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Gewerbemuseums in Kaiserslautern, entworfen. Sie sind in 800 feinem Silber getrieben und zeigen zum Teil Ziervergoldung. Die Abendmahlskannen und Abendmahlskelche, von denen wir eine besondere Abbildung bringen, sind ziseliert und mit farbigen

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Halbedelsteinen in buntem Wechsel geschmückt; verwendet wurden hierbei: Opal, Karneol, Türkis, Lapis, Moosachat, Perlschale, Koralle, Amethyst und Malachit. Diese Stücke wurden von Hofjuwelier Robert Merath in Ulm hergestellt.

Das Goldschmiede-Handwerk!

EDE Arbeit wurde prompt und zu angemessenem Preise hergestellt und schon nach einem Vierteljahr konnte ein Gehilfe eingestellt werden. Mit der Zunahme der Reparaturen wuchs auch der Umsatz und schon das erste Jahr hatte ein durchaus befriedigendes Resultat aufzuweisen. Heute ist aus dem kleinen unbedeutenden Unternehmen ein flottgehendes Geschäft geworden, welches nicht zum mindesten der Handwerkskunst sein rasches Aufblühen verdankt.

Der Fälle gäbe es noch manche, an denen man den Wert unseres Handwerks auch noch in heutiger Zeit nachweisen könnte. Es würde hier aber zu weit führen, noch andere Beispiele eingehend zu behandeln. Dennoch möchte ich nicht versäumen, eines Fachkollegen zu gedenken, der es in hervorragender Weise verstanden hat, in der von mir geschilderten Art sich die Handwerkskunst zunutze zu machen. Vor nunmehr ca. 20 Jahren übernahm derselbe in einer Großstadt von einem Verwandten ein unbedeutendes Geschäft, welches sich in einer ganz abseits vom Verkehr gelegenen Stadtgegend, in einer schmalen Nebengasse befand. Durch eine von vornherein peinlichst gewissenhafte Organisation seines Geschäftsbetriebes, besonders die reelle, prompte Reparaturen-Erledigung betreffend, hat der rührige Inhaber es verstanden, sich nicht nur im Orte selbst, sondern weit über dessen Mauern hinaus einen großen Ruf zu verschaffen. Sein Prinzip lag stets darin, seine Kunden auch bei kleinen Wünschen schnell und gewissenhaft, mit mäßigen Preisen zu bedienen, weshalb die Zahl derselben von Jahr zu Jahr wuchs, sodaß heute acht Gehilfen und zwei Lehrlinge beschäftigt werden können.

Vergegenwärtigt man sich, was diese zehn Arbeitskräfte pro Tag fertigstellen, dann kann man sich ungefähr ein Bild von der ganz ansehnlichen Kundenzahl machen. Der Reparaturenzunahme entsprechend ist natürlich auch der Umsatz gestiegen, sodaß das Geschäft heute wohl das zweite am dortigen Platze geworden ist. Trotzdem befindet sich dieser umfangreiche Betrieb noch immer in denselben äußerst beengten Räumen, die oftmals, besonders in der Weihnachtszeit, die große Zahl der Kunden nicht aufzunehmen vermögen. Eine sonderbare Tatsache, daß man dieses äußerlich unscheinbare, abseits gelegene Geschäft aufsucht und zuvor diverse größere, elegante Juwelierläden passiert. Und doch ist der Grund dafür nicht weit zu suchen. Fast alle Konkurrenten lassen ihre Reparaturen in Arbeitsgeschäften fertigstellen, weshalb jener Inhaber in der Lage ist, die ihm übergebenen

(Schluß.)

Arbeiten zu gleichen Preisen abzugeben, wie die meisten anderen Firmen sie geliefert erhalten. Natürlich wird vom Publikum jeder Vorteil schnell erkannt und die Folgerung daraus ist, daß man jenes Geschäft auch bei Einkäufen in dem Glauben aufsucht, auch hierbei entsprechend billiger bedient zu werden.

