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Diebeners Werkvorlagen

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Tafel 8 257

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258 Diebeners Werkvorlagen

Tafel 9

Das Goldschmiede-Handwerk!

HANDWERK hat einen goldenen Boden, sagt das

alte Sprichwort, welches in jener Zeit geschaffen wurde, da der tüchtige Handwerksmeister neben dem Kaufmann, Gelehrten und Künstler eine gleich bedeutende Rolle spielte. Gedenken wir nur des Altmeisters Wenzel Jamnitzer, dessen Name wohl nie verlöschen wird. Wie aber haben sich die Zeiten geändert. Die meisten unserer Fachkollegen legen heute keinen großen Wert mehr auf die Handwerkskunst, denn die Fabriken mit ihren großen maschinellen Betrieben haben die Handarbeit mehr und mehr verdrängt. Durch diesen bedeutsamen Aufschwung der Industrie aber ist auch das Goldschmiedegeschäft Schritt für Schritt mehr Handelsgeschäft geworden, weshalb es heute eine bei weitem größere kaufmännische als fachtechnische Tätigkeit erfordert. Was Wunder, wenn man daher mehr und mehr das Interesse für die Werkstatt verliert. In allen größeren Städten finden wir heute Arbeitsgeschäfte, bei welchen der Juwelier gleich dem Uhrmacher seine Reparaturen und kleineren Neuanfertigungen fertigstellen läßt und liegt dann einmal die Ausführung einer gediegeneren Arbeit vor, dann stehen ja genügend Fabriken zur Verfügung. Auf diese Weise ist es ein Leichtes, die Unterhaltung der eigenen Werkstätten mehr und mehr einzuschränken. Diesen Standpunkt der Entledigung der eigenen Handwerkskunst gerade als zweckmäßig zu bezeichnen, vermag ich nicht zu behaupten. Vielmehr möchte ich versuchen das Gegenteil zu beweisen.

Eine große Zahl von unseren Fachkollegen weiß den Wert eigener Arbeit, ich meine fachtechnische Arbeit (Neuanfertigungen und Reparaturen), nicht in genügendem Maße zu schätzen, indem vielleicht mancher bisher weniger Gelegenheit hatte, die Eigenheit, mit welcher die meisten Kunden solche Kleinigkeiten behandeln, zu erkennen. Daß natürlich jeder bestrebt ist, sein Hauptaugenmerk auf den Warenabsatz und die Vergrößerung seines Umsatzes zu richten, ist wohl selbstverständlich, aber daß die pünktliche, aufmerksame Bedienung in vorerwähnten kleineren Wünschen einen wichtigen Faktor zur Erreichung dieser Ziele bildet, darf nicht vergessen werden.

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Von einem Beispiel von den vielen, die ich anzuführen in der Lage wäre, will ich jetzt berichten.

Vor langen Jahren ging ein guter Freund von mir, ein tüchtiger befähigter Goldschmied mit der Absicht um, sich selbständig zu machen. Ein kleiner Kapitalfonds war vorhanden und somit war eine wichtige, Vorbedingung erfüllt. Nun lag die Schwierigkeit in der Auffindung eines Ortes, in welchem noch einem Goldschmied eine einigermaßen sichere Existenz gewährleistet war. Bei Erledigung dieser Frage konnte ich nun beratend zur Seite stehen. Aus meiner damaligen vorjährigen Manöverzeit wußte ich ein nettes aufblühendes Städtchen, in welchem sich nur zwei kleinere

