik zu fügen weiß, und wie aus diesem Zusammenklingen besondere Reize entstehen.

Daß die bewährte Hofjuwelier-Firma N. Trübner in Heidelberg auch nach dem Tode ihres langjährigen Leiters und Inhabers sich die Pflege kunstgewerblicher Handarbeit widmet, zeigen die beiden WettrennPokale, welche wir heute abbilden und zu denen die Aufträge von dem Großherzog von Baden und dem Prinzen von Weimar anläßlich des diesjährigen Mannheimer Mai-Rennens, ergangen sind. Beide Pokale sind sehr ruhig und geschlossen gehalten und machen in ihrer künstlerisch - sorgfältigen Ziselierung einen sehr vornehmen Eindruck. Die Entwürfe, wie auch die künstlerische Ausarbeitung stammen von dem langjährigen Mitarbeiter der Firma Trübner, Herrn Ziseleur P. Buz.

R. R.

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WIR

STREIFZÜGE IN DIE HERALDIK.

ADLER, LÖWE UND ANDERE IR kommen nun zu den Tieren in der Heraldik und zwar zu den am meisten vorkommenden, dem Adler und dem Löwen. Beide zeichnen sich aus durch ihre charakteristischen und sich am besten zur künstlerischen Bearbeitung eignenden Formen. Wir haben sie hier in vielen vorkommenden Variationen dargestellt. Nicht minder schön und wirkungsvoll sind in der Heraldik die anderen Vertreter der Tierwelt, als Panther, Leopard, Falke, Greif, Drache, Lindwurm, Harpyen und Sirenen. Aus deren Grundformen lassen sich wieder recht gut alle möglichen anderen Tierformen entwickeln. Im Folgenden werden wir hier die Abbildung 91 beschreiben.

In Fig. 1 der Tafel 91 sehen wir einen dreiköpfigen Kaiseradler. Der Kaiser, der das heilige Grab zu Jerusalem gewonnen, hatte das Recht, den dreiköpfigen Adler zu führen. Er ist in Grünenbergs Wappenbuch von 1493 zu finden und ist gold in schwarz. In der Mathiaskapelle zu Aachen sehen wir den schönen Doppeladler, schwarz auf gold gemalt, welchen wir hier unter Fig. 2 wiedergeben. Derselbe füllt den Hintergrund eines Reliquienschreines aus und zeigt

FIGUREN AUS DER HERALDIK.

Die

eine prachtvolle, den rechteckigen Raum ausfüllende Stilisierung. Jedenfalls ist er das Produkt eines ausgezeichneten Meisters der kölnischen Schule. Reliquienschränke in Aachen suchen ihresgleichen in ganz Deutschland. Die Mathiaskapelle befindet sich bei dem Aachener Münster.

Fig. 3 ist ein Doppeladler, den man in dieser Form oft in der Spätzeit der Renaissance auf Münzen kaiserlichen Gepräges findet. Diese Art ist recht bezeichnend für ihre Zeit.

Fig. 4 ist ein italienischer heraldischer Adler von
Serlio.
Dieser unterscheidet sich sofort von den
deutschen Adlern.

Fig. 5: Heraldischer Löwe, aus dem Wappen von
Jülich und Berg in Hefners Musterbuch.

Fig. 6: Leopard mit vorwärts stehendem Kopfe. Trotz des abenteuerlichen Aussehens eine doch sehr schön stilisierte Figur.

Fig. 7: Ein Falke, der sich ob seiner Seitwärtsstellung und dem langgestreckten, unten umgebogenen Schwanze sofort vom Adler unterscheidet. Hat diese Figur den Kopf wie Fig. 20, so stellt sie einen Geier

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