Meine Ausführungen sollen nun denjenigen Fachkollegen, welche ihre Werkstätten einschränkten, bzw. aufgaben, neue Anregung geben, dieselben wieder mit aller Energie fortzuführen bzw. neu einzurichten. Der Wert einer eigenen Werkstatt steht doch unverkennbar fest, hat man doch erstens durch dieselbe eine Handhabe, die sachgemäße Ausführung der Arbeiten selbst verfolgen und zweitens dieselben vor allem mit einmaligem Nutzen abgeben zu können. Die Arbeitsgeschäfte wollen doch auch verdienen, weshalb bei einer Geschäftsverbindung mit diesen immer ein doppelter Gewinn in Frage kommt. Jeder sollte daher mit allen Kräften bestrebt sein, daran mitzuwirken, unser Handwerk wieder zu heben und die Bemühungen der Handwerkskammern und Innungen durch zweckdienliche Förderung derselben zu unterstützen. Zwar wird nun mancher auf diese Anregung erwidern, er sei mit kaufmännischen Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen, um auch noch die Werkstatt beaufsichtigen zu können. In solchem Falle übergibt man seinem älteren tüchtigen Gehilfen die Leitung der Werkstatt und vertraut ihm auch die Ausbildung der Lehrlinge an. So viel Zeit, um hin und wieder einmal nach dem Rechten zu sehen, wird ja immer noch übrig sein. Überhaupt empfiehlt es sich, da, wo es sich um die Anstellung eines Einzelgehilfen handelt, immer einen älteren erfahrenen Mann zu wählen und erst weiter zu besetzende Stellen durch jüngere Kräfte auszufüllen. Vielfach begnügt man sich auch in ersterem Falle der geringeren Lohnforderung wegen mit einem jüngeren Gehilfen und wundert sich, wenn hernach viele Arbeiten nicht zur Zufriedenheit ausgeführt werden. Beim Engagement spielen einige Mark mehr oder weniger Lohn keine Rolle, denn ein älterer Gehilfe mit guter Empfehlung wird sich in der Regel bezahlt machen. Gerade in einem Privatgeschäft werden Anforderungen der verschiedensten Art gestellt, weshalb es langer Erfahrung bedarf, um alle vorkommenden Arbeiten. sachgemäß ausführen zu können. Aus diesem Grunde ist es jüngeren Gehilfen zu empfehlen, von dem häufigen Selbstbewußtsein der Perfektheit Abstand zu nehmen und zu ihrer Fortbildung möglichst größere Werkstätten aufzusuchen. Zum Schluß seien auch der

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Diebeners Werkvorlagen

Entwürfe für Schmuck in einfacher Handausführung

Tafel 10 273

274 Diebeners Werkvorlagen

Entwürfe für Gefäße in Drücktechnik

Tafel 11

Lehrlingsausbildung einige Worte gewidmet. Geht schon im allgemeinen die Unterhaltung der eigenen Werkstätten zurück, wie viel mehr noch die Ausbildung der Lehrlinge. Wie mancher tüchtige Fachmann verzichtet heute auf die praktische Heranbildung junger Kräfte, weil er sich wenig Nutzen dabei herausrechnen kann, indem er glaubt, daß die Gesamtleistung der Lehrzeit in keinem Verhältnis zur dafür geopferten Zeit steht. Wollte nun aber jeder so denken, wo sollte der Gehilfenstand bleiben? Können wir doch ohnehin heute nicht von einer Überfüllung desselben, wie in anderen Berufen, reden. Ein Blick in den Arbeitsmarkt der Fachzeitung zeigt mindestens gleich viele, wenn nicht mehr offene Stellen, wie Angebote, weshalb sich den jungen Leuten, die sich unserem Fache widmen wollen, nach beendeter Lehrzeit weit bessere, günstigere Aussichten bieten, als das in anderen Berufen der Fall ist. Wer nun die Notwendigkeit Wer nun die Notwendigkeit der Hebung unseres Handwerks erkannt hat und mit seinen Kräften dazu beitragen will, dasselbe zu fördern, versäume nicht, auch zu seinem Teil an der Heranbildung junger, tüchtiger Gehilfenkräfte mitzuwirken. Endlich findet man die Lehrlingsausbildung oftmals auch als störend und zeitraubend; bei einigermaßen