Mein

Geschäfte befanden und nach meinem Dafürhalten mußte hier eine Etablierung unbedingt lohnend sein. Vorschlag wurde mit Freuden begrüßt, und ich erbot mich gern, zunächst einmal noch nähere Auskunft über den Ort und seine Verhältnisse einzuholen. Da derselbe in nicht allzugroßer Entfernung von unserem Domizil lag, fuhr ich an einem Sonntage hinüber, um an Ort und Stelle die nötigen Erkundigungen einzuziehen. Zunächst besichtigte ich noch einmal die Stadt mit ihrer schönen Umgebung und dann ging's auf die Suche nach Material. Nachdem die beiden dort befindlichen Fachgeschäfte noch einmal einer eingehenden Prüfung unterzogen waren, ging es in einen Buchbinderladen, um einige Ansichtskarten zu erstehen. Bei dieser Gelegenheit versäumte ich nicht, der freundlichen Frau das Vorhaben meines Freundes zu unterbreiten, worauf sie mir erklärte, daß ein tüchtiger, strebsamer Goldschmied sehr leicht eine gute Existenz dort finden würde. Die anderen beiden Geschäftsinhaber seien sehr nachlässig und Reparaturen erhielte man vor 3 bis 4 Wochen nicht wieder zurück, und häufig seien sie so teuer, daß man beinahe einen neuen Gegenstand dafür erhalten könne. Nachdem sie noch über Auswahl und Geschmack in Geschenkartikeln usw. gesprochen hatte, verabschiedete ich mich und nun ging's weiter durch die Straßen bis ich vor einem vornehmen Manufaktur- und Bankgeschäft Halt machte. Am Eingang war ein blitzendes Schild mit der Aufschrift: Inhaber: Kommerzienrat Fr. B., angebracht. Um nun auch ein Urteil aus höheren Kreisen zu erhalten, erstand ich auch hier einen Gegenstand, worauf ich nach dem Herrn Kommerzienrat verlangte, um ihn in einer Privatangelegenheit sprechen zu dürfen. In's Privatkontor geführt, wurde ich dort von einem alten Herren mit freundlichem Lächeln begrüßt. Nach meinem Anliegen befragt, unterbreitete ich ihm die Absicht des Freundes. Mit sichtlicher Freude konnte auch er mir das sichere Gelingen dieses Planes in Aussicht stellen, da es nach seinem Dafürhalten für einen tüchtigen Fachmann ein leichtes sein müsse, sehr bald ein flottes Geschäft zu machen. Vor allem müsse derselbe aber besonderen Wert auf die prompte und saubere Ausführung der Reparaturen legen. Wenn er jetzt einem der dortigen Herren seine Uhrkette zur Wiederherstellung anvertraue, wäre sie vor drei Wochen nicht zurückzuerhalten, und noch manche andere Sache wurde erörtert.

Es war Mittag geworden, und erfreut über so günstige Aussichten, ging ich in das gegenüberliegende Restaurant. Nachdem ich mich gut verpflegt hatte, zog ich den Besitzer und dessen Frau in ein längeres Gespräch, im Verlauf dessen ich den Zweck meines Dortseins bekundete. Auch hier wurde wieder die gleiche Ansicht geteilt und den Kernpunkt bildeten wieder die Reparaturen. Am Abend ging es dann zurück, wo

ich am Bahnhof schon von meinem Freunde erwartet wurde, welcher natürlich das günstige Resultat mit lebhaftem Interesse entgegennahm. Am selben Abend wurde noch der Plan der Etablierung genauer ausgearbeitet und zur Eröffnung des neuen Unternehmens der nächste Quartalserste in Aussicht genommen. Die Vorbereitungen wurden getroffen

und das Geschäft eröffnet. Natürlich war auf die Ausgestaltung der Werkstatt ganz besondere Sorgfalt verwendet worden, um alle vorkommenden Arbeiten hernach pünktlich erledigen zu können. Der Erfolg blieb dann auch nicht aus, denn an Kunden fehlte es nicht, wenn es sich auch anfangs oft nur um kleinere Reparaturen handelte. (Fortsetzung folgt.)

Schaufenster in Brüssel.

WAHREND in Belgiens lebensfröhlicher und lebens

starker Metreopole die Demolierwut grimmige Orgien feiert und eine alte Straße nach der anderen niederlegt, um Platz zu schaffen für das Schleppenrauschen der „neuen Zeit“, macht sich bei den Inhabern vieler bedeutender Magazine eine starke Beweglichkeit nach der positiven Seite geltend. Es gibt ja kein zweites Land, in dem der Bijouteriehandel (an den Größenverhältnissen des Territoriums und der Einwohnerzahl gemessen) eine so gewaltige Rolle spielt, wie gerade in Belgien; und da die deutsche Fabrikation, wenn auch nicht zum größeren Teile, so doch prozentual weit stärker als in Frankreich, an der Versorgung des Landes mit Schmuckwaren aller Art beteiligt ist, so dürfen wir die Entwicklung der Hauptstadt in diesen Jahren der Mauserung mit regstem Interesse betrachten.

Ein schönes Magazin um's andere entsteht, d. h. es sind nicht Neugründungen, sondern zumeist längst angesessene Juweliere, die in der allgemeinen Bewegung, teils unter dem Zwang der örtlichen Verhältnisse, teils freiwillig, ihrem Geschäft eine neue Heimstätte gründen. Dem Geist der Zeit entsprechend, erfolgt die Ausstattung dieser neuen Läden mit einem gediegenen Luxus, aber immer mit einer gewissen geschmackvollen Zurückhaltung, von dem Gedanken geleitet, daß intime Vornehmheit der Verkaufsräume dem Geschäft förderlicher sei, als der überladene Prunk palastartiger Räume. Es wird freilich noch einige Zeit vergehen, bis die gewaltige Umwandlung des Stadtzentrums vollständig durchgeführt ist, und im Geschäftsgang wird sich diese Übergangszeit mehr oder weniger fühlbar machen, aber soviel ist jetzt schon zu erkennen, daß die Stadt immer vom Standpunkt moderner Anschauung aus-außerordentlich gewinnen wird und die großzen Opfer, die dem kühnen Gedanken gebracht werden müssen, nicht unkompensiert bleiben.