begabten Jüngern der Kunst wird man aber wieder hinreichend nutzbringende Erfolge zu verzeichnen haben, sodaß Mühe und Zeit nicht umsonst verwandt wurden. Natürlich keine Regel ohne Ausnahme, denn zu unserem Handwerk als Kunsthandwerk gehört etwas mehr Talent und Geschicklichkeit, wie zu manch anderem. Will man daher bei der Annahme eines Lehrlings recht vorsichtig sein, darf man nicht vergessen, daß sich Geschicklichkeit nicht immer in äußerer Intelligenz kennzeichnet. Ist man sich beispielsweise einmal über die zu treffende Wahl unschlüssig, dann empfiehlt es sich, einen einigermaßen begabten Zeichner zu bevorzugen. Überhaupt muß, wer ein tüchtiger Arbeiter werden will, auch über hinreichenden Formensinn und Stilkenntnisse verfügen, weshalb heute auch an den Gewerbeschulen in erfreulicher Weise in erster Linie für einen ausgedehnten Zeichen- und Modellierunterricht Sorge getragen wird. Treten dann die Herren Meister in gleich reger Weise für die praktische Ausbildung ein, nun dann ist für unseren Gehilfenstand gesorgt. Darum! Frisch, Ihr Meister, seid zur Hand; Sorgt für neues Schaffen, Streben, Und zu unser aller Segen

Hebt den alten Goldschmiedstand!

STREIFZÜGE IN DIE HERALDIK.

SPÄT-RENAISSANCE.

HE wir uns mit dem Rokokostile beschäftigen, zeigen wir hier ein Wappen der späteren Renaissance, der im vorigen Artikel, Seite 228, besprochen ist (Fig. 87). Es ist immer wieder unser altbekanntes Siegel. Zu dem Siegel haben wir nun folgendes zu bemerken: Der Adler ist nach Wendel Dietterlin; er unterscheidet sich sehr von den sämtlichen vorhergehenden. Der Löwe ist ebenfalls aus derselben Epoche und zeigt nicht mehr das kühne echt heraldische Aussehen, sondern ein mehr naturalistisches. Die Helmdecken sind ebenfalls aus derselben Zeit und sind einem Wappen Knoblacher entnommen. So bringt uns dieses Wappen das Gesamtbild jener späten Renaissance zur Ansicht. Wenden wir uns nun zu dem

ROKOKOSTIL

so finden wir unter Nr. 88 den vollendeten Stil jener neuen Richtung, der in seiner Anfangsperiode Barock genannt, und später zu dem ausgeprägtesten Rokokomuschelstil sich entwickelt hatte, wie wir an der

Figur 90 sehen. Dieser Stil zeigt uns in vielen erhaltenen Exemplaren eine vollendete Technik. Für den Beschauer mögen die verschlungenen Helmdecken der Figur 88 etwas Bestechendes haben, besonders wenn sie schön gestochen sind allein sie sind weit entfernt von dem ursprünglichen Zweck wie der freundliche Leser von den ersten Artikeln her weiß. Der Schild hat allerlei Auskerbungen und ist in die Breite gezogen, der Adler hat immer noch eine ziemlich heraldische Gestalt und ist auf dem meist gewölbten Schilde schön eingeteilt. Der Löwe ist mehr naturalistisch und steif, und hat kein kriegerisches, zum Kampfe gerüstetes Aussehen mehr. Trotzdem aber hat dieser sehr malerische Stil seine Berechtigung sowohl in der Architektur als auch dem GesamtKunstgewerbe. Die Technik ist nicht sehr leicht und erheischt eine sehr gewandte und elegante Handfertigkeit. Der Zopfstil nähert sich wieder mehr der Renaissance, aber in einer weniger schönen Weise bis zum

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Abb. 90

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sogenannten Empire mit seinen kunstlosen Formen und kommt schließlich als unschuldiger Biedermeierstil zum Vorschein, den wir hier unter Abb. 89 vorführen. Welcher Abstand von allen vorhergehenden Kunstrichtungen? Der Schild wurde mangels neuer Erfindungsgabe wieder mehr nach der gotischen Manier kunstlos umgestaltet, worauf als Gespenst eine Karikatur des heraldischen Adlers sich be

Abb. 87

in den 60er Jahren vorigen Jahrhunderts zum Vorschein und zwar von der klassischen Kunststadt München her, in welcher unser altberühmter Graveur Birnböck, der dort geboren ist, seine vollendeten Meisterwerke der Siegelstechkunst zum Vorschein brachte. Er ging zurück zur alten Gotik und brachte hier Meisterwerke zur Schau, wie sie von den Alten niemals in dieser technischen Vollendung vorgeführt worden sind. So arbeitete er sich durch alle Stile durch und schuf nur klassische, für alle Zeiten mustergültige Arbeiten. Nach dem Kriege 1870-71, als das ganze Kunstgewerbe sich wieder aus dem alten Schlendrian zu neuem Aufschwunge erhob, traten auch in dem übrigen Deutschland wieder künstlerische Graveure auf, von denen auch einzelne ebenfalls schon vor 70, wie z. B. R. Otto in Paris, später Berlin, großartige Arbeiten lieferten. Wir nennen außerdem noch Schuppan, Voigt, Schwerdtner (Wien), Tips, Oehring, Lenthe, sowie noch einen bedeutenden Künstler in Eger, dessen Name uns entfallen ist. An modernen Wappenzeichnern und Malern besitzen wir Döpler, Hupp, Rickelt, Hildenbrandt usw. Zu nennen sind hier auch die verstorbenen Münchener R. und F. von Seitz. Alle diese können sich mit den besten Künstlern vergangener Jahrhunderte messen. Einige Vorbilder jener werden wir noch bringen.

findet, den wir auch heute noch auf den preußischen Militärhelmen und Amtssiegeln als abschreckendes Beispiel finden. Auch bis vor kurzem waren noch die hessischen Stempel und Siegel mit dem steifen Löwen, der sich über dem Helme vorliegenden Wappens in falscher Stellung befindet, denn bei einem seitlich gewendeten Löwen muß auch der Helm seitlich stehen und nicht geradeaussehen wie hier. Die Helmdecken sind nüchtern und steif, und gehen sogar bei vielen Wappen jener trostlosen Zeit gar hinten heraus und nicht oben vom Kopfe her. Wir haben auch Muster aus jener Zeit die technisch vollendet aber trotzdem ohne Kunstwert sind, da sie unverstanden gearbeitet sind. Durch die langwierigen Napoleonskriege zu Anfang vorigen Jahrhunderts ging fast jedes Kunstverständnis verloren. Man betrachte nur den Helm der besprochenen Figur. Der Hals desselben ist so enge, daß kein Mann mehr seinen Kopf durchstecken kann. Also alles in allem, kein Künstler oder Fachmann nehme seine Vorbilder aus dieser Kunstepoche.

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DIE NEUE ZEIT.

Die Wiedergeburt der neueren Richtung kam schon

Wir kommen nun zu den Vorbildern der heraldischen Tiere, insbesondere des Adlers und des Löwen, sowie den anderen nicht minder häufig vorkommenden Gestalten der Heroldskunst.

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