Die erhöhte Regsamkeit zeitigte einen stillschweigenden Wettbewerb unter den feineren Geschäften, dessen äußere Symptome in der Ausgestaltung der Schaufenster am deutlichsten in Erscheinung treten. Eine gewisse Abhängigkeit von Paris ist ja nicht zu verkennen, aber es ist doch kein bloßes Kopieren der bekannten Juwelierläden in der rue de la Paix usw., der aufmerksame Beobachter kann vielmehr eine starke Selbständigkeit des dekorativen Geschmacks finden, von

der Eigenart des flämischen Wesens begründet, das zum englischen wie zum deutschen Geschmack unverkennbare Parallelen hat. Dabei bemerken wir in erster Linie das Bestreben, unter tunlichster Einschränkung des Quantitativen durch die Qualität der ausgestellten Stücke zu wirken. Wenige ausgesuchte Arbeiten von hohem künstlerischen und materiellen Wert geben dem Schaufenster sein Gepräge und zugleich Zeugnis von dem Geschmack des betreffenden Inhabers. Alles wird mit sicherem Blick für die Wirkung an die richtige Stelle gerückt, die Distanzen sorgfältig abgewägt, so daß kein Stück das andere beeinträchtigt, aber auch doch wieder so angeordnet, daß kein Gefühl der Leere entsteht. Freilich, in einer so internationalen Stadt wie Brüssel ist es ganz und gar nicht leicht, für jedes Auge ein geeignetes und sympathisch wirkendes Schaufensterarrangement zu treffen, da aber die ungeschriebenen Gesetze vornehmen Geschmackes ebenfalls international sind, so darf der Einzelne seinen angeborenen Neigungen in dekorativer Hinsicht schon etwas Spielraum lassen.

Diese Beobachtungen gelten ausschließlich für die feineren Magazine, deren Kundschaft sich vorwiegend aus der Elite des Ansässigen- und Fremdenpublikums zusammensetzt, dem ein guter Geschmack schon von Geburt an eigen oder doch wenigstens anerzogen ist. Alles in allem finden wir bei allen am neuen oder am alten Platze verbliebenen Magazinen das Signum. einer dreifachen Einwirkung: Deutscher Gediegenheit, englischer Freude am Material und französischen Feinsinns in Verarbeitung und Arrangement; alles glücklich zusammengehalten durch eine intuitive Geschmackssicherheit, die zugleich bodenständig und hellsichtig ist.

Von diesen auserwählten Vertretern der Brüsseler Schmuckbranche zu den Magazinen mittleren und kouranten Genres zu kommen, ist eine geringe Freude. Hier herrscht noch ganz die alte Neigung, ein Schaufenster als Sammelkiste für einen möglichst monströsen Haufen Ware zu betrachten und wahllos alles hineinzupfropfen was nur irgend Platz hat, ohne Rücksicht auf das Nebeneinander, oft sogar mit einer geradezu erschreckenden Neigung zum Übereinander. Aber jeder legt schließlich seinem Schaufenster den Geschmack des Publikums zu, auf das er rechnet; und es gibt dortzulande noch so viele, die ein solches Türkenlager von Bijouterien jeglicher Art liebevoll lächelnd und angenehm staunend betrachten.

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Deutsche GoldschmiedeZeitung

WIE

Von der Ausstellung der Krefelder Ortsgruppe
des Deutschen Werkbundes.

IE der Sauerteig beim Backen, so ist auch im Kunstgewerbe Anregung unentbehrlich; ohne Anregung kein Leben, kein Fortschritt. Anregung zu geben, ist die Aufgabe, die sich der Deutsche Werkbund gestellt hat, und daß er dieser Aufgabe gerecht zu werden versteht, dafür war die kleine Ausstellung, die die Mitglieder seiner Krefelder Ortsgruppe im Kaiser - Wilhelm - Museum veranstaltet haben, ein sprechender Beweis.

Da sicher manchen Lesern die Organisation und die Bestrebungen des Deutschen Werkbundes noch unbekannt sind, so wird ein kurzer Bericht darüber nicht ohne Interesse sein. Der Deutsche Werkbund (DWB) ist eine Vereinigung von Gewerbetreibenden, Künstlern und Sachverständigen, die sich zu dem Zweck zusammengetan haben, die Qualitätsarbeit zu fördern, auf allen Gebieten, hauptsächlich aber im Kunstgewerbe. In der Hast unserer Zeit, mit Hilfe von Imitationen und Scheinqualität durch immer billigere Preise, die Konkurrenz zu unterbieten, vertritt der DWB den gegenteiligen Standpunkt und sucht durch Betonung der Materialechtheit und durch Förderung gediegener Arbeit den Ruf des deutschen Kunstgewerbes zu heben und mitzuhelfen, daß unserem Kunstgewerbe im Wettbewerbe der Kulturvölker eine geachtete Stelle gesichert bleibe. Nicht zuletzt sieht der DWB seine Aufgabe darin, unter dem kaufenden Publikum das Verständnis und das Interesse für gediegene und geschmackvolle Arbeit zu wecken.

Trotzdem der DWB erst etwa vier Jahre besteht, beträgt die Zahl seiner Mitglieder schon über tausend, und das ist eine große Zahl, wenn man berücksichtigt, wie der DWB seine Mitglieder auswählt. Es ist nicht möglich, wie bei einem anderen Vereine, sich beim DWB als Mitglied anzumelden, sondern nur wer vom Bundesvorstande eingeladen wird, kann Mitglied werden, und eingeladen sollen nur solche Leute werden, die durch ihre Arbeiten und ihr Wirken den Beweis geliefert haben, daß sie den Zielen und Bestrebungen des DWB zustimmen. Auf diese Weise ist Vorsorge getroffen, daß nur neue Mitglieder hinzukommen, die der Entwickelung der Bundesarbeit förderlich sind. Der DWB will nur Mitglieder, die für sich und in ihrem Kreise dem Werkbund-Gedanken so weit es möglich ist Geltung zu verschaffen bereit sind, und wer das

Mitgliederverzeichnis durchsieht, findet eine Menge
Namen, die in unserem Kunstgewerbe einen guten
Klang haben. Vorsitzender des Bundes ist Herr Hofrat
Peter Bruckmann, in Fa. P. Bruckmann & Söhne,
Heilbronn; Geschäftsführer ist Herr Dr. Wolf Dohrn
in Dresden.

Der DWB fördert seine Mitglieder durch gediegene
literarische Arbeiten aus dem Interessengebiete des
Bundes, durch Vorträge, Versammlungen, Ausstellun-
gen usw.
Für die einzelnen Unterabteilungen des
Kunstgewerbes sind gesonderte Fachgruppen gebildet
worden, von denen bis jetzt neun in Tätigkeit sind.
Es sind dies: Baugewerbe, Töpfereigewerbe, Möbel-
und Innenbau, Verarbeitung unedler Metalle, Ver-
arbeitung edler Metalle, Textil- und Bekleidungsge-
werbe, Schriftgewerbe, Buchverlag, kunstgewerblicher
Zwischenhandel. An der Spitze dieser Fachgruppen
stehen Vertrauensmänner. Außerdem ist ganz Deutsch-
land in Bezirke geteilt, die durch Ortsvertrauensleute
vertreten werden. Wir hier in Krefeld haben das
Glück, an der Spitze unserer Ortsgruppe, die etwa
30 Mitglieder zählt, den Direktor des Kaiser-Wilhelm-
Museums zu haben, Herrn Dr. F. Deneken, der durch
seine unermüdliche Arbeit an unserem Museum viel
zur Hebung des künstlerischen und kunstgewerblichen
Lebens beigetragen und so den Boden für den Werk-
bundgedanken längst vorbereitet hat. Dank seiner
rührigen Tätigkeit und seiner unermüdlichen Auf-
munterung konnte sich unsere Ortsgruppe bereits in
diesem Jahre mit einer Sonderausstellung an die
Öffentlichkeit wagen. Es war ein Wagnis, es war aber
auch ein Erfolg. Die Urteile der Presse
auch aus-
wärtige Blätter, wie die „Kölnische Zeitung", haben
ausführlich über die Ausstellung referiert waren aus-
nahmslos anerkennend und lobend, vor allem aber zeigte
das besuchende Publikum ein ganz außergewöhnliches
Interesse, obwohl manche der ausgestellten Arbeiten
sehr stark von dem Herkömmlichen abwichen.

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Wie es in Krefeld nicht anders zu erwarten ist, standen die Textilarbeiten im Vordergrunde, doch waren auch andere Gewerbe, wie Architektur, Grabmalkunst, Möbel, das Druckereigewerbe, Buchbinderarbeiten usw. vorzüglich vertreten. Uns interessieren hier vor allem zwei Abteilungen: 1. die der Krefelder Schmuckstein-Industrie, die geschliffene Materialproben neuer